Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Aufgabe gewesen ist. Er war kein hohes Tier, aber er steckte tief im Geheimsten vom Geheimen, das steht fest. Ende 1944 erhielt ich von Kapitänleutnant Jörgens einen Auftrag. Wo er seine Dienststelle hatte, wußte niemand. Ich durfte mich im RSHA - Reichssicherheitshauptamt - bereithalten. Dort herrschte damals kein besonders gutes Klima. Es gab unterschiedliche Auffassungen, jede Menge interne Rivalität, Intrigen, dazu Mißtrauen gegen die Canaris-Getreuen. Für Jörgens muß das beinahe feindliches Territorium gewesen sein. Wir trafen uns in einem kleinen engen Zimmer: Er, zwei Offiziere der Luftwaffe und ich. Aber ...“ Busch lehnte sich zurück, die Stimmung des sich Erinnerns kam über ihn und er sprach, nicht ohne innere Bewegung, weiter: „... Damit begann das verrückteste Abenteuer meines Lebens! Wir hatten damals einen neuen Nachtjäger, den ‚Uhu‘, die He 219. Eigentlich gab es dieses Flugzeug schon seit zwei Jahren und wir hätten es dringend früher gebraucht, doch wegen der ewigen Intrigen des RLM - Reichsluftfahrtministerium - wurde es erst so spät eingesetzt, zu spät und auch nur noch in kleiner Anzahl. Diese Maschine war äußerst fortschrittlich. Enorm stark bewaffnet und obwohl verhältnismäßig groß, ein Zwomotorer, sehr schnell. Eine solche He 219 war umgebaut worden. Alles, was nicht unbedingt nötig war, hatte man herausgenommen und dafür zusätzliche Teibstofftanks eingebaut. Dadurch war sie zugleich leichter geworden und noch schneller. Sie konnte jetzt, falls nötig, auch den besten feindlichen Jägern davonfliegen. Mit diesem Flugzeug, in das drei Personen hineinpaßten, sollte es nach Amerika gehen und wieder zurück! Im Dezember 1944! Meine Aufgabe sollte darin bestehen, einer Firma in New York, die offenbar von Gewährsleuten des SD betrieben wurde, einen Aktenkoffer zu überbringen und anschließend noch eine deutschfreundliche amerikanische Familie in Newport zu besuchen; das war eine Canaris-Verbindung. Drei Tage Aufenthalt in Amerika waren eingeplant. Es war kurz vor Weihnachten und alles sollte Schlag auf Schlag gehen. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, noch mit irgend jemandem zu reden. Das war natürlich so geplant, eine Sicherheitsmaßnahme. Jörgens übergab mich sozusagen umgehend der Obhut der beiden Luftwaffenoffiziere. Heilig Abend 1944 würde für mich in New York stattfinden!“ Busch machte seine Zigarre aus, faltete die Hände vor seinem zunehmenden Bauch. Es war deutlich zu spüren, wie seine Gedanken in die Vergangenheit zurück schwebten und diese auf einen Moment wieder lebendig werden ließen. Er sprach weiter: „Wir hatten auf Grönland einen kleinen geheimen Stützpunkt. Der Feind wußte das, hat ihn aber nie entdeckt, auch nach Kriegende nicht. Dorthin war von einem unserer letzten ( 341 )

Z-PLAN noch aktionsfähigen U-Boote Treibstoff gebracht worden. Mit Zwischenlandungen dort konnte unsere ‚Uhu‘-Sonderausführung die Vereinigten Staaten erreichen und es auch wieder heim nach Deutschland schaffen, knapp aber doch, weil wie in Amerika würden tanken können. Das war genau ausgerechnet worden. Noch in derselben Nacht – ich erinnere mich genau, es war der 22. Dezember – startete unsere He 219 von einem getarnten Behelfsflugplatz am Stadtrand von Berlin in Richtung Grönland. Der Pilot war ein junger Leutnant, er hieß Günter. Zu meinem Erstaunen war die dritte Person an Bord ein junges Mädchen! Sie war hübsch, kaum älter als zweiundzwanzig und hatte eine Gretchenfrisur aus hellbraunen Zöpfen. Ihr Vorname war Elke, den Nachnamen nannte sie nicht. In der Maschine saß man in Reihe hintereinander. Den Piloten hatte ich vor mir, das Mädchen hinter mir. Wir flogen nach Norden. Über Funk beikamen wir Mitteilung, daß ein großer feindlicher Bomberverband, vermutlich von Nachtjägern begleitet, unseren Kurs kreuzen könnte, allerdings in größerer Höhe. Um der Gewichtsersparnis willen war ein Teil unserer Bewaffnung ausgebaut worden, aber zwei sehr wirkungsvolle Dreizentimeterkanonen besaßen wir trotzdem noch. Günter sagte, es jucke ihm in den Fingern, den gemeldeten Feindverband anzugreifen, leider dürfe er das nicht. So flogen wir einsam durch die Winternacht. Es kam mir sehr still vor, obwohl die beiden Motoren unentwegt ihr eintöniges Brummen von sich gaben. Der Sternenhimmel bot sich in wunderbarer Klarheit dar. Davon fühlte ich mich regelrecht romantisch berührt. Ich dachte auch an das hübsche Mädchen hinter mir. Was mochte es zu dieser Mission getrieben haben? Ich hatte darüber keinerlei Unterrichtung, also betraf es auch meine Aufgaben nicht, denn Kapitänleutnant Jörgens pflegte wohl sehr genau zu organisieren. Dieses Rätsel ließ mich aber doch nicht ganz los. Gerne hätte ich Elke gefragt, wußte aber im vorhinein, sie würde mir keine aufschlußreiche Antwort gegeben haben. Günter ging mit der Maschine tiefer, wir durchflogen Schneeschauer. Zum Glück ist unser ‚Uhu‘ mit einer vorzüglichen Heizungsanlage ausgestattet gewesen, der Flug war keineswegs unangenehm. Die Zwischenlandung in Grönland bereitete weniger Freude. Es stürmte, Schneewehen wirbelten über dem Boden, die provisorische Landebahn ließ sich kaum erkennen. Aber Günter brachte den ‚Uhu‘ doch anstandslos herunter. Hier verließ uns Elke. In Leder und Pelz vermummt, kletterte sie aus dem Flugzeug. Der Wind pfiff eisig um die gewölbte Glaskanzel herum. Ich beneidete Elke nicht, die, wer mochte wissen für wie lange, in dieser Schnee- und Eiswüste bleiben würde. Der anscheinend winzige Stützpunkt machte den Eindruck, als ( 342 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Aufgabe gewesen ist. Er war kein hohes Tier, aber er steckte tief <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>sten<br />

vom Gehe<strong>im</strong>en, das steht fest. Ende 1944 erhielt ich von Kapitänleutnant Jörgens<br />

einen Auftrag. Wo er seine Dienststelle hatte, wußte niemand. Ich durfte<br />

mich <strong>im</strong> RSHA - Reichssicherheitshauptamt - bereithalten. Dort herrschte damals<br />

kein beson<strong>der</strong>s gutes Kl<strong>im</strong>a. Es gab unterschiedliche Auffassungen, jede<br />

Menge interne Rivalität, Intrigen, dazu Mißtrauen gegen die Canaris-Getreuen.<br />

Für Jörgens muß das beinahe feindliches Territorium gewesen sein. Wir trafen<br />

uns in einem kleinen engen Z<strong>im</strong>mer: Er, zwei Offiziere <strong>der</strong> Luftwaffe und ich.<br />

Aber ...“ Busch lehnte sich zurück, die St<strong>im</strong>mung des sich Erinnerns kam über<br />

ihn und er sprach, nicht ohne innere Bewegung, weiter: „... Damit begann das<br />

verrückteste Abenteuer meines Lebens! Wir hatten damals einen neuen Nachtjäger,<br />

den ‚Uhu‘, die He 219. Eigentlich gab es dieses Flugzeug schon seit zwei<br />

Jahren und wir hätten es dringend früher gebraucht, doch wegen <strong>der</strong> ewigen<br />

Intrigen des RLM - Reichsluftfahrtministerium - wurde es erst so spät eingesetzt,<br />

zu spät und auch nur noch in kleiner Anzahl. Diese Maschine war äußerst<br />

fortschrittlich. Enorm stark bewaffnet und obwohl verhältnismäßig groß, ein<br />

Zwomotorer, sehr schnell. <strong>Ein</strong>e solche He 219 war umgebaut worden. Alles,<br />

was nicht unbedingt nötig war, hatte man herausgenommen und dafür zusätzliche<br />

Teibstofftanks eingebaut. Dadurch war sie zugleich leichter geworden und<br />

noch schneller. Sie konnte jetzt, falls nötig, auch den besten feindlichen Jägern<br />

davonfliegen. Mit diesem Flugzeug, in das drei Personen hineinpaßten, sollte es<br />

nach Amerika gehen und wie<strong>der</strong> zurück! Im Dezember 1944! Meine Aufgabe<br />

sollte darin bestehen, einer Firma in New York, die offenbar von Gewährsleuten<br />

des SD betrieben wurde, einen Aktenkoffer zu überbringen und anschließend<br />

noch eine deutschfreundliche amerikanische Familie in Newport zu besuchen;<br />

das war eine Canaris-Verbindung. Drei Tage Aufenthalt in Amerika waren eingeplant.<br />

Es war kurz vor Weihnachten und alles sollte Schlag auf Schlag gehen.<br />

Ich hatte keine Gelegenheit mehr, noch mit irgend jemandem zu reden. Das war<br />

natürlich so geplant, eine Sicherheitsmaßnahme. Jörgens übergab mich sozusagen<br />

umgehend <strong>der</strong> Obhut <strong>der</strong> beiden Luftwaffenoffiziere. Heilig Abend 1944<br />

würde für mich in New York stattfinden!“ Busch machte seine Zigarre aus,<br />

faltete die Hände vor seinem zunehmenden Bauch. Es war deutlich zu spüren,<br />

wie seine Gedanken in die Vergangenheit zurück schwebten und diese auf einen<br />

Moment wie<strong>der</strong> lebendig werden ließen. Er sprach weiter: „Wir hatten auf<br />

Grönland einen kleinen gehe<strong>im</strong>en Stützpunkt. Der Feind wußte das, hat ihn aber<br />

nie entdeckt, auch nach Kriegende nicht. Dorthin war von einem unserer letzten<br />

( 341 )

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!