Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN te. Astrid hatte das Ding ein ‚Funkgerät zum Himmel‘ genannt, ohne zu erklären, wie sie das meinte, das täte sie später. Wie hatte es sein können, daß der Amethyst tatsächlich leuchtete? Es war ganz sicher kein Trick im Spiel. Es konnte auch nicht sein, daß der Stein von sich aus phosphoreszierte, denn sonst hätte er das zuvor hier ebenso tun müssen. Es mußte also wohl, wie Astrid gesagt hatte, mit der genauen Anordnung der drei Dinge zusammenhängen, Amethyst, Bergkristall und Zopfspitze. Die Zopfspitze von Antonietta hatte so genau gepaßt und war so treffsicher zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht, daß auch dies schwerlich bloßer Zufall sein konnte. War es Busch, als dieser unbedingt noch einiges aus Alottis Haus holen wollte, nicht doch um mehr als die wertvolle Briefmarkensammlung gegangen? Wozu hätte er ein anscheinend nur sentimentales Andenken eines Vaters an seine Tochter mitnehmen sollen? Aber vielleicht hatte er ja gar nicht in die Schachtel hineingeguckt, sondern nur in Eile zusammengerafft, was er für verpackte Wertgegenstände hielt. Busch – der hatte auch Veras Vater gekannt, damals, als Valtine eine tragische Rolle spielte ... Es gab noch vieles, was hinter dichten Schleiern lag. Unter den zahlreichen Möglichkeiten, an die zu denken oder über die zu grübeln jetzt zur Auswahl stand, war es dann doch das Bild Veras, das in Lukowskys Gedanken aufstieg, alles überstrahlend wie die inzwischen aus dem Morgenrot auftauchende Sonne – und ebenso fern, unerreichbar. Und könnte man die Sonne erreichen, würde man an ihr verbrennen – in einem einzigen, wundervollen Augenblick ... Es war noch nicht ganz acht Uhr an diesem Morgen, als das brave und doch mitunter lästige Gerät der Gattung Telefon ihn mit rücksichtslosem Schrillen aus seinen Träumereien riß. Lukowsky nahm den Hörer und meldete sich mit: „Es ist noch nichtmal acht Uhr!“ Von der anderen Seite tönte es entsprechend grob mit der Stimme Wenzls zurück: „Das weiß ich! Bei uns beginnt die Arbeit um halb Sieben, Sie fauler Sack! Ich hab was für Sie: Erstens `nen Auftrag, in etwa zehn Tagen. Zweitens hab ich extra Ihnen zuliebe im Mist gewühlt und eine der zerknüllten Architektenzeichnungen gefunden. Sie wissen, Verpackung von dem komischen Dingsbums. Sie wollten den Unrat ja nach Möglichkeit haben.“ – Lukowsky sagte: „Ja, her damit!“ – „Steckt schon seit gestern abend in einem Kuvert. Müßte, wenn die Postler nicht schlampen, noch heute Ihren Briefkasten verstopfen,“ polterte Wenzl, „und Anfang übernächste Woche müssen Sie antraben. Eine Fuhre nach Bagdad. “ Lukowsky sagte: „Danke!“ – „Nochwas,“ rief ( 337 )

Z-PLAN Wenzl: „Damit Sie kein falsches Bild von mir kriegen: Dieser Beekn war ein Oberarmleuchter! Hat mich und meine damaligen Partner auf’s Kreuz legen wollen. Ich hatte berechtigte Gründe, ihm eins auszuwischen!“ Lukowsky sagte: „Es wird wohl so sein. Bis bald dann.“ Er legte den Hörer auf und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Das, was Wenzl eine Architektenzeichnung nannte und aus dem grünen Paket stammte, konnte ganz etwas anderes sein. Das war zumindest möglich. Allmählich lag Lukowsky daran, die ganze Sache zu einem schnellen Erfolg zu bringen. Valtine war nun direkt im Spiel, und das ging ihn an, ganz persönlich. Valtine, der auf alle Fälle für Heinz Kufners Ermordung verantwortlich war und das auch völlig ungerührt zugegeben hatte. Trotzdem fühlte Lukowsky sich in der Rolle des Henkers nicht wohl, nicht einmal um Veras Willen. Don Quijote würde seinen Gegner zum Zweikampf gefordert haben, ritterlich. Doch davon konnte heutzutage keine Rede sein. Auch kein Duell auf Degen oder Pistolen auf einer taufeuchten Waldlichtung. Es ging nicht einmal so wie einst im Wilden Westen: Gehen wir allein auf die Straße und ziehen unsere Colts. Nichts dergleichen; nur Tricks, Hinterhalt, Meuchelmord. Dies war ja das XX. Jahrhundert. Widerlich. Aber Mark Valtine durfte der Hölle nicht vorenthalten bleiben. Obwohl, mußte Lukowsky denken: Hatte dieser Mann nicht schon längst die Hölle auf Erden, jeden Tag aufs neue? Lukowsky nahm seinen Revolver zur Hand, dazu einen Lappen und Ballistol. Er öffnete die Ladeklappe, nahm die Patronen heraus und putzte die Waffe. Ganz ähnlich hatten die Revolver der Gunfighter des alten Wilden Westens ausgesehen, Bill Body, Jesse James, Doc Holliday. Das hatte noch etwas von Fairneß. Vor jedem Schuß mußte erst der Hahn gespannt werden. Single Action statt Schnellfeuer. Doch wer sich darauf verstand, war schneller und besser als jeder andere mit einer neuzeitlichen Selbstladepistole oder einem modernen Double-Action- Revolver. Entscheidend war im Ernstfall ohnehin zumeist der erste Schuß. Dies brachte Lukowsky auf die dreizehnschüssige FN-Highpower, die er Valtines Handlanger abgenommen hatte. Wo lag das Ding? Lukowsky fand die Pistole auf der Garderobenablage. Er mochte solche Waffen nicht. Sie waren etwas für die Mentalität dieser Zeit: Möglichst viele Schüsse herausballern, die meisten daneben und, was traf, in den Rücken. Er schmiß die ‚FN‘ in den Papierkorb, daß es polterte. Er putzte in Ruhe seinen großen, altmodisch wirkenden Revolver fertig, lud wieder und rief dann Cornelius an: „Grüß‘ Sie! Ich habe etwas erbeutet. Eine FN.“ - - „Ja, wem abgenommen. Einem dummen Burschen, der den wilden Mann makieren wollte. Sie haben doch solch eine Kartei, Sie ( 337 )

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te. Astrid hatte das Ding ein ‚Funkgerät zum H<strong>im</strong>mel‘ genannt, ohne zu erklären,<br />

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Amethyst tatsächlich leuchtete? Es war ganz sicher kein Trick <strong>im</strong> Spiel. Es<br />

konnte auch nicht sein, daß <strong>der</strong> Stein von sich aus phosphoreszierte, denn sonst<br />

hätte er das zuvor hier ebenso tun müssen. Es mußte also wohl, wie Astrid<br />

gesagt hatte, mit <strong>der</strong> genauen Anordnung <strong>der</strong> drei Dinge zusammenhängen,<br />

Amethyst, Bergkristall und Zopfspitze. Die Zopfspitze von Antonietta hatte so<br />

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auch dies schwerlich bloßer Zufall sein konnte. War es Busch, als dieser unbedingt<br />

noch einiges aus Alottis Haus holen wollte, nicht doch um mehr als die<br />

wertvolle Briefmarkensammlung gegangen? Wozu hätte er ein anscheinend nur<br />

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vielleicht hatte er ja gar nicht in die Schachtel hineingeguckt, son<strong>der</strong>n nur in Eile<br />

zusammengerafft, was er für verpackte Wertgegenstände hielt. Busch – <strong>der</strong> hatte<br />

auch Veras Vater gekannt, damals, als Valtine eine tragische Rolle spielte ... Es<br />

gab noch vieles, was hinter dichten Schleiern lag.<br />

Unter den zahlreichen Möglichkeiten, an die zu denken o<strong>der</strong> über die zu grübeln<br />

jetzt zur Auswahl stand, war es dann doch das Bild Veras, das in Lukowskys<br />

Gedanken aufstieg, alles überstrahlend wie die inzwischen aus dem Morgenrot<br />

auftauchende <strong>Sonne</strong> – und ebenso fern, unerreichbar. Und könnte man die<br />

<strong>Sonne</strong> erreichen, würde man an ihr verbrennen – in einem einzigen, wun<strong>der</strong>vollen<br />

Augenblick ...<br />

Es war noch nicht ganz acht Uhr an diesem Morgen, als das brave und doch mitunter<br />

lästige Gerät <strong>der</strong> Gattung Telefon ihn mit rücksichtslosem Schrillen aus<br />

seinen Träumereien riß. Lukowsky nahm den Hörer und meldete sich mit: „Es<br />

ist noch nichtmal acht Uhr!“ Von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite tönte es entsprechend grob<br />

mit <strong>der</strong> St<strong>im</strong>me Wenzls zurück: „Das weiß ich! Bei uns beginnt die Arbeit um<br />

halb Sieben, Sie fauler Sack! Ich hab was für Sie: Erstens `nen Auftrag, in etwa<br />

zehn Tagen. Zweitens hab ich extra Ihnen zuliebe <strong>im</strong> Mist gewühlt und eine <strong>der</strong><br />

zerknüllten Architektenzeichnungen gefunden. Sie wissen, Verpackung von dem<br />

komischen Dingsbums. Sie wollten den Unrat ja nach Möglichkeit haben.“ –<br />

Lukowsky sagte: „Ja, her damit!“ – „Steckt schon seit gestern abend in einem<br />

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verstopfen,“ polterte Wenzl, „und Anfang übernächste Woche müssen Sie antraben.<br />

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