Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Fischer und Busch eine neue Telefonnummer hinterlassen hatten. Aber das war nicht der Fall. Lukowsky wählte die Nummer von Fischers Haus in Garmisch. Jill-Karola ging ans Telefon. Auch sie wußte nicht, wo Fischer zurzeit zu erreichen war. Lukowsky bat sie, Fischer zu unterrichten, daß er anderthalb Tage beruflich unterwegs sein würde, sofern sie dazu Gelegenheit hätte. Die nächsten anderthalb Tage waren in schon beinahe wundersam anmutender Normalität verlaufen: Startvorbereitungen, Beladen, Zollformalitäten 1. Akt, Hinflug, Zollformalitäten 2. Akt, entladen, liefern, auf Rückflugladung warten. In Spanien dachte er daran, daß hier noch bis Anfang der Sechzigerjahre Me 109 in den Luftstreitkräften Dienst getan hatten. Dann hieß es wieder: Beladen, Zollformalitäten 3. Akt, Rückflug, Zollformalitäten 4. Akt, entladen, Übergabe der Fracht, Rückgabe des Flugzeugs, Abrechnung. – Es war Donnerstag Nachmittag. Schon wie Lukowsky die Treppe heraufkam und sein Blick auf die Bürotür fiel, sah er, daß etwas im Briefkastenschlitz steckte, was der Postbote offenbar nicht ganz hatte hineinzwängen können. Lukowsky zog das längliche Päckchen heraus. Es war von Antonietta Alotti. Er schloß die Tür auf und betrat das Büro. Auf dem Fußboden entdeckte er weitere Post. Zwei nicht sonderlich wichtige Geschäftsbriefe, die unvermeidliche Werbung und eine mit Hand eingeworfene Karte ohne Briefmarke. Es stand nur eine Telefonnummer darauf und P. F. – Peter Fischers Handschrift. Lukowsky legte alles auf den Schreibtisch, riß die Fenster auf und ging erst einmal in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dann kehrte er in das Vorderzimmer zurück, lehnte die Fenster an, weil es hineinregnete, und sah sich die Post näher an. Als erstes wählte er die von Fischer aufgeschriebene Telefonnummer. Der Ruf ging durch, aber niemand hob ab. Nun nahm er das Päckchen von Antonietta Alotti zur Hand. Es war verhältnismäßig groß. Lukowsky öffnete es. Zunächst kam eine Schachtel in rosa Geschenkpapier zum Vorschein. In dieser befanden sich zwei weitere, kleinere Schachteln, ebenfalls rosa verpackt. Die Zwischenräume waren sorgsam mit einer Menge Seidenpapier ausgestopft, sehr gewissenhaft. Zuoberst lag ein Brief von reichlich anderthalb Seiten Umfang. Mit Maschine getippt, nur Anrede, Gruß und Unterschrift mit Hand. Dann gab es eine kleine würfelförmige und eine größere längliche Schachtel. Lukowsky machte zuerst die größere auf. Darin lag, abermals in Seidenpapier eingewickelt und mit rosa Bändern zusammengebunden, eine dicke Zopfspitze aus dunkelbraun glänzendem Frauenhaar, ( 323 )

Z-PLAN vielleicht knapp fünfzehn Zentimeter lang. Da hatte Fräulein Alotti zumindest nicht allzu arg an sich gewütet. Die Schnittstelle aber sah geradezu grausam aus. Lukowsky mußte unwillkürlich daran denken, wie schlimm Vera so etwas empfunden haben würde. Er schloß die längliche Schachtel gleich wieder. Er öffnete die kleinere. Darin befand sich, mit ockerfarbener Watte bedeckt, der angekündigte Siegelring. Er war ganz aus Gold, nicht klein und nicht groß. Die Siegelfläche wies ein tiefgestochenes Wappen auf. Es zeigte ein mit der Spitze nach oben weisendes Schwert zwischen einem Ritterkreuz und einer Lilie. Das Wappen war umrankt vom Zopf der merkwürdigen ‚Figura‘, die sich über dem Schild erhob. Lukowsky hatte dieses Wappen schon einmal gesehen, und zwar erst neulich, nicht genauso, aber sehr ähnlich. Trotzdem kam er nicht sogleich darauf, wo das gewesen war. Dann aber fiel es ihm ein: Auf den Tagebuchblättern aus dem Jahre 1862, die sich in dem Paket mit Domenico Alottis Sachen befunden hatten. Lukowsky suchte die Fotokopie heraus. Ja, das war genau dieses Wappen. Nur daß anstelle der ‚Figura‘ eine Krone stand. Jetzt nahm er Antoniettas Brief und las. Sie leitete mit einigen erneuten Dankesworten ein. Dann schrieb sie, der Siegelring stamme von einem ihrer Ur-Ur-Ur-Urgroßväter mütterlicherseits, der Bayer gewesen war und im Dienste von Kaiser Rudolph II. gestanden habe. Dieser Monarch, so meinte Antonietta, sei eine ganz besondere Persönlichkeit gewesen, ein Adept, ein mit den geheimen Wissenschaften vertrauter Weiser. Auch spätere Nachkommen ihrer Familie hätten dann dem Wiener Kaiserhaus gedient. Über Einzelheiten ließ sie sich nicht aus. Der Ring, so schrieb sie, solle ihm Glück und Kraft bringen. Er möge ihn anstecken und möglichst nicht von der Hand geben. Es folgten einige Andeutungen, falls man sich einmal wieder träfe, oder es zu einer andauernden Korrespondenz käme, würde sie ihm noch Einzelheiten darüber mitteilen. Auf dem zweiten Blatt schrieb sie ausführlich über die Zopfspitze. Jedes Jahr einmal schneide sie ein kleines bißchen ihre Haare, nie sehr viel. Vor zwei Jahren aber hätte ihr Vater sie gebeten, ihr die Spitze ihres Zopfes zu schenken. Dabei habe er jedoch ausdrücklich verlangt, es dürften nicht mehr als fünfzehn Zentimeter sein. Sonst würde sie, bei einem Geschenk für ihren Vater, nicht so geizig gewesen sein. Dieser sei ein strenger Mann gewesen, der immer Wert darauf legte, daß seine Tochter sich keiner Mode unterwerfe, sondern ihre Haare schön lang lasse. Sie habe ihren Vater sehr lieb gehabt, auch wenn sie ihn oft jahrelang nicht gesehen hatte. Dann seien aber Briefe gekommen, mitunter von weither, aus Amerika und Kanada, Argentinien und Brasilien, aus Arabien, Persien und Indien, sogar ( 324 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Fischer und Busch eine neue Telefonnummer hinterlassen hatten. Aber das war<br />

nicht <strong>der</strong> Fall. Lukowsky wählte die Nummer von Fischers Haus in Garmisch.<br />

Jill-Karola ging ans Telefon. Auch sie wußte nicht, wo Fischer zurzeit zu erreichen<br />

war. Lukowsky bat sie, Fischer zu unterrichten, daß er an<strong>der</strong>thalb Tage<br />

beruflich unterwegs sein würde, sofern sie dazu Gelegenheit hätte.<br />

Die nächsten an<strong>der</strong>thalb Tage waren in schon beinahe wun<strong>der</strong>sam anmuten<strong>der</strong><br />

Normalität verlaufen: Startvorbereitungen, Beladen, Zollformalitäten 1. Akt,<br />

Hinflug, Zollformalitäten 2. Akt, entladen, liefern, auf Rückflugladung warten.<br />

In Spanien dachte er daran, daß hier noch bis Anfang <strong>der</strong> Sechzigerjahre Me 109<br />

in den Luftstreitkräften Dienst getan hatten. Dann hieß es wie<strong>der</strong>: Beladen, Zollformalitäten<br />

3. Akt, Rückflug, Zollformalitäten 4. Akt, entladen, Übergabe <strong>der</strong><br />

Fracht, Rückgabe des Flugzeugs, Abrechnung. – Es war Donnerstag Nachmittag.<br />

Schon wie Lukowsky die Treppe heraufkam und sein Blick auf die Bürotür fiel,<br />

sah er, daß etwas <strong>im</strong> Briefkastenschlitz steckte, was <strong>der</strong> Postbote offenbar nicht<br />

ganz hatte hineinzwängen können. Lukowsky zog das längliche Päckchen<br />

heraus. Es war von Antonietta Alotti. Er schloß die Tür auf und betrat das Büro.<br />

Auf dem Fußboden entdeckte er weitere Post. Zwei nicht son<strong>der</strong>lich wichtige<br />

Geschäftsbriefe, die unvermeidliche Werbung und eine mit Hand eingeworfene<br />

Karte ohne Briefmarke. Es stand nur eine Telefonnummer darauf und P. F. –<br />

Peter Fischers Handschrift. Lukowsky legte alles auf den Schreibtisch, riß die<br />

Fenster auf und ging erst einmal in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dann<br />

kehrte er in das Vor<strong>der</strong>z<strong>im</strong>mer zurück, lehnte die Fenster an, weil es hineinregnete,<br />

und sah sich die Post näher an. Als erstes wählte er die von Fischer aufgeschriebene<br />

Telefonnummer. Der Ruf ging durch, aber niemand hob ab.<br />

Nun nahm er das Päckchen von Antonietta Alotti zur Hand. Es war verhältnismäßig<br />

groß. Lukowsky öffnete es. Zunächst kam eine Schachtel in rosa Geschenkpapier<br />

zum Vorschein. In dieser befanden sich zwei weitere, kleinere<br />

Schachteln, ebenfalls rosa verpackt. Die Zwischenräume waren sorgsam mit<br />

einer Menge Seidenpapier ausgestopft, sehr gewissenhaft. Zuoberst lag ein Brief<br />

von reichlich an<strong>der</strong>thalb Seiten Umfang. Mit Maschine getippt, nur Anrede,<br />

Gruß und Unterschrift mit Hand. Dann gab es eine kleine würfelförmige und<br />

eine größere längliche Schachtel. Lukowsky machte zuerst die größere auf.<br />

Darin lag, abermals in Seidenpapier eingewickelt und mit rosa Bän<strong>der</strong>n zusammengebunden,<br />

eine dicke Zopfspitze aus dunkelbraun glänzendem Frauenhaar,<br />

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