Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Kopf zwischen die Schultern und drehte ihn unnatürlich hin und her: „Es ist ein Kampf der verschiedenen Welten! Hören Sie zu: Hölle gegen Dämonium – ich bin ein Teufel, Vera ist eine Dämonin! Wir kommen beide nicht aus dem Frieden, sondern aus dem Krieg, denn ...“ Er hob die Hand mit dem Gummibändchen und streckte den Zeigefinger aus, „... Der Himmel ist träge! Teufel und Dämonen tragen die Kämpfe aus! Die Teufel dienen der Hölle. Die Dämonen hingegen sind wie Lanzknechte, die einen dienen diesem Gott, die anderen jener Göttin ... Auch die Engel der Apokalypse sind in Wahrheit Dämonen!“ Zwischen den grauen Wolken am Himmel vor dem Fenster zuckte sporadisch Wetterleuchten auf, doch es folgte kein Donner. Mark Valtine sah Lukowsky nun mit dem Blick des gänzlich durchgebrochenen Wahnsinns an, er senkte den Kopf, guckte von unten nach oben und sagte mit noch leiser werdender Stimme: „Die Menschen wissen nicht, wer über sie bestimmt! Vielmehr, die meisten wissen es nicht. Sie meinen, es wären Menschen. Ja, auf der Erde sind es jetzt die selenlosen grauen Männer. Doch auch die haben sonst gar nichts zu vermelden. Alle werden sie gesteuert – entweder von Teufeln oder von Dämonen! Zurzeit sind vor allem die Teufel am Ruder.“ Er ließ den irren Blick kreisen und ebenso die Hand mit dem Gummiband, sein Sprechen sank zum Flüstern: „Hier um uns herum! Hier! Jetzt! Immer und überall: Teufel und Dämonen! Sie hören und sehen unsere Gedanken! Und Vera Jörgens, die kann das auch, weil sie schon einmal gestorben ist. Das ist das Schrecklichste. Wir Lebenden sind dagegen so schwach ...“ Valtine schwieg und blickte scheu um sich, als nehme er lauter unsichtbare Gestalten wahr. Lukowskys Anwesenheit schien er völlig vergessen zu haben. Der gegen die Fensterscheiben klatschende Regen tönte in dieses Schweigen hinein. Lukowsky durchbrach es: „Von Vera Jörgens zu sprechen, begannen Sie. Ich habe den Eindruck, sie waren offen. Danke. Jetzt habe ich noch nach zwei anderen zu fragen: Felix Schäurer, ein junger Pilot, der auf ungeklärte Weise abstürzte, und Heinz Kufner, ein alter Mann, der in seiner Motorenwerkstatt erschossen wurde. Beide waren Freunde von mir. Welchen Anteil hatten Sie daran?“ Lukowsky achtete nun mit einem Auge auf die Tür. Der dummdreiste Bursche konnte bald auftauchen. Valtine raffte sich in seinem Sessel auf. Er zwinkerte mit den Augen, als helfe ihm das, sich zu besinnen. „Ein Pilot? Abgestürzt mit einem Flugzeug?“ fragte er mit erhobener Stimme und schüttelte nachdrücklich den Kopf: „Davon weiß ich nichts!“ Valtines rechte Hand führte mit dem Gummibändchen immer schneller aufeinanderfolgende Kunststücke aus. Er zog die Augenbrauen zusammen, es war, als kehre er ( 319 )

Z-PLAN mit Hilfe dieser hektischen Fingerübungen von seinem Ausflug in den tiefen Wahnsinn an die Oberfläche der Normalität zurück. Seine Stimme gewann einen ruhigen, sachlichen Klang: „Ein Pilot? Nein! Ich würde nicht drumherumreden, wenn es anders wäre, das hätte ich nämlich nicht nötig. - Alter Mann in einer Motorwerkstatt? Davon weiß ich. Der sollte sich zu einigen Fragen äußern und wollte’s nicht tun.“ Valtine zeigte eine fatalistisch anmutende Geste: „Der Mann, der es ausführte, kam mit seinem Wagen ums Leben. So weit ich orientiert bin, haben Sie daran mitgewirkt?“ Lukowsky fragte: „Sie haben den Mord angeordnet?“ Valtine machte ein verblüfftes Gesicht und sprach mit nachdrücklicher Betonung: „Mord? Herr Lukowsky, ein Mord ist, wenn ein Bankräuber den Kassierer erschießt – beispielsweise. Die Liquidierung einer nicht kooperationswilligen Person hingegen ist eine inoffizielle Amtshandlung!“ Er streckte eine Hand vor: „Nicht seitens der deutschen Behörden, daß Sie das nicht falsch verstehen! Die sind brav, beinahe harmlos.“ Lukowsky fragte: „Von wem reden sie dann?“ Valtine grinste, sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, er lachte geräuschlos und schüttelte den Kopf: „Nein, Herr Lukowsky! Jetzt stoßen Sie an die Grenze! Lassen Sie es dabei bewenden zu hören: Von mir aus könnte der alte Schlosser, oder was er war, noch leben! Doch aus gehobener Sicht - aus dem Blickwinkel der grauen Männer ...“ Valtine erhob die Hände und ließ sie wieder sinken „... vielleicht ist es auch die von ganz tief unten! – ist der einzelne so unaussprechlich bedeutungslos, wie Sie es sich gar nicht ausmalen können!“ Er ließ das rote Gummiband zweimal gegen den Handteller schnalzen und kicherte: „Ein Mechaniker! Ein Pilot! Oder Sie und ich! Das zählt doch nicht! Stellen Sie sich vor, Sie ständen hoch oben am Fenster eines New Yorker Wolkenkratzers und guckten hinunter. Was sähen Sie? Menschen? Nein: Bewegliche Dreckspritzer! Wenn welche stören, wischt man sie weg!“ Er lachte wieder geräuschlos und strich sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn: „Aber das werden Sie nicht verstehen! Herr Lukowsky, Sie passen nicht in das Gefüge hinein. Darum bereiten Sie auch so viel Ärger. Leute wie Sie haben schon immer Ärger gemacht, vom alten Siegfried bis Michael Kolhaas! Typisch deutsch! Genau davor haben andere Angst: Idealismus! Wie sollte sich das mit einer materialistisch Welt regierten vertragen? Das geht nicht, ebensowenig, wie sich Jesus Christus mit den Juden vertragen könnte. Nein, daß geht nicht! Sehen Sie das nicht ein? - Ich nahm früher auch schon solch deutsche Züge an, obwohl ich Amerikaner bin; einer von den vielen mit deutscher Erbmasse. Ich fühle mich inzwischen oft viel mehr deutsch als amerikanisch. Das hätte mich schon ( 320 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

mit Hilfe dieser hektischen Fingerübungen von seinem Ausflug in den tiefen<br />

Wahnsinn an die Oberfläche <strong>der</strong> Normalität zurück. Seine St<strong>im</strong>me gewann einen<br />

ruhigen, sachlichen Klang: „<strong>Ein</strong> Pilot? Nein! Ich würde nicht drumherumreden,<br />

wenn es an<strong>der</strong>s wäre, das hätte ich nämlich nicht nötig. - Alter Mann in einer<br />

Motorwerkstatt? Davon weiß ich. Der sollte sich zu einigen Fragen äußern und<br />

wollte’s nicht tun.“ Valtine zeigte eine fatalistisch anmutende Geste: „Der<br />

Mann, <strong>der</strong> es ausführte, kam mit seinem Wagen ums Leben. So weit ich orientiert<br />

bin, haben Sie daran mitgewirkt?“ Lukowsky fragte: „Sie haben den Mord<br />

angeordnet?“ Valtine machte ein verblüfftes Gesicht und sprach mit nachdrücklicher<br />

Betonung: „Mord? Herr Lukowsky, ein Mord ist, wenn ein Bankräuber<br />

den Kassierer erschießt – beispielsweise. Die Liquidierung einer nicht kooperationswilligen<br />

Person hingegen ist eine inoffizielle Amtshandlung!“ Er streckte<br />

eine Hand vor: „Nicht seitens <strong>der</strong> deutschen Behörden, daß Sie das nicht falsch<br />

verstehen! Die sind brav, beinahe harmlos.“ Lukowsky fragte: „Von wem reden<br />

sie dann?“ Valtine grinste, sein Gesicht verzog sich zu einer Gr<strong>im</strong>asse, er lachte<br />

geräuschlos und schüttelte den Kopf: „Nein, Herr Lukowsky! Jetzt stoßen Sie an<br />

die Grenze! Lassen Sie es dabei bewenden zu hören: Von mir aus könnte <strong>der</strong><br />

alte Schlosser, o<strong>der</strong> was er war, noch leben! Doch aus gehobener Sicht - aus<br />

dem Blickwinkel <strong>der</strong> grauen Männer ...“ Valtine erhob die Hände und ließ sie<br />

wie<strong>der</strong> sinken „... vielleicht ist es auch die von ganz tief unten! – ist <strong>der</strong> einzelne<br />

so unaussprechlich bedeutungslos, wie Sie es sich gar nicht ausmalen können!“<br />

Er ließ das rote Gummiband zwe<strong>im</strong>al gegen den Handteller schnalzen und<br />

kicherte: „<strong>Ein</strong> Mechaniker! <strong>Ein</strong> Pilot! O<strong>der</strong> Sie und ich! Das zählt doch nicht!<br />

Stellen Sie sich vor, Sie ständen hoch oben am Fenster eines New Yorker<br />

Wolkenkratzers und guckten hinunter. Was sähen Sie? Menschen? Nein:<br />

Bewegliche Dreckspritzer! Wenn welche stören, wischt man sie weg!“ Er lachte<br />

wie<strong>der</strong> geräuschlos und strich sich mit dem Handrücken Schweiß von <strong>der</strong> Stirn:<br />

„Aber das werden Sie nicht verstehen! Herr Lukowsky, Sie passen nicht in das<br />

Gefüge hinein. Darum bereiten Sie auch so viel Ärger. Leute wie Sie haben<br />

schon <strong>im</strong>mer Ärger gemacht, vom alten Siegfried bis Michael Kolhaas! Typisch<br />

deutsch! Genau davor haben an<strong>der</strong>e Angst: Idealismus! Wie sollte sich das mit<br />

einer materialistisch Welt regierten vertragen? Das geht nicht, ebensowenig, wie<br />

sich Jesus Christus mit den Juden vertragen könnte. Nein, daß geht nicht! Sehen<br />

Sie das nicht ein? - Ich nahm früher auch schon solch deutsche Züge an, obwohl<br />

ich Amerikaner bin; einer von den vielen mit deutscher Erbmasse. Ich fühle<br />

mich inzwischen oft viel mehr deutsch als amerikanisch. Das hätte mich schon<br />

( 320 )

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!