Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN nicht unmittelbar, nicht durch böse Absicht. Ich schätzte ihn, obwohl wir auf verschiedenen Seiten standen. Es wäre übertrieben zu sagen, wir seien Freunde gewesen, aber, ja, wir mochten uns. Vera meint, ich hätte ihren Vater zu weit in die Z-Plan-Angelegenheit hineingetrieben, er habe sich deswegen geschäftlich ruiniert und endlich erschossen – alles verursacht durch mich. Es ist aber ganz anders gewesen. Das bezeugt schon einmal die Tatsache, daß er zwar Geld eingesetzt hat, weil er selbst es so wollte!, aber keineswegs ruiniert war. Noch heute ist die Familie Jörgens vermögend; das heißt, die beiden Kinder sind es, denn die Mutter lebt ja auch nicht mehr. Der Grund, aus dem sich Veras Vater erschoß, ist klar, offensichtlich und einfach erklärt: Er ist Geheimnisträger gewesen, während des Krieges und auch noch nachher. Oft und immer wieder wurde er deswegen verhört, sogar noch längst nach Kriegende. Es ging da um eine angebliche letzte Wunderwaffe der Deutschen, die nicht in den Besitz der Alliierten geraten war. Sie suchen danach übrigens noch heute! Als dann auch sein Sohn und seine Tochter verhört wurden und man eindeutig versuchte, Jörgens mit Drohungen gegen seine Kinder unter Druck zu setzen, erschoß er sich, um nicht vielleicht aus Angst um seine Kinder zum Verräter zu werden. Ich weiß genau, daß es so war, denn er hat mir selbst einmal gesagt; ehe er sich durch Repressalien gegen seine Kinder erpressen lasse und dadurch womöglich schwach werde, würde er sich erschießen. So ist es dann auch gekommen.“ Valtine legte eine Pause ein. Seine rechte Hand spielte in zunehmender Nervosität mit dem roten Gummibändchen, die andere massierte das Handgelenk. Vor den Fenstern zog sich der Himmel weiter zu, es wurde beinahe dunkel. Valtine fuhr zu erzählen fort: „Mein Schuldanteil daran, falls es einen gibt, beschränkt sich darauf, daß ich wohl tatsächlich unbeabsichtigt eine Fährte zu Kapitänleutnant Jörgens gelegt habe. Denn die alliierten Stellen hatten ihn mittlerweile aus den Augen verloren oder sogar vergessen. Sie erneut auf ihn zu hetzen, ist nicht meine Absicht gewesen, aber es ist scheinbar durch mich geschehen. Das tut mir leid, aber ich kann es nicht mehr ändern. Auch mich hat dies alles in eine Lage gebracht, die ich mir nicht gewünscht habe. Doch insofern, wie ich es eben sagte, hat Vera ein gewisses Recht, mich für den tragischen Tod ihres Vaters, der ein feiner Mann war, verantwortlich zu machen. So aber, wie sie es Ihnen gegenüber wahrscheinlich dargestellt hat, verhielten die Dinge sich nicht! Vera jedoch sah von Anfang an alle Schuld bei mir. Gleich nach meinem Auftauchen begannen die Schwierigkeiten der Familie Jörgens, Verhöre und so weiter. So gesehen war Veras Schlußfolgerung nicht falsch, auf alle Fälle verständlich. Sie ( 313 )

Z-PLAN ist ja auch noch sehr jung gewesen. Wäre ich fern geblieben, würde es zu alledem vielleicht nicht gekommen sein, das stimmt wohl. Es ist aber trotzdem nicht meine böse Absicht gewesen, das muß ich nochmals hervorheben. Doch Vera meinte, in mir sozusagen den Urfeind zu erkennen, den schicksalhaften Zerstörer. Sie verschlang damals antike Literatur, Homer, Vergil, die Nibelungen und so weiter. Das hat sicher ihre Vorstellungswelt geformt.“ Valtine atmete ein paarmal tief durch, ehe er weitersprach: „Vera ist, das wissen Sie gut genug, eine grandios schöne Frau. So etwas sieht man sehr selten. Schon als junges Mädchen ist das so gewesen. Vera war immer faszinierend, sogar ungewollt. Und sie kannte die Wirkung ihrer Ausstrahlung bald sehr genau, auch wenn es nicht ihre Art war, das oft einzusetzen. Sie hat stets zur Prüderie geneigt. Vera war immer stolz, eigensinnig, egozentrisch – das alles verbunden mit eisiger Unnahbarkeit. Und ihren Willen setzte sie immer durch, gegen jedermann. Ich habe Veras Schönheit bewundert, ebenso wie andere Männer, bin aber nie verliebt in sie gewesen. Frauen sind für mich nicht das Wichtigste im Leben.“ Er schwenkte den Blick zu Lukowsky und sagte in einem plötzlich ganz anderen Tonfall: „Ich weiß nicht, wieso ich schon wieder darauf komme, aber: Hitler war wohl auch nicht gerade verrückt nach Frauen? Er hat den Krieg verloren! Ein schlechtes Omen!“ Das rote Gummiband in Valtines Hand zerriß. Er knotete es geduldig wieder zusammen, richtete den Blick erneut gegen die Wand und sprach weiter: „Die andere Sache ... Sie hat Ihnen bestimmt erzählt, ich hätte sie vergewaltigt. Das stimmt. Aber es geschah nur, weil sie mit einem Dolch auf mich losging! Sie war in jenen Tagen extrem gereizt. Ihre Mutter hatte Vera gegen ihren Willen, scheinbar hinterrücks, die bis zum Rocksaum wallenden Prinzessinnenhaare kürzer schneiden lassen. Die Mähne reichte trotzdem noch bis zum Gürtel. Das hat Veras Stolz nicht gebrochen. Aber es dieses Ereignis trieb sie zur Raserei. Ohne diese fast schon an Wahnsinn grenzende Überreizung ihrer sowieso komplizierten Nerven, wäre es zu dem Unheil meiner Überzeugung nach nie gekommen, sie würde mich heute nicht hassen. Denn ich wollte ja mit ihr reden! Ich hatte noch einige Sachen gefunden, die ihrem Vater gehörten. Genauer gesagt, hatte ich sie einem Dritten abgenommen – Ihrem heutigen Partner Fritz Busch! Diese Sachen wollte ich Vera bringen und bei der Gelegenheit eben auch in Ruhe mit ihr reden. Zuerst einmal wunderte ich mich als ich sie sah, weil ihre Prinzessinnenhaare, auf die sie doch immer so besonderen Wert gelegt hatte, auf einmal merklich kürzer waren. Ich erinnere mich nicht mehr genau, was ich darüber sagte, aber es war bestimmt nichts Gehässiges, im ( 314 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

ist ja auch noch sehr jung gewesen. Wäre ich fern geblieben, würde es zu<br />

alledem vielleicht nicht gekommen sein, das st<strong>im</strong>mt wohl. Es ist aber trotzdem<br />

nicht meine böse Absicht gewesen, das muß ich nochmals hervorheben. Doch<br />

Vera meinte, in mir sozusagen den Urfeind zu erkennen, den schicksalhaften<br />

Zerstörer. Sie verschlang damals antike Literatur, Homer, Vergil, die Nibelungen<br />

und so weiter. Das hat sicher ihre Vorstellungswelt geformt.“ Valtine atmete<br />

ein paarmal tief durch, ehe er weitersprach: „Vera ist, das wissen Sie gut genug,<br />

eine grandios schöne Frau. So etwas sieht man sehr selten. Schon als junges<br />

Mädchen ist das so gewesen. Vera war <strong>im</strong>mer faszinierend, sogar ungewollt.<br />

Und sie kannte die Wirkung ihrer Ausstrahlung bald sehr genau, auch wenn es<br />

nicht ihre Art war, das oft einzusetzen. Sie hat stets zur Prü<strong>der</strong>ie geneigt. Vera<br />

war <strong>im</strong>mer stolz, eigensinnig, egozentrisch – das alles verbunden mit eisiger<br />

Unnahbarkeit. Und ihren Willen setzte sie <strong>im</strong>mer durch, gegen je<strong>der</strong>mann. Ich<br />

habe Veras Schönheit bewun<strong>der</strong>t, ebenso wie an<strong>der</strong>e Männer, bin aber nie verliebt<br />

in sie gewesen. Frauen sind für mich nicht das Wichtigste <strong>im</strong> Leben.“ Er<br />

schwenkte den Blick zu Lukowsky und sagte in einem plötzlich ganz an<strong>der</strong>en<br />

Tonfall: „Ich weiß nicht, wieso ich schon wie<strong>der</strong> darauf komme, aber: Hitler war<br />

wohl auch nicht gerade verrückt nach Frauen? Er hat den Krieg verloren! <strong>Ein</strong><br />

schlechtes Omen!“ Das rote Gummiband in Valtines Hand zerriß. Er knotete es<br />

geduldig wie<strong>der</strong> zusammen, richtete den Blick erneut gegen die Wand und<br />

sprach weiter: „Die an<strong>der</strong>e Sache ... Sie hat Ihnen best<strong>im</strong>mt erzählt, ich hätte sie<br />

vergewaltigt. Das st<strong>im</strong>mt. Aber es geschah nur, weil sie mit einem Dolch auf<br />

mich losging! Sie war in jenen Tagen extrem gereizt. Ihre Mutter hatte Vera<br />

gegen ihren Willen, scheinbar hinterrücks, die bis zum Rocksaum wallenden<br />

Prinzessinnenhaare kürzer schneiden lassen. Die Mähne reichte trotzdem noch<br />

bis zum Gürtel. Das hat Veras Stolz nicht gebrochen. Aber es dieses Ereignis<br />

trieb sie zur Raserei. Ohne diese fast schon an Wahnsinn grenzende Überreizung<br />

ihrer sowieso komplizierten Nerven, wäre es zu dem Unheil meiner Überzeugung<br />

nach nie gekommen, sie würde mich heute nicht hassen. Denn ich wollte ja<br />

mit ihr reden! Ich hatte noch einige Sachen gefunden, die ihrem Vater gehörten.<br />

Genauer gesagt, hatte ich sie einem Dritten abgenommen – Ihrem heutigen<br />

Partner Fritz Busch! Diese Sachen wollte ich Vera bringen und bei <strong>der</strong> Gelegenheit<br />

eben auch in Ruhe mit ihr reden. Zuerst einmal wun<strong>der</strong>te ich mich als<br />

ich sie sah, weil ihre Prinzessinnenhaare, auf die sie doch <strong>im</strong>mer so beson<strong>der</strong>en<br />

Wert gelegt hatte, auf einmal merklich kürzer waren. Ich erinnere mich nicht<br />

mehr genau, was ich darüber sagte, aber es war best<strong>im</strong>mt nichts Gehässiges, <strong>im</strong><br />

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