Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN beiseite, knipste die Schreibtischlampe an und holte die Ablichtung von der Silberplatte hervor. Die Gravur entsprach nicht bis ins letzte Detail der Figur, aber ohne jeden Zweifel hatte eine ganz ähnliche die Vorlage gebildet. Die Gravur zeigte eine kleine Spitze auf dem Scheitel des Doppelhauptes. Lukowsky betrachtete daraufhin die Figur. In der Tat, dort gab es eine vierkantige Öffnung, vielleicht knapp zwei mal zwei Zentimeter. Und offenbar führte von dort aus eine millimeterdünne Bohrung bis nach unten. Lukowsky pustete respektlos hinein – die Luft ging durch. Ihm fiel etwas ein. Er griff in die Tasche seiner über der Stuhllehne hängenden Jacke und betrachtete die beiden Steine, die er von Wenzl bekommen hatte: Der Amethyst paßte exakt in die Öffnung auf dem Scheitel des Doppelhaupts! Was war mit dem Bergkristall. Lukowsky drehte ihn zwischen den Fingern. Gehörte auch dieser zu der Figur? Waren am Ende die Diamanten nur Tarnung für die beiden anscheinend wertlosen, aber möglicherweise viel wichtigeren Steine gewesen? Lukowsky untersuchte die Figur, auch den hölzernen Sockel. Inschriften waren nirgends zu sehen, auch keine Zahlen oder Zeichen. Doch eine Schublade entdeckte Lukowsky, unauffällig, aber durch kein Schloß versperrt. Es brauchte nur ein bißchen Geduld und Fingerspitzengefühl, dann ließ sie sich öffnen. Drinnen lag die Spitze eines dunkelblonden Frauenzopfs, sie maß ungefähr fünfzehn Zentimeter. Das feine Goldlitzenband, das sie kunstvoll umwunden zusammenhielt, war bereits brüchig. Lukowsky berührte die Zopfspitze vorsichtshalber nicht. Es mußte sehr lange her sein, wahrscheinlich Jahrhunderte, daß sich eine Frau dieses Ende ihres Zopfes abgeschnitten und es da hinein gelegt hatte. Lukowsky kam ein Gedanke: Vielleicht war dies als ein besonders edles Kissen für den zweiten Stein, den Bergkristall, gedacht? Er legte den Bergkristall auf die Zopfspitze und schob die Schublade wieder zu. Sie schloß beinahe fugenlos. Dadurch hatte auch in Wenzls Garten keine Feuchtigkeit eindringen können. Jetzt schien alles zu stimmen. Er lehnte sich zurück und betrachtete die Figur. Sie war zweifellos sonderbar, strahlte jedoch nichts Unheimliches aus, sie war sogar schön. Das männliche Gesicht war das eines etwa Vierzigjährigen. Es wirkte römisch. Das andere Gesicht war das einer jungen Frau um die Zwanzig. Vielleicht so, wie man sich eine Germanin vorstellen konnte. Möglich, daß damit etwas ausgesagt werden sollte: Das römisch-deutsche Kaiserreich; die Vermählung von römischer und germanischer Welt. Doch das Heilige Römische Reich deutscher Nation war christlich gewesen. Damit hatte diese Figur ganz gewiß nichts zu tun, sie war offenkundig ein Werk heidnischer Mythologie – welcher auch immer. ( 305 )

Z-PLAN Lukowsky sinnierte noch eine Weile darüber. Dann trug er die Figur in das hintere Zimmer, stellte sie in den Kleiderschrank und deckte sie mit ein paar Hemden zu. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie nicht offen herumstehen lassen zu sollen. Er ging wieder nach vorn, setzte sich an den Schreibtisch. Fischer würde er am kommenden Vormittag informieren. Aber Lukowsky überlegte, noch an diesem Abend Astrid Xylander anzurufen. Es war gerade erst zehn Uhr, sie würde sicher noch wach sein. Doch dann verschob er auch das auf den kommenden Tag. Nicht, weil er zu müde gewesen wäre, sondern weil er Hemmungen hatte, diese Frau so einfach anzurufen. Warum? Er wußte es selber nicht genau. Vielleicht, weil etwas in ihm Angst davor hatte, zu tief in die Gefilde der Mystik einzutauchen. Es gab da eine Grenze, das hatte er nach jedem Besuch bei Astrid Xylander gemerkt, die sehr leicht zu überschreiten war, hinter der vielleicht das sagenhafte Grüne Land lag. Doch es war wohl nicht jeder für diesen Weg geeignet. Vielleicht war es auch besser, erst mit Fischer zu reden. Vom jenseitigen Grünen Land gelangten seine Gedanken zum durchaus diessei- tigen grünen Licht der ‚Kakadu-Bar‘. Womöglich würde der merkwürdige Hugo Weiß dort anzutreffen sein. Mit dem hätte er gern noch ein paar Worte gewechselt. Lukowsky nahm seine Jacke und brach auf, um das zu probieren. Der Witterungsunterschied zwischen München und Düsseldorf war sehr merklich. Hier wehte ein kühler Wind, Nieselregen stob aus dunklen Wolken, zwischen denen nur hin und wieder ein trüber Mond zum Vorschein kam. Kaum war Lukowsky in den Wagen gestiegen, als die Regentropfen auch schon dicker und immer zahlreicher wurden, ein Blitz den Himmel erhellte und dumpfer Donner herbeigrollte. Bald platschte und trommelte ein Regenguß auf das Blech des Autodachs, nach allen Regeln der Gewitterkunst. Wenn Lukowsky beim ‚Kakadu‘ keinen günstig gelegenen Parkplatz fände, würde er so naß werden wie ein Tiefseetaucher. Doch es ergab sich die Möglichkeit, in nächster Nähe des Bareingangs auf dem Bürgersteig zu parken. Sogar fast ohne das Risiko eines Strafzettels, denn zu dieser Stunde liefen keine Politessen umher, und die Streifenpolizisten hatten Wichtigeres zu tun. Im ‚Kakadu‘ blies die C-Trompete gerade wieder das Lied von Alamo. General Santa Anna hatte es weiland seine Militärkapelle ununterbrochen spielen lassen, während die mexikanischen Truppen das texanische Fort Alamo belagerten und schließlich einnahmen. Die Amerikaner verteidigten sich heldenhaft, buchstäb- ( 306 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

Lukowsky sinnierte noch eine Weile darüber. Dann trug er die Figur in das<br />

hintere Z<strong>im</strong>mer, stellte sie in den Klei<strong>der</strong>schrank und deckte sie mit ein paar<br />

Hemden zu. Irgendwie hatte er das Gefühl, sie nicht offen herumstehen lassen<br />

zu sollen. Er ging wie<strong>der</strong> nach vorn, setzte sich an den Schreibtisch. Fischer<br />

würde er am kommenden Vormittag informieren. Aber Lukowsky überlegte,<br />

noch an diesem Abend Astrid Xylan<strong>der</strong> anzurufen. Es war gerade erst zehn Uhr,<br />

sie würde sicher noch wach sein. Doch dann verschob er auch das auf den kommenden<br />

Tag. Nicht, weil er zu müde gewesen wäre, son<strong>der</strong>n weil er Hemmungen<br />

hatte, diese Frau so einfach anzurufen. Warum? Er wußte es selber nicht<br />

genau. Vielleicht, weil etwas in ihm Angst davor hatte, zu tief in die Gefilde <strong>der</strong><br />

Mystik einzutauchen. Es gab da eine Grenze, das hatte er nach jedem Besuch bei<br />

Astrid Xylan<strong>der</strong> gemerkt, die sehr leicht zu überschreiten war, hinter <strong>der</strong> vielleicht<br />

das sagenhafte Grüne Land lag. Doch es war wohl nicht je<strong>der</strong> für diesen<br />

Weg geeignet. Vielleicht war es auch besser, erst mit Fischer zu reden.<br />

Vom jenseitigen Grünen Land gelangten seine Gedanken zum durchaus diessei-<br />

tigen grünen <strong>Licht</strong> <strong>der</strong> ‚Kakadu-Bar‘. Womöglich würde <strong>der</strong> merkwürdige Hugo<br />

Weiß dort anzutreffen sein. Mit dem hätte er gern noch ein paar Worte gewechselt.<br />

Lukowsky nahm seine Jacke und brach auf, um das zu probieren.<br />

Der Witterungsunterschied zwischen München und Düsseldorf war sehr merklich.<br />

Hier wehte ein kühler Wind, Nieselregen stob aus dunklen Wolken, zwischen<br />

denen nur hin und wie<strong>der</strong> ein trüber Mond zum Vorschein kam. Kaum<br />

war Lukowsky in den Wagen gestiegen, als die Regentropfen auch schon dicker<br />

und <strong>im</strong>mer zahlreicher wurden, ein Blitz den H<strong>im</strong>mel erhellte und dumpfer<br />

Donner herbeigrollte. Bald platschte und trommelte ein Regenguß auf das Blech<br />

des Autodachs, nach allen Regeln <strong>der</strong> Gewitterkunst. Wenn Lukowsky be<strong>im</strong><br />

‚Kakadu‘ keinen günstig gelegenen Parkplatz fände, würde er so naß werden<br />

wie ein Tiefseetaucher. Doch es ergab sich die Möglichkeit, in nächster Nähe<br />

des Bareingangs auf dem Bürgersteig zu parken. Sogar fast ohne das Risiko<br />

eines Strafzettels, denn zu dieser Stunde liefen keine Politessen umher, und die<br />

Streifenpolizisten hatten Wichtigeres zu tun.<br />

Im ‚Kakadu‘ blies die C-Trompete gerade wie<strong>der</strong> das Lied von Alamo. General<br />

Santa Anna hatte es weiland seine Militärkapelle ununterbrochen spielen lassen,<br />

während die mexikanischen Truppen das texanische Fort Alamo belagerten und<br />

schließlich einnahmen. Die Amerikaner verteidigten sich heldenhaft, buchstäb-<br />

( 306 )

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!