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Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-<strong>PLAN</strong><br />

Gedanken waren noch nicht wie<strong>der</strong> vollends in <strong>der</strong> Gegenwart. Erneut das<br />

son<strong>der</strong>bare Pochen an <strong>der</strong> Tür. - Es kostete ihn Mühe, die Lage sofort wie<strong>der</strong><br />

voll zu erfassen. ‚Polizei!‘ dachte er, ‚o<strong>der</strong> Beekns Feinde?‘ – ‚Nur <strong>der</strong> Etagenkellner?‘<br />

- Er verschränkte die Arme. Dabei umspannte seine rechte Hand<br />

unwillkürlich das Griffstück des Revolvers links unter <strong>der</strong> Jacke, <strong>der</strong> Daumen<br />

lag am Hahn. Lukowsky wun<strong>der</strong>te sich <strong>im</strong> Bruchteil einer Sekunde, weil er<br />

keinerlei Anspannung verspürte. Überhaupt kein Gefühl regte sich in ihm.<br />

Allein die verblassenden Umrisse <strong>der</strong> Erinnerung, die er gerade von so unermeßlich<br />

weit her empfangen hatte.<br />

Die Tür öffnete sich. Lukowskys Rechte lockerte den Griff um Stahl und Holz.<br />

Im Türrahmen stand die schlanke Silhouette einer Frau. Sie näherte sich grußlos.<br />

Trotz <strong>der</strong> Abenddämmerung wurde ihr Gesicht erkennbar. <strong>Ein</strong> schönes Frauengesicht,<br />

beschattet von <strong>der</strong> Krempe eines Hutes und umrahmt von dunkelbraunen<br />

Haaren, die vor <strong>der</strong> linken Schulter zu einem langen, starken Zopf<br />

geflochten waren, dessen Spitze die Hüfte berührte. Lukowsky stockte für einen<br />

halben Augenblick <strong>der</strong> Atem. Diese Frau war sehr schön – traumhaft schön. Die<br />

Farbe des Abendrots sch<strong>im</strong>merte auf ihren geflochtenen Haaren. Die Spitze des<br />

langen Zopfs wurde von drei kleinen Kornblumenblüten aus Seide verziert. An<br />

Hals und Handgelenken blitzte wertvoller Schmuck. Die Frau trug ein elegantes<br />

hellblaues Jackenkleid, dazu passende Handschuhe und zierliche mattglänzende<br />

Schuhe mit nicht allzu hohen Absätzen. Auch die kleine rechteckige Handtasche<br />

war hellblau. Die Augen <strong>der</strong> Frau blickten groß und dunkel unter langen W<strong>im</strong>pern<br />

hervor und sie spiegelten das Violett des Abendh<strong>im</strong>mels wi<strong>der</strong>.<br />

Das Auftauchen <strong>der</strong> Besucherin verwirrte Lukowsky. Die Frau strahlte etwas<br />

aus, daß ihm Angst einflößte – mehr Angst als alle Waffen und Armeen <strong>der</strong><br />

Erde zusammen hätten bewirken können. Diese Frau war etwas Beson<strong>der</strong>es. Er<br />

spürte es sofort: Hier stand eine jener Frauen, denen ein Mann gänzlich verfallen<br />

konnte. Dennoch versuchte er, seiner St<strong>im</strong>me einen neutralen Klang zu geben:<br />

„Sie haben sich <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer geirrt.“ Er wandte <strong>der</strong> Frau den Rücken zu und sah<br />

sie doch innerlich vor sich. Anfang zwanzig mochte sie sein. Vielleicht einen-<br />

Meter-fünfundsiebzig groß, Konfektionsgröße zwischen 36 und 38 in vollendeten<br />

Ausformungen. <strong>Ein</strong> packend schönes Gesicht, ein Frauengesicht, wie er es<br />

erst zwe<strong>im</strong>al in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Unglaubliche Augen, sehr<br />

selbstbewußt, und ein wun<strong>der</strong>voller Mund. Dazu die schönen Haare - vollkom-<br />

mene Natur. Doch Ernst Lukowskys Blick war aus dem Fenster gerichtet. <strong>Ein</strong><br />

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