Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN listisch‘ nennt, glaub ich.“ - Ein ganzer Schwarm von Gedanken sauste bei dieser Beschreibung durch Lukowskys Kopf. Er erinnerte sich gut: Die Darstellung auf der Silberplatte aus Alottis Haus. Lukowsky fragte: „Wo haben Sie das Ding?“ Wenzl lachte trocken und antwortete: „Im Garten! Unser Haus hat einen kleinen Garten. Meine Frau hat da einen netten Steingarten angelegt. Mit Edelweiß und so. Da steht das Ding und spielt Gartenzwerg.“ Wenzl lachte, diesmal wirklich heiter, die angespannte Stimmung wich. Lukowsky lachte mit. Dann sagte er: „Ich möchte die Figur gerne haben! Geld will ich nicht. Es steht mir nicht zu, so wenig wie Ihnen. Aber Sie haben Familie. Für ehrliche Aufträge wäre ich allerdings dankbar. Ich möchte versuchen, meine Firma über den Berg zu bringen.“ Wenzl sah ihn mißtrauisch an: „Ist das Ihr Ernst? Sie scheißen auf 92.000 Märker?“ Lukowsky nickte: „Wenn Sie dafür an mich denken, sobald es Transportflüge gibt, die ich mit meinen Möglichkeiten durchführen kann – ganz faire Preise – aber eventuell mit einer gewissen Umsatzgarantie – das wäre für mich gar kein schlechter Tausch, es wäre genau die Chance, die ich brauchte.“ Sie sahen sich ein paar lange Sekunden über Wenzls mächtige Schreibtischplatte hinweg an. Wenzl legte den Kopf schief: „Sie meinen das ehrlich?“ Lukowsky nickte: „Und ich bekomme die verrückte Figur!“ Wenzl überlegte etwa eine halbe Minute. Dann erhob er sich, streckte Lukowsky seine Bärenpranke hin und sagte: „Alle für Sie interessanten Flüge, die ich zu vergeben habe. Jahresumsatz geschätzt 60.000 bis 65.000 Mark. 50.000 Minimum garantiere ich Ihnen schriftlich. 10.000 Vorschuß kriegen Sie sofort, wird später verrechnet. – OK?“ Wenzl hatte sich zu voller Größe aufgerichtet und hielt noch immer die Hand hin. Auch Lukowsky stand auf. Er nahm Wenzls Hand, hielt sie für einen Moment fest und sagte: „Und die doppelköpfige Gartenzwerg-Figur kann ich mir heute nachmittag abholen!“ Wenzls Händedruck war fest: „In Ordnung. Ich rufe meine Frau an, sie soll das Ding bringen. Sie findet es sowieso unheimlich. Darum ist es auch im Garten gelandet.“ Lukowsky trank von seinem Kaffee. Er erinnerte sich: „Sie erwähnten vorhin, wenn ich es richtig verstanden habe, es wäre schon jemand anderer zu ihnen gekommen in dieser – Angelegenheit?“ Wenzl legte eine wohlgefällige Miene auf und hielt die Hand mit der Zigarre in die Höhe: „Vorigen Dienstag. Kam unangemeldet und quatschte Bockmist. Habe ihn rausgeschmissen!“ Lukowsky fragte: „Was war denn das für ein Bursche?“ – Wenzl blähte zur Veranschaulichung seiner folgenden Worte die Backen: „Ein Fettsack. Hat sich zu blöd angestellt. Ich merkte sofort, er hatte keine Ahnung. Wie dann aber Sie anriefen, war mir klar, daß Sie drauf gekom- ( 295 )

Z-PLAN men sein mußten. Sie waren ja der erste an der Spritze, hatten das grüne Paket vorher und nachher in der Klaue. Irgendwann mußte’s wohl so kommen. Bin froh, daß wir handelseinig geworden sind!“ Lukowsky forschte: „Wie hieß der Fettsack?“ Wenzl kratzte sich am Kopf: „Wie hieß der ... Ich glaube, hat er gar nicht von sich gegeben. Nur seinen Vornamen: Valentin. Das wird ja kaum sein Arschname gewesen sein.“ – In Lukowskys Kopf sausten abermals die Gedanken im Kreise: Dicker Mann – Valentin – Valtine. - Wenzl schien es ihm anzumerken, er fragte: „Kennen Sie den etwa?“ Lukowsky schüttelte den Kopf: „Nein. Es kann aber sein, daß es jemand ist, von dem ich gehört habe. Nichts Gutes. Falls er nochmals auftauchen sollte, würden Sie mich dann informieren?“ Wenzl lachte tief aus der Brust: „Der taucht hier nicht wieder auf! Denn das nächste Mal, hab ich ihm gesagt, geht er nicht zur Türe raus, sondern zum Fenster!“ In der Firma Wenzl hatte sich vieles geändert. Der Chef selbst indes war unzweifelhaft der alte geblieben. Lukowsky fiel noch eine Frage ein: „An Papieren gab es nichts in dem Paket?“ – „Papiere?“ wunderte sich Wenzl: „Na! Nur die, in die das unnütze Spinner-Kunstwerk eingewickelt war.“ Lukowsky forschte: „War das Packpapier, Zeitungspapier, oder war etwas drauf?“ Wenzl lehnte sich mit einem Kopfschütteln zurück: „Was Sie alles fragen! - Es war so was wie alte Architektenzeichnungen, die keiner mehr brauchen konnte.“ Das machte Lukowsky hellhörig: „Wo sind die?“ Wenzl gaffte ihn verständnislos an: „Wollen S‘ mich pflanzen? Im Müll natürlich!“ Lukowsky nickte: „Es war eine dumme Frage. Bitte grüßen Sie Ihre Gattin von mir!“ München bot nun tatsächlich den Eindruck einer Stadt, die den Herbst ignorierte und den Sommer zurückgeholt hatte. Die Stimmung war angenehm. Dazu mochten für Ernst Lukowsky auch die Ergebnisse seines Besuches bei Wenzl beitragen. Die geschäftlichen Aussichten konnten nach langer Zeit den berühmten Silberstreif am Horizont bedeuten. Und dann: Der Inhalt des grünen Pakets! Auch nicht unwichtig: Valtine schien sich in die Ereignisse einzumengen, Veras alter Feind, dessen Kopf sie sich wünschte ... Lukowsky fand einen Parkplatz in der Herzog-Rudolf-Straße, nahe der Maximilianstraße. Er war früh daran, bis Mittag war noch Zeit. Er schlenderte am Hofbräuhaus vorbei in Richtung Marienplatz. Er stöberte in einer großen Buchhandlung und versah sich mit Lesestoff, zwei Bücher, eines in Deutsch und eines in Englisch, über die Me 109, jenes Jagdflugzeug des Zweiten Weltkriegs, mit dem die meisten Luftsiege erkämpft worden waren. Dabei legte er Wert auf genaue ( 296 )

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men sein mußten. Sie waren ja <strong>der</strong> erste an <strong>der</strong> Spritze, hatten das grüne Paket<br />

vorher und nachher in <strong>der</strong> Klaue. Irgendwann mußte’s wohl so kommen. Bin<br />

froh, daß wir handelseinig geworden sind!“ Lukowsky forschte: „Wie hieß <strong>der</strong><br />

Fettsack?“ Wenzl kratzte sich am Kopf: „Wie hieß <strong>der</strong> ... Ich glaube, hat er gar<br />

nicht von sich gegeben. Nur seinen Vornamen: Valentin. Das wird ja kaum sein<br />

Arschname gewesen sein.“ – In Lukowskys Kopf sausten abermals die Gedanken<br />

<strong>im</strong> Kreise: Dicker Mann – Valentin – Valtine. - Wenzl schien es ihm anzumerken,<br />

er fragte: „Kennen Sie den etwa?“ Lukowsky schüttelte den Kopf:<br />

„Nein. Es kann aber sein, daß es jemand ist, von dem ich gehört habe. Nichts<br />

Gutes. Falls er nochmals auftauchen sollte, würden Sie mich dann informieren?“<br />

Wenzl lachte tief aus <strong>der</strong> Brust: „Der taucht hier nicht wie<strong>der</strong> auf! Denn das<br />

nächste Mal, hab ich ihm gesagt, geht er nicht zur Türe raus, son<strong>der</strong>n zum<br />

Fenster!“ In <strong>der</strong> Firma Wenzl hatte sich vieles geän<strong>der</strong>t. Der Chef selbst indes<br />

war unzweifelhaft <strong>der</strong> alte geblieben. Lukowsky fiel noch eine Frage ein: „An<br />

Papieren gab es nichts in dem Paket?“ – „Papiere?“ wun<strong>der</strong>te sich Wenzl: „Na!<br />

Nur die, in die das unnütze Spinner-Kunstwerk eingewickelt war.“ Lukowsky<br />

forschte: „War das Packpapier, Zeitungspapier, o<strong>der</strong> war etwas drauf?“ Wenzl<br />

lehnte sich mit einem Kopfschütteln zurück: „Was Sie alles fragen! - Es war so<br />

was wie alte Architektenzeichnungen, die keiner mehr brauchen konnte.“ Das<br />

machte Lukowsky hellhörig: „Wo sind die?“ Wenzl gaffte ihn verständnislos an:<br />

„Wollen S‘ mich pflanzen? Im Müll natürlich!“ Lukowsky nickte: „Es war eine<br />

dumme Frage. Bitte grüßen Sie Ihre Gattin von mir!“<br />

München bot nun tatsächlich den <strong>Ein</strong>druck einer Stadt, die den Herbst ignorierte<br />

und den Sommer zurückgeholt hatte. Die St<strong>im</strong>mung war angenehm. Dazu<br />

mochten für Ernst Lukowsky auch die Ergebnisse seines Besuches bei Wenzl<br />

beitragen. Die geschäftlichen Aussichten konnten nach langer Zeit den berühmten<br />

Silberstreif am Horizont bedeuten. Und dann: Der Inhalt des grünen Pakets!<br />

Auch nicht unwichtig: Valtine schien sich in die Ereignisse einzumengen, Veras<br />

alter Feind, dessen Kopf sie sich wünschte ...<br />

Lukowsky fand einen Parkplatz in <strong>der</strong> Herzog-Rudolf-Straße, nahe <strong>der</strong> Max<strong>im</strong>ilianstraße.<br />

Er war früh daran, bis Mittag war noch Zeit. Er schlen<strong>der</strong>te am Hofbräuhaus<br />

vorbei in Richtung Marienplatz. Er stöberte in einer großen Buchhandlung<br />

und versah sich mit Lesestoff, zwei Bücher, eines in Deutsch und eines in<br />

Englisch, über die Me 109, jenes Jagdflugzeug des Zweiten Weltkriegs, mit dem<br />

die meisten Luftsiege erkämpft worden waren. Dabei legte er Wert auf genaue<br />

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