Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN an, um nicht zu beschädigen, was von Vera kam, und befaßte sich mit der Kopie. Die Kartenzeichnung war äußerst genau. Wie ein militärisches Meßtischblatt. Lukowsky überlegte – irgendwo in einer der Schreibtischschubladen mußte ein kaputter Diabetrachter liegen, das hieß: Eine Lupe. Er fand sie und sah sich alles ganz genau an, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Dann entdeckte er es: Das gleiche Zeichen, das er auf dem Leitwerk der Me 109 K gesehen hatte – und auch schon einmal woanders, ohne sich näher daran erinnern zu können. Und gleich daneben ein zweites ihm nicht unbekanntes Symbol: Das von der Rückseite auf Alottis seltsamen Gegenstand, den Astrid Xylander einen doppelten Schlüssel genannt hatte! Ohne Frage, es war ganz genau jenes Symbol. Wie es schien, sogar in der selben Größe. Das mußte eine Bedeutung haben, konnte ganz sicher kein Zufall sein. Der erste Kreis, begann sich zu schließen. – Der ‚erste Kreis‘? Lukowsky hielt bei dem Gedanken inne. Wo hatte er das doch erst neulich gelesen? In den Aufzeichnungen von 1862 aus Alottis Utensilien! War das aber nicht zuerst sein eigener Einfall gewesen, in zwei Kreise zu unterscheiden, und diesen einen den ‚Ersten Kreis‘ zu nennen? – Sein Einfall. Was war ein Einfall? Etwas, daß einfällt! Von außen? Von irgendwo? Durch die Gedanken und den Willen anderer Menschen? lebender, verstorbener – aus jenem Grünen Land womöglich? – Solche bizarren Gedanken schüttelte er von sich. Lukowsky steckte sich eine Zigarette an und verwies sämtliche mystischen Dinge in das Reich des Unwirklichen, das ihn nichts anging. Doch Vera würde ihm dies alles nicht ohne erklärende Hilfen gegeben haben. Es war ja ihr Wunsch, daß er etwas tun sollte, etwas ganz Bestimmtes. Des Rätsels Lösung mußte in dem Büchlein ihres Vaters zu finden sein, das sie eigenhändig mit so zahlreichen Anmerkungen versehen hatte. Lukowsky holte es hervor und blätterte darin. Er nahm Kaffeekanne und Tasse und zog in das hintere Zimmer. Er legte sich auf das Feldbett, nahm Veras Büchlein und begann zu lesen. 22 Die Nacht war bald vorüber. Lukowsky hatte sich die Schreibtischlampe geholt und auf einen neben das Feldbett gerückten Stuhl gestellt, um das kleine Büchlein, das Vera ihm gegeben hatte, das Notizbuch ihres Vaters, in Ruhe zu studieren. Dank ihrer Anmerkungen war es gut möglich gewesen, alles zu lesen und das meiste davon zu verstehen. Der Inhalt war eine Zusammenfassung dessen, ( 285 )

Z-PLAN was Veras Vater am wichtigsten erschienen sein mußte. Auf dem Kunstledereinband des Büchleins stand die Jahreszahl 1962, und aus dem Inhalt ging hervor, daß die Notizen auch in jenem Jahr angefertigt worden waren. Lukowsky legte es bedächtig auf den Stuhl mit der Schreibtischlampe und schaltete das Licht aus. Er legte den Kopf zurück und dachte über all das nach, was er während der vergangenen Stunden gelesen, beziehungsweise entziffert hatte. Kapitänleutnant Eberhard Jörgens, Veras Vater, zunächst auf einem Hilfskreuzer auf mehreren Kaperfahrten gewesen und dann Erster Offizier an Bord eines Zerstörers, schließlich in Diensten des großdeutschen Geheimdiensts, hatte in den beiden letzten Kriegsjahren eine besondere Aufgabe gehabt; so besonders und heikel, wie es sich nur irgend ausmalen ließ: Notvorkehrungen für den Fall einer militärischen Niederlage des Reiches, Vorbereitungen für einen allerletzten Trumpf in der Hinterhand, langfristig gedacht, mit dem Blick auf eine Wiedererhebung – vielleicht erst nach Jahrzehnten. Das hatte nach allen Seiten gleichermaßen geheim bleiben müssen. Lukowsky las, entzifferte, und es eröffneten sich Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, eine Geschichte, die nun schon sehr fern lag und doch auf einmal so nahe kam, daß die Gedanken und Gefühle von damals aufzuerstehen schienen, sich Bahn brachen in die Gegenwart, kraftvoll und verzweifelt zugleich. Damals, Ende 1940, hatte eine Gruppe von Offizieren und Industriellen einen Fonds geschaffen, aus dem technische Neuentwicklungen gefördert werden sollten, die vielversprechend waren, jedoch von offizieller Seite, insbesondere durch das Reichsluftfahrtministerium, keine Unterstützung erfuhren. 1941, nach den ersten schnellen Erfolgen in Rußland, wuchs auf Seiten der Führung die irrige Überzeugung, der Krieg sei bereits gewonnen. Erfahrene Offiziere und nicht zuletzt Admiral Canaris warnten vor solch einer trügerischen Annahme. Doch es fiel die folgenschwere Entscheidung, neue Waffenentwicklungen, die nicht binnen eines dreiviertel Jahres fertig werden konnten, gar nicht mehr in Angriff zu nehmen. Der baldige Sieg blieb indes aus. Gleichzeitig nahmen die Rohstoffengpässe zu. Mit dem Kriegseintritt Amerikas ließ sich mathematisch präzise errechnen, in welchem Zeitraum die quantitative Überlegenheit des Gegners an Menschen, Rohstoffen und Rüstungsmaterial bei gleichzeitigem Schließen der technischen Lücken zur Niederlage des Reiches führen mußte. Die Forderung ( 286 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

was Veras Vater am wichtigsten erschienen sein mußte. Auf dem Kunstle<strong>der</strong>einband<br />

des Büchleins stand die Jahreszahl 1962, und aus dem Inhalt ging hervor,<br />

daß die Notizen auch in jenem Jahr angefertigt worden waren. Lukowsky legte<br />

es bedächtig auf den Stuhl mit <strong>der</strong> Schreibtischlampe und schaltete das <strong>Licht</strong><br />

aus. Er legte den Kopf zurück und dachte über all das nach, was er während <strong>der</strong><br />

vergangenen Stunden gelesen, beziehungsweise entziffert hatte.<br />

Kapitänleutnant Eberhard Jörgens, Veras Vater, zunächst auf einem Hilfskreuzer<br />

auf mehreren Kaperfahrten gewesen und dann Erster Offizier an Bord eines<br />

Zerstörers, schließlich in Diensten des großdeutschen Gehe<strong>im</strong>diensts, hatte in<br />

den beiden letzten Kriegsjahren eine beson<strong>der</strong>e Aufgabe gehabt; so beson<strong>der</strong>s<br />

und heikel, wie es sich nur irgend ausmalen ließ: Notvorkehrungen für den Fall<br />

einer militärischen Nie<strong>der</strong>lage des Reiches, Vorbereitungen für einen allerletzten<br />

Trumpf in <strong>der</strong> Hinterhand, langfristig gedacht, mit dem Blick auf eine<br />

Wie<strong>der</strong>erhebung – vielleicht erst nach Jahrzehnten. Das hatte nach allen Seiten<br />

gleichermaßen gehe<strong>im</strong> bleiben müssen.<br />

Lukowsky las, entzifferte, und es eröffneten sich <strong>Ein</strong>blicke in die Zeit des Zweiten<br />

Weltkriegs, eine Geschichte, die nun schon sehr fern lag und doch auf einmal<br />

so nahe kam, daß die Gedanken und Gefühle von damals aufzuerstehen<br />

schienen, sich Bahn brachen in die Gegenwart, kraftvoll und verzweifelt zugleich.<br />

Damals, Ende 1940, hatte eine Gruppe von Offizieren und Industriellen einen<br />

Fonds geschaffen, aus dem technische Neuentwicklungen geför<strong>der</strong>t werden sollten,<br />

die vielversprechend waren, jedoch von offizieller Seite, insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

das Reichsluftfahrtministerium, keine Unterstützung erfuhren. 1941, nach den<br />

ersten schnellen Erfolgen in Rußland, wuchs auf Seiten <strong>der</strong> Führung die irrige<br />

Überzeugung, <strong>der</strong> Krieg sei bereits gewonnen. Erfahrene Offiziere und nicht<br />

zuletzt Admiral Canaris warnten vor solch einer trügerischen Annahme. Doch es<br />

fiel die folgenschwere Entscheidung, neue Waffenentwicklungen, die nicht<br />

binnen eines dreiviertel Jahres fertig werden konnten, gar nicht mehr in Angriff<br />

zu nehmen. Der baldige Sieg blieb indes aus. Gleichzeitig nahmen die Rohstoffengpässe<br />

zu. Mit dem Kriegseintritt Amerikas ließ sich mathematisch präzise errechnen,<br />

in welchem Zeitraum die quantitative Überlegenheit des Gegners an<br />

Menschen, Rohstoffen und Rüstungsmaterial bei gleichzeitigem Schließen <strong>der</strong><br />

technischen Lücken zur Nie<strong>der</strong>lage des Reiches führen mußte. Die For<strong>der</strong>ung<br />

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