Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Lieber Don Quijote, Du wirst bestimmt alles richtig machen. Wenn die Wintersonne kommt, rein und klar, wirst Du es mir erzählen. Falls Du an mich denkst, werde ich es fühlen und mich freuen, aber tue es nicht zu oft, ich will, daß Du ein schönes Leben hast. Deine Vera Er las diese Zeilen zweimal, dreimal. Er betrachtete das Foto und strich zärtlich mit einem Finger an den vier Kanten entlang. Endlich gab er Brief und Foto in das kleine Kuvert zurück und steckte es zu seinem Paß. Das andere tat er wieder in das größere Kuvert. Er würde das später anschauen, nicht jetzt. Er war noch planlos umhergefahren, wie lange, das wußte er nicht. Irgendwann hatte die Armatur angezeigt, daß das Benzin ausging, und der Reservekanister war leer. So hatte er bei der nächsten Tankstelle angehalten, um den Wagen auftanken zu lassen. Über die Frage, wo er sich befinde, hatte der Tankwart sich gewundert und zur Antwort gegeben: „Fünf Kilometer vor Aachen.“ Es war inzwischen auch kühler geworden, obwohl die Sonne noch schien. Nun fuhr er wieder durch die vertrauten Straßen von Düsseldorf. Der Abschied von Vera, das empfand er ganz tief, war ein unwiderruflicher gewesen, auch wenn sie sich noch einmal wiedersehen würden – auf einen Tag, so hatte es Vera gesagt - wenn die Wintersonne kam. - Im Grunde, auch das war ihm klar, hatte er auf viel mehr nie wirklich gehofft. Die Unerreichbarkeit hatte in Veras Augen gestanden – schon seit dem ersten Moment ihrer Begegnung. Dulcinea und Don Quijote – es konnte kein besseres Sinnbild geben. Und doch war er, der so manches schon hinter sich hatte, gefangen von diesem Traum. Der stellte nun seine Forderungen. Es war, als gelte es ein heiliges Vermächtnis zu erfüllen: Das von Vera Jörgens und ihrem Vater. Im Büro, an seinem Schreibtisch, sah er sich den sachlichen Inhalt von Veras Kuvert näher an. Zunächst die beiden Skizzen. Der ersten konnte er gar nichts entnehmen. Die Bögen und Linien darauf erinnerten beinahe an Alottis Silbergravur und waren bei genauerem Hinsehen doch völlig anders. Die zweite Skizze war eine Landkarte, sorgfältig und präzise gezeichnet, ein kompaktes Terrain umreißend. Doch ohne jeden Hinweis, in welcher Gegend sich dieses befand. Dann der Brief des Verteidigungsministeriums, sechs Jahre alt. Er ent- ( 277 )

Z-PLAN hielt einen ansonsten nichtssagenden Vorschlag zur Zusammenarbeit im nationalen Interesse. Unterzeichnet von einem Oberstleutnant Ludwig Fokke. Schließlich das Notizbüchlein. Es stammte vermutlich von Veras Vater. An verschiedenen Stellen gab es jedoch Hinzufügungen, sogar eingeklebte Zettel, mit Veras Handschrift. Das berührte Lukowsky schlagartig tief: Ihre Handschrift! Und zu welchem Themenkreis? Lukowsky rückte den Sessel ans Fenster, lehnte sich zurück und begann zu lesen; Veras Einfügungen zuerst. Es wurde schnell klar, daß es Dechiffrierhilfen waren, ohne die das Büchlein unerklärlich bleiben würde. Trotzdem kam Lukowsky damit vorerst nicht weiter. Die Gedanken wollten sich nicht so recht darauf konzentrieren. Er gab alles in das Kuvert zurück und schob es unter einen Kartenstapel in der mittleren Schreibtischschublade. Der Geist wollte dem Befehl des Verstandes einfach noch nicht gehorchen; die Erinnerung schweifte zu Vera zurück. Er schloß die Augen. Als er erwachte, war draußen die Nacht. Ein kühler Wind blies durch das offene Fenster herein. Lukowsky konzentrierte den Blick in die Dunkelheit: Auf der anderen Seite des Schreibtischs stand der Schemen einer Gestalt. Ein kurzer Schreck durchzuckte Lukowsky. Den Revolver hatte er im Hinterzimmer unter dem Bett. Doch der dunkle Schatten von gegenüber sprach mit Peter Fischers Stimme: „Es tut mir leid, Sie aufzuschrecken, Herr Lukowsky! Aber die Tür stand offen – und ich benötige Ihre Hilfe sofort.“ Er streckte den Arm aus und knipste die Schreibtischlampe an. Lukowsky zwinkerte gegen die plötzliche Helligkeit. Fischer stand in einer ungewohnten schwarzen Montur da, zu der er einen ebenso schwarzen Rollkragenpullover trug. Fischer erklärte: „Es ist ein kleines Malheur passiert.“ Lukowsky fragte: „Nämlich?“ – „Wir sind in gewisser Weise fündig geworden,“ erläuterte Fischer sachlich, „doch steckt Herr Busch nun in einem dunklen Loch, aus dem kein Rechtsanwalt hilft, sondern nur vier kräftig zupackende Arme. Ein Mann allein kann das nicht schaffen. Ich wäre Ihnen darum sehr dankbar, wenn wir sofort aufbrechen könnten.“ Lukowsky erhob sich aus dem Sessel: „Wohin müssen wir denn?“ – „O,“ sagte Fischer: „Es ist ein nettes Stück Wegs. Falls Herr Busch aufgrund seines bisherigen Lebens irgendeine Schuld abzubüßen hat, wird er es jetzt tun. Mag sein, es gibt in dem Loch zahlreiche Ratten. Aber ansonsten besteht vorerst keine Gefahr.“ Lukowsky zog seine Jacke an. Fischer ging schon in Richtung Diele voraus und bemerkte: „Was wir eventuell an Hilfsmitteln brauchen, habe ich alles inzwischen besorgt. Mein Wagen steht unten. Kommen Sie!“ ( 278 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

hielt einen ansonsten nichtssagenden Vorschlag zur Zusammenarbeit <strong>im</strong> nationalen<br />

Interesse. Unterzeichnet von einem Oberstleutnant Ludwig Fokke.<br />

Schließlich das Notizbüchlein. Es stammte vermutlich von Veras Vater. An verschiedenen<br />

Stellen gab es jedoch Hinzufügungen, sogar eingeklebte Zettel, mit<br />

Veras Handschrift. Das berührte Lukowsky schlagartig tief: Ihre Handschrift!<br />

Und zu welchem Themenkreis? Lukowsky rückte den Sessel ans Fenster, lehnte<br />

sich zurück und begann zu lesen; Veras <strong>Ein</strong>fügungen zuerst. Es wurde schnell<br />

klar, daß es Dechiffrierhilfen waren, ohne die das Büchlein unerklärlich bleiben<br />

würde. Trotzdem kam Lukowsky damit vorerst nicht weiter. Die Gedanken<br />

wollten sich nicht so recht darauf konzentrieren. Er gab alles in das Kuvert zurück<br />

und schob es unter einen Kartenstapel in <strong>der</strong> mittleren Schreibtischschublade.<br />

Der Geist wollte dem Befehl des Verstandes einfach noch nicht gehorchen;<br />

die Erinnerung schweifte zu Vera zurück. Er schloß die Augen.<br />

Als er erwachte, war draußen die Nacht. <strong>Ein</strong> kühler Wind blies durch das offene<br />

Fenster herein. Lukowsky konzentrierte den Blick in die Dunkelheit: Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite des Schreibtischs stand <strong>der</strong> Schemen einer Gestalt. <strong>Ein</strong> kurzer<br />

Schreck durchzuckte Lukowsky. Den Revolver hatte er <strong>im</strong> Hinterz<strong>im</strong>mer unter<br />

dem Bett. Doch <strong>der</strong> dunkle Schatten von gegenüber sprach mit Peter Fischers<br />

St<strong>im</strong>me: „Es tut mir leid, Sie aufzuschrecken, Herr Lukowsky! Aber die Tür<br />

stand offen – und ich benötige Ihre Hilfe sofort.“ Er streckte den Arm aus und<br />

knipste die Schreibtischlampe an. Lukowsky zwinkerte gegen die plötzliche<br />

Helligkeit. Fischer stand in einer ungewohnten schwarzen Montur da, zu <strong>der</strong> er<br />

einen ebenso schwarzen Rollkragenpullover trug. Fischer erklärte: „Es ist ein<br />

kleines Malheur passiert.“ Lukowsky fragte: „Nämlich?“ – „Wir sind in gewisser<br />

Weise fündig geworden,“ erläuterte Fischer sachlich, „doch steckt Herr<br />

Busch nun in einem dunklen Loch, aus dem kein Rechtsanwalt hilft, son<strong>der</strong>n nur<br />

vier kräftig zupackende Arme. <strong>Ein</strong> Mann allein kann das nicht schaffen. Ich<br />

wäre Ihnen darum sehr dankbar, wenn wir sofort aufbrechen könnten.“ Lukowsky<br />

erhob sich aus dem Sessel: „Wohin müssen wir denn?“ – „O,“ sagte Fischer:<br />

„Es ist ein nettes Stück Wegs. Falls Herr Busch aufgrund seines bisherigen<br />

Lebens irgendeine Schuld abzubüßen hat, wird er es jetzt tun. Mag sein, es gibt<br />

in dem Loch zahlreiche Ratten. Aber ansonsten besteht vorerst keine Gefahr.“<br />

Lukowsky zog seine Jacke an. Fischer ging schon in Richtung Diele voraus und<br />

bemerkte: „Was wir eventuell an Hilfsmitteln brauchen, habe ich alles inzwischen<br />

besorgt. Mein Wagen steht unten. Kommen Sie!“<br />

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