Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne
Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne
Z-PLAN tanzt, so würde sich auch darüber kaum jemand gewundert und ganz sicher niemand daran gestoßen haben – dies war ja die KAKADU-Bar. Die Tangomelodien verfolgten ihn noch, als er zwischen später Nacht und frühem Morgen die vertrauten Räume des Büros betrat, die Jacke über den Schreibtischsessel warf und in das hintere Zimmer ging, das sein Wohngemach darstellte. Wie er ins Badezimmer ging und Wasser in die Wanne einließ, fragte er sich, ob es diese merkwürdige Bar, den ‚Kakadu‘, wirklich gab, oder ob das – in dem ewigen froschgrünen Licht – nicht womöglich eine verwunschene Insel des sagenumwobenen Grünen Landes war, von dem er einiges gehört und sogar schon geträumt hatte. Doch nein, dieses Grüne Land war gewiß völlig anders, würdevoller, ein Reich der Göttinnen und der Götter, die nicht Tango tanzten und keinen Rotwein tranken – oder letzteres vielleicht doch? – „Du spinnst wirre Gedanken, Ernst Lukowsky!“ sagte er zu sich selber, „Sei nicht so blöd! Es gibt kein ‚Grünes Land‘, aber es gibt die Kakadu-Bar, und in der sind die Göttinnen stubsnäsig und die Götter können weiße Stoffkaninchen aus dem Hut zaubern und auf dem Klavier Tango spielen.“ Er warf einen Blick in den Spiegel, drehte den Wasserhahn bei der Badewanne wieder zu, sagte laut: „Scheiß der Hund drauf!“ und legte sich, wie er war, schlafen. Am frühen Morgen rumorte es an der Tür. Klingeln, Klopfen, Pochen, alles Mögliche, was Geräusche verursachte. Lukowsky erhob sich vom Bett. Er war noch vom Vortag angezogen, ging zur Tür und öffnete. Cornelius sagte: „Dachte schon. Sie wären nicht da – oder lägen mit einer Kugel im Leib tot am Boden. Aber Ihre Karre steht unten – übrigens im Halteverbot.“ – „Na, großartig!“ sagte Lukowsky: „Kommen Sie rein!“ Cornelius tat nur ein paar Schritte in die Diele: „Ich hab nicht viel Zeit. Wollte Ihnen nur sagen: Falls Sie mit diesem bunten Vogel zusammengetroffen sind – Weiß, Schwarz, Grün und so weiter, Sie wissen schon, dann sollten Sie mir mal ganz schnell alles darüber erzählen. Ich wäre daran sehr interessiert, und Ihnen könnte es nützen.“ Er ließ sich auf dem hellen Kunstledersofa nieder, drehte eine Zigarette zwischen seinen Fingern, ohne sie anzustecken und blickte erwartungsvoll: „Also? Erzählen Sie!“ Lukowsky sagte: „Ich hab heute noch nicht einmal den ersten Kaffee intus.“ Cornelius zeigte eine nachdrückliche Geste mit der Zigarette, die er wie einen Taktstock zwischen den Fingern hielt: „Das ist mir egal! Ich hab jetzt nicht die Zeit, auf Kaffee zu warten. Ich möchte nur wissen, was Sie mit dem bunten Vogel zu tun haben!“ – „Gar nichts,“ sagte Lukowsky: „Er hat mich mirakulös angesprochen, ( 269 )
Z-PLAN weiter ist nichts. Ich habe auch keine Ahnung, wo er steckt und werde ihn wahrscheinlich nie wiedersehen. Falls er mich doch ärgert, trete ich ihn in den ... Sie wissen schon! Der Bursche kam mir bloß komisch vor. Darum wurde ich neugierig.“ Cornelius warf ihm einen ungläubigen Blick zu: „Das ist doch nur ein Teil der Geschichte!“ – „Aber der wichtigste,“ erklärte Lukowsky und versprach: „Sie, mit Ihren sonderbaren Geschichten und Dossiers, haben mich so neugierig gemacht. Sollte der Knabe nochmals auftauchen oder gar Ärger bereiten, kriegen Sie ihn von mir serviert.“ Cornelius stand zögernd auf und verharrte unentschlossen bei der Tür: „Ich meine es gut! In diesem Fall wäre es klug, sich mir anzuvertrauen. Es gibt ein paar Dinge, die kann ich vielleicht besser als Sie.“ Lukowsky fiel ein, daß Busch um eine Zusammenkunft mit Cornelius gebeten hatte. Aber er sprach nicht davon, sondern sagte: „Falls sich etwas von Interesse ergibt, rufe ich Sie an.“ – „Na gut,“ Cornelius nickte vor sich hin und wiederholte: „Na gut. Lassen wir es im Moment dabei. Aber halten Sie die Augen offen und stecken Sie ihren Püster zu sich! Möglich, daß Sie sich am Rande einer gefährlichen Zone bewegen – sozusagen. Ich muß jetzt weiter.“ Sie gaben sich die Hände. Cornelius verließ das Büro. Lukowsky ging in die Küche, setzte Kaffee auf und begab sich dann ins Bad. Nachdem er sich alle bisher noch nicht bearbeiteten alten und eventuellen neuen Geschäftskontakte vorgenommen, acht Briefe getippt und sechs Telefongespräche geführt hatte, fielen ihm die Ablichtungen aus dem merkwürdigen alten Tagebuch in die Hand, das sich unter Alottis Sachen befand. Was war daran eigentlich so merkwürdig gewesen, daß Lukowsky gemeint hatte, ein paar Blätter daraus kopieren zu sollen? Es fiel ihm wieder ein: Vom ‚Licht der Göttin‘ hatte da etwas gestanden, was an Astrid Xylanders mystische Welt erinnerte. Nun sah sich Lukowsky die Blätter genauer an. Die Handschrift war so gestochen schön, wie die Leute früher zu schreiben verstanden. Der Zeit- und Ortshinweis lautete: Wien, 15. August bis 15. Dezember 1862. Ein Name stand nirgends, statt dessen ein kleines gedrucktes Wappen mit einer neunzackigen Krone. Das Wappenschild wies schräge Scharfur von oben links nach unten rechts auf; dies bedeutete die Farbe Grün. In der Mitte ragte ein Schwert auf, mit der Spitze nach oben. Rechts davon stand ein Kreuz und links eine Lilie. Ganz oben, über der Spitze des Schwertes, und ebenso ganz unten, waren strahlende Edelsteine oder Kristalle zu sehen. Das alles mochte etwas Bestimmtes zu bedeuten haben, doch Lukowsky verstand von Heraldik nicht viel. Er begann zu lesen, die Handschrift war angenehm klar: ( 270 )
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Wie er ins Badez<strong>im</strong>mer ging und Wasser in die Wanne einließ, fragte er sich,<br />
ob es diese merkwürdige Bar, den ‚Kakadu‘, wirklich gab, o<strong>der</strong> ob das – in dem<br />
ewigen froschgrünen <strong>Licht</strong> – nicht womöglich eine verwunschene Insel des<br />
sagenumwobenen Grünen Landes war, von dem er einiges gehört und sogar<br />
schon geträumt hatte. Doch nein, dieses Grüne Land war gewiß völlig an<strong>der</strong>s,<br />
würdevoller, ein Reich <strong>der</strong> Göttinnen und <strong>der</strong> Götter, die nicht Tango tanzten<br />
und keinen Rotwein tranken – o<strong>der</strong> letzteres vielleicht doch? – „Du spinnst wirre<br />
Gedanken, Ernst Lukowsky!“ sagte er zu sich selber, „Sei nicht so blöd! Es gibt<br />
kein ‚Grünes Land‘, aber es gibt die Kakadu-Bar, und in <strong>der</strong> sind die Göttinnen<br />
stubsnäsig und die Götter können weiße Stoffkaninchen aus dem Hut zaubern<br />
und auf dem Klavier Tango spielen.“ Er warf einen Blick in den Spiegel, drehte<br />
den Wasserhahn bei <strong>der</strong> Badewanne wie<strong>der</strong> zu, sagte laut: „Scheiß <strong>der</strong> Hund<br />
drauf!“ und legte sich, wie er war, schlafen.<br />
Am frühen Morgen rumorte es an <strong>der</strong> Tür. Klingeln, Klopfen, Pochen, alles<br />
Mögliche, was Geräusche verursachte. Lukowsky erhob sich vom Bett. Er war<br />
noch vom Vortag angezogen, ging zur Tür und öffnete. Cornelius sagte: „Dachte<br />
schon. Sie wären nicht da – o<strong>der</strong> lägen mit einer Kugel <strong>im</strong> Leib tot am Boden.<br />
Aber Ihre Karre steht unten – übrigens <strong>im</strong> Halteverbot.“ – „Na, großartig!“ sagte<br />
Lukowsky: „Kommen Sie rein!“ Cornelius tat nur ein paar Schritte in die Diele:<br />
„Ich hab nicht viel Zeit. Wollte Ihnen nur sagen: Falls Sie mit diesem bunten<br />
Vogel zusammengetroffen sind – Weiß, Schwarz, Grün und so weiter, Sie<br />
wissen schon, dann sollten Sie mir mal ganz schnell alles darüber erzählen. Ich<br />
wäre daran sehr interessiert, und Ihnen könnte es nützen.“ Er ließ sich auf dem<br />
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ohne sie anzustecken und blickte erwartungsvoll: „Also? Erzählen Sie!“ Lukowsky<br />
sagte: „Ich hab heute noch nicht einmal den ersten Kaffee intus.“ Cornelius<br />
zeigte eine nachdrückliche Geste mit <strong>der</strong> Zigarette, die er wie einen Taktstock<br />
zwischen den Fingern hielt: „Das ist mir egal! Ich hab jetzt nicht die Zeit, auf<br />
Kaffee zu warten. Ich möchte nur wissen, was Sie mit dem bunten Vogel zu tun<br />
haben!“ – „Gar nichts,“ sagte Lukowsky: „Er hat mich mirakulös angesprochen,<br />
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