Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN In dieser Nacht kam Lukowsky ein merkwürdiger Traum: Über ihm war ein glitzernder Sternenhimmel, so klar, wie es ihn über der Großstadt nicht gab. Rechts stand ein Mond von ungewöhnlich grünfarbenem Schein. Es war warm, geradezu schwül. Der Blick auf den stillen Sternenhimmel war sehr schön, aber trotz der Klarheit ließ sich keines der vertrauten Sternbilder erkennen. Der von dem sonderbaren Mond kommende grüne Schein nahm zu, und nun wurde auch ein sanft-hügeliger Horizont erkennbar – als tauche er aus dem Nichts auf. Dann meinte Lukowsky, die geduldige Stimme Astrid Xylanders erläutern zu hören: „Schau, dies ist das Grüne Land... das Grüne Land... das Grüne Land...“ Er lauschte den Worten, die wie ein leiserwerdendes Echo verklangen. Und dann war da auf einmal die ovale silberne Scheibe über dem Horizont – riesig groß – und das Bild der Göttin darin war es, das sprach: „Die zeitlose Ewigkeit und die raumlose Unendlichkeit umfangen es, das Grüne Land, und darinnen ist alles, was Raum hat und Zeit.“ Dann begann der Bergkristall über dem Doppelhaupt zu leuchten – wie eine hellgrüne Sonne – und die Frauenstimme sprach: „Die überwunden haben, überwinden...! Die überwunden haben, überwinden...!“ – Ein schrilles Geräusch störte auf einmal die wundersame Atmosphäre, die Bilder verschwanden. Das Geräusch blieb. Lukowsky wachte auf: Das Telefon! Er warf einen Blick auf die Leuchtziffern des Weckers – 3 Uhr 10 – und ging ins Büro, wo auf dem Schreibtisch das Telefon unentwegt läutete. Er nahm den Hörer: „Ja?!“ – Busch war dran: „Haben Sie meine Sendung erhalten? Gut untergebracht?“ Lukowsky sagte: „Ja! Wo stecken Sie?“ – „Im 'Corona'. Vor zwei Stunden ließ man mich gehen: Befragung fruchtlos beendet! Was soll’s! - Ich habe von Freund Fischer eine Nachricht vorgefunden, er sei auf Reisen. Darum möchte ich Sie treffen. Nicht bei Ihnen, auch nicht hier. Haben Sie einen Vorschlag?“ Lukowsky überlegte: „Unternehmen wir eine Spazierfahrt?“ – Busch stimmte freudig zu: „Ein ausgezeichneter Gedanke, ja! Erwarten Sie mich beim Taxistand Königsallee Ecke Graf-Adolf-Straße. In einer halben Stunde.“ Lukowsky sagte: „In Ordnung,“ und legte auf. Er zog sich an, überlegte, ob er den Revolver einstecken sollte – sein Waffenschein war noch gültig – meinte aber, das würde nicht nötig sein. Beim Aufbrechen streifte sein Blick über den Schreibtisch. Dort lagen die Fotokopien, die er von der Silberplatte und aus dem Tagebuch angefertigt hatte. Lukowskys nahm das Bild der Göttin in die Hand. Er betrachtete es einen Moment, versuchte sich zu besinnen. Aber der Traum erschien ihm nun schon unsagbar fern und überdies unwichtig. Lukowsky ver- ( 255 )

Z-PLAN staute die Blätter in einer Schreibtischschublade, nahm Zigaretten und Streichhölzer, knipste das Licht aus und verließ sein Büro. Zu dieser Stunde gab es keine Schwierigkeit, direkt gegenüber dem Taxistand an der Ecke Kö einen Parkplatz zu finden. Bald bremste ein Taxi. Busch stieg aus und kam schwungvoll, offensichtlich gut gelaunt, auf Lukowskys Mustang zu. Er öffnete die Beifahrertür und ließ sich mit den Worten in den niedrigen Sitz fallen: „Das war ein guter Einfall von Ihnen, lieber Herr Lukowsky, eine Spazierfahrt bei Mondschein! Glänzende Idee! Guten Tag!“ Busch wirkte zwar abgespannt, aber dennoch in keiner schlechten Form. Er reckte den Kopf und spähte aus dem Wagenfenster: „Tatsächlich: Mondschein! Zwar nur ein Halbmond – aber romantisch!“ Lukowsky fuhr an und sagte: „Grüß Sie, Herr Busch. Sie müssen einen Riesenerfolg hinter sich haben, so gut wie Sie gelaunt sind.“ – „Habe ich, habe ich!“ bestätigte Busch und warf seinen zusammengeknudelten Mantel nach hinten: „Die Falle für den alten Fuchs ist noch nicht erfunden! Stellen Sie sich vor: Diese lausigen Tölpel von Staatsschützern meinten, sie könnten mich zuerst einschüchtern und dann einnähen! Nein, nein, meine Herren, weder das eine noch das andere!“ Lukowsky lenkte in Richtung Bergisches Land. Er fragte: „Was wollte man denn von Ihnen?“ – „Ooch,“ machte Busch gedehnt: „Nur auf den Busch klopfen. Wort-wörtlich sozusagen. Sie wußten, oder ahnten, daß ich noch in unseres Freundes Alotti Haus gewesen war. Bei denen mahlen die Mühlen langsamer als bei unsereins. Als sie ankamen, war ich schon im Gehen. Allerdings: Es ging um Stunden!“ – „Wollen Sie mir verraten,“ fragte Lukowsky, „was es im Hause Alottis so Spannendes gab?“ – „O ja!“ erwiderte Busch lebhaft: „Das, was ich gefunden und mitgebracht habe! Ich gab es in Frankfurt am Main per Post auf, wie Sie wissen, sonst wäre’s jetzt futsch! Allein die Briefmarken sind spielend eine Viertelmillion wert, wenn nicht mehr. Alotti hat eine Tochter. Sie würde davon nie etwas sehen, wenn ich es nicht noch eben sichergestellt hätte.“ Daß Busch von sich aus die rechtmäßige Erbin erwähnte, war Lukowsky lieb, es erleichterte vieles. Er fragte: „Warum eigentlich sollten die Behörden Alottis Tochter ihr rechtmäßiges Erbe vorenthalten.“ – „Warum?“ Busch warf Lukowsky einen staunenden Blick zu: „Weil unser Freund Alotti solch ein verträumter Idealist war, wie unser Freund Fischer einer ist, Leute, die noch nachträglich den Krieg gewinnen und die Welt verbessern wollen, den Kapitalismus überwinden und dergleichen Blödheiten mehr, der Menschheit Heil und Segen bringen ... Damit macht man sich nicht beliebt, ( 256 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

staute die Blätter in einer Schreibtischschublade, nahm Zigaretten und Streichhölzer,<br />

knipste das <strong>Licht</strong> aus und verließ sein Büro.<br />

Zu dieser Stunde gab es keine Schwierigkeit, direkt gegenüber dem Taxistand an<br />

<strong>der</strong> Ecke Kö einen Parkplatz zu finden. Bald bremste ein Taxi. Busch stieg aus<br />

und kam schwungvoll, offensichtlich gut gelaunt, auf Lukowskys Mustang zu.<br />

Er öffnete die Beifahrertür und ließ sich mit den Worten in den niedrigen Sitz<br />

fallen: „Das war ein guter <strong>Ein</strong>fall von Ihnen, lieber Herr Lukowsky, eine Spazierfahrt<br />

bei Mondschein! Glänzende Idee! Guten Tag!“ Busch wirkte zwar<br />

abgespannt, aber dennoch in keiner schlechten Form. Er reckte den Kopf und<br />

spähte aus dem Wagenfenster: „Tatsächlich: Mondschein! Zwar nur ein Halbmond<br />

– aber romantisch!“ Lukowsky fuhr an und sagte: „Grüß Sie, Herr Busch.<br />

Sie müssen einen Riesenerfolg hinter sich haben, so gut wie Sie gelaunt sind.“ –<br />

„Habe ich, habe ich!“ bestätigte Busch und warf seinen zusammengeknudelten<br />

Mantel nach hinten: „Die Falle für den alten Fuchs ist noch nicht erfunden!<br />

Stellen Sie sich vor: Diese lausigen Tölpel von Staatsschützern meinten, sie<br />

könnten mich zuerst einschüchtern und dann einnähen! Nein, nein, meine<br />

Herren, we<strong>der</strong> das eine noch das an<strong>der</strong>e!“ Lukowsky lenkte in Richtung Bergisches<br />

Land. Er fragte: „Was wollte man denn von Ihnen?“ – „Ooch,“ machte<br />

Busch gedehnt: „Nur auf den Busch klopfen. Wort-wörtlich sozusagen. Sie<br />

wußten, o<strong>der</strong> ahnten, daß ich noch in unseres Freundes Alotti Haus gewesen<br />

war. Bei denen mahlen die Mühlen langsamer als bei unsereins. Als sie ankamen,<br />

war ich schon <strong>im</strong> Gehen. Allerdings: Es ging um Stunden!“ – „Wollen Sie<br />

mir verraten,“ fragte Lukowsky, „was es <strong>im</strong> Hause Alottis so Spannendes gab?“<br />

– „O ja!“ erwi<strong>der</strong>te Busch lebhaft: „Das, was ich gefunden und mitgebracht<br />

habe! Ich gab es in Frankfurt am Main per Post auf, wie Sie wissen, sonst wäre’s<br />

jetzt futsch! Allein die Briefmarken sind spielend eine Viertelmillion wert, wenn<br />

nicht mehr. Alotti hat eine Tochter. Sie würde davon nie etwas sehen, wenn ich<br />

es nicht noch eben sichergestellt hätte.“ Daß Busch von sich aus die rechtmäßige<br />

Erbin erwähnte, war Lukowsky lieb, es erleichterte vieles. Er fragte: „Warum<br />

eigentlich sollten die Behörden Alottis Tochter ihr rechtmäßiges Erbe vorenthalten.“<br />

– „Warum?“ Busch warf Lukowsky einen staunenden Blick zu: „Weil<br />

unser Freund Alotti solch ein verträumter Idealist war, wie unser Freund Fischer<br />

einer ist, Leute, die noch nachträglich den Krieg gewinnen und die Welt verbessern<br />

wollen, den Kapitalismus überwinden und <strong>der</strong>gleichen Blödheiten mehr,<br />

<strong>der</strong> Menschheit Heil und Segen bringen ... Damit macht man sich nicht beliebt,<br />

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