Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Als er das Büro betrat und feststellte, daß er wieder einmal vergessen hatte, die Tür abzuschließen, war es nach Mitternacht. Er holte sich eine Tasse noch dastehenden Kaffees. Der alte Kaffe war noch erstaunlich warm. Lukowsky steckte die vorletzte Zigarette an, die noch in der Schachtel war. Trotz der späten Stunde wählte er nochmals Cornelius‘ Telefonnummer. Cornelius hob sofort ab, er hatte noch nicht geschlafen. Lukowsky nannte seinen Namen und sagte: „Guten Abend. Ich habe Ihre Sachen angesehen. Sie sind interessant. Wenn ich mich erkenntlich zeigen kann, werde ich es tun.“ Cornelius entgegnete: „Das wußte ich. Ich verlange auch nichts Krummes von Ihnen. Außerdem ist es gut, daß Sie anrufen. Sonst hätte ich mich morgen bei Ihnen gemeldet. Man – Sie wissen: ‚man‘ – wird Sie vielleicht unter Beobachtung stellen. Ich sitze auf einem praktischen Stuhl, wissen Sie, genau in der Dienststelle, die für sowas hier zuständig ist. Den Amis ist eine Agentin durchgebrannt, keine wichtige, eigentlich bloß eine bessere Angestellte des hiesigen Ami-Konsulats in der Cecilienallee. Aber ihr Boss ist stinksauer. Ein Oberspitzel namens Bolds, ein Scheißkerl. Es ist auch rausgekommen, daß Sie einen Adlatus besagten Scheißkerls in Toulon verprügelt haben. Das fanden die auch nicht witzig. Dann ist noch rausgekommen, daß sie dem Boss nachspioniert haben. Sie waren so blöd – Entschuldigung! – sich im dem Hotel da mit ihrem richtigen Namen einzutragen. Man glaubt, die Mieze sei vielleicht mit Ihnen zusammen getürmt, auf alle Fälle, daß sie ihr geholfen hätten. Sie wollen die Maus unbedingt wiederhaben. Alter 27, Name Jill Hardford, nach Konterfei recht hübsch, aber laut Akte ein Luder. Liegt alles seit heute nachmittag auf meinem Schreibtisch. Haben Sie die Mieze unter Ihre Fittiche genommen? Die hat hier sonst sicher keine Kontakte. Vielleicht wußte sie ja nicht wohin? Sie könnten’s mir ruhig sagen.“ – „Nein,“ antwortete Lukowsky und fragte: „Was noch?“ – „Daß Sie aufpassen und nicht blöd sind,“ riet Cornelius: „Sollte die Mieze bei Ihnen auftauchen – die hat Ihren Anmeldezettel nämlich bestimmt auch beäugt – lassen Sie die Finger davon. Die Amis glauben, sie ist irgendwo hier. Nach Hause kann sie nämlich nicht, da würden sie sie sofort krallen. Jetzt steckt sie tief in der Rue de la Merde. Spielen Sie nicht den Kavalier. Das bringt nichts.“ Lukowsky sagte: „In die Verlegenheit werde ich auch kaum kommen.“ – „Na gut,“ meinte Cornelius: „Dann viel Glück!“ Lukowsky sagte: „Ihnen auch. Ich rühre mich.“ Er legte auf, steckte sich die allerletzte Zigarette an, die noch in der auf dem Schreibtisch liegenden Schachtel war, und ging nach hinten in das Zimmer, das zurzeit seine Wohnung darstellte. Als er das Licht anknipste, sah er auf seinem ( 231 )

Z-PLAN Feldbett kerzengerade eine junge Frau sitzen. Diese nahm eine schwarze Perücke vom Kopf, als grüße sie mit einem Hut. Ihre aschblonden Haare quollen darunter hervor. Jill Hardford aus Texas sagte in beinahe akzentfreiem Deutsch ein paar Worte, die fast wie ein aktuelles Cornelius-Zitat klangen: „Ich stecke in der Scheiße!“ Sie blickte Lukowsky erwartungsvoll an. Er reichte ihr die Kaffeetasse. Jill deutete in die Tasse: „Den habe ich gekocht.“ Das erklärte nun, warum dieser Kaffee warm war. Lukowsky sagte: „Ich bin schon informiert. Bleiben Sie hier!“ Er ging vor ins Büro vor und rief im Hotel ‚Corona‘ an. Fischer schlief schon. Lukowsky klingelte ihn aus dem Bett: „Tut mir leid, Herr Fischer. aber ich brauche ihren verdeckten Wohnsitz. - - Ja, den! - - Ich erzähle Ihnen alles dann. Wann geht es? – In Ordnung. In einer Stunde stehe ich mit dem Wagen vor Ihrem Hotel. – Und danke!“ Er legte auf, guckte in den Schreibtischschubladen nach, ob sich vielleicht irgendwo eine vergessene Zigarette fand, hatte damit Glück, steckte sie an und ging wieder in das Hinterzimmer. Dort blickte ihm Miss Jill Hardfort treuherzig entgegen. Lukowsky sagte: "Ich versuche, etwas für Sie zu tun. Sie könnten mir aber einmal in wenigen Worten erzählen, warum Sie dieses Risiko eingehen." Die junge Frau machte ein trotziges Gesicht und antwortete: "Das mit dem fetten Deutschen in Nizza war zu viel! Er war ein fieser Möb!" Mit den letzten beiden Worten dieses Satzes hatte sie deutlich unter Beweis gestellt, ihr Deutsch im Rheinland erlernt zu haben. Sie berichtete weiter: "Er war übrigens kein richtiger Deutscher, sondern stammte aus Maryland. Das erzählte er mir, obwohl er einen deutschen Paß hat und sich zumeist auch ganz als Deutscher gibt. Aber er behandelte mich wie eine Prostituierte - beziehungsweise, er wollte es tun. Und die französischen Kollegen, die ich um Hilfe bat, lachten mich nur aus. Ich glaube, die Franzosen mögen keine Amerikaner. Ich ärgerte mich und sagte, wir hätten sie immerhin von den Nazis befreit, aber einer der Franzosen erwiderte frech, unsere Leute hätten sich soaufgeführt, daß sie sich gewünscht hatte, die Deutschen kämen zurück. Das fand ich gemein." Jills Beschreibung eines fetten Deutschen, der gebürtiger Amerikaner war, ließ Lukowsky aufhorchen. Er dachte an Valtine. Er forschte: "Wie hieß der Fette?" Sie antwortete: "Valtine. Aber er sprach den Namen deutsch aus. Ich hatte nur wenige Stunden mit ihm zu tun, verteilt über zwei Tage. Ich sollte später - das heißt, jetzt - hier für ihn arbeiten. Das wollte ich nicht. Mein Boss bestand aber darauf. Er sagte, es wäre nicht einfach gewesen, diesen Mann zu engagieren, er wäre wichtig." Jill zeigte eine resignierende Geste mit beiden Händen: "Na ja..." ( 232 )

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Als er das Büro betrat und feststellte, daß er wie<strong>der</strong> einmal vergessen hatte, die<br />

Tür abzuschließen, war es nach Mitternacht. Er holte sich eine Tasse noch<br />

dastehenden Kaffees. Der alte Kaffe war noch erstaunlich warm. Lukowsky<br />

steckte die vorletzte Zigarette an, die noch in <strong>der</strong> Schachtel war.<br />

Trotz <strong>der</strong> späten Stunde wählte er nochmals Cornelius‘ Telefonnummer. Cornelius<br />

hob sofort ab, er hatte noch nicht geschlafen. Lukowsky nannte seinen<br />

Namen und sagte: „Guten Abend. Ich habe Ihre Sachen angesehen. Sie sind<br />

interessant. Wenn ich mich erkenntlich zeigen kann, werde ich es tun.“ Cornelius<br />

entgegnete: „Das wußte ich. Ich verlange auch nichts Krummes von Ihnen.<br />

Außerdem ist es gut, daß Sie anrufen. Sonst hätte ich mich morgen bei Ihnen<br />

gemeldet. Man – Sie wissen: ‚man‘ – wird Sie vielleicht unter Beobachtung stellen.<br />

Ich sitze auf einem praktischen Stuhl, wissen Sie, genau in <strong>der</strong> Dienststelle,<br />

die für sowas hier zuständig ist. Den Amis ist eine Agentin durchgebrannt, keine<br />

wichtige, eigentlich bloß eine bessere Angestellte des hiesigen Ami-Konsulats in<br />

<strong>der</strong> Cecilienallee. Aber ihr Boss ist stinksauer. <strong>Ein</strong> Oberspitzel namens Bolds,<br />

ein Scheißkerl. Es ist auch rausgekommen, daß Sie einen Adlatus besagten<br />

Scheißkerls in Toulon verprügelt haben. Das fanden die auch nicht witzig. Dann<br />

ist noch rausgekommen, daß sie dem Boss nachspioniert haben. Sie waren so<br />

blöd – Entschuldigung! – sich <strong>im</strong> dem Hotel da mit ihrem richtigen Namen<br />

einzutragen. Man glaubt, die Mieze sei vielleicht mit Ihnen zusammen getürmt,<br />

auf alle Fälle, daß sie ihr geholfen hätten. Sie wollen die Maus unbedingt<br />

wie<strong>der</strong>haben. Alter 27, Name Jill Hardford, nach Konterfei recht hübsch, aber<br />

laut Akte ein Lu<strong>der</strong>. Liegt alles seit heute nachmittag auf meinem Schreibtisch.<br />

Haben Sie die Mieze unter Ihre Fittiche genommen? Die hat hier sonst sicher<br />

keine Kontakte. Vielleicht wußte sie ja nicht wohin? Sie könnten’s mir ruhig<br />

sagen.“ – „Nein,“ antwortete Lukowsky und fragte: „Was noch?“ – „Daß Sie<br />

aufpassen und nicht blöd sind,“ riet Cornelius: „Sollte die Mieze bei Ihnen auftauchen<br />

– die hat Ihren Anmeldezettel nämlich best<strong>im</strong>mt auch beäugt – lassen<br />

Sie die Finger davon. Die Amis glauben, sie ist irgendwo hier. Nach Hause kann<br />

sie nämlich nicht, da würden sie sie sofort krallen. Jetzt steckt sie tief in <strong>der</strong> Rue<br />

de la Merde. Spielen Sie nicht den Kavalier. Das bringt nichts.“ Lukowsky<br />

sagte: „In die Verlegenheit werde ich auch kaum kommen.“ – „Na gut,“ meinte<br />

Cornelius: „Dann viel Glück!“ Lukowsky sagte: „Ihnen auch. Ich rühre mich.“<br />

Er legte auf, steckte sich die allerletzte Zigarette an, die noch in <strong>der</strong> auf dem<br />

Schreibtisch liegenden Schachtel war, und ging nach hinten in das Z<strong>im</strong>mer, das<br />

zurzeit seine Wohnung darstellte. Als er das <strong>Licht</strong> anknipste, sah er auf seinem<br />

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