Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN sprechen.“ Er steckte die Zigarettenschachtel wieder ein und betonte: „Ich traue Ihnen, Herr Fischer. Busch traue ich nicht.“ Fischer sah ihn nachdenklich an: „Ihr Vertrauen ehrt mich, Herr Lukowsky. Sie können auch gewiß sein, ich werde mein Wort halten. Was mich anbelangt, so mißtraue ich Herrn Buch nicht. Er ist gierig, das stimmt, aber in eigenen Reihen loyal.“ Lukowsky deutete ein Kopfschütteln an: „So bald es ums Geld geht oder sich etwas zu Geld machen läßt, könnte diese Loyalität sehr in Frage stehen.“ Fischer meinte: „Generell stimmt das. Auf Herrn Busch trifft es, glaube ich, nicht zu. Doch ich teile Ihre Auffassung, daß Vorsicht mitunter notwendig ist.“ Ein Ober kam und reichte Speisekarten an. Fischer winkte ab: „Ich denke, wir wissen auch so, was wir wollen.“ Damit bestellte er zwei Pfeffersteaks mit Reis und Erbsen und erklärte Lukowsky: „Das können sie hier unbestreitbar gut!“ Lukowsky war einverstanden. Er erinnerte: „Sie wollten mir von Busch erzählen!“ – „Ja, ganz recht,“ nickte Fischer: „Er spielt den englischen Touristen zwischen Nizza und Toulon. Für besonders klug halte ich das nicht, es wird zu nichts führen, doch Herr Busch hält es für möglich, auf Dinge zu stoßen, für uns wichtig sein könnten. Er wird aber bald zurück sein. In Gefahr befindet er sich kaum, er verfügt über die Talente eines Schauspielers und wird den britischen Pensionisten auf Urlaub sehr glaubhaft mimen.“ Während des Essens erzählte Fischer, daß Busch auch um jeden Preis nochmals in Alottis Haus nach eventuell wichtigen Hinweisen suchen wolle. Das würde womöglich gerade in dieser Stunde geschehen. Es gäbe aber wichtigeres zu besprechen als dies. Denn so wie Lukowsky sich entschlossen habe, ihm zu vertrauen und von Domenico Alottis Geschenk zu sprechen, so wolle er, wie er ja schon angekündigt habe, seinerseits einen Vertrauensbeweis liefern, ja, Lukowsky solle heute so weit in alles eingeweiht werden wie irgend möglich. Das Essen war gut. Nach etwa einer Stunde brachen sie auf. Die Sonne schien nach wie vor, doch es hatte sich ein scharfer, kühler Wind aufgetan. Während der wenigen Schritte zum Wagen begann Fischer bereits zu frösteln, und auch Lukowsky war froh, im Wagen wie er im Wagen saß. Fischer sagte: „Wir fahren auf die Autobahn in Richtung Siegen. Ich hatte mir zwei verschiedene Möglichkeiten überlegt, wie ich Ihnen... einiges näher bringen könnte. Ich habe mich für eine recht persönliche entschieden.“ Lukowsky fragte: „Was wäre das?“ Fischer lächelte ihn mit einem traurigen Blick an: „Lassen Sie sich überraschen!“ Fischer dirigierte ihn über die Autobahn, dann ein Stück hinter der Ausfahrt ( 219 )

Z-PLAN Hagen hinaus, über Bundes- und Landstraßen bis in einen kleinen Ort, der gar nicht weit von jenem entfernt lag, der Lukowsky noch gut in Erinnerung stand, weil dort einmal Heinz Kufner seine Werkstatt betrieben hatte. Nur erklärte Fischer: „Wir werden einen Friedhof besuchen. Allerdings keinen gewöhnlichen. Ich zeige Ihnen damit etwas, das zu unseren Angelegenheiten gehört, obgleich es anscheinen gar nichts mit ihr zutun hat. Ich möchte, daß Sie so manches richtig verstehen, was Ihnen bisher notgedrungen noch unklar sein muß.“ Er deutete auf eine Abzweigung: „Fahren Sie dort über die Bahnschienen und dann rechte und gleich wieder links und bis an das einzelne Gebäude heran, daß Sie dort sehen.“ Lukowsky entsprach der Wegweisung. Eine schmale Sackgasse führte bis zu dem alleinstehenden Backsteinbau einer kleinen Fabrik, die schon vor Jahren ihren betrieb eingestellt haben mußte. Auf den ersten Blick nicht viel mehr als eine Ruine. Fischer bat: „Halten Sie hier,“ und stieg aus. Fischer schritt voran in die verlassene Fabrikshalle hinein. Er drehte sich nicht nach Lukowsky um. Dieser schloß mit ein paar Schritten zu Fischer auf. An einem Platz nahe der glaslosen Fenstern blieb Fischer stehen und sprach: „Hier war der Arbeitsplatz meiner Mutter. Sie half bei den technischen Zeichnungen. Mein Vater ist Schlossermeister gewesen. Ein einfacher aber ehrlicher Mann. Er ist im Krieg geblieben.“ Es klang sachlich, ganz unsentimental. Fischer blickte sich noch einmal um und sagte dann: „Lassen Sie uns nun wieder gehen.“ Schweigend schritt er voran, aus der Ruine hinaus und ein ganzes Stück über das Land. Lukowsky ging neben ihm. Auf einer Höhe blieb Fischer stehen und sagte: „Hier spielte ich oft mit meiner kleinen Schwester. Die Mutter wollte es nicht, sie hatte Angst, englische oder amerikanische Tiefflieger würden uns sehen. Eines Nachmittags lief sie wieder einmal herbei, um uns hier wegzuholen. Acht oder zehn Flugzeuge kamen. Zwei Amerikaner – ich erkannte sie an ihren Hoheitszeichen – drückten nach unten und schossen. Sie töteten meine Mutter und meine kleine Schwester. Ich erhielt nur einen Kopfstreifschuß und wurde ohnmächtig.“ Er schob seine dunklen Haare auseinander und zeigte Lukowsky die noch deutlich sichtbare Narbe. Fischer drehte um und ging langsam in Richtung Auto zurück. Ohne erkennbare Gefühlsbewegung sprach er weiter: „Als ich aus der Ohnmacht erwachte, saß ich Anneliese, meine kleine Schwester, sie war fünf Jahre alt, tot in ihrem Blut liegen. Nicht weit entfernt ebenso meine Mutter. Ich blieb ruhig stehen und blickte zum Himmel auf. Die feindlichen Flugzeuge waren nicht mehr da, aber ich sah sie doch. Daß ich am ( 220 )

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sprechen.“ Er steckte die Zigarettenschachtel wie<strong>der</strong> ein und betonte: „Ich traue<br />

Ihnen, Herr Fischer. Busch traue ich nicht.“ Fischer sah ihn nachdenklich an:<br />

„Ihr Vertrauen ehrt mich, Herr Lukowsky. Sie können auch gewiß sein, ich<br />

werde mein Wort halten. Was mich anbelangt, so mißtraue ich Herrn Buch<br />

nicht. Er ist gierig, das st<strong>im</strong>mt, aber in eigenen Reihen loyal.“ Lukowsky deutete<br />

ein Kopfschütteln an: „So bald es ums Geld geht o<strong>der</strong> sich etwas zu Geld<br />

machen läßt, könnte diese Loyalität sehr in Frage stehen.“ Fischer meinte:<br />

„Generell st<strong>im</strong>mt das. Auf Herrn Busch trifft es, glaube ich, nicht zu. Doch ich<br />

teile Ihre Auffassung, daß Vorsicht mitunter notwendig ist.“ <strong>Ein</strong> Ober kam und<br />

reichte Speisekarten an. Fischer winkte ab: „Ich denke, wir wissen auch so, was<br />

wir wollen.“ Damit bestellte er zwei Pfeffersteaks mit Reis und Erbsen und erklärte<br />

Lukowsky: „Das können sie hier unbestreitbar gut!“ Lukowsky war<br />

einverstanden. Er erinnerte: „Sie wollten mir von Busch erzählen!“ – „Ja, ganz<br />

recht,“ nickte Fischer: „Er spielt den englischen Touristen zwischen Nizza und<br />

Toulon. Für beson<strong>der</strong>s klug halte ich das nicht, es wird zu nichts führen, doch<br />

Herr Busch hält es für möglich, auf Dinge zu stoßen, für uns wichtig sein<br />

könnten. Er wird aber bald zurück sein. In Gefahr befindet er sich kaum, er<br />

verfügt über die Talente eines Schauspielers und wird den britischen Pensionisten<br />

auf Urlaub sehr glaubhaft m<strong>im</strong>en.“<br />

Während des Essens erzählte Fischer, daß Busch auch um jeden Preis nochmals<br />

in Alottis Haus nach eventuell wichtigen Hinweisen suchen wolle. Das würde<br />

womöglich gerade in dieser Stunde geschehen. Es gäbe aber wichtigeres zu besprechen<br />

als dies. Denn so wie Lukowsky sich entschlossen habe, ihm zu<br />

vertrauen und von Domenico Alottis Geschenk zu sprechen, so wolle er, wie er<br />

ja schon angekündigt habe, seinerseits einen Vertrauensbeweis liefern, ja,<br />

Lukowsky solle heute so weit in alles eingeweiht werden wie irgend möglich.<br />

Das Essen war gut. Nach etwa einer Stunde brachen sie auf. Die <strong>Sonne</strong> schien<br />

nach wie vor, doch es hatte sich ein scharfer, kühler Wind aufgetan. Während<br />

<strong>der</strong> wenigen Schritte zum Wagen begann Fischer bereits zu frösteln, und auch<br />

Lukowsky war froh, <strong>im</strong> Wagen wie er <strong>im</strong> Wagen saß. Fischer sagte: „Wir fahren<br />

auf die Autobahn in Richtung Siegen. Ich hatte mir zwei verschiedene Möglichkeiten<br />

überlegt, wie ich Ihnen... einiges näher bringen könnte. Ich habe mich für<br />

eine recht persönliche entschieden.“ Lukowsky fragte: „Was wäre das?“ Fischer<br />

lächelte ihn mit einem traurigen Blick an: „Lassen Sie sich überraschen!“<br />

Fischer dirigierte ihn über die Autobahn, dann ein Stück hinter <strong>der</strong> Ausfahrt<br />

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