Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN Als er beim Landeanflug mit dem Tower sprach, beschlich Lukowsky ein ungutes Gefühl. Es schien ihn, als wolle man ihn hinhalten. Es gab keinen ersichtlichen Grund dafür, ihn zu einer Warteschleife zu nötigen. Der Flughafen von Nizza war alles andere als stark frequentiert. Eine namenlose aber wohlwollende innere Stimme, die Ernst Lukowsky von so mancher Gefahrensituation seines Lebens kannte, riet ihm, abzudrehen und woanders zu landen. Eine andere Stimme schalt ihn, er leide plötzlich unter Verfolgungswahn. Außerdem: Der Drache wartete! Lukowsky hätte es sich Vera gegenüber nie verziehen, würde ein eine solche Gelegenheit auslassen. Doch die warnende Stimme in seinen Gedanken wurde zunehmend lauter, und die kluge Vera wäre die erste, die ihm davon abraten würde, geradewegs in ein stehendes Messer zu laufen. Mit dem Hampelmann von vorhin im Gasthaus war er leicht fertig geworden. Aber damit hatte er womöglich einen ganzen Apparat aufgescheucht. Lukowsky wurde das Gefühl nicht los, daß das Leben von nun an um einiges schwieriger werden könnte. – Er stellte die Piper auf die rechte Tragflächenspitze und drehte in einer Messerkurve um. Aus dem Kopfhörer tönte die Stimme eines Mannes vom Tower. Lukowsky nahm den Kopfhörer ab und vergaß sie. Er flog in Richtung Meer, so lange vom Tower aus Sichtverbindung herrschte. Dann drückte er die Maschine nach unten, schwenkte nach West-Nord-West und umflog in Baumwipfelhöhe weiter. Kein Radargerät der Welt würde ihn jetzt noch erfassen. Er tat das, womit ein eventueller Gegner am wenigsten rechnen dürfte: Er flog zurück nach Toulon. Die Landung dort war problemlos, kein Hinhalten, keine Fragen, lauter nette, freundliche Leute. Er hatte die Piper weit hinten unter den Privatflugzeugen abgestellt. Es standen noch zwei andere zweimotorige Pipers herum, der Typ war kein seltener. Der Flugplatz von Toulon war sicheres Terrain, das hatte Lukowsky im Gefühl. Es gab auch nirgends mehr einen orangeroten Buick. Lukowsky erkundigte sich nach den Flugverbindungen nach Nizza und hatte Glück. In siebzehn Minuten flog eine lokale Fluggesellschaft mit einer Vicount hinüber. Binnen zehn Minuten saß Ernst Lukowsky in dieser Maschine. Als die Maschine in Nizza landete, schaltete Lukowsky auf Wachsamkeit. Er verließ das Flugzeug weder als erster noch als letzter der vielleicht 20 Passagiere. Es zeigte sich vorerst nichts Verdächtiges. Ein einsamer Polizist spazierte in der Sonne, der sicher nichts von ihm wollte. Touristen gab es reichlich, sie ( 187 )

Z-PLAN redeten laut in allen erdenklichen Sprachen durcheinander. Falls überhaupt jemand meinte, Lukowsky abpassen zu müssen, so würde er es am ehesten bei den Taxistandplätzen versuchen. Dort gab es zwei Männer, die herumlungerten, ohne in eines der Taxis zu steigen. Vielleicht hatten sie bloß nichts zu tun – vielleicht aber auch einen dienstlichen Auftrag. Lukowsky ging direkt auf jene Männer zu, stieg in das erste Taxi. Die beiden kümmerten sich nicht um ihn, sie schienen auf jemanden andren zu warten. Es setzte sich auch kein Auto in Bewegung, um dem Taxi, in dem Lukowsky saß, zu folgen. Er ließ sich zum Hotel ‚Henry IV.‘ fahren. Er ließ sich noch eine Kreuzung weiter bringen und stieg dort aus. Das Wetter war angenehm, geradezu geschaffen für einen kleinen Spaziergang durch die Straßen von Nizza. Lukowsky ging nur die etwa zweihundert Meter bis zum Hotel ‚Henry IV.‘ Er schlenderte langsam heran, schaute, ob sich irgend etwas Verdächtiges oder Ungewöhnliches erspähen lasse. Es war ja nicht ausgeschlossen, daß auch Herniaire und Valtine unter Beobachtung standen, womöglich mehr als er selbst. Doch es ließ sich nichts ausmachen, was einen Verdacht hätte erregen können. – Lukowsky betrat das Hotel. Er ging zur Rezeption, grüßte den freundlich blickenden Mann hinter der Theke und fragte: „Ist Monsieur Herniaire im Hause?“ Der Rezeptionist brauchte nicht nachzudenken: „Nein, es tut mir leid, Monsieur, Monsieur Herniaire ist schon gestern abgereist. Aber er hat eine Postnachsendeanschrift hinterlassen. Soll ich sie Ihnen aufschreiben?“ „Bitte,“ sagte Lukowsky: „Das wäre sehr nett von Ihnen.“ Der Mann hinter der Theke holte ein Helf hervor, blätterte darin und übertrug eine Adresse auf einen kleinen Zettel. Diesen reichte er Lukowsky mit den Worten: „Bitte, Monsieur!“ Lukowsky gab legte einen Zehn-Fracs-Schein auf den Tisch und fragte nun: „Wohnt vielleicht ein Monsieur Valtine bei Ihnen?“ „Herr Valtine,“ erwiderte der Rezeptionist, den Namen deutsch aussprechend: „Ein Deutscher. Er ist ebenfalls gestern abgereist. Allerdings hinterließ er keine Adresse.“ Lukowsky wußte von Vera, daß Valtine einen deutschen Paß besaß und auch zumeist seinen Namen deutsch aussprach. Für den Hotelportier war er also ein Deutscher. Lukowsky fühlte sich enttäuscht: Der Drache ausgeflogen, auch Herniaire nicht da – und nicht einmal das Hotel umlagernde Geheimdienstler – nichts Außergewöhnliches. Es war geradezu ernüchternd banal! Lukowsky verabschiedete sich von dem freundlichen Rezeptionisten und verließ das Hotel. Trotz aller offenkundigen Harmlosigkeit an diesem Platz, überquerte er doch die Straße, ging rund fünfzig Meter weiter und ließ sich dort an dem kleinen weißen Tischchen eines ( 188 )

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Als er be<strong>im</strong> Landeanflug mit dem Tower sprach, beschlich Lukowsky ein ungutes<br />

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Grund dafür, ihn zu einer Warteschleife zu nötigen. Der Flughafen von<br />

Nizza war alles an<strong>der</strong>e als stark frequentiert. <strong>Ein</strong>e namenlose aber wohlwollende<br />

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Lebens kannte, riet ihm, abzudrehen und woan<strong>der</strong>s zu landen. <strong>Ein</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

St<strong>im</strong>me schalt ihn, er leide plötzlich unter Verfolgungswahn. Außerdem: Der<br />

Drache wartete! Lukowsky hätte es sich Vera gegenüber nie verziehen, würde<br />

ein eine solche Gelegenheit auslassen. Doch die warnende St<strong>im</strong>me in seinen<br />

Gedanken wurde zunehmend lauter, und die kluge Vera wäre die erste, die ihm<br />

davon abraten würde, geradewegs in ein stehendes Messer zu laufen. Mit dem<br />

Hampelmann von vorhin <strong>im</strong> Gasthaus war er leicht fertig geworden. Aber damit<br />

hatte er womöglich einen ganzen Apparat aufgescheucht. Lukowsky wurde das<br />

Gefühl nicht los, daß das Leben von nun an um einiges schwieriger werden<br />

könnte. – Er stellte die Piper auf die rechte Tragflächenspitze und drehte in einer<br />

Messerkurve um. Aus dem Kopfhörer tönte die St<strong>im</strong>me eines Mannes vom<br />

Tower. Lukowsky nahm den Kopfhörer ab und vergaß sie. Er flog in Richtung<br />

Meer, so lange vom Tower aus Sichtverbindung herrschte. Dann drückte er die<br />

Maschine nach unten, schwenkte nach West-Nord-West und umflog in<br />

Baumwipfelhöhe weiter. Kein Radargerät <strong>der</strong> Welt würde ihn jetzt noch<br />

erfassen.<br />

Er tat das, womit ein eventueller Gegner am wenigsten rechnen dürfte: Er flog<br />

zurück nach Toulon. Die Landung dort war problemlos, kein Hinhalten, keine<br />

Fragen, lauter nette, freundliche Leute. Er hatte die Piper weit hinten unter den<br />

Privatflugzeugen abgestellt. Es standen noch zwei an<strong>der</strong>e zwe<strong>im</strong>otorige Pipers<br />

herum, <strong>der</strong> Typ war kein seltener. Der Flugplatz von Toulon war sicheres<br />

Terrain, das hatte Lukowsky <strong>im</strong> Gefühl. Es gab auch nirgends mehr einen<br />

orangeroten Buick. Lukowsky erkundigte sich nach den Flugverbindungen nach<br />

Nizza und hatte Glück. In siebzehn Minuten flog eine lokale Fluggesellschaft<br />

mit einer Vicount hinüber. Binnen zehn Minuten saß Ernst Lukowsky in dieser<br />

Maschine.<br />

Als die Maschine in Nizza landete, schaltete Lukowsky auf Wachsamkeit. Er<br />

verließ das Flugzeug we<strong>der</strong> als erster noch als letzter <strong>der</strong> vielleicht 20 Passagiere.<br />

Es zeigte sich vorerst nichts Verdächtiges. <strong>Ein</strong> einsamer Polizist spazierte<br />

in <strong>der</strong> <strong>Sonne</strong>, <strong>der</strong> sicher nichts von ihm wollte. Touristen gab es reichlich, sie<br />

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