Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN auf den Rand der Steilküste zu. Es schien unmöglich zu sein, daß er dort weiterführte. Dennoch wanden sich schmale, enge Serpentinen weiter hinab. Zwischen zwei hölzernen Pfeilern war ein blauer Draht gespannt, der wohl das Weitergehen verbieten sollte. Der Draht hing sehr niedrig. Lukowsky machte einen Schritt darüber hinweg und tastete langsam voran. Der Boden erwies sich fest wie Stein, der Pfad sicher. Jedes Kind hätte mit etwas Mut hier herum-klettern können. Auf halber Höhe zwischen Straße und Wasserspiegel nahm die Gefährlichkeit zu. Offensichtlich war der Trampelpfad nur bis hierher häufig benutzt worden. Er führte zwar weiter, gabelte sich dann aber. Auf der einen Seite führte er wieder nach oben, auf der anderen weiter hinunter. Auf dem Weg nach unten lag teilweise unter steifen Gräsern verborgen, von Schritt zu Schritt wurde es nun unsicherer. Lukowsky kletterte weiter. Das Spülen des Wassers wurde lauter vernehmbar. Von oben her klangen lachende Stimmen vorbeigehender Menschen. Lukowsky konnte sie nicht sehen. Er drängte an der steilen Felswand entlang tiefer. Der Fels lag im Schatten, die Sonne blendete nicht. Lukowsky fühlte sich allein wie am Ende der Welt. Geröll bröckelte von Mal zu Mal unter seinen Füßen. Die Gesteinsfärbung wirkte plötzlich frischer. Hier war gesprengt worden. Sechs oder sieben Meter über dem Wasser reichte eine Geröllmuräne aus dem Fels, der hier nicht grau und verwittert aussah, sondern hellgelb, wie abgewaschen. Oberhalb der Muräne klafften zwei sichelförmige, dunkle Schlitze. Diese geometrischen Wölbungen zeugten von Menschenwerk - die Reste des Eingangs zu jener Anlage, die der alte Mann in dem kleinen Tankstellencafé‚ beschrieben hatte. Lukowsky arbeitete sich heran. Es war einfach. In das feuchte Geröll ließ sich mit kräftigen Fußtritten Stufe für Stufe pressen. Die größere der beiden sichelförmigen Öffnungen war knapp einen halben Meter hoch. Ein Mann konnte da hindurchkommen. Nach innen verlief die Muräne scheinbar in einem ähnlichen Winkel wie nach außen. Lukowsky probierte vorsichtig mit einem Fuß – das Geröll war drinnen feuchter und ließ sich noch besser zu Stufen treten als draußen. Lukowsky bückte den Körper vollends durch die Sichelöffnung ins Innere des Gewölbes. Er stampfte eine weitere Stufe in das feuchte kiesartige Geröll, verharrte eine Weile und spähte in das Dunkel. Allmählich gewöhnten sich die Augen daran. Die Dunkelheit war nahezu vollkommen. Lediglich aus einem entfernten Winkel schimmerte kaum wahrnehmbares Tageslicht. Langsam tastete sich Lukowsky weiter abwärts in die Höhle hinein. Er ärgerte sich, keine Taschenlampe gekauft zu haben und suchte mit der linken Hand nach seinen Streichhölzern. Das durch die Sichelschlitze ( 175 )

Z-PLAN dringende Licht machte sich schon nach wenigen Metern kaum noch bemerkbar. Der Grund wurde glitschig. Zweimal hintereinander rutschte Lukowsky aus, fing sich wieder, versuchte eine Stufe zu treten – die ganze Geröllschicht verrutschte in sich. Lukowsky sank bis an die Knie ein. Er quälte sich vorwärts. Abermals geriet die Muräne in Bewegung. Es wurde stockdunkel. Allein der ferne, wahrscheinlich vom Schacht herrührende, Lichtschimmer blieb. Überall schoben sich, rollten oder kollerten Steine und Steinchen. Lukowsky griff mit beiden Händen zu – nasses, schleimiges Geröll stürzte über seine Arme. Modergeruch stieg auf, Wasser tropfte. Lukowsky versuchte sich zu orientieren. Es gelang ihm nicht. Bei jeder Bewegung glitt er tiefer. Ein kalter Schreck überfiel ihn für eine Sekunde. Er spürte Schweiß auf der Stirn – oder war es vom Gewölbe herabtriefendes Wasser? Er blieb regungslos liegen. Richtig! Etwas platschte auf seinen Handrücken – dicke Tropfen, die von oben kamen. Lukowsky versuchte sich aufzurichten – wieder ein Kollern und Rollen und Schleifen überall. Er verhielt sich still, völlig still. Hier und dort klickerte ein Steinchen, plitschte ein Tropfen. Lukowsky wußte nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war. Die Muräne schien nun waagrecht zu liegen. Auch der ferne Lichtschimmer im Hintergrund war verschwunden. Lukowsky stellte eine Tatsache fest: In hundert Jahren würde kein zweiter Mensch hier herabsteigen, und wenn, so fände auch dieser nur noch sein Totengerippe. - Lukowsky atmete tief durch, er bemühte nüchterner Überlegung: Der Schacht! Irgendwo mußte der Schacht sein. Und der Schacht führte ans Licht! - Lukowsky rüttelte sich aus dem Geröll frei. Die feuchte Kieslawine ruckte an und schob ihn weiter nach vorn in das Innere der Höhle. Abermals glitschten, rumpelten und kollerten feuchte Brocken und Bröckchen. Dann herrschte Ruhe. Lukowsky konnte aufstehen und sich aus den Ausläufern der Muräne befreien, der Grund war erreicht. Nach wenigen Schritten trat Lukowsky auf festen, harten Steinboden. Er blieb stehen und sah sich um: Nur absolute Dunkelheit. - Jetzt fand er seine Streichhölzer. „Idiotische Situation!“ Lukowsky sagte es laut vor sich hin und die Worte hallten von den grundwassertriefenden Wänden des alten Gewölbes wider, dessen Decke gut fünf Meter Höhe messen mochte – die winzige Streichholzflamme erlaubte kein ungenaues Schätzen. Während das Flämmchen verlosch, erkannte Lukowsky, in einer Art Halle zu stehen, an die sich ein breiter, hoher Gang anschloß. Er machte ein paar vorsichtige Schritte. Der Boden blieb fest. Lukowsky ging mit vorgehaltenen Armen in jene Richtung, in der er den Gang vermutete. Etwas Helles - sehr schwach, aber doch hell - tauchte aus dem ( 176 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

dringende <strong>Licht</strong> machte sich schon nach wenigen Metern kaum noch bemerkbar.<br />

Der Grund wurde glitschig. Zwe<strong>im</strong>al hintereinan<strong>der</strong> rutschte Lukowsky aus,<br />

fing sich wie<strong>der</strong>, versuchte eine Stufe zu treten – die ganze Geröllschicht<br />

verrutschte in sich. Lukowsky sank bis an die Knie ein. Er quälte sich vorwärts.<br />

Abermals geriet die Muräne in Bewegung. Es wurde stockdunkel. Allein <strong>der</strong><br />

ferne, wahrscheinlich vom Schacht herrührende, <strong>Licht</strong>sch<strong>im</strong>mer blieb. Überall<br />

schoben sich, rollten o<strong>der</strong> kollerten Steine und Steinchen. Lukowsky griff mit<br />

beiden Händen zu – nasses, schle<strong>im</strong>iges Geröll stürzte über seine Arme.<br />

Mo<strong>der</strong>geruch stieg auf, Wasser tropfte. Lukowsky versuchte sich zu orientieren.<br />

Es gelang ihm nicht. Bei je<strong>der</strong> Bewegung glitt er tiefer. <strong>Ein</strong> kalter Schreck<br />

überfiel ihn für eine Sekunde. Er spürte Schweiß auf <strong>der</strong> Stirn – o<strong>der</strong> war es vom<br />

Gewölbe herabtriefendes Wasser? Er blieb regungslos liegen. Richtig! Etwas<br />

platschte auf seinen Handrücken – dicke Tropfen, die von oben kamen. Lukowsky<br />

versuchte sich aufzurichten – wie<strong>der</strong> ein Kollern und Rollen und Schleifen<br />

überall. Er verhielt sich still, völlig still. Hier und dort klickerte ein Steinchen,<br />

plitschte ein Tropfen. Lukowsky wußte nicht mehr, aus welcher Richtung er<br />

gekommen war. Die Muräne schien nun waagrecht zu liegen. Auch <strong>der</strong> ferne<br />

<strong>Licht</strong>sch<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Hintergrund war verschwunden. Lukowsky stellte eine Tatsache<br />

fest: In hun<strong>der</strong>t Jahren würde kein zweiter Mensch hier herabsteigen, und<br />

wenn, so fände auch dieser nur noch sein Totengerippe. - Lukowsky atmete tief<br />

durch, er bemühte nüchterner Überlegung: Der Schacht! Irgendwo mußte <strong>der</strong><br />

Schacht sein. Und <strong>der</strong> Schacht führte ans <strong>Licht</strong>! - Lukowsky rüttelte sich aus<br />

dem Geröll frei. Die feuchte Kieslawine ruckte an und schob ihn weiter nach<br />

vorn in das Innere <strong>der</strong> Höhle. Abermals glitschten, rumpelten und kollerten<br />

feuchte Brocken und Bröckchen. Dann herrschte Ruhe. Lukowsky konnte<br />

aufstehen und sich aus den Ausläufern <strong>der</strong> Muräne befreien, <strong>der</strong> Grund war<br />

erreicht. Nach wenigen Schritten trat Lukowsky auf festen, harten Steinboden.<br />

Er blieb stehen und sah sich um: Nur absolute Dunkelheit. - Jetzt fand er seine<br />

Streichhölzer. „Idiotische Situation!“ Lukowsky sagte es laut vor sich hin und<br />

die Worte hallten von den grundwassertriefenden Wänden des alten Gewölbes<br />

wi<strong>der</strong>, dessen Decke gut fünf Meter Höhe messen mochte – die winzige Streichholzflamme<br />

erlaubte kein ungenaues Schätzen. Während das Flämmchen verlosch,<br />

erkannte Lukowsky, in einer Art Halle zu stehen, an die sich ein breiter,<br />

hoher Gang anschloß. Er machte ein paar vorsichtige Schritte. Der Boden blieb<br />

fest. Lukowsky ging mit vorgehaltenen Armen in jene Richtung, in <strong>der</strong> er den<br />

Gang vermutete. Etwas Helles - sehr schwach, aber doch hell - tauchte aus dem<br />

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