Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN stellte die Maschine auf linke Tragfläche und kreiste – der graugrüne U-Bootkörper lag vertäut unter ihm. Bojen ringsum. In der Nähe patrouillierte das kleine Kriegsschiff. Er kehrte um. Erstmals verstand Ernst Lukowsky Buschs und Fischers sonderbares Jagdfieber. Die Piper brauste am Rande der Küstensicht dahin. Lukowsky flog an Cannes vorbei. Eine Vorsicht, die er selbst für übertrieben hielt, riet ihm, erst in Nizza zu landen. Sein tiefer Flug und die Volte in der Luft konnten aufmerksam gemacht haben – die Behörden, das Militär, Buschs Gegner – wen immer. Die Maschine rollte in Nizza aus und stand bald wieder an ihrem bereits angestammten Platz neben einer Morane und einer Aztec. Die Aztec wurde gerade von einem älteren Herrn, zwei jungen Männern und einem blonden Mädchen startklar gemacht. Unwillkürlich mußte Lukowsky daran denken, daß aus Sicht dieser Leute auch er jetzt zu den Wahnsinnigen gezählt haben würde, wenn sie von seinem Tun wüßten. Lukowsky lief durch das Flughafengebäude. Er erreichte den Schalter der Autovermietung. Dort saß eine nette Frau mit schwarzen Haaren und weißer Rüschenbluse. Lukowsky grüßte und sagte: „Ich brauche ein Auto. Typ ist egal, Hauptsache, nicht zu lahm.“ Er fuhr in einem nagelneuen Citroen. Der Wagen war schwarz lackiert, wodurch die Hitze im Inneren trotz offener Fenster ständig zunahm. Eine Klimaanlage hatte der Wagen nicht. Nach knapp zwei Stunden Fahrt sah Lukowsky bereits von weitem den Autostau. Häuser gab es in der unmittelbaren Umgebung nicht. Dennoch wirkte die winzige Bucht belebt wie ein Fußballplatz. Außer zahlreichen Personenwagen, standen vier Reisebusse am Straßenrand, ein fünfter kam gerade an. Menschen liefen durcheinander, knipsten aus jeder Art von Fotoapparaten, reichten sich Ferngläser, redeten gestenreich, Kinder schrien. Eine Gruppe Fernsehleute filmte. Lukowsky hielt im Schatten eines der Busse und stieg aus. Er zwängte sich durch den Menschenauflauf. Jetzt sah er das U-Boot. Reichlich hundert Meter vom Ufer entfernt lag es regungslos in der schwachen Dünung. Rumpf, Deck und Turm starrten von Muscheln, Algen und allem möglichen, was sich auf die Entfernung nur erraten ließ. Hinten am Turm ragten die verrosteten Doppelläufe automatischer Flakgeschütze in die Luft. Um das U-Boot herum bildete eine ( 167 )

Z-PLAN Formation rot-blauer Bojen einen elliptischen Ring. Es sah aus, als sei U-812 ein gefangener Riesenfisch aus der Urzeit, der still da lag und auf Flucht sann. Abgesehen von der Überkrustung, bot das U-Boot den Eindruck sofortiger Einsatzbereitschaft. Der dunkle scharfgeschnittene Bootskörper reckte seinen spitzen Bug drohend gegen das Land. Je näher Lukowsky sich durch die Menschen an das Ufer heranarbeitete, um so leiser wurden die sprechenden Stimmen der Neugierigen – als wagten sie kein lautes Wort. Eine merkwürdige Beklemmung lastete am Ufer. Die Luft schien schwer hier atembar zu sein. Das schweigende graugrüne U-Boot zielte gleich einem unheimlichen Menetekel auf die es betrachtenden Menschen, deren Blicke scheuer wurden, je deutlicher sie es sahen. Dicht am Wasser war nur noch Flüstern zu hören. Als fürchteten die Leute, den reglosen Stahlfisch zu wecken, als hätten sie es so miteinander ausgemacht. Auch Lukowsky fühlte diesen seltsamen Schauer, dem sich beim Anblick dieses Bootes offenbar niemand entziehen konnte. Etwas Grauenerregendes strahlte von U-812 aus: der konservierte Tod – oder das schlafende Ungeheuer vor dem Erwachen? - Lukowsky ging zurück. Dorthin, wo die Menge wieder lauter und unbefangener ihre Theorien über das plötzliche Auftauchen dieses U-Bootes entwickelte. Er horchte sich um. Da stand breitbeinig ein alter Fischer mit weißem Vollbart und tiefgebräuntem Gesicht. Lukowsky hatte Mühe seine Aussprache zu verstehen: „... vergessen, sag' ich Euch. Das lag schon immer hier! Die Deutschen haben es ganz einfach vergessen!“ - „Und gestern nacht war es auf einmal da?“ warf ein jüngerer Mann mit Sonnenbrille ein: „Zwei Taucher sollen es ja heraufgeholt haben...“ - „Unsinn!“ rief ein anderer: „Es ist von ganz alleine hochgekommen.“ - „Seit Jahr und Tag,“ erklärte ein fetter Tourist mit Feldstecher vor dem Bauch: „Jahrzehntelang, ist dieses Unterseeboot unterwegs, die Besatzung längst tot. Es ist eben immerzu herumgetrieben!“ Der Fette untermalte seine Rede mit kreisenden Hand- und Armbewegungen: „Oder es kam von weiter her, trieb vielleicht vom Pazifik an und quer durch den Atlantischen Ozean, bis die Strömung bei Gibraltar...“ „Der fliegende Holländer! Der fliegende Holländer!" rief eine ganz in Grün gekleidete Touristin dazwischen, und ein jüngerer Mann meinte: „Das ist nur eines von vielen! Die fahren immer hinter den russischen und den amerikanischen Atomunterseebooten her, Tag und Nacht, ohne aufzutauchen, jahrelang - bis es so weit ist! und dann: bumm!“ - Seine rechte Faust klatschte in die linke offene Hand: „Man muß das in einem größeren Zusammenhang sehen...“ - „Das ( 168 )

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stellte die Maschine auf linke Tragfläche und kreiste – <strong>der</strong> graugrüne U-Bootkörper<br />

lag vertäut unter ihm. Bojen ringsum. In <strong>der</strong> Nähe patrouillierte das<br />

kleine Kriegsschiff.<br />

Er kehrte um. Erstmals verstand Ernst Lukowsky Buschs und Fischers son<strong>der</strong>bares<br />

Jagdfieber. Die Piper brauste am Rande <strong>der</strong> Küstensicht dahin. Lukowsky<br />

flog an Cannes vorbei. <strong>Ein</strong>e Vorsicht, die er selbst für übertrieben hielt, riet ihm,<br />

erst in Nizza zu landen. Sein tiefer Flug und die Volte in <strong>der</strong> Luft konnten<br />

aufmerksam gemacht haben – die Behörden, das Militär, Buschs Gegner – wen<br />

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Die Maschine rollte in Nizza aus und stand bald wie<strong>der</strong> an ihrem bereits<br />

angestammten Platz neben einer Morane und einer Aztec. Die Aztec wurde gerade<br />

von einem älteren Herrn, zwei jungen Männern und einem blonden Mädchen<br />

startklar gemacht. Unwillkürlich mußte Lukowsky daran denken, daß aus<br />

Sicht dieser Leute auch er jetzt zu den Wahnsinnigen gezählt haben würde,<br />

wenn sie von seinem Tun wüßten.<br />

Lukowsky lief durch das Flughafengebäude. Er erreichte den Schalter <strong>der</strong> Autovermietung.<br />

Dort saß eine nette Frau mit schwarzen Haaren und weißer<br />

Rüschenbluse. Lukowsky grüßte und sagte: „Ich brauche ein Auto. Typ ist egal,<br />

Hauptsache, nicht zu lahm.“<br />

Er fuhr in einem nagelneuen Citroen. Der Wagen war schwarz lackiert, wodurch<br />

die Hitze <strong>im</strong> Inneren trotz offener Fenster ständig zunahm. <strong>Ein</strong>e Kl<strong>im</strong>aanlage<br />

hatte <strong>der</strong> Wagen nicht.<br />

Nach knapp zwei Stunden Fahrt sah Lukowsky bereits von weitem den Autostau.<br />

Häuser gab es in <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung nicht. Dennoch wirkte die<br />

winzige Bucht belebt wie ein Fußballplatz. Außer zahlreichen Personenwagen,<br />

standen vier Reisebusse am Straßenrand, ein fünfter kam gerade an. Menschen<br />

liefen durcheinan<strong>der</strong>, knipsten aus je<strong>der</strong> Art von Fotoapparaten, reichten sich<br />

Ferngläser, redeten gestenreich, Kin<strong>der</strong> schrien. <strong>Ein</strong>e Gruppe Fernsehleute filmte.<br />

Lukowsky hielt <strong>im</strong> Schatten eines <strong>der</strong> Busse und stieg aus. Er zwängte sich<br />

durch den Menschenauflauf. Jetzt sah er das U-Boot. Reichlich hun<strong>der</strong>t Meter<br />

vom Ufer entfernt lag es regungslos in <strong>der</strong> schwachen Dünung. Rumpf, Deck<br />

und Turm starrten von Muscheln, Algen und allem möglichen, was sich auf die<br />

Entfernung nur erraten ließ. Hinten am Turm ragten die verrosteten Doppelläufe<br />

automatischer Flakgeschütze in die Luft. Um das U-Boot herum bildete eine<br />

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