Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN an exklusiven Großflughäfen nichts bedeutete oder zumindest nichts bedeuten konnte. Eine schwerfällige Gelassenheit ruhte über diesem Flugfeld. Überalterte, teils längst schrottreife Maschinen dösten in der Sonne. Männer spielten Karten im Schatten der Tragflächen oder tranken Bier und Mokka im Restaurant-Wellblechschuppen, in dem Ventilatoren vergebens Frische zu schaffen trachteten. Türkische Musik leierte aus einem Radio, das auf den Brettern stand, die zugleich die Theke darstellten. „In runden zwei Stunden können wir weiter – inscha’Allah!“ sagte Felix Schäurer. Er winkte dem Wirt und bestellte erneut Bier: „Ich werfe jetzt die linke Motorverkleidung wieder zusammen.“ Lukowsky nickte nur, und Felix verließ mit seiner Bierdose den Schuppen. Der dürre Wirt beförderte mit geschickter Handbewegung ein schwarzes Etwas auf die Bretter, das nach flüchtigem Staubwischen mit dem Hemdsärmel als Telefon erkennbar wurde. Lukowsky dankte. Er nahm einen zusammengefalteten Zettel aus der Tasche und wählte eine Nummer. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine jugendlich anmutende Mädchenstimme: „Manday Limited!?“ Lukowsky sagte auf Englisch: „Ich habe eine Ladung für Sie eingeflogen. Nur ein Paket. Warum holt's niemand ab?“ – - „Worum handelt es sich bitte, Mr. Lukowsky?“ – - „Das habe ich Ihnen gerade gesagt! Verbinden Sie mich mit Mr. Beekn.“ Die Stimme aus dem Telefon klang sehr freundlich: „Das tut mir leid, Mr. Beekn ist gegenwärtig nicht im Hause. Möchten Sie in einer Stunde nochmals anrufen?“ Lukowsky fragte: „Erreiche ich Ihren Chef auch noch in zwei Stunden?“ - „Ja gewiß,“ kam die Antwort: „Während des ganzen Nachmittags!“ – „Gut. Dann komme ich nachher vorbei.“ - Schwacher Wind hatte sich aufgetan, strich über karge Erde, über die Metalleiber der Flugzeuge und die Gesichter der Männer, die sich hin und wieder an diesem Orte trafen – nicht aus Verabredung, sondern weil es sich so ergab. Sie flogen im Dienste mehr oder minder legaler Unternehmen, verdienten recht und schlecht dabei. Lachten sie, über irgendeine dahingeworfene Geschichte, einen Witz oder einen belanglosen Scherz, so klang das mitunter auffallend laut. Als gelte es, eventuell einfallende ernsthafte Gedanken zu übertönen. Fast immer herrschte ein rauher, verwegener Stil, an dem ursprünglich vielleicht nicht viel Echtes gewesen war und der doch im Laufe der Zeit etwas eigenständig Wirkliches geschaffen hatte. Selbst die Luft, die man hier atmete, schien überkrustet zu sein; eine Luft, die sie allein atmeten und an der Außenstehende ersticken ( 11 )

Z-PLAN müßten. Dies war eine Welt der Männer, geradliniger, oft hartgesottener Männer, die sich ganz als solche sahen, und Frauen, sofern welche auftauchten, waren solche, die auch Frauen sein wollten. Von Gleichheitsideologien hielt hier keiner etwas. Wer womöglich andere Vorstellungen hatte, hielt es in diesem Kreis keine halbe Stunde aus. Der Zeitgeist der modernistischen westlichen Gesellschaft hatte hier keine Chance. Lukowsky wandte sich an die unter einem Flugzeug sitzenden oder liegenden Männer.: „Ich muß noch man in die Stadt. Will jemand mit?“ Ein blaues Taxi brachte ihn nach Kadiköy. Die ‚Manday Limited‘ residierte wenig komfortabel in einem schmalen, schlecht verputzten Gebäude. Die Eingangstür in der ersten Etage stand offen. Dahinter ein altmodischer Schreibtisch, an dem das Mädchen, dessen Stimme am Telefon zu Lukowsky gesprochen haben mußte, in Papierstößen wühlte. Ein schlankes, rotblondes Mädchen in einem dünnen roten Kleid. „Was wünschen Sie?“ fragte das Mädchen. Lukowsky grüßte und erwiderte: „Zu Mister Beekn. - Wir telefonierten vorhin miteinander.“ Das Mädchen stellte sich unwissend: „Ich hätte mit Ihnen telefonisch gesprochen, Mister...“ – „Lukowsky! - Ist Ihr Chef hier irgendwo?“ Er ließ seine rechte Hand in der trockenen Luft kreisen. Das Mädchen musterte ihn mißtrauisch, stand dann aber vom Schreibtisch auf und bat: „Einen Moment bitte!“ Es verschwand hinter einer morschen Holztür, die entweder nie oder vor sehr langer Zeit sehr schlecht gestrichen worden war. Lukowsky blieb vorerst allein in dem Zimmer, das in keiner Weise ein weltweit operierendes Handelsunternehmen vermuten ließ, sondern eher an eine renovierungsbedürftige Amtsstube erinnerte. Vor den beiden geöffneten Fenstern bewegten sich helle Leintücher im schwachen Luftstrom, die wohl gegen einfallendes Sonnenlicht schützen sollten. Endlich kehrte das Mädchen zurück und sagte langsam, beinahe würdevoll: „Bitte, wenn Sie hineingehen möchten!“ – Das anschließende Zimmer erwies sich besser eingerichtet. Der schwarze Schreibtisch hier stand auf einem wertvollen Teppich. Ebenso frischvernagelte Kisten, die hier und dort Holzwolle verstreut haben mußten, bevor man sie verschloß. An den Wänden hingen Koransprüche, in Gold auf Blau, und eine uralte Standarte des Deutschen Afrikakorps. Der Mann hinter dem Schreibtisch erhob sich und reichte eine ringverzierte Hand, eine dicke, jedoch nicht feiste Hand. Er mochte das sechzigste Lebensjahr erreicht oder bereits überschritten ( 12 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

müßten. Dies war eine Welt <strong>der</strong> Männer, geradliniger, oft hartgesottener<br />

Männer, die sich ganz als solche sahen, und Frauen, sofern welche auftauchten,<br />

waren solche, die auch Frauen sein wollten. Von Gleichheitsideologien hielt hier<br />

keiner etwas. Wer womöglich an<strong>der</strong>e Vorstellungen hatte, hielt es in diesem<br />

Kreis keine halbe Stunde aus. Der Zeitgeist <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nistischen westlichen<br />

Gesellschaft hatte hier keine Chance.<br />

Lukowsky wandte sich an die unter einem Flugzeug sitzenden o<strong>der</strong> liegenden<br />

Männer.: „Ich muß noch man in die Stadt. Will jemand mit?“<br />

<strong>Ein</strong> blaues Taxi brachte ihn nach Kadiköy. Die ‚Manday L<strong>im</strong>ited‘ residierte<br />

wenig komfortabel in einem schmalen, schlecht verputzten Gebäude. Die <strong>Ein</strong>gangstür<br />

in <strong>der</strong> ersten Etage stand offen. Dahinter ein altmodischer Schreibtisch,<br />

an dem das Mädchen, dessen St<strong>im</strong>me am Telefon zu Lukowsky gesprochen<br />

haben mußte, in Papierstößen wühlte. <strong>Ein</strong> schlankes, rotblondes Mädchen in<br />

einem dünnen roten Kleid. „Was wünschen Sie?“ fragte das Mädchen. Lukowsky<br />

grüßte und erwi<strong>der</strong>te: „Zu Mister Beekn. - Wir telefonierten vorhin miteinan<strong>der</strong>.“<br />

Das Mädchen stellte sich unwissend: „Ich hätte mit Ihnen telefonisch gesprochen,<br />

Mister...“ – „Lukowsky! - Ist Ihr Chef hier irgendwo?“ Er ließ seine<br />

rechte Hand in <strong>der</strong> trockenen Luft kreisen. Das Mädchen musterte ihn mißtrauisch,<br />

stand dann aber vom Schreibtisch auf und bat: „<strong>Ein</strong>en Moment bitte!“<br />

Es verschwand hinter einer morschen Holztür, die entwe<strong>der</strong> nie o<strong>der</strong> vor sehr<br />

langer Zeit sehr schlecht gestrichen worden war. Lukowsky blieb vorerst allein<br />

in dem Z<strong>im</strong>mer, das in keiner Weise ein weltweit operierendes Handelsunternehmen<br />

vermuten ließ, son<strong>der</strong>n eher an eine renovierungsbedürftige Amtsstube<br />

erinnerte. Vor den beiden geöffneten Fenstern bewegten sich helle Leintücher<br />

<strong>im</strong> schwachen Luftstrom, die wohl gegen einfallendes <strong>Sonne</strong>nlicht schützen<br />

sollten.<br />

Endlich kehrte das Mädchen zurück und sagte langsam, beinahe würdevoll:<br />

„Bitte, wenn Sie hineingehen möchten!“ –<br />

Das anschließende Z<strong>im</strong>mer erwies sich besser eingerichtet. Der schwarze<br />

Schreibtisch hier stand auf einem wertvollen Teppich. Ebenso frischvernagelte<br />

Kisten, die hier und dort Holzwolle verstreut haben mußten, bevor man sie<br />

verschloß. An den Wänden hingen Koransprüche, in Gold auf Blau, und eine<br />

uralte Standarte des Deutschen Afrikakorps. Der Mann hinter dem Schreibtisch<br />

erhob sich und reichte eine ringverzierte Hand, eine dicke, jedoch nicht feiste<br />

Hand. Er mochte das sechzigste Lebensjahr erreicht o<strong>der</strong> bereits überschritten<br />

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