Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN winkel bebten. Sie zog das Band aus ihren Haaren und reichte es ihm: „Ein Talisman, Don Quijote. Bitte laß uns jetzt weiterfahren und nicht mehr sprechen. Ich kann jetzt nicht!“ Sie wendete den Kopf und versteckte ihr Gesicht hinter vorgleitenden braunen Haaren. Ihre Hand tastete auf einen kleinen Augenblick nach seinem Knie. Lukowsky war, als zerspringe ihm das Herz im Leibe und zerrisse seine Seele in tausend Fetzen. Sehr leise hörte er es: Vera weinte. Bis nach Essen und vor das Portal des Hotels Kaiserhof hatten sie kein Wort mehr gesprochen, und Vera hatte ihre Körperhaltung nicht verändert. Jetzt richtete sie sich im Sitz auf, strich ihre Haare zurück und sah Lukowsky an. Ihre Augen waren feucht. Sie neigte sich zu ihm, und ihre weichen Lippen berührten hauchzart die seinen. Sie sagte: „Auf Wiedersehen, Don Quijote, und vielen Dank. Wir sehen uns bald wieder - wenn die Götter es wollen. Bitte steig jetzt nicht mit aus.“ Der Hotelportier kümmerte sich unterdessen schon um das Gepäck aus dem Kofferraum. Lukowsky nahm Veras Hand. Er sagte: „Dulcinea...“ Doch sie entzog ihm ihre Hand, drehte sich schnell um, stieg aus dem Wagen und ging mit eiligen Schritten in das Hotel hinein. Ernst Lukowsky sah ihr nach, auch als sie schon längst hinter der Eingangstür verschwunden war, sah ihr nach so lange, bis ein hinter ihm hupendes Taxi seine Gedanken in die Gegenwart zurück zwang. Auf der Fahrt von Essen nach Düsseldorf konnte er nichts anderes denken, als: 'Vera - Dulcinea!’ Und von ganz alleine formten diese Gedanken jenen einen Satz immer wieder, den er noch hatte sagen wollen: ‚Dulcinea, Vera - Du bist das Leben, Du bist der Himmel über dieser Erde.' Und doch wußte Ernst Lukowsky, daß er es in solchen Worten nie aussprechen könnte. Vera Jörgens hatte auch wahrlich besseres verdient als ein altes Schlachtroß, das heute nicht wußte, wo und wie es morgen leben würde. Eines aber blieb wahr, das, was er vom ersten Augenblick an gewußt hatte: Sie war das Schicksal! - Eines, auf daß er kein Anrecht besaß. Doch er konnte versuchen, es sich zu verdienen! Der Weg dorthin hieß: Den Drachen besiegen. – Für Dulcinea. – Vera. - In dieser Nacht ließ eine innere Unruhe Lukowsky nicht gut schlafen. Es war nicht Sorge um die persönliche Zukunft. Irgendwie würde er das schon alles hin- kriegen. Es war der Gedanke an das unbegreifliche Wesen der Frau, die ihm ( 119 )

Z-PLAN nicht aus dem Sinn ging. Ihre Augen sahen ihn von innen her an - sehr still - und dieser Blick war nie frei von Traurigkeit, von der Ahnung eines tragischen Schicksals. So sehr hätte Ernst Lukowsky sich da ein Lachen gewünscht, zumindest ein Lächeln, einen Hauch von Zuversicht. Doch es gelang ihm nicht, diese Vorstellung herbeizuzwingen. Noch nie hatte er Vera lachend gesehen. 11 Er war sehr früh aufgestanden, hatte Kaffee gekocht und statt eines Frühstücks ein paar trockene Kekse gegessen, deren Ursprung ungeklärt war; wahrscheinlich stammten sie noch von Felix. Einige der noch nicht bezahlt gewesenen Möbel des Büros hatte Bernd Meißner zurückgegeben. Eine entsprechende Nachricht hatte Lukowsky am vergangenen Abend mit Tesafilm an der Innenseite der Eingangstür vorgefunden. Die Rückgabe der Möbel war auf seinen Rat hin erfolgt. Aber die meisten standen noch da und würden auch da bleiben, weil sie sich nicht mehr zurückgeben ließen. Die Räume waren ein Vierteljahr im voraus bezahlt, und das war nützlich. Lukowsky hatte vor, zunächst hier zu bleiben. Vielleicht würde er ja doch noch einen Weg finden, die Idee von der Firma zu retten. Die Aussichten dafür waren allerdings nicht sonderlich groß. Er ging in den hinteren Raum und warf einen kurzen Blick auf das vertraute Panorama. Er verließ das Balkonzimmer wieder, durchmaß den schmalen Flur, schritt durch die Diele und ging in sein Büro. Er setzte sich hinter den Schreibtisch, nahm sein persönliches Telefon- und Notizbuch hervor und rief einige Leute an, die eventuell Aufträge zu vergeben hätten. Tatsächlich stellte eine Firma in Krefeld einen Flug nach Spanien in Aussicht, gegebenenfalls in drei Wochen. Das war vorerst alles, aber für den Anfang nicht übel. Als nächstes rief er das Hotel 'Corona' an: „Herrn Busch, bitte. – Nein, seine Zimmernummer weiß ich nicht. - Danke. - - Busch? - Ah, Herr Fischer! Busch nicht da? - - Nein, macht nichts. Herr Busch sagte, er hätte einen Auftrag für mich. Ich kann jetzt jenen gebrauchen. - - Ja. - Gut. Ich komme in ungefähr einer Stunde. Sagen Sie Busch Bescheid? - In Ordnung. Bis dann.“ Zur frühen Nachmittagsstunde traf Lukowsky im ‚Corona' ein. Er fragte am Empfang nach Fischer, nahm in einem der dunkelroten Sessel der Halle Platz und wartete. Am Nebentisch schäkerten zwei Geschäftsleute mit einer hübschen schwarzhaarigen Frau, an der alles nach Mannequin aussah. Es gab zurzeit ( 120 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

winkel bebten. Sie zog das Band aus ihren Haaren und reichte es ihm: „<strong>Ein</strong><br />

Talisman, Don Quijote. Bitte laß uns jetzt weiterfahren und nicht mehr sprechen.<br />

Ich kann jetzt nicht!“ Sie wendete den Kopf und versteckte ihr Gesicht<br />

hinter vorgleitenden braunen Haaren. Ihre Hand tastete auf einen kleinen<br />

Augenblick nach seinem Knie. Lukowsky war, als zerspringe ihm das Herz <strong>im</strong><br />

Leibe und zerrisse seine Seele in tausend Fetzen. Sehr leise hörte er es: Vera<br />

weinte.<br />

Bis nach Essen und vor das Portal des Hotels Kaiserhof hatten sie kein Wort<br />

mehr gesprochen, und Vera hatte ihre Körperhaltung nicht verän<strong>der</strong>t. Jetzt richtete<br />

sie sich <strong>im</strong> Sitz auf, strich ihre Haare zurück und sah Lukowsky an. Ihre<br />

Augen waren feucht. Sie neigte sich zu ihm, und ihre weichen Lippen berührten<br />

hauchzart die seinen. Sie sagte: „Auf Wie<strong>der</strong>sehen, Don Quijote, und vielen<br />

Dank. Wir sehen uns bald wie<strong>der</strong> - wenn die Götter es wollen. Bitte steig jetzt<br />

nicht mit aus.“<br />

Der Hotelportier kümmerte sich unterdessen schon um das Gepäck aus dem<br />

Kofferraum. Lukowsky nahm Veras Hand. Er sagte: „Dulcinea...“ Doch sie entzog<br />

ihm ihre Hand, drehte sich schnell um, stieg aus dem Wagen und ging mit<br />

eiligen Schritten in das Hotel hinein. Ernst Lukowsky sah ihr nach, auch als sie<br />

schon längst hinter <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>gangstür verschwunden war, sah ihr nach so lange,<br />

bis ein hinter ihm hupendes Taxi seine Gedanken in die Gegenwart zurück<br />

zwang.<br />

Auf <strong>der</strong> Fahrt von Essen nach Düsseldorf konnte er nichts an<strong>der</strong>es denken, als:<br />

'Vera - Dulcinea!’ Und von ganz alleine formten diese Gedanken jenen einen<br />

Satz <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>, den er noch hatte sagen wollen: ‚Dulcinea, Vera - Du bist<br />

das Leben, Du bist <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel über dieser Erde.' Und doch wußte Ernst<br />

Lukowsky, daß er es in solchen Worten nie aussprechen könnte. Vera Jörgens<br />

hatte auch wahrlich besseres verdient als ein altes Schlachtroß, das heute nicht<br />

wußte, wo und wie es morgen leben würde. <strong>Ein</strong>es aber blieb wahr, das, was er<br />

vom ersten Augenblick an gewußt hatte: Sie war das Schicksal! - <strong>Ein</strong>es, auf daß<br />

er kein Anrecht besaß. Doch er konnte versuchen, es sich zu verdienen! Der<br />

Weg dorthin hieß: Den Drachen besiegen. – Für Dulcinea. – Vera. -<br />

In dieser Nacht ließ eine innere Unruhe Lukowsky nicht gut schlafen. Es war<br />

nicht Sorge um die persönliche Zukunft. Irgendwie würde er das schon alles hin-<br />

kriegen. Es war <strong>der</strong> Gedanke an das unbegreifliche Wesen <strong>der</strong> Frau, die ihm<br />

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