Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN (Erster Teil) Lukowsky streckte sich auf dem frisch überzogenen Bett aus und betrachtete den im Luftstrom schwingenden Bindfaden. Aber er dachte nicht an den Weg der vergangenen Jahre, an dessen vorläufiger Endstation er sich nunmehr befand. Davon glaubte er sich befreit – endgültig. Sehr selten kamen noch jene Bilder von früher, schnappschußhaft: Ein Gesicht, ein Lächeln, eine Straße, der Eingang eines Hauses - und dann plötzlich das Erfühlen ganzer Momente, die er irgendwann durchlebt hatte, stets Bruchstücke nur. – Alles war völlig anders gewesen – damals – damals vor hunderttausend Jahren, als der Blick dunkler Augen einer jungen Frau noch nicht erloschen war, als das Leben noch zu lächeln verstand und eine Zukunft besaß. Hin und wieder kamen auch Erinnerungsfetzen an Kriegseinsätze als Söldner an den verlassensten Enden der Welt. Das war noch nicht so lange her und lag dennoch fern. Aber Ernst Lukowsky träumte von nichts. Diese innere Leere hatte etwas von Tod. Vielleicht war Ernst Lukowsky ja auch schon gestorben und wußte’s bloß nicht? Das Leben spielte sich immer im gegenwärtigen Augenblick ab; denn dies ist die Wahrheit: Das Leben ist immer heute, nie gestern oder morgen – immer bloß: Heute. Einen Plan schien es nicht zu kennen und hatte gewiß keinen Sinn. Der Uhrzeigerstand erinnerte ihn daran, aufbrechen zu müssen. Lukowsky zündete sich eine Zigarette an und trat ans Fenster. Diesiger Nebel lag über der Stadt. Noch blieb der Straßenverkehr gering. Eine Gruppe Betrunkener schlenderte den Bürgersteig entlang, einer den anderen vor dem drohenden Hinfallen bewahrend. Lukowsky brach auf. 2 Die Nacht hindurch hatte es geregnet. Das Rollfeld, ein westfälischer Acker, breitete sich vor dem ehemaligen Viehstall aus, den Ernst Lukowsky und Felix Schäurer gerade verließen. Fast knöcheltief sanken die Männer im aufgeweichten Boden ein. An diesem Morgen blieb der Himmel trübe. Dunst lag über dem Horizont. Dennoch setzte ein Flugzeug zur Landung an, eine uralte Transportmaschine des Typs C 47 mit zwei dröhnenden Sternmotoren. Meterhoch spritzte es um das Fahrwerk, als die Maschine in der Waagrechten aufsetzte. Dann senkte sich das Heck. Das Spornrad berührte die Erde, zog eine lange Schmutzfontäne hinter dem Flugzeug her. Endlich stand es. Die Motoren liefen aus. Noch ein paarmal ( 7 )

Z-PLAN schlugen die Luftschrauben. Stille lag nun wieder über dem dunstigen Platz. An dem gelandeten Flugzeug wurde eine blecherne Tür aufgeklappt. Auch eine winzige Glasscheibe an der Pilotenkanzel wurde aufgeschoben. Lukowsky lief auf das Flugzeug zu: „Nicht hier! Wo sollen denn die anderen stehen! Da rüber! Los! Los!“ Er winkte dem Piloten zu und dirigierte mit den Armen. – Wieder dröhnte Motorenlärm in den Morgen. Luftwirbel peitschten den weichen Boden. Bald schwiegen die Motoren abermals. Ein korpulenter Mann sprang aus der offenen Blechtür, fiel in aufgeweichte Erde und fluchte: „Verdammt, verdammte Zucht!“ Lukowsky rannte zu dem Mann hin, der sich bereits aufgerichtet hatte: „Anwerfen! Na los! Gleich brummt schon der nächste rein! Also vorwärts!“ Jeder der Männer lief nun unter einen der bulligen Sternmotore und sie bewegten die mächtigen dreiblätterigen Luftschrauben. Der rechte Motor sprang zuerst an. Gleich darauf auch der linke. – „Da rüber!“ erscholl abermals Lukowskys Stimme. Motorenlärm verschlang die Worte. Der Dicke, der aus dem Flugzeug gesprungen war, legte die Hände an den Mund: „Rechts, Eberhard, rechts... neben Lukowskys Mühle... Da! Da!“ Endlich nahm die Maschine den ihr zugedachten Platz ein. Der zweite Zwomotorer schwebte bereits ein. „Scheiß Waschküche!“ beschwerte sich der Pilot des ersten, als Lukowsky auf ihn zukam: „War ja reine Kamikazefliegerei! Wieviele kommen denn noch?“ – „Fünf,“ antwortete Lukowsky und reichte dem angekommenen Flieger die Hand: „Sieben sind wir dann zusammen... Was macht denn der da?!“ Die zweite Maschine hatte mittlerweile das Hauptfahrwerk auf den Boden gebracht und rollte im Schlamm. Aber am Heck das Spornrad hüpfte noch auf und nieder. Der gerade eingetroffene Flieger rannte einige Meter vor: „Nicht bremsen, Idiot, ausrollen lassen!“ - Das auf ihn zurollende Flugzeug wurde schnell größer. Lukowsky und der beleibte Mann gaben unentwegt Handzeichen, während der Pilot des ersten Flugzeuges zu Felix in den Funkraum lief. Näher und näher kam die große Maschine. Der Dicke neben Lukowsky fluchte erregt: „Ein Fliegerdenkmal wird das – Dreck verdammter – der macht uns gleich 'nen Kopfstand vor!“ - Plötzlich neigte der Vogel sein Haupt. Die Luftschraubenblätter fetzten tiefe Löcher in den weichen Boden, ein Knirschen, Vierteldrehung - das Flugzeug blieb auf den Bug gestützt stehen. – „Elender Waldheini!“ rief der Dicke dem aus der havarierten Maschine kletternden Piloten entgegen: „Hinten ist das Spornrad, Junge! Hinten, hinten! – Der Kerl ( 8 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

schlugen die Luftschrauben. Stille lag nun wie<strong>der</strong> über dem dunstigen Platz. An<br />

dem gelandeten Flugzeug wurde eine blecherne Tür aufgeklappt. Auch eine<br />

winzige Glasscheibe an <strong>der</strong> Pilotenkanzel wurde aufgeschoben. Lukowsky lief<br />

auf das Flugzeug zu: „Nicht hier! Wo sollen denn die an<strong>der</strong>en stehen! Da rüber!<br />

Los! Los!“ Er winkte dem Piloten zu und dirigierte mit den Armen. – Wie<strong>der</strong><br />

dröhnte Motorenlärm in den Morgen. Luftwirbel peitschten den weichen Boden.<br />

Bald schwiegen die Motoren abermals. <strong>Ein</strong> korpulenter Mann sprang aus <strong>der</strong><br />

offenen Blechtür, fiel in aufgeweichte Erde und fluchte: „Verdammt, verdammte<br />

Zucht!“<br />

Lukowsky rannte zu dem Mann hin, <strong>der</strong> sich bereits aufgerichtet hatte:<br />

„Anwerfen! Na los! Gleich brummt schon <strong>der</strong> nächste rein! Also vorwärts!“<br />

Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Männer lief nun unter einen <strong>der</strong> bulligen Sternmotore und sie bewegten<br />

die mächtigen dreiblätterigen Luftschrauben. Der rechte Motor sprang<br />

zuerst an. Gleich darauf auch <strong>der</strong> linke. – „Da rüber!“ erscholl abermals Lukowskys<br />

St<strong>im</strong>me. Motorenlärm verschlang die Worte. Der Dicke, <strong>der</strong> aus dem<br />

Flugzeug gesprungen war, legte die Hände an den Mund: „Rechts, Eberhard,<br />

rechts... neben Lukowskys Mühle... Da! Da!“<br />

Endlich nahm die Maschine den ihr zugedachten Platz ein. Der zweite Zwomotorer<br />

schwebte bereits ein. „Scheiß Waschküche!“ beschwerte sich <strong>der</strong> Pilot des<br />

ersten, als Lukowsky auf ihn zukam: „War ja reine Kamikazefliegerei! Wieviele<br />

kommen denn noch?“ – „Fünf,“ antwortete Lukowsky und reichte dem angekommenen<br />

Flieger die Hand: „Sieben sind wir dann zusammen... Was macht<br />

denn <strong>der</strong> da?!“<br />

Die zweite Maschine hatte mittlerweile das Hauptfahrwerk auf den Boden<br />

gebracht und rollte <strong>im</strong> Schlamm. Aber am Heck das Spornrad hüpfte noch auf<br />

und nie<strong>der</strong>. Der gerade eingetroffene Flieger rannte einige Meter vor: „Nicht<br />

bremsen, Idiot, ausrollen lassen!“ - Das auf ihn zurollende Flugzeug wurde<br />

schnell größer. Lukowsky und <strong>der</strong> beleibte Mann gaben unentwegt Handzeichen,<br />

während <strong>der</strong> Pilot des ersten Flugzeuges zu Felix in den Funkraum lief.<br />

Näher und näher kam die große Maschine. Der Dicke neben Lukowsky fluchte<br />

erregt: „<strong>Ein</strong> Fliegerdenkmal wird das – Dreck verdammter – <strong>der</strong> macht uns<br />

gleich 'nen Kopfstand vor!“ - Plötzlich neigte <strong>der</strong> Vogel sein Haupt. Die<br />

Luftschraubenblätter fetzten tiefe Löcher in den weichen Boden, ein Knirschen,<br />

Vierteldrehung - das Flugzeug blieb auf den Bug gestützt stehen. – „Elen<strong>der</strong><br />

Waldheini!“ rief <strong>der</strong> Dicke dem aus <strong>der</strong> havarierten Maschine kletternden<br />

Piloten entgegen: „Hinten ist das Spornrad, Junge! Hinten, hinten! – Der Kerl<br />

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