Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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Z-PLAN Vera sagte: „Ferdinand Löw! Ein Finanzier von Busch, der jetzt offenkundig mit Valtine kollaboriert. Dann muß Busch Dich beobachtet haben, oder sein Adlatus Fischer, ohne daß Du es bemerktest. Du bist jetzt mitten in den Strudel des Wahnsinns hinein geraten. Das sagte ich Dir! Und wenn Du nun mit mir verbündet bist, denke daran. Ich führe - gewissermaßen - einen Privatkrieg.“ Lukowsky stand auf, drückte die Zigarette auf einem Blumenuntersetzer aus, massierte das Gesicht und setzte sich auf die Bettkante. Er sah die Frau an. Der weiche Stoff ihres Kleides malte die Formen ihres biegsamen Körpers nach. Lukowsky fragte: „Du vertraust mir nicht so ganz?“ Sie lächelte schwach: „Ich glaube doch – so gut ich kann. Ich mag Dich sehr, wirklich sehr! Aber ich habe es verlernt, irgend jemandem ganz und gar zu vertrauen. Das müßte ich erst wieder lernen.“ Ein bitterer Zug trat auf ihr Gesicht: „Nicht einmal meiner Mutter konnte ich vertrauen, die mir hinterrücks meine Haare auf halbe Länge schneiden ließ, obwohl sie fest versprochen hatte, nur unten die Spitzen. Du weißt, was mir das bedeutet." Vera begann, ihren den Zopf wieder vollständig zu flechten. „Und dann...“ Sie blickte auf: „Meinem eigenen Bruder konnte ich nicht trauen, der älter ist und stärker als ich und mich... sich hernahm... Ich habe bloß gelernt, zu mißtrauen! Allem und jedem zu mißtrauen. Das war meine Schule des Lebens.“ Zwei Tränen glitzerten plötzlich in ihren Augen und rollten über ihre Wangen, ohne daß sie schluchzte. Lukowsky spürte, daß die Frau aus ihrem tiefstem Inneren die Wahrheit sprach. Am liebsten hätte er sie in seine Arme genommen und an sich gedrückt. Er sagte: „Ich glaube Dir. Ich habe keine solchen Erlebnisse gehabt, aber andere, die nicht allzu viel besser gewesen sind. Ich kann Dich verstehen. Und ich möchte Dir gern sagen, ich altes Schlachtroß, daß Du mir vertrauen kannst, Vera. Ich sage es Dir jetzt so ehrlich aus dem Gefühl heraus, wie Du gerade gesprochen hast: Du kannst mir vertrauen - vollkommen.“ Und in Gedanken sprach er weiter: ‚Wenn Du mein Blut brauchtest, würde ich Dir mein Blut geben, wenn Du meine Augen brauchtest, würde ich Dir meine Augen geben, wenn Du mein Herz brauchtest, würde ich Dir mein Herz geben, ich gäbe mein Leben für Dich, ohne auch bloß einen kleinen Moment zu zögern und fände es wunderbar, alles für Dich geben zu dürfen. So stehe ich zu Dir, Vera, und mehr ist nicht zu sagen, Vera – Dulcinea. Doch diese Worte sprach er nicht aus. Trotzdem war ihm, als ob die Frau jedes einzelne gehört hätte, empfangen direkt aus seinen Gedanken. Zwei weitere Tränen rannen aus ihren graublauen Augen, die jetzt noch größer und schöner ( 103 )

Z-PLAN erschienen als sie ohnehin waren. Sie sagte, anscheinend unvermittelt: „Nichts liebe ich so sehr wie ‚Tristan und Isolde‘ – Liebestod. Ich sprach schon davon. Magst Du Wagner?“ – Ernst Lukowsky kannte diese Musik gut und auch die Gefühle in ihr. Er nickte. Veras ruhelose Hände lösten den Zopf auf. Nach ein paar Augenblicken begann sie übergangslos: „Ich habe keine Pistole bei mir.Nur einen Dolch. Ein Erbstück von meinem Vater. Mit diesem Dolch werde ich Mark Valtine töten, falls es sonst niemand tut.“ Sie wickelte das rote Band, mit dem ihr Zopf zusammengebunden gewesen war, in anhaltender Nervosität um den Zeigefinger ihrer linken Hand. Sie zog das Band vom Finger und schlang es um ihre nun losen Haare. Lukowsky bat: „Du hast mir schon eine Menge erzählt. Jetzt solltest Du mir die ganze Geschichte erzählen. Es muß nicht heute sein. Ich habe inzwischen Busch und Fischer getroffen. Davon werde ich Dir berichten. Wenn wir den Drachen erlegen wollen, müssen wir alle seine Höhlen kennen.“ Vera nickte. „Ja.“ Sie sah ihn aus plötzlich müden Augen an: „Ich möchte mich jetzt gern hinlegen. Du wirst ja in der Nähe sein, nicht wahr?“ - Lukowsky versprach es: „Ganz sicher!“ Sie stand auf. Auch Lukowsky stand auf. Sie standen einander dicht gegenüber. Zum zweiten Mal wurden ihrer beider Blicke zu einem Blick. Lukowsky faßte sachte und vorsichtig ihre Oberarme. Sofort spürte er wieder den abwehrenden Schauer, der den Frauenkörper durchlief. Veras Mundwinkel zitterten. Aber ihr Blick blieb ruhig und klar. Er strich ihr zärtlich mit zwei Fingern über die Stirn. Die Angst vor der Berührung in ihrem Körper ließ nach, ihre Nerven entspannten sich. Sie hauchte Lukowsky die Andeutung eines Kusses auf den Mund und lächelte: „Bis morgen!“ Lukowsky verließ ihr Zimmer. Während er durch den Korridor zu dem seinem schritt, war es ihm, als schiene trotz der nächtlichen Dunkelheit hell die Sonne. Lukowsky hatte nicht geschlafen. Er hielt Wache für Vera, achtete auf jedes Geräusch. Doch alles blieb ruhig. Als der Morgen graute, trat er ans Fenster. Schwacher Nieselregen betupfte die Scheiben und tanzte im bleichen Schein der Straßenlaternen. Der Blick aus dem Fenster war trostlos: Der wie ausgestorben daliegende Bahnhofsplatz, unbelebte Straßen, von Zeit zu Zeit ein verirrt wirkendes Auto. Lukowsky machte sich fertig und ging zu Veras Zimmer. Er klopfte an die Tür und sagte von außen: „Guten Morgen!“ Sie rief mit munterer Stimme: „Ja! Herein!“ und Lukowsky trat ein. ( 104 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

erschienen als sie ohnehin waren. Sie sagte, anscheinend unvermittelt: „Nichts<br />

liebe ich so sehr wie ‚Tristan und Isolde‘ – Liebestod. Ich sprach schon davon.<br />

Magst Du Wagner?“ – Ernst Lukowsky kannte diese Musik gut und auch die<br />

Gefühle in ihr. Er nickte. Veras ruhelose Hände lösten den Zopf auf. Nach ein<br />

paar Augenblicken begann sie übergangslos: „Ich habe keine Pistole bei mir.Nur<br />

einen Dolch. <strong>Ein</strong> Erbstück von meinem Vater. Mit diesem Dolch werde ich<br />

Mark Valtine töten, falls es sonst niemand tut.“ Sie wickelte das rote Band, mit<br />

dem ihr Zopf zusammengebunden gewesen war, in anhalten<strong>der</strong> Nervosität um<br />

den Zeigefinger ihrer linken Hand. Sie zog das Band vom Finger und schlang es<br />

um ihre nun losen Haare.<br />

Lukowsky bat: „Du hast mir schon eine Menge erzählt. Jetzt solltest Du mir die<br />

ganze Geschichte erzählen. Es muß nicht heute sein. Ich habe inzwischen Busch<br />

und Fischer getroffen. Davon werde ich Dir berichten. Wenn wir den Drachen<br />

erlegen wollen, müssen wir alle seine Höhlen kennen.“<br />

Vera nickte. „Ja.“ Sie sah ihn aus plötzlich müden Augen an: „Ich möchte mich<br />

jetzt gern hinlegen. Du wirst ja in <strong>der</strong> Nähe sein, nicht wahr?“ - Lukowsky versprach<br />

es: „Ganz sicher!“<br />

Sie stand auf. Auch Lukowsky stand auf. Sie standen einan<strong>der</strong> dicht gegenüber.<br />

Zum zweiten Mal wurden ihrer bei<strong>der</strong> Blicke zu einem Blick. Lukowsky faßte<br />

sachte und vorsichtig ihre Oberarme. Sofort spürte er wie<strong>der</strong> den abwehrenden<br />

Schauer, <strong>der</strong> den Frauenkörper durchlief. Veras Mundwinkel zitterten. Aber ihr<br />

Blick blieb ruhig und klar. Er strich ihr zärtlich mit zwei Fingern über die Stirn.<br />

Die Angst vor <strong>der</strong> Berührung in ihrem Körper ließ nach, ihre Nerven entspannten<br />

sich. Sie hauchte Lukowsky die Andeutung eines Kusses auf den<br />

Mund und lächelte: „Bis morgen!“<br />

Lukowsky verließ ihr Z<strong>im</strong>mer. Während er durch den Korridor zu dem seinem<br />

schritt, war es ihm, als schiene trotz <strong>der</strong> nächtlichen Dunkelheit hell die <strong>Sonne</strong>.<br />

Lukowsky hatte nicht geschlafen. Er hielt Wache für Vera, achtete auf jedes Geräusch.<br />

Doch alles blieb ruhig. Als <strong>der</strong> Morgen graute, trat er ans Fenster.<br />

Schwacher Nieselregen betupfte die Scheiben und tanzte <strong>im</strong> bleichen Schein <strong>der</strong><br />

Straßenlaternen. Der Blick aus dem Fenster war trostlos: Der wie ausgestorben<br />

daliegende Bahnhofsplatz, unbelebte Straßen, von Zeit zu Zeit ein verirrt wirkendes<br />

Auto. Lukowsky machte sich fertig und ging zu Veras Z<strong>im</strong>mer. Er<br />

klopfte an die Tür und sagte von außen: „Guten Morgen!“ Sie rief mit munterer<br />

St<strong>im</strong>me: „Ja! Herein!“ und Lukowsky trat ein.<br />

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