Z-PLAN. Ein Kampf im Licht der Schwarzen Sonne

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29.12.2012 Aufrufe

Z-PLAN schrecken und dann Verwunderung stand auf dem schönen Frauengesicht: Vera! Vera Jörgens trug einen roten Rock mit einem breiten Gürtel und eine rote Bluse. Der Stoff war vermutlich Seide, er umspielte diesen wundervollen geschmeidigen Frauenkörper. Die langen braunen Haare waren vor der linken Schulter zu einem Zopf geflochten und dessen Spitze mit einer roten Schleife zusammengebunden. Vera blieb still stehen und sagte nichts. Lukowsky schritt auf die Frau zu. Er entspannte den Hahn des Revolvers und steckte die Waffe weg. Die Körperhaltung der Frau lockerte sich. Lukowsky stand ihr nun dicht gegenüber. Sie bewegte die Lippen: „Ich hatte Dich nicht gleich erkannt!“ Sie atmete tief aus, als habe sie während der ganzen Zeit zuvor die Luft angehalten: „Es hätte jemand andrer sein können, und ich bin unbewaffnet.“ Lukowsky blickte auf die Tür am Flurende, auf die sie zugelaufen war: „Ist das Dein Zimmer?“ Sie nickte. Lukowsky schob sie vor sich her in das Zimmer. Nur ein Nachttischlämpchen brannte. Auf dem Bett lag ein Nachthemd bereit. Bei einem Tisch stand ein Gegenstück zu dem Sessel in Lukowskys Zimmer. Lukowsky drehte den Sessel um und sagte zu Vera: „Setz Dich!“ Sie gehorchte. Er setzte sich auf die hölzerne Bettbegrenzung und sah der Frau in die verwundert blickenden Augen, in diese Augen, die er liebte und die ihn nun quälten. Seine Stimme klang so unpersönlich wie möglich: „Was treibst Du hier?“ Vera Jörgens gewann ihre überlegene Selbstsicherheit schnell vollends zurück, die Unsicherheit wich aus ihrem Blick. Sie sagte schnell: „Ich bin jemandem nachgefahren. Meinem alten Feind Mark Valtine.“ Lukowsky fragte: „Per Anhalter?“ – „Nein!“ entgegnete die Frau trotzig: „Mit einem Leihwagen, Es war ein hellbrauner BMW. Ich weiß, es war ungeschickt. Frauen denken und handeln anders als Männer, manchmal nicht logisch. Darum möchte ich meine Anliegen in der Sache ja auch einem Mann übertragen.“ Offensichtlich fühlte sie sich wieder völlig als Herrin der Lage. Ihr Lächeln kam mit entwaffnender Natürlichkeit. Dann wurde ihre Miene ernst: „Du hast mich nicht erreichen können. Das hatte Gründe. Aber ich habe mich sehr über Deine Grüße gefreut. Ich freue mich auch jetzt, Dich zu sehen, so sehr mich Dein augenblickliches Verhalten befremdet.“ Lukowsky sagte nichts. Er merkte, sie wollte reden, und er ließ sie. Hätte er gesprochen, würde sie auch jedem seiner Worte angemerkt haben, wie froh er war, sie gesund wiedergefunden zu haben. Und doch nagte jetzt Mißtrauen in ihm, ein Mißtrauen, das sehr schmerzte. Vera Jörgens zupfte an der roten Schleife herum, die das Zopfende zusammenhielt: ( 101 )

Z-PLAN „Er war mir auf die Spur gekommen. Ich zog mich dem Anschein nach zurück. Doch die beste Verteidigung ist bekanntlich der Angriff. Also heftete ich mich auf seine Fersen. Er fuhr nach Köln, traf sich mit Löw. Das war bemerkenswert, denn Löw ist traditionell Busch-Partei. Da scheint sich etwas anzubahnen. Einen seiner beiden Schläger hatte Valtine nicht bei sich. Der war vermutlich mit einem Auftrag unterwegs; ich weiß aber nicht, mit was für einem. Schließlich fuhr Valtine hierher. Ich folgte ihm und versteckte mich in diesem Gasthaus. Vom Fenster der Gaststube aus konnte ich sehen, wohin Valtine ging. Dann fuhr sein Wagen davon. Ich begab mich dorthin, wohin Valtine gegangen war. Ich wollte wissen, was er da gemacht hatte.“ Vera sah Lukowsky voll an: „Das sah ich dann. Ich habe dem alten Mann, den er ermordet hatte, die Augen geschlossen und bin wieder gegangen.“ Sie band die rote Schleife fester um das Zopfende: „Ich brachte den Leihwagen weg, weil ich mit dem Zug weiterfahren wollte. Ich weiß nun, wo Valtine sich eingerichtet hat. Das ist nützlich. Zu meinem Schrecken sah ich dann aber am Bahnhof wieder seinen Wagen stehen. Er mußte inzwischen zurückgekommen sein. Ich huschte ungesehen hier in das Gasthaus. Wie gesagt, ich habe keine Waffe bei mir. Ich traue mir sonst durchaus zu, mich auch eines Valtines nebst Schlägern zu erwehren.“ Sie deutete eine Handbewegung an: „Jetzt ist er weg.“ Lukowsky fragte: „Ein dunkelblauer Pontiac?“ Vera nickte: „Ein amerikanischer Wagen, arg geschmacklos.“ Lukowsky erinnerte sich, diesen Wagen vor dem Bahnhof stehen gesehen zu haben. Er zündete sich eine Zigarette an: „Der alte Mann, der ermordet wurde – er war ein Freund von mir.“ Vera sagte schlicht: „Es tut mir leid. Das Leben ist manchmal sehr hart. Ich weiß das.“ Sie schwiegen. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Lukowsky rauchte seine Zigarette. Vera ruckte bequemer zurecht und löste mit nervösen Fingern ihren Zopf bis zur Hälfte auf. Sie brach das Schweigen: „Ich wußte davon.“ Lukowsky sah sie fragend an: „Wovon?“ - „Von dem alten Herrn in der Werkstatt, Deinem Freund. Wie ich das Schild an der Werkstatt las, erinnerte ich mich daran, einen Briefbogen mit dem groß aufgedruckten Namen ‚H. Kufner‘ auf Deinem Schreibtisch gesehen zu haben, als ich kam, um Dich nach Brünner zu fragen. Ich dachte mir gleich, Du mußtest hier gewesen sein, und Valtine meinte, Du hättest da vielleicht das grüne Paket hinterlegt. Allerdings ist mir unklar, wie Valtine darauf kommen konnte.“ Lukowsky erzählte: „Es war schon ein Mann deshalb bei Heinz Kufner gewesen. Das paßt zusammen. Einer, von dem Heinz sagt, er habe vornehm gewirkt, in den Dreißigern, mit einem goldenen Mercedes...?“ ( 102 )

Z-<strong>PLAN</strong><br />

„Er war mir auf die Spur gekommen. Ich zog mich dem Anschein nach zurück.<br />

Doch die beste Verteidigung ist bekanntlich <strong>der</strong> Angriff. Also heftete ich mich<br />

auf seine Fersen. Er fuhr nach Köln, traf sich mit Löw. Das war bemerkenswert,<br />

denn Löw ist traditionell Busch-Partei. Da scheint sich etwas anzubahnen. <strong>Ein</strong>en<br />

seiner beiden Schläger hatte Valtine nicht bei sich. Der war vermutlich mit<br />

einem Auftrag unterwegs; ich weiß aber nicht, mit was für einem. Schließlich<br />

fuhr Valtine hierher. Ich folgte ihm und versteckte mich in diesem Gasthaus.<br />

Vom Fenster <strong>der</strong> Gaststube aus konnte ich sehen, wohin Valtine ging. Dann fuhr<br />

sein Wagen davon. Ich begab mich dorthin, wohin Valtine gegangen war. Ich<br />

wollte wissen, was er da gemacht hatte.“ Vera sah Lukowsky voll an: „Das sah<br />

ich dann. Ich habe dem alten Mann, den er ermordet hatte, die Augen geschlossen<br />

und bin wie<strong>der</strong> gegangen.“ Sie band die rote Schleife fester um das<br />

Zopfende: „Ich brachte den Leihwagen weg, weil ich mit dem Zug weiterfahren<br />

wollte. Ich weiß nun, wo Valtine sich eingerichtet hat. Das ist nützlich. Zu<br />

meinem Schrecken sah ich dann aber am Bahnhof wie<strong>der</strong> seinen Wagen stehen.<br />

Er mußte inzwischen zurückgekommen sein. Ich huschte ungesehen hier in das<br />

Gasthaus. Wie gesagt, ich habe keine Waffe bei mir. Ich traue mir sonst durchaus<br />

zu, mich auch eines Valtines nebst Schlägern zu erwehren.“ Sie deutete eine<br />

Handbewegung an: „Jetzt ist er weg.“<br />

Lukowsky fragte: „<strong>Ein</strong> dunkelblauer Pontiac?“ Vera nickte: „<strong>Ein</strong> amerikanischer<br />

Wagen, arg geschmacklos.“ Lukowsky erinnerte sich, diesen Wagen vor dem<br />

Bahnhof stehen gesehen zu haben. Er zündete sich eine Zigarette an: „Der alte<br />

Mann, <strong>der</strong> ermordet wurde – er war ein Freund von mir.“ Vera sagte schlicht:<br />

„Es tut mir leid. Das Leben ist manchmal sehr hart. Ich weiß das.“<br />

Sie schwiegen. <strong>Ein</strong>e Minute, zwei Minuten, drei Minuten.<br />

Lukowsky rauchte seine Zigarette. Vera ruckte bequemer zurecht und löste mit<br />

nervösen Fingern ihren Zopf bis zur Hälfte auf. Sie brach das Schweigen: „Ich<br />

wußte davon.“ Lukowsky sah sie fragend an: „Wovon?“ - „Von dem alten Herrn<br />

in <strong>der</strong> Werkstatt, Deinem Freund. Wie ich das Schild an <strong>der</strong> Werkstatt las, erinnerte<br />

ich mich daran, einen Briefbogen mit dem groß aufgedruckten Namen<br />

‚H. Kufner‘ auf Deinem Schreibtisch gesehen zu haben, als ich kam, um Dich<br />

nach Brünner zu fragen. Ich dachte mir gleich, Du mußtest hier gewesen sein,<br />

und Valtine meinte, Du hättest da vielleicht das grüne Paket hinterlegt. Allerdings<br />

ist mir unklar, wie Valtine darauf kommen konnte.“ Lukowsky erzählte:<br />

„Es war schon ein Mann deshalb bei Heinz Kufner gewesen. Das paßt zusammen.<br />

<strong>Ein</strong>er, von dem Heinz sagt, er habe vornehm gewirkt, in den Dreißigern,<br />

mit einem goldenen Mercedes...?“<br />

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