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Anthroposophie

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zes zu stützen. Steiner wird mit Steiner begründet. Die Argumentation dreht<br />

sich im Kreis und ist für den, der nicht im anthroposophischen System "drinnen"<br />

steht, nicht überzeugend.<br />

Die Behauptung, daß verschiedene Personen der Bibel direkt eingeweiht<br />

waren, ist angesichts des aufgezeigten Sachverhalts genausowenig überzeugend.<br />

Die Unhaltbarkeit dieser Behauptung wird im dritten Hauptteil am<br />

Beispiel von "Lazarus-Johannes" (III. B. 5) und Paulus (III. B. 6) noch ausführlicher<br />

aufgezeigt.<br />

1.3.3 Das Überschreiten der Grenze als Sünde und Selbstbetrug<br />

1.3.3.1 Die Behauptung einer "christlichen Gnosis"<br />

Nun aber gilt es, die noch offen gebliebene Frage zu prüfen: Gibt es eine<br />

"echte christliche Gnosis" (Bock)? Zu ihrer Beantwortung betrachten wir<br />

einen ausführlichen Argumentationsgang Rittelmeyers 35 , der eine selbständige<br />

theologische Reflektion auf der Grundlage des Steinerschen Systems darstellt.<br />

Wir fassen ihn in neun Punkten zusammen:<br />

a) Gott lebt so "im Menschen", daß er "nur mit einem kleinsten Teil seines<br />

umfassenden Lebens in den Menschen hineinragt, mit dem weitaus größten<br />

Teil über dem Menschen bleibt" (62;HiO). Das "Geistige" Gottes strahlt<br />

in das "Seelisch-'Astrale"' des Menschen hinein (68).<br />

b) Die "Grenze zwischen Endlichem und Unendlichem" liegt somit "nicht<br />

über dem Menschen", sondern wird "in den Menschen selbst verlegt" (62;<br />

HiO).<br />

c) Deshalb gilt: "finitum capax infiniti" - das Endliche kann das Unendliche<br />

erfassen -, und zwar durch eine "wesenhafte Vereinigung mit dem Gegenstand<br />

des Erkennens" (intuitiv) (ebd).<br />

d) Dabei kann der "geistig-göttlichen Welt... nicht das Geringste abgezwungen<br />

werden", sondern es gilt: "Je 'höher hinauf es geht in die geistigen<br />

Reiche, um so stärker und ausschließlicher tritt die Alleinwirksamkeit der<br />

Gnade hervor" (74). (Rittelmeyer geht von einem Stufenbau in der "geistig-göttlichen<br />

Welt" aus; s.o.)<br />

e) Was dem Menschen zu tun bleibt, ist die "Aufgabe", mittels seines Willens<br />

"der göttlichen Offenbarung gegenüber immer höhere und feinere<br />

Kräfte der Hingebung zu entwickeln". Rittelmeyer bezeichnet dieses Tun<br />

als "Anstrengung der Selbsthingabe", die es allerdings nur aufgrund eines<br />

vorausgegangenen "Berührtwerdens von der göttlichen Welt" gibt (76).<br />

75

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