Anthroposophie
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1.1.3.1 Studium der "Geisteswissenschaft"<br />
Am Anfang steht "das Studium der Geisteswissenschaft, wobei man sich zunächst<br />
der Urteilskraft bedient, welche man in der physisch-sinnlichen Welt<br />
gewonnen hat" (601,291). Der Leser soll "die ihm von der Geisteswissenschaft<br />
mitgeteilten Tatsachen der höheren Welt zum Eigentum seines Denkens"<br />
machen (601,252). Das bedeutet konkret, daß man die Steinerschen Schriften<br />
lesen und verinnerlichen soll: "Der Leser muß zunächst eine größere Summe<br />
von übersinnlichen Erfahrungen, die er noch nicht selbst erlebt, mitteilungsgemäß<br />
aufnehmen"(601,38). Liest man die Steinerschen Schriften, dann bekommt<br />
man Mitteilung über die weiteren Stufen.<br />
1.1.3.2 Imagination<br />
Imaginative Erkenntnis ist die "erste höhere Erkenntnisstufe" (601,235). Es<br />
ist eine Erkenntnis, "welche durch einen übersinnlichen Bewußtseinszustand<br />
der Seele zustande kommt", der "in der Seele erweckt wird durch die Versenkung<br />
in Sinnbilder oder 'Imaginationen'" (ebd). Solche "Imaginationen"<br />
können z.B. eine Pflanze, ein Rosenkreuz oder auch Worte, Formeln und<br />
Empfindungen sein. Dabei sind die Inhalte des Vorgestellten zweitrangig,<br />
denn: "Nicht was vorgestellt wird, ist wesentlich, sondern darauf kommt es<br />
an, daß das Vorgestellte durch die Art des Vorstellens das Seelische von jeder<br />
Anlehnung an ein Physisches loslöst" (601,229; HiO). Die Vorstellungen<br />
sollen "eine weckende Kraft auf gewisse verborgene Fähigkeiten der<br />
menschlichen Seele ausüben" (601,228).<br />
Ist es zum "Freiwerden von den physischen Organen" gekommen, dann empfindet<br />
sich der Geistesschüler "als ein Wesen neben dem", das er vorher war.<br />
"Das ist das erste rein geistige Erlebnis: die Beobachtung einer seelisch-geistigen<br />
Ich-Wesenheit" (601,236f; HiO). "Es istso, wie wenn man nun in voller<br />
Besonnenheit in zwei 'Ichen' lebte" (601,240; an anderer Stelle spricht Steiner<br />
von einem Zerfallen des Gehirns "in drei voneinander getrennte Glieder";<br />
600,132). "Das zweite - das neugeborene - Ich kann nun zum Wahrnehmen<br />
in der geistigen Welt geführt werden." Kraft dieses Ichs wird der Mensch<br />
"nunmehr um sich herum geistige Tatsachen und geistige Wesenheiten wahrnehmen"<br />
(601,241). Dienlich dazu ist ihm die "Heranbildung der höheren<br />
Wahrnehmungsorgane innerhalb des astralischen Leibes", der "Lotusblumen"<br />
(601,255). Allerdings dringt der Mensch auf der Stufe der Imagination noch<br />
nicht ins Innere der Wesen vor, sondern erhält ein zunächst diffuses Bild von<br />
ihrer "Verwandlung" und "seelische[n] Äußerung" (601,260f).<br />
Steiner weiß um Gefahren, die mit dem Beschreiten des Weges in die höheren<br />
Welten verbunden sein können: verstärkter "Selbstsinn" (601,241);<br />
"Phantasterei" (601,243); Mißbrauch der erlangten Erkenntnisse zur "Macht<br />
über seine Mitmenschen" und "im Sinne des Bösen" (600,48); "Beein-<br />
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