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Anthroposophie

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eher Zeit Erlebnisse haben, die dem ähnlich sind, das Paulus vor Damaskus<br />

hatte" (Ev, 627). Dazu jedoch ist eine "innere Erkraftung der Seele" (VII, 79),<br />

eine Ausbildung der hellseherischen Fähigkeiten notwendig, die durch den<br />

anthroposophischen Weg nahezu zwei Jahrtausende nach Paulus ermöglicht<br />

wird.<br />

Die Aufgabe des Moses war, "aus dem vorichhaften Träumen, das aber noch<br />

den Reichtum des alten Schauens in sich trug, in das wache Denken des menschlichen<br />

Hauptes vorwärtszuführen". Die Aufgabe des Paulus "war eine umgekehrte:<br />

Er hatte in den verarmten und verdunkelten Kopfgedanken mit dem<br />

Feuer des Herzens das Lichteines neuen Schauens anzuzünden". Er war somit<br />

"einer der größten schöpferischen Beweger und Neubeginner in der Geschichte<br />

des menschlichen Bewußtseins" (VII,7; HiO). Was ihm widerfuhr und was er<br />

tat, war somit vor allem ein Bewußtseinsakt: "Die 'Bekehrung' des Paulus war<br />

in erster Linie eine unerhörte 'Erleuchtung', eine erweiternde und erhöhende<br />

Umwandlung seines Bewußtseins... Es ist zwar deutlich, daß die Stunde von<br />

Damaskus nicht nur das Bewußtsein, sondern auch das Sein des Paulus veränderte:<br />

er war fortan ein anderer Mensch. Aber das neue Sein war Folge und<br />

Frucht des neuen Bewußtseins" (VII, 15; HiO).<br />

Bock sieht somit weniger einen Bruch - eine "Bekehrung" im eigentlichen<br />

Sinn - im Leben des Paulus beim Damaskus-Ereignis, sondern viel mehr eine<br />

Kontinuität: "Wer den Begriff der'Bekehrung'darauf [sc. auf das Damaskus-<br />

Ereignis] anwendet, setzt doch eigentlich voraus, daß alles, was im Leben des<br />

Paulus diesem Augenblick voranging, falsch und böse gewesen sei." Das sei<br />

nicht der Fall, sondern es gelte: "Alles in seinem bisherigen Leben war...<br />

Vorbereitung auf diesen Augenblick gewesen." Paulus brachte - und hier fließt<br />

die Reinkarnationslehre mit ein - "in seinem Wesen, als Ergebnis aller seiner<br />

Schicksale und Wirksamkeiten in früheren Leben, die Voraussetzungen mit<br />

für den Empfang der gnadenvollen Licht-Berufung, die ihm in der Damaskus-<br />

Stunde zuteil wurde" (VII,22f; HiO).<br />

6.2 Theologische Kritik<br />

6.2.1 Die Unhaltbarkeit einer esoterischen Schulung des Paulus<br />

Es sind im wesentlichen drei biblische Hinweise, auf die sich die anthroposophische<br />

Argumentation stützt. Das erste ist der Hinweis, daß Paulus<br />

Pharisäer war (Phil 3,5f; Act 5,34 u. 22,3). Bock folgert daraus die Beziehung<br />

des Paulus zu einem "esoterischen Kreise des Pharisäerordens", der<br />

sich durch visionäre und ekstatische Elemente auszeichnete (VII,66f). "Der<br />

einweihungsartige spezielle Ordensweg knüpfte an das prophetische Element,<br />

also auch an die Prophetenbücher des Alten Testamentes an, die den Blick in<br />

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