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Anthroposophie

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dere joh) Kontext her nur mit "Verherrlichung" (nicht mit "Offenbarung") übersetzt<br />

werden. Im Joh erscheint nämlich "das ganze Leben Jesu als e[ine]<br />

Verherrlichung d[es] Sohnes durch den Vater" (Joh 8,54; 12,28; 13,31; 17,1.4)<br />

"u[nd] zugleich des Vaters durch d[en] Sohn" (Joh 13,31f; 14,13; 17,1). "D[ie]<br />

Verherrlichung des Sohnes wird herbeigeführt durch d[ie] Wunder, die ihn<br />

der Vater tun läßt", vor allem durch die Auferweckung des Lazarus (Joh 11,4;<br />

vgl. VV. 40ff). 139 Gewiß geschieht durch die "Verherrlichung" zugleich auch<br />

eine "Offenbarung" Gottes, eine Theophanie; aber nicht von der Theophanie 140<br />

an sich ist hier die Rede, sondern von der Art, wie diese Theophanie geschieht<br />

- eben als "Verherrlichung". "Der Begriff der 'Verherrlichung' stellt also die<br />

Heilsoffenbarung Jesu Christi, wie sie zeichenhaft in seinen Werken und<br />

vollwirksam in seiner Erhöhung am Kreuz geschieht, unter den Gedanken der<br />

Offenbarung von Gottes Herrlichkeit." 141<br />

Es kann somit vom Skopus des Textes her kein Zweifel darüber bestehen:<br />

Nicht Lazarus, sondern Jesus ist der wirklich Handelnde. Nicht eine "Offenbarung"<br />

des (mit dem "höheren Selbst" identifizierten) "Gottes in Lazarus"<br />

findet statt, sondern die "Verherrlichung" des wirklichen, persönlichen Gottes<br />

und seines Sohnes durch die Auferweckung des Lazarus von den Toten. Nun<br />

haben wir schon mehrfach festgestellt, daß die <strong>Anthroposophie</strong> gar keinen<br />

personhaften Gott im Sinne der Bibel kennt, sondern nur eine Art "göttlichgeistiger"<br />

Überwelt, in die der Mensch hellseherisch eindringen und zu der<br />

er sich hochentwickeln soll. Die auf Gott und Christus bezogenen Aussagen<br />

(z.B. die joh "Ich-bin"-Worte) werden deshalb nicht theologisch und<br />

christologisch, sondern anthropologisch gedeutet. Wir haben gezeigt, daß<br />

diese Deutung dem biblisch-reformatorischen Schriftverständnis widerspricht.<br />

Von dieser Deutung her erklärt es sich aber, daß die <strong>Anthroposophie</strong> von<br />

einer "Verherrlichung" Gottes und seines Sohnes nicht reden kann, sondern<br />

nur von einer Höherentwicklung des Menschen und der zum Bereich des<br />

Geschöpflichen gehörenden Geisterwelt.<br />

Rechnen wir dagegen von den biblischen Texten her mit der Existenz des<br />

persönlichen Gottes und seines Sohnes und betrachten wir die Texte in ihrem<br />

Literalsinn, so ergeben sich für die von Steiner herangezogenen Stellen aus<br />

Joh 11 folgende Erklärungen: "Diese Krankheit ist nicht zum Tode " (V. 4a)<br />

besagt nicht, daß Lazarus nicht wirklich sterben werde, sondern daß der Tod<br />

nicht Ziel und Ende dieser Krankheit ist. Ihr Ziel ist die Verherrlichung Gottes<br />

und seines Sohnes (V. 4b; s.o.). Daß Lazarus wirklich gestorben ist, wird im<br />

nachfolgenden Verlauf der Erzählung immer wieder betont (VV. 13f.-<br />

17.21.32.37.39.44). Wäre Lazarus nicht wirklich gestorben, sondern hätte er<br />

sich unter der Anleitung Jesu nur in einen Zustand der Einweihung versetzt,<br />

so wären die verzweifelten Reaktionen seiner Schwestern (VV. 3.19ff.31 ff.39),<br />

die Trauer der anwesenden Juden (VV. 19.31.33) und vor allem die starken<br />

Gemütsbewegungen Jesu (Zorn, Erregung, Weinen; VV. 33.35.38) unverständlich.<br />

142 Hinzu kommt der zweimalige Hinweis, daß Lazarus "schon vier Tage"<br />

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