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Anthroposophie

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der ganze Vorgang dazu, den Gott in Lazarus erscheinen zu lassen" (619,124).<br />

"Das bewußte, gedankliche Sich-Finden auf dem höheren Plan für sein eigenes<br />

Selbst- das ist die Auferweckung des Lazarus" (94,199).<br />

Gemäß dieser Ansicht legen Steiner und seine Schüler nun das gesamte Kapitel<br />

Joh 11 aus. Das Wort, "dass der Herr den Lazarus lieb hatte " (W. 3.5.36),<br />

entstamme der "Mysteriensprache" und kennzeichne "das Verhältnis des<br />

Schülers zum Lehrer". '"Den der Herr lieb hatte' ist der intimste, der<br />

eingeweihteste Schüler" (103,73; HiO). "Jesus hat Lazarus lieb gehabt, weil<br />

er ihn für reif hielt, um das 'Wort' in ihm zu erwecken" (619,126). - "Doxa"<br />

in V. 4 sei nicht mit "Herrlichkeit", sondern mit "Offenbarung" zu übersetzen,<br />

so daß der Versteil besage: "Durch die Heilung der Krankheit wird der verborgene<br />

Gott in dem Kranken zur Offenbarung kommen, in Erscheinung treten<br />

- durch das Wirken des Sohnes." 137 - Das "Jch-bin"-Wort in V. 25 bedeute:<br />

Jesus sei "die Auferstehung, die an Lazarus geschehen ist" und "das Leben,<br />

das Lazarus lebt". Jesus habe nicht sagen wollen, "der Glaube an ihn mache<br />

einen Toten im gewöhnlichen Wortsinne wieder lebendig", sondern er selbst<br />

sei als "das 'Ewige, Anfangliche' in Lazarus auferstanden"; der ganze Vorgang<br />

habe "den Gott in Lazarus" erscheinen lassen (619,123f; HiO). - In den<br />

Worten "Lazare, komm heraus" (V. 43) könne man "den Ruf wiedererkennen,<br />

mit dem die ägyptischen Priester-Initiatoren diejenigen wieder ins Leben des<br />

Alltags zurückriefen, welche ... sich den weltentrückenden Prozessen der<br />

'Einweihung' unterzogen" (619,129; HddV). - Und der Todesbeschluß der<br />

Hohenpriester und Pharisäer gegen Jesus (VV. 46ff) werde gefaßt, weil Jesus<br />

durch den öffentlichen Vollzug der "Lazarus-Initiation" das "Mysteriengeheimnis<br />

geoffenbart" hätte. "Es wird erklärlich, daß einen solchen Vorgang<br />

die Juden an Jesu ebensowenig ungesühnt lassen konnten, wie die Griechen<br />

es hätten an Aischylos ungesühnt lassen können, wenn er die Mysteriengeheimnisse<br />

verraten hätte." Die Mysterienveröffentlichung sei jedoch nötig<br />

gewesen, denn sie sollte "zum Verständnis des 'Mysteriums von Golgatha'<br />

vorbereiten", das in der <strong>Anthroposophie</strong> ebenfalls als Einweihungsvorgang<br />

("Stirb und werde!") gilt (619,129f; HiO; vgl. 619,107ff).<br />

5.2 Theologische Kritik<br />

5.2.1 Die Verherrlichung Gottes als Skopus von Joh 11<br />

Zur Beurteilung der anthroposophischen Deutungen vom biblisch-reformatorischen<br />

Schriftverständnis her gelangen wir, indem wir zunächst nach dem<br />

Zielpunkt von Joh 11 fragen. Diesen Skopus spricht im Bericht des Evangeliums<br />

Jesus selbst in aller Klarheit aus: Die Krankheit des Lazarus ist "nicht<br />

zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes durch<br />

sie verherrlicht werde" (V. 4). 138 "Doxa" (bzw. "doxäzein") kann sowohl vom<br />

etymologischen Standpunkt als auch vom gesamtbiblischen (und insbeson-<br />

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