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Anthroposophie

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Das "Sein wie Gott", das nach dem biblisch-reformatorischen Schriftverständnis<br />

die Wurzel der Sünde darstellt, ist hingegen das "Menschenziel"<br />

nach Ansicht der <strong>Anthroposophie</strong>. Mit dieser Deutung verfehlt die <strong>Anthroposophie</strong><br />

die biblischen Aussagen völlig. Auch hier zeigt sich, daß es für<br />

sie in Wirklichkeit keinen Gott als persönliches Gegenüber des Menschen<br />

gibt; denn weil für den personhaften Gott der Bibel in ihrem System kein<br />

Raum ist, eben darum kann sich der Mensch auch nicht von ihm trennen,<br />

sondern nur aus eigener Kraft sein Einssein mit dem "Göttlichen" (unpersönlich<br />

verstanden) oder dem "Weltengeist" Schritt für Schritt verwirklichen.<br />

Der Mensch, der diesen Weg gehen will, bewirkt aber gerade die Trennung<br />

vom persönlichen Gott und verfällt damit der Macht der Sünde. Er bleibt mit<br />

sich allein.<br />

4.3.6 Die christologische Irrlehre<br />

Mit der Umdeutung des Weges Christi durch die <strong>Anthroposophie</strong> ist die<br />

Umdeutung des Wesens Christi eng verbunden. In Steiners Christusvorstellung<br />

wollte der katholische Theologe Otto Zimmermann bereits 1918 einen "Inbegriff<br />

christologischer Ketzerei" sehen. 112<br />

Mag auch der kirchenhistorisch belastete Begriff der "Ketzerei" problematisch<br />

sein, so bleiben doch die Beispiele, die Zimmermann anführt und denen<br />

wir in unserer Darstellung folgen, bedenkenswert. Steiners Christologie<br />

widerspricht nicht nur dem Neuen Testament, sondern auch der altkirchlichen<br />

und reformatorischen Tradition und Schriftauslegung. Sie läßt sich mit christlicher<br />

Theologie, die diesen Namen verdient, nicht mehr vereinbaren.<br />

Für Steiner ist "der Christus" ein hohes Sonnenwesen, das herabsteigt, um den<br />

Menschen durch einen kosmischen Impuls und die Ausbildung des Ich aus der<br />

Bindung an die Materie (= Finsternis) zu befreien und seinen Wiederaufstieg<br />

zum Geist (= Licht) zu ermöglichen. - Dieses Grundgerüst 113 der Steinerschen<br />

Christosophie weist deutliche Parallelen zu gnostischen (insbesondere manichäischen)<br />

Erlöservorstellungen auf, wo in ähnlicher Weise "der' Fall' als ein<br />

Absinken der göttlichen Lichtteile in die Materie und die 'Erlösung' als<br />

Rückführung in das Pleroma" beschrieben wird. Der Erlöser "steigt (durch<br />

die Planetensphären) hinab und siegreich wieder empor und stellt auf diese<br />

Weise Weg und Ziel der zu erlösenden 'Seele' (des Göttlichen im Menschen)<br />

dar" 114 . Rudolf Schnackenburg bemerkt weiter hierzu: "Die zum Teil an die<br />

Gnosis erinnernde Ausdrucksweise des Joh-Ev darf nicht dazu verführen, den<br />

radikalen Unterschied im Erlösungsgedanken und den ganz anderen Ausgangspunkt<br />

für die Gestalt des Erlösers zu verwischen." Hauptunterschiede liegen<br />

darin, daß der joh Christus "kein Prototyp des erlösungsbedürftigen Menschen,<br />

kein 'Urmensch'" ist, daß seine Tätigkeit als Schöpfungsmittler "etwas ganz<br />

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