Anthroposophie
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Steiner der Sonnengeist, der zum Erdgeist wird; s.o.) opfere sich somit "in die<br />
Erden- und Menschenwelt hinein" (Ev,402; HddV). - Diese "Auslegung" ist<br />
ein klassisches Beispiel dafür, was geschieht, wenn einzelne Bibelstellen aus<br />
ihrem Textzusammenhang gerissen werden. Daß der Menschensohn "in der<br />
Menschen Hände" überantwortet werden wird - diese Selbstaussage macht<br />
der lk Jesus vor dem Passionsgeschehen. Im Passionsgeschehen wird Jesus<br />
tatsächlich in die Hände der Menschen überantwortet. Danach jedoch, am Ende<br />
des Passionsgeschehens, befiehlt sich Jesus - unter Aufnahme eines Gebetsverses<br />
aus Ps 31,6 - in die Hände seines göttlichen Vaters. 102 Es handelt sich<br />
also in der Darstellung des Lk um verschiedene, zeitlich auseinanderliegende<br />
Ereignisse, von denen Jesus spricht. Daß die Bocksche Gleichsetzung zwischen<br />
"des Vaters Händen" und "der Menschen Hände" unhaltbar ist, wird<br />
überdies daran deutlich, daß in der dritten lk Leidensankündigung eine nähere<br />
Kennzeichnung der Menschen erfolgt, denen der Menschensohn überantwortet<br />
wird: "Er wird überantwortet werden den Heiden" (Lk 18,32). Die Bocksche<br />
Deutung liefe somit darauf hinaus, Gott den Vater nicht nur mit den Menschen,<br />
sondern speziell auch mit den Heiden gleichzusetzen. Der Text ist hier wie<br />
so oft der assoziierenden Spekulation völlig zum Opfer gefallen.<br />
Wie diese beiden, so werden auch die anderen Kreuzesworte Jesu sowie die<br />
weiteren Einzelheiten beim Kreuzesgeschehen allegorisch umgedeutet. Um<br />
nur noch zwei Beispiele zu erwähnen: Nach Joh 79,23/zerteilten die Soldaten<br />
das Kleid Jesu; den Rock Jesu jedoch zerteilten sie nicht. Steiner identifiziert<br />
den Christus mit dem "Geist der Erde", sein Kleid mit den "festen<br />
Teile[n] der Erde", seinen Rock mit der "Lufthülle, die um die Erde herum<br />
ist", und folgert: "In Kontinente und Gebiete ist das Kleid der Erde geteilt<br />
worden, nicht aber der Rock. Die Luft ist nicht geteilt worden; sie gehört<br />
allen gemeinsam" (103,194f).<br />
Ein zweites Beispiel: Jesus wurden seine Wunden laut Steiner im Grunde<br />
nicht von außen, sondern von innen zugefügt: "Denn die höhere Kraft des<br />
Ich ... durchlöchert, durchdringt, zersticht den Leib." Und weil "mit dem<br />
Christus Jesus auf einmal das volle Ich in die Leiblichkeit eingezogen ist,<br />
weil da am stärksten die Ichheit eingezogen ist -, deshalb mußte diese Leiblichkeit<br />
nicht nur mit einer Wunde ... sondern mit fünf Wunden angeschaut<br />
werden, mit fünf Wunden, die notwendig sind wegen des Hinausragens der<br />
Christuswesenheit, das heißt des Voll-Ich des Menschen, über die Form der<br />
Leiblichkeit" (139,137).<br />
Steiner bemerkt, daß solche Fragen und ihre Deutungen "zu den schwierigsten<br />
Dingen" gehören, daß es aber "die Möglichkeit eines Begreifens" gibt.<br />
"Freilich muß man lange meditieren, muß lange nachdenken über das, was<br />
gesagt worden ist" (139,139).<br />
Da der Evangelientext nur Anknüpfungspunkt für die eigene "meditativ"gewonnene<br />
Spekulation ist, braucht Steiner auch keine biblischen Belege, wo<br />
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