Anthroposophie
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- insbesondere sein Blut-war "veredelt, durchgeistigt durch den dreijährigen<br />
Aufenthalt des Christus in dem Jesus von Nazareth" (139,194; vgl. 103,217).<br />
So konnte von ihm eine "Kraft", ein "Impuls" ausgehen. Dieser Impuls, der<br />
die Menschheitsentwicklung vorantreiben würde, erfolgte durch den Blut-<br />
Erde-Kontakt auf Golgatha: Zu dem Zeitpunkt, als "das Blut aus den Wunden<br />
des Christus Jesus floss", veränderte sich die "Aura der Erde", und der<br />
Christus-Sonnengeist wurde "der Geist der Erde". Die Erde wurde zum<br />
"wahren Leib" des Christus. "In das geistige Dasein der Erde wurde aufgenommen,<br />
was ihr vorher von aussen zuströmte, die Kraft des Logos, durch<br />
das Ereignis von Golgatha" (103,129f.l32; HiO). Nun kann der Christus als<br />
"Erdengeist" unmittelbar an der Ausbildung des Ich arbeiten. Das "tiefste<br />
Geheimnis" seines Wesens "ist das 'Ich-bin'; und die wahre und ewige Gewalt<br />
des 'Ich-bin' oder des Ich, die die Kraft hat, die anderen Leiber zu<br />
durchdringen, muss einfliessen in den Menschen. Sie ist im Erdengeist darinnen"<br />
(103,140). Das ist der Kern der Lehre Steiners über das "Mysterium<br />
von Golgatha".<br />
4.3.3 Die Umdeutung der neutestamentlichen Berichte von der<br />
Kreuzigung<br />
Sämtliche Ereignisse, die nach den Berichten der Evangelien mit der Kreuzigung<br />
Jesu Christi in Verbindung stehen, werden nun von dieser Lehre her<br />
interpretiert. Als Beispiele von zentraler Bedeutung betrachten wir die anthroposophische<br />
Interpretation zweier Kreuzesworte Jesu, wie sie Emil Bock<br />
wiedergibt.<br />
"Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - das sage "gewissermaßen<br />
Jesus, der den Christus anruft", und zwar in dem "Augenblick, da<br />
das zurückbleibende Jesus-Bewußtsein sich schmerzvoll von seinem höheren<br />
Christus-Inhalt verlassen fühlt" (Ev,400; HddV). - Im Text steht aber<br />
nicht, daß "Jesus" "den Christus", sondern daß Jesus - unter Aufnahme von<br />
Ps 22,2a - "Eli", also seinen Gott und Vater anruft (Mt 27,46; Mk 15,34; vgl.<br />
Lk 23,34.46). "Jesu Ruf... ist ein Gebet, der Notschrei des Bedrängten zu<br />
Gott" (R. Pesch) 100 . Im Ruf Jesu kommt die Gottverlassenheit infolge der<br />
Gottlosigkeit, der Grundsünde des Menschen, zum Ausdruck, die Jesus als<br />
das reine Opferlamm, das selber ohne Sünde ist, stellvertretend'aufsich nimmt<br />
und dadurch sühnt (vgl. Joh 1,29.36; Hebr 2,17f; 4,15; s.u.). 101<br />
"Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist" - dieses Wort Jesu aus Lk<br />
23,46 bringt Bock mit dem Wort aus der zweiten lk Leidensankündigung<br />
zusammen: "Des Menschen Sohn wird überantwortet werden inderMenschen<br />
Hände" (Lk 9,44). Bock schreibt: '"Des Vaters Hände' und 'der Menschen<br />
Hände' sind eins und dasselbe, nur weisen die Hände des Vaters noch über die<br />
Menschenwelt hinaus in das Ganze des Erdenkosmos." Der Christus (laut<br />
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