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Anthroposophie

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Apk 22,13), sondern für jeden Menschen gilt das gleiche wie für Abraham:<br />

"er ist geworden" (genesthai). Jeder Mensch ist ein in der Zeit "gewordenes<br />

" Geschöpf Gottes; Jesus Christus aber ist der überzeitlich "seiende " Sohn<br />

Gottes, der in wesensmäßiger Einheit mit Gott dem Vater steht. Daher ist<br />

Joh 8,58 richtig so zu übersetzen: "Ehe Abraham wurde (genesthai), bin ich." 95<br />

Joh 8,58 liefert auch den Schlüssel zum Verständnis der "Ich-bin"-Worte<br />

insgesamt. "Prin Abraam genesthai egö eimf - dieser überraschende Wechsel<br />

der Tempora (man würde grammatikalisch "egö en" erwarten) zeigt, daß<br />

"egö eimf Formel- oder Zitatcharakter besitzt. R. Schnackenburg folgert:<br />

"Die atl. Stelle, die hinter dem Ausspruch Jesu steht, dürfte Ex 3,14 sein, wo<br />

sich Gott bezeugt als 'Ich bin der Ich-bin', von der LXX wiedergegeben mit<br />

Ego eimi ho on." 96<br />

Wir halten somit fest: Jesus Christus ist in der Tat ein Verkündiger des "Ich ".<br />

Er verkündigt aber nicht das "Ich" des Menschen, sondern er verkündigt das<br />

göttliche und ewige "Ich-bin", welches sich in seiner Person und in seinem<br />

Kommen in einzigartiger Weise heilbringend offenbart. Die "Ich-bin"-Worte<br />

Jesu sind keine anthropologische, sondern eine theologische Aussage. Das<br />

göttliche "Ich bin", das sich in Jesus Christus offenbart, ist von allem menschlichen<br />

Wesen grundsätzlich verschieden.<br />

4.3 Die Ausbildung des Ich durch den Christus -<br />

Offenbarung oder "Irrlehre"?<br />

Gerade diese absolute qualitative Unterschiedenheit zwischen Gott und<br />

Mensch wird von der <strong>Anthroposophie</strong> vehement bestritten. "Überall, woman<br />

noch in der Gegenüberstellung zwischen Gott und dem Menschen verharrt<br />

und meint, dies 'Ich und Du' wäre das wahre Christentum, überall dort ist<br />

man aus dem Judentum noch nicht völlig heraus", schreibt Rittelmeyer in<br />

seinen 1938(!) veröffentlichten "Briefen über das Johannesevangelium".<br />

"Johanneisch" sei nicht: "Ich und Du", sondern: "Groß-Ich und Klein-Ich,<br />

Groß-Ich im Klein-Ich" 97 . Daß sich diese Deutung nicht halten läßt, haben<br />

wir oben und in II.B.l. nachgewiesen. Dennoch müssen wir zurückfragen:<br />

Wie gelangt die <strong>Anthroposophie</strong> eigentlich zu dieser Vorstellung? Welches<br />

Weltbild steht dahinter? Erst wenn wir diese Hintergründe kennen, können<br />

wir die Steinersche Auffassung vom "Mysterium von Golgatha" verstehen,<br />

die wir nun betrachten.<br />

4.3.1 Die vier Christusopfer<br />

Nach anthroposophischer Ansicht ist der Mensch ein Glied innerhalb der<br />

Geisterhierarchie, das sich unter dem Einfluß der über ihm stehenden<br />

Geistwesen höherentwickelt (s. III.B.l.). Diese Höherentwicklung kommt<br />

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