Anthroposophie
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und hin auf die durch ihn vermittelte Erkenntnis und den mit deren Hilfe zu<br />
erlösenden Menschen gerichtet. So nimmt auch Steiner in seiner Auslegung<br />
eine völlige Entpersönlichung Christi und Gottes, des Vaters, vor. Er spricht<br />
im Grunde nur noch vom Menschen und seinen Wesensgliedern.<br />
Diese Deutung hat jedoch im literal verstandenen Text keinerlei Grundlage,<br />
sondern sie steht im direkten Widerspruch zu ihm. Der Skopus von Joh 14,6<br />
liegt nämlich gerade darin, alle menschlichen Versuche der Selbsterlösung<br />
und "Höherentwicklung" auszuschließen und Jesus Christus als einzigen Vermittler<br />
des Heils, als einzigen Weg zu Gott dem Vater zu verkündigen. Jesus<br />
Christus in Person ist durch das, was er in seinem Leiden und Auferstehen<br />
vollbringt, der Weg (er ermöglicht den Zugang zum Vater durch die Vergebung<br />
der Sünden), die Wahrheit (er verkörpert die Offenbarung des Vaters<br />
durch die Übereinstimmung mit seinem Wesen und Willen) und das Leben<br />
(er ist der Überwinder des Todes, der als solcher den Glaubenden das ewige<br />
Leben schenkt). 94 Diese Auslegung läßt sich vom gesamtbiblischen Kontext<br />
her klar belegen, wogegen die Steinersche Deutung nicht einmal unter<br />
allegorischen Gesichtspunkten einleuchten will (was hat z.B. das<br />
Wesensglied "Lebensgeist" mit dem theozentrischen, ausschließlich auf<br />
Gottes Offenbarung bezogenen Begriff "Wahrheit" gemein?).<br />
Nun betrachten wir ein zweites Beispiel: "Bevor der Vater Abraham war,<br />
war das 'Ich-bin'!" - so lautet Steiners Wiedergabe von Joh 8,58. Hinter<br />
dieser Wiedergabe steht die Vorstellung, daß es in alttestamentlicher Zeit<br />
nur ein " 'Gruppen-Volks-Ich'" gab, das bestimmt war durch die "Blutsverwandtschaft"<br />
und hinaufreichte "bis zu Abraham". Sein Bekenner sagte: "Ich<br />
und der Vater Abraham sind eins." Er fühlte "noch nicht vollständig das 'Ichbin'<br />
in seiner eigenen Persönlichkeit". Der Christus Jesus jedoch ging über<br />
die engen Schranken der Blutsverwandtschaft und des Vaters Abraham hinaus,<br />
indem er das Einssein des Ich mit dem "ganzen Kosmos", mit dem "göttlichen<br />
Weltengrunde", mit dem "geistigen Vatergrund" verkündigte: "Ihr sollt<br />
an einen geistigen Vatergrund glauben, in dem das Ich wurzelt, der geistiger<br />
ist als jener Grund, der das jüdische Volk als Gruppenseele verbindet." Deshalb<br />
sagte der Christus allgemeiner: "Ich und der Vater sind eins!" Er "war<br />
derjenige, der den Impuls gibt, dass die Menschen alle -jeder als einzelnes<br />
Wesen - empfinden können das 'Ich-bin'" (103,64f; HddV).<br />
Auch diese Deutung steht dem Literalsinn und Gesamtzusammenhang der<br />
Textstelle entgegen. In Joh 8,48-59 geht es darum, am Beispiel des Vergleichs<br />
mit Abraham die einzigartige Verbindung, ja Einheit Jesu Christi mit dem<br />
Vater im Gegensatz zu allen Menschen zum Ausdruck zu bringen. Diese<br />
Einheit wurzelt in seiner Gottessohnschaft und ewigen Präexistenz - darin,<br />
daß er, wie das spätere Bekenntnis formuliert, vere homo et vere Deus ist.<br />
Kein Mensch könnte wie der joh Jesus von sich sagen: "Ich bin" (ego eimi),<br />
d.h. ich bin der Ewig-Seiende, "der Anfang und das Ende" (vgl. Joh 1,1 ff;<br />
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