Anthroposophie
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Christus betrachten. Er führt von der Verkündigung des Ich zum eigentlichen<br />
"Mysterium des Ich", zum "Mysterium von Golgatha" - und ist zugleich<br />
als ganzer von diesem her bestimmt. 82<br />
4.1 Die geistesgeschichtlichen Wurzeln in Fichtes<br />
Ich-Philosophie<br />
Zuvor jedoch untersuchen wir, wie Steiner zu seiner Betonung des Ich gelangt<br />
ist. Im geschichtlich-biographischen Teil haben wir bereits gezeigt, daß seine<br />
"besondere Liebe" demersten Entwurf von Fichtes "Wissenschaftslehre" galt.<br />
Wie Fichte sah Steiner "in der Tätigkeit des menschlichen 'Ich' den einzig<br />
möglichen Ausgangspunkt für eine wahre Erkenntnis". Aber er hatte doch seine<br />
"eigenen Ansichten". So nahm ersieh "die 'Wissenschaftslehre' Seite für Seite<br />
vor und schrieb sie um" (636,39). Worin der Unterschied zu Fichte liegt, das<br />
bringt Steiner in seiner "Philosophie der Freiheit" zum Ausdruck: "Er [sc.<br />
Fichte] versuchte das ganze Weltgebäude aus dem 'Ich' abzuleiten. Was ihm<br />
dabei wirklich gelungen ist, ist ein großartiges Gedankenbild der Welt, ohne<br />
allen Erfahrungsinhalt." Demgegenüber entwickelt Steiner in Anknüpfung an<br />
Goethe seine monistische Weltsicht: "Wir können die Natur außer uns nur<br />
finden, wenn wir sie in uns erst kennen. Das ihr Gleiche in unserem eigenen<br />
Innern wird uns der Führer sein" (627,26f; HiO). Dieser innere Führer ist das<br />
Ich.<br />
K. v. Stieglitz stellt als Ergebnis seiner Untersuchung über die "Christosophie<br />
Rudolf Steiners" fest, daß Steiner "seine Philosophie in seiner Christosophie<br />
historisiert" 93 . Steiners Philosophie, in derer sich "Fichtes Ich-Philosophie...<br />
in veränderter Form aneignet", ist "Kult des Ich". "Im Ich konzentriert sich<br />
für Steiner die Freiheit und die Entwicklungsmöglichkeit des Menschen. In<br />
der Christosophie wird die beherrschende Bedeutung des Ich beibehalten. Der<br />
Christus wird Repräsentant des Ich und als 'Welten-Ich' der Führer zur vollkommenen<br />
Ichheit." 84 Derphilosophische Ansatz aus Steiners Frühzeit (seine<br />
Betonung des "Ich" in der "Philosophie der Freiheit") verbindet sich so mit<br />
den späteren theosophischen Spekulationen über die verschiedenen Wesensglieder<br />
des Menschen und führt- in freier Anknüpfung an jüdisch-christliche<br />
Aussagen - schließlich zur spezifisch anthroposophischen Anschauung von<br />
Christus als dem Repräsentanten des Ich.<br />
Das Ich nimmt nach anthroposophischer Ansicht deshalb eine so zentrale<br />
Stelle ein, weil die Existenz gerade dieses Wesensgliedes für die Ausbildung<br />
der höheren Wesensglieder entscheidend ist. Die Weiterentwicklung des Menschen<br />
geschieht nämlich dadurch, "dass der Mensch von seinem Ich aus nach<br />
und nach die drei andern Glieder durcharbeitet, durchläutert, durchkraftet".<br />
So verwandelt sich unter der Wirkung des Ich der Astralleib in "Manas" oder<br />
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