Anthroposophie
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Auslegung zu den Evangelien herstellt. Wir stützen uns dabei im wesentlichen<br />
auf die systematische Zusammenfassung und theologische Reflektion<br />
der Gedanken Steiners in E. Bocks Werk "Kindheit und Jugend Jesu" (V)<br />
sowie auf Diether Lauensteins Monographie "Der Messias". 67<br />
3.13 Die unterschiedlichen Stammbäume und Geburtsgeschichten<br />
bei Matthäus und Lukas<br />
Biblischer Hauptanknüpfungspunkt für die Lehre von den zwei Jesusknaben<br />
sind die voneinander abweichenden Namen im matthäischen (mt) und lukanischen<br />
(lk) Stammbaum in der Zeit zwischen David und Joseph (Mt 1,1-17;<br />
Lk 3,23-28). Gemäß der Aufzweigung des Stammbaums bei den David-Nachkommen<br />
Salomo (im Mt) und Nathan (im Lk) wird unterschieden zwischen<br />
einem salomonischen und einem nathanischen Stammbaum. Der matthäischsalomonische<br />
Stammbaum "ist die dynastische Königsliste des Volkes und<br />
enthält die Namen sämtlicher Könige von Juda" (V,44; Hdd V). Der lukanischnathanische<br />
Stammbaum hingegen "zählt lauter völlig unbekannte Namen<br />
auf; er führt in eine Strömung von '"Stillen im Lande'", von "Namenlosen"<br />
(V,46f; HddV), wobei auffällt, daß sich unter ihnen "viele alttestamentliche<br />
Priesternamen finden" 68 .<br />
Diese Unterschiede zwischen den Stammbäumen setzen sich in den Geburtsgeschichten<br />
fort. Bock sieht "zwei verschiedene Welten" bei Mt und Lk und<br />
spricht von "unvereinbaren Widersprüchen" zwischen ihren Geburtsgeschichten<br />
(V,31). "Die Weihnachts-Geschichte des Matthäus-Evangeliums ist die<br />
der Könige, die des Lukas-Evangeliums ist die der Hirten " (ebd; HiO). - Die<br />
Geburt des Jesuskindes geschieht bei Mt in einem "Hause ", bei Lk in einem<br />
"Stall" (V,47; HddV).-Der Bericht des Mt mit herodianischem Kindermord<br />
und Flucht nach Ägypten ist "voll von hochdramatischer Spannung und Tragik";<br />
der Bericht des Lk atmet demgegenüber "einen wahrhaft überirdischen<br />
Frieden", in dem der "Schatten des Herodes und seiner Bluttat... ferne" ist,<br />
so daß die Beschneidung und die Tempeldarstellung des Knäbleins in Jerusalem<br />
ungestört vonstatten gehen können (V,32f; HddV). Bock folgert daraus<br />
eine zeitliche Differenz zwischen den Geburten (wobei er die lukanische<br />
Schilderung als die spätere, nachherodianische ansieht) - und damit "die<br />
Geburt zweier verschiedener Kinder" (V,33f.51). - Zu zwei verschiedenen<br />
Kindern gehören zwei verschiedene Elternpaare, worauf die Evangelien nach<br />
anthroposophischer Ansicht ebenfalls hinweisen: Während Lk "Nazareth"<br />
als Sitz des Elternpaares nennt, ist bei Mt davon "keine Rede". Daraus folgert<br />
Bock, daß die matthäischen Eltern "in Bethlehem ansässig sind, wo ihnen<br />
dann auch ihr Kind geboren wird" (V,34; HddV).<br />
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