Anthroposophie
Anthroposophie
Anthroposophie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Erde erscheine" 45 . Gegründet auf Mal 3,1 und 23f, wo Elias als "Wegbereiter<br />
Gottes" und "Friedensstifter zwischen Vätern u[nd] Söhnen" geschildert<br />
wird, war die Erwartung der "Wiederkunft des Propheten Elias am Ende<br />
der Tage" ein "feststehender Glaubensartikel der alten Synagoge" geworden. 46<br />
Das Kommen des Elias ist somit an das Kommen des Messias gebunden,<br />
dem es vorausgeht. Johannes der Täufer bereitete als der angekündigte Elias<br />
dem angekündigten Messias Jesus bei seinem ersten Kommen im Fleische<br />
den Weg (Mt 3,3 parr). Nur in dieser heilsgeschichtlichen Konkretion ist das<br />
von Frieling zitierte Wort Jesu aus Mt 11,14 zu verstehen, das vollständig<br />
heißt: "Er ist Elias, der kommen soll." Selbst wenn somit Johannes der Täufer<br />
als eine "Verkörperung" des Propheten Elias verstanden wurde (was vom<br />
biblischen Textbefund her freilich am ehesten im übertragenenen Sinn zu<br />
verstehen ist 47 ), so kann doch mit Adolf Köberle nicht genug betont werden,<br />
"daß es sich dabei um einen einmaligen, gottgewollten, gottgewirkten Vorgang<br />
gehandelt hat im Zusammenhang mit dem eschatologischen Heilsplan,<br />
aber nicht um eine allgemeine Begründung der Wiederverkörperung" 48 . Vom<br />
biblischen Gesamtkontext her ist, wie wir unten sehen werden, die Vorstellung<br />
einer allgemeinen Wiederverkörperung eindeutig auszuschließen.<br />
2.2.1.5 Das Gespräch mit Nikodemus<br />
Als weitere Belegstelle für die Wiederverkörperung wird das Gespräch Jesu<br />
mit Nikodemus (Joh 3, Iff) genannt. Nach Steiner spricht Jesus zu Nikodemus<br />
"von einer richtigen Wiedergeburt". Der Mensch müsse "durch Geburt und<br />
Tod immer wieder hindurchgehen, bis er sein volles Maß der Reife erlangt<br />
hat, um dann Eintritt zu halten in das geistige Reich selbst, so daß er dann<br />
keine physischen Organe mehr braucht" (94,213). "Amen, amen, ich sage<br />
dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Luft, sonst kann<br />
er nicht in die Reiche der Himmel kommen" - so übersetzt Steiner Joh 3,5<br />
und gibt folgende Erklärung: "Das heisst, der Mensch ist einstmals [sc. bis<br />
zur Mitte der atlantischen Zeit] nicht geboren worden aus Fleisch und Erde,<br />
sondern aus Luft und Wasser. Und er muss später im Geiste wirklich wiedergeboren<br />
werden aus Luft und Wasser" (103,121f; HiO).<br />
Auch hier trägt Steiner sein okkultes Weltbild ("atlantisches Zeitalter" etc.)<br />
allegorisch in den Text hinein. Dagegen ist festzustellen: Die Reinkarnationsvorstellung<br />
(Geburt "ek sarkos") klingt zwar- wenn auch mit ironisch-abwehrendem<br />
Unterton - möglicherweise in der Frage des Nikodemus an (V. 4; vgl.<br />
V. 6) 49 ; sie wird aber durch die Antwort Jesu (Geburt "ek hydatos kai pneumatos")<br />
abgelehnt (V. 5). Was "ek hydatos kai pneümatos" bedeutet, ergibt<br />
sich aus dem Kontext der Stelle und dem gesamtbiblischen Gebrauch der<br />
Worte: "Hydör" bezeichnet das reinigende Wasser der Taufe, und "pneüma"<br />
163