Anthroposophie

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29.12.2012 Aufrufe

Jüngstem Tag?" "keine umfassende Antwort" gibt. "Hier ist im christlichen Weltbild eine Lücke ", und nach Frielings Ansicht könnte "die Anschauung der Wiederverkörperung ... genau die 'eschatologische Lücke' ausfüllen" 41 . - Frieling gibt hier im Grunde zu, daß es sich bei seiner Argumentation nur um einen Erklärungsversuch, um eine Hypothese handelt, die etwas Neues an die Bibel heranträgt. In den biblischen Stellen selber, die auf einen Zwischenzustand hindeuten, finden sich hingegen keine detaillierten Beschreibungen dieses Zwischenzustandes und keine Ausführungen über eine Reinkarnation. 2.2.1.3 "Kehrt wieder, Menschenkinder!" Aber gibt es nicht doch Stellen in der Bibel, in denen der Gedanke von Reinkarnation und Karma anklingt? Im Blick auf das Alte Testament bemerkt Frieling selber, daß "von wiederkehrenden Erdenleben so gut wie gar nicht die Rede ist" - eine Tatsache, die er auf die "Herausstellung des Geschichtlich-Linearen" im AT zurückführt. Auch in dem Psalmwort "Kehrt wieder, Menschenkinder!" (Ps 90,3) habe man "wohl mit Unrecht" einen "Hinweis auf die Wiederverkörperung" finden wollen. Der Urtext meine entweder "die Rückkehr des sterbenden Menschen, wobei im Sinne des 'Predigers Salomo' der 'Staub zur Erde' und der eingehauchte 'Geistesodem zu Gott' zurückkehrt (Pred. Sal. 12,7)", oder aber "das Geborenwerden neuer anderer Menschen ... (Pred. Sal. 1,4)" 42 . 2.2.1.4 Elias und Johannes der Täufer "Bedeutsam" sei hingegen die Ankündigung der Wiederkunft des Propheten Elias in Mal 3,23, die in Johannes dem Täufer ihre Erfüllung gefunden habe (Mt 11,14; 17,10-13 u.ö.). Nach Frielings Ansicht wird "an dem Beispiel Elias - Johannes ... die Wiederverkörperung ausdrücklich ausgesprochen, von dem Christus selbst ... Die direkte Identifizierung wird ... durch den Christus selbst vollzogen. 'Er ist Elias' (Mt 11,14)" 43 . Frieling übersieht in seiner Argumentation die Einzigartigkeit des Elias und seiner Funktion, durch die er gerade kein Beispiel für andere Menschen sein kann. Vor allem gilt: Elias ist gar nicht gestorben, sondern er wurde "entrückt" (2.Kön2,11), so daß von einer Reinkarnation im Sinne Steiners, die den physischen Tod voraussetzt, nicht geredet werden kann. 44 Weil Elias nach der biblischen Erzählung nicht gestorben war, herrschte in der vorchristlichen Überlieferung des Judentums und im jüdischen Umfeld Jesu die allgemeine Überzeugung, daß der Weggang des Elias "keinen endgültigen Abbruch seiner Beziehungen zur Erde u[nd] zu seinem Volk bedeute, daß der Entrückte vielmehr auch noch in der Gegenwart, wann er wolle u[nd] wie er wolle, auf 162

der Erde erscheine" 45 . Gegründet auf Mal 3,1 und 23f, wo Elias als "Wegbereiter Gottes" und "Friedensstifter zwischen Vätern u[nd] Söhnen" geschildert wird, war die Erwartung der "Wiederkunft des Propheten Elias am Ende der Tage" ein "feststehender Glaubensartikel der alten Synagoge" geworden. 46 Das Kommen des Elias ist somit an das Kommen des Messias gebunden, dem es vorausgeht. Johannes der Täufer bereitete als der angekündigte Elias dem angekündigten Messias Jesus bei seinem ersten Kommen im Fleische den Weg (Mt 3,3 parr). Nur in dieser heilsgeschichtlichen Konkretion ist das von Frieling zitierte Wort Jesu aus Mt 11,14 zu verstehen, das vollständig heißt: "Er ist Elias, der kommen soll." Selbst wenn somit Johannes der Täufer als eine "Verkörperung" des Propheten Elias verstanden wurde (was vom biblischen Textbefund her freilich am ehesten im übertragenenen Sinn zu verstehen ist 47 ), so kann doch mit Adolf Köberle nicht genug betont werden, "daß es sich dabei um einen einmaligen, gottgewollten, gottgewirkten Vorgang gehandelt hat im Zusammenhang mit dem eschatologischen Heilsplan, aber nicht um eine allgemeine Begründung der Wiederverkörperung" 48 . Vom biblischen Gesamtkontext her ist, wie wir unten sehen werden, die Vorstellung einer allgemeinen Wiederverkörperung eindeutig auszuschließen. 2.2.1.5 Das Gespräch mit Nikodemus Als weitere Belegstelle für die Wiederverkörperung wird das Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh 3, Iff) genannt. Nach Steiner spricht Jesus zu Nikodemus "von einer richtigen Wiedergeburt". Der Mensch müsse "durch Geburt und Tod immer wieder hindurchgehen, bis er sein volles Maß der Reife erlangt hat, um dann Eintritt zu halten in das geistige Reich selbst, so daß er dann keine physischen Organe mehr braucht" (94,213). "Amen, amen, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Luft, sonst kann er nicht in die Reiche der Himmel kommen" - so übersetzt Steiner Joh 3,5 und gibt folgende Erklärung: "Das heisst, der Mensch ist einstmals [sc. bis zur Mitte der atlantischen Zeit] nicht geboren worden aus Fleisch und Erde, sondern aus Luft und Wasser. Und er muss später im Geiste wirklich wiedergeboren werden aus Luft und Wasser" (103,121f; HiO). Auch hier trägt Steiner sein okkultes Weltbild ("atlantisches Zeitalter" etc.) allegorisch in den Text hinein. Dagegen ist festzustellen: Die Reinkarnationsvorstellung (Geburt "ek sarkos") klingt zwar- wenn auch mit ironisch-abwehrendem Unterton - möglicherweise in der Frage des Nikodemus an (V. 4; vgl. V. 6) 49 ; sie wird aber durch die Antwort Jesu (Geburt "ek hydatos kai pneumatos") abgelehnt (V. 5). Was "ek hydatos kai pneümatos" bedeutet, ergibt sich aus dem Kontext der Stelle und dem gesamtbiblischen Gebrauch der Worte: "Hydör" bezeichnet das reinigende Wasser der Taufe, und "pneüma" 163

Jüngstem Tag?" "keine umfassende Antwort" gibt. "Hier ist im christlichen<br />

Weltbild eine Lücke ", und nach Frielings Ansicht könnte "die Anschauung<br />

der Wiederverkörperung ... genau die 'eschatologische Lücke' ausfüllen" 41 .<br />

- Frieling gibt hier im Grunde zu, daß es sich bei seiner Argumentation nur<br />

um einen Erklärungsversuch, um eine Hypothese handelt, die etwas Neues an<br />

die Bibel heranträgt. In den biblischen Stellen selber, die auf einen Zwischenzustand<br />

hindeuten, finden sich hingegen keine detaillierten Beschreibungen<br />

dieses Zwischenzustandes und keine Ausführungen über eine Reinkarnation.<br />

2.2.1.3 "Kehrt wieder, Menschenkinder!"<br />

Aber gibt es nicht doch Stellen in der Bibel, in denen der Gedanke von<br />

Reinkarnation und Karma anklingt? Im Blick auf das Alte Testament bemerkt<br />

Frieling selber, daß "von wiederkehrenden Erdenleben so gut wie gar nicht<br />

die Rede ist" - eine Tatsache, die er auf die "Herausstellung des Geschichtlich-Linearen"<br />

im AT zurückführt. Auch in dem Psalmwort "Kehrt wieder,<br />

Menschenkinder!" (Ps 90,3) habe man "wohl mit Unrecht" einen "Hinweis<br />

auf die Wiederverkörperung" finden wollen. Der Urtext meine entweder "die<br />

Rückkehr des sterbenden Menschen, wobei im Sinne des 'Predigers Salomo'<br />

der 'Staub zur Erde' und der eingehauchte 'Geistesodem zu Gott' zurückkehrt<br />

(Pred. Sal. 12,7)", oder aber "das Geborenwerden neuer anderer Menschen<br />

... (Pred. Sal. 1,4)" 42 .<br />

2.2.1.4 Elias und Johannes der Täufer<br />

"Bedeutsam" sei hingegen die Ankündigung der Wiederkunft des Propheten<br />

Elias in Mal 3,23, die in Johannes dem Täufer ihre Erfüllung gefunden habe<br />

(Mt 11,14; 17,10-13 u.ö.). Nach Frielings Ansicht wird "an dem Beispiel<br />

Elias - Johannes ... die Wiederverkörperung ausdrücklich ausgesprochen,<br />

von dem Christus selbst ... Die direkte Identifizierung wird ... durch den<br />

Christus selbst vollzogen. 'Er ist Elias' (Mt 11,14)" 43 .<br />

Frieling übersieht in seiner Argumentation die Einzigartigkeit des Elias und<br />

seiner Funktion, durch die er gerade kein Beispiel für andere Menschen sein<br />

kann. Vor allem gilt: Elias ist gar nicht gestorben, sondern er wurde "entrückt"<br />

(2.Kön2,11), so daß von einer Reinkarnation im Sinne Steiners, die den physischen<br />

Tod voraussetzt, nicht geredet werden kann. 44 Weil Elias nach der<br />

biblischen Erzählung nicht gestorben war, herrschte in der vorchristlichen<br />

Überlieferung des Judentums und im jüdischen Umfeld Jesu die allgemeine<br />

Überzeugung, daß der Weggang des Elias "keinen endgültigen Abbruch seiner<br />

Beziehungen zur Erde u[nd] zu seinem Volk bedeute, daß der Entrückte<br />

vielmehr auch noch in der Gegenwart, wann er wolle u[nd] wie er wolle, auf<br />

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