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Anthroposophie

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mentlichen Geschichtsdarstellung - auch nicht in der Genesis - wo man sagen<br />

könnte, "elohim" sei prinzipiell oder überwiegend mit Prädikaten und Appositionen<br />

im Plural konstruiert. Einen Hinweis auf eine ursprüngliche "Göttervielheit",<br />

die dann später in "Jahwe" als "Einheit" empfunden worden wäre,<br />

liefert somit der sprachliche Kontext von "elohim" nicht.<br />

Wie steht es aber mit dem Begriff "elohim " selber? Zweifelsohne handelt es<br />

sich grammatikalisch um einen Plural. Er wird jedoch im AT nur selten als<br />

numerischer Plural aufgefaßt. Als numerischer Plural ("Götter") begegnet<br />

"elohim" nur, um die Götter der Heiden (vgl. Dtn 6,14; Ri 2,12 u.ö.), um<br />

Totengeister (l.Sam 28,13; Jes 8,19), um (im übertragenen Gebrauch) richtende<br />

Engelmächte oder evtl. auch menschliche Richter (Ps 82, Iff; vgl. Joh<br />

10,34ff) u.a. zu bezeichnen. 21 Als Bezeichnung für den Gott Israels hingegen<br />

wird "elohim" "in der Regel mit dem Sing[ular] konstruiert... kann aber<br />

auch ein pluralisches Attribut oder Prädikat nach sich ziehen, ohne daß ein<br />

Bedeutungsunterschied erkennbar wäre" 22 . Gesenius weist allerdings darauf<br />

hin, daß der seltene pluralische Gebrauch von Prädikaten im Zusammenhang<br />

mit dem Elohim Israels "in bestimmter Absicht od[er] infolge eines Schreibfehlers"<br />

geschieht. 23<br />

Der Elohim ("Gott") Israels nun, der den Namen "Jahwe" trägt, wird in der<br />

Bibel als der eine, wahre Gott gekennzeichnet, der keine anderen Elohim<br />

("Götter") neben sich duldet und gegenüber dem alle anderen Elohim ("Götter")<br />

seit Anbeginn der Welt Elilim ("Nichtse") sind (Ex 20,2f; Dtn 6,4; Ps<br />

31,7; 96,5; Jer 2,5 u.ö.). 24 Von diesem sachlichen Aspekt der Einheit und<br />

Einzigkeit des Elohim Israels her ist die sprachliche Folgerung unausweichlich:<br />

Der Begriff "elohim " kann, soweit er sich auf den Gott Israels bezieht,<br />

nur singularisch verstanden werden. Wie auch W.H. Schmidt anmerkt, ist<br />

"der singularische Sinn der Pluralform für das AT so unbestritten, daß es das<br />

Wort [sc. 'elohim'] überall ohne jede Einschränkung (Verdacht auf Polytheismus)<br />

verwendet" 25 .<br />

Die Pluralform "elohim" in bezug auf den Gott Israels wird in der theologischen<br />

Forschung unterschiedlich gedeutet, so etwa als "pluralis trinitatis" 26 ,<br />

als "pluralis deliberationis" 27 oder als "pluralis amplitudinis" 28 . Eine letzte<br />

Klarheit gibt es darüber nicht. Die anthroposophische Deutung aber ist von<br />

den genannten sachlichen Gründen her mit Sicherheit auszuschließen.<br />

"Der Polytheismus hatte recht. Der Monotheismus ist keine ewige, absolute<br />

Wahrheit", hat E. Bock geschrieben (11,95). Nach allem, was wir in III. A.2.<br />

und hier herausgearbeitet haben, können wir zusammenfassend sagen: Der<br />

Polytheismus hatte nicht recht. 29 Elohim sind entweder die vielen - und damit<br />

falschen - Götter. Oder aber Elohim ist (an der weit überwiegenden Zahl<br />

der Stellen) der eine, wahre Gott Israels, der Schöpfer der Welt, der Vater<br />

Jesu Christi. Welche Bedeutung jeweils gemeint ist, ergibt sich aus dem Textzusammenhang.<br />

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