Anthroposophie
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sie sind - von Gott unterschiedene - Geschöpfe Gottes (Kol 1,16), "Mächte<br />
der geschaffenen Welt" 16 , "kosmische Potenzen, Schicksalsmächte, die ihre<br />
Macht über Menschen und Welt aufzurichten trachten" 17 . Im Neuen Testament<br />
findet sich weder die Vorstellung, daß sich diese "Mächte" höherentwickeln,<br />
noch daß sie dem Menschen bei seiner Höherentwicklung helfen. 18<br />
Überhaupt gibt es, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird, keine Höherentwicklung<br />
im Verlauf verschiedener Reinkarnationen, sondern nur eine<br />
Erlösung hier und jetzt. Diese Erlösung bewirken aber nicht die "Mächte",<br />
sondern allein Gott bewirkt sie am Glaubenden durch seinen Sohn Jesus<br />
Christus, der "das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene" (nicht<br />
Geschaffene!) "vor allen Kreaturen" ist (Kol 1,15).<br />
E. Bock versucht nun, Christus und die "Mächte" zu vereinen, indem er Kol<br />
2,9 so auslegt: "Christus ist die Zusammenfassung aller Götterreiche ... Er<br />
trägt das 'Pleroma' in sich... die Fülle der göttlichen Wesenheiten, die Fülle<br />
der Hierarchien" (Ev, 932; HiO). - Auch hier wird übersehen, daß allein<br />
Christus, nicht aber die "Mächte" göttlichen Wesens sind. Christus empfängt<br />
die Fülle des göttlichen Wesens (griech. "theötes"; Einzahl!) vom Vater, nicht<br />
von geschaffenen "Mächten", deren "Haupt" er ist, die in ihm "ihrer Macht<br />
entkleidet" sind und die, soweit sie sich gottfeindlich gebärden, am Ende<br />
sogar "vernichtet" werden (Kol 2,10.15; Eph 6,12; l.Kor 15,24f). Christus<br />
steht "ganz auf Seiten Gottes ... Wer von Christus spricht, spricht von Gott.<br />
Eikon [Kol 1,15] ist Christus als der Präexistente, der vor der Schöpfung bei<br />
Gott Existierende" (J. Gnilka) 19 .<br />
Da somit die "Mächte" nicht göttlichen Wesens sind, lassen sich die zu ihnen<br />
gehörenden "Exousiai" nicht mit der alttestamentlichen Gottesbezeichnung<br />
"elohim" gleichsetzen. Im NT werden Gott (theös) und die "Exousiai" durchgehend<br />
unterschieden (Rom 8,38f; Eph l,15ff; Kol 2,15 u.ö.), wobei die<br />
Kontinuität und Identität zwischen dem "elohim" des AT und dem "theös"<br />
des NT zweifelsfrei feststeht (Mk 12,29f; Lk 1,68; Act 3,13 u.ö.). 20<br />
1.2.3 Die singularische Bedeutung von "elohim" in bezug auf den<br />
Gott Israels<br />
Nun bleibt die philologische Frage: Handelt es sich bei "elohim" und Formulierungen<br />
wie in Gen 1,26 nicht doch um einen Plural, der auf eine Göttervielheit<br />
hinweist? Diese Frage ist nur dann richtig zu beantworten, wenn man<br />
diese Formulierungen nicht isoliert, sondern in ihrem Kontext betrachtet. Und<br />
hier fällt sofort auf, was auch R. Frieling zutreffend feststellt: Die Prädikate<br />
und Appositionen, die sich auf "elohim" beziehen, stehen fast immer im<br />
Singular. Die wenigen Ausnahmen, auf die wir z.T. gleich eingehen, ändern<br />
nichts daran: Der Singular ist der Regelfall - und zwar in allen alttestamentlichen<br />
Schriften und Epochen. Es gibt keinen Zeitpunkt in der alttesta-<br />
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