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Anthroposophie

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Phase des Gott-Welt-Verhältnisses... dem Anfang der Genesis ('Im Anfang<br />

schuf Gott Himmel und Erde') stillschweigend vorauszusetzen ... Nun erst<br />

folgt als ein zweites, was in der Genesis den Anfang bildet: 'Berijah'", also<br />

das göttliche Erschaffen. 12 Gershom Scholem bemerkt:<br />

"Die späteren Kabbalisten pflegten von vier Welten zu sprechen, die eine derartige<br />

geistige Hierarchie bilden, der Welt der göttlichen Emanation, 'Aziluth, der Welt der<br />

Schöpfung, Beri'a, der Welt der Formation, Jezira, und der Welt der Aktivierung,<br />

'Assija. Diese Welten folgen nicht zeitlich aufeinander, sondern bestehen gleichzeitig<br />

und bilden die verschiedenen Stadien, auf denen sich die schöpferische Macht<br />

Gottes fortschreitend materialisiert." 13<br />

Gen 1,1 wird somit bei Frieling nicht auf den absoluten Anfang der Weltgeschichte<br />

bezogen, sondern lediglich auf den Anfang des "Erdenzeitalters",<br />

des vierten Zeitalters innerhalb des anthroposophischen Systems, dem bereits<br />

lange Emanations- und Entwicklungsprozesse im Saturn-, Sonnen- und Mondzeitalter<br />

vorausgegangen seien (601,103ff; 122,8f). - Da nun die Emanation<br />

und die damit verbundenen Spekulationen in der Bibel selbst nicht ausgesprochen<br />

werden, sondern angeblich vor dem liegen, was die Genesis berichtet,<br />

finden sie im literal verstandenen Bibeltext auch keinen Anhaltspunkt.<br />

Wer sie vertritt, muß auf die Spekulationen und Berichte der "Schauenden"<br />

vertrauen oder selbst den Erkenntnisweg gehen. Die damit verbundenen<br />

Probleme haben wir bereits in II.B.l. und II.B.2. aufgezeigt.<br />

Philologisch wäre diese Vorstellung außerdem nur möglich, wenn "bereschit"<br />

in Gen 1,1 als status constructus und der Vers als untergeordneter Temporalsatz<br />

aufgefaßt würde, doch spricht mehr für die Deutung als status absolutus<br />

und Hauptsatz. 14 Und schließlich steht die Vorstellung einer "Emanation"<br />

im Gegensatz zu der sich aus dem gesamtbiblischen Kontext ergebenden<br />

Lehre von der Personalität und Souveränität Gottes, der die Welt "aus dem<br />

Nichts" durch sein "Wort" erschafft (vgl. Ps 33,6-9; Joh l,lff; Rom 4,17;<br />

l.Kor 1,28; Hebr 11,3 u.a.). Diese "creatio ex nihilo" - so E. Jüngel - ist<br />

"Ausdruck der Gottheit Gottes, insofern der dreieinige Gott im Akt der Schöpfung<br />

aus dem Nichts sein eigenes Sein betätigt und an nichts als an sein eigenes<br />

Sein anknüpft" 15 .<br />

1.2.2 Die Unterschiedenheit der biblischen "Mächte" von den<br />

anthroposophischen "Geisterhierarchien "<br />

Sodann zeigt sich, daß die von der <strong>Anthroposophie</strong> beschriebenen Geisterhierarchien<br />

nur Namen, nicht jedoch Wesen und Eigenschaften mit den im<br />

Neuen Testament erwähnten "thrönoi", "kyriötetes", "archai", "exousiai" usw.<br />

(wir nennen sie zusammenfassend "Mächte") gemeinsam haben. Diese<br />

"Mächte" sind im Gegensatz zu Steiners Geisterhierarchien nicht Emanationen<br />

des göttlichen Wesens (und somit nicht mit Gott wesensgleich), sondern<br />

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