Anthroposophie
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der zusammenfassenden Führung des mittleren der sieben Wesen, des Jahve".<br />
Jahve - im AT der Name Gottes - wird zum "gemeinsamen Ich der Elohim<br />
und ermöglicht so das Hereinwirken der höchsten Schöpferwesenheit, des<br />
Kyrios Christus, zu dessen Götterhülle und Organ sich die Siebenheit der<br />
Elohim darbietet". Als Wegbereiter des Christus ist "Jahve-Elohim" der "Bote<br />
und Bringer der Ichheit" (11,96). Nach Bocks Auffassung wird dies durch die<br />
göttliche Namensoffenbarung an Mose beim brennenden Dornbusch (Ex 3)<br />
bestätigt, wo zuerst von der "Götterwesenheit (Elohim) Abrahams, Isaaks<br />
und Jakobs" (V. 6), dann vom "ICH BIN (Ehjeh ascher ehjeh)" (VV. 13f)<br />
und schließlich von "Jahve" (VV. 15f) die Rede ist (II,94ff; HiO):<br />
"Der erste der drei göttlichen Namen, die Moses hört, Elohim, wiederholt die alte<br />
Göttervielheit, der dritte spricht in der für die damalige Menschheit faßbaren Gestalt<br />
die heraufsteigende Einheit und Ichheit Gottes aus. Der mittlere Name ist wie der<br />
magische Donner und Blitz selbst, durch den der Vorhang vor dem Welteninneren<br />
zerreißt und die Zeit der Ichheit beginnt" (11,96; HddV).<br />
Das Ziel der "Elohim" im Erdenzeitalter ist die Herausbildung des menschlichen<br />
Ich-Leibes (601,174; vgl. III.B.4.).<br />
1.2 Theologische Kritik<br />
Nun stehen wir vor der Frage: Ergibt sich dieses anthroposophische Gottesbild<br />
tatsächlich aus dem Wortsinn des Bibeltextes - oder wird es allegorisch in<br />
ihn hineingelegt? Die Antwort erfolgt in mehreren Schritten.<br />
1.2.1 Die außerbiblischen Wurzeln des anthroposophischen<br />
Gottesbildes<br />
Zunächst erinnern wir uns an die Beobachtung, daß die anthroposophische<br />
Gottesvorstellung große Ähnlichkeit mit der hinduistischen Vorstellung vom<br />
Brahman besitzt, das als absoluter Geist an der Spitze einer Seinspyramide<br />
steht, sich durch eine Fülle geistiger Wesenheiten hindurch bis in den Menschen<br />
und die Natur hinabsenkt und so - durch Anteilgabe an seiner eigenen<br />
Substanz - alle Wesen erschafft (s. III.A.2.). Diese Gottesvorstellung verbindet<br />
sich in der <strong>Anthroposophie</strong> mit Elementen der Gnosis, der Kabbala<br />
und anderer esoterischer Systeme. Wie etwa R. Frieling formuliert, "muß<br />
Gott sozusagen in die eigene Substanz hineingreifen und etwas von sich selber<br />
hergeben und loslösen" 10 . Gott als '"Vater der Geister'" hat "eine Fülle unsichtbarer<br />
Wesen ... aus sich hervorgehen lassen" 11 . Dieser Vorgang der<br />
Emanation ist nach Frielings eigener Feststellung in der Bibel selbst "nicht<br />
ausgesprochen", sondern - gemäß kabbalistischer Lehre- "als eine allererste<br />
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