Anthroposophie
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flußbare Wesen sind, wird die Vorstellung eines Gottes gegenübergestellt,<br />
der um die Nöte des Menschen im vorhinein weiß und 'euer Vater' genannt<br />
wird" (Joachim Gnilka) 69 . Gott ist kein unpersönliches "Es", das sich<br />
magischen Techniken fügt, sondern ein persönliches "Du", das dem Menschen<br />
selbständig gegenübertritt und ihn anredet. Es ist deshalb sehr wohl<br />
entscheidend, was Gott spricht. Gottes Wille wird nur durch seine Offenbarung<br />
im Wort erkannt.<br />
Auch Klostermaier weist auf den "großen Unterschied zwischen der biblischen<br />
und hinduistischen Auffassung" hin. Für die biblische Auffassung ist<br />
kennzeichnend, daß "das Wort nicht eine eigene unabhängige Existenz und<br />
Wirkung hat, sondern immer als Wort Gottes wirkt... Nicht der 'Mantra'<br />
wirkt, sondern Gott im Wort... Das Wort ist nie mechanisch wirksam - immer<br />
nur persönlich. Gott ist nie das Objekt der religiösen Akte, sondern immer<br />
das Subjekt." 70<br />
Der Gebrauch von Bibeltexten als formelhafte "Meditationstexte" nach<br />
hinduistischem Vorbild in der <strong>Anthroposophie</strong> widerspricht somit dem<br />
biblischen Schriftverständnis. Ein solcher Gebrauch kann nur als Mißbrauch 11<br />
gekennzeichnet werden.<br />
2.2.6 Zusammenfassung<br />
a) Der von der <strong>Anthroposophie</strong> vertretene Einweihungsweg hat - wie die<br />
<strong>Anthroposophie</strong> insgesamt-einen fremdreligiösen Hintergrund. Wesentliche<br />
Elemente bezieht er aus hinduistischen Systemen.<br />
b) In den biblischen Schriften findet sich hingegen durchgehend die radikale<br />
Abgrenzung des jüdisch-christlichen Gottesglaubens von fremdreligiösen<br />
Systemen, Praktiken und Einweihungswegen. Biblisch-christlicher Glaube<br />
steht zu nichtchristlichen Religionen nicht im Verhältnis der Kontinuität,<br />
sondern der- wenn auch gelegentlich positiv anknüpfenden - Konfrontation.<br />
c) Es ist deshalb eine innere Unmöglichkeit, die Personen und Verfasser der<br />
Bibel als Eingeweihte im Sinne solcher Religionen und Mysterienkulte<br />
zu betrachten, wie die <strong>Anthroposophie</strong> es tut. Die biblischen Schriften<br />
sind keine Einweihungsbücher.<br />
d) Ebensowenig sind einzelne biblische Texte Meditationstexte, die zur Bemächtigung<br />
der göttlich-geistigen Welt im anthroposophischen Sinn führen<br />
würden. Hier wird die hinduistische Mantra-Technik mit ihrem unpersönlich-magischen<br />
Gottesbild auf die Bibel übertragen - ein Gottesbild,<br />
das zum jüdisch-christlichen Glauben an einen persönlichen, souveränen<br />
Gott in unüberbrückbaren Gegensatz tritt.<br />
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