Anthroposophie
Anthroposophie
Anthroposophie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bücher (Prediger, Hoheslied, Sprüche) sowie die Vorliebe der Rosenkreuzer<br />
für den Anfang des Johannes-Evangeliums und einige Passagen der Offenbarung.<br />
66<br />
Was geschieht bei einem mantrischen Gebrauch von Silben, Wörtern oder<br />
Texten? Es wird angenommen, daß das Wort eine Eigenmächtigkeit gewinnt<br />
und dem, der es in der richtigen Weise gebraucht, Macht über Vorgänge,<br />
Menschen und sogar Götter verleiht. Klostermaier beschreibt diesen Sachverhalt<br />
so:<br />
"Einmal gegeben, ist das Wort selbst-tätig und dem Einfluß dessen entzogen, der es<br />
gab. Der Gott ist dem von ihm gegebenen Wort gegenüber machtlos ... Die Götter<br />
sind nur nötig in einem rein formalen Sinne. Das Wort war im Anfang, es war nicht<br />
das Wort Gottes und nicht auf Gott zu - es war nicht Gott. Es war Macht, der auch<br />
der Gott gehorcht. Religion gibt dem Menschen die Mittel, über diese Macht zu<br />
verfugen ... Es ist eine Wort-Religion, die zur Wort-Magie wird." 67<br />
Zusammengefaßt: Es ist nicht der Sinn der Worte, der eine Wirkung hervorbringt.<br />
Es ist auch nicht "eine Gottheit", die eine Wirkung hervorbringt. Die<br />
Wirkung erzeugt "der Mantra als solcher, die genaue Aufeinanderfolge von<br />
bestimmten Buchstaben in bestimmter Art und Weise" 68 .<br />
Wir verstehen nun, was E. Bock damit meinte, daß man "durch das Ertönenlassen<br />
der heiligen Texte ein geistiges Fluidum herbeisprechen zu können"<br />
glaubte und daß die Tatsache, "daß" Gott sprach, wichtiger war als das, "was"<br />
er sprach (s. o.). Nicht Gott, sondern das selbsttätige Wort gilt als eigentlich<br />
wirkende Ursache.<br />
Im Blick auf die heutige <strong>Anthroposophie</strong> wäre demnach zu folgern: Nicht<br />
ein "Gott", sondern der formelhafte - "mantrische" oder "magische" - Gebrauch<br />
von Symbolen, Wörtern oder Texten (auch Bibeltexten) öffnet dem<br />
"Geistesforscher" den Weg in die übersinnlichen Welten. Das "Wort" dient<br />
als Mittel, um sich der "göttlich-geistigen Welt" zu bemächtigen. Der Verlauf<br />
des Steinerschen Erkenntnisweges (s. II. B. 1.) bestätigt diesen Schluß.<br />
2.2.5 Die Unvereinbarkeit der anthroposophischen "Meditation"<br />
mit dem christlichen Verständnis von "Gebet"<br />
Eine solche Bemächtigung der "göttlich-geistigen Welt" durch einen formelhaften<br />
Gebrauch von Worten oder Texten ist mit der Personalität und<br />
Souveränität des sich selbst offenbarenden Gottes unvereinbar. In Mt 6,7<br />
werden die - vom Ziel her gesehen mit den anthroposophischen Methoden<br />
durchaus vergleichbaren - wortmagischen Gebete und Vorstellungen (das<br />
"Plappern" und "Viele-Worte-Machen") der Heiden abgelehnt: "Der Vorstellung,<br />
daß Gott/die Götter unberechenbare, durch magische Kräfte beein-<br />
142