Anthroposophie
Anthroposophie Anthroposophie
stig, in denen das Geistige zwar schon erdennah, aber noch geistartig da ist, fängt das Verstehen an." 39 Die Anthroposophie lehrt einen "Stufenbau" der Welt, an dessen unterem Ende die Materie und an dessen Spitze der reine Geist (= "Gott") steht. Die Zwischenreiche gelten als Übergangsstufen zwischen Geist und Materie mit unterschiedlicher stofflicher Dichte, die nach unten hin zunimmt. Die "Geist-Welt", der "Geist" oder "Gott" bleibt zwar "mit dem weitaus größten Teil über dem Menschen", ragt aber "mit einem kleinsten Teil" in den Menschen hinein. 40 Es gibt "tatsächlich ein feines Element, eine feine Substanz, in der das Seelische webt und in das sich das Geistige gleichsam kleiden muß, wenn es zum Menschen kommen will... Beobachtet man, wie nun das Geistige hineinstrahlt in das Seelisch-'Astrale', dann erst steht man der wirklichen geistigen Welt gegenüber" 41 . Im Bild läßt sich das so darstellen: Verdünnung Geist-Welt ("Gott") Verdichtung Religionsgeschichtliche Parallelen zu diesen Vorstellungen finden sich in der Stoa (s. II.B. 1.1.2) und - viel früher - im hinduistischen Sivaismus und Visnuismus. H. W. Schomerus schreibt: "Es ist der Steinersche Gott vergleichbar mit den höchsten Göttern der theologischen Systeme des Sivaismus und Visnuismus, die an sich ebenso sehr transzendent sind wie das Brahman der Upanisaden oder das Vedänta, dann aber mit gewissen Bestandteilen ihres Wesens, mit ihrer Sakti, sich in die Welt hinabgesenkt haben." 42 Der hinabgesenkte Teil dieses Gottes werde als eine "geheimnisvolle kosmische Kraftsubstanz" (die sogenannte Manakraft) erfahren, derer sich der Mensch "bemächtigen" müsse - und zwar durch "Hellseherorgane". 43 Dazu 136
dient im Hinduismus der Yogaweg. In Anlehnung daran wurden im Abendland verschiedene Wege der "Einweihung" entwickelt, etwa der "christlichgnostische Weg" und der "christlich-rosenkreuzerische Weg", wie Steiner formuliert (94,276). Und er sagt: "Welcher Schulung Sie sich unterziehen, ist nicht entscheidend. Sie können auf allen drei Wegen Ihre Seelenkräfte entwickeln und Erkenntnisse der übersinnlichen Welt erlangen" (94,289). Steiner empfiehlt somit das Beschreiten dieser Wege; er ordnet sie allerdings einem vergangenen Zeitalter (dem Zeitalter der Empfindungsseele) bzw. einem anderen kulturellen Umfeld (Indien) zu (vgl. 94,276). Er selber will einen Weg lehren, der dem Zeitalter der Bewußtseinsseele und der Situation des abendländischen Menschen angemessen ist. Grundsätzlich aber gilt, daß er in dieselbe "Seelen-" und "Geisterwelt" eindringen will wie "der Mystiker, der Gnostiker, der Theosoph" aller Zeiten und Religionen (600,13). 44 Zudem behauptet er, auch die Personen und Verfasser der Bibel seien in diese Welt eingedrungen. 2.2.2 Die Konfrontation zwischen jüdisch-christlichem Gottesglauben und nichtchristlicher Religiosität Solchen Ausführungen Steiners liegt die Ansicht zugrunde, daß zwischen biblischem Gottesglauben und nichtchristlicher Religiosität Kontinuität im Sinne einer evolutionären Diastase und Synthese der Religionen besteht. Sehr deutlich bringt diesen Ansatz Emil Bock zum Ausdruck, wenn er schreibt: "Es ist nicht wahr, daß die Frömmigkeit des Alten Testamentes im Prinzip und von Anfang an zur Naturreligion im Gegensatz stand." Erst mit Elias sei "die antiheidnische, jüdische Frömmigkeit" und damit "die weltgeschichtliche Antithese von Heidentum und Judentum" auf den Plan getreten. Diese Antithese werde durch das "recht verstandene Christentum", das als "Synthese ... über dem Gegensatz von Heidentum und Judentum" stehe, wieder abgelöst (111,176). Hinter solchen Aussagen Bocks, die formal vom Hegeischen Dreischritt 'These - Antithese - Synthese" beeinflußt sind, stehen folgende inhaltlichen Deutungen der Begriffe "Heidentum", "Judentum" und "Christentum": Heidentum sei "Naturreligion", Judentum sei (verinnerlichte) "Seelenreligion", und Christentum sei die Verbindung von beidem, "da doch sein Blick und seine Verehrung dem hohen göttlichen Wesen gelten, das sich auf seiner Wanderung zur Erde den Menschen zuerst aus den Naturreichen und dann, als die Zeit seiner Menschwerdung schon näher herbeigekommen war, aus dem menschlichen Seelenraum geoffenbart hat" (111,176). Diese anthroposophische Vorstellung einer Kontinuität zwischen den Religionssystemen steht ganz offensichtlich in der Tradition des "Modells der 137
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nicht entscheidend. Sie können auf allen drei Wegen Ihre Seelenkräfte entwickeln<br />
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Steiner empfiehlt somit das Beschreiten dieser Wege; er ordnet sie allerdings<br />
einem vergangenen Zeitalter (dem Zeitalter der Empfindungsseele) bzw. einem<br />
anderen kulturellen Umfeld (Indien) zu (vgl. 94,276). Er selber will einen<br />
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des abendländischen Menschen angemessen ist. Grundsätzlich aber gilt, daß<br />
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behauptet er, auch die Personen und Verfasser der Bibel seien in diese Welt<br />
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Solchen Ausführungen Steiners liegt die Ansicht zugrunde, daß zwischen<br />
biblischem Gottesglauben und nichtchristlicher Religiosität Kontinuität im<br />
Sinne einer evolutionären Diastase und Synthese der Religionen besteht. Sehr<br />
deutlich bringt diesen Ansatz Emil Bock zum Ausdruck, wenn er schreibt:<br />
"Es ist nicht wahr, daß die Frömmigkeit des Alten Testamentes im Prinzip<br />
und von Anfang an zur Naturreligion im Gegensatz stand." Erst mit Elias sei<br />
"die antiheidnische, jüdische Frömmigkeit" und damit "die weltgeschichtliche<br />
Antithese von Heidentum und Judentum" auf den Plan getreten. Diese<br />
Antithese werde durch das "recht verstandene Christentum", das als "Synthese<br />
... über dem Gegensatz von Heidentum und Judentum" stehe, wieder<br />
abgelöst (111,176).<br />
Hinter solchen Aussagen Bocks, die formal vom Hegeischen Dreischritt 'These<br />
- Antithese - Synthese" beeinflußt sind, stehen folgende inhaltlichen Deutungen<br />
der Begriffe "Heidentum", "Judentum" und "Christentum": Heidentum<br />
sei "Naturreligion", Judentum sei (verinnerlichte) "Seelenreligion", und<br />
Christentum sei die Verbindung von beidem, "da doch sein Blick und seine<br />
Verehrung dem hohen göttlichen Wesen gelten, das sich auf seiner Wanderung<br />
zur Erde den Menschen zuerst aus den Naturreichen und dann, als die<br />
Zeit seiner Menschwerdung schon näher herbeigekommen war, aus dem<br />
menschlichen Seelenraum geoffenbart hat" (111,176).<br />
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steht ganz offensichtlich in der Tradition des "Modells der<br />
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