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Anthroposophie

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auslöscht" und "alles unbefangen auf sich wirken" läßt (615,137f). Dadurch<br />

gelangt man zum Lesen der Akasha-Chronik (Wehr: zum "geistigen Quellort<br />

des Gotteswortes") und über diese zum Geist der Schrift. 34<br />

2.1.4 Die Bibel als Meditationsbuch<br />

Über was soll nun meditiert werden? In II.B.l. haben wir festgestellt, daß es<br />

Gegenstände, Empfindungen oder auch Worte und Formeln sein können. Als<br />

solche Worte und Formeln, die im "magischen" oder "mantrischen" Sinn<br />

gebraucht werden sollen, gelten der <strong>Anthroposophie</strong> auch Texte der Bibel.<br />

So sagt Steiner im Blick auf den Bibelgebrauch der Rosenkreuzer, die er als<br />

Vorläufer 35 seines anthroposophischen Erkenntnisweges betrachtet:<br />

"Man las das Johannes-Evangelium nicht wie ein literarisches Erzeugnis, sondern<br />

sah darin ein Mittel zur Einweihung... Die ersten vierzehn Verse dieses Evangeliums<br />

waren für die Rosenkreuzer Gegenstand einer täglichen Meditation und einer geistigen<br />

Übung. Man schrieb ihnen eine magische Wirkung zu, und diese haben sie in der Tat<br />

für den Okkultisten. Solcher Art war ihre Wirkung. Indem man sie täglich zur selben<br />

Stunde unermüdlich wiederholte, gelangte man dazu, im Traumbewußtsein die Vision<br />

von all den Ereignissen zu haben, die im Evangelium erzählt werden, und sie innerlich<br />

zu erleben" (94,48f; HddV).<br />

Emil Bock schreibt von einem "mantrischen Gebrauch des Wortes", der "bis<br />

in die urchristlichen Jahrhunderte" - etwa im gottesdienstlichen Rezitieren -<br />

eine Rolle gespielt habe:<br />

"Ein Text, der Gottes Wort war, mußte so vorgelesen werden, daß wirklich Gott<br />

sprach, wenn der Text erklang... Nicht auf den gedanklich erfaßbaren Inhalt, sondern<br />

auf den mantrischen Wert des Wortes kam es an. Man könnte diesen auch den<br />

Besprechungswert nennen in dem Sinne, daß man glaubte, durch das Ertönenlassen<br />

der heiligen Texte ein geistiges Fluidum herbeisprechen zu können. Dieses Prinzip<br />

hat bis in die urchristlichen Jahrhunderte eine Rolle gespielt... Wichtiger als was<br />

Gott sprach, war, daß er sprach." 36<br />

Bock sieht dieses "Ertönenlassen der heiligen Texte" als Vorbild dafür an,<br />

wie heute - im Zeitalter der "Bewußtseinsseele" - "das Bibelwort dem lebendigen<br />

Hören zurückgegeben" werden kann. Wie er ausführt, wird eine "neue<br />

Bewußtseinsära ... nicht aus dem Sprechen, sondern aus dem Hören hervorgehen".<br />

So wird auch "das Gehör... das erste Geistorgan des Menschen"<br />

sein. "Richtig zuhören wird ein Weg zur geistigen Welt sein... Mit dem Ohr<br />

der Seele sehen wir in den offenen Himmel hinein. Da wachsen Sehen und<br />

Hören ganz innig zusammen. Da keimen Imagination und Inspiration geschwisterlich<br />

miteinander auf." 37<br />

Das "Hören" der biblischen Texte wird also von Bock mit der Stufe der<br />

"Inspiration" auf dem Steinerschen Weg gleichgesetzt. Durch sie wird "das<br />

Evangelienlesen und -hören, ohne Beeinträchtigung der gedanklichen Klar-<br />

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