Anthroposophie
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die hellseherischen Wege der alten Mysterien (z.B. Ägyptens und Griechenlands),<br />
die-in einem anderen Zeitalter stehend -eine Vorform des Steinerschen<br />
Weges bildeten.<br />
2.1.2 Die Bibel als Einweihungsbuch<br />
"Was mag in solchen alten Einweihungs- oder Initiationsvorschriften [sc. der<br />
Mysterienkulte] gestanden haben?" fragt Steiner und gibt sogleich folgende<br />
Antwort:<br />
"In ihnen war vorzugsweise enthalten, wie der Kandidat fiir die Schulung zu den<br />
höheren Welten stufenweise seinen Weg hinaufgeführt werden sollte, wie er nach<br />
und nach gewisse innere Erlebnisse, gewisse Erlebnisse seiner Seele durchzumachen<br />
hatte, wie er die in seiner Seele schlummernden Kräfte zur Erweckung zu bringen<br />
hatte; wie sich eine höhere Stufe an eine niedere angliederte, bis zu jener Stufe der<br />
Initiation hinauf, aufweicher hereinbricht in die Seele des zu Initiierenden die geistige<br />
Welt..." (124,68f).<br />
Auch die Verfasser der Bibel sind nach anthroposophischer Vorstellung "Eingeweihte",<br />
"Mysten" oder "Initiierte" gewesen. Sie haben "Erkenntnisse<br />
höherer Welten" besessen - freilich in unterschiedlichem Maß (vgl.<br />
619,11 Iff). Die höchste Stufe hat Lazarus erstiegen, der in der <strong>Anthroposophie</strong><br />
als Verfasser des Joh gilt (vgl. 619,119ff; s. III.B.5.). Deshalb ist, so schreibt<br />
Bock, unter den vier Evangelien nur das Joh "im eigentlichen Sinne inspiriert"<br />
und darüber hinaus "von Intuition durchwoben". "Die ersten drei Evangelien:<br />
Matthäus, Markus, Lukas sind geschaut, 'imaginiert'" (Ev,55).<br />
Aus der Entstehung der biblischen Bücher (hier z.B. der Evangelien) erklären<br />
sich ihr Wesen und ihre Funktion: Durch Einweihung der Verfasser entstanden,<br />
sind sie Einweihungsbücher und haben die Einweihung der Leser<br />
zum Ziel. Bock formuliert das so:<br />
"Ein jedes biblische [sie] Buch führt die Menschenseele einen Weg, der durch Stufen<br />
aufwärts leitet. Die Evangelien sind nicht Bücher zum bloßen Lesen; sie sind nicht<br />
historische Berichte, die stets auf dem gleichen Niveau verlaufen. Sie sind Bücher,<br />
die die Menschenseele anleiten wollen zur stufenweisen Wandelung... Wenn es recht<br />
verstanden wird, so kann man sagen, daß die Evangelien Einweihungsbücher sind in<br />
dem Sinne, daß die Seele darin die Stufen von Weihewegen emporgeleitet wird"<br />
(Ev,52; HiO).<br />
Je höher ein biblischer Verfasser auf dem "Weihe-" oder "Erkenntnisweg"<br />
emporgestiegen ist, desto höher kann er auch die Seele seines Lesers führen<br />
(ebd). Daher rührt die Hochschätzung des Joh in der <strong>Anthroposophie</strong>. Gerade<br />
am Joh nun versucht Bock zu demonstrieren, daß es auch eine "Steigebewegung"<br />
(vgl. Ev,52) innerhalb der einzelnen biblischen Bücher gibt:<br />
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