Anthroposophie
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dieser Botschaft in die Gegenwart verbietet sich ebenso wie eine Spekulation<br />
über deren Inhalt, die über das im Text Gesagte hinausgeht. Daraus folgt: Das<br />
"ewige Evangelium" nach Apk 14,6 ist nicht die Akasha-Chronik.<br />
1.2.4 Die Unhaltbarkeit der anthroposophischen Harmonisierung<br />
von Widersprüchen<br />
In II. B.2. haben wir sowohl die Uneinheitlichkeit der "Schauungen" aus der<br />
Akasha-Chronik als auch ihre Unvereinbarkeit mit der biblischen Offenbarung<br />
nachgewiesen. Die Akasha-Chronik kann somit keinesfalls als "Kronzeugin"<br />
für die Einheit der Bibel gebraucht werden. Auch eine Harmonisierung kann<br />
nicht durch eine allegorische Uminterpretation des Wortlauts erzwungen werden.<br />
Eine solche Allegorisierung nimmt aber die anthroposophische Bibelauslegung<br />
vor, indem sie Tatsachen, die sich nach ihrer Ansicht in einer äußerlichen<br />
"falschen Auffassung" widersprechen, "geistig" in Einklang zu bringen<br />
sucht (Bock; s. o.).<br />
Am Beispiel der "siebenSchöpfungstage" soll dies veranschaulicht werden.<br />
Steiner deckt zunächst einen äußeren "Widerspruch" auf, um ihn dann mit<br />
Hilfe seiner okkulten Erkenntnisse "geistig" aufzulösen:<br />
"Nun weiss doch jedes Kind heute, dass die Ordnung unseres 24stündigen Tages von<br />
dem Verhältnis der Erde zur Sonne abhängt. Wenn das aber erst am vierten Tag<br />
eingerichtet worden ist, so kann vorher von solchen Tagen nicht die Rede sein... Da<br />
hat man es nicht zu tun mit einer blossen abstrakten Zeitbestimmung, sondern mit<br />
etwas Wesenhaftem. Jörn [= das hebr. Wort fur "Tag"!; d. Verf.] ist eine Wesenheit.<br />
Und wenn man es mit aufeinanderfolgenden sieben solcher Jörnen [sie] zu tun hat,<br />
dann hat man es mit sieben einander ablösenden Wesenheiten oder, meinetwillen,<br />
Wesensgruppen zu tun ... Es sind die dienenden Geister der Elohim ..." (122,77fr).<br />
Steiner übersieht in seiner Kritik, daß nach Gen 1,3 ff nicht erst durch die<br />
Erschaffung der Gestirne (am "vierten Tag"), sondern bereits durch die Scheidung<br />
von Licht und Finsternis der Zeitrhythmus ("der erste Tag") entsteht.<br />
Die Schöpfung "beginnt nicht mit der Scheidung des Weltraumes, sondern<br />
mit der von Tag und Nacht als der Grundordnung der Zeit" (C. Westermann) 26 .<br />
Die Bezeichnung "Tag" - konstituiert durch "Abend und Morgen" - bleibt<br />
von da an immer gleich. Die polytheistische Deutung Steiners werden wir<br />
ausführlich in III. B.l. hinterfragen.<br />
Als zweites Beispiel wählen wir die beiden Speisungswunderberichte im Mt<br />
und imMk (Mt 14,15-21/Mk 6,35-44: Speisung der Fünftausend; Mt 15,32-<br />
39/Mk 8,1-9: Speisung der Viertausend). Wie Bock erwähnt, sieht die kritische<br />
Forschung in diesen Berichten eine "'Doublette'", "den doppelten Bericht<br />
eines und desselben Vorganges" Ev,203). Werden die Berichte als<br />
Doublette gelesen, dann ergeben sich für Bock unausweichlich Widersprü-<br />
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