Anthroposophie

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29.12.2012 Aufrufe

tivität seiner eigenen Schauungen aus der Akasha-Chronik - und damit seiner gesamten Weltanschauung - zu. Wenn aber Steiner als derjenige Mensch gilt, der am weitesten auf dem Erkenntnisweg vorangekommen ist, und wenn selbst er nur "andeutungsweise" über die Inhalte der Akasha-Chronik sprechen kann, dann erweist sich auch hierdurch, daß dieser "Chronik" in keiner Weise das Recht zugebilligt werden kann, Richterin der biblischen Urkunden zu sein - zumindest so lange nicht, als keine eindeutigen, absoluten und auf unfehlbare Art wahrgenommenen Mitteilungen vorliegen. 2.3.2 Der verhüllte "spiritistische" Hintergrund Nun betrachten wir noch etwas näher, wie das "Lesen in der Akasha-Chronik" abläuft. Wir erinnern uns an Rittelmeyers Beschreibung: Um Ereignisse der Vergangenheit zu erforschen, versetze sich der Hellseher in die "Seele" der damals Beteiligten und taste sich - ausgehend von Ereignissen, die "starke seelische Erlebnisse" mit sich brachten - immer weiter in deren "Erinnerung" zurück. "Eine Schlacht Cäsars wird ... von der Seele Cäsars aus miterlebt", und das Leben Jesu vom "Pfingsterlebnis" der Jünger her. 89 Steiner selber beschreibt letzteren Vorgang folgendermaßen: "Heute will ich von dem sprechen, was man das Pfingstereignis nennt. Es war für mich selber der Ausgangspunkt des Fünften Evangeliums. Den Blick wendete ich zuerst in die Seelen der Apostel und Jünger, die nicht nur nach der Tradition, sondern wirklich versammelt waren zu dem Zeitpunkt des Pfingstfestes ... Es gibt einen ungeheuren, tiefgehenden Eindruck, wenn man so zuerst sieht, wie am Pfingstfeste die Seelen der Apostel zurückschauend hinblicken auf das Ereignis von Golgatha. Und ich gestehe, daß ich zuerst den Eindruck hatte, nicht direkt hinblickend auf das Mysterium von Golgatha, sondern schauend in den Seelen der Apostel, wie sie es gesehen hatten, vom Pfingstfeste hin schauend" (148,208f). Was geschieht hier? Steiner beansprucht, Mitteilungen von Menschen zu bekommen, die zum Zeitpunkt seiner Schau längst verstorben sind. Auch wenn er diese Tatsache zu verdecken sucht, indem er behauptet, im Geiste zu den damals lebenden Personen zurückzureisen, so handelt es sich faktisch doch um ein Befragen von Totengeistern, d.h. um eine sublime Art von Spiritismus. R. Tischner definiert: "Der Spiritismus stellt eine geistige Bewegung dar, begründet auf der Überzeugung, daß die Menschen über bestimmte Personen, die 'Medien', mit den Verstorbenen in Verbindung treten und so Offenbarungen aus dem Jenseits erhalten können." 90 Durch sein Schauen in die Akasha-Chronik bzw. in die Seelen von Verstorbenen erweist sich Steiner als ein solches spiritistisches Medium. Wenn Steinersich immer wieder gegen den gewöhnlichen Spiritismus, den Bereich "des Aberglaubens, des visionären Träumens, des Mediumismus" abgrenzt (z.B. in: 600,153ff), so geschieht das nur insofern, als er diesen Wegen die 98

Befähigung abspricht, in unserer Zeit wirklich zur Erkenntnis höherer Welten zu gelangen: "Was aber durch solche Offenbarungen [sc. des gewöhnlichen Spiritismus und Mediumismus] zutage tritt, ist keine übersinnliche, es ist eine untersinnliche Welt" (600,155; HiO). Rittelmeyer schreibt: "Rudolf Steiner stand... wohl direkt über den medialen Hellsehern der Vergangenheit und Gegenwart, aber eben um eine ganze Spiral Windung höher ..." 91 Der Unterschied zwischen Steinerund den medialen Hellsehern des gewöhnlichen Spiritismus ist somit kein prinzipieller, sondern nur ein gradueller. Beide beanspruchen, in Kontakt mit den Geistern Verstorbener zu treten, wenn auch auf verschiedenen Wegen. Beide betreiben somit Spiritismus und unterliegen der gleichen Beurteilung. Nach dem Zeugnis vor allem des Alten Testaments hat Gott jede solche Betätigunggrundsätzlichverboten. Befragung von Totengeistern und Hellseherei gehören zu den heidnischen Praktiken, durch welche der Mensch die Souveränität Jahwes und die Alleingültigkeit seiner Offenbarung in Frage stellen und selbst wie Gott sein will (vgl. II.B. 1). Sie sind Jahwe ein "Greuel" und - als Verstoß gegen das erste Gebot - Sünde (vgl. Ex 20,2f; Lev 19,31; 20,6.27; Dtn 18,10ff; Jes 8,19). Das frühe Christentum hat die schroffe Ablehnung derartiger Praktiken uneingeschränkt übernommen. Die Totenbefragung gehört zu den Praktiken der phärmakoi und mägoi, die Gott nach dem Zeugnis des Neuen Testaments verwirft (Act 13,6.8; Gal 5,20; Apk 21,8; 22,15). Die frühkirchlichen Apostolischen Konstitutionen verbieten die Nekromantie für Christen. 92 Hans-Jürgen Ruppert differenziert folgendermaßen: "Auch das biblische Weltbild kennt zahlreiche paranormale Phänomene, Visionen, Auditionen, Erscheinungen, Wunder usw., deren Realität nicht angezweifelt, sondern als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Okkulte Praktiken dagegen werden, sofern sie das Erste Gebot und den Glauben an den unverfügbaren, persönlichen Gott tangieren, von den biblischen Autoren streng verurteilt ..." 93 2.3.3 Zusammenfassung a) Die Akasha-Chronik kann nicht Richterin der Bibel und anderer Quellen sein, da sie keine unfehlbare Instanz ist, die sich über diese stellen könnte. b) Weil das angebliche "Lesen" in ihr durch verhüllt-spiritistische Praktiken zustande kommt, widerspricht es dem Zeugnis der alt- und neutestament- 99

tivität seiner eigenen Schauungen aus der Akasha-Chronik - und damit seiner<br />

gesamten Weltanschauung - zu. Wenn aber Steiner als derjenige Mensch gilt,<br />

der am weitesten auf dem Erkenntnisweg vorangekommen ist, und wenn selbst<br />

er nur "andeutungsweise" über die Inhalte der Akasha-Chronik sprechen kann,<br />

dann erweist sich auch hierdurch, daß dieser "Chronik" in keiner Weise das<br />

Recht zugebilligt werden kann, Richterin der biblischen Urkunden zu sein -<br />

zumindest so lange nicht, als keine eindeutigen, absoluten und auf unfehlbare<br />

Art wahrgenommenen Mitteilungen vorliegen.<br />

2.3.2 Der verhüllte "spiritistische" Hintergrund<br />

Nun betrachten wir noch etwas näher, wie das "Lesen in der Akasha-Chronik"<br />

abläuft. Wir erinnern uns an Rittelmeyers Beschreibung: Um Ereignisse der<br />

Vergangenheit zu erforschen, versetze sich der Hellseher in die "Seele" der<br />

damals Beteiligten und taste sich - ausgehend von Ereignissen, die "starke<br />

seelische Erlebnisse" mit sich brachten - immer weiter in deren "Erinnerung"<br />

zurück. "Eine Schlacht Cäsars wird ... von der Seele Cäsars aus miterlebt",<br />

und das Leben Jesu vom "Pfingsterlebnis" der Jünger her. 89 Steiner selber<br />

beschreibt letzteren Vorgang folgendermaßen:<br />

"Heute will ich von dem sprechen, was man das Pfingstereignis nennt. Es war für<br />

mich selber der Ausgangspunkt des Fünften Evangeliums. Den Blick wendete ich<br />

zuerst in die Seelen der Apostel und Jünger, die nicht nur nach der Tradition, sondern<br />

wirklich versammelt waren zu dem Zeitpunkt des Pfingstfestes ... Es gibt einen ungeheuren,<br />

tiefgehenden Eindruck, wenn man so zuerst sieht, wie am Pfingstfeste die<br />

Seelen der Apostel zurückschauend hinblicken auf das Ereignis von Golgatha. Und<br />

ich gestehe, daß ich zuerst den Eindruck hatte, nicht direkt hinblickend auf das<br />

Mysterium von Golgatha, sondern schauend in den Seelen der Apostel, wie sie es<br />

gesehen hatten, vom Pfingstfeste hin schauend" (148,208f).<br />

Was geschieht hier? Steiner beansprucht, Mitteilungen von Menschen zu bekommen,<br />

die zum Zeitpunkt seiner Schau längst verstorben sind. Auch wenn<br />

er diese Tatsache zu verdecken sucht, indem er behauptet, im Geiste zu den<br />

damals lebenden Personen zurückzureisen, so handelt es sich faktisch doch<br />

um ein Befragen von Totengeistern, d.h. um eine sublime Art von Spiritismus.<br />

R. Tischner definiert:<br />

"Der Spiritismus stellt eine geistige Bewegung dar, begründet auf der Überzeugung,<br />

daß die Menschen über bestimmte Personen, die 'Medien', mit den Verstorbenen in<br />

Verbindung treten und so Offenbarungen aus dem Jenseits erhalten können." 90<br />

Durch sein Schauen in die Akasha-Chronik bzw. in die Seelen von Verstorbenen<br />

erweist sich Steiner als ein solches spiritistisches Medium. Wenn<br />

Steinersich immer wieder gegen den gewöhnlichen Spiritismus, den Bereich<br />

"des Aberglaubens, des visionären Träumens, des Mediumismus" abgrenzt<br />

(z.B. in: 600,153ff), so geschieht das nur insofern, als er diesen Wegen die<br />

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