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Tagungsband Naturgartentage - Naturgarten eV

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Juni 2010 Mitgliederzeitschrift <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Natur &<br />

<strong>Tagungsband</strong><br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />

Heft 2/2010<br />

6.00 €<br />

Garten<br />

Die Mitgliederzeitschrift des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Fest-Veranstaltung zum<br />

20-jährigen Jubiläum<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

27. – 31. Januar 2010


Inhalt<br />

Vorwort<br />

4 Natur & Garten und wie es weitergeht…<br />

4 Birgit Oesterle – die neue Grafikerin von<br />

Natur & Garten – stellt sich vor<br />

Bilderreise<br />

5 Kleine Bilderreise durch einen <strong>Naturgarten</strong><br />

am rheinischen Rand der Eifel<br />

Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />

7 Begrüßung der TeilnehmerInnen<br />

8 <strong>Naturgarten</strong>lied „Willy und Fritz“<br />

9 Eine Idee macht ihren Weg.<br />

Rückblick auf 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

11 Die Schweizer <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />

25 Jahre Geschichte<br />

Pioniere unterwegs - zwischen gestern und morgen<br />

14 20 Jahre Stiftung Oase.<br />

Eine assoziative Bildergeschichte<br />

18 „Naturnahes Österreich?“<br />

Die letzten 20 Jahre im Zeitraffer<br />

Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

20 Die Geschichte der Blumenwiesen in der Schweiz:<br />

30 Jahre dazugelernt und noch lange nicht am Ziel!<br />

22 Blumenwiesensaatgut in Österreich: Ein langer Weg<br />

zu Qualität und Regionalität<br />

23 Naturnahe Blumenwiesen:<br />

Von Quadratmetern und Hektaren …<br />

Abendprogramm<br />

28 Alles Käse oder was?<br />

31 Wildkräuterbuffet mit Biowein<br />

32 Wildkräuterrezepte <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />

33 Flora Primelwurz:<br />

Ein Kindertheaterstück zum Thema Natur und Umwelt<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

34 Naturspielräume – von der ersten Idee bis heute<br />

36 Von Anfang an demokratisch handeln.<br />

Der Dillinger Weg der Benutzerbeteiligung<br />

38 Ein Pionier hat’s nicht immer leicht.<br />

Der Natur-Lehr-Garten in Ranis<br />

40 Natur-Erlebnis-Räume in den Niederlanden<br />

42 Leben gestalten lernen – von neuen alten Werten<br />

Abendprogramm<br />

45 Das ist gar nicht lustig! <strong>Naturgarten</strong>-Kabarett<br />

47 Feuergarten mit Christof Wegner im Außengelände<br />

Pausen und Markt der Möglichkeiten<br />

48 Nebenschauplätze:<br />

Pausen, Bayernstube und Markt der Möglichkeiten<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. –<br />

Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

49 „Empfohlen von Bioland“.<br />

Naturgärten der zertifizierten Fachbetriebe für<br />

Naturnahes Grün<br />

54 Behindert, aber nicht blöd!<br />

Ein Schulhof der Extra-Klasse<br />

55 Campingplatz am Ellenbogensee.<br />

Naturerlebnis, Spiel, wilde Ecken und manches mehr<br />

56 Freuden und Tücken des Schwimmteichbaus<br />

… in den märkischen Sand gesetzt?<br />

11 Schweizer <strong>Naturgarten</strong>bewegung 38 Der Naturlehrgarten in Ranis<br />

42 Leben gestalten lernen<br />

57 Die wertvollsten heimischen Wildrosen<br />

für Naturgärten<br />

Offene Bühne –<br />

was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

60 Wegwartenblau – Wegwartenbraun<br />

im Lübecker Stadtbild<br />

63 Mein Garten im Wandel<br />

64 Exkursionsrückblick 2009<br />

66 Beobachtungen aus dem <strong>Naturgarten</strong><br />

67 Arten- und Biotopschutz in München<br />

69 In der Natur zu Hause –<br />

von Generation zu Generation<br />

70 Holzgestalten –<br />

Spiellandschaften und alternatives Bauen<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

73 Von der ökumenischen Wolfgang-Philipp-Gesellschaft<br />

zur <strong>Naturgarten</strong>firma Ahornblatt<br />

76 Grüne Kathedralen, Weidenburgen und Weidenschlösser<br />

für eine sozial-ökologische Gesellschaft<br />

80 Immer was los in der Mäuseburg.<br />

Ein Pionierprojekt aus dem Erzgebirge<br />

82 Aus der Schule in die Stadt –<br />

naturnahe Gestaltung in Altensteig<br />

84 Der <strong>Naturgarten</strong> in meinem Leben.<br />

Wie es wurde, was es ist.<br />

87 Die besten naturnahen Gartenrosen.<br />

Kriterien, Auswahl, Eigenschaften<br />

Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />

89 Lang lebe der <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Bilder aus einem der ältesten Naturgärten<br />

54 Ein Schulhof der Extraklasse<br />

Visionen im Naturnahen Grün<br />

91 Visionen für Morgen.<br />

Gedanken und Beispiele für eine nachhaltige<br />

Zukunft<br />

94 Die Zukunft liegt noch vor uns<br />

Ideen und Gedanken für unsere kommende Zeit<br />

aus den Niederlanden<br />

96 Wie Naturgärten Menschen verändern?<br />

Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung<br />

einer Partnerschaft<br />

Internes<br />

98 Internes von Januar bis Mai 2010<br />

99 Vereins-Logo<br />

100 Förderprojekt Mitmachbaustellen<br />

101 Bestellformular Jubiläumsausgabe<br />

102 Vordruck „Lastschrifteinzug“<br />

103 Saatgutbörse und aktuelle Bestellliste<br />

Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

104 <strong>Naturgarten</strong>-Profi<br />

106 Veranstaltungen von Juni bis September 2010<br />

Buchbesprechungen - Literaturtipps<br />

109 Norbert Novak: Heimische Orchideen<br />

in Wort und Bild<br />

109 Helmut und Margrit Hintermeier: Die Weide.<br />

Baum und Strauch für Tier und Mensch<br />

110 Reinhard Witt: Naturnahe Rosen<br />

111 Autorenverzeichnis<br />

112 Leitfaden für Text- und Bildautoren<br />

76 Grüne Kathedralen 87 Die besten Gartenrosen


Natur & Garten und wie es weitergeht…<br />

Mit dieser Ausgabe lassen wir 20 Jahre Vergangenheit<br />

hinter uns. Großartige, beindruckende,<br />

vorwärts gegangene, durchlebte,<br />

ja manchmal auch durchlittene Vergangenheit.<br />

Die Vergangenheit hat ihre Zeit gehabt,<br />

jetzt ist jetzt und morgen kommt bald.<br />

Zur Vergangenheit gehört ab dem Moment,<br />

in dem Sie diese Zeilen Lesen, auch die Heftmacherin,<br />

Gestalterin, Ideengeberin, unsere<br />

Kreativitätsquelle in Sachen Layout.<br />

Ja, Sie wissen schon, wer das ist, bzw. war:<br />

Barbara Hackner. Sie war das mit den schönen<br />

Postkarten, dem <strong>Naturgarten</strong>-Kalender,<br />

der Jubiläumsausgabe...und seit 2007<br />

vor allem mit diesem Heft.<br />

Barbara hat es vor einigen Jahren von der<br />

Mediengestalterin Susie Bahn übernommen<br />

und es im naturnahen Sinne weiter geführt,<br />

geleitet und entwickelt zu dem, was<br />

es heute ist. Das war der Weg vom damals<br />

noch so genannten Mitglieder-Rundbrief<br />

hin zu einem zeitschriftenähnlichen Outfit,<br />

dass sich in ihrer Zeit umbenannt hat in Natur<br />

& Garten. Barbara Hackner war so untrennbar<br />

mit der Professionalisierung von<br />

Natur & Garten verbunden, dass sich keiner<br />

von uns je vorstellen konnte (oder mochte),<br />

dass das einmal anders sein würde.<br />

Jetzt aber ist es so. Barbara Hackner wollte<br />

neue Wege beschreiten, privat wie beruflich<br />

und sich dafür Luft, Freiheit und bessere finanzielle<br />

Grundlagen schaffen. Wir haben<br />

Sie ungern gehen lassen, aber es musste<br />

sein. Wir alle danken Dir, Barbara, im Namen<br />

aller Mitglieder für das Stück dieses<br />

gemeinsamen Weges und wünschen Dir<br />

beruflich und auch privat alles Glück dieser<br />

Erde! Mach es gut. Dass Du unserer Idee<br />

treu bleibst, als Mensch, als Planerin und<br />

auch als Mitglied, freut uns sehr.<br />

Die „Neue“ heißt Birgit Oesterle und wir<br />

sind mit Ihnen, liebe Leser, sehr gespannt,<br />

auf ihre Materialisierung. Dieses Heft ist<br />

Ausdruck davon. Wir wünschen ihr einen<br />

guten Neustart. Möge die Übung gelingen.<br />

Als professionelle Grafikerin wird es ihr sicher<br />

mühelos gelingen.<br />

Natur & Garten, das ist auch das Thema für<br />

die nächsten 20 Jahre. Und dabei haben<br />

wir einen sehr zentralen Wunsch: Wir alle<br />

vom Vorstand, der Geschäftsstelle, in den<br />

Regionalgruppen und Arbeitsgruppen wie<br />

Messe oder Bioland und den Fachbetrieben<br />

arbeiten kräftig an dem gemeinsamen Werk<br />

dieses Vereins: eine lebenswerte Zukunft mit<br />

einheimischen Wildpflanzen in Gärten, in denen<br />

sich Tiere, Kinder und andere Menschen<br />

Liebe <strong>Naturgarten</strong>-Mitglieder,<br />

der neue <strong>Naturgarten</strong>-Rundbrief liegt nun<br />

vor Ihnen und ich freue mich, dass ich den<br />

Auftrag für die grafische Gestaltung dieser<br />

Ausgabe erhalten habe. Auch wenn der<br />

Einstieg mit diesem <strong>Tagungsband</strong> recht<br />

umfangreich war, hat es mir sehr viel Spaß<br />

gemacht, die vielen Fotos und Texte „in<br />

Form zu bringen“. Gerne arbeite ich auch<br />

zukünftig für den <strong>Naturgarten</strong> e.V. und<br />

hoffe, damit Ihre wertvolle Arbeit und<br />

das Netzwerk ein wenig unterstützen zu<br />

können. Mein Interesse an Öko logie und<br />

Naturschutz sehe ich dabei als hilfreich an.<br />

Zu meiner Person in Kürze: Aufgewachsen<br />

bin ich im Schwarzwald-Baar-Kreis und<br />

wohne mittlerweile seit 16 Jahren in Augsburg,<br />

wo ich auch mein Grafik-Design-Stu-<br />

wohlfühlen dürfen. Sie als Mitglied, Sie tun<br />

das auch - auf ihre Weise und in besondere<br />

Art durch ihr Engagement für die Idee, den<br />

Garten, den Balkon oder wie auch immer.<br />

Und vor allem durch ihre Mitgliedschaft.<br />

Es reicht aber immer nur ganz knapp. Jedenfalls<br />

finanziell. Für die nächste Zeit müssen<br />

wir sehr viel mehr werden, um die finanziellen<br />

Aufgaben der Gegenwart und erst recht<br />

der Zukunft tragen zu können. Sie wissen<br />

schon, wie sie helfen können. Bitte werben<br />

Sie ein neues Mitglied. Oder verschenken<br />

Gast-Mitgliedschaften für ein Jahr. Die gibt<br />

es einzeln oder im 5er-Pack in der Geschäftsstelle.<br />

Natürlich können Sie auch ihren Mitgliedsbeitrag<br />

um eine jährliche Spende aufstocken<br />

und Förderer werden...<br />

Wir meinen das richtig ernst, knapp 1300<br />

Mitglieder sind viel zu wenig für das weite<br />

Feld, was noch vor uns liegt. Also jetzt sind<br />

Sie mal dran, wir freuen uns sehr von Ihnen<br />

zu hören!<br />

Einen blütenreichen Frühling und Sommer<br />

wünscht Ihr Vorstand<br />

Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz,<br />

Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister und<br />

Reinhard Witt<br />

dium absolviert habe. Auf Anstellungen in<br />

verschiedenen Werbeagenturen und einem<br />

Zeitschriftenverlag folgte vor 6 Jahren die<br />

Selbständigkeit. Seither bin ich vor allem<br />

für einen Bioverband und nachhaltig orientierte<br />

Unternehmen und Freiberufler tätig.<br />

Der persönliche Bezug zur Arbeit meiner<br />

Kunden und ihren Zielen ist mir sehr wichtig.<br />

Nur so kann Kommunikation meines<br />

Erachtens das sein, was sie sein sollte – ein<br />

Mittel zu mehr Verständnis untereinander.<br />

In diesem Sinne freue ich mich auf eine<br />

fruchtbare und ereignisreiche Zeit mit Ihnen.<br />

Herzlichst Ihre Birgit Oesterle<br />

(www.kopf-hand-herz.de)<br />

4 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 5<br />

1<br />

2<br />

2<br />

Bilderreise<br />

Kleine Bilderreise durch einen<br />

<strong>Naturgarten</strong> am rheinischen Rand der Eifel<br />

Hier ein paar Fotos aus den letzten<br />

Wochen in meinem Garten, der<br />

durch literarische Werke von Reinhard<br />

Witt (und meine urtümliche Sehnsucht<br />

nach dem Wildnisparadies in unserer Heimat,<br />

unterstützt von Frau Aufderheide) das<br />

ist, was er ist: eine artenreiche, dynamische,<br />

eher wildnisnahe als gärtnerisch geordnete<br />

Landschaft mit vielen verschiedenen<br />

3<br />

3 3<br />

Standortbedingungen, vielfach stark abgemagert<br />

(„...mager macht schön...“)<br />

1 Fotografieren ist eine innige Beschäftigung<br />

mit dem Naturobjekt, oder besser:<br />

eine Pflanze, ein Standortaspekt, ein tierischer<br />

Besucher, ein Wolkenhimmel über<br />

dem Garten ruft, lockt: komm, beschäftige<br />

Dich mit mir, mache Bilder von mir, damit<br />

Du mich besser verstehst...<br />

2 So fing es an, die tapferen Schneeglöckchen<br />

und Elfenkrokusse, noch ernst und<br />

verschlossen, und dann riefen die wunderbaren<br />

Kraniche eine wärmere Zeit aus.<br />

3 ... und dann fingen sie an, zu lächeln, die<br />

Arme zum blauen Himmel auszustrecken,<br />

Besuch zu empfangen, Krokus, Schneeglöckchen<br />

und später die anderen...


4<br />

5<br />

Bilderreise<br />

Dieses Pfauenauge hatte in meiner Gartenküche<br />

den Winter verschlafen (und ist auch<br />

nicht von den Küchendüften wach geworden),<br />

jetzt wärmt es sich auf dem Kies am<br />

Teich...<br />

4<br />

5 5<br />

4 ... und auch im Teich ist ordentlich was<br />

los, so schön hatte ich die Laichschnüre der<br />

Kröte noch nie gesehen (welch geheimnisvolles<br />

Muster)<br />

5...ein „Tipi“, dessen Baumaterial von einer<br />

winterlichen Fällung einer Fichte am Haus<br />

stammt, für mich eine kleine Waldkapelle,<br />

neben der jetzt blühenden Kornelkirsche ...<br />

Heribert von Essen<br />

Tel. 02228 - 7712 oder<br />

02228 - 911 057<br />

herivonessen@web.de<br />

Begrüßung der TeilnehmerInnen<br />

Ansprache von Dr. Reinhard Witt<br />

Wir werden erwachsen. Mit 20 Jahren darf<br />

man das schon von sich behaupten. Anno<br />

1990 gründeten sieben Tapfere den Verein<br />

in der Hoffnung, dass er auflebe, wachse<br />

und werde. Das hat er getan, dank unaussprechbar<br />

vieler begeisterter Unterstützer<br />

und Helfer, dank einer nimmermüden Geschäftsstelle<br />

und immer müden Vorständen<br />

(wenigstens bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n!).<br />

Unsere Idee setzte sich fort und fest, in den<br />

Köpfen und besser noch: in den Herzen von<br />

Menschen. Sie wird inzwischen getragen<br />

von breiten (und schmalen) Schultern überall<br />

und sowieso. Wir finden Naturgärtner in<br />

ganz Europa, und jeder tut es auf seine Art.<br />

Naturnah ist eine Lebenseinstellung, das<br />

bewusste Ja zum Leben und zum Leben<br />

lassen.<br />

Das möchten wir feiern. Dazu haben wir die<br />

Pioniere der <strong>Naturgarten</strong>bewegung gebeten<br />

zu kommen. Herzlich Willkommen.<br />

Prosecco für alle – das große Anstoßen und<br />

Beginn einer fünftägigen Feier mit allen, die<br />

Rang, Namen oder einfach nur Lust haben.<br />

Ein naturnahes Tröpfchen, biologisch gut<br />

und der 20 Jahre würdig. Auch alloholfrei<br />

erhältlich.<br />

Das <strong>Naturgarten</strong>lied – mit etwas Allohol<br />

ging es flüssiger zu singen. Von und mit<br />

Monika Gründer, Michael Schick, Gerold<br />

Kröhnke und dem <strong>Naturgarten</strong>chor. <br />

Lecker: alkoholfreier Bio-Sekt<br />

Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />

Trotz Winterwetter sind die ersten TeilnehmerInnen rechtzeitig angekommen<br />

20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V. in Deutschland - ein Grund zum Feiern<br />

6 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 7


Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />

<strong>Naturgarten</strong>lied<br />

„Willi und Fritz”<br />

REFRAIN:<br />

Wir leben in Gärten in Städten und Dörfern und wollen ein Lied für euch singen,<br />

wir erzählen von allerhand was wir erleben, von hässlichen und schönen Dingen,<br />

die meisten Gärten sind tot gepflegt, mit schier unendlichen Fleiße,<br />

das finden wir ehrlich gesagt, das finden wir ehrlich gesagt, la la la la<br />

1. Willi der Gartenzwerg (Maulwurf)<br />

und der Maulwurf(Igel) Fritz<br />

schauen sich im Garten um und<br />

halten’s für nen Witz<br />

der Gärtner spritzt die Raupe stirbt<br />

die andern stehen stumm<br />

der Maulwurf sagt ist das dumm,<br />

komm wir ziehn um<br />

2. Willi sagt Fritz schnell komm mit,<br />

du kannst mir vertraun,<br />

wir gehn zum Nachbarn Wittgenstein,<br />

der wohnt gleich hinterm Zaun<br />

der Mann schläft fest, die Raupe frisst,<br />

hier geht es allen gut,<br />

oh wie gut das tut,<br />

das macht uns Mut.<br />

Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />

und Dörfern und wollen ein Lied...<br />

3. Im Nachbargarten finden sie,<br />

es ist fast nicht zu glauben,<br />

der Gärtner in der Hängematt<br />

frisst ungespritzte Trauben<br />

die Vögel fressen fleißig mit,<br />

gesund sind Mensch und Tier,<br />

Fritz ruft welch ein Pläsier,<br />

wir bleiben hier<br />

4. Ein Vogel sitzt im Weißdornstrauch<br />

und singt mal laut mal leise,<br />

das ist ein junger Meiserich,<br />

der hätt gern eine Meise,<br />

der Frosch quakt eine Fröschin an,<br />

der Weißling fliegt zum Kohl<br />

selbst der seltne Pirol,<br />

fühlt sich hier wohl<br />

Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />

und Dörfern und wollen ein Lied...<br />

5. Vor der Hecke in den Beeten<br />

und der Blumenwiese<br />

Stehen viele wilde Kräuter,<br />

Insekten lieben Diese<br />

Die Karde blüht die Nessel wächst,<br />

der Käfer frisst sich satt,<br />

weil er auf manchem Blatt,<br />

noch Blattläuse hat<br />

6. Im Teich und in der Trockenmauer,<br />

lebt ganz viel Getier,<br />

den Bitter- und den Schmetterling,<br />

noch viel mehr gibt es hier,<br />

selbst auf dem Hausdach ist es bunt,<br />

da wachsen Blumen pur<br />

die Leute staunen nur,<br />

DAS IST NATUR<br />

Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />

und Dörfern und wollen ein Lied...<br />

Eine Idee macht ihren Weg.<br />

Rückblick auf 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Beim Rückblick zeigt sich vieles klarer. Die<br />

<strong>Naturgarten</strong>geschichte und die des 1990<br />

gegründeten Vereins- für naturnahe Garten-<br />

und Landschaftsgestaltung sind untrennbar.<br />

Beide beeinflussten sich gegenseitig.<br />

Und: Ohne die Intentionen aus dem<br />

Ausland, vor allem aus der Schweiz und<br />

den Niederlanden, wäre der Verein nicht<br />

das, was er heute darstellt. Von dort kamen<br />

wichtige Impulse für die fachliche Arbeit<br />

und Ausrichtung.<br />

Folgendes klärt sich: Es sind und waren immer<br />

wenige Personen, die diese Geschichte<br />

vorangetragen haben. Es gab und gibt<br />

zu allen Vereinszeiten herzensbegeisterte<br />

Menschen, die diesen Verein tragen woll(t)<br />

en, auch wenn das für manche sehr schwer<br />

war.<br />

Diese Personen wechseln, so als ob die<br />

Lebensinteressen und Energie eines Menschen<br />

nicht lange genug hielte für all die<br />

Wege und Irrwege des <strong>Naturgarten</strong>s. Doch<br />

jeder dieser Menschen war und ist ein nicht<br />

wegzulassender Mosaikstein, ohne den es<br />

kein Bild gegeben hätte. Von den einstigen<br />

Gründern, die im Sommer 1990 gemeinsam<br />

in München vor dem Notar standen, ist<br />

heute nur noch Reinhard Witt dabei. Den<br />

Rest hat es in alle Winde und sogar die Welt<br />

verschlagen.<br />

Zufälle bestimm(t)en Werden und Weg des<br />

Vereins. Hätte es nicht anfangs Menschen<br />

wie Günther Dallmayr und Walter Brumbauer<br />

(Vereinsmitgründer) gegeben, später<br />

dann Regina Kogler ab 1995 als Geschäftsstellenleiterin<br />

und Karin Stottmeister als<br />

sichere Finanzchefin, der Verein wäre in<br />

der Sturm- und Drangzeit untergegangen.<br />

Ohne den Visionsworkshop Dezember<br />

2001 im oberbayerischen Linden kein Um-<br />

Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />

Joe Engelhardt bei der Aussaat<br />

von einheimischen Wildpflanzen<br />

8 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 9


Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Naturnahes Grün hält Einzug in Privatgärten,<br />

Spielräumen, Medien und öffentlichem Grün<br />

zug nach Heilbronn, ohne Kerstin Lüchow<br />

keine ab dann funktionierende Geschäftsstelle.<br />

Ohne vielfältige Pressearbeit, Bücher,<br />

Messen, Führungen, Exkursionen nicht die<br />

nötige mediale Aufmerksamkeit.<br />

Die Idee wandelt sich und passt sich den<br />

Zeitströmen an.<br />

Vor 1990: Gegenbewegung<br />

Zunächst war die Bewegung eine Protestkampagne.<br />

Es gab harten Kampf gegen<br />

das Establishment der Gartenkultur. Gegen<br />

Exoten, gegen Gift, gegen konventionelle<br />

Pflege. Und für mehr Natur, für das Leben.<br />

Für Tiere. Für Freiheit von Zwängen.<br />

1990-2000:<br />

Aufbau und Etablierung<br />

Dann kam die Aufbauphase. Es gab keine<br />

Wildpflanzen, kaum gutes Saatgut, wenige,<br />

oft unbekannte Einzelkämpfer. In den 90er<br />

Jahren war der Verein schwer beschäftigt,<br />

Wildpflanzen in Versandaktionen bekannt<br />

zu machen und zu verbreiten. Viele Produzenten,<br />

Planer, ausführende Betriebe<br />

gründeten sich, das Netzwerk wuchs. Es<br />

gab aber nicht nur kaum Bezugsquellen,<br />

sondern auch nahezu keine Naturgärten.<br />

Und da wiederum fehlte oft das nötige<br />

fachliche Knowhow. Wie baut man eine<br />

Trockenmauer? Wie entsteht ein Schwimmteich?<br />

Aus der immer professionelleren Arbeit<br />

entwickelten sich im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Fachfirmen, 1999 wurden die ersten fünf<br />

Fachbetriebe für Naturnahe Grün geprüft,<br />

vier davon existieren noch heute.<br />

2000-2010:<br />

Experimentelles Forschen<br />

Diese kommenden Jahre leiteten in die<br />

Ausprobier-Phase ein. Nun besaß man zwar<br />

Wildstauden; Saatgut und heimische Gehölze,<br />

aber wie damit erfolgreich arbeiten?<br />

Das Prinzip Nachhaltigkeit begann in die<br />

Idee stärker zu wirken. Was muss ich tun,<br />

um bei Bauten, Pflanzungen und Ansaaten<br />

langfristig die gewünschten Ergebnisse zu<br />

erzielen.<br />

Ab 2010: Öffnungsphase<br />

Inzwischen wissen wir schon sehr viel besser,<br />

was wir tun. War die Idee am Anfang angreifbar<br />

und auf wackeligen Füßen, so ist sie<br />

heute überall akzeptiert und integriert. <strong>Naturgarten</strong><br />

ist kein Fremdwort mehr, sondern<br />

gehört zum Alltag. Mit steigendem Selbstbewusstsein,<br />

der Nachfrage nach naturnahem<br />

Grün wächst auch die Offenheit gegenüber<br />

anderen Dingen. Der Verein suchte sich Kooperationspartner<br />

wie Bioland oder Naturgucker<br />

- und die Fachleute erweiterten ihre<br />

Arbeitsfelder. Alles Grün kann naturnah sein,<br />

wie die Praxisbeispiele der Fachbetriebe für<br />

naturnahes Grün belegen.<br />

Der Verein als Mitte eines<br />

immer stabileren Netzwerkes<br />

Der Verein hat dieses alles mit entstehen<br />

lassen und vernetzt. Es braucht Visionen,<br />

um einen derart langen Weg zu gehen,<br />

dazu Kraft, Mut, Geschick und Glück. All das<br />

hat der Verein gehabt und noch heute.<br />

Da ich der einzige noch Aktive aus der<br />

Gründerzeit bin, möchte ich allen, aber<br />

auch wirklich allen, die diesen Verein möglich<br />

gemacht haben, ihn geleitet, geführt,<br />

assistiert und unterstützt haben - auf die ihnen<br />

eigene Weise - von Herzen danken. Inzwischen<br />

ist der Verein stark genug, dass er<br />

nicht mehr an den Fäden einzelner hängt.<br />

Ich versichere Ihnen allen: Das Netzwerk ist<br />

stark, tragfähig und belastbar. Wir machen<br />

weiter so lange wir irgend können.<br />

Infos<br />

www.naturgarten.org<br />

www.naturgarten-fachbetriebe.de<br />

Im Internet gibt es eine ausführliche Vereinsgeschichte<br />

unter: http://www.naturgarten.org/derverein/naturgarteneuropa/<br />

Dr. Reinhard Witt,<br />

Biologe und Journalist,<br />

D-Ottenhofen. Fachbetrieb<br />

für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung),<br />

seit 1990 Vorstand<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V., Tel. 08121 – 464 83<br />

reinhard@reinhard-witt.de<br />

Grüne Einöden – grüne Spinner<br />

In Wirklichkeit verlief die Rückkehr von<br />

„mehr Natur im Siedlungsraum“ vor etwa<br />

drei Jahrzehnten in der Schweiz etwas weniger<br />

spektakulär. Eine Handvoll Pioniere oder<br />

„grüne Spinner“, wie man sie damals gern<br />

nannte, hatte die Einöde satt, die sich dank<br />

viel Chemie, Kunstdünger und exotischen<br />

Pflanzen im Siedlungsbrei je länger je mehr<br />

festsetzte. Einer von ihnen, der Biologe Urs<br />

Die Schweizer<br />

<strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />

25 Jahre Geschichte<br />

Auf der Antenne des Nachbarhauses sitzt eines Tages ein Steinadler. Wenige Wochen später<br />

sind es zwei, die an einer geschützten Stelle am Kamin ihren Horst bauen und Junge aufziehen,<br />

denn Ratten und anderes Kleingetier gibt es genug in der Stadt Zürich. Kaum hat man sich<br />

etwas an sie gewöhnt, weiden hunderte von Hirschen das Stadtgrün ab und auf leisen Pfoten<br />

folgt der Wolf … „Die Rückeroberung“ heisst das Buch des schweizer Kabarettisten und Schriftstellers<br />

Franz Hohler, worin er dramatisch schildert, wie Natur in die Stadt Zürich zurückkehrt.<br />

Schwarz aus Solothurn, erinnerte sich an seine<br />

Jugendzeit, wo er als Förstersohn im Garten<br />

seiner Eltern die ersten Pflanzversuche<br />

gewagt hatte. Er erinnerte sich daran, wie es<br />

um ihn herum einst summte und brummte,<br />

wie das Grundstück voller Leben war.<br />

Etwas musste er tun gegen den drastischen<br />

Rückgang der Artenvielfalt von Flora und<br />

Fauna – die Idee von Ausgleichsflächen im<br />

Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Siedlungsraum war geboren. „Das Schweizerische<br />

Mittelland z. B. ist arm an ökologischen<br />

Ausgleichsflächen. Man sollte wenigstens<br />

im Siedlungsraum vermehrt solche<br />

Flächen schaffen“ und „Rasen und Kunstrasen<br />

zeigen wenig Leben. Mit Dauerwiesen<br />

gelingt es uns, viele Pflanzen und Tiere in<br />

den Siedlungsraum zurückzugewinnen“,<br />

schrieb er in seinem 1980 erschienenen pionierhaften<br />

Buch „Der <strong>Naturgarten</strong>“. 1)<br />

Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />

Andreas Winkler aus Wängi bei Frauenfeld<br />

befasste sich in seinen Studien mit<br />

Umweltwahrnehmung und Landschaftsbewertung.<br />

Er gründete ein Landschaftsarchitekturbüro,<br />

welchem er später eine<br />

Wildstaudengärtnerei angliederte. Seine<br />

10 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 11


Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

rege Kurs- und Vortragstätigkeit versetzte<br />

Menschen in Begeisterung, welche sich<br />

fortan für mehr Natur im Siedlungsraum<br />

engagierten. Noch heute tragen viele von<br />

ihnen die <strong>Naturgarten</strong>bewegung weiter.<br />

Zusammen mit Hans C. Salzmann, einem<br />

umweltsensibilisierten Wildbiologen, gab<br />

er 1986 das „<strong>Naturgarten</strong>handbuch für<br />

Praktiker“ heraus, das Standardwerk für<br />

Naturgärtner über viele Jahre hinweg. 2)<br />

Er schilderte darin die Wege zum naturnahen<br />

Garten und wurde oft recht deutlich.<br />

Sein Ansatz galt nun nicht mehr allein der<br />

Erhaltung und Förderung von Flora und<br />

Fauna, sondern dem Menschen selbst. Der<br />

Gifteinsatz von Spritzmitteln, Düngern und<br />

behandelten Materialien beunruhigte den<br />

ursprünglichen Chemielaboranten zutiefst.<br />

Zahlreiche Unfälle mit schweren Verletzungen<br />

oder sogar Todesfolgen von Kindern<br />

und Erwachsenen durch Schneckenvertilgungsmittel,<br />

Herbizide, Ameisengifte,<br />

Insektizide und Holzschutzmittel ließen ihn<br />

12 Natur & Garten Juni 2010<br />

am Nutzen und Wert von Gärten zweifeln. Er<br />

begann eine „Gartenkultur“ zu entwickeln,<br />

welche nicht auf vollendeter Architektur,<br />

sondern auf Werten wie ökologischer und<br />

sozialer Funktion beruhte. Gartenkultur<br />

im Sinne von Nutzen und Benutzen, von<br />

Spielen, Werken, Leben, Pflanzen, Säen,<br />

Ernten. Die auf den rund 20›000 Hektaren<br />

Zierrasenflächen der Schweiz verbrauchten<br />

Chemikalien nannte er „ …eine wahre Hexenküche<br />

von Pflanzenschutzmitteln. “Ausserdem<br />

wachse aus Sicht der Insekten in<br />

herkömmlichen Ziergärten nichts als Unkraut.<br />

Zwar böten die Exoten im Sommer<br />

einigen Nektar an, doch die Kinderstube<br />

der Insekten, die einheimischen Wirtspflanzen<br />

der Larven, fehlten. Alex Oberholzer<br />

und Lore Lässer befassten sich eingehend<br />

mit dem Einfluss von Naturgärten und naturnahen<br />

Spielplätzen auf die psychische<br />

und körperliche Entwicklung von Kindern<br />

und publizierten ihre Erfahrungen im Buch<br />

„Gärten für Kinder“.<br />

Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung machte auch<br />

vor dem BUWAL, dem Schweizerischen<br />

Bundesamt für Umweltschutz, nicht halt.<br />

Das Amt gab Mitte der Achtzigerjahre eine<br />

Studie über Umweltbelastungen durch<br />

Ziergärten und „stinkende und dröhnende<br />

Rasenmäher“ heraus. Dies rief nun wiederum<br />

einen Parlamentarier auf den Plan; er<br />

fragte den Bundesrat an, ob dem Schweizer<br />

nun auch noch sein sauberer Garten verboten<br />

werden solle: „Hält es der Bundesrat für<br />

richtig, dass in einseitiger ökologischer Betrachtungsweise<br />

der Freiraum des Bürgers<br />

durch staatliche Umwelterziehung noch<br />

mehr eingeengt wird?“<br />

Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />

organisiert sich<br />

Am 2. Februar 1985 gründeten Biologen,<br />

<strong>Naturgarten</strong>fachleute und weitere Interessierte<br />

unter der Patenschaft der Umweltverbände<br />

WWF Schweiz und Pro Natura<br />

Schweiz den „Verein für naturnahe<br />

Garten- und Landschaftsgestaltung VNG“.<br />

Der Zweck des Vereins wurde umschrieben<br />

mit „Vertretung der <strong>Naturgarten</strong>idee als<br />

Beitrag zur Erhaltung der einheimischen<br />

Fauna und Flora und ihrer Lebensräume;<br />

die Förderung der naturnahen Garten- und<br />

Landschaftsgestaltung; die Einhaltung ökologischer<br />

Arbeitsweisen in der Garten- und<br />

Landschaftsgestaltung (Planung, Bau- und<br />

Pflegearbeiten, Baumschulen und Staudenbetriebe).“<br />

Von Anfang an wurde auch<br />

Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

gross geschrieben, denn die Idee sollte sich<br />

möglichst rasch verbreiten.<br />

Weiterentwicklung der Idee<br />

In den letzten 25 Jahren ist die Entwicklung<br />

auch im <strong>Naturgarten</strong>bereich fortgeschritten.<br />

Die gestalterischen Ansprüche haben<br />

mehr Stellenwert, das Wissen um Wildpflanzen<br />

und ihre Verwendungsmöglichkeiten<br />

sowie ihre Standortansprüche ist gestiegen.<br />

Neue, ökologisch vertretbare Materialien<br />

(PVC-freie Teichfolien und Flachdachabdeckungen,<br />

gewisse Metalle, Glas, unbehandeltes<br />

Holz) geben mehr Spielraum. Ak-<br />

tuelles Wissen und neue Erkenntnisse hat<br />

VNG-Fachmann Peter Richard in seinem<br />

Buch „lebendige Naturgärten“ zusammengetragen<br />

und der breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht. 5)<br />

Zusammenschluss VNG mit bioterra<br />

2004 Jahr beschlossen die Mitglieder an<br />

der Delegiertenversammlung, dem Kürzel<br />

VNG eine neue Bedeutung zu geben und<br />

aus dem etwas komplizierten „Verein für<br />

naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung“<br />

einen zukunftstauglichen „Verband<br />

Natur Garten“ entstehen zu lassen. Der<br />

VNG bestand damals aus ca. 1200 Mitgliedern.<br />

2008 schloss sich der VNG mit den Biogärtnereien<br />

und bioterra zusammen und<br />

die <strong>Naturgarten</strong>bewegung tritt nun neu<br />

unter dem Label „bioterra“ auf. Bioterra ist<br />

ein Verein mit über 12 000 Mitgliedern, der<br />

seine Ursprünge in der Biolandwirtschaft<br />

hat. Inhaltlich sind sich die beiden Organisationen<br />

in den letzten Jahren deutlich<br />

näher gekommen, die Kernanliegen<br />

überschneiden sich in vielen Dingen. Folgende<br />

Aspekte motivierten uns zu diesem<br />

Schritt:<br />

„Wenn wir heute anfingen, würden wir<br />

vermutlich von Anfang an gemeinsam<br />

marschieren...“<br />

Gemeinsam gewinnt man mehr (politische)<br />

Macht.<br />

Gemeinsam kann die Effizienz wesentlich<br />

gesteigert werden.<br />

Gemeinsam ist das Wachstumspotential<br />

größer.<br />

Gemeinsam ist eine Expansion in die Suisse<br />

Romande möglich.<br />

Gemeinsam ist die Kooperation mit den<br />

„großen“ Verbänden WWF und Pro Natura<br />

weniger ungleichlastig.<br />

Der Kunde hat alle Aspekte rund um Ökologie<br />

im Garten in einem Verband vertreten<br />

Anbieter (Fachbetriebe naturnaher Gartenbau,<br />

Wildpflanzen-Gärtnereien, Kursleiter)<br />

und Kunden sind zusammen in einer Organisation<br />

Fachbetriebe bioterra<br />

Die ehemaligen VNG Fachbetriebe arbeiten<br />

nach wie vor unter den strengen ökologischen<br />

Richtlinien jedoch neu unter dem<br />

Label „bioterra“. Es sind dies 42 Betriebe die<br />

zusammen ca. 200 Mitarbeitende und 37<br />

Lehrlinge beschäftigen. Pro Jahr legen sie<br />

gegen 100 neue naturnahe Anlagen an, ändern<br />

rund 450 konventionelle in naturnahe<br />

ab und pflegen über 1›500 Grünanlagen.<br />

Im Winter 08/09 wurde von diesen Betrieben<br />

in über 2.000 Stunden Fronarbeit der<br />

grösste öffentliche Naturschaugarten der<br />

Schweiz erstellt. In Uffikon ist an prominenter<br />

Lage mit Weitsicht in die Berge ein<br />

Ort entstanden, der durch seine magische<br />

Kraft zu einem Anziehungspunkt für Kunst-<br />

und Naturinteressierte geworden ist (Infos:<br />

www.tempelhof-uffikon.ch)<br />

Weitere Infos zu bioterra finden Sie unter<br />

www.bioterra.ch<br />

Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Buchhinweise:<br />

1) Der <strong>Naturgarten</strong>; Urs Schwarz, Wolfgang<br />

Krüger-Verlag 1980 (vergriffen)<br />

2) Das <strong>Naturgarten</strong>handbuch für Praktiker;<br />

Andreas Winkler, Hans C. Salzmann,<br />

AT-Verlag 1986 und 1991 (vergriffen)<br />

3) Ein Garten für Tiere; Alex Oberholzer<br />

und Lore Lässer, Ulmer Verlag 1997<br />

4) Gärten für Kinder; Alex Oberholzer<br />

und Lore Lässer, Ulmer Verlag 1995,<br />

neu überarbeitet und gestaltet 2003<br />

5) Lebendige Naturgärten planen,<br />

gestalten, pflegen; Peter Richard,<br />

AT Verlag 2002<br />

Rolf Heinisch, Dipl. Ing.<br />

Landschaftsarchitektur,<br />

naturnaher Planer<br />

bei ecovia. Ehemaliger<br />

Präsident Verband Natur<br />

Garten und heutiger<br />

Vizepräsident bioterra, CH- Geuensee. Seit 20<br />

Jahren mit naturnahem Grün beschäftigt.<br />

Tel: +41 (0)41 921 80 30, heinisch@ecovia.ch<br />

Natur & Garten Juni 2010 13


Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

20 Jahre Stiftung Oase<br />

Eine assoziative Bildergeschichte<br />

Menschen, Projekte, Emotionen<br />

und Träume der holländischen<br />

<strong>Naturgarten</strong>bewegung erwachen<br />

in diesen Bildern zum<br />

Leben.<br />

Unsere Geschichte fängt an mit einem Bild<br />

des Mosaiks im organisch-geschwungenen<br />

Lehmpavillon in Beuningen (in der Nähe<br />

von Nimwegen, dort wo sich 16 Jahre die<br />

Geschäftsstelle der Stiftung befand). Dutzende<br />

Scherben, gefunden im Hauptpfad<br />

des Oasegartens, in dem sich der Pavillon<br />

befindet.<br />

Scherben des Hausrates (Teller, Tassen, Fliesen…),<br />

den man im Recyclingbruch findet.<br />

Wiederentdeckt und gesammelt durch den<br />

Künstler und Freund Henk Hage, Mitbewohner<br />

im ehemaligen Kloster in Beuningen,<br />

unweit des Stromes, der hier Waal heißt,<br />

vielen aber bekannter ist als der Rhein.<br />

Verarbeitet zu einem schönen, fließenden,<br />

offenen Mosaik, “Steinbach“ – Steenbeek<br />

genannt. Schönheit aus Schutt.<br />

Symbol auch für die Vielfalt, die Offenheit<br />

und den Farbreichtum freisinniger Leute<br />

und Ideen innerhalb der Oasebewegung,<br />

den ’Freunden naturreicher Parks, Gärten<br />

und Grünanlagen‘ ( mehr als 1000 Leute in<br />

den Niederlanden).<br />

Es folgt ein Bild des durch Wildblumen umsäumten<br />

Hauptweges im 3000 m² großen<br />

Garten, und dann eine Fotocollage mit Bildern<br />

des Vorgängers, einem verwahrlosten<br />

Skulpturengarten (bis 1992) und Fotos der<br />

ersten Modellierung bzw. Bepflanzung des<br />

jungen Oasegartens (1994/1995).<br />

Aquarellzeichnungen unseres Irakischen<br />

Freundes Karim zeigen den Gartenplan<br />

und zwei Gartenimpressionen.<br />

Ein Abstecher zur vorigen Arbeit: In den<br />

‘80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts arbeiteten<br />

wir in einem großen öffentlichen<br />

<strong>Naturgarten</strong> (6 ha.) in Muntendam, Provinz<br />

Groningen. Eine Luftaufnahme zeigt die<br />

heutigen Erweiterungen auf 50 ha. angeregt<br />

durch uns, ausgeführt durch unseren<br />

Staatsforstbetrieb. Wie eine kleine Oase<br />

zum Naturschutzgebiet in einer Kartoffelwüste<br />

wachsen kann. Ein wichtiger Schritt,<br />

ein Zeichen für wachsenden Optimismus<br />

(nicht nur) in unserem eigenen Lebenslauf!<br />

Eine Fotocollage mit 8 kleinen Fotos von<br />

sehr unterschiedlichen öffentlichen Naturgärten<br />

und –Parks in den Niederlanden<br />

zeigt eine Tradition, die nun schon 85 Jahre<br />

währt! Und eine “Quellen-Collage“ mit Portraits<br />

von einigen unserer sehr geschätzten<br />

Wildsamen- und Pflanzenzüchter, u.a. unseres<br />

lieben Freundes Rob Leopold, 2005 viel<br />

zu früh gestorben.<br />

Als Ehrbeweis an diese Züchter dann eine<br />

Serie schöner Gartenimpressionen mit<br />

Blumenwiesen, Feuchtufern voller wilder<br />

Orchideen und einem Foto des Schmetterlingshügels<br />

im Oasegarten (25 Tonnen Bauschutt,<br />

verarbeitet zu einem einzigartigen<br />

Gartenteil mit schmalen Pfaden, Treppen,<br />

Plätzchen etc. und 100 Arten Wildpflanzen<br />

fur Insekten).<br />

Eine Kopie aus einer englischen Gartenzeitschrift<br />

zeigt das internationale Interesse<br />

für unseren Garten ab Ende der ’90 Jahre<br />

des vorigen Jahrhunderts. Artistic ecology<br />

nannten die Englander unseren Gartenstil.<br />

Hochsommerliche Bilder eines Gartenfestes<br />

(10 Jahre Stiftung Oase) und dem Besuch<br />

einer Gruppe Schüler aus Schijndel, Nord-<br />

Brabant, symbolisieren die Vielfalt der Besucher,<br />

aber auch die Folgen manchen Gartenbesuches:<br />

die Schüler, und vor allem ihr<br />

Lehrer Anton Hellings, filmten den Garten<br />

als Beispiel für Schulhofträume im eigenen<br />

Dorf (mit Erfolg!).<br />

Es folgen Fotos von Anton in einer Schulblumenwiese<br />

in Dietenhofen (Exkursion<br />

unter Leitung von Reinhard Witt) und ein<br />

erster Eindruck seines eigenen Schmetterlingshügels<br />

(Ikarushügel). Zwei Bilder eines<br />

eindrucksvollen Schutthügels in dem Garten<br />

eines Naturzentrums in Utrecht, gebaut<br />

von einem ehemaligen Mitarbeiter des Oase<br />

Gartens bzw. des schönen Steinfußbodens<br />

aus Abfallsteinen im Oase Pavillon zeigen<br />

noch eindrucksvoller den Einfluss des niederländischen<br />

Künstlers, Philosophen und<br />

Baumeisters mit Recyclingmaterial, Louis<br />

Le Roy (Foto in seiner Öko-Kathedrale in<br />

Mildam). Alles hängt mit allem zusammen.<br />

Auch im farbreichen und üppigen Vorgarten<br />

des Oase-Informationsladens ist viel Le<br />

Roy-Einfluss sichtbar, aber auch die Hilfe<br />

von vielen niederländischen ökologischen<br />

Gärtnern des aus der Stiftung Oase gewachsenen<br />

Vereins Wilde Weelde, in dem<br />

die niederländischen Naturgärtner, Wildsamen-<br />

und Pflanzenzüchter, <strong>Naturgarten</strong>planer<br />

und –Berater usw. seit 1994 organisiert<br />

sind (momentan 168 Betriebe).<br />

Mit einem Foto unseres Vorstandes im Hintergrund<br />

erzählen wir mehr über die Arbeitsweise<br />

dieser Gruppe von 7 Freunden,<br />

alle Spezialisten in einer der Fachdisziplinen<br />

unserer Arbeit. Den guten Zusammenhalt,<br />

die fließenden Bewegungen in unserer<br />

Arbeit symbolisiert nach unserer Meinung<br />

kaum etwas besser als die Waal, 800 m entfernt<br />

von unserem Garten bzw. Wohn- und<br />

Arbeitsraum. „Man kann nicht zweimal in<br />

denselben Fluss treten, denn es ist immer<br />

Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

wieder neues Wasser, das einem entgegen<br />

strömt.” (Heraclitus)<br />

Vier Fotocollagen verschaffen einen ersten<br />

Eindruck der Arbeit, Exkursionsziele<br />

etc. der 3 Oase-Netzwerke Wilde Weelde<br />

(Fachgruppe Naturreiche Umgebung), der<br />

Fachgruppe <strong>Naturgarten</strong>pflege (öffentliche<br />

Parks) und Springzaad (mehr Raum für Natur<br />

und Kinder).<br />

Anhand der Spielmöglichkeiten in der ‘echten<br />

Natur‘ entlang des Flusses versuchen<br />

wir die Naturentfremdung zu vieler Kinder<br />

zu verdeutlichen: Kinder wandern bei uns<br />

fast nur noch mit Eltern und Betreuern in<br />

Natur – und auch das immer weniger. Obwohl<br />

es da so viel zu erleben, spielen und<br />

bewegen gibt!<br />

14 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 15


Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Eine Fotocollage von Schulhöfen im Dorf<br />

zeigt die Öde der Räume erschütternd. Aber<br />

es gab auch schon in den ‘70-er Jahren des<br />

vorigen Jahrhunderts Ausnahmen, Pioniere<br />

der Naturerlebnisräume in z.B. Zwolle und<br />

Haarlem.<br />

Und dann folgt eine Fotocollage der in Holland<br />

weltberühmten Speeldernis in Rotterdam.<br />

Abenteuerlich, naturreich, spannend<br />

und lehrreich! Ein Foto eines Abenteuerspielplatzes<br />

am Käthe Kollwitz Platz in Berlin<br />

zeigt die Verwandtschaft mit früheren<br />

´alternativen´ Spielräumen, wie z.B. Abenteuerspielplätze.<br />

Ein Sprung zu unseren internationalen Begegnungen,<br />

die soviel Einfluss auf unsere<br />

Arbeit und die vieler Kollegen hatte und<br />

hat: ein Bild der Umschläge des kleinen<br />

Büchleins von Alex Oberholzer & Lore Lässer,<br />

``<strong>Naturgarten</strong>``, ein Besuch in Solothurn<br />

und Umgebung, auf den Spuren der<br />

Oberholzer -Kreationen. Und der Wittschen<br />

Blumenseen in bayrischen Schuloasen.<br />

Ein Blick auf einen halben Meter deutschsprachige<br />

<strong>Naturgarten</strong>literatur als Hinweis<br />

auf den Einfluss. Und der Einfluss auf die<br />

gewünschten Eigenschaften gut eingerichteter<br />

Schulräume (Vielseitige Bewe-<br />

gung, Ruhe und Geborgenheit, Kreativität<br />

/ schöpferische Gestaltung und Naturerlebnisse,<br />

Manfred Pappler).<br />

Immer auf der Suche nach internationalen<br />

Einfluss-Sphären – lehrreiche Reisen nach<br />

Berlin, Freiburg, Süd-England, Marokko,<br />

Finnland – und auch immer wieder überrascht<br />

durch Schulgrün und Erlebnisräume.<br />

Ein Foto mit einem bronzenen Star als Intermezzo:<br />

Den Preis bekamen wir 2006<br />

als Anerkennung unserer jahrelangen Oasearbeit<br />

verliehen. Der Jac. P. Thijssepreis,<br />

eine passendere Anerkennung können<br />

wir uns immer noch nicht vorstellen. Eine<br />

große Ehre! Es sorgte auch für breitere<br />

Anerkennung im Land und von unserem<br />

Landwirtschaftsministerium, das ein Buch<br />

und schöne Fotocollagen mitfinanzierte,<br />

aber auch die nötigen Reisen dafür bezahlte.<br />

Und einen Tag stellten sie uns auch ihr<br />

Repräsentationsgebäude in Baarn, Schloss<br />

Groeneveld zur Verfügung. Es wurde ein<br />

unvergesslicher Springzaad -Tag! Es folgen<br />

Impressionen des Buches, der (Herstellung<br />

der) Fotocollagen etc.<br />

Und die Fotocollagen, die Schautafeln sind<br />

unheimlich wichtig beim Vermitteln von<br />

neuen, anderen Bildern. Zu vielen Menschen<br />

fehlen heutzutage – in der rasend<br />

schnell zunehmenden Verstädterung -<br />

schon die einfachsten, selbstverständlichsten<br />

Naturbilder und –Erfahrungen.<br />

Als abschreckendes Beispiel zeigen wir<br />

eine gänzlich leere, kahle Spielfläche<br />

(Oberstock) einer supermodernen Kindertagesstatte<br />

im Stadtviertel Leidsche Rijn<br />

bei Utrecht. Direkt danach, zur Besänftigung,<br />

eine vergleichbare Situation in Den<br />

Haag-Scheveningen, wo man den Spielraum<br />

auf dem Dach grün und phantasievoll<br />

eingerichtet hat. Und gleich drei weitere<br />

sehr unterschiedliche Spielsituationen in<br />

grün-abenteuerlicher Atmosphäre bzw. als<br />

Intermezzo ein Aktionsbild: Baumstämme<br />

schleppende Springzaad-Aktivisten während<br />

eines Workshops mit Stefan Wrobel<br />

auf einem Schulhof in Maastricht. Internationale<br />

Zusammenarbeit!<br />

Holland spezifische Impressionen zeigen<br />

wir am Beispiel eines Naturerfahrungsgeländes<br />

im Uferbereich eines ehemaligen<br />

Gezeitenflusses in Süd-Holland (Rotterdam-Hoogvliet).<br />

Kurz nach der naturtechnisch<br />

hochentwickelten Realisation bzw.<br />

schon abenteuerlich grün nach nur einem<br />

Jahr (Weiden!).<br />

Und noch ein Novum: 2009 wurde in den<br />

Niederlanden im Rahmen der Entente Florale<br />

ein Wettbewerb für die schönste Spielnatur<br />

ausgeschrieben. Zur Überraschung fast<br />

aller Beteiligten wurde ein Naturspielplatz<br />

im fernen Nord-Groningen, Harkstede, mit<br />

dem ersten Preis belohnt. Wir zeigen 3 Bilder<br />

aus derselben Perspektive: entdeckende,<br />

spielende Kinder direkt nach der Realisation,<br />

alles noch kahl, im ersten grünen<br />

Sommer und im letzten Winter mit vielen<br />

Kindern, die endlich mal wieder Schlitten<br />

fahren können.<br />

Dieselbe Gemeinde Slochteren ist übrigens<br />

‘still und heimlich‘ mit einer konsequent<br />

anderen, ökologischen Grün- und Spielpolitik<br />

aktiv. Der Einfluss unserer Ausbildung<br />

zum ökologischen Gärtner (die verantwortlichen<br />

Leute haben 2007-2008 teilgenommen<br />

an dieser Ausbildung)?<br />

In den nächsten Bildern schneiden wir Ausbildungs-<br />

und Exkursionsthemen an, aber<br />

auch die Gründungsversammlung einer<br />

Flämischen Abteilung unseres Netzwerkes<br />

Springzaad! (30.5.2009) Ein Eindruck der<br />

Angenehmen Wildnis in Gent (ein großer<br />

Stadtviertelpark mit schönem Naturspielgrün)<br />

dient als Vorbild für die belgischen<br />

Entwicklungen.<br />

Mit Impressionen unserer sehr erfolgreichen<br />

Ausbildung “Elyseum“ (zum ökologischen<br />

Gartner), die momentan schon zum<br />

dritten Male stattfindet und ab 2010 auch<br />

Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Leben ist Vielfalt und Schönheit. Das bewusste<br />

Erleben der Natur kann ein Schlüssel zum<br />

Naturverständnis und zu uns selbst sein.<br />

einen südlichen Ableger in Maastricht haben<br />

wird, schließen wir die Präsentation<br />

fast ab.<br />

Es folgen noch Bilder des Umzuges der Oase-Geschäftsstelle<br />

von Beuningen (Gelderland,<br />

bei Nimwegen) ins 222 km weiter<br />

nordwestlich gelegene Den Hoorn auf der<br />

Insel Texel. Natürlich konnten wir es nicht<br />

lassen, Euch zu zeigen, wie herrlich große<br />

Teile unserer Insel sind, und dass wir uns<br />

innerhalb eines Jahres auch schon wieder<br />

umschauen nach neuen Projekt-Perspektiven<br />

auf ‘unserer‘ Insel.<br />

Willy Leufgen &<br />

Marianne van Lier.<br />

Gründer und 20 Jahre<br />

lang Leiter von Oase,<br />

der niederländischen<br />

Partnerorganisation.<br />

NL- Den Hoorn, Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />

info@stichtingoase.nl oder info@springzaad.nl<br />

16 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 17


Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Seele und Beine baumeln<br />

lassen am Naturteich<br />

„Naturnahes Österreich?“<br />

Die letzten 20 Jahre im Zeitraffer.<br />

Die wirklich wichtigen Dinge kommen immer<br />

aus Österreich: der Walzer, Sachertorte<br />

und Falko. Trifft das auch auf die naturnahe<br />

Freiraumgestaltung zu?<br />

Eines spricht für uns Österreicher, wir sind<br />

ein bissl schlampig, nicht so genau wie die<br />

Deutschen, g’mütlicher, das lässt vermuten,<br />

dass wir nicht jedem „Unkraut“ den Garaus<br />

machen und weniger Chemie in unsere<br />

Freiräume verbringen. Letzteres stimmt<br />

nicht wirklich:<br />

Wir kippen 0,04 to/km²/Jahr in die<br />

Landschaft. Ihr bringt es auf 0,1 to/km²/<br />

Jahr! Tja, die deutsche Gründlichkeit!<br />

Etwa 10% der „Pflanzenschutzmittel“<br />

werden von privaten Händen verstreut.<br />

In Österreich wird 14% der gesamten<br />

landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />

biologisch bewirtschaftet<br />

In Deutschland 5%<br />

EU-weit 3,2%<br />

Ok, darauf dürfen wir jetzt stolz sein!<br />

©Polak<br />

Daraus irgendwelche quantitativen Schlüsse<br />

auf naturnahe Freiraumgestaltung zu<br />

ziehen wäre ein Syllogismus. (Ihr wisst<br />

schon: ein Hund hat 4 Beine, eine Katze hat<br />

4 Beine, also ist mein Hund eine Katze)<br />

Also versuche ich mich mit Hilfe persönlicher<br />

Erfahrung an das Thema anzuschleichen.<br />

1980 _ existierte das Wort „<strong>Naturgarten</strong>“<br />

noch nicht, es gab nur einige EinzelkämpferInnen<br />

wie Werner Gamerith. Dann<br />

noch Naturschutzaktionen, z.B. gegen<br />

Zersiedung der Landschaft, Hundertwassers<br />

Veitchii-Aktion, die Tümpelbroschüre<br />

und Guerilla-Gardening der Naturschutzjugend<br />

(Teiche in unschuldige öffentliche<br />

Parkanlagen graben) und schließlich mein<br />

persönlicher „Erstkontakt“: ich hielt als<br />

frischg`fangtes und ahnungsloses Erstsemester<br />

einen <strong>Naturgarten</strong> - Vortrag an der<br />

Universität für Bodenkultur. Blieb nicht<br />

ganz unwidersprochen.<br />

1984 _ Hainburg und Co, Besetzungen<br />

waren die events der frühen 80er, clubbings<br />

quasi, und schufen doch eine gewisse<br />

positive Grundhaltung zu unserer schönen<br />

heimischen Natur<br />

1985 _ wurde der selbstverwaltete Betrieb<br />

„Biotop“ gegründet mit dem Slogan<br />

„Wir machen aus Gärten Lebensräume“. Die<br />

Königsidee, der Schwimmteich, die der Firma<br />

zum rasanten Aufstieg verhalf, stammt,<br />

muss ich leider, leider zugeben, aus dem<br />

Jahr 1983 und von einer Schulklasse aus<br />

dem platten Norddeutschland.<br />

1990 _Weitere EinzelkämpferInnen wie<br />

Miriam Wiegele und Marlies Ortner, die Arche<br />

Noah; dann: Gründung der Firma „<strong>Naturgarten</strong>“,<br />

jetzt ist Weihrauch angesagt.<br />

Immerhin waren wir, wie das berühmte<br />

gallische Dorf fast Jahrzehnte lang die einzigen,<br />

die Wildpflanzen in Bioqualität produzierten<br />

und die gesamte Palette der naturnahen<br />

Gartengestaltung anboten<br />

1999 _ die Natur-im-Garten-Aktion der<br />

Niederösterreichischen Landesregierung<br />

sprang auf den Zug auf. Mit dem Geld des<br />

Umwelt- und Finanzlandesrates wurde eine<br />

Informationsmaschine aus dem Boden gestampft:<br />

Alles in allem eine tolle Aktion,<br />

wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern<br />

2000 _ wurde im Rahmen des ÖISS der<br />

Arbeitskreis Schulfreiräume gegründet, der<br />

auf allen Ebenen die Implementierung naturnaher<br />

Schulgärten vorantreibt.<br />

2002 _ nahm sich das Land Oberösterreich<br />

des Themas an: Die Aktion „Wege zur<br />

Natur im Garten“ der Naturschutzabteilung<br />

der Landesregierung, Ausführung DI<br />

Kumpfmüller, fördert naturnahe Privatgärten,<br />

Schulhöfe und – bisher einmalig in Österreich<br />

– Betriebsflächen.<br />

2009 _ schlossen sich die wesentlichen<br />

<strong>Naturgarten</strong> – ProponentInnen zum<br />

„Netzwerk <strong>Naturgarten</strong>“ zusammen, im<br />

Moment mit den Schwerpunktregionen<br />

Ober- und Niederösterreich, aber mit dem<br />

Ziel, ganz Österreich mit Naturgärten zu<br />

überschwemmen.<br />

Soweit zur Historie,<br />

nun noch zu ein paar Themen:<br />

Wildpflanzen: die niederösterreichische<br />

Natur-im-Garten-Aktion hat zahlreiche<br />

Partnerbetriebe, die tatsächlich<br />

Wildarten anbieten. Die reale Verfügbarkeit<br />

ist nicht klar, auch ob es sich um Arten oder<br />

Auslesen, bzw. Formen wie „compactum“<br />

handelt, und wo Saatgut bzw. Mutterpflanzen<br />

herkommen. Zum Drüberstreuen eine<br />

Umfrage der OÖ Landesregierung, was die<br />

Bevölkerung so unter heimischen Pflanzen<br />

versteht: Obst, Rosen, Flieder. In Oberösterreich<br />

entstand im Vorjahr die Broschüre<br />

„heimische Wildpflanzen für unsere Gärten“,<br />

in der wir über 200 Arten aufgelistet haben,<br />

die für die meisten Standorte verwendet<br />

werden können. Einige Betriebe produzieren<br />

bereits nach diesen Listen.<br />

Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />

Es gibt bis dato keine gültige Klassifizierung<br />

von heimischen Pflanzen und regionaler<br />

Herkunft. Für Saatgut ist das gerade in Arbeit,<br />

siehe Referat Karin Böhmer.<br />

Gestaltung: die „gefühlte“ Nachfrage<br />

nach Naturgärten ist im Steigen,<br />

Teiche und Schwimmteiche: Von<br />

den Anfängen des Teichbaus bis zu den<br />

technisierten Schwimmteichen der 10er<br />

Jahre des 21. Jahrhunderts war ein weiter<br />

Weg. Stammte die Ursprungsidee zwar aus<br />

Deutschland, so wurde das Produkt doch<br />

in Österreich marktfähig gemacht und<br />

deutsche Firmen erwarben Lizenzen bei<br />

österreichischen. Renommierte SchwimmteichbauerInnen<br />

schlossen sich zu einem<br />

Verband zusammen. Eine ÖNORM ist fast<br />

fertig, sie definiert die verschiedenen 5 Arten<br />

von Schwimmteichen.<br />

Wenn man die Begriffe „Schwimmteich &<br />

Österreich“ googelt, erhält man rund 26<br />

000 Treffer, für Deutschland 38 000. Aus<br />

dem Studium dieser websites und einer<br />

Zählung eigener Projekte komme ich zu<br />

dem Schluss, dass es in Österreich etwa<br />

7000 Schwimmteiche geben wird, die<br />

„Grauzone“ der SelberbauerInnen nicht berücksichtigt.<br />

Generell sind die Begriffe „<strong>Naturgarten</strong>“<br />

und „Schwimmteich“, wenn auch mit Interpretationsspielräumen,<br />

gut kommuniziert;<br />

was in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

noch mühsame Erklärungsarbeit<br />

war, versteht sich jetzt von selbst.<br />

Dipl. Ing. Paula Polak,<br />

<strong>Naturgarten</strong>planerin und<br />

Schwimmteichexpertin<br />

aus A - Mauerbach, seit<br />

1987 mit Naturgärten<br />

beschäftigt.<br />

Tel: 0043 699 122 82 750<br />

www.paulapolak.com<br />

office@paulapolak.com<br />

18 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 19


Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

Die Geschichte der Blumenwiesen<br />

in der Schweiz:<br />

30 Jahre dazugelernt<br />

und noch lange nicht<br />

am Ziel!<br />

Seit 30 Jahren werden in der Schweiz in größerem<br />

Umfang Blumenwiesen angelegt.<br />

1980:<br />

Der Urknall<br />

Anfangen hat alles anlässlich der Bundesgartenschau<br />

„Grün 80“ in Basel. Bunte<br />

Blumenfelder, durchsetzt von feuerrotem<br />

Klatschmohn und tiefblauen Kornblumen,<br />

zogen tausende von Besuchern in ihren<br />

Bann. Jedermann wollte jetzt auch so eine<br />

Blumenwiese in seinem Garten haben. In<br />

den folgenden Jahren wurden ungezählte<br />

Blumenwiesen in Gärten und in Parkanlagen<br />

angesät. Die Mischungen verdienten<br />

aber den Namen „Wildblumenwiesen“<br />

noch keineswegs. Es waren Kompositionen<br />

aus landwirtschaftlichen Gräsern, aus<br />

Gartenpflanzen, Pionierpflanzen und aus<br />

einjährigen Ackerblumen. Die Anlagetechnik<br />

und die Pflege der Wiesen waren noch<br />

unbekannt. Die Blumenwiesen konnten die<br />

großen Erwartungen nicht erfüllen und die<br />

Enttäuschung der Kundschaft war groß.<br />

1984:<br />

Eigene Saatgutvermehrung<br />

Auf dem internationalen Markt waren<br />

Wildblumensamen sehr rar. Man erhielt<br />

eine schlechte Qualität, falsche Unterarten<br />

und Zuchtformen. Deshalb begannen die<br />

großen Samen-Handelsfirmen eine eigene<br />

Saatgutproduktion aufzubauen. Der Weg<br />

war lang und steinig und erst Mitte Neunziger<br />

war genügend CH-Saatgut der wichtigsten<br />

Wiesenblumenarten verfügbar.<br />

Unsere Vergleichstests zeigten, dass das<br />

einheimische Wildsaatgut der internationalen<br />

Handelsware in jeder Hinsicht überlegen<br />

war.<br />

1987:<br />

Erste (fast) „richtige“ Wiesenmischung<br />

Mit der „Wildblumenwiese Original“ brachte<br />

UFA-Samen die erste gute Samenmischung<br />

auf den Markt. Sie enthielt ausschließlich<br />

ausdauernde Wiesenblumen<br />

und Wiesengräser. Die Mischung entsprach<br />

dem Vorbild der natürlichen Fromentalwiese<br />

(Glatthaferwiese). Diese Mischung<br />

konnte auf jedem Boden im Mittelland<br />

ausgesät werden. Vorbei waren die Zeiten<br />

der Ausmauerungs-Übungen. Die Mischung<br />

wurde zu einem Verkaufserfolg,<br />

trotz zwei gravierender Schönheitsfehler:<br />

1. Das Saatgut für die Mischung wurde<br />

noch immer auf dem internationalen<br />

Saatgutmarkt eingekauft.<br />

2. Die Mischung enthielt, aus lauter Respekt<br />

vor hoch wachsenden Gräsern,<br />

noch kein Fromental (Glatthafer).<br />

1991:<br />

Erste Wildblumenwiese, bestehend aus<br />

100% einheimischen Wiesenblumen<br />

Dank riesiger Anstrengungen in der eigenen<br />

Saatgutproduktion konnte UFA-Samen<br />

1991 die erste Wildblumenwiese anbieten,<br />

die zu 100 % aus einheimischen Wiesenblumen<br />

bestand. Die Gräser waren aber noch<br />

Echt einheimisch: Saatgutgewinnung auf großen<br />

Vermehrungsflächen<br />

immer Zuchtsorten aus dem Handel. Dennoch<br />

schaffte diese Mischung den Durchbruch.<br />

Der gesamte Saatguthandel fühlte<br />

sich gezwungen, ebenfalls CH-Mischungen<br />

anzubieten und eigenes Saatgut produzieren<br />

zu lassen.<br />

1992:<br />

Direktzahlungsverordnung, amtliche Feldkontrolle<br />

und AGFF-Gütezeichen<br />

Die Produkte-unabhängigen Direktzahlungen<br />

des Bundes machten artenreiche<br />

Heuwiesen auch für die Landwirtschaft attraktiv.<br />

Um die Qualität der Neuansaaten<br />

sicher zu stellen, wurde für die Wildblumensaatgut-Produktion<br />

eine amtliche Feldkontrolle<br />

eingeführt. Nur wer die entsprechenden<br />

Vermehrungsflächen vorzeigen<br />

konnte und die hohen Qualitätsanforderungen<br />

erfüllte, erhielt das AGFF- Gütezeichen<br />

und wurde berechtigt, Ökowiesen-<br />

Saatgut anzubieten.<br />

Bestimmungsübungen in artenreichen Wildblumenwiesen<br />

2005:<br />

Erste Wiesenblumenmischung bestehend<br />

aus 100 % einheimischen Wildblumen<br />

und Wildgräsern („G“- Mischung)<br />

Die ersten „G“- Mischungen waren nicht<br />

ganz billig (sie sind es bis heute nicht).<br />

Doch die öffentliche Hand und die führenden<br />

Gartenbauer ließen sich von der Idee<br />

überzeugen. Immer öfter fand man solche<br />

Top-Blumenwiesen-Mischungen in wichtigen<br />

Ausschreibungen. Und wieder war es<br />

ähnlich wie in den Jahren1985 und 1991.<br />

Nur wer den Trend zu gesamtheitlich guten<br />

Mischungen mitmachte, blieb am Markt.<br />

Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

20 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 21<br />

2010:<br />

Stand heute<br />

Standortgerechte, richtige Wiesenblumenwiesen<br />

sind im Gala-Bau, in Naturschutzgebieten<br />

und in der Landwirtschaft ein<br />

fester Bestandteil. Der Trend zu guten Mischungen<br />

mit regionalem Charakter (Spezialmischungen)<br />

hält an.<br />

Das Ziel, ausschließlich gute Wiesen anzulegen,<br />

ist aber noch lange nicht erreicht. Es<br />

braucht noch viel Forschungsaufwand zu<br />

den Themen Pflanzensoziologie, Anbautechnik<br />

und Pflege. Viele wichtige Wildblumen-<br />

und Wildgräserarten können noch zu<br />

wenig rationell vermehrt werden. Von vielen<br />

wichtigen Arten fehlen die regionalen<br />

Herkünfte. Und die ganze Dokumentation<br />

und Überwachung der einheimischen Saatgutproduktion<br />

stellt den Schweizer Samenhandel<br />

vor ganz neue Herausforderungen.<br />

Fazit<br />

Der Start zu guten artenreichen Wiesen ist<br />

geglückt. Wir bleiben dran…<br />

Dipl. Ing. Johannes Burri.<br />

Versuchsleiter bei UFA-Samen<br />

in CH - 8401 Winterthur.<br />

Seit 1981 mit Blumenwiesen<br />

beschäftigt.<br />

Tel. +41 – (0) 52 – 264 24 34<br />

johannes.burri@fenaco.com


Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

Blumenwiesensaatgut in Österreich<br />

Ein langer Weg zu Qualität<br />

und Regionalität<br />

Die Ausgangslage ist in ganz Mitteleuropa<br />

ähnlich. Die vielfältigen Lebensräume in<br />

unseren Kulturlandschaften, wie Blumenwiesen,<br />

liegen kleinflächig und verinselt<br />

inmitten großer eintöniger und artenarmer<br />

Flächen. Auch in den großflächigen, eintönigen<br />

Landschaften gibt es viele Standorte,<br />

wo Blumenwiesen gut hinpassen und<br />

für den Menschen viel Nutzen bringen<br />

könnten. Das sind die Verkehrsbegleitflächen<br />

ebenso wie Hausgärten, Gewerberandflächen<br />

und Blühstreifen in Ackergebieten.<br />

Durch die Beerntung und den Verkauf<br />

des Blumenwiesensaatgutes werden bestehende<br />

Wiesen erhalten und deren Vielfalt<br />

verbreitet.<br />

Die Herausforderung dabei ist die Förderung<br />

größtmöglicher Vielfalt. Jede bestehende<br />

Blumenwiese erhält ihr einzigartiges<br />

Aussehen durch die vielfachen Wechselwirkungen<br />

zwischen Pflanzen, Tieren und<br />

Menschen. Die neu geschaffenen Standorte<br />

werden wiederum von natürlichen<br />

und menschlichen Einflüssen geprägt. Eine<br />

Übertragung des Saatgutes einer Blumenwiese<br />

auf die gesamten Zielflächen der<br />

Umgebung ist daher nur ein Teil der optimalen<br />

Lösung, die zusätzliche Aufbringung<br />

weiterer Wildpflanzenarten ist notwendig.<br />

Die Lösung besteht in einer regionalen<br />

Beerntung von Blumenwiesenmischungen<br />

(Heudrusch, Wiesendrusch), einer zusätzlichen<br />

Kultivierung und Beerntung von<br />

Wiesenpflanzen, die sich nicht oder nicht<br />

in genügender Menge in der Mischung befinden<br />

und in der Beerntung weiterer Wildpflanzen,<br />

die für die Entwicklung einer neu<br />

angelegten Blumenwiese notwendig sind,<br />

zum Beispiel Ackerwildkräuter und Pionierpflanzen.<br />

Jeder zu begrünende Standort bekommt<br />

eine individuell abgestimmte Samenmischung<br />

aus diesen drei Komponenten, wobei<br />

auf maximalen Artenreichtum geachtet<br />

wird, natürlich nur innerhalb der geografischen<br />

Verbreitung der jeweiligen Pflanzenarten.<br />

Die praktische Umsetzung in Österreich<br />

sieht derzeit so aus, dass sich die Samengewinner<br />

(alles Landwirte) zu einer Arbeits-<br />

gruppe REWISA = Regionale Wildpflanzen<br />

und -samen, zusammengeschlossen haben.<br />

Sowohl Blumenwiesenmischungen,<br />

als auch kultivierte Wildpflanzen und handgesammelte<br />

Arten werden auf ihre Herkunft<br />

von ökologisch wertvollen Flächen<br />

hin untersucht und die Mengenflüsse bis<br />

zum Endkunden zertifiziert. Die Landwirte<br />

sind auf vier verschiedene Bundesländer<br />

und sieben Großregionen verteilt. Darüber<br />

hinaus hat jeder Betrieb seine eigene<br />

Arbeitsweise und Artengarnitur. Daher<br />

überwiegen die Synergieeffekte, und es<br />

herrscht mehr Zusammenarbeit als Konkurrenz<br />

vor. Natürlich ist das innerhalb der<br />

kleinen Gruppe von sieben Leuten auch<br />

noch nicht schwer.<br />

Neben den Samengewinnern gibt es in<br />

der Arbeitsgruppe auch Baumschulen<br />

und Gärtnereien, die sich mit der Anzucht<br />

krautiger Wildpflanzen und Wildgehölze<br />

beschäftigen. Auch hier wird jede verkaufsfertige<br />

Pflanze bis auf ihre Wildherkunftsfläche<br />

hin überprüft. Die Pflanzen und Samen<br />

werden unter der eingetragenen Marke Rewisa®<br />

verkauft.<br />

Dipl. Ing. Karin Böhmer,<br />

Regionale Wildblumensamengewinnung,<br />

A - Voitsau.<br />

Seit 1986 mit Wildblumensamen<br />

aktiv.<br />

Tel. +43 - (0) 2873 - 7306<br />

info@wildblumensaatgut.at<br />

Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

Naturnahe Blumenwiesen<br />

Von Quadratmetern und Hektaren, Entwicklung des Themas<br />

„Naturnahe Blumenwiesen“ während der <strong>Naturgarten</strong> e.V.- Zeit<br />

Jedes Jubiläum ist ein guter Anlass,<br />

auf das Erreichte zurückzuschauen<br />

und daraus Mut, Kraft und auch<br />

Ideen für die nächsten, eigenartigerweise<br />

nie enden wollenden Herausforderungen<br />

zu schöpfen. So bietet auch das Jubiläum<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V. einen willkommenen<br />

Anlass, auf die durchlaufene Entwicklung<br />

in einem Kernthema zu betrachten: Naturnahe<br />

Blumenwiesen.<br />

Wer immer sich für eine naturnahe Blumenwiese<br />

entscheidet, er/ sie hat dafür<br />

Gründe. Und so eindeutig wie das Instrument<br />

„Naturnahe Blumenwiese“ zu klingen<br />

scheint, so unterschiedlich sind die<br />

Gründe, warum sich die jeweils aktiven<br />

Menschen dafür entschieden haben. Und<br />

so unterschiedlich kann auch das Ergebnis<br />

sein, mit dem sich der jeweilige Blumenwiesenanleger<br />

zufrieden gibt.<br />

Bei der Betrachtung der unterschiedlichen<br />

Argumente lassen sich im Wesentlichen<br />

drei „Lager“ feststellen. Mit „Lager“<br />

ist damit gemeint, wo beim Einzelnen die<br />

Prioritäten gesetzt werden.<br />

Die Schönheit: Die naturnahe Blumenwiese<br />

als gestalterisches Element mit<br />

möglichst vielen Arten, die über einen<br />

langen Zeitraum des Jahres ein buntes,<br />

schönes Bild bieten.<br />

Die Funktion: Die naturnahe Blumenwiese<br />

mit standortgerechten Arten, die<br />

mit ihrem vielfältigen Wurzelbild Erosionsschutz<br />

an Stellen leisten, an denen<br />

z.B. reine Gräsermischungen versagen.<br />

Der Naturschutz: Die naturnahe Blumenwiese<br />

als Lebensraum für viele<br />

Tiere und Pflanzen und als Instrument<br />

des Artenschutzes und der Erhaltung<br />

der innerartlichen Vielfalt.<br />

Egal aus welchem Beweggrund nun eine Blumenwiese<br />

angelegt wurde, wahrscheinlich<br />

dachte jeder „Diese drei Fliegen sind doch<br />

mit einer Klappe zu schlagen“ oder „Naturnahe<br />

Blumenwiese – und alles ist gut“.<br />

Die vergangenen beiden Jahrzehnte waren<br />

bei diesem Thema geprägt von vielen<br />

Diskussionen um das richtige Ziel und den<br />

richtigen Weg. Es wurden viele Blumenwiesen<br />

angelegt, es wurde einiges richtig<br />

gemacht, es wurde auch viel falsch gemacht,<br />

wobei das „richtig“ und das „falsch“<br />

natürlich eine Frage der Perspektive und<br />

des Kenntnis- und Bekenntnisstandes des<br />

Betrachters ist. Und trotzdem ist es gut, das<br />

dies alles gemacht wurde, denn sonst hätte<br />

niemand eine Chance gehabt, eine tolle<br />

Blumenwiese anzulegen, niemand hätte<br />

aus seinen Fehlern und/oder den Diskussionen<br />

lernen können und niemand hätte<br />

genau durch diese Fehler seinen Weg und<br />

sein Ziel finden und erreichen können.<br />

Wie solche Zielkonflikte zur Weiterentwicklung<br />

des ganzen Themas aber auch<br />

zur Weiterbildung der Akteure beigetragen<br />

haben, sei an einigen, z.T. heftig diskutierten<br />

Fragen dargestellt. Die Beispiele<br />

beschränken sich hier der Einfachheit halber<br />

auf die „Zielkonflikte der Lager Schönheit<br />

gegen Naturschutz“.<br />

Frage 1) Warum ist schön (einheits-) bunt<br />

nicht naturnah, bzw. nicht gleich Naturschutz?<br />

Eine bunte Mischung aus Saatgut vieler<br />

bunter Arten kann eine schöne Wildblumenwiese<br />

ergeben. Aber dies ist nicht<br />

zwangsläufig ein Beitrag zum Naturschutz.<br />

Denn in der Natur hat jede Landschaft,<br />

jede Region ihre eigenen, ganz<br />

speziellen Wiesen. Sie sind unverwechselbar<br />

und nicht austauschbar.<br />

Selbst wenn in verschiedenen Landschaften<br />

die Wiesen aus den selben Arten<br />

bestehen (würden), so sind doch Verteilung,<br />

Wuchs- und Blühverhalten so un-<br />

Kantenlauch (Allium angulosum)<br />

22 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 23


Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

terschiedlich, dass die Wiesen jeder Landschaft<br />

zu jeder Jahreszeit (außer natürlich<br />

bei geschlossener Schneedecke) von allen<br />

anderen Wiesen anderer Landschaften<br />

unterscheidbar sind. Dem Naturschützer<br />

geht es hier um die floristische Identität<br />

der Landschaft. Schönheit und Eigenart<br />

der Landschaft sind ein Schutzziel im Naturschutzgesetz.<br />

Dem Gestalter mehr um<br />

die farblichen Aspekte, die Bindung der<br />

Arten an die Landschaft ist ihm nicht so<br />

wichtig. Dies ist nicht schlimm, es hat nur<br />

nichts mit Naturschutz zu tun und daher<br />

in der Natur nichts zu suchen.<br />

Frage 2) Warum kann das Ausbringen<br />

einer heimischen Art eine Gefährdung<br />

darstellen oder nicht im Sinne des Naturschutzes<br />

sein?<br />

Eines der Ziele des Naturschutzes ist der<br />

Schutz der biologischen Vielfalt. Damit ist<br />

die Vielfalt der Lebensräume, die Vielfalt<br />

der Arten und die (genetische) Vielfalt innerhalb<br />

der Arten gemeint. Wenn wir an<br />

Artenvielfalt und Biodiversität denken,<br />

dann fällt uns spontan oft die Artenfülle<br />

der tropischen Regenwälder ein, wo z.B.<br />

auf einem einzigen Baum mehr Ameisenarten<br />

vorkommen als in ganz Mitteleuropa<br />

zu finden sind. Die Kernkompetenz der<br />

Biodiversität / der biologischen Vielfalt in<br />

Mitteleuropa ist nicht die Vielfalt an Arten,<br />

sondern die Vielfalt innerhalb der Arten.<br />

Viele der bei uns heimischen Arten haben<br />

sehr viele Unterarten, Varietäten und nur<br />

sehr lokal verbreitete Rassen gebildet oder<br />

bilden sie gerade. Evolution ist nicht Vergangenheit,<br />

wir sind ständig mittendrin.<br />

Bringen wir nun eine heimische Pflanze, die<br />

in der Natur viele Kleinarten gebildet hat,<br />

aus, und ist diese Pflanze aus einer anderen<br />

Region oder Population, so stellen diese<br />

ausgebrachten Pflanzen eine Gefährdung<br />

für die im Umgriff der Ausbringungsstelle<br />

heimischen Populationen dar. Sie können<br />

sich mit diesen heimischen Pflanzen<br />

kreuzen und die Population insgesamt so<br />

verfälschen, dass die gerade stattfindende<br />

evolutionäre Entwicklung hinfällig ist. Damit<br />

können Eigenschaften, die vielleicht<br />

für das Überleben der Art wichtig sind,<br />

verloren gehen. Dieses Risiko ist umso<br />

größer, je ausgeräumter die Landschaft ist<br />

und je kleiner die noch vorhandenen Populationsreste<br />

heimischer Pflanzen sind.<br />

Beispiele für solche kleinartenreichen Gattungen<br />

sind Schafgarbe, Flockenblume,<br />

Wiesen- Schaumkraut, Seggen, Augentrost,<br />

Labkraut, Habichtskraut, Johanniskraut,<br />

Hahnenfuß, Klappertopf, und viele andere.<br />

Also auch bei Arten, die auf den ersten<br />

Blick überall vorkommen, steht man meist<br />

vor einer Population, die oft nur sehr lokal<br />

verbreitet ist und deren Vielfalt und Eigenart<br />

sich erst auf dem vierten oder fünften<br />

Blick unter Zuhilfenahme entsprechender<br />

Literatur, Lupen oder sonstiger geeigneter<br />

Hilfsmittel erschließt.<br />

Für den mit Blumenwiesen Gestaltenden<br />

sind diese Feinheiten belanglos, für den<br />

Naturschützer existenziell. Und so kann es<br />

leicht passieren, dass eine vom Gestalter<br />

gut gemeinte Ansaat insbesondere in der<br />

freien Landschaft für den Naturschützer das<br />

Gegenteil von Gut ist. Hinzu kommt, dass<br />

auch bei vielen Naturschützern die Thematik<br />

der innerartlichen Vielfalt bisher nicht<br />

besonders bekannt ist und war. Dadurch<br />

waren auch viele Naturschützer mit gut<br />

gemeinten Ansaaten kontraproduktiv, was<br />

nicht gerade zu Erfolgserlebnissen führt.<br />

Aber viele, eigentlich sehr viele haben gerade<br />

aus diesen Diskussionen sehr viel an<br />

Erkenntnissen und Erfahrungen gewonnen<br />

und tragen nun dazu bei, Naturschutz auf<br />

einer qualitativ wesentlich höheren Ebene<br />

umzusetzen und voran zu bringen.<br />

Frage 3) Warum kann man auch bei der<br />

Ausbringung von heimischen Pflanzen eine<br />

Florenverfälschung verursachen?<br />

Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Staudenlein (Linum perenne) Knabenkraut<br />

(Dactylorhiza incarnata ssp. hyphaematodes)<br />

Nicht alle in Deutschland heimischen<br />

Pflanzenarten kommen überall in Deutschland<br />

vor. Manche sind an bestimmte landschaftstypische<br />

Gegebenheiten gebunden<br />

und kommen nur dort vor. So werden<br />

durch das Vorkommen von Pflanzen, aber<br />

auch durch das Fehlen dieser Pflanzen<br />

Landschaftsausschnitte beschrieben und<br />

unterscheidbar. Sie sind Bioindikatoren für<br />

die Wirksamkeit einer Vielzahl an Faktoren,<br />

die in der Landschaft ihre Spuren hinterlassen<br />

und in der bloßen Momentaufnahme<br />

nicht sicht- oder wahrnehmbar sind.<br />

Die Erhaltung dieser Areale ist daher ein<br />

Schutzziel des Naturschutzes. Bringt man<br />

nun eine heimische Pflanzenart außerhalb<br />

dieses Areals aus, stellt dies eine Florenverfälschung<br />

dar, die Aussagekraft des Bioindikators<br />

schwindet oder ist hinfällig.<br />

Für den Gestalter kann es mitunter erstrebenswert<br />

sein, eine Pflanze auch außerhalb<br />

ihres angestammten Areals zu verwenden.<br />

Im Garten mag dies auch seine Berechtigung<br />

haben. Für den Naturschützer ist dies<br />

in der freien Landschaft nicht akzeptabel.<br />

Diese wenigen Fragen zeigen, dass die Ansprüche<br />

des Naturschutzes nicht einfach<br />

zu erfüllen sind. Im Garten mag dies nicht<br />

so wichtig sein, in der freien Landschaft<br />

Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium).<br />

Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus)<br />

hat dies oberste Priorität. Es werden hohe<br />

Anforderungen an die Akteure gestellt und<br />

nicht jeder will oder kann sich entsprechend<br />

tief in die Materie einarbeiten.<br />

Aber wenn es darum geht, eine naturnahe<br />

Blumenwiese anzulegen, dann sollte<br />

sie auch nah an der Natur sein und damit<br />

den Anforderungen des Naturschutzes entsprechen.<br />

In der freien Landschaft ist dies<br />

sogar Pflicht. Bis 2020 ist sicherzustellen,<br />

dass in der freien Landschaft nur Pflanzen<br />

ausgebracht werden, die denselben Populationen<br />

entsprechen, die im Umfeld der<br />

Ausbringungsfläche vorkommen.<br />

Daher stellt sich die Frage, welche Strukturen<br />

sind erforderlich, um ein richtungssicheres<br />

und fehlerarmes Handeln –ganz<br />

fehlerfrei werden wir Menschen nie – zu ermöglichen.<br />

Das heißt, was ist erforderlich,<br />

damit wir eine Blumenwiese anlegen können<br />

und wissen, es ist wirklich ein Beitrag<br />

zum Naturschutz, ohne vorher das gesamte<br />

Universum erforscht haben zu müssen.<br />

Hier ist in den letzten Jahren sehr viel geschehen.<br />

Auf breiter Basis hat sich das Wissen<br />

um die Problematik vergrößert. Auch<br />

wenn die Standpunkte und Strategien<br />

vielfach unterschiedlich sind, dies ist stets<br />

Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

Teil des Prozesses einer gesellschaftlichen<br />

Weiterentwicklung. Schritt für Schritt passen<br />

die beteiligten Akteure ihre Arbeit dem<br />

fachlichen Kenntnisstand an.<br />

Die wesentliche Strategie zur Erhaltung der<br />

biologischen Vielfalt nicht nur bei uns in<br />

Deutschland ist die Verwendung von autochthonem/<br />

gebietsheimischem Saat- und<br />

Pflanzgut. Saat- und Pflanzgut, welches<br />

aus denselben Populationen gewonnen<br />

wurde, die im Umgriff des Einsatzortes vorkommen,<br />

birgt nur sehr geringe Risiken<br />

der Florenverfälschung. Dies bedeutet den<br />

Erhalt der vielen verschiedenen lokalen<br />

Rassen der heimischen Pflanzenwelt, vieler<br />

verschiedener Populationen und damit<br />

den Erhalt der innerartlichen Vielfalt und<br />

den weitgehend ungestörten Fortgang der<br />

evolutionären Entwicklung.<br />

Anfangs wurde das Thema von administrativer<br />

Seite nur in Bayern geführt. Später<br />

weitete sich die Diskussion auf andere<br />

Länder und auch auf engagierte Akteure<br />

mit aus. Schließlich wurde das Thema<br />

auch auf Bundesebene aufgegriffen. Unter<br />

der Federführung des Bundesamtes<br />

für Naturschutz (BfN) und der finanziellen<br />

Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) erarbeiteten führende<br />

Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris)<br />

24 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 25


Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />

Fachleute (Prof. Dr. Prasse, Dr. Kunzmann,<br />

Dr. Zahlheimer u.a.) im wesentlichen eine<br />

Einteilung Deutschlands in 22 Wuchsgebiete<br />

und eine (Positiv-) Liste der in jedem<br />

Wuchsgebiet uneingeschränkt verwendbaren<br />

Arten. Es handelt sich hier um Arten,<br />

die in dem jeweiligen Wuchsgebiet flächendeckend<br />

vorkommen und innerhalb dieses<br />

Wuchsgebietes genetisch einer Population<br />

zuzuordnen sind. Diese Arten können dann<br />

innerhalb des jeweiligen Wuchsgebietes<br />

gesammelt, produziert und ausgebracht<br />

werden. Alle anderen Arten sollen direkt<br />

übertragen werden, um die Vielfalt der lokalen<br />

Rassen vor Ort zu erhalten. Die Ergebnisse<br />

dieses Projektes stehen kurz vor dem<br />

Abschluss und werden nach Fertigstellung<br />

veröffentlicht.<br />

Auch die beteiligten Saatgutproduzenten<br />

haben gründlich daran gearbeitet, Sammlung<br />

und Produktion transparent zu gestalten,<br />

so dass für den Kunden die Herkunft<br />

nachvollziehbar wird. Hierfür bieten sie<br />

eine externe Zertifizierung des produzierten<br />

Saatgutes an.<br />

Wenn für die einzelnen angebotenen Arten<br />

die richtige Herkunft bestätigt werden<br />

kann, ist vor allem bei den Arten der Posi-<br />

Schafgarbe (Achillea millefolium agg.<br />

Kölner Bucht)<br />

tivliste bereits eine hohe Herkunftssicherheit<br />

vorhanden. Anwendungseinschränkungen,<br />

die in der Positivliste vermerkt<br />

sind, sind natürlich zu beachten. Arten, bei<br />

denen in der Positivliste Gebiets-Einschränkungen<br />

vermerkt sind, sollten nicht fester<br />

Bestandteil einer Mischung sein, da sonst<br />

für die gesamte Mischung die Gebietseinschränkung<br />

gilt.<br />

Arten, die in den jeweiligen Wuchsgebieten<br />

nicht auf der Positivliste aufgeführt sind,<br />

sollten nur verwendet werden, wenn das<br />

Saatgut in derselben Gemeinde und im selben<br />

Naturraum gewonnen wurde.<br />

Schafgarbe (Achillea millefolium agg. Isartal)<br />

Wenn hier nur in wenigen Sätzen die inhaltliche<br />

Entwicklung der beiden letzten<br />

Jahrzehnte beschrieben wird, so soll dies<br />

auf keinen Fall den Respekt für die geleistete<br />

Arbeit und die Weiterentwicklung<br />

aller Akteure schmälern. Im Gegenteil: Vor<br />

20 Jahren ist dieser heutige Stand für viele<br />

Fachleute nicht vorstellbar gewesen.<br />

Vor diesem Hintergrund erfüllt es mich mit<br />

Stolz, dass das von mir und meinen Mitarbeitern<br />

entwickelte Heudrusch®- Verfahren<br />

bereits von Anfang an alle Anforderungen<br />

des Naturschutzes erfüllte und auch heute<br />

noch unerreicht ist. Zu diesem Ergebnis<br />

kommen auch – unangemeldete - externe<br />

Untersuchungen.<br />

Die Entfernung zwischen Erntefläche und<br />

Ausbringungsfläche beträgt meist unter<br />

5 km, selten einmal 20 km. Heudrusch®<br />

ist der mechanische Biotopverbund.<br />

Erntefläche und Begrünungsfläche liegen<br />

immer im selben Naturraum und meist<br />

sogar in derselben Gemeinde.<br />

Als Ernteflächen wählen wir die besten<br />

Biotope und Naturschutzgebiete und<br />

multiplizieren so die artenreichsten Flächen<br />

der jeweiligen Umgebung.<br />

Unsere Dokumentation aller Arbeitsschritte<br />

von der Auswahl bis zur Ansaat<br />

erfüllt auch wissenschaftliche Standards<br />

und ermöglicht auch anspruchsvollere<br />

Monitoringvorhaben.<br />

Bei jeder Charge wird eine Keimfähigkeitsprüfung<br />

durchgeführt und macht so<br />

das Ansaatergebnis prognostizierbar.<br />

Unsere Technik und Struktur ermöglichen<br />

es, diese enge Herkunftsbindung<br />

bundesweit umzusetzen; egal wo ange-<br />

sät wird, wir sind zum Ernten immer ganz<br />

nah vor Ort.<br />

Wir übertragen auch seltene Arten und<br />

lokale Rassen.<br />

Daneben übertragen wir auch Orchideen,<br />

Moose, Pilze, Kleinlebewesen, Bodenorganismen<br />

usw.<br />

Heudrusch® ist mehr als Ansaat. Heudrusch®<br />

ist der Start einer Biozönose.<br />

Obwohl wir preislich der Mercedes unter den<br />

Ansaatmethoden sind, begrünen wir jährlich<br />

mehr Flächen. Vor 20 Jahren waren dies wenige<br />

Hektar. Aber bereits hier waren unsere<br />

Flächen ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung<br />

des Biotopverbunds und der Ausstattung<br />

der Landschaft mit naturschutzfachlich<br />

wertgebenden Lebensräumen. Heute begrünen<br />

wir über 100 Hektar jährlich.<br />

In der Regel erreichen bei allen angesäten<br />

Flächen große Teile innerhalb von nur 5<br />

Jahren eine Qualität, die den Kriterien der<br />

amtlichen Biotopkartierung entspricht.<br />

Allen, die nun befürchten, dass wir mit<br />

unserem Heudrusch®-Verfahren ganz<br />

Bergwiese Hunsrück Bergwiese Eifel<br />

Bergwiese Schwarzwald mit Teufelskralle<br />

Deutsch land in ein Naturschutzgebiet verwandeln,<br />

können beruhigt sein.<br />

Ich schätze unseren Marktanteil bei Begrünungen<br />

in der freien Landschaft, bei denen<br />

ein gesteigertes Interesse an einer hohen<br />

naturschutzfachlichen Qualität zumindest<br />

angegeben wird, auf etwa 3 %. Bei den Projekten,<br />

die nach etwa fünf bis zehn Jahren<br />

aufgrund der floristischen Ausstattung einen<br />

naturschutzrechtlichen Schutzstatus<br />

verdienen, beträgt unser Marktanteil mindestens<br />

50 %.<br />

Dipl. Ing. Joe Engelhardt,<br />

Geschäftsführer<br />

von Engelhardt-Ökologie.<br />

D – Gangkofen.<br />

Seit 1987 Anwendung<br />

von Heudrusch-Ansaaten.<br />

Joe Engelhardt<br />

konnte leider nicht als<br />

Referent an den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n teilnehmen,<br />

hat uns jedoch seinen Text für den <strong>Tagungsband</strong><br />

zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.<br />

Tel. 0 87 22 - 940-20,<br />

info@engelhardt-oekologie.de<br />

26 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 27


Abendprogramm<br />

Alles Käse oder was?<br />

Käse aus blumenreichen Bergwiesen.<br />

Käseprobe mit echtem Wiesen-Bergkäse.<br />

Käsegeschichten und Käseführung<br />

Alles Käse … Käsefüße<br />

… Der sieht aber käsig<br />

aus … Dreikäsehoch –<br />

und sonst noch?<br />

Nach dem Abendessen mit Wildkräuterkostproben<br />

von Friedhelm Strickler und Tina<br />

Mann gab es eine Käseverkostung, bei der<br />

signifikante Geschmacksunterschiede erwartet,<br />

aber aus unerklärlichen Gründen<br />

nicht bestätigt wurden.<br />

Einführung<br />

Mami, ich mag keinen Käse mit Löchern.“<br />

„Gut, iss den Käse und lass die Löcher liegen!“<br />

Woher stammt der Spitzname „Käsekopf“?<br />

Holländer, verwendeten im Mittelalter hölzerne<br />

Käseformen als Helme.<br />

Frage: Hat ein Doppelrahm-Frischkäse mit<br />

60 % Fett i. Tr. weniger oder mehr Fett als ein<br />

Schnittkäse mit 45 % Fett i. Tr.? (weniger)<br />

Frage: Was ist der Unterschied zwischen<br />

Männern und Käse? Käse reift!<br />

Frage: Zur Herstellung von 1kg Hartkäse werden<br />

wie viel Liter Milch benötigt? (10-12 l)<br />

Kurzgeschichte<br />

Die Urform des Käses ist vermutlich seit der<br />

Steinzeit bekannt: Jäger entdeckten im Magen<br />

gesäugter Wiederkäuer-Jungtiere weiße,<br />

gallertartige Klumpen (fermentierter<br />

Labquark). Sicher ab etwa 5000 v. Chr.:<br />

Käsen war in Mesopotamien, im Schwarzmeerraum,<br />

in Kleinasien, Ägypten und Nordafrika<br />

bekannt. Weltweit gibt es heute bis<br />

zu 5.000 verschiedene Käsesorten mit größter<br />

Käseproduktion in den USA, D, F, NL.<br />

Grundkenntnisse:<br />

Von der Milch zum Käse<br />

Die festen Inhaltsstoffe der Milch werden<br />

von flüssigen Bestandteilen (Molke) getrennt.<br />

Die Dicklegung erfolgt durch zwei<br />

Herstellungsverfahren:<br />

Sauermilchkäse: Verwendung spezieller<br />

Milchsäurebakterien zur Dicklegung (nur<br />

wenige Käsesorten).<br />

Labkäse: Die Gerinnung von Milcheiweiß<br />

wird gezielt angeregt, indem ihr zu<br />

Beginn des Käsens Lab zugesetzt wird.<br />

Dieses Enzym wurde früher ausschließlich<br />

aus dem Magen von Kälbern gewonnen<br />

(enthält Begleitstoffe, die dem reifen Käse<br />

Geschmacksnoten verleihen). Seit etwa<br />

30 Jahren gibt es auch Lab, das mikrobiell<br />

aus Schimmelpilzen gewonnen wird.<br />

Mikrobielles Lab wird oft von Vegetariern<br />

bevorzugt, die Kälberlab aus ethischen<br />

und/oder religiösen Gründen ablehnen.<br />

Der Begriff „mikrobielles Lab“ ist streng genommen<br />

nicht korrekt, denn Lab darf ein<br />

Gerinnungsmittel nur dann heißen, wenn<br />

es aus Wiederkäuermägen stammt. Mikrobielles<br />

Lab (Labaustauschstoff) ist billiger<br />

als Kälberlab und wird zunehmend eingesetzt.<br />

Nach anfänglichen Problemen kann<br />

man mit Labaustauschstoff heute nicht nur<br />

Frisch- und Weichkäse, sondern auch län-<br />

ger reifende Schnittkäse und sogar Bergkäse<br />

fertigen. „Vegetarischer Käse“ ist ein<br />

unglücklicher Begriff (Mikroorganismen,<br />

Milch).<br />

Der Lab-Wirkstoff Chymosin wird auch gentechnisch<br />

hergestellt. Das Gen-Lab ist in<br />

den USA und Großbritannien weit verbreitet.<br />

Es ist in Deutschland zwar zugelassen<br />

(keine Kennzeichnungspflicht, laboranalytisch<br />

noch nicht eindeutig identifizierbar),<br />

für Bio-Käse jedoch tabu.<br />

Zurzeit gibt es noch keine Pflanzen, die<br />

ausreichend Enzyme besitzen, um Milch<br />

für Schnittkäse gerinnen zu lassen (Quark<br />

+ Frischkäse geht). Feigen, Labkraut, Korbblütler,<br />

Artischocken, Klee werden erforscht.<br />

Bergkäse<br />

Bergkäse werden aus roher Milch hergestellt.<br />

Die durch Lab dickgelegte Milch wird<br />

mit der Käseharfe zum „Bruch“ zerschnitten,<br />

damit sich die Molke vom Milcheiweiß<br />

und den darin eingeschlossenen Fettanteilen<br />

trennt. Dann wird der Bruch in großen<br />

Kesseln in der Molke noch einmal erwärmt<br />

(„gebrannt“), um die Käsemasse fester und<br />

trockener zu machen. In den Alpkäsereien<br />

wurde früher (teils noch heute) die Käsemasse<br />

mit einem Tuch aus dem Kessel geschöpft<br />

(der Inhalt des Kessels bestimmte<br />

die Größe des Käses), in den Großkäsereien<br />

läuft die Masse auf große Stahlsiebe, die jeweils<br />

einen Käse fassen. Nach dem Ablaufen<br />

der Molke kommt er unter die Presse,<br />

wird mehrmals gewendet<br />

und schließlich in<br />

ein Salzbad gelegt.<br />

Danach müssen sie abtrocknen,<br />

evtl. im Keller<br />

gären und anschließend im kühlen Lagerkeller<br />

reifen. Während der ganzen Zeit müssen<br />

sie regelmäßig gewendet, gewaschen<br />

und gesalzen werden, zuerst täglich, später<br />

zweimal in der Woche. Die Reifezeit beträgt<br />

mindestens drei Monate, optimal sind<br />

sechs Monate.<br />

Hartkäse ist besonders leicht verdaulich,<br />

da einige Eiweißbestandteile durch den<br />

langen Fermentationsprozess bereits aufgeschlossen<br />

wurden. Er hat die längste<br />

Reifezeit aller Käsesorten, sie liegt, je nach<br />

Sorte, bei bis zu drei Jahren. Daher hat<br />

Hartkäse einen kräftigen Geschmack und<br />

sein Aroma ist sehr intensiv. Beim Alter, bei<br />

der Härte und bei den Kocheigenschaften<br />

enden die Gemeinsamkeiten von verschiedenen<br />

Hartkäsesorten. Jeder ist ein Typ für<br />

sich, mit eigener Geschichte, Herstellung<br />

und charakteristischem Geschmack.<br />

Bergkäse wurde früher direkt auf der Alp<br />

hergestellt, wo die Kühe den Sommer über<br />

auf den Bergwiesen weideten und erst im<br />

Herbst in die heimatlichen Ställe zurückkehrten.<br />

Sie werden nach ursprünglichem<br />

Verfahren hergestellt und sind unterschiedlich<br />

in Größe, Rinde und Geschmack (würzig<br />

pikant). Meist nur in der näheren Umgebung<br />

des Herstellungsortes erhältlich.<br />

Einteilung von Käse<br />

Die meisten bekannten Namen sagen wenig<br />

über die Herkunft aus. Ein Emmentaler<br />

kommt meistens nicht aus der Schweiz.<br />

Der Name ist (wie Gouda, Camembert u.a.)<br />

eine so genannte Standardsorte aus der<br />

Käseverordnung. Letztere legt jeweils Fettgehalt,<br />

Reifezeit und andere Eigenschaften<br />

fest, die ein Käse erfüllen muss, damit er<br />

sich mit dem Sortennamen schmücken<br />

darf. Bei allen anderen Produkten müssen<br />

Name, Herkunftsland und Käsegruppe angegeben<br />

werden.<br />

EU-weit gibt es für Lebensmittel geschützte<br />

Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützte<br />

geographische Angaben (g.g.A),<br />

die neben der Herkunft auch bestimmte<br />

Herstellungsmethoden festlegen und den<br />

Markennamen schützen. Etwa „Parmigiano<br />

Reggiano“ (echter Parmesan). Über 160<br />

Käsesorten sind EU- weit geschützt, davon<br />

stammen nur vier aus Deutschland: Allgäuer<br />

Emmentaler, Allgäuer Bergkäse, Altenburger<br />

Ziegenkäse und Odenwälder Frühstückskäse.<br />

Als Kunstkäse, Analogkäse, Käseersatz oder<br />

Käseimitat bezeichnet man Imitate von<br />

Abendprogramm<br />

Käse, die nicht oder nur anteilig aus Milch<br />

oder Milchprodukten hergestellt werden.<br />

(Vorreiter USA, kostengünstiger, da keine<br />

Reifezeit, kontrollierbare Eigenschaften<br />

wie Schmelzverhalten, Hitzebeständigkeit).<br />

Dabei werden Milchfett und Milcheiweiß<br />

durch andere tierische oder pflanzliche<br />

Fette/Eiweiße ersetzt: Rindertalg, Wasser,<br />

Milch-, Soja-, Bakterieneiweiß, Palmöl, Stärke,<br />

Emulgatoren, Aromen, Farbstoffe, Salz,<br />

Geschmacksverstärker…Verwendung in D<br />

hauptsächlich für Gastronomie und Bäckereien<br />

(100.00 t/a, ungenügend deklariert).<br />

Alternativkäse für Veganer. Es gibt hier<br />

keine spezielle Kennzeichnungspflicht. Gemäß<br />

europäischer Lebensmittel VO ist die<br />

Bezeichnung „Käse“ jedoch nicht gestattet,<br />

wenn Milchfett gegen pflanzliches Fett ausgetauscht<br />

wurde.<br />

Fettgehaltsstufen in % von der<br />

Trockenmasse (nicht vom Gesamtgewicht):<br />

Käse verliert während der Lagerung an<br />

Feuchtigkeit und damit an Gewicht. Das<br />

Verhältnis von Fettmenge zu Trockenmasse<br />

in einem Stück Käse bleibt während der<br />

gesamten Zeit gleich. Fettgehalt in der Trockenmasse:<br />

Magerstufe < 10 % Fett i. Tr. Fettstufe 40 % Fett i. Tr.<br />

Viertelfettstufe 10 % Fett i. Tr. Vollfettstufe 45 % Fett i. Tr.<br />

Halbfettstufe 20 % Fett i. Tr. Rahmstufe 50 % Fett i. Tr.<br />

Dreiviertelfettstufe 30 % Fett i. Tr. Doppelrahmstufe 60–87 % Fett i. Tr.<br />

28 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 29


Abendprogramm<br />

Enthält ein Käse mehr<br />

Wasser, hat er weniger<br />

Trockenmasse,<br />

somit auch weniger<br />

Fett und umgekehrt.<br />

Der Fettgehalt der Frischmasse ergibt sich,<br />

wenn man den Fettanteil der Trockenmasse<br />

mit folgenden Faktoren multipliziert:<br />

Frischkäse x 0,3 – Schnittkäse x 0,6 – Weichkäse<br />

x 0,5 – Hartkäse x 0,7.<br />

Verkostung der Bergkäse unter schiedlicher<br />

Käsereien in vier Durchgängen:<br />

3 Monate alter Mönchkopf<br />

(ÖMA – nicht Bio)<br />

3 - 4 Monate alter Baldauf Bergkäse<br />

(www.baldauf-kaese.de)<br />

4 - 6 Monate alter Baldauf Wildblumenkäse<br />

– Toggenburger Blumenkäse (ÖMA)<br />

6 - 16 Monate alter Baldauf Bergkäse<br />

von der Hochalpe – 6 Monate alter<br />

Inntaler Bergkäse<br />

(www.kaeserei-lerchenmueller.de)<br />

The winner is??? Leider nicht empirisch zu<br />

ermitteln.<br />

Alles Käse oder was? Warum<br />

Biokäse gesünder ist…<br />

Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs<br />

bei Biokäse vorzugsweise aus ökologischer<br />

Erzeugung. Sie unterliegen den jeweiligen<br />

Verbandsrichtlinien (bezügl. Milchprodukte,<br />

Kräuter, Nüsse…) d.h. artgerechte<br />

Tierhaltung (Auslauf, Weide) und ökologisch<br />

angebautes Futter. Importierte Futtermittel<br />

sind tabu, keine Dioxine oder Gensoja,<br />

keine Antibiotika, Anabolika und andere<br />

künstliche Zusätze. Bei Krankheit der Tiere:<br />

Naturheilverfahren, Homöopathie<br />

Verarbeitung Biokäse: Nicht zugelassen<br />

sind: Sterilisation, indirekte Verfahren der<br />

Hoch- und Ultrahocherhitzung, technische<br />

Säuerung. Keine gentechnischen Verfahren,<br />

keine Mikrowellen, ionisierenden Strahlen<br />

und mikrobioziden Gase. Keine Verwendung<br />

von Aromen zur Imitierung von Rohstoffen<br />

oder zur Behebung von Qualitätsmängeln,<br />

Salz ohne Rieselhilfen.<br />

Käseherstellung: Bio-Käsereien verzichten<br />

auf problematische Zusatzstoffe wie Natriumnitrat<br />

(Schnittkäse), das Antibiotikum<br />

Natamycin oder das Enzym Lysozym (aus<br />

Hühnereiern oder gentechnisch erzeugt).<br />

Diese Stoffe helfen konventionellen Betrieben,<br />

Qualitätsprobleme bei der Milch oder<br />

in der Verarbeitung zu umgehen (verhindern,<br />

dass Buttersäurebakterien, die durch<br />

die Verfütterung von vergärtem Gras oder<br />

Mais (Silage) in die Milch gelangen, den<br />

Schnittkäse ungenießbar machen). Um keine<br />

Probleme mit Buttersäurebakterien zu<br />

bekommen, verzichten viele Bio-Betriebe<br />

auf Milch aus Silage-Fütterung.<br />

Enzyme Biokäse: Lab und Labaustauschstoffe<br />

ohne Konservierungsstoffe, keine<br />

weiteren Enzyme (z.B. Lysozym), kein Gen-<br />

Chymosin. Im konventionellen Bereich werden<br />

Gen-Enzyme erforscht, die die Reifezeit<br />

verkürzen.<br />

Unbedenkliche Lebensmittelzusatzstoffe<br />

bei Biokäse wie z.B. Pflanzenkohle, Rauch<br />

aus naturbelassenen Hölzern (keine Räucheraromen)<br />

Verarbeitungshilfsstoffe: Konventionelle<br />

Käserinde (Hart- und Schnittkäse) enthält<br />

das Fußpilz-Medikament Natamycin (Antibiotikum)<br />

gegen Schimmel und Nisin<br />

(Antibiotikum) zur Konservierung. Für den<br />

goldenen Farbton von Gouda und Tilsiter<br />

sorgen Farbstoffe wie das allergisierend<br />

wirkende Bixin.<br />

Bei Biokäse sind nur Überzüge basierend<br />

auf pflanzlichen Ölen, Essig, Bienenwachs,<br />

natürlichen Hartparaffinen, mikrokristallinen<br />

Wachsen (ungefärbt, ohne weitere<br />

Zusätze) erlaubt. Die Oberflächenbehandlung<br />

von (halbfestem) Schnittkäse erfolgt<br />

Erwartungsvolle Stimmung vor dem<br />

nächsten Käsegang<br />

nur mit Dispersionen ohne PVC, Konservierungsstoffe<br />

mit antibiotischer Wirkung<br />

(Kaliumsorbat, Natamycin, Nisin) und ohne<br />

künstliche Farbstoffe. Reifungsfolien sind<br />

nur bedingt zulässig (deklarationspflichtig).<br />

Die im konventionellen Bereich üblichen<br />

Phosphate (Schmelz- und Kochkäse) sind<br />

im Biobereich nicht zugelassen<br />

Volldeklaration bei Biokäse: keine Klassenbezeichnung<br />

bei Zusatzstoffen.<br />

Bio-Schafs- oder Ziegenkäse stammt zu<br />

100% aus Milch von der jeweiligen Tierart.<br />

Bei konventionellem Käse genügen schon<br />

15 Prozent der jeweiligen Milch.<br />

Weblinks<br />

http://www.schrotundkorn.de/2008/<br />

200811a01.html<br />

http://www.naturkost.de/basics/p11201.htm<br />

http://www.naturkost.de/basics/kaese.htm<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4se<br />

http://www.shop.hessenkaese.de/start.<br />

htm?kuhmilchkaese_2.htm<br />

http://www.exquisine.de/net/mk/<br />

emmentaler.htm<br />

Mit Käseführerin Dipl.-Ing.<br />

agr. Kerstin Lüchow,<br />

arbeitete lange in der<br />

Biobranche.<br />

Tel. 07131 – 17 21 33<br />

kerstinluechow@web.de<br />

Wildkräuterbuffet mit Biowein<br />

Wildkräuter kulinarisch im Januar? Der aufmerksame Leser runzelt leicht verwirrt<br />

die Stirn und hält das Ganze schon mal gleich für einen fake. Denn: woher sollten<br />

sie schon kommen, die wilden Kräuter mitten im Januar und – mal ganz abgesehen<br />

von etlichen Zentimetern Schnee.<br />

Doch, bei näherem Hinsehen, stellt sich heraus,<br />

die Sache ist von langer Hand geplant<br />

und deswegen gibt es vorbereitete Wildkräuter,<br />

die schlicht und einfach eingefroren<br />

waren.<br />

Dadurch ist allerdings die Auswahl begrenzt,<br />

denn nicht jedes Wildkraut eignet<br />

sich gleichermaßen für die Tiefkühltruhe.<br />

Die Wildkräuterexpertin Christina Mann<br />

Kräuterhof Mann in Eckelsheim und (der<br />

allseits bekannte und beliebte) Friedhelm<br />

Strickler, Wildpflanzengärtner aus Alzey,<br />

haben ihren Fundus durchgesehen und die<br />

relevanten wilden Pflanzen zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Knoblauchsrauke, Gundermann, Pfeilkresse,<br />

Taubnessel, Schafgarbe, Labkraut und<br />

natürlich die Brennnessel waren mit dabei.<br />

Alles bekannte und in der Küche außerordentlich<br />

beliebte Wildkräuter, die man unbedenklich<br />

auch einmal in größeren Mengen<br />

verzehren kann.<br />

Knoblauchsrauke z. B., das schlichte Pendant<br />

zum Bärlauch, wenn auch nicht weniger<br />

inhaltsreich (Senfölglycoside, Knoblauchöl,<br />

Vit. A, B1 und C) aber eben etwas weniger<br />

intensiv im aromatischen Ausdruck.<br />

Oder Gundermann, während des Mittelalters<br />

eine geschätzte Heilpflanze (Bitterstoffe<br />

und Gerbstoffe, ätherische Öle, etwas<br />

Vitamin C, Kalium), für allerlei Hauterkrankungen<br />

und Magenwehwehchen. Wegen<br />

seiner intensiven und aromatischen Öle<br />

aber auch in der Küche gerne gesehen und<br />

auch sehr bekannt als wichtiges Zauberkraut.<br />

Die Pfeilkresse, einer der Neophyten unserer<br />

Tage, in Mitteleuropa inzwischen recht<br />

verbreitet. Die noch nicht geöffneten Blütenknospen<br />

sind kresseähnlich lecker und<br />

zum Würzen von Suppen, Saucen, Salaten<br />

etc. sehr gut geeignet. Auch die getrockneten<br />

Samen, die allerdings ziemlich scharf<br />

sind, lassen sich als Würzstoff einsetzen.<br />

Taubnesseln sind dagegen schon lange<br />

bei uns heimisch, und schon als Kind<br />

weiß man um die süßen Inhalte der Blüten.<br />

Taubnesselblätter sind aber auch essbar<br />

und schmecken gar nicht so schlecht. Die<br />

Schulmedizin verwendet die Taubnessel<br />

hauptsächlich bei Katarrhen der oberen<br />

Luftwege und bei Magen- und Darmproblemen,<br />

ist aber insgesamt eher zögerlich<br />

bei der Verwendung und mischt oft mit anderen<br />

Kräutern.<br />

Leere Weingläser und kräutergefüllte Biobäuche<br />

Abendprogramm<br />

Schafgarbe ist eine klassische Heilpflanze<br />

(Ätherische Öle mit den Hauptbestandteilen<br />

Campfer, Cineol, Eukalyptol, Thujon außerdem<br />

Bitterstoffe (Achillein), Gerbstoffe,<br />

Flavonoide, Vitamine C und K, recht viel<br />

Kalium, Harze und Säuren ), die auch heute<br />

noch durchaus im Einsatz ist, vor allem<br />

bei Leiden im Magen –Darm-Bereich. Aber<br />

auch in der Küche ist sie mit ganz leichten<br />

Bitterstoffen sehr beliebt. Beispielsweise<br />

gehört ein Butterbrot mit klein geschnittener<br />

Knoblauchsrauke und Schafgarbe zu<br />

den lukullischen Highligths des Frühlings<br />

(jedenfalls des meinen).<br />

Labkraut, das Kraut für die Unsterblichkeit<br />

der Seele. Galium verum enthält so viel<br />

von dem Stoff, der dem Labferment des<br />

Kälbermagens ähnelt, dass man mit den<br />

Blüten Käse aus Milch herstellen kann. Als<br />

kühlendes Kraut hilft es bei Fiebererkrankungen<br />

und ist vor allem für Kinder geeignet,<br />

da es kaum Nebenwirkungen hat. In<br />

der Frühlingsküche ist das Wiesen-labkraut<br />

(gallium mollugo) beliebt, weil es kaum Bitterstoffe<br />

enthält.<br />

30 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 31


Abendprogramm<br />

Wildkräuterrezepte <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />

Wildkräuter-Spundekäse<br />

(5 – 6 Personen)<br />

500g Quark<br />

125g Frischkäse<br />

0,25 l Schmand<br />

80 g weiche Butter<br />

gut miteinander verrühren.<br />

Mit vielen gemischten Wildkräutern, Salz<br />

und Paprika würzen<br />

Schinken-Kräuter-Brot<br />

500 g Mehl<br />

300 ml Milch<br />

150 g geschmolzene Butter<br />

1 Würfel Hefe<br />

1 Ei<br />

1 TL Salz<br />

Aus diesen Zutaten einen Hefeteig herstellen.<br />

Auf das Doppelte gehen lassen.<br />

Anschließend folgendes zugeben und<br />

leicht unterkneten:<br />

3 EL. gehackte Walnüsse<br />

200 - 250 g gebratene Schinken- oder<br />

Dörrfleischwürfel (abgekühlt)<br />

4 EL frische gehackte Wildkräuter<br />

(Schafgarbe, Löwenzahn, Knoblauchsrauke,<br />

Dost, Quendel etc.)<br />

Denn Teig in eine Form geben und erneut<br />

20 Min. gehen lassen. Bei guter<br />

Mittelhitze (180 – 200° C) 45 bis 50 Min.<br />

backen<br />

Kräuter-Quiche<br />

(4 – 6 Personen)<br />

Zutaten Teig:<br />

200g Mehl<br />

125 g Butter<br />

1 Ei<br />

1 Prise Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

2 El. Wasser<br />

Oder Blätterteig verwenden<br />

Belag:<br />

200 g gekochter Schinken oder geräucherten<br />

oder frischen Lachs<br />

150 g Schmand nach Geschmack mit<br />

Meerrettich gewürzt<br />

100 – 150 g frische Wildkräuter oder<br />

auch von einer einzelnen Pflanze<br />

Sauce:<br />

2 Eier<br />

1 El. Mehl<br />

125 g saure Sahne<br />

125 g Sahne<br />

Pfeffer und Salz<br />

Evtl. Käse für oben drüber (nicht bei<br />

Lachs!)<br />

Aus den Teigzutaten einen Knetteig herstellen<br />

und auf ein mittleres Pizzablech<br />

geben. Mehrmals einstechen und mit<br />

Sauerrahm bestreichen. Anschließend<br />

den Schinken oder Lachs verteilen. Die<br />

klein geschnittenen Kräuter in die Eiermilch<br />

einrühren, würzen und auf dem<br />

Schinken / Lachs verteilen.<br />

Im vorgeheizten Ofen bei 225 Grad ca.<br />

25 – 30 Min. backen. Am besten die ersten<br />

10 Min. auf der unteren Rille<br />

Wein- oder Salatblätter<br />

Wurst und Quark und saure Sahne vorsichtig<br />

aber gründlich miteinander verrühren.<br />

Die anderen klein geschnittenen<br />

Zutaten und Gewürze untermengen, mit<br />

dem Eisportionierer auf die Blätter verteilen<br />

und mit dunklem Brot servieren.<br />

Landhaus Streichwurst<br />

(Für 5 Personen)<br />

200g Hausmacher Leberwurst grob<br />

50 g feine Kalbsleberwurst<br />

50 g Magerquark<br />

25 g Saure Sahne<br />

½ TL mittelscharfer Senf<br />

Salz, Pfeffer<br />

¼ gelbe oder orange Paprika<br />

½ Handvoll klein geschnittene Brunnenkresse<br />

oder Pfeilkresse oder Knoblauchsrauke<br />

oder Gundermann<br />

½ Zwiebel sehr fein gewürfelt oder 1<br />

Frühlingszwiebel<br />

1 mittelgroße Gewürzgurke<br />

fein gewürfelt.<br />

Kräuter-Käse-Creme<br />

(Für 6 Personen)<br />

25 - 50g Butter<br />

300 g Schmand<br />

100g Süße Sahne<br />

½ EL Knoblauchpulver oder ½ Zehe<br />

½ Bund wilde Rauke<br />

1 Topf Kresse<br />

Grün von ½ Bund Lauchzwiebeln<br />

50g schwarze Oliven gehackt<br />

50 g Parmesan gerieben oder stattdessen<br />

150-200 g geriebener Gouda, wenn<br />

es milder sein soll. (Mit Parmesan nicht so<br />

gut vorzubereiten, weil der Geschmack<br />

durchzieht). Paprika, Kräutersalz.<br />

Butter leicht verflüssigen und mit<br />

Schmand und Käse verrühren, süße Sahne<br />

unterrühren und die klein gehackten<br />

Kräuter und Oliven. Dann kurz!!! Pürieren,<br />

mit Salz und Paprika oder Pfeffer<br />

abschmecken.<br />

Kann gut 1 Tag vorher zubereitet werden<br />

(ggf. ohne Käse).<br />

Als Dipp mit Laugenbrezel oder zu Pellkartoffeln<br />

oder auf Graubrot<br />

In „wein“erlicher Stimmung<br />

Und – last but not least – die Brennnessel,<br />

über die man so viel erzählen könnte, dass<br />

es ein Tagesseminar und mehr füllen würde.<br />

In der Heilkunde schon seit Urzeiten beliebt,<br />

findet es sich auch heute, wie schon früher<br />

in der Küche wieder. Allein die 330 mg Vita-<br />

Flora Primelwurz<br />

min C in 100 g Blattmasse sind eben kaum<br />

zu toppen. Brennnessel, Pucvush genannt,<br />

ist die Schutzpflanze der ‚kleinen Leute’,<br />

und die kennt ja jeder Gärtner, schließlich<br />

gehören die Garten-Zwerge auch dazu.<br />

Bevor es aber ans Essen ging, gab es Wildkräuter<br />

in Wein. Ein echter, nach mittelalterlichem<br />

Rezept produzierter „Kräuterwein<br />

Artemisia“ machte als köstlicher Aperitifwein<br />

den Anfang und sorgte so für einen<br />

freudig aufnahmebereiten Magen und natürlich<br />

auch gleich für die angemessene<br />

Verdauung.<br />

Wilder Beifuß mit Dornfelder und Honig<br />

gemeinsam vergoren reifen zu einem honigzarten,<br />

fruchtigfülligen Aperitifwein, der<br />

Nase und Gaumen gemeinsam mit Freude<br />

Ein Kindertheaterstück zum Thema Natur und Umwelt<br />

Projektbeschreibung<br />

Beim Treffen der deutschen Naturgärtner<br />

im Januar 2009 entstand die Idee, anlässlich<br />

des 20jährigen Bestehens des <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. 2010 ein „Gärtner- und Naturstück“ zu<br />

inszenieren, welches unbedingt Open-Air<br />

tauglich und mobil sein muss, damit es auch<br />

im Freien aufgeführt werden kann. Auf der<br />

Suche nach einem kompetenten Regisseur<br />

kam Herr Mixsa ins Spiel. Bei diesem Theaterstück<br />

für Kinder- und Familienpublikum<br />

können Frau Scholz und Herr Mixsa ihre<br />

früheren Gärtner- und jetzige Puppenspielprofessionen<br />

miteinander verbinden und<br />

ihre Fachkompetenzen ausspielen.<br />

Die Stückidee<br />

Flora Primelwurz liebt ihren Garten aus<br />

vollem Herzen. Jeden Tag entdeckt Sie<br />

Neues darin: ein Blatt, eine Blüte, Ameisen,<br />

Regenwürmer, ein schön gewachsener Ast,<br />

ein glatter Stein. Sie hegt und pflegt ihn,<br />

wie man es nur aus tiefster Liebe heraus<br />

macht. Doch eines Morgens kann die kaum<br />

glauben, was sie sieht: abgerissene Blumen,<br />

zertrampeltes Gras, abgeknickte Äste,<br />

Löcher in den Beeten... Wer war das? Wer<br />

ist so gemein und zerstört ihr kleines Paradies?!<br />

Wer schmatzt und rülpst unter dem<br />

Strauch ungeniert vor sich hin? Wie kriegt<br />

Flora diesen Eindringling wieder aus ihrem<br />

Garten hinaus? Ökologisch korrekt oder mit<br />

der Giftspritze...? Oder hilft hier der Grüne<br />

Daumen?!<br />

Das Stück ist für alle ab 4 Jahre geeignet.<br />

Gespielt wird mit Materialien aus der Natur<br />

– also Erde, Holz, Steinen, Wasser und<br />

Früchten – und Gartengeräten. Alles entsteht<br />

und vergeht auf einer mobilen Schubkarrenbühne<br />

und ist für Auftritte im Freien<br />

und in Sälen geeignet. Und natürlich für<br />

Gartenfeste aller Art!<br />

Das Artisjok Theater<br />

Im Januar 2008 gründete die Hohnsteinerin<br />

Anke SCHOLZ, seit 1994 freischaffende<br />

professionelle Puppenspielerin, ihr eigenes<br />

Tourneetheater mit Sitz in Schweighofen/<br />

Pfalz.<br />

In den vergangenen Jahren kontinuierlicher<br />

freier und professioneller Theaterarbeit<br />

beim ChausséeTheater entwickelte<br />

Abendprogramm<br />

erfüllt. Ganz wie schon Paracelsus, dem<br />

das Rezept zu verdanken ist, wusste, als er<br />

meinte, dass ein auf dem ‚Trotten vergorener<br />

Kräuterwein’ nicht nur wirksam sondern<br />

vor allem auch wohlschmeckend sei.<br />

Kein Wunder, dass von dem wunderbaren<br />

Buffet wie auch von dem wohlschmeckenden<br />

Wein nicht viel übrig geblieben<br />

ist…<br />

Christina Mann<br />

Weingut & Kräuterhof<br />

Mann<br />

Tel. 06703 – 12 94<br />

info@kraeuterhexeeckelsheim.de<br />

oder<br />

info@weingutmann.de<br />

sich in zahlreichen Projekten ein eigener<br />

Stil, welcher mit Einladungen zu Gastspielen<br />

im In- und Ausland (z.B.: Belgien,<br />

Dänemark, Italien, Frankreich, Niederlande,<br />

Polen, Schweiz, Slowenien) honoriert<br />

wurde. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit sind<br />

internationale und mehrsprachige Theaterprojekte,<br />

Verbindung von Figurentheater<br />

und Schauspiel, Sprachspielereien und Einsatz<br />

von Lautmalerei sowie Programme mit<br />

Livemusik und szenisch gestalteten Texten.<br />

Ausstattung und Spiel:<br />

Anke Scholz, 76889 Schweighofen<br />

Text und Regie:<br />

Jan Mixsa, Berlin<br />

Eine Produktion vom:<br />

ArtisjokTheater<br />

Ein Kindertheaterstück auf einer mobilen<br />

Schubkarrenbühne zum Thema Natur &<br />

Umwelt. Die Idee zum Stück entstand spontan<br />

beim Besuch der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2009<br />

32 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 33


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Naturspielräume –<br />

von der ersten Idee bis heute<br />

1970 trat ich als junger Biologe die Stelle<br />

als Biologielehrer am kantonalen Kindergärtnerinnen-<br />

und Lehrerseminar (heute<br />

pädagogische Hochschule) in Solothurn<br />

an. Was für eine Herausforderung zukünftige<br />

Unterrichtende am Kindergarten und<br />

an der Volksschule auszubilden! Meine<br />

StudentInnen sollten praxisbezogen unterrichtet<br />

werden, wenn möglich an lebenden<br />

Pflanzen und Tieren arbeiten und so auch<br />

eine Beziehung zur Natur aufbauen. Aber<br />

wo nehme ich mitten in der Stadt einheimische<br />

Pflanzen und Tiere her? Ich hatte<br />

Glück: In zwei Jahren sollte die neue Seminaranlage<br />

bezugsbereit sein. Die Aussenanlagen<br />

waren noch nicht geplant. Da kam<br />

die <strong>Naturgarten</strong>idee von Urs Schwarz gerade<br />

recht. Das war`s! Verschiedene Biotope<br />

wie Hecken, Blumenwiesen, Trockenstandorte<br />

und Weiher sollen das Gebäude umgeben<br />

und Unterrichtsmaterial liefern.<br />

Es grenzt an ein Wunder, dass die Behörden<br />

das Projekt unterstützten und die Außenanlagen<br />

nach meinen Plänen bepflanzt und<br />

gestaltet wurden. Von 1972 bis zu meinem<br />

Rücktritt aus dem Schuldienst 1998 war ich<br />

für den Unterhalt und die Pflege verantwortlich.<br />

Mich interessierten aber auch Kinder: Wie<br />

spielen sie, was tun sie im Schulhof, im Garten,<br />

im Wald, an einem Bächlein, wenn sie<br />

sich unbeobachtet fühlen, keine Spielgeräte<br />

und kein Spielzeug vorhanden sind?<br />

Ich beobachtete und beobachtete und<br />

staunte immer wieder, wie intensiv Kinder<br />

allein oder mit andern zusammen in und<br />

mit Natur spielten, ohne zu streiten, ohne<br />

Aggressionen. 1979 rief mich eine Kindergärtnerin<br />

an und bat, ihre Kindergartenanlage<br />

ähnlich dem Seminargarten umzugestalten.<br />

Der Garten bestand aus der<br />

üblichen Rasenfläche, war nach allen Seiten<br />

offen, Sichtschutz und Schatten fehlten. So<br />

ging´s los. Die Umgestaltung war bescheiden:<br />

Eine Hecke aus heimischen Gehölzen,<br />

bunt gemischt, rund um die Rasenfläche als<br />

Schattenspender und Sichtschutz gegen<br />

die Straße. Sie entwickelte sich prächtig<br />

und war bald beliebtestes ‚Spielgerät’, bot<br />

aber auch eine Menge Anschauungsmate-<br />

rial- und Beobachtungsmöglichkeiten. Die<br />

Kindergärtnerin war begeistert. Nun tropfte<br />

eine Anfrage nach der anderen herein. Kindergarten-<br />

und Schulanlagen erhielten ein<br />

neues Gesicht. Oft fanden Umgestaltungen<br />

mit SeminaristInnen im Rahmen von Projektwochen<br />

statt. Auch wurden die Anlagen<br />

anspruchsvoller. Zur Hecke gesellten sich<br />

grosszügige Sandanlagen, Hügel, Wälle,<br />

Strauchhäuser und –gänge und natürlich<br />

ein Weiher. Immer stand die Frage im Vordergrund,<br />

was soll die Anlage ermöglichen,<br />

um die vielfältigen Bedürfnisse der Kinder<br />

zu stillen.<br />

1991 folgte ein weiterer, wichtiger Schritt.<br />

Zusammen mit meiner Frau, Lore Lässer,<br />

entstand das Buch ‚Gärten für Kinder’. Das<br />

Echo war gross, und ermöglichte mir nicht<br />

nur Vorträge im ganzen deutschen Sprachraum,<br />

sondern brachte auch Aufträge, Kindergarten-,<br />

Schulanlagen und Spielplätze<br />

umzugestalten.<br />

Auch heute nach über 30 Jahren Beschäftigung<br />

mit naturnahen, kindgerechten Spiel-<br />

Die 9-14 jährigen genießen den naturnahen<br />

Pausenplatz mit verschiedenen Nischen und<br />

Räumen. Aggressionen bleiben fast ganz aus.<br />

Michael Pacher Schule, Brixen.<br />

räumen beobachte ich immer noch Kinder<br />

und merke, dass sich ihre Bedürfnisse nicht<br />

geändert haben. Sie bestärken mich immer<br />

wieder darin, dass die Antworten auf die<br />

Fragen ‚Was sollen Außenanlagen ermöglichen’<br />

und ‚Welche Elemente erfüllen diese<br />

Forderungen’ richtig sind.<br />

Was sollen Außenanlagen<br />

ermöglichen?<br />

Sie sollen den Kindern ermöglichen, Pausen<br />

und Freizeit in vielfältiger Natur zu verbringen,<br />

wo sie ihren Bewegungsdrang uneingeschränkt<br />

ausleben können: rennen, klettern,<br />

springen, rutschen. So lernen sie<br />

auch, die Bewegungen zu koordinieren<br />

und erwerben motorische Fähigkeiten,<br />

die sich positiv auf die kognitive Entwicklung<br />

auswirken.<br />

wo sie die Jahreszeiten, das Wetter und<br />

deren Auswirkungen auf die Natur unmittelbar<br />

erleben und mit Leib und Seele<br />

erfahren.<br />

wo sie oft in Gruppen spielen und lernen,<br />

einander zu respektieren.<br />

wo die Natur auch Spielmaterial liefert,<br />

das die Fantasie der Kinder anregt und<br />

fördert.<br />

wo sie Pflanzen kennen lernen, Tiere beobachten<br />

und so spielerisch eine Beziehung<br />

zur Natur aufbauen können.<br />

Welche Elemente erfüllen<br />

diese Forderungen?<br />

Das wichtigste Element ist eine Hecke aus<br />

heimischen Gehölzen, die zum Verstecken,<br />

Klettern, Schaukeln, Hüttenbauen, zu Rollenspielen<br />

und geheimen Besprechungen<br />

auffordert und Naturerlebnisse ermöglicht.<br />

Sie spendet auch Schatten, bietet Sichtschutz<br />

und eignet sich, Räume zu formen.<br />

Aus einheimischen Sträuchern lassen sich<br />

auch problemlos Strauchhäuser und<br />

-gänge ‚bauen’, die wie die Hecke sowohl<br />

Spieleinrichtungen als auch Biotope sind.<br />

Soll eine Hartfläche aus Asphalt oder anderem<br />

Material vielseitiger bespielbar<br />

gemacht werden, eignen sich verschieden<br />

grosse Steinblöcke, die entweder zu<br />

einem Kletterberg aufeinander getürmt<br />

oder einfach aneinander gereiht werden.<br />

Kinder und Jugendliche nutzen sie nach ihren<br />

Bedürfnissen: Hinaufklettern, Sprünge<br />

von einem Block zum andern, Balancieren<br />

oder schlicht darauf sitzen.<br />

Große Wandkiesflächen, die bei jedem<br />

Wetter bespielt werden können, ermöglichen,<br />

kreativ mit Steinen verschiedenster<br />

Größen, Formen und Farben umzugehen,<br />

zu lochen und graben. In einer Sandanlage<br />

in einer Mulde, wenn möglich verbunden<br />

mit einer Wasserspielanlage, erproben<br />

zukünftige Baumeister ihr Können: Staumauern<br />

und Seen entstehen, werden zerstört<br />

und wieder neu gebaut.<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Bewegliches Material wie Äste, Holzprügel<br />

und Bretter darf ebenfalls nicht fehlen.<br />

Aus Ästen entstehen Hütten, Astsofas, Asttrampolin.<br />

Holzprügel dienen als Hocker,<br />

wird ein Brett darüber gelegt, werden sie<br />

zur Schaukel.<br />

Hügel verbunden mit Erdwällen locken,<br />

darüber zu rennen, zu spazieren oder zu biken,<br />

von oben hinunter zu blicken, hinunter<br />

zu springen oder zu rutschen. Gleichzeitig<br />

unterteilen sie das Gelände in verschiedene<br />

Räume. Wo Wälle und Hügel nicht begangen<br />

werden, wachsen Gras, Kräuter und<br />

je nach Untergrund sogar Blumen.<br />

Ein Weiher – der Minizoo in der Anlage – ist<br />

d a s Freilandlabor für junge Forscher. Auch<br />

ohne Amphibien ist er ein spannender<br />

Lebensraum, weil dort in jeder Jahreszeit<br />

wirbellose Tiere gefischt und beobachtet<br />

werden können.<br />

Literatur:<br />

Alex Oberholzer, Lore Lässer: Gärten für<br />

Kinder, Ulmerverlag Stuttgart 2003<br />

Dr. Alex Oberholzer,<br />

CH – Solothurn. Wegbereiter<br />

der Idee in der Schweiz,<br />

Biologe und <strong>Naturgarten</strong>gestalter,<br />

Buchautor,<br />

Planer vieler Spielräume.<br />

Tel. 0041 32 623 21 34<br />

mail@oberholzerlaesser.ch<br />

34 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 35


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Von Anfang an<br />

demokratisch handeln<br />

Der Dillinger Weg<br />

der Benutzerbeteiligung<br />

Manfred Pappler liest aus<br />

bewegenden Schülerbriefen<br />

„Baue Kindern eine Hütte, und sie werden<br />

Bretter daraus machen. Gib Kindern<br />

Bretter, Hammer und Nägel, und<br />

sie werden eine Hütte daraus bauen!“<br />

Wer sich Gedanken über die Gestaltung<br />

eines Schulhofes, eines Spielplatzes oder<br />

eines Natur Erlebnis Raumes für Kinder<br />

macht, dessen Blicke lenkt diese Weisheit<br />

eines unbekannten Autors auf das Wesentliche:<br />

Die nachwachsende Generation<br />

will gestalten. Ignorieren wir Erwachsenen<br />

dieses in der kindlichen Seele tiefverwurzelte<br />

Urbedürfnis, verurteilen wir Kinder<br />

und Jugendliche zum Abbauen, zum Zerstören.<br />

„Die Zukunft gehört allen. Doch wo sind die<br />

Gelegenheiten, bei denen alle, die es wollen,<br />

ihre Wünsche, Hoffnungen, Ideen und<br />

Vorschläge so deutlich und unüberhörbar<br />

kundtun können, dass sie sich als einflussreiche<br />

Mitgestalter einer Welt fühlen können,<br />

in der sie und ihre Kinder leben werden?“<br />

1<br />

Es ist allerhöchste Zeit, sich auf ein neues,<br />

konstruktiv-kreatives Miteinander mit<br />

der nachwachsenden Generation einzulassen.<br />

Es ist Zeit, Wünsche, Hoffnungen,<br />

Ideen und Vorschläge von Kindern und<br />

Jugendlichen aufzunehmen, wenn es um<br />

die Wahrnehmung ihrer Belange geht. Der<br />

einzige Weg, zukunftsfähige Konzepte zur<br />

Gestaltung von Schule und Schulhöfen zu<br />

entwickeln, besteht darin, die Betroffenen<br />

zu Beteiligten zu machen. Wir brauchen Beteiligungsmodelle<br />

für Kinder und Jugendliche.<br />

, fragte der Zukunftsforscher Robert<br />

Jungk in seinem Buch „Zukunftswerkstät-<br />

ten – Mit Phantasie gegen Routine und Resignation“.<br />

Wo erleben Kinder heute noch<br />

Möglichkeiten zur Mitgestaltung ihres<br />

Lebensraumes? Wohin unser Blick fällt,<br />

beobachten wir Erwachsene, die Kindern –<br />

wohl aus falsch verstandener Zuneigung –<br />

Fertiges präsentieren. Der kindliche und vor<br />

allem jugendliche Wunsch, sich selbst zu<br />

beweisen und anderen zu zeigen, dass man<br />

etwas kann, kollidiert in unserer modernen<br />

Welt zu häufig mit einer erlebten Realität, in<br />

der Kinder als Gestalter nicht mehr gefragt<br />

sind. Der Hang zu perfekt geplanten, oft naturfernen<br />

Gestaltungslösungen drängt Kinder<br />

selbst in ihren Lebensräumen zu häufig<br />

in die Rolle von Statisten. Sogar Plätze, an<br />

denen Kinder einen Großteil ihrer Zeit verbringen,<br />

werden in der Regel von Erwachsenen<br />

geplant und gebaut: Spielplätze, Kindergärten<br />

und Schulhöfe.<br />

Der „Dillinger Weg der<br />

Benutzerbeteiligung“<br />

Im Jahr 1993 begann die Bayerische Akademie<br />

für Lehrerfortbildung und Personalführung<br />

in Dillingen (ALP) damit, sich<br />

der bedenklichen pädagogischen und<br />

planerischen Situation an schulischen Außenanlagen<br />

zu widmen. Unter meiner Federführung<br />

wurde in Zusammenarbeit mit<br />

ausgewählten Schulen und deren jeweiligem<br />

Sachaufwandsträger über mehrere<br />

Jahre hinweg ein didaktisches Modell für einen<br />

Schulentwicklungsprozess der Benutzerbeteiligung<br />

Schritt für Schritt entworfen,<br />

in der Praxis vor Ort erprobt, ausgewertet<br />

und didaktisch weiterentwickelt.<br />

Ein wertvoller Kooperationspartner wurde<br />

in all dieser Zeit der „<strong>Naturgarten</strong> e.V.“ mit<br />

seinem Bundesvorsitzenden Dr. Reinhard<br />

Witt, der mit seinem Konzept der standortgerechten<br />

heimischen Pflanzenauswahl<br />

die Grundlage für unzählige kindliche Naturerlebnisse<br />

legt. Die Modellprojekte in<br />

Lauingen (Schwaben), Schwabach (Mittelfranken),<br />

Gessertshausen (Schwaben),<br />

Abensberg (Niederbayern) und an der<br />

Grundschule Süd in Gunzenhausen (Mittelfranken)<br />

bildeten die Erfahrungsgrundlage<br />

für die wissenschaftliche Evaluation<br />

des didaktischen Modells. Auf der Basis<br />

dieses „Dillinger Modells der Benutzerbeteiligung“<br />

startete die Bayerische Staatsregierung<br />

im Mai 2000 das „100-Schulhöfe-<br />

Förderprogramm“: In diesem staatlichen<br />

Förderprogramm wurden die folgenden<br />

pädagogischen Leitlinien des Dillinger Modells<br />

als Förderkriterien integriert:<br />

Beteiligung aller Schulklassen und Lehrkräfte<br />

einer Schule<br />

Kontinuierliche und intensive Benutzerbeteiligung<br />

bei Planung, Bau und Pflege<br />

eines naturnahen und kindgemäßen<br />

Schulgeländes<br />

Nachhaltige Schulentwicklungsarbeit im<br />

Rahmen einer rund fünfjährigen Projektlaufzeit<br />

Ergriffene Zuhörer lauschen den Worten ehrlicher Schülerbriefe<br />

Einrichtung einer Steuergruppe mit Vertretern<br />

aller am Projekt beteiligten Personengruppen<br />

(Schule – Träger – Kooperationspartner)<br />

Projektbegleitende schulinterne Fortbildungsveranstaltungen<br />

Erarbeitung und kontinuierliche Umsetzung<br />

von pädagogischen Nutzungskonzepten<br />

für praktisches Lernen im Schulgelände<br />

Öffnung des Schulgeländes in unterrichtsfreien<br />

Zeiten<br />

Im Rahmen eines solchen Schulprojektes<br />

können Kinder und Jugendliche aktiv erleben,<br />

dass eine Gemeinschaft von der Verantwortung<br />

jedes einzelnen lebt. Es wurde<br />

ja auch Zeit, dass die nachwachsende Generation<br />

am erlebten Beispiel BEGREIFEN<br />

kann, WIE man Verantwortung in der Gemeinschaft<br />

gestaltet. Das Zusammenwirken<br />

aller Beteiligten bei der Entwicklung<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

eines Natur Erlebnis Schulhofes ist eine<br />

wertvolle Chance für die Gestaltung unserer<br />

gesellschaftlichen Zukunft.<br />

1 Robert Jungk/Norbert Müllert: Zukunftswerkstätten<br />

– Mit Phantasie gegen Routine und Resignation.<br />

München, 1993, Seite 13.<br />

Manfred Pappler, Erfinder<br />

des Dillinger Weges,<br />

mit Schülern, Erwachsenen,<br />

Lehren, Eltern<br />

u.a. zusammen planen,<br />

bauen und pflegen.<br />

D – Gunzenhausen. Jahrelanger Referent für<br />

Umwelterziehung der Akademie für Lehrerfortbildung<br />

und Personalführung in Dillingen und<br />

heutiger Grundschuldirektor der Grundschule<br />

Süd, Tel. 09831 - 508-800<br />

pap@grundschulesuedgunzenhausen. de<br />

36 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 37


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Ein Pionier hat’s nicht immer leicht.<br />

Der Natur-Lehr-Garten in Ranis<br />

Der Garten befindet sich am südwestlichen<br />

Stadtrand der über 1000jährigen Burgstadt<br />

Ranis in Ostthüringen. Es ist ein Natur-Lehr-<br />

Garten mit integriertem Schulgarten in<br />

einer Gesamtgröße von 2000 m² (1500 m²<br />

+ 500 m²). Die Fläche wurde uns von der<br />

Stadt Ranis über den BUND-Kreisverband<br />

Saale-Orla durch einen Nutzungsvertrag<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Höhenunterschiede im Gelände ermöglichten<br />

eine Terrassierung für einzelne Strauch-<br />

und Staudenbiotope, Wildhecken und Naturteiche.<br />

Insgesamt beinhaltet der Garten<br />

etwa 25 verschiedene Biotope mit 65 Wildsträucher-,<br />

18 Wildrosen-, 3 Karden-Arten<br />

sowie 285 Wildstauden-Arten (ein-, zwei-,<br />

mehrjährig).<br />

Damit sind geeignete Lebensräume sowie<br />

Nahrungsquellen für eine artenreiche Tierwelt<br />

wie z.B. Schmetterlinge (ca. 70), Käfer,<br />

allein 18 Singvogelarten, Insekten, Hasel-<br />

und Spitzmäuse sowie eine Anzahl Wirbelloser<br />

geschaffen. Natürlich fehlen Nisthilfen<br />

für Vögel, Fledermäuse und Insekten<br />

(besonders Wildbienen) nicht. Ergänzend<br />

in gleicher Weise wirken Trockenmauern,<br />

Benjeshecken, Totholz- und Reisighaufen.<br />

Auch Lesesteinhaufen und Bauschutthügel<br />

sind vorhanden.<br />

Alle durch den Garten führende Wege bestehen<br />

aus Naturmaterialien, d.h. Holzhäcksel,<br />

Holzpflaster, Ziegelpflaster, Rindenmulch,<br />

Grasmulch, Sand sowie Schotterrasen<br />

bzw. Naturstein.<br />

Dies alles wurde seit 1990 in ehrenamtlicher<br />

Arbeit geschaffen. Unterstützung erhielten<br />

wir über wenige Jahre durch ABM-<br />

bzw. Ein-Euro-Kräfte. Deren Qualifizierung<br />

war unterschiedlich; entlohnt wurden sie<br />

über das zuständige Arbeitsamt. Die Finanzierung<br />

der anfallenden Sachkosten (einschließlich<br />

Telefon) erfolgte ausschließlich<br />

auf Spendenbasis. So in den Jahren 1995<br />

– 2001 vermehrt über die Haus- und Straßensammlung<br />

der Deutschen Umwelthilfe;<br />

ansonsten durch Spenden der 800 – 1000<br />

Besucher pro Jahr.<br />

Eine der weiteren Schwierigkeiten war, dass<br />

es in den neuen Bundesländern keine Wildstrauch-<br />

und Wildstauden-Gärtnereien gab.<br />

So waren uns die persönlichen Kontakte<br />

über unseren „<strong>Naturgarten</strong> e.V.“: die Versand-Gärtnereien<br />

„Ahornblatt“, Mainz; Hof<br />

Berggarten, Herrischried; Rieger-Hofmann,<br />

Raboldshausen; Strickler, Alzey-Heimersheim;<br />

Syringa-Samen, Hitzingen-Binningen<br />

eine große Hilfe. Weitere Unterstützung<br />

erhielten wir auch vom Landschaftspflege-<br />

Verband (Thüringer Schiefergebirge/ Obere<br />

Saale) sowie dem Thüringer Artenschutz-<br />

Zentrum, beide mit Sitz in Ranis.<br />

Nun zur „wilden Vielfalt“ unseres Gartens.<br />

Die Erfahrung lehrte uns, dass man einen<br />

derartigen Garten nicht innerhalb von zwei<br />

bis drei Jahren „nach Plan“ anlegen kann.<br />

Man muss sich Zeit lassen bzw. Geduld<br />

haben! Und so kamen viele Vorschläge,<br />

Hinweise und Ideen; nicht zuletzt von manchem<br />

interessierten Fach-Besucher.<br />

Bei den einzelnen Biotopen haben wir uns<br />

auf „Leitpflanzen“ und deren Nachbarn<br />

konzentriert. Nach Möglichkeit wurden dabei<br />

auch seltene, sehr seltene bzw. unter<br />

Schutz stehende Pflanzen berücksichtigt.<br />

So z.B. auf der Blumenwiese: Doldenmilchstern<br />

und Wiesenskabiose; am Sumpfgraben:<br />

Sibirische Iris, Prachtnelke, Gelbe<br />

Wiesenraute, Sumpfgladiole und Zungenhahnen<br />

fuß; an sonstigen Biotopen: Lor-<br />

beer-Seidelbast, Rosmarin-Seidelbast, Feuer<br />

lilie, Große Stern dolde, Immenblatt und<br />

Diptam.<br />

Erwähnen möchte ich noch die sogenannten<br />

„Spontanansiedler“ (durch Wind, Vögel<br />

bzw. auch durch Ameisen verbreitete). In<br />

unserem Garten u.a. Hufeisenklee, Knotige<br />

Braunwurz, Goldnessel, Moschus-Malve,<br />

Nesselblätterige Glockenblume und Kleinblütiges<br />

Springkraut. Für den Zuzug diverser<br />

Schmetterlingsarten sorgten Weiden,<br />

Pappeln, Nachtkerzen, Wolfsmilcharten,<br />

Brenn- und Taubnesseln.<br />

Noch einige Hinweise zu unserer Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Fest integriert sind jährlich<br />

das Wildrosen-Fest (Mai), die Verkaufsausstellung<br />

„Kunst und Natur“ (Juni), Lavendel-<br />

und Kräutertag (Juli) sowie das „Spätsommer-Fest“<br />

(September). Hinzu kommen<br />

etwa 8 bis 10 Sonderveranstaltungen über<br />

Wildpflanzen und deren Verwendung.<br />

Abschließend sei auf die sehr gute Zusammenarbeit<br />

mit der regionalen Presse („Ostthüringer<br />

Zeitung“) hingewiesen: 20-30<br />

Beiträge mit entsprechendem Bildmaterial!<br />

Zusätzliche Notizen in unserem „Natur &<br />

Garten“ und „kraut und rüben“ machen unseren<br />

Garten auch über Thüringer Landesgrenzen<br />

hinaus bekannt.<br />

Dr. agr. Ernst Kulpe.<br />

Gründer und Leiter des<br />

ersten Natur-Schau-<br />

Gartens in den neuen<br />

Bundesländern. D - Ranis.<br />

Tel. 03647/ 413938<br />

BUND/ Naturlehrgarten<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

<strong>Naturgarten</strong>vielfalt auf 2000 m2 Fläche.<br />

Der Schaugarten in Ranis lockt jährlich circa<br />

1000 Besucher an.<br />

38 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 39


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Natur-Erlebnis-Räume in den Niederlanden.<br />

Beispiele, Entwicklungen und Tendenzen.<br />

Wie man Spielraumqualität bewerten kann.<br />

0-Position von Spielnatur<br />

in den Niederlanden heute<br />

Nach jahrelanger Beharrlichkeit einiger Pädagogen,<br />

Biologen, Planer und Natur-& Umweltdozenten<br />

hat sich in den Niederlanden<br />

nun ein fruchtbares Klima für Speelnatuur<br />

= Spielnatur entwickelt. Einige durch das<br />

Landwirtschaftsministerium 1 geförderte<br />

Buch projekte und deren gezielte Verbreitung<br />

haben hierzu entscheidend beigetragen2.<br />

Auch Politiker und Entscheidungsträger<br />

haben das Wählerpotenzial des Themas<br />

erkannt und profilieren sich gern mit ambitionierten<br />

Projekten. Bestimmende Ausgangspunkte<br />

der Entwicklungen im stark<br />

urbanisierten Land sind unter anderem:<br />

Hohe Bevölkerungsdichte mit knappen<br />

und obendrein sehr teuren Freiräumen;<br />

fortschreitende Verdichtung in den Zentren<br />

und Suburbanisierung der Rand-<br />

und Zwischengebiete<br />

Eine weit verbreitete Entfremdung von<br />

der Natur, nicht nur innerhalb einer<br />

großen Gruppe von Einwanderern mit<br />

geringer Verbundenheit mit (Niederländischer)<br />

Natur<br />

Hoher Grad der Institutionalisierung des<br />

Kinderalltags und (über)ambitionierte Eltern<br />

mit hohen Erwartungen<br />

Der neu entdeckte Markt zieht besonders<br />

in Krisenzeiten nun auch größere und teils<br />

fachfremde ausführende Betriebe an. Naturspielen<br />

ist ganz und gar ‘in’ und es sind<br />

teils beträchtliche Budgets verfügbar.<br />

1. Warum ein Versuch der<br />

Bewertung der Qualität<br />

von Spielnatur?<br />

Da wo ein lukrativer Markt ist, entstehen<br />

Konkurrenz und Wettbewerb. Seit die Anwesenheit<br />

von Spielnatur ein Wettbewerbsinstrument<br />

von Gemeinden, Schulen,<br />

KITAs, Freizeitparks und anderer geworden<br />

ist, kann die Nachfrage nicht mehr durch<br />

die kleine, idealistische Gruppe von Pionieren<br />

erfüllt werden.<br />

Auftraggeber sind oft interessiert am<br />

schnell sichtbaren, kalkulierbaren Erfolg<br />

ohne große Risiken. “Turn key”-Angebote<br />

verheißen die Ausführung eines Projektes<br />

in kurzer Zeit, nach klar definiertem Fahrplan,<br />

mit wenigen Unsicherheitsfaktoren.<br />

Einige Entwurfs- und Ausführungsbetriebe<br />

arbeiten mit zertifizierten Standardobjekten,<br />

um so auch den heiklen Sicherheitsaspekt<br />

beherrschbar zu machen. Soweit<br />

so gut, wäre es nicht, dass die realisierten<br />

Projekte oft abweichen von den Basisideen<br />

und Zielen von Spielnatur.<br />

“Spielnatur trägt zur gesunden Entwicklung<br />

von Kindern bei und liefert einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Bewahrung von<br />

Naturverbundenheit und Umweltverständnis<br />

künftiger Generationen, als Voraussetzung<br />

für eine nachhaltige Gesellschaft.”<br />

Spielnatur, die diesem hohen Anspruch<br />

gerecht werden will, muss meiner Meinung<br />

nach einige Basisqualitäten aufweisen. Eine<br />

Schaukel von Robinienholz umringt von<br />

Kirschlorbeer und Bambusbüschen auf einer<br />

großen Rasenfläche ist besser als kein<br />

Spielplatz oder als eine Federwippe auf<br />

Kunstgras, aber ist noch keine Spielnatur.<br />

Wie finden suchende Auftraggeber und Interessierte,<br />

was ihren Ansprüchen gerecht<br />

wird? Woran können planende und ausführende<br />

Betriebe ihre Arbeit orientieren? Wie<br />

erkennen Eltern und Erzieher, welche Umgebung<br />

für ihre Kinder die gesündeste, die<br />

herausforderndste, die angenehmste, kurz<br />

die richtige ist? Wer kann diese Fragen beantworten?<br />

Wer zieht die Grenzen?<br />

2. Aufgestellte<br />

Bewertungskriterien<br />

Qualitätskriterien auf zu stellen, kann meiner<br />

Meinung nach nur ein Angebot sein. Sie<br />

müssen Raum bieten für eigene Einsichten<br />

und Interpretation.<br />

Die hier genannten Kriterien sind das Produkt<br />

von vielen Jahren Beobachtungen,<br />

Gesprächen, Literatur/Websitestudium und<br />

eigener Entwurfs- und Ausführungsarbeit.<br />

Ich benutze sie für meine eigene Arbeit und<br />

im Erfahrungsaustausch mit Kollegen und<br />

Auftraggebern.<br />

Kernpunkte beim Entwurf:<br />

Räumliche Verwobenheit, Biologischer<br />

Reichtum, Freiheit/ Unbestimmtheit/<br />

Veränderbarkeit, Identität/ Erkennbarkeit<br />

Spiel/pädagogisch:<br />

regt das freie (selbstinitiierte und<br />

-organisierte) Spiel an<br />

Raum für selbstständiges Entscheiden,<br />

individuelle Sinngebung und Handeln<br />

aus eigenem Antrieb<br />

Raum für Entdeckungen und Eroberungen,<br />

Aneignung und Interpretation<br />

Ausstattung<br />

abwechslungsreich, naturnah, spannend<br />

& sicher, pflegeleicht<br />

unmittelbar, sinnlich und veränderlich<br />

min. 20% frei gestaltbar durch Benutzer<br />

max. 20% mit Geräten, Möbeln, Einrichtungsgegenständen<br />

Materialgebrauch<br />

kindgerecht, sparsam, umweltschonend,<br />

multifunktional<br />

Grün<br />

divers, bespielbar, pflegeleicht, naturnah,<br />

überwiegend heimisch<br />

Pflege<br />

Artenvielfalt und Selbstregulierung als<br />

Pflegeziel<br />

Beteiligung der Benutzer an den<br />

Arbeiten<br />

Spielwert und Sicherheitsaspekte<br />

haben Priorität<br />

nach ökologischen Prinzipien, geschlossene<br />

Kreisläufe, etc<br />

lieber keine, falls nötig Einsatz biologischer<br />

Dünge- und Pflanzenschutzmittel<br />

Sicherheit<br />

Gleichgewicht von Sicherheit und<br />

Herausforderung<br />

Gefahren sollten auch für Kinder angemessen,<br />

fühlbar, überschaubar und<br />

kalkulierbar sein<br />

“nachhaltig, natürlich sicher” als Prinzip:<br />

Kinder lernen und üben in einer geschützten,<br />

kindgerechten Umgebung<br />

den Umgang mit den Gefahren und<br />

Herausforderungen, die eigen sind an<br />

Natur und Umwelt<br />

Sicherheitsfördernde Fähigkeiten werden<br />

stimuliert und trainiert (Aufmerksamkeit,<br />

Reaktionsgeschwindigkeit,<br />

Be händigkeit, Kraft und Ausdauer,<br />

Verantwortungsbewusstsein, Naturkenntnis,<br />

etc)<br />

3. Ein Wettbewerb und<br />

sein Preisträger<br />

Ein weiterer Versuch die Qualität von Spielnatur<br />

zu diskutieren und sichtbar zu machen<br />

ist dieser:<br />

Im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs um die<br />

grünste Gemeinde der Niederlande wurde<br />

mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums1<br />

durch die gleiche Organisation<br />

ein Wettbewerb um den grünsten Spielplatz<br />

der Niederlande ausgelobt. Hierfür<br />

wurde ein breites, interdisziplinäres Gremium<br />

einberufen zur Aufstellung von Bewertungskriterien<br />

und als Jury.<br />

49 Entwürfe haben teilgenommen. Tendenzen,<br />

die hierbei sichtbar wurden waren u. a:<br />

oft werden Naturspielplätze am Rand der<br />

Bebauung und auf Restflächen (unter<br />

Hochspannungsleitungen, neben großen<br />

Straßen etc.) untergebracht<br />

die Flächen sind oft klein und die Einrichtung<br />

intensiv<br />

Schulhöfe spielen eine wichtige Rolle,<br />

sind aber oft sehr klein und es ist fragwürdig,<br />

inwiefern die Projekte den Spieldruck<br />

überstehen<br />

Gewonnen hat ein eher unspektakuläres<br />

Projekt, das überzeugte durch:<br />

Lage: grenzt unmittelbar an ein Wohngebiet<br />

und eine Schule<br />

Multifunktionalität: der Entwurf berücksichtigt<br />

die örtlichen Umstände und er-<br />

hebt diese zum Thema: „Von Wasserlast<br />

zur Wasserlust“ und löst damit ein Wasserproblem,<br />

bietet der Schule ein Lernangebot,<br />

den Bewohnern einen interessanten<br />

Freiraum und den Kindern jede<br />

Menge Spaß<br />

Beteiligung: Schule und Bewohner sind<br />

in allen Phasen beteiligt gewesen<br />

Gestaltung: die Ausstattung besteht vor<br />

allem aus landschaftlichen und räumlichen,<br />

naturnahen Elementen<br />

Eine Überraschung für viele war die Autorin<br />

des Entwurfs: Heilien Tonckens, die einige<br />

<strong>Naturgarten</strong>mitglieder sicher noch kennen<br />

als Betreiberin des Wildstaudenbetriebes<br />

‚De Heliant’, den wir im Rahmen der NL-<br />

Exkursion 2004 besuchten.<br />

Die 10.000 Euro Preisgeld kommen dem<br />

Projekt zugute.<br />

Durch den großen Erfolg des Wettbewerbs<br />

hat sich das Ministerium entschieden, ihn<br />

noch minimal 2 Jahre lang fortzusetzen.<br />

Der „grünste Spielplatz der Niederlande“<br />

4. Häufig vorkommende<br />

Spielnatur-Typen in<br />

den Niederlanden<br />

Spielwälder und Spiel-Naturgebiete<br />

In Naturgebieten werden bestimmte Flächen<br />

angewiesen und gestaltet, um das<br />

Spiel von Kindern dort zu konzentrieren;<br />

damit werden Kinder stimuliert, in der<br />

Natur zu spielen und gleichzeitig sollen<br />

Konflikte mit anderen Nutzern und dem<br />

Naturschutz vermieden werden.<br />

Betreute Natur/Abenteuer/Bauspielplätze<br />

Freiflächen von Spielplatzvereinen oder<br />

Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit<br />

haben den Vorteil der Abgeschlossenheit<br />

und Betreuung, hier kann oft intensiver<br />

gestaltet und gepflegt werden.<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Öffentliche NaturSpielräume<br />

bieten Kindern die meiste Freiheit, werden<br />

allerdings oft wegen befürchtetem<br />

Vandalismus eher grob und übersichtlich<br />

angelegt.<br />

Naturreiche Freiräume von<br />

Kindertagesstätten und Schulen<br />

sind die meist genutzten Flächen; Kinder<br />

verbringen hier täglich immer mehr Zeit;<br />

Platznot und Spieldruck beschränken allerdings<br />

oft die Naturnähe.<br />

5. Beispielhafte<br />

Spielnaturprojekte<br />

Spielwälder und Spiel-Naturgebiete<br />

Spielwald Mastbos, Breda<br />

Spielwald Balaaijbos, Zoetermeer<br />

Betreute Natur/Abenteuer/Bauspielplätze<br />

Naturbauspielplatz De Ruige Plaat,<br />

Hoogvliet<br />

Jugendzentrum Plan West, Amsterdam<br />

Öffentliche Naturspielräume<br />

Stellenbosch, Rotterdam<br />

de Jungle, Deventer<br />

Hammerpoort, Delft<br />

Naturreiche Freiräume von<br />

Kindertagesstätten und Schulen<br />

Schulhof OBS de Totempaal, Arnhem<br />

KITA 2aan2, Den Haag<br />

Dachgarten KITA 2 Zeesterren,<br />

Den Haag<br />

Struin, ein ‚herumstreunender’ Hort<br />

ohne eigenes Gelände, Nijmegen<br />

1 in den Niederlanden gibt es kein Umweltministerium.<br />

Natur und Umweltthemen sind bei verschieden<br />

Ministerien, u.a. dem Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Natur und Nahrung untergebracht.<br />

2 Übersetzung ins Niederländische der Bücher:<br />

1. ‘Last child in the Woods’ von Richard Louv<br />

2. ‘Playing outdoors’ von Helen Tovey<br />

und die Niederländischen Publikationen:<br />

3. ‘Vrij spel voor natuur en kinderen’ von<br />

Marianne van Lier & Willy Leufgen<br />

4. ‘Speelnatuur in de stad’ von J. vd Boogart,<br />

L. Vaandrager, S. Lobst u.a.<br />

Landschaftsarchitektin<br />

Sigrun Lobst, NL Rotterdam.<br />

Naturnahe Planerin,<br />

Pionierin auf dem Gebiet<br />

der Natur-Erlebnis-Räume<br />

in den Niederlanden, Netzwerk<br />

Springzaad, etc.<br />

Tel. +31 - (0)10 – 4372278, sigrunlobst@hetnet.nl<br />

40 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 41


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Leben gestalten lernen –<br />

von neuen alten Werten<br />

1992 fand in Rio de Janeiro<br />

eine Weltkonferenz für<br />

Umwelt und Entwicklung<br />

statt. Das Abschlussdokument<br />

wurde von rund<br />

180 Staaten dieser Welt unterzeichnet und<br />

nannte sich Agenda 21. Im Kapitel 36 der<br />

Agenda geht es um die Bedeutung von<br />

Bildung im Prozess der nachhaltigen Entwicklung.<br />

Ohne Bewusstseinsbildung und<br />

ohne eine weltweite Bildungsinitiative sei<br />

eine nachhaltige Entwicklung nicht zu gewährleisten,<br />

heißt es dort (UNESCO heute,<br />

2006, S. 4).<br />

Die Vereinten Nationen riefen für die Jahre<br />

2005 – 2014 eine Weltdekade „Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) aus.<br />

Die UNESCO wurde international mit der<br />

Durchführung der Dekade beauftragt.<br />

Die globale Vision der Weltdekade „Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung“ sei es, allen<br />

Menschen Bildungschancen zu eröffnen,<br />

die es ermöglichen, sich Wissen und Werte<br />

an zu eignen sowie Verhaltensweisen und<br />

Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte<br />

Zukunft und eine positive gesellschaftliche<br />

Veränderung erforderlich sind<br />

(vgl. UNESCO 2004, S. 4). Das bedeutet:<br />

„Nicht hier auf Kosten von anderswo und<br />

nicht heute auf Kosten von morgen leben“<br />

Der Deutsche Bundestag beschloss, als Bestandteil<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />

Bundesregierung einen Aktionsplan zur<br />

Dekade BNE auf den Weg zu bringen.<br />

In Bayern entstand in Zusammenarbeit von<br />

dem Arbeitskreis „Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung“ und des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Gesundheit<br />

ein Landes- Aktionsplan, der Abbild sein soll<br />

von den derzeitigen Aktivitäten auf dem<br />

Gebiet der Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

in Bayern. Darin steht: „Die derzeitige<br />

Lebens- und Wirtschaftweise gerade der Industrienationen<br />

ist nicht zukunftsfähig und<br />

kann deshalb nicht als Vorbild für Entwicklungen<br />

in den Ländern der sog. dritten Welt<br />

gelten. Es bedarf vielmehr eines grundlegenden<br />

Wandels hin zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung, die zugleich ökologische<br />

Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und<br />

ökonomische Effizienz anstrebt… Heute<br />

wie Morgen, bei uns ebenso wie in den sog.<br />

Entwicklungsländern. Eine entscheidende<br />

Grundlage dafür ist der Erwerb von Wissen.<br />

Doch Wissen allein führt nicht zum Tun.<br />

Verhaltensänderungen gelingen nur, wenn<br />

tiefere Schichten der menschlichen Persönlichkeit<br />

angesprochen werden. Aus ihnen<br />

kommen die eigentlichen Antriebskräfte<br />

der Veränderung. Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung muss sich also an Werthaltungen<br />

orientieren und sie vermitteln. Der<br />

Aktionsplan sieht die Kardinaltugenden der<br />

christlich-abendländischen Tradition (Klugheit/Weisheit,<br />

Tapferkeit/Mut, Gerechtigkeit,<br />

das rechte Maß) als wichtige Impulse<br />

für das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung,<br />

die für unsere heutigen Verhältnisse<br />

ausgelegt sind. (Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung in Bayern, Ausgabe März 2009,<br />

Seite 8/9)<br />

Der Landesbund für Vogelschutz, Verband<br />

für Arten- und Biotopschutz in Bayern e.V.,<br />

hat seit vielen Jahren als einen konzeptionellen<br />

Schwerpunkt die Umweltbildung.<br />

Darüber hinaus betreibt er seit 1996 einen<br />

eigenen Kindergarten mit einem naturnahen<br />

Konzept. Nichts lag näher, als sich intensiv<br />

mit der Weltdekade BNE zu beschäftigen<br />

und sie mit Themen der Agenda 21 zu<br />

verknüpfen.<br />

Aus diesem Projekt entstand mit Unterstützung<br />

des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

eine Agenda für den Elementarbereich:<br />

„leben gestalten lernen“.<br />

Grundlage ist ein Standardwerk, das Spiel-<br />

und Aktionsvorschläge für alle Jahreszeiten<br />

und Aktivitäten im Haus sowie im Außengeländer<br />

am Lernort Natur enthält. Die<br />

Aktionsvorschläge helfen, Anlagen und Fähigkeiten<br />

der Kinder optimal zu entwickeln.<br />

Sieben Schlüsselkompetenzen des Lebens<br />

werden dabei besonders angesprochen<br />

und gefördert:<br />

positive Identifikation mit sich selber - kommunikative<br />

Kompetenz - grob- und feinmotorische<br />

Fähigkeiten - achtsamer Umgang<br />

mit sich selbst und anderen Lebewesen -<br />

emotionale Kompetenz - Sozialkompetenz<br />

und Gestaltungskompetenz.<br />

Für pädagogische Einrichtungen, die ein<br />

nachhaltiges Profil entwickeln wollen, gibt<br />

es eine Fortbildungsreihe. Zuzüglich werden<br />

Multiplikatorenschulungen zum Thema<br />

Bildung zur nachhaltigen Entwicklung<br />

im Elementarbereich gehalten.<br />

Bezogen auf den bayerischen Aktionsplan<br />

begann der LBV 2008 mit Unterstützung<br />

des Bayerischen Staatsministeriums für<br />

Umwelt und Gesundheit ein neues Projekt,<br />

das die Werte eines Menschen mit dem<br />

Hintergrund der Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung anspricht und fördern lässt.<br />

Das Projekt hat den Titel „Werte erleben“.<br />

In Zusammenarbeit mit den Kindern und<br />

den Erzieherinnen des arche noah Kindergartens<br />

entwickelte das Referat „Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung und Freizeit“<br />

verschiedene Spiel- und Aktionsvorschläge,<br />

bei denen sieben wichtige Werte des<br />

Lebens gefördert werden:<br />

Die Lebensfreude dient als Basis für all die<br />

anderen Werte. Die Grundhaltung, das Leben<br />

mit positiven Blickwinkeln zu besetzen<br />

sowie Nuancen in seinem Umfeld bewusst<br />

wahrzunehmen, ermöglichen einem Kind,<br />

positive Erfahrungen zu sammeln und sich<br />

motiviert und kraftvoll zu entwickeln.<br />

Achtung und Respekt: Das Kind erkennt<br />

seinen eigenen Wert als Mensch an und in<br />

gleichem Maße die Eigenschaften seiner<br />

Mitmenschen. Dies gilt darüber hinaus für<br />

alles Lebendige um das Kind herum und<br />

hilft ihm, sich als Teil der Natur zu erkennen.<br />

Verantwortungsbewusstsein: Sein eigenes<br />

Wirken zu erkennen und es zum eigenen<br />

Wohl sowie zum Wohl der anderen<br />

Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

einzusetzen, ist die Kunst des Verantwortungsbewusstseins.<br />

Dazu braucht das<br />

Kind viele Möglichkeiten, dies zu erproben<br />

(Blumen gießen, Taschentuch zum Trost<br />

bringen...).Dies schafft Wertschätzung und<br />

stärkt das Selbstbewusstsein sowie das Bewusstsein<br />

für die Gruppe.<br />

Wir-Gefühl: Im Kindergarten lernt das Kind,<br />

sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen<br />

und mit für deren Wohl zu sorgen, ohne<br />

immer nur den eigenen Vorteil zu suchen.<br />

Jedes Kind kann seine individuellen Fähigkeiten<br />

und Stärken in die Gruppe einbringen<br />

und so zum Erfolg dieser beitragen.<br />

Offenheit: Neugierde ist angeboren. Zu Offenheit<br />

gehört auch die Bereitschaft, Neues<br />

zu lernen und dabei andere Meinungen zu<br />

akzeptieren und anzunehmen. Im Kindergarten<br />

bekommen die Kinder die nötige Zeit<br />

und den nötigen Raum, um sich Dinge an zu<br />

eignen. Voraussetzung hierfür bietet eine<br />

vorbereitete Umgebung und geschaffene<br />

Anreize, die zum Entdecken ermutigen.<br />

Vertrauen: Kinder haben grundsätzlich<br />

Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen<br />

– immerhin begeben sie sich vom<br />

Junge Forscher entdecken die<br />

Faszination Natur<br />

42 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 43


Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />

Elternhaus hinaus in andere Netzwerke<br />

wie dem Kindergarten oder zu anderen<br />

Familien, Vereinen usw. Kinder lernen, sich<br />

anderen anzuvertrauen und gleichzeitig<br />

Zutrauen zu sich selbst zu finden. Wer vertraut,<br />

findet Geborgenheit.<br />

Mut: Kinder wollen Neues wagen, auch<br />

wenn sie nicht wissen, ob sie damit Erfolg<br />

haben werden. Sie überwinden sich und<br />

können dann stolz auf sich sein; der Selbstwert<br />

und inneres Wachstum werden dadurch<br />

gefördert. Kinder staunen über das,<br />

was sie sich schon alles trauen. Jeder Tag<br />

ist angereichert mit dem Spannungsbogen<br />

von Wollen und Selbstbeherrschung,<br />

von Ausprobieren und Entspannung, und<br />

manchmal gelingt es sogar, selbst gesteckte<br />

Grenzen zu überschreiten – das ist mutig!<br />

Die Aktionen zu diesen Werten wurden in<br />

Zusammenhang mit verschiedenen Themen<br />

der Agenda 21 (z.B. Mobilität, Energie,<br />

Erde, Wasser etc) gestellt und mit den Kindern<br />

des Kindergartens ausprobiert.<br />

Zurück zu unseren Wurzeln<br />

Hier wurde das Medium Schlamm erfolgreich „begriffen“!<br />

Aktionen wie „Der Ruf der Trommel“ (mit<br />

verbundenen Augen wird den Klängen einer<br />

Trommel gelauscht und der Weg zu ihr<br />

gefunden) oder „Matsch-Gorilla“ (Kinder<br />

reiben sich gegenseitig mit nasser Erde ein<br />

und spielen dann Gorillas) sprechen oben<br />

genannte Werte wie Vertrauen, Mut und<br />

vor allem die Lebensfreude an und motivieren<br />

die Kinder, diese Werte an sich selbst<br />

wahrzunehmen und weiter zu entwickeln.<br />

Damit können sie hineinwachsen in eine<br />

Welt, die eine lebenswerte Zukunft hat und<br />

sind sich der Aussage „Hier nicht auf Kosten<br />

von anderswo und heute nicht auf Kosten<br />

von morgen“ bewusst.<br />

Ende 2010 wird das Standardwerk „Werte<br />

erleben“ als Sammelordner erscheinen.<br />

Literaturhinweis:<br />

UNESCO heute, Zeitschrift der deutschen<br />

UNESCO-Kommission, 2004<br />

UNESCO heute, Zeitschrift der deutschen<br />

UNESCO-Kommission, 2006<br />

Nationaler Aktionsplan für Deutschland,<br />

Stand Oktober 2005 (www.dekade.org)<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern,<br />

Aktionsplan im Rahmen der UN-Dekade<br />

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“,<br />

Stand März 2009<br />

Elke Gehrung LBV Kindergarten<br />

arche noah<br />

in 91161 Hilpoltstein<br />

Tel. 09174/712<br />

kiga@lbv.de<br />

Das ist gar nicht lustig!<br />

<strong>Naturgarten</strong>-Kabarett<br />

Grünbergimpressionen 2010<br />

Das letzte Frühstück nach fünf Tagen<br />

Grünberg. Die immensen geistigen<br />

und verdauungstechnischen Anstrengungen<br />

haben ihren Tribut gefordert.<br />

Zerknitterte Gestalten wanken mit der Anmut<br />

einer rheumakranken Stabheuschrecke<br />

in Richtung der lebensspendenden<br />

Kaffeekannen. Erst zwei Stunden vorher<br />

haben sich die letzten unermüdlichen<br />

„Weinschwärmer“ endlich zur Ruhe begeben,<br />

in den Leberzellen schreit die überforderte<br />

Alkoholdehydrogenase verzweifelt<br />

nach Verstärkung. Survival of the fittest! Bei<br />

genauerer Betrachtung dominieren glücklicherweise<br />

die nüchternen Exemplare der<br />

Spezies Naturgärtner. Allerdings gerät auch<br />

bei ihnen der normale Tag-Nacht-Rhythmus<br />

etwas ins Schleudern. Nach meiner Ankunft<br />

daheim werde ich traditionsgemäß als erstes<br />

das Display meiner Waage überkleben,<br />

die lange Trennung scheint sie jedes Jahr<br />

völlig zu verwirren.<br />

Glücklicherweise waren heuer wieder viele<br />

Grünberg-„Frischlinge“ mit von der Partie.<br />

Ähnlich wie Dracula braucht ja auch ein<br />

Verein regelmäßige Frischblutinjektionen,<br />

um sich zu verjüngen. Ohne unseren hoffnungsvollen<br />

Nachwuchs wären die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />

irgendwann nur noch ein Treffen<br />

greiser Grünberg-Grufties, die sich im<br />

Foyer Ben-Hur-Wagenrennen mit ihren Rollatoren<br />

liefern. Wer will das schon? Die anfängliche<br />

Unsicherheit der Neulinge weicht<br />

jedes Jahr rasch einem Gefühl der Vertrautheit.<br />

Es ist wirklich schwierig, sich in Grünberg<br />

nicht wohl zu fühlen. Es sei denn man<br />

möchte abnehmen! Bedrohliche Urängste<br />

vor einem steifen Kongress werden von<br />

der Überraschung über das quirlige Treiben<br />

eines Pfadfinderlagers ersetzt.<br />

20 lange Jahre Vereinsgeschichte liegen<br />

hinter uns, Zeit für nostalgische Rückblicke<br />

und ein umfassendes Resümee. 20 Jahre<br />

<strong>Naturgarten</strong>! Wie ist das möglich? Wo um<br />

alles in der Welt ist die Zeit geblieben. War<br />

es denn nicht erst gestern, als ich im strömenden<br />

Regen den Sand in mein erstes<br />

Sandbeet schaufelte, und mich dabei eher<br />

auf einer Wattwanderung als in einem <strong>Naturgarten</strong><br />

wähnte? War es denn nicht erst<br />

letztes Jahr, in dem ich als von Reinhard Witt<br />

liebevoll genötigter Referent meine ersten<br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> in Grünberg besuchte?<br />

Höchste Zeit für eine ganz persönliche<br />

Rückschau von den sagenumwobenen Nebeln<br />

witt´scher <strong>Naturgarten</strong>dinosaurier bis<br />

hin zur Gegenwart. Viele der in Ehren ergrauten,<br />

legendären Größen der Gründerzeit<br />

tummelten sich diesmal auf der Tagung.<br />

Leibhaftig! Wenn es nicht so peinlich wäre,<br />

hätte man doch gerne das eine oder andere<br />

Autogramm dieser Gründungsgrößen abgestaubt.<br />

Ihre Bücher zieren seit vielen Jahren<br />

die Regale daheim, jetzt erwachen die<br />

Legenden plötzlich zum Leben. Es gibt sie<br />

Abendprogramm<br />

tatsächlich! Die Jahrzehnte haben zwar ihre<br />

körperlichen Spuren hinterlassen, Begeisterung<br />

und Freude sind dagegen unverändert<br />

jung geblieben. Originale sind es, „Spinner“<br />

und Visionäre, die vielen ihrer Träume Gestalt<br />

verliehen haben, Eckpfeiler, auf denen<br />

das <strong>Naturgarten</strong>gebäude nun ruht.<br />

Der Begriff „Spinner“ sollte hier nicht missverstanden<br />

werden, es ist eines der höchsten<br />

Komplimente überhaupt! Spinner sind<br />

phantasievolle, kreative Menschen, die sich<br />

dickköpfig weigern immer mit dem Strom<br />

zu schwimmen, nur weil „man“ es eben so<br />

macht und schon immer so gemacht hat.<br />

Spinner hinterfragen klassische Verhaltensmuster<br />

und suchen nach neuen Wegen,<br />

und häufig besitzen sie die Hartnäckigkeit<br />

und Energie, ihre Träume auch praktisch<br />

umzusetzen. Spinner sind aus Sicht des<br />

DIN-genormten Bürgers völlig unberechenbar<br />

und damit beängstigend, schließ-<br />

44 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 45


Abendprogramm<br />

Auch für Humorvolles ist immer genügend Zeit.<br />

lich weiß man ja nie in welche Richtung ihr<br />

kreatives Potential als nächstes explodiert.<br />

Versammelt man viele Spinner auf einem<br />

Fleck wie in Grünberg, entsteht rasch eine<br />

kritische Masse. Ihre Entladung führt dann<br />

immer wieder zu faszinierenden Gedanken<br />

und Projekten. Einige geniale Ideen in der<br />

Bayernstube sind traditionsgemäß lediglich<br />

alkoholinduziert und verflüchtigten<br />

sich daher prompt im nüchternen Zustand.<br />

Andere werden in Form von Gärten Gestalt<br />

annehmen und die <strong>Naturgarten</strong>idee weiter<br />

verbreiten.<br />

Ich persönlich verdanke dem <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

viel, ohne ihn wäre mein<br />

Lebensweg in den letzten zehn Jahren<br />

sicher anders verlaufen. Nach einer ebenso<br />

kurzen wie grauenvollen „Karriere“ als<br />

Lehrer warf ich noch vor Ende der Referendarzeit<br />

verzweifelt das Handtuch. Menschen<br />

mit dem Aggressionspotential eines<br />

Gänseblümchens sollten diesen Beruf einfach<br />

nicht ergreifen. Auch die Aufschrift an<br />

meiner Kehle „Bitte hier einschneiden“ war<br />

wohl nicht hilfreich. Irgendwann war dann<br />

schlagartig Feierabend, die Luft war raus.<br />

Rien ne va plus! Frustrierter Abgang und rasche<br />

Flucht folgten. In den folgenden Monaten<br />

verlor die Biologie im Zuge der Traumabewältigung<br />

ihre Präsenz in meinem Leben<br />

und trat zunehmend in den Hintergrund.<br />

Ausgelöst durch einen Besuch am Tag der<br />

offenen Tür im <strong>Naturgarten</strong> von Reinhard<br />

Witt hat sie sich in den letzten Jahren wieder<br />

wacker in den Vordergrund gedrängt<br />

und steht nun erneut im Mittelpunkt<br />

meines Lebens. Erst im Nachhinein wird mir<br />

bewusst, wie sehr sie mir gefehlt hat. Der<br />

Kontakt mit dem <strong>Naturgarten</strong>verein hat zu<br />

einer intensiven Beschäftigung mit der Natur<br />

geführt. Ich habe zahllose Stunden vor<br />

meinem Sandbeet verbracht, und nie war<br />

es verlorene Zeit. Ich habe die Fähigkeit<br />

wiederentdeckt, Schönheit zu entdecken,<br />

zu genießen und als ein kostbares Geschenk<br />

zu erleben. Viele meiner Artikel sind<br />

aus diesen Beobachtungen entstanden:<br />

Wegwespe, Schnirkelschnecken, Wildbienen<br />

und Zebraspringspinne. Der Spaß am<br />

Schreiben hat sich wieder eingestellt und<br />

wurde durch positive Rückmeldung aus<br />

den Reihen der Naturgärtner zunehmend<br />

verstärkt. Ich kann auf diese Weise andere<br />

Menschen mit meinem Staunen, meiner Bewunderung<br />

und meiner Freude „infizieren“,<br />

ein schönes und ungemein befriedigendes<br />

Gefühl. Und als Krönung des Ganzen hat<br />

sich – entgegen jeder statistischen Wahrscheinlichkeit<br />

– ein alter Traum von mir<br />

erfüllt: Ein Buch mit Artenporträts aus dem<br />

<strong>Naturgarten</strong>. Herz was willst du mehr? 20<br />

Jahre <strong>Naturgarten</strong> sind ein langer Weg.<br />

Aber er ist noch nicht zu Ende, und ich bin<br />

gespannt, wohin er mich noch führen wird.<br />

Ein aus tiefem Herzen kommendes „Danke“<br />

an alle, die mich bisher auf diesem Weg begleitet<br />

haben! Irgendwie seid ihr schon ein<br />

Klasse Haufen!<br />

Der <strong>Naturgarten</strong> im Rückspiegel<br />

der Zeit. Kabarett,<br />

Musik und Texte von und<br />

mit Werner David<br />

Tel. 08122 – 22 88 189<br />

wernerinweb@web.de<br />

Feuergarten mit<br />

Christof Wegner im<br />

Außengelände<br />

Vorträge müssen nicht ausschließlich im<br />

beheizten Tagungsraum der Bildungsstätte<br />

stattfinden. Nach heftigen Schneefällen<br />

bot das winterlich-romantisch verschneite<br />

Außengelände eine reizvolle Abwechslung.<br />

Durch Feuerschalen und Kerzen erwachte<br />

die uralte Magie des Feuers zum Leben. Die<br />

Gegenpole Kälte und Hitze, Licht und Wärme<br />

schufen einen stimmungsvollen Rahmen<br />

für die Erzählungen von Christof über<br />

Feuer, Gott und die Welt und den Rest des<br />

Universums. Becher mit heißem Glühwein<br />

wärmten die Glieder und erhöhten die<br />

emotionale Verbundenheit der Zuhörer.<br />

1 Glühweinbäckchen<br />

2 Philosophieren am Feuerkorb<br />

3 Warm eingepackte TagungsteilnehmerInnen<br />

4 Winterstimmung: Feuer im Schnee<br />

5 Kleine Feuermagie<br />

Abendprogramm<br />

Christof Wegner<br />

Tel. 08336 – 9380<br />

NaturGestaltung-<br />

Wegner@t-online.de<br />

46 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 47<br />

3<br />

1<br />

2<br />

4 5


Pausen und Markt der Möglichkeiten Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Nebenschauplätze:<br />

Pausen, Bayernstube<br />

und Markt der<br />

Möglichkeiten<br />

Die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> in Grünberg leben<br />

ganz stark durch die Pausen zwischen den<br />

Vorträgen. Der „Markt der Möglichkeiten“,<br />

für den jedes Jahr ein eigener Raum zur<br />

Verfügung steht, bietet Firmen und Privatleuten<br />

die Möglichkeit ihre Produkte vorzustellen<br />

und zu verkaufen. Außerdem kommt<br />

es hier permanent zu Initialzündungen für<br />

spannende Gespräche und man trifft immer<br />

wieder nette Leute. Hier findet sich auch jedes<br />

Jahr das von Kerstin liebevoll gestaltete<br />

<strong>Naturgarten</strong>quiz, an das sich meistens nur<br />

wenige unerschrockene Teilnehmer wagen.<br />

Im Foyer konnte diesmal ein historischer<br />

Rückblick bewundert werden, die Entwicklung<br />

unserer verschiedenen Medien von<br />

der vereinsgeschichtlichen Steinzeit bis<br />

heute. Die Evolution des Rundbriefs von<br />

einer besseren Schülerzeitung bis hin zu einer<br />

professionell gestalteten Zeitschrift ist<br />

schon beeindruckend.<br />

Am Abend und in den Kaffeepausen übt<br />

die Bayernstube eine magische Anziehungskraft<br />

auf die Teilnehmer aus. Praktische<br />

Experimente im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit<br />

der Alkoholdehydrogenase<br />

und eine schier unendliche Vielzahl von<br />

Gesprächen stehen im Vordergrund. Der<br />

fachliche Tiefgang des Austausches verliert<br />

sich allerdings mit fortschreitender Stunde<br />

zunehmend. Man sieht sich, man ratscht,<br />

man mag sich! Hartgesottene und jung gebliebene<br />

Grünbergveteranen verlassen die<br />

Bayernstube weit nach Mitternacht aber<br />

rechtzeitig zum Frühstück. Zum Ausschlafen<br />

gibt es ja die Vorträge!<br />

Werner David<br />

„Empfohlen von Bioland“.<br />

Naturgärten der zertifizierten Fachbetriebe<br />

für Naturnahes Grün.<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Beispiele, Erfolge.<br />

Naturgärten der Fachbetriebe<br />

bestehen aus mehr als<br />

nur schönen Fotos…<br />

Der Ausgangsgedanke: Privatgärten, öffentliches<br />

Grün und Spielräume sollen biologisch<br />

und naturnah geplant und gestaltet<br />

werden können. Da es bisher keine einheitlichen<br />

Vorgaben für die Planung und<br />

Anlage von Naturnahem Grün gab, hatten<br />

sich Bioland e.V. und <strong>Naturgarten</strong> e.V. 2006<br />

entschlossen, ihre Erfahrungen gemeinsam<br />

in eine Kooperation einzubringen. Nach<br />

dreijähriger, intensiver Projektarbeit ist es<br />

gelungen, die Visionen in Worte zu fassen<br />

und verbindliche Richtlinien zu entwickeln.<br />

Die Projektarbeit wurde regelmäßig in der<br />

Mitgliederzeitschrift Natur&Garten, auf den<br />

Mitgliederversammlungen 2007-2009 sowie<br />

auf der Vereinshomepage vorgestellt.<br />

Mit der Kooperation übernehmen Bioland<br />

e.V. und <strong>Naturgarten</strong> e.V. eine ökologische<br />

Vorreiterrolle im naturnahen Garten- und<br />

Landschaftsbau und in der Wildpflanzenproduktion.<br />

Die Entwicklung von naturnahem<br />

Grün leistet dabei einen wichtigen<br />

Beitrag zum Erhalt der biologischen Artenvielfalt<br />

und zur Minimierung des Ressourcenverbrauches.<br />

Durch strenge Richtlinien,<br />

unabhängige Kontrollen und eine eigene<br />

Marke grenzen sich die teilnehmenden<br />

Fachbetriebe für Naturnahes Grün gegenüber<br />

dem konventionellen Garten- und<br />

Landschaftsbau klar ab. Die Fachbetriebe<br />

garantieren eine hohe ökologische Qualität<br />

im Dienstleistungsbereich und bei der biologischen<br />

Wildpflanzenproduktion – sicher-<br />

gestellt durch glaubwürdige Zertifikate.<br />

Leistungen im naturnahen Grün werden<br />

transparent, prüfbar und vergleichbar.<br />

Am 6. August 2009 wurde im Rahmen<br />

eines Pressetermins die Kooperation im<br />

ersten <strong>Naturgarten</strong> – empfohlen von Bioland<br />

bekannt gegeben. Bis dahin mussten<br />

viele Aufgaben bewältigt werden, z.B. der<br />

inhaltliche Abschluss der Richtlinienarbeit,<br />

die Vorbereitung der Verträge, juristische<br />

Prüfungen, Layout und Druck der Pressemappe<br />

und Schautafeln, die Erstellung<br />

eines Presseverteilers und der Versand der<br />

Einladungen sowie der gesamte logistische<br />

Ablauf des Pressetermins.<br />

17 Fachbetriebe für Naturnahes Grün –<br />

empfohlen von Bioland bieten seitdem<br />

Leistungen nach gemeinsam entwickelten<br />

Richtlinien an. Sie sind spezialisiert in den<br />

drei Kategorien Naturnahe Planung, Naturnahe<br />

Gestaltung/Ausführung und Naturnahe<br />

Wildpflanzen- und Wildsamenproduktion.<br />

Mit der Zertifizierung erwerben die<br />

Fachbetriebe eine zusätzliche Qualifikation,<br />

d.h. sie können weiterhin nebenbei nach<br />

ihren bisherigen Firmenzielen arbeiten<br />

und naturnahes Grün planen und anlegen.<br />

Kernstück der Zusammenarbeit und Grundlage<br />

der Fachbetriebs-Arbeit sind gemeinsam<br />

entwickelte Richtlinien, die in der Geschäftsstelle<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V. kostenlos<br />

angefordert werden können. Neben vielen<br />

„Kann-Kriterien“ (Empfehlungen) enthalten<br />

die Richtlinien „Muss-Kriterien“, die alle eingehalten<br />

werden müssen, damit der Fachbetrieb<br />

anerkannt werden kann. Dazu zählt<br />

beispielsweise die Verwendung von mindestens<br />

60% biologisch erzeugten, einheimischen<br />

Wildpflanzen. Konventionell-nicht<br />

einheimische Pflanzen, problematische,<br />

invasive Pflanzenarten oder gentechnisch<br />

verändertes Saat- und Pflanzgut dürfen<br />

nicht eingesetzt werden. Es dürfen nur<br />

Pflanzenbehandlungsmittel, Dünger und<br />

Bodenverbesserungsmittel entsprechend<br />

den aktuellen Bioland-Positivlisten verwendet<br />

werden. Steine aus Übersee, Tropenhölzer,<br />

Holzschutzmittel oder kesseldruckimprägnierte<br />

Hölzer sind tabu, es werden<br />

Natursteine und Hölzer aus Mitteleuropa<br />

verbaut. PVC-haltige Neumaterialien sind<br />

nur erlaubt, wenn keine umweltfreundlicheren<br />

Baumaterialien auf dem Markt verfügbar<br />

sind.<br />

Diese Grundsätze und Vieles mehr sind in<br />

Deutschlands erstem „<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen<br />

von Bioland“ der Familie Knecht in<br />

Weisel im mittleren Rheintal berücksichtigt<br />

worden.<br />

Auch weitere Projekte der Fachbetriebe für<br />

Naturnahes Grün erfüllen die Kriterien der<br />

Richtlinien. Sie sind zurzeit noch nicht zertifiziert,<br />

könnten jedoch zur Prüfung und Kontrolle<br />

angemeldet werden. Die Projekte sind<br />

in der Pressemappe, im Jubiläumsheft 20<br />

Jahre <strong>Naturgarten</strong> und auf der Fachbetriebs-<br />

und Vereinshomepage abrufbar unter<br />

http://www.naturgarten.org/online_<br />

naturgartenfuehrer/<br />

Aus Zeitgründen konnten leider nur ausgewählte<br />

Beispiele der Fachbetriebe vorgestellt<br />

werden.<br />

48 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 49


Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen-von-Bioland-<br />

(Planung-und-Ausführung-Robert-Thöle)<br />

Ein-Vorgarten-in-Möglingen-(Planung-<br />

und-Ausführung-natur-art-GmbH)<br />

Ein-<strong>Naturgarten</strong>-und-NaturErlebnisSpielplatzfür-viele-(Planung-u.-Ausführung-Reinhard-Witt)<br />

<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen von Bioland.<br />

Idylle an eigenen Ufern und<br />

steinreichen Trockenmauern in Weisel<br />

Struktur- und artenreicher <strong>Naturgarten</strong><br />

mit geschwungenen Wegen, Teichen und<br />

Natursteinmauern. Berücksichtigung von<br />

landschaftstypischen Elementen des Rheins<br />

samt Weinbergen mit charakteristischen<br />

Trockenmauern.<br />

Das Wichtigste in Kürze: Sechswöchige<br />

Bauzeit im Frühjahr 2007, Fläche: 900m²,<br />

nährstoffarme Schotterflächen als Basis<br />

für Wildpflanzenbeete (Trockenstandorte),<br />

ca. 250 einheimische Bioland-Wildpflanzenarten,<br />

Natursteine aus der Region<br />

<strong>Naturgarten</strong> – Vorgarten in Möglingen<br />

2004 wurde das Unmögliche gewagt und<br />

ein für die frühen 70er Jahre typischer Vorgarten<br />

eines Flachdachbungalows in einen<br />

naturnahen Vorgarten umgestaltet.<br />

Das Wichtigste in Kürze: 2 ½ wöchige Bauzeit<br />

2004, Fläche: 80 m², offener Blick in den<br />

Vorgarten, doppelhäuptige Trockenmauer<br />

(Kräuterspirale), Sonderanfertigungen Einfriedungselemente<br />

und Eingangstor, Trockenstandorte,<br />

Natursteine aus der Region<br />

(Lettenkeuper-Hauptsandstein), Naturholz-<br />

(Grauwacke und Basaltpflaster aus Straßenaufbruch),<br />

zwei naturnahe Teiche mit<br />

verbindendem Bachlauf, EPDM-Kautschuk-<br />

Folie als Teichabdichtung, Regenwasserspeicher,<br />

Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

(Frankreich), kunstvoll gepflasterte<br />

Sitzplätze, verspielte Kunstobjekte.<br />

Planung und Bau: NATURgarten & Bade-<br />

TEICH Robert Thöle, seit 1999 spezialisiert<br />

auf Planung und Ausführung von anspruchsvollen<br />

Naturgärten sowie Planung<br />

und Bau von <strong>Naturgarten</strong>-Badeteich®.<br />

Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Gestaltung)<br />

zaun (Lärche), Schüttgüter aus Muschelkalk,<br />

37 Wildpflanzenarten und Wärmeliebender<br />

Saum, wassergebundene Wege.<br />

Planung und Bau: natur art GmbH – Hansjörg<br />

Bärtschi, Marc Wiesemann, Frieder<br />

Weigand. Die natur art GmbH baut seit<br />

1999 naturnahe Gärten und ist seit 2001<br />

Fachbetrieb für naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Gestaltung). Ihr Schwerpunkt liegt in der<br />

Gestaltung von Hausgärten nach eigenem<br />

Planungs- und Ausführungskonzept.<br />

Gewerbe-Biohotel und Tafernwirtschaft Hohenbercha<br />

Ein <strong>Naturgarten</strong> und<br />

NaturErlebnisSpielplatz für viele<br />

Mit der essbaren Landschaft in Form eines<br />

<strong>Naturgarten</strong>s vor der Küche gehen die<br />

Wirtsleute Martina und Andreas Hörger<br />

mutig neue Wege. Entstanden ist eine<br />

einmalige Anlage, mühevoll nach alter<br />

Handwerkskunst gebaut und gleichzeitig<br />

versehen mit ausgesuchter Flora aus<br />

dem Wildpflanzenreich.<br />

Das Wichtigste in Kürze: 2003, Fläche 580<br />

m², Kosten: 40 Euro/m², Duftgarten am<br />

Wasser, Wasserlauf, Rosenbeete, Holzdeck<br />

am Naturteich, Apfelhain, Sitzgarten über<br />

dem Wasser, Raum zum Spielen, Wildblumenhügel.<br />

Planung und Bau: Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Planung) seit 1999. Sein Spezialgebiet ist<br />

die Planung und Projektbegleitung aller<br />

möglichen Natur-Erlebnis-Räume wie<br />

Schulhöfe, Kindergärten, Spielplätze, Verkehrsgrün,<br />

Gewerbe, Privatgärten…<br />

Ein-Garten-für-Zwei-(Planung und<br />

Erstberatung Ulrike-Aufderheide)<br />

Abenteuerspielplatz-in-Kefenrod-(Planungund-Ausführung-Dorothee-Dernbach)<br />

Kräuter- und-Wildpflanzengärtnerei-Strickler-<br />

(Planung-und-Ausführung-Friedhelm-Strickler)<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Naturerlebnisgarten in Königswinter – Ein Garten für zwei<br />

Ein <strong>Naturgarten</strong> mit vielen Besonderheiten,<br />

als Low-Budget-Projekt mit professioneller<br />

Begleitung und viel Eigenleistung. Aus anfangs<br />

unbekannten Nachbarn entstand<br />

durch die gemeinsame Planungs- und Bauphase<br />

eine Freundschaft, die (noch heute)<br />

verbindet.<br />

Das Wichtigste in Kürze: Neugestaltung<br />

2004, Fläche: 360m² beide Gärten zusammen<br />

inkl. Vorgarten, „untypische“, offene<br />

Gartengrenzen, gemeinsamer Hausbaum<br />

und Totholzstamm zwischen den beiden<br />

Einfahrten, versickerungsoffene Wegeflächen,<br />

doppelhäuptige Trockenmauer<br />

als durchlässige und überschaubare, aber<br />

trotzdem deutliche Grundstücksabgren-<br />

zung, frei wachsende Naturhecke als Sichtschutz,<br />

Spielgrube, 75 Wildpflanzenarten<br />

und 50 Arten in Einsaaten, Terrassen aus<br />

Naturstein Polygonalplatten (Grauwacke)<br />

mit eingesäten Fugen, Trockenmauern,<br />

Nisthilfen.<br />

Planung: CALLUNA – Ulrike Aufderheide,<br />

seit 2000 Fachbetrieb für Naturnahes Grün<br />

(Naturnahe Planung). Neben landschaftsökologischen<br />

Arbeiten plant CALLUNA ausschließlich<br />

naturnahe Gärten und Freiflächen,<br />

besonders gerne zusammen mit den<br />

Nutzern (nach dem Dillinger Modell). Hochwertige<br />

Gestaltung und professionelle Planung<br />

und Baubegleitung sind Leitlinien der<br />

Arbeit.<br />

Natur-Erlebnis-Räume – Abenteuerspielplatz in Kefenrod<br />

Gemeinde, Dorferneuerung und viele tatkräftige<br />

Bürger ließen den Kinder-Traum<br />

von einem abenteuerlichen und erlebnisreichen<br />

Spielplatz in einer der kinderreichsten<br />

Gemeinden Hessens Wirklichkeit<br />

werden.<br />

Das Wichtigste in Kürze: 2005, Fläche:<br />

2.900 m², Berg und Tal, Wasserspiel, Tipidorf,<br />

Heckendschungel, Holz&Seil-Kletterlandschaft,<br />

Weidenschaukel, Fantasiewesen als<br />

Wildpflanzenproduktion –<br />

Kräuter- und Wildpflanzen gärtnerei Strickler<br />

Seit Anfang der 90er-Jahre wurde auf der<br />

2 ha großen Fläche der Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei<br />

Strickler beispielhaft ein<br />

naturnahes und lebendiges Grundstück<br />

geschaffen, das einem Produktionsbetrieb<br />

Platz bietet.<br />

Das Wichtigste in Kürze: Pflanzensortiment<br />

von über 1700 Pflanzenarten für den<br />

Tunnelwächter, bekletterbare Natursteine...<br />

und natürlich Wildpflanzen.<br />

Planung und Bau: Dipl. Ing. Dorothee<br />

Dernbach ist Umweltschutzingenieurin<br />

und Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Planung) seit 2008. Ihre Spezialität:<br />

Mitmachbaustellen, Abenteuerspielplätze,<br />

Dorferneuerung, Natur-Erlebnisschulhöfe,<br />

Naturerlebniskindergärten und Naturerlebnisgärten.<br />

<strong>Naturgarten</strong>, Kultur in torffreiem Substrat<br />

nach Bioland-Standard .<br />

Gestaltung des Geländes und Wildpflanzenproduktion:<br />

Friedhelm Strickler, seit<br />

1998 anerkannter Bioland-Betrieb und seit<br />

1999 Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Wildpflanzen- und Wildsamenproduktion).<br />

50 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 51


Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Erlebnis- und Lebensraum-für-kleine-undgroße-Menschen,-Pflanzen-und-Tiere<br />

Von-der-Pflasteröde-zum-Natur-Erlebnis-<br />

Schulhof (Planung und Projektbegleitung<br />

Kerstin Gruber)<br />

<strong>Naturgarten</strong>-mit-Schwimmteich-(Planungund-Ausführung-Renate-Froese-Genz)<br />

NER–Grundschule Rangauschule in Egersdorf<br />

Erlebnis- und Lebensraum für kleine<br />

und große Menschen, Pflanzen und Tiere<br />

Unterstützt von Radlader und Bagger haben<br />

Kinder, Eltern und Schulpersonal diesen<br />

Natur-Erlebnis-Schulhof gebaut. Ergebnis<br />

ist ein Erlebnis- und Lebensraum für<br />

kleine und große Menschen, für Pflanzen<br />

und Tiere.<br />

Das Wichtigste in Kürze: drei Projektwochen<br />

in 2001/2002, Neuanlage, Fläche:<br />

5.000 m², Kosten ca. 35 Euro/m², Hügel-<br />

landschaft, Trockenmauern, Wasserspielgelände,<br />

Amphitheater, großer Weidenbogen,<br />

Sträucherlabyrinth, Blumenwiese mit alten<br />

Obstsorten,Teich mit Feuchtwiese, Weiden,<br />

ca. 250 Wildpflanzenarten.<br />

Planung und Bau: Norbert Steininger,<br />

Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />

Planung) seit 2003. Planung und Projektbegleitung<br />

von Natur-Erlebnis-Räumen<br />

in Schulen und Kindergärten und von Naturgärten.<br />

Natur-Erlebnis-Räume – Gymnasium Herzogenaurach<br />

Von der Pflasteröde zum<br />

Natur-Erlebnis-Schulhof<br />

Aus einem langweiligen Betonverbundpflasterhof<br />

mit Betonpalisaden als Eingrenzung<br />

von eintönigen Gehölzflächen<br />

wurden verschiedene Erlebnisräume für<br />

Menschen, Pflanzen und Tiere geschaffen.<br />

Die Schule musste zunächst die Finanzierung<br />

nahezu komplett aus eigenen<br />

bzw. Sponsorenmitteln erbringen<br />

– deshalb gab es drei Bauabschnitte.<br />

Das Wichtigste in Kürze: 2005 bis 2007,<br />

Fläche: zusammen 3.000 m², Kosten: 28 bis<br />

34 Euro/m², Jurakalkstein für Trockenmau-<br />

<strong>Naturgarten</strong> – Schwimmteich Potsdam-Golm<br />

Natürliches Badevergnügen<br />

Kleiner, aber feiner Naturschwimmteich,<br />

nach dem Patent der Fa. <strong>Naturgarten</strong> in<br />

Wien gebaut.<br />

Das Wichtigste in Kürze: 2001, Fläche:<br />

Schwimmteich 40 m², Grundstück: 519 m²,<br />

Lärchenholz im Schwimmteich, Kautschukfolie<br />

, 3 x 5 m großer Schwimmbereich,<br />

vielfältiger, pflegeleichter <strong>Naturgarten</strong> mit<br />

Wildpflanzen, Kräuterspirale, Kiesbeet, Wild -<br />

blumenwiese, Blumenrasen.<br />

ern und Sitzblöcke, recycelte Betonteile,<br />

Sitzquader, Trockenmauern, Kletterhügel,<br />

Duftpflanzen, Kletterpflanzen, Robinienholz<br />

für Sitzatrium und Einbauten (Pergola,<br />

Lümmelnetz, Torpfosten), Trinkbrunnen,<br />

Bereiche für Ballspiele, 350 Wildpflanzenarten.<br />

Planung: Kerstin Gruber – Landschaftsarchitektin,<br />

Fachbetrieb für Naturnahes Grün<br />

(Naturnahe Planung) seit 2000. Ihr Spezialgebiet<br />

sind Planung und Projektbegleitung<br />

von Natur-Erlebnis-Räumen wie Schulhöfen<br />

und Kindergärten.<br />

Erlebnis<br />

Planung und Bau: Renate Froese-Genz,<br />

Landschaftsarchitektin und Fachbetrieb für<br />

Naturnahes Grün (Naturnahe Planung) seit<br />

2007. Sie verwirklicht sowohl im privaten<br />

als auch im öffentlichen Raum Naturgärten<br />

und Naturerlebnisräume in Kooperation<br />

mit den Benutzern: Spezialgebiet: Planung<br />

und Projektbegleitung beim Bau von Naturschwimmteichen.<br />

Natur-Spiel-Wäldchen-am-Campingplatz-<br />

Ellbogensee-(Planung-und-Ausführung-Antje-<br />

Schwabersberger)<br />

Ein-Refugium-für-Menschen,-Pflanzen-und-<br />

Tiere-(Planung und Ausführung Sabine-Hinkel)<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Natur-Erlebnis-Räume –<br />

„Natur-Spiel-Wäldchen“ am Campingplatz Ellbogensee<br />

Den Betreibern des Platzes ist es bei der Gestaltung<br />

wichtig gewesen, dass sich Kinder<br />

und Erwachsene gleichermaßen von dem<br />

Spielgelände angezogen fühlen. Vor allem<br />

sollen aber Kinder, die sich nicht von allein<br />

in die Natur trauen, dazu wieder ermuntert<br />

und ihre Neugierde geweckt werden.<br />

Das Wichtigste in Kürze: Bauzeit: 2009, Fläche:<br />

1.500 m², Seil-Parcours an vorhandenen<br />

Kiefern, Nestschaukel, Robinienstamm als<br />

Wasserspeier, „Sandsee“ mit Einfassung aus<br />

großen Findlingen, Baumstämmen und<br />

„Schlangen“ aus Gehwegplatten, Wasserlauf<br />

aus Altmaterialien, Raum bildende<br />

Baumwurzeln, Stämme-Mikado, Sitznische,<br />

„Wellensteg“ und Podeste, „Bananenliege“,<br />

Spielbereiche im bestehenden Kiefernwäldchen.<br />

Planung und Bau: Antje Schwabersberger<br />

und Hendrik Hübner, seit 2008 Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün (Naturnahe Planung).<br />

Beratung, Planung, Bauleitung, Projekt-<br />

Betreuung und Pflege naturnah gestalteter<br />

Freiräume zusammen mit den Nutzern im<br />

jeweils möglichen und gewünschten Rahmen.<br />

Im Vordergrund ihrer Arbeit stehen<br />

die kreative Wiederverwendung bereits<br />

vorhandener Altmaterialien und des Bodens<br />

sowie der Einsatz von einheimischen<br />

Wildpflanzen. Ein Netzwerk von Fachleuten<br />

(Modellierungsarbeiten, Wegebau, Spielgeräte,<br />

kreativer Holzbau, Wassertechnik u.a.)<br />

unterstützt diese Arbeit.<br />

Naturgärten – Refugium für Menschen, Pflanzen und Tiere<br />

Privater <strong>Naturgarten</strong> von Sabine Hinkel<br />

Der Wunsch nach Erdung und Verbindung,<br />

nach heiler Welt war und ist bei Sabine Hinkel<br />

immens. Dieses flirrende, fieberhafte<br />

Gefühl von Hingabe beim Gestalten und<br />

Bauen, Pflanzen und Beobachten lässt sie<br />

nicht los.<br />

Das Wichtigste in Kürze: Bauzeit: 1994,<br />

Fläche: ca. 1.000 m², Trockenstandorte,<br />

Trockenmauern aus 30 t Taunusquarzit,<br />

Naturteich und Sumpfgraben von Fallrohren<br />

gespeist, wassergebundene Wege<br />

aus Schotter + Kies, gepflasterte und geschotterte<br />

Sitzplätze, alte Gartenrosen und<br />

Duftstauden, Pavillon, Wildbienenhaus,<br />

Hochbeet mit mediterranen Halbgehölzen,<br />

Stauden und Zwiebeln, Dachbegrünung,<br />

Kletterpflanzen an Totholzbäumen und<br />

Weidenbündeln, Kräuterspirale, Ruderalflächen,<br />

Kompost- und Totholzhaufen,<br />

Spindelbäume, Beerensträucher und Gemüsebeete,<br />

mindestens 500 Pflanzenarten,<br />

Kunst, Wildholzmöbel.<br />

Planung und Bau: Sabine Hinkel, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün in den Kategorien<br />

Naturnahe Gestaltung seit 1997 und<br />

Naturnahe Planung seit 2003. Sie plant und<br />

baut Naturgärten und Schwimmteiche, naturnahe<br />

Schulhöfe und Kindergärten. Naturnahe<br />

Pflanzungen, Trockenmauern und<br />

Natursteinpflaster sind ihre Spezialgebiete.<br />

Mitarbeit ist willkommen!<br />

Dipl. Ing. Kerstin Lüchow.<br />

Leiterin des Bioland-<br />

Projektes, Vorstand und<br />

Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. D- Heilbronn.<br />

Tel. 07131 – 17 21 33<br />

kerstinluechow@web.de<br />

52 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 53


Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Behindert, aber nicht blöd!<br />

Ein Schulhof der Extra-Klasse<br />

Ein Schulhof der Extraklasse – für Kinder der<br />

Extraklasse am Sonderpädagogischen Förderzentrum<br />

im oberbayrischen Hausham.<br />

Und ein wunderbares Beteiligungs-Projekt,<br />

um exemplarisch zu zeigen, was die Arbeit<br />

der Fachbetriebe für Naturnahes Grün auszeichnet.<br />

Erstens, und ganz wichtig für unsere Arbeit:<br />

Die Projekte können so gut werden,<br />

wie die Nutzergemeinschaft, die dahinter<br />

steht. Hier war es eine starke Schulgemeinschaft<br />

und ein verschworenes Team von 6<br />

Lehrern, die alles am Laufen hielt und hält.<br />

Zweitens: In diesem Projekt stimmte auch<br />

der Finanzhintergrund um wirklich alle von<br />

den Kindern entworfenen Elemente des<br />

Traum-Naturschulhofes in die Tat umzusetzen.<br />

Eine ideale Situation.<br />

Drittens: Auch wir sind im Team stärker!<br />

Für dieses Projekt haben zwei Fachbetriebe<br />

ihre Stärken zusammengelegt und gemeinsam<br />

geplant und gebaut.<br />

Last not least: Der Spaßfaktor. Gemeinsam<br />

mit den Nutzern betreten wir Neuland: Ein<br />

Natur-Erlebnis-Schulhof ist aufregend anders<br />

und prall voll Leben. Je höher die Faszination<br />

und der Spaß am gemeinschaftlichen<br />

Werk, umso mehr Geld und Hilfe<br />

wird das Projekt anziehen. Auch das ist ein<br />

Teil unserer Arbeit.<br />

Über den Verlauf dieses Projektes könnte<br />

man wirklich seitenweise schöne Geschichten<br />

erzählen. Allein die Kinderbeteiligung<br />

war ein so spannender Prozess. Im<br />

Förderzentrum gibt es nur ganz besondere<br />

Kinder: Geistig- und Körperbehinderte und<br />

gleichzeitig bewegungshungrige, lernbehinderte<br />

Förderschüler. Und alle haben<br />

eines gemeinsam: Sie sind überhaupt nicht<br />

blöd. Beim Bauen und Auswerten der Modelle,<br />

auf der Mitmachbaustelle und auch<br />

schon während der Pflege waren alle dabei<br />

– jeder mit seinen besonderen Fähigkeiten.<br />

Und nicht nur Kinder, Lehrer, Eltern<br />

tummelten sich auf der Baustelle, auch das<br />

THW, die Bundeswehr, die Firmgruppe, der<br />

Gartenverein, 2 Bauhöfe…unglaublich, wer<br />

alles zum Helfen bereit war. Das brauchte<br />

es auch, denn die Herausforderung, einen<br />

echten Natur-Erlebnis-Schulhof zu bauen<br />

und trotzdem sicher und rollstuhlgerecht<br />

Wilde Spiele und wilde Pflanzen passen gut zusammen<br />

zu arbeiten, war keine kleine. In Hausham<br />

ist der Spagat gelungen. Jede Gruppe findet<br />

ihre Räume, Plätze, Angebote und Abenteuer.<br />

So ist der nun durch den Schulhof<br />

umgeleitete Bachlauf an vier Stellen überquerbar.<br />

Von einfach nach schwierig geht<br />

es hinüber: Rolli-Brücke, Rolli-Furt, Wackelbrücke<br />

und Balancierstamm. Den Burgberg<br />

kann man per Fuß über verschiedene Wege<br />

erklimmen oder in Rollis hochkurven... Wegen<br />

teils unkontrollierbarer Schüler mussten<br />

bestimmte Elemente wie Bachlauf oder<br />

Kletterfelsenwand abgetrennt werden. Sie<br />

sind nur zu bestimmten Zeiten und für bestimmt<br />

Schüler offen.<br />

Rollstuhl und Naturerlebnis – kein Problem!<br />

Insgesamt ein mutiges, großes Projekt mit<br />

vielen, sehr vielen wunderschönen Details.<br />

Nicht zu vergessen die zahllosen Sponsoren<br />

und Förderer des Projektes, die auf ihre Weise<br />

zum großen Ganzen beitrugen. Nur, wo<br />

so viele Menschen zusammen Hand anlegen,<br />

kann es so schön und perfekt wachsen<br />

wie in Hausham.<br />

Dorothee Dernbach,<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.,<br />

D-Büdingen, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün<br />

(Naturnahe Planung)<br />

Tel. 06049 – 950733<br />

E-Mail: dernbach@naturnah-planen.de<br />

Eine Familie aus den Niederlanden wollte<br />

neue Wege gehen und begann im März<br />

2007 ein neues Leben auf einem Natur-<br />

Campingplatz in Mecklenburg. Vieles entstand<br />

aus eigener Kraft, doch es wurde auch<br />

Unterstützung von „außen“ gebraucht,<br />

denn sie hatten sich viel vorgenommen<br />

…So kam dann im Dezember 2007 der<br />

Kontakt zu mir als Freiraumplanerin zustande.<br />

Angeregt durch Natur-Spiel-Räume, die<br />

Sigrun Lobst in Rotterdam gestaltet hat,<br />

wollten sie auch in Mecklenburg dafür sorgen,<br />

dass große und kleine Menschen wieder<br />

Lust aufs Spielen in der Natur bekommen.<br />

Erwachsene haben oft vergessen, wie<br />

und wo sie als Kind am Liebsten gespielt<br />

haben, und die Kleinen trauen sich meist<br />

gar nicht mehr in die „Wildnis“. Marianna<br />

von Schmidt und Familie wollten deshalb<br />

ein Spielgelände auf ihrem Campingplatz<br />

entstehen lassen, das alle Altersklassen<br />

neugierig macht, vor allem den Kleinen<br />

Lust auf Abenteuer in der „echten“ Natur.<br />

Und so haben wir so behutsam wie möglich<br />

mit faszinierenden, großen Wurzeln,<br />

viel Altmaterial, wunderschönen Findlingen<br />

und Robinienholz in ein vorhandenes<br />

Kiefernwäldchen mit Unterwuchs hineingebaut.<br />

Es gibt einen bunt gepflasterten „Wasserlauf“,<br />

der in einen „Sandsee“ führt, kleine<br />

Podeste und Stege, jede Menge Klettermöglichkeiten<br />

über Hüpfpalisaden, Stelzen-Parcours,<br />

Stämme-Mikado, vielfältige<br />

Seilkonstruktionen an und unter Bäumen,<br />

schaukeln im „Nest“ mit Blick in hohe Wipfel<br />

oder den wunderbaren Sternenhimmel<br />

… klingt spannend und entspannend? Ist<br />

es auch, also auf nach Wesenberg, ausprobieren<br />

und genießen! ;-)<br />

Rechts: Große Wurzeln, wie wunderbar,<br />

vor allem für so kleine Kletterer.<br />

Teenies im Spielfieber<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

Campingplatz am Ellenbogensee.<br />

Naturerlebnis, Spiel, wilde Ecken und manches mehr<br />

Gepflasterter Wasserlauf nach der Fertigstellung<br />

„Äffchen“ unter Bäumen<br />

Kleiner „Nestling“<br />

Antje Schwabersberger,<br />

D-Berlin, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün<br />

(Naturnahe Planung)<br />

Tel. 030 - 4244210<br />

antje.schwabersberger@<br />

web.de<br />

54 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 55


Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

In den märkischen Sand gesetzt?<br />

Freuden und Tücken des Schwimmteichbaus …<br />

Ein humorvoller überblick zum Teichbau im märkischen Sand.<br />

Das Haus am See<br />

Vor dem Badevergnügen droht das Chaos:<br />

große Bagger wühlen den Garten um.<br />

Wenn man Glück hat, trifft man auf feinsten<br />

märkischen Sand in tieferen Schichten<br />

– gute Sandkiste.<br />

Wenn man Muckis hat, gräbt man einen<br />

Winter lang oder trifft beim Baggern nur<br />

auf große Steine.<br />

Wenn man etwas Pech hat, landet man in<br />

einer märkischen Sandwüste, alles rieselt,<br />

und nur durch umfängliche Stützmaßnahmen<br />

verhindert man den Einsturz.<br />

Wenn man viel Pech hat, findet man<br />

Grund wasser, mit ganz viel Pech muss eine<br />

Drainage unter dem zukünftigen Teich verlegt<br />

werden.<br />

Doch durch beherzten Einsatz kommt der<br />

Naturgärtner trotzdem ans Ziel, bald ist die<br />

Grube „angezogen“ und das nächste Problem<br />

die Kautschukfolie, schwer wie ein<br />

PKW, wird nach Mobilisierung der Nachbarschaft<br />

und junger Zehnkämpfer ausgebreitet<br />

…und der Einbau des Patent Holzrahmens<br />

der Fa. <strong>Naturgarten</strong> Wien beginnt.<br />

Das Einbringen von 6 Tonnen Pflanzsubstrat<br />

und Kies in Eimern: alle Kinder der Teichbauer<br />

schaffen das! Auch die Bioland-Wasserpflanzen<br />

werden gemeinsam gepflanzt,<br />

dann endlich anbaden. Gute Freunde wie<br />

Frösche und Wasserflöhe ziehen ein, Kinder<br />

erobern den Teich, auch hier sind Masseninvasionen<br />

möglich.<br />

Die Erwachsenen lieben es gemütlich und<br />

genießen die Ruhe und Schönheit.<br />

Hilfe, der Bagger kommt. Hier entsteht ein<br />

naturnaher Schwimmteich.<br />

Gemeinsam sind wir stark. Auslegung<br />

der Teichfolie<br />

Kurz vor Fertigstellung, es ist alles nach Plan<br />

gelaufen<br />

Renate Froese-Genz,<br />

D-Potsdam, Vorstand<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V., Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün<br />

(Naturnahe Planung)<br />

Tel. 0331 – 58 38 111<br />

E-Mail: info@naturgarten-potsdam.de<br />

Die wertvollsten heimischen<br />

Wildrosen für Naturgärten<br />

Nach dem Deutschen Arbeitskreis Wildrosen gibt es derzeit 27 ursprünglich<br />

heimische Wildrosen und eine eingebürgerte Wildart, die Kartoffelrose.<br />

HEIMISCHE WILDROSEN IN MITTELEUROPA<br />

Art<br />

Verbreitungsraum<br />

Blütenfarbe Blütemonat<br />

URSPRüNGLICH HEIMISCHE WILDROSE<br />

Abietina<br />

Tannenrose<br />

alpin<br />

Agrestis<br />

Ackerrose<br />

europäisch<br />

Arvensis<br />

Kriechrose<br />

europäisch<br />

Brilonensis<br />

Briloner Rose<br />

europäisch<br />

Caesia<br />

Lederrose<br />

europäisch<br />

Canina<br />

Hundsrose<br />

eurasiatisch<br />

Corymbifera<br />

Heckenrose<br />

europäisch<br />

Dumalis<br />

Vogesenrose<br />

eurasiatisch<br />

Elliptica<br />

Keilblättrige Rose<br />

europäisch<br />

Gallica<br />

Essigrose<br />

südeuropäisch<br />

Glauca<br />

Rotblättrige Rose<br />

mittel- und südeuropäisch<br />

Inodora<br />

Duftarme Rose<br />

Jundzillii<br />

Raublättrige Rose<br />

europäisch<br />

Majalis<br />

Zimtrose<br />

eurosibirisch<br />

Micrantha<br />

Kleinblütige Rose<br />

europäisch-mediterran<br />

Mollis<br />

Weiche Rose<br />

west- und nordeuropäisch<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

56 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 57<br />

Höhe in cm<br />

Wuchsform<br />

rosa 6 100<br />

aufrecht<br />

weiß 6-7 100-250<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß 6-7 50-400 kriechend,<br />

kletternd,<br />

keine Ausläufer<br />

rosa 6-7 200-300<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa 6 100-200<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa, weiß 5-6 200-400<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa, weiß 6 100-250<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß, hellrosa 5-6 100-400<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa 6-7 100-200 aufrecht,<br />

wenig Ausläufer<br />

dunkelrosa 6-7 50-100<br />

buschig,<br />

wenig Ausläufer<br />

dunkelrosa<br />

mit weißer<br />

Mitte<br />

6-7 100-300<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa 6 100-200<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa 6-7 100-200<br />

überhängend,<br />

wenig Ausläufer<br />

rosa 5 50-150<br />

aufrecht,<br />

viele Ausläufer<br />

hellrosa 6-7 200-300<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa 6-7 50-150<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

Im Garten als Merkmale<br />

Verfügbarkeit<br />

Hecke ähnlich Stumpfblättriger Rose,<br />

kaum im Handel<br />

Gruppe, Hecke nach Apfel duftende Blätter,<br />

nicht im Handel<br />

Solitär,<br />

Kletterstrauch<br />

herausstehender Griffel bei<br />

Hagebutte, überall erhältlich<br />

Hecke ähnlich Falscher Heckenrose,<br />

nicht im Handel<br />

Hecke ähnlich Hundsrose,<br />

nicht im Handel<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

drüsenlose Frucht und Fruchtstiele,<br />

überall erhältlich<br />

Hecke ähnlich Hundsrose,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Hecke ähnlich Hundsrose,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Hecke nach Apfel duftende Blätter,<br />

kaum im Handel<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

feinstachelig, überall erhältlich<br />

ungefiederte Kelchblätter,<br />

überall erhältlich<br />

Hecke ähnlich Keilblättriger Rose,<br />

nicht im Handel<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

raue Blätter,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

ungefiederte Kelchblätter,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

nach Apfel duftende Blätter,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />

bei Spezialisten erhältlich


Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

URSPRüNGLICH HEIMISCHE WILDROSE<br />

Pendulina<br />

Alpenrose<br />

mittel- u. südeuropäisch<br />

Pseudoscabriuscula<br />

Kratzrose<br />

europäisch<br />

Spinosissima<br />

Bibernellrose<br />

eurasiatisch<br />

Rubiginosa<br />

Weinrose<br />

eurasiatisch<br />

Sherardii<br />

Samtrose<br />

europäisch<br />

Stylosa<br />

Griffelrose<br />

westeuropäisch<br />

Subcanina<br />

Falsche Hundsrose<br />

eurasiatisch<br />

Subcollina<br />

Falsche Heckenrose<br />

europäisch<br />

Tomentosa<br />

Filzrose<br />

europäisch<br />

Tomentella<br />

Stumpfblättrige Rose<br />

europäisch<br />

Villosa<br />

Apfelrose<br />

mittel- u. südeuropäisch<br />

EINGEBüRGERTE WILDROSE<br />

Rugosa<br />

Kartoffelrose<br />

ostasiatisch<br />

rosa, purpur 5-6 100-150<br />

aufrecht,<br />

wenig Ausläufer<br />

hellrosa 6 100-200<br />

gedrungen,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß 5 50-150<br />

aufrecht,<br />

viele Ausläufer<br />

rosa mit<br />

weißer Mitte<br />

6-7 200-300<br />

überhängend,<br />

keine Ausläufer<br />

dunkelrosa 6-7 100-200<br />

gedrungen,<br />

keine Ausläufer<br />

hellrosa, weiß 6-7 100-300<br />

überhängend<br />

keine Ausläufer<br />

weiß, rosa 5-6 100-300<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß, rosa 5-6 200-300<br />

aufrecht,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß 6 100-200<br />

gedrungen,<br />

keine Ausläufer<br />

weiß 5-6 150-200<br />

aufrecht,<br />

wenig Ausläufer<br />

dunkelrosa<br />

mit weißer<br />

Mitte<br />

5-6 100-200<br />

aufrecht,<br />

wenig Ausläufer<br />

dunkelrosa 5-6 100-150<br />

aufrecht<br />

viele Ausläufer<br />

Gruppe, Hecke ungefiederte Kelchblätter,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

ähnlich Filzrose, nicht im Handel<br />

ungefiederte Kelchblätter,<br />

überall erhältlich<br />

nach Apfel duftende Blätter,<br />

überall erhältlich<br />

filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Hecke ähnlich Hundsrose,<br />

nicht im Handel<br />

Hecke ähnlich Hundsrose,<br />

nicht im Handel<br />

Hecke ähnlich Heckenrose,<br />

nicht im Handel<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Hecke Blattstiel flaumig behaart,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Solitär, Gruppe,<br />

Hecke<br />

Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />

bei Spezialisten erhältlich<br />

Gruppe, Hecke ungefiederte Kelchblätter,<br />

überall erhältlich<br />

Rosa arvensis Kriechrose Rosa gallica Essigrose Rosa canina Hundsrose<br />

Blütenfarben<br />

Von weiß (R. spinossisima) bis dunkelrosarot<br />

(R. gallica). Am Beispiel der Bibernellrose<br />

wird gezeigt, dass die reine Wildform nicht<br />

immer gut sein muss, sondern manchmal<br />

Gartenformen einen höheren Wert besitzen.<br />

Blütendauer<br />

Sie ist bei einheimischen Wildrosen mit je<br />

nach Art 13-28 Tagen kurz, im Durchschnitt<br />

sind es 3 Wochen.<br />

Blütenwochen<br />

Wildrosen blühen insgesamt 6-7 Wochen<br />

lang, zwischen Mai und Juli.<br />

Früchte<br />

sind von der 32. Kalenderwoche bis zum<br />

Jahresende zu finden.<br />

Gartenwert<br />

Von den 28 Arten wurden drei mit besonders<br />

empfehlenswert bewertet, acht waren<br />

empfehlenswert, auf elf kann man im Garten<br />

verzichten.<br />

GARTENWERT UNSERER WILDROSEN<br />

Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />

58 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 59<br />

Art<br />

Ökologie Verfügbarkeit Wuchsform<br />

Schatten-<br />

verträglich<br />

Blüten-<br />

wirkung<br />

Frucht-<br />

schmuck<br />

Abietina Tannenrose ••••• • • ••• • • -<br />

Agrestis Ackerrose ••••• • • • • ••• -<br />

Arvenis Kriechrose ••••• •••• ••••• ••• ••••• ••••• +++<br />

Brilonensis Briloner Rose ••••• • •• • •• ••• -<br />

Caesia Lederrose ••••• •• •• • • •• -<br />

Canina Hundsrose ••••• ••••• •• • •• ••••• ++<br />

Corymbifera Heckenrose ••••• •• •• • •• ••• +<br />

Dumalis Vogesenrose ••••• •• •• • • ••• -<br />

Elliptica Keilblättrige Rose ••••• •• •• • • ••• -<br />

Gallica Essigrose ••••• •••• ••••• ••• ••••• ••• +++<br />

Glauca Rotblättrige Rose ••••• ••••• •••• • •• ••• ++<br />

Inodora Duftarme Rose ••••• • •• • •• •• -<br />

Jundzillii Raublättrige Rose ••••• ••• ••• • ••• ••• +<br />

Majalis Zimtrose ••••• •••• ••••• ••• ••• •• ++<br />

Micrantha Kleinblütige Rose ••••• •• ••• • •• ••• +<br />

Mollis Weiche Rose ••••• •• ••••• • • •• +<br />

Pendulina Alpenrose ••••• ••• ••••• ••• • ••• ++<br />

Pseudoscabriuscula Kratzr. ••••• • ••• • •• •• -<br />

Spinosissima Bibernellrose ••••• ••••• •• •• •••• •• ++<br />

Rubiginosa Weinrose ••••• ••••• •••• • ••• ••••• ++<br />

Rugosa Kartoffelrose • ••••• •• •• ••• ••••• +<br />

Sherardii Samtrose ••••• •• ••••• • ••• ••• +<br />

Stylosa Griffelrose ••••• • •• • •• •• -<br />

Subcanina Falsche Hundsr. ••••• • •• • •• •••• -<br />

Subcollina Falsche Heckenr. ••••• • •• • •• ••• -<br />

Tomentosa Filzrose ••••• •• •••• • ••• •••• ++<br />

Tomentella Stumpfbl. Rose ••••• •• ••• • •• ••• +<br />

Villosa Apfelrose ••••• ••• ••••• ••• •••• •••• ++<br />

Punkteskala • gering •• mittel ••• hoch •••• sehr hoch ••••• überdurchschnittlich<br />

Bewertungsschlüssel - verzichtbar , + geeignet , ++ empfehlenswert, +++ sehr empfehlenswert<br />

Literatur<br />

Reinhard Witt: Naturnahe Rosen. Garten- und Wildformen –<br />

Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie. Das etwas andere Rosenbuch -<br />

die besten Sorten. Verlag <strong>Naturgarten</strong>, Ottenhofen 2010.<br />

364 Seiten, 742 Fotos. € 39,95; SFR 76,--<br />

Nicht im Buchhandel! Bestellung über Buchshop: www.reinhard-witt.de<br />

Urteil<br />

Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung),<br />

Biologe, Journalist,<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.,<br />

D-Ottenhofen<br />

Tel. 08121 – 464 83<br />

reinhard@reinhard-witt.de


Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Wegwartenblau – Wegwartenbraun<br />

im Lübecker Stadtbild<br />

Sperlinge bei der Wegwartensamen-Mahlzeit<br />

und festliche Ehrungen der Wegwarte<br />

als „Blume des Jahres 2009“<br />

Winterliche Wildblumensamenstände auf<br />

einer europäischen Innenstadinsel? Also<br />

direkt im Zentrum der alten Hansestadt<br />

Lübeck, welche sich seit Ende des 19. Jhts.<br />

weitflächig über dei Stadtmauern hinaus<br />

ausdehnen durfte, so im Norden das Ostseebad<br />

Travemünde einschließend?<br />

2009 war besonders in Lübeck ein Jahr der<br />

Ehrungen unserer blauen Blume, der Wegwarte.<br />

Begeisterte Mitglieder der „Initiative für<br />

Wildblumen in Lübeck“ stellten gern ihr<br />

vielfältiges Fotomaterial von leuchtend<br />

blauen Wegwartenflächen an Straßenrändern<br />

und in Blumenwiesen für das 20. Jubiläum<br />

des <strong>Naturgarten</strong>-Vereins zur Verfügung.<br />

Einem Amateurfilmer war es sogar<br />

bei strömendem Novemberregen gelungen,<br />

25 Sperlinge an der verkehrsreichen<br />

Kanalstraße mit der Videokamera bei der<br />

Mittagsmalzeit in Wegwartensamenständen<br />

zu beobachten. Braun in braun! Frage:<br />

wie kam es dazu, dass diese verdorrten,<br />

scheinbar unansehnlichen Pflanzenstängel<br />

nicht von städtischen Reinigungskolonnen<br />

abgemäht wurden, ja, dass sie selbst<br />

noch im Januarschnee zur Freude bunter<br />

Stieglitze dort stehen dürfen? Aha, an der<br />

benachbarten eingezäunten Wiese mit vielen<br />

botanischen Informationstafeln werden<br />

interessierte Passanten über „Blumenwiesen<br />

als Überwinterungsort für Marienkäfer<br />

und Distelfinken ...“ aufgeklärt. Informationsschilder<br />

sind demnach wichtig für den<br />

Erfolg der Initiative.<br />

Während der Naturtagung 2003 in Grünberg<br />

hatte ich erstmals das Glück über<br />

unkonventionelle Maßnahmen dieser Lübecker<br />

Bürgerinitiative zu berichten: Wild-<br />

blumenschutz durch Flatterband, Begonien<br />

und einen beschilderten mobilen Bauzaun.<br />

Mit meinem Beitritt zum <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

informierte der Mitgliederrundbrief bereits<br />

im Herbst 2000 durch einen Artikel des<br />

Umweltjournalisten Dr. Michael Hollinde<br />

aus den Lübecker Nachrichten über erste<br />

sichtbare Erfolge unseres Bürgeranliegens:<br />

„Bunt ist die Vielfalt!“<br />

Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit<br />

mit unterschiedlichen Vertretern der Verwaltung<br />

trotz Geldmangels und Personalreduktion<br />

so konstruktiv entwickelt, dass<br />

die ursprünglich ellenlange Bezeichnung<br />

„Bürgerinitiative für Wildblumen am Wegesrand<br />

in Lübeck“ getrost auf „Initiative<br />

für Wildblumen in Lübeck“ reduziert werden<br />

konnte. Ich erinnere mich mit Freuden<br />

an den Tag, als wegen dringender Kanalisationsarbeiten<br />

nach zwei Jahren drohender<br />

Schautafeln informieren die Passanten Naturschutzverbände, Loki-Schmidt-Stiftung, und Grünflächenamt würdigen die Arbeit von<br />

Christa Fischer (Bildmitte mit Schild)<br />

Vernichtung unserer artenreichsten Referenzfläche<br />

an der Fußgängerbrücke unsere<br />

Lokalzeitungen endlich verkünden konnten:<br />

„Wildblumenwiese darf bleiben – Abwasser<br />

muss weichen!“<br />

In Kooperation mit dem Bereich „Stadtgrün<br />

und Friedhöfe“ sind mehrere Wiesen neu<br />

angelegt, bzw. durch bewusste Pflegemaßnahmen,<br />

gezielte Einsaat in Kahlstellen<br />

und Initialpflanzung blütenreich entwickelt<br />

worden. Die gute Zusammenarbeit mit Verwaltungsbereichen,<br />

welche Senatoren verschiedener<br />

Parteien unterstellt sind, wurde<br />

deutlich wahrgenommen von Dr. Johannes<br />

Martens, dem Leiter der Loki-Schmidt-Stiftung,<br />

der „Stiftung zum Schutz gefährdeter<br />

Pflanzen“. Dr. Martens überbrachte uns am<br />

5. Juli 2009 aus Anlass der Aufstellung von<br />

Informationsschildern über den Wert der<br />

Wegwarte die besten Wünsche seiner Chefin,<br />

der 90jährigen Loki Schmidt, welche<br />

diese Pflanze im Herbst zuvor als Blume des<br />

Jahres 2009 gekürt hatte. Hätte sie nicht an<br />

diesem Morgen ihren herzkranken Mann,<br />

unseren Altbundeskanzler Helmut Schmidt,<br />

in der Klinik besuchen müssen, wäre sie gerne<br />

mitgekommen, um nach monatelanger<br />

Bettlägerigkeit kaum genesen, den Anblick<br />

der Lübecker blauen Pracht zu genießen. Als<br />

Treffpunkt war die ungewöhnlich wegwartenreiche<br />

Fläche an der Kanalstraße gewählt<br />

worden. Hier war nach Beendigung der Kanalisationsarbeiten<br />

Wegwartenmähdrusch<br />

gegen Vogelfraß über einer Einsaat aus<br />

norddeutscher Herkunft ausgebracht worden.<br />

Alles natürlich auf gedämpftem Pflanzsand,<br />

dank Reinhard Witts Empfehlung!<br />

An diesem heißen Julimorgen waren<br />

pünktlich um 10 Uhr (wegen der kurzen<br />

Blühdauer) beim Empfang von Dr. Mar-<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Der erste Schritt: Neuanlage einer Wildblumenwiese<br />

tens nicht nur der Lübecker Umwelt- und<br />

Innensenator mit der Leiterin des Bereichs<br />

Naturschutz erschienen, sondern auch<br />

parteiübergreifend der dem Bausenator<br />

unterstellte Leiter der Abteilung für Grünflächenpflege<br />

mit der zuständigen Gartenmeisterin,<br />

außerdem Vertreter mehrerer<br />

Naturschutzverbände, geeint in der Freude<br />

über die vormittägliche Blütenpracht. Der<br />

Leiter des Museums für Natur und Umwelt<br />

verlas eine eigens für diesen Anlass erstellte<br />

Festschrift, welche Ethik und Etiketten-<br />

Ortsbesichtigung: Wegwartenpracht am Wegrand<br />

schwindel von Herbizidwerbung aufs Korn<br />

nahm. Zunächst mussten allerdings nach<br />

einem turbulenten Wassersport-Wochenende<br />

mehrere Bahnen Flatterband durch<br />

den Umweltsenator zerschnitten werden.<br />

Wegwartenschild und -pflanzen waren damit<br />

für die Bevölkerung zugänglich – auch<br />

zur späteren Samenernte. Die Flatterbänder<br />

hatten erfolgreich ca. 30.000 Besucher<br />

des 8. Lübecker Drachenbootfestivals vom<br />

Zertrampeln unserer Blumenwiesen abhalten<br />

können.<br />

60 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 61


Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Die Künstlerin Christa Fischer und ihre gemalten Werke<br />

Warum aber war Dr. Martens an diesem<br />

Morgen extra aus Hamburg angereist? Um<br />

endlich einmal dem Lübecker Umweltsenator<br />

und dem Museumsleiter Dr. Eckloff<br />

persönlich zu begegnen? Nein, die Loki-<br />

Schmidt-Stiftung in Hamburg hatte Kenntnis<br />

erhalten, dass in Lübeck seit Gründung<br />

der Initiative wohl die meisten Wegwarten<br />

aus regionaler Herkunft im Zentrum einer<br />

europäischen Großstadt vermehrt worden<br />

waren. Niemand von den Grünberger Tagungsteilnehmern<br />

vermochte dieser Behauptung<br />

zu widersprechen in Anbetracht<br />

des gezeigten Fotomaterials, das ich als<br />

Dokumentation unseres strahlend blauen<br />

Blüherfolgs zeigen konnte – radwegbegleitend,<br />

mehrere Kilometer weit erfahrbar!<br />

Größtenteils nach Tiefbauarbeiten auf kahlen<br />

Sandflächen ausgesät, stets in Absprache<br />

mit der Verwaltung! Mitunter aber auch<br />

durch riesige Stahlbürsten beauftragter Reinigungsfirmen<br />

als Samen weitergetragen<br />

und so unbeabsichtigt nachhaltig tief in<br />

Pflasterritzen von Verkehrsinseln hineingeschrubbt!<br />

Also völlig kontraproduktiv zum<br />

mühsam finanzierten Säuberungsauftrag<br />

gegen verkehrswidrigen Bewuchs: Zauberhaft<br />

blühende Stauden!<br />

Vorsorglich waren daher im Frühsommer<br />

2009, unseres „Jahres der Wegwarte“, die<br />

Vorgesetzten der wegrandpflegenden Organisationen<br />

über schützenswerte Stra-<br />

ßenzüge informiert worden – durch handschriftliche<br />

persönliche Briefe – heutzutage<br />

eine auffallende Rarität im Verwaltungsalltag,<br />

ergänzt durch Informationskarten, welche<br />

das Kieler Umweltministerium durch<br />

Gisela Twenhöven mit Hingabe gestalten<br />

ließ. Sie klärten über den Wert der Wegwarte<br />

auf, winzige Samentütchen aus Lübeck<br />

waren ihnen beigefügt und seitens des<br />

Landesnaturschutzamtes im ganzen Lande<br />

verbreitet worden. Zwei Jahre zuvor hatte<br />

der Landfrauenverband zu unserer großen<br />

Freude 60 gefährdete Wildpflanzen in mehr<br />

als 70 schleswig-holsteinischen Dörfern<br />

ausgebracht und dabei die Wegwarte als<br />

Sympathieträger genutzt. Ein hoffnungsvolles,<br />

groß angelegtes Nachfolgeprojekt,<br />

bei dem ich mit zunehmendem Alter Erleichterung<br />

empfinde!<br />

Der Respekt Straßengrün pflegender Organisationen<br />

gegenüber der Blume des Jahres<br />

2009 wurde im Laufe der Monate immer<br />

mehr durch anerkennende Zeitungs- und<br />

Radioberichte gesteigert. So wurde unnötige<br />

Mahd zur unrechten Zeit vermieden. Die<br />

Serie der Medienberichte begann im März<br />

mit einem Kommentar über die Kunstausstellung<br />

„Komplementär“ im Kulturforum<br />

Burgkloster zu Lübeck, in der ich unter<br />

anderem mit akribischen Blei- und Farbstiftstudien<br />

über die Schönheit maroder<br />

herbstlicher Pflanzenstängel als Lebensräu-<br />

Lübecks Straßenränder blühen auf<br />

me für unsere Mitgeschöpfe informierte,<br />

kombiniert mit einer Bodeninstallation der<br />

entsprechenden Originalpflanzen, gesteckt<br />

in einen riesigen Sandhügel – eine Kombination<br />

von großem ästhetischen Reiz! Es<br />

wurden dort übrigens nicht nur Wegwartenstängel<br />

gezeigt.<br />

Auch unsere Wegränder und speziell unsere<br />

Wiesen weisen auf engstem Raum bis zu<br />

150 verschiedene Pflanzenarten und entsprechende<br />

nektarsuchende Insekten auf.<br />

Eine ideale Draufsicht bietet sich schon<br />

2000 von der Fußgängerbrücke an der Kanalstraße<br />

auf das Kulturprojekt „Wildblumen<br />

in der Stadt“ und nun auch noch auf<br />

die Wegwarten-Buntbrache – durch Dr.<br />

Martens als „Eines von mehr als 90 Loki-<br />

Schmidt-Beeten“ ausgezeichnet. Kommen<br />

Sie doch mal schauen!<br />

Zeichnerin und Installationskünstlerin<br />

Christa<br />

Fischer aus D-Lübeck,<br />

1998 Mitgründerin der<br />

Bürgerinitiative „Für<br />

Wildblumen am<br />

Wegesrand in Lübeck“, seit 2000 Leiterin des<br />

Kulturprojekts „Wildblumen in der Stadt“. Tel.<br />

0451 – 793115<br />

Mein Garten im Wandel<br />

„Mein Garten kommt mit mir in die Jahre<br />

und macht sich selbstständig“ oder<br />

„die Toleranz und die Gelassenheit, die<br />

man im Alter lernen sollte“<br />

Die Freude an der Natur hat sich bei mir<br />

schon in der Kindheit im Umgang mit<br />

Pflanzen und Tieren gezeigt. In der Schule<br />

erwarb ich meine ersten botanischen<br />

Kenntnisse bei den Beobachtungen für den<br />

Deutschen Reichs-Wetterdienst. Von meinen<br />

Eltern lernte ich, das Leben in meiner<br />

Umwelt zu verstehen und zu achten.<br />

Aus diesen Erfahrungen heraus versuchte<br />

ich, in meinem Beruf als Lehrerin auch Kindern<br />

nahe zu bringen, dass die Natur um<br />

uns und mit uns ein faszinierendes Erlebnis<br />

bedeutet. Da ich in dieser Zeit schon in<br />

meinem Garten mit ersten Wildstaudenpflanzungen<br />

experimentierte, hatte ich gute<br />

Möglichkeiten, die Kinder zu beobachten.<br />

Ich selbst war immer auf der Suche nach Interessenten<br />

und Fachleuten für Wildpflan-<br />

Auch Erdbeeren haben ihren Platz im <strong>Naturgarten</strong><br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

zen im Garten. Ein einschneidendes Erlebnis<br />

bedeutete für mich der erste Besuch im<br />

neu gestalteten <strong>Naturgarten</strong> von Reinhard<br />

Witt. Zugleich wurde mir auch der <strong>Naturgarten</strong><br />

– Verein nahe gebracht. Nun kamen<br />

mir natürlich viele Visionen für meinen Flecken<br />

Erde in den Sinn.<br />

Doch die Umsetzung dieser Ideen für einen<br />

alten Garten erforderte viel Erfahrung,<br />

die mir noch fehlte. Auf den Grünberger<br />

Tagungen gewann ich durch Vorträge und<br />

viele interessante Gespräche mit hilfsbereiten<br />

Fachleuten Erkenntnisse für die bewusste<br />

Gestaltung des Gartens in verschiedene<br />

Bereiche: Die Wiederanlage einer<br />

Wiese, Belebung der schattigen Standorte<br />

und natürlich einen Magerstandort nach<br />

Witt’schem Vorbild. Eine Böschung nach<br />

Süden bot sich an für Treppen und kleine<br />

Terrassen. Pflanzen und Samen konnten<br />

selbstverständlich von Wildpflanzen – Betrieben<br />

bezogen werden. Meine Böschung<br />

wurde ein Garten für sich, ein schönes Bild<br />

und besucht von allerlei Insekten.<br />

Aber mit der Zeit entwickelten sich einige<br />

Pflanzen zu einer üppigen Flora, aus der<br />

angrenzenden Wiese wanderten unerwünschte<br />

Gäste ein. Mein Schaustück erforderte<br />

plötzlich intensive Pflege. Der Fehler<br />

war: Zu viel nährstoffhaltige Erde!<br />

Nun kam eine Zeit, in der meine Arbeitskraft<br />

im Garten weitestgehend ausfiel. Das<br />

Haus musste saniert werden. Überall lag<br />

Bau- und Aushubmaterial. Zu meiner Überraschung<br />

beeinträchtigten den Garten<br />

diese Maßnahmen nicht, im Gegenteil, er<br />

verselbstständigte sich! Auf den Lagerplätzen<br />

entwickelte er eine vielfältige, herrliche<br />

Pflanzenpracht, so, wie ich sie selbst kaum<br />

hätte gestalten können. Disteln, Königskerzen<br />

und Leinkraut besiedelten einen<br />

Lehm-Kieshaufen. Das Naturstein Lager<br />

eroberten Schwarze Flockenblume, Rainfarn,<br />

Moschusmalve und Natternkopf - ein<br />

<strong>Naturgarten</strong>erlebnis!<br />

Und so erfreut mich mein Garten immer<br />

wieder, auch wenn er nicht mehr meinen<br />

ursprünglichen Plänen entspricht.<br />

Ich danke allen im <strong>Naturgarten</strong>verein, die<br />

mir mit Rat und Tat geholfen haben, meine<br />

Wünsche zu verwirklichen. Mich freut, dass<br />

mein „anderer Garten“ vielen Menschen<br />

und besonders Kindern die Lebendigkeit<br />

der Natur zeigt und sie zum Schauen und<br />

Staunen bringt.<br />

Ursula Hünerfeld, Gmund<br />

Tel. 0 80 22/ 79 42<br />

62 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 63


1<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Exkursionen im <strong>Naturgarten</strong> e.V. sind<br />

nicht nur für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen,<br />

sondern auch für die Organisatoren<br />

immer wieder spannend. Es gibt viele<br />

Gründe, mindestens einmal jährlich irgendwo<br />

mitzufahren:<br />

1. Wir sehen die wunderschönen Naturgärten,<br />

die wir von den Veröffentlichungen<br />

her kennen<br />

2. Egal ob Neumitglied oder jahrelanges<br />

<strong>Naturgarten</strong>mitglied: hier lernen wir<br />

voneinander<br />

3. Wir vertiefen unsere Pflanzenkenntnisse<br />

4. Es ist immer genügend Zeit für eigene Naturbeobachtungen<br />

5. Jeder Ort, jeder Referent zeigt uns Neues<br />

6. Wir fotografieren, damit wir die <strong>Naturgarten</strong>idee<br />

mit unseren Bildern verbreiten<br />

können<br />

7. Hier finden wir Erwachsene, die gern<br />

noch spielen<br />

8. Wir freuen uns am Netzwerk <strong>Naturgarten</strong><br />

Wer fährt das nächste Mal mit? Es sind noch<br />

Plätze frei, z.B. bei der mehrtägigen Exkursion<br />

im Juni::<br />

13.-16. Juni 2010:<br />

Naturnah Unterwegs in Deutschland<br />

(Kerstin Lüchow, Tel. 07131 – 17 21 33)<br />

… und bei vielen eintägigen Führungen<br />

und Vorträgen unter: http://www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/<br />

Kerstin Lüchow<br />

Tel. 07131 – 17 21 33, kerstinluechow@web.de<br />

Exkursionsrückblick 2009<br />

1 2<br />

2<br />

3<br />

4 4<br />

3<br />

5 5<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

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6<br />

6<br />

8<br />

7<br />

8


Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Beobachtungen aus dem <strong>Naturgarten</strong><br />

Beim naturgucker neu eingerichtet: www.(natur)gartengucker.de<br />

Ein Blick auf die Website von www.(natur)gartengucker.de<br />

naturgucker ist 2008 angetreten, die unzähligen<br />

unzugänglichen Naturbeobachtungen<br />

tausender Beobachter in Deutschland<br />

zu bündeln. Einerseits, um sie dem<br />

Naturschutz zugänglich zu machen, anderseits<br />

vor allem aber auch, um über einen<br />

solchen Kristallisationspunkt die Naturbeobachterszene<br />

zum Wachsen zu bringen.<br />

Jede Naturbeobachtung ist schließlich eine<br />

gute Nachricht aus der Natur und kann deshalb<br />

andere für das fantastische Hobby Naturbeobachtung<br />

begeistern.<br />

Jede nicht veröffentlichte Beobachtung<br />

schadet zudem schon alleine deshalb dem<br />

Naturschutz, weil sie nicht das maximal<br />

Mögliche bewirkt!<br />

Und aus diesen Gründen nutzen bereits<br />

die NABU Landesverbände Hessen, NRW,<br />

Rheinland-Pfalz sowie der LBV in Bayern (zusammen<br />

über 200.000 Mitglieder) und zukünftig<br />

auch der GEO-Tag der Artenvielfalt<br />

den naturgucker, den alle als „ihr“ System in<br />

eigenem Layout kostenfrei einsetzen.<br />

15.000 verschiedene Menschen pro Monat<br />

auf den Internetseiten und bis zu 40.000<br />

Naturbeobachtungen pro 14 Tage machen<br />

die breite Akzeptanz deutlich. Mehr dazu<br />

in unserem 2-Jahresrückblick, den es hier<br />

gibt: http://www.naturgucker.de/?magazin<br />

=1090213962&spk=2&spi=11046<br />

Nachwuchs ist allenthalben ein Thema. Und<br />

genau da punktet naturgucker.de mit vielen<br />

Vorteilen: Die Einstieghürde ist gering,<br />

es kostet nichts, man kann jederzeit einfach<br />

wieder aufhören und man findet bei Fragen<br />

sehr schnell Rat von vielen Gleichgesinnten.<br />

Die Folge dieser Kombination ist, dass auch<br />

viele Nur-mal-so-Beobachter bei naturgucker.de<br />

aktiv werden.<br />

Dass in der Folge der ein oder andere Beobachtungspatzer<br />

passierte und auch sicherlich<br />

zukünftig noch passieren wird, ist völlig<br />

logisch. Schlimm? Überhaupt nicht! Das<br />

Schöne an diesen neuen, öffentlichen Systemen<br />

ist doch gerade, dass die Gemeinschaft<br />

der Nutzer ganz schnell für entsprechende<br />

Korrekturen sorgt. Das zeigt seit Jahren<br />

Wikipedia ... Und außerdem gibt es für solche<br />

Fälle seit kurzer Zeit auch einen Fachbeirat<br />

(fachbeirat@naturgucker.de), der<br />

zusätzlich zu allen Nutzern nochmals ein<br />

gezieltes Auge auf möglicherweise kritische<br />

Beobachtungen wirft.<br />

Und was hat das nun alles mit <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. zu tun? Ganz einfach: Um einen erfolg-<br />

reichen „Job“ als Naturgärtner machen zu<br />

können, ist die Beobachtung der Natur die<br />

grundlegende Voraussetzung. Und zudem<br />

sind Naturgärten in der heutigen Landschaft<br />

oftmals ein Rückzugsgebiet für viele<br />

Tierarten, selbst Rote Listen Arten tauchen<br />

ab und an auf. Was liegt also näher, als auch<br />

diese Naturbeobachtungen umfassend festzuhalten<br />

und in den großen Datenbestand<br />

von naturgucker.de einfließen zu lassen?<br />

Gedacht, getan: Als erstes gemeinsames<br />

Projekt werden <strong>Naturgarten</strong> e.V. und naturgucker.de<br />

in der Vegetationsperiode die<br />

Erfassung von eingeschleppten, invasiven<br />

Pflanzenarten (Neophyten) beginnen. Gerade<br />

hier können alle Naturgärtner ihre<br />

Pflanzenkompetenz voll einbringen.<br />

Dazu wurde die Beobachtungsplattform<br />

gartengucker.de geschaffen, die <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. zur Verfügung steht. Sie zeigt nur<br />

Beobachtungsgebiete an, die Gärten sind.<br />

Per Klick kann sie aber jederzeit auf den Gesamtbestand<br />

von naturgucker.de erweitert<br />

werden.<br />

Wie funktioniert das Ganze nun?<br />

Surfen Sie einfach mal vorbei: www.gartengucker.de<br />

und schauen sich um. Unter<br />

„beobachtungen“ sehen sie die aktuellen<br />

Beobachtungen, unter „gebiete“ können Sie<br />

herausfinden, wo die Gärten liegen, aus denen<br />

die Beobachtungen alle stammen. Wenn<br />

Sie sich für eine bestimmte Art interessieren,<br />

gibt es oben links ein Artsuchfeld, das Sie<br />

direkt zum Profil der gesuchten Art bringt.<br />

Auch ohne Anmeldung können Sie alle Daten<br />

im gartengucker frei recherchieren.<br />

Wenn Sie aktiv werden wollen, ist der erste<br />

Schritt die Anmeldung bei www.gartengucker.de<br />

Das ist für Sie selbstverständlich<br />

kostenfrei, alle Rechte der erfassten Beobachtungsdaten<br />

und Bilder bleiben bei<br />

Ihnen, gartengucker erhält nur das Recht<br />

die Daten anzuzeigen und ggf. gemeinnützigen<br />

Naturschutzorganisationen für deren<br />

Arbeit zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug<br />

erhalten Sie ein persönliches Datenzentrum,<br />

in dem Sie alle Ihre Beobachtungen<br />

und Naturbilder zu Ihrem <strong>Naturgarten</strong>,<br />

der umliegenden Region, aber auch aus<br />

Ihrem Urlaub, zusammenfassen und<br />

verwalten können.<br />

Nach der Anmeldung können Sie loslegen:<br />

Wenn es noch kein passendes Gebiet<br />

im gartengucker für Ihre Beobachtungen<br />

und Bilder gibt, müssen Sie ein<br />

solches anlegen. Einfach auf „gebiet“<br />

klicken, dann dort den weißen Link<br />

„>neues gebiet“ im Farbbalken auswählen<br />

und los geht’s.<br />

Für die Eingabe von Beobachtungen<br />

und Bildern wählen Sie das passende<br />

Gebiet aus. Dazu einfach auf „gebiete“<br />

und den für Ihr Bundesland passenden<br />

Beobachtungsturm klicken. Dann das<br />

gewünschte Gebiet auswählen und auf<br />

den weißen Link „>neue beobachtung“<br />

im Farbbalken klicken. Dann können Sie<br />

loslegen …<br />

Mit den Bildern geht es genauso einfach:<br />

gebiet wählen und dann auf den<br />

weißen Link „>neues bild“ im Farbbalken<br />

klicken.<br />

Für Einsteiger gibt es Kurzhinweise<br />

(www.gartengucker.de/files/downloads/<br />

Erste_Schritte.html) zu den Grundfunktionen<br />

von gartengucker.de. Darüber<br />

hinaus finden sich in den „tipps & tricks“<br />

im Menü „naturgucker“ zahlreiche<br />

Schritt-für-Schritt-Rezepte und Erklärungen.<br />

Und wenn alles nichts hilft oder<br />

irgendetwas gar nicht funktionieren<br />

will, gibt es einen eMail-Support (info@<br />

naturgucker.de).<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V. und naturgucker.de<br />

wünschen viel Spaß!<br />

Stefan Munzinger<br />

info@naturgucker.de<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Arten- und Biotopschutz<br />

in München<br />

Beispiele für eine Regeneration hochwertiger<br />

Biotopflächen mit begleitender Öffentlich keitsarbeit<br />

im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />

Auf artenreichen Offenlandbiotopen im<br />

Stadtgebiet von München habe ich naturkundliche<br />

Führungen seit 1998 in Kooperation<br />

mit dem Landesbund für Vogelschutz<br />

(LBV) durchgeführt. Auf diese Weise sollen<br />

interessierten Bürgern die Artenvielfalt an<br />

Gefäßpflanzen und Tagschmetterlingen<br />

damals zu einem Großteil brachliegender<br />

Magerrasen-Lebensräume gezeigt werde.<br />

Auf dem Bild ist eine Führung auf der Langwieder<br />

Haide im Mai 2002 zu sehen.<br />

Nach einem Stadtratsbeschluss von 2001<br />

konnte das Projekt „ Biotoppflege ausgewählter<br />

Haiden und Streuwiesen“ in die<br />

Wege geleitet werden, deren Durchführung<br />

der Kreisgruppe München des LBV übertragen<br />

wurde. Ab 2002 erfolgten floristische<br />

und entomologische Bestandsaufnahmen<br />

von zunächst ca. 10 besonders naturschutzbedeutsamen,<br />

durch langjährige Brache<br />

aber degradierten und teilweise zuge-<br />

Brillenschötchen (Biscutella)<br />

wachsenen Haideflächen und Streuwiesen,<br />

welche überwiegend im westlichen Stadtrandbereich<br />

Münchens gelegen sind. Parallel<br />

dazu wurde mit den vordringlichsten<br />

Pflegemaßnahmen begonnen: Ab dem<br />

Sommer aufwändige Erstpflege-Mahd der<br />

oft bultig gewordenen noch weitgehend<br />

offenen Bereiche mit Freischneider, im<br />

Winter umfangreiche Entbuschungsmaßnahmen.<br />

Als besonders effizient haben sich<br />

Pflegetermine an einigen Samstagen im<br />

Jahr erwiesen, wenn durchschnittlich 10,<br />

manchmal bis zu 30 ehrenamtliche Helfer<br />

das Gehölzschnittgut aus der Haidefläche<br />

heraustragen.<br />

Inzwischen hat sich die Anzahl der in Pflege<br />

genommenen Biotop-Teilflächen sukzessive<br />

auf 35 erhöht. Deren Flächengröße liegt<br />

zwischen 1000 m2 und über 5 ha. Alljährlich<br />

wird auf allen Flächen eine Erfolgskontrolle<br />

mit Dokumentation der Bestandesverände-<br />

66 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 67


1<br />

3<br />

4<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

68 Natur & Garten Juni 2010<br />

2<br />

rungen ausgewählter naturschutzbedeutsamer<br />

Gefäßpflanzen-, Tagschmetterlings-<br />

und Heuschreckenarten durchgeführt und<br />

die auf allen Flächen in unterschiedlichem<br />

Maß vorhandenen Störzeiger erhoben.<br />

Daraus werden Pflegeplanskizzen für die<br />

Sommermahd, Herbstmahd und bei Bedarf<br />

für Entbuschungsmaßnahmen im Winter<br />

angefertigt. Zusätzlich zu den „Standard-<br />

Pflegeflächen“ werden alljährlich über spezielle<br />

Artenhilfsmaßnahmen bayernweit<br />

stark bedrohte Arten mit Schwerpunkt-<br />

Vorkommen im Raum München gefördert.<br />

In den letzten drei Jahren handelte es sich<br />

dabei um die Labkraut-Wiesenraute und<br />

die Wechselkröte.<br />

Mit ehrenamtlicher Unterstützung kann z.B.<br />

1 Uli Schwab gibt sein Wissen gern auf<br />

Exkursionen weiter<br />

das Ausrechen von Streufilz oder die Übertragung<br />

von samenhaltigem Mähgut auf<br />

entbuschte, noch artenarme Teilbereiche<br />

wesentlich gründlicher durchgeführt wer-<br />

In der Natur zu Hause –<br />

von Generation zu Generation<br />

2 Hundswurz (Anacamptis)<br />

den, als wenn die Flächen von öffentlichen<br />

3 Mehlprimel (Primula farinosa)<br />

Stellen gepflegt würden. Dementspre-<br />

4 Wiesenraute (Thalictrum) chende Erfolge sind bei der Zunahme von<br />

Die erste große Liebe zur wilden, ursprüng- vier Pferden, mit denen wir zum Teil die<br />

Arten der Roten Liste zu verzeichnen - trotz<br />

lichen Natur durfte ich bereits in meiner Felder bewirtschafteten.<br />

mancher lokaler Beeinträchtigungen, z.B.<br />

frühen Kindheit ausleben: in einem kleinen<br />

durch Erholungssuchende. Über 30 in der<br />

Bauernhof in Rottal erschütterten meine El- Heute lebe ich mit meiner Familie in Mur-<br />

letzten Biotopkartierung von 1998 auf den<br />

tern die Festen der konventionellen Landnau und versuche, meinen Kindern die Be-<br />

entsprechenden Flächen nicht mehr nachwirtschaft<br />

und spielten ihre Narrenfreiheit geisterung und Verantwortung für unsere<br />

gewiesene oder im gesamten Stadtgebiet<br />

als „zuazogne Stoaderer“ (zugezogene Natur weiterzugeben.<br />

als „verschollen“ angegebene Gefäßpflan-<br />

Städterer) voll aus.<br />

zenarten wurden bereits in den ersten fünf<br />

An unserer Grundschule in Murnau plante<br />

Jahren nach Pflegebeginn wieder regis-<br />

Der Verzicht auf das Ausbringen von Kunst- Reinhard Witt vor drei Jahren einen Erlebtriert;<br />

z.B. Mehl-Primel, Niedrige Schwarzdünger<br />

und Pestiziden brachte bereits eininis-Pausenhof und wir waren natürlich sowurzel,<br />

Natternzunge, Hain-Augentrost,<br />

ge Lacher ein, doch als wir begannen, alle fort Feuer und Flamme.<br />

Purpur-Klee. Der Flächenanteil an Mager-<br />

unsere Felder zum Schutz des Wildes und<br />

rasen- und Niedermoorlebensräumen hat<br />

als Lebensraum für Insekten, Vögel, Hasen Ob beim Bauen von Trockenmauern, Schlep-<br />

auf den regelmäßig gepflegten Flächen er-<br />

usw. durch breite Hecken zu umranden, pen vom Lehm zum Abdichten des Teichs,<br />

kennbar zugenommen. Somit wird auf ca.<br />

wurden wir vollkommen für verrückt abge- Bepflanzen der Gabionen, ... überall konnte<br />

50 ha im Stadtgebiet Münchens ein bemerstempelt.<br />

mit angepackt werden. Voll Stolz genießen<br />

kenswerter Beitrag zum Jahr der Biodiversi-<br />

wir jetzt das Ergebnis, und lassen uns jedes<br />

tät 2010 geleistet.<br />

Jahr aufs neue Überraschen von den spannenden<br />

Wandlungen eines <strong>Naturgarten</strong>s.<br />

Ulrich Schwab,<br />

Dipl.-Ing. Landespflege,<br />

81377 München<br />

Tel. und Fax<br />

(089) 6385 8616<br />

Die Artenvielfalt unserer Pflanzen spiegelte<br />

sich auch an unseren Tieren wieder. Und so<br />

gab es auf unserem Hof einen Hund, zwei<br />

Katzen, das Schwein Elsa mit seinen 13 Ferkeln,<br />

Foline - die Kuh mit ihrem Kalb Elvine,<br />

ein paar Enten, Hühner mit Hahn (welcher<br />

am liebsten auf dem Dach der Schweinehütte<br />

nächtigte), einer wilden Truthenne<br />

(die mit ihren Jungen frei umherzog) und<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Natürlich versuchte ich sofort, im eigenen<br />

Garten die Ideen weiter zu spinnen, und<br />

Schritt für Schritt einen <strong>Naturgarten</strong> ins Leben<br />

zu rufen. Doch einmal gepackt von der<br />

Idee des <strong>Naturgarten</strong>s, lässt es mich nicht<br />

mehr los.<br />

Hier in Murnau hat es in den letzten zwei<br />

Jahren einige große Straßenbaumaßnahmen<br />

gegeben, und all die frei liegenden<br />

Schotterflächen an den neuen Straßenrändern<br />

schreien förmlich nach Bepflanzung<br />

durch einheimische mager- und wärmeliebende<br />

Wildpflanzen. Durch eine Projektgruppe<br />

habe ich die Möglichkeit, mich ein<br />

wenig in der Planung der Begrünung durch<br />

das Bauamt einzubringen. Allerdings zerplatzte<br />

recht bald mein Traum der vielen<br />

Hektar Magerwiesen, da die Flächen alle<br />

durch Maschinen des Straßenbauamts gemulcht<br />

werden müssen. Immerhin konnte<br />

ich die Pflanzliste um die eine oder andere<br />

einheimische Wildpflanze ergänzen.<br />

So fühle ich mich nicht vollständig entmutigt,<br />

und nachdem es ja bereits erfolgreiche<br />

Beispiele der Begrünung von Verkehrsinseln<br />

gibt, wird das wohl mein nächstes Ziel<br />

in Murnau sein.<br />

Ingrid Völker, 82418 Murnau,<br />

Tel: 08841 / 672655, ingrid@nyxos.de<br />

Natur & Garten Juni 2010 69


Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Holzgestalten –<br />

Spiellandschaften und alternatives Bauen<br />

Ein Vortrag von David Weise, erst seit<br />

Januar 2010 Mitglied im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Firmenexposé (2005)<br />

Während meines Studium erwarb ich fundierte<br />

Kenntnisse in den Bereichen Konstruktion<br />

und Statik und im klassischen<br />

Bau. Durch meine berufliche Tätigkeit in<br />

den letzten Jahren entwickelte ich eine<br />

besondere Beziehung zum ökologischen<br />

Bauen, insbesondere zum Werkstoff Holz.<br />

Meine besondere Aufmerksamkeit gilt Architektur,<br />

Bau, Sanierung und Renovierung<br />

individueller Holzbauten, der betreuten<br />

Spielplatzprojektierung und dem kreativen<br />

Holzhandwerk.<br />

Der Gedanke einer Selbständigkeit ergab<br />

sich erstmals aus der Möglichkeit, einen<br />

Auftrag im Bereich Spielplatzprojektierung<br />

auszuführen. Infolgedessen setzte ich mich<br />

mit meiner Unternehmensgründung ausei-<br />

nander und stellte viele Möglichkeiten für<br />

meine berufliche und schöpferische Entfaltung<br />

fest, wobei die nicht ausgeschlossenen<br />

Risiken überschaubar blieben.<br />

„Holzgestalten“ bietet Projektentwicklung<br />

und –ausführung in den Bereichen Spiellandschaften<br />

und alternatives Bauen an.<br />

Der Grundgedanke von „Holzgestalten“ ist,<br />

die Kunst, das Handwerk und das gesunde<br />

Bauen im Interesse der Auftraggeber und<br />

der Allgemeinheit zu vereinen und damit<br />

die Menschen zu bereichern. Weiterhin ist<br />

der fachliche Beistand in einer immer komplexeren<br />

und damit unüberschaubaren<br />

Lebenswirklichkeit Gegenstand der Firma.<br />

Insbesondere in den Bereichen Spielplatzprojekte<br />

und kreatives Holzhandwerk wird<br />

weitgehend mit Unikaten gearbeitet.<br />

Spielplatzkonzept<br />

Meine Arbeitsweise schließt von Anfang an<br />

Kinder und Jugendliche sowie Eltern und<br />

Anlieger in die Entwicklung eines solchen<br />

Projektes ein. Alle eingebrachten Ideen und<br />

Vorschläge aber auch Einwände und eventuelle<br />

Sorgen betrachte ich genauer und<br />

versuche damit eine Planung auszuarbeiten,<br />

welche am Ende die Mehrheit befürwortet.<br />

So sollen sich die Leute besser mit<br />

Ihrem neuen Spielplatz identifizieren.<br />

Kinder erleben und begreifen sich und die<br />

Welt vor allem über ihre Sinne. Deshalb<br />

brauchen wir Spielräume, die Wahrnehmungsfähigkeit,<br />

Ausdrucksbedürfnisse<br />

und Neugierde der Kinder herausfordern.<br />

Orte, wo `Kinder Kind sein dürfen`, fördern<br />

sinnvoll das Verständnis für komplexe ökologische<br />

Zusammenhänge.<br />

Kinder haben ein Recht auf Wildnis, gerade<br />

im Spielgelände. Dort feiert das Schlichte<br />

und Natürliche seinen Triumph. Es lebt mit<br />

den Kindern, ist inspirierender Ort, welcher<br />

in seiner stillen Ausstrahlungskraft den Menschen<br />

verwöhnt. Ein Betreten jener Orte,<br />

die Düfte, Geschmack, Farben, Formen und<br />

kleinste Lebewesen beherbergen, ist erwünscht<br />

und das Verweilen heißt Spielen.<br />

Was bedeutet naturnaher<br />

Spielplatz?<br />

Zum einen die Wahl der Materialien für die<br />

Gestaltung, mit der Möglichkeit, das Bild<br />

dieses Platzes immer wieder zu verändern,<br />

zum anderen die Gestaltung der Jahreszeiten<br />

zuzulassen. Dadurch natürliche Prozesse<br />

wie das Wachsen und Gedeihen sowie<br />

das Verdorren und das Absterben erleben -<br />

am Werden und Gehen der Natur teilhaben.<br />

Die Kinder erfahren in solch einem Gelände<br />

nicht nur Wesentliches über die Natur, sondern<br />

auch etwas über sich und das Leben.<br />

Noch nie hatten Kinder so viele Möglichkeiten<br />

zum Spielen wie heute. Doch was<br />

ihnen zum `wirklichen` Spielen fehlt, ist<br />

häufig nicht nur die frei verfügbare Zeit,<br />

sondern auch der Raum. Ein Spielraum,<br />

indem sie nicht nur Fertiges konsumieren,<br />

sondern auf dem sie etwas erleben und gestalten<br />

können.<br />

Naturnahe Spielangebote sind entwicklungsfähige<br />

Räume, in denen die Kinder<br />

Natur mit allen Sinnen erleben, sich auf<br />

vielfältige Art erproben, kreativ sind, Freiheit<br />

und Abenteuer aber auch natürliche<br />

Grenzen erfahren können.<br />

Sie benötigen kleinräumige Rückzugsbereiche,<br />

wo sich die Spielenden auch mal dem<br />

Blick der Erwachsenen entziehen können.<br />

Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

Natur als Normalität erleben, ein Gefühl<br />

dafür aufbauen und schätzen lernen.<br />

Hüpfen, Springen, Klettern, Rutschen, Kullern,<br />

Kriechen, Schleichen, Rennen, Verstecken<br />

und Ausspähen benötigen oft nicht<br />

mehr als ein bewegtes Gelände.<br />

Im Vordergrund der Platzgestaltung zeigt<br />

sich eine Reliefentstehung durch Erdaufschüttungen<br />

und –aushebungen, welche<br />

einer Miniaturlandschaft für die Kinder<br />

gleichkommt. Es entstehen verschiedene<br />

Spielbereiche und kleinräumige Rückzugsorte<br />

rund um verschiedene `Sandmeere`,<br />

große und kleine Sandmulden. Diese können<br />

allein, in der Kleingruppe oder in der<br />

Gesamtgruppe erlebt werden. Ein Kleinstkinderbereich<br />

sollte dabei wichtiger Bestandteil<br />

dieser Spiellandschaft werden.<br />

Eine sensible Erdmodellierung mit Hügeln<br />

und Tälern ist ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

des Spielgeländes. Sie strukturiert, fordert<br />

Bewegung heraus und bereitet somit<br />

die wahrnehmungsfördernde Grundlage für<br />

das Spiel der Kinder. Durch verspielte Wegeführung<br />

entsteht eine abwechslungsreiche<br />

Spiellandschaft. Tobeplätze, Rückzugsorte/<br />

kleine Verstecke, Klettern auf Steinen und<br />

Holzwegen oder einfach nur ruhiges, verträumtes<br />

Verhalten im versteckten Tal oder<br />

das Sitzen und Beobachten auf der Hügelkrone….für<br />

jedes Alter und für jede Stimmung<br />

den entsprechenden Platz finden.<br />

Eine robuste Bepflanzung mit wild wuchernden<br />

Weiden, Haselsträuchern, Hainbuchen<br />

und Holundersträuchern ergänzen<br />

den naturnahen Spielraum zum beobachten,<br />

ernten, flechten, verstecken, ruhen,<br />

treffen…. Alle Sträucher auf dem Spielplatz<br />

sollten strapazierfähig sein. Sträucher, die es<br />

vertragen, das man etwas abreißt, rausreißt<br />

oder abbricht. Auch das gehört zum Naturerlebnis<br />

und Erfahrungsschatz, den man<br />

braucht während des Heranwachsens. Zusätzlich<br />

stabilisieren solche Anpflanzungen<br />

die Hänge und vertragen sowohl Schleichwege<br />

als auch Trampelpfade. Durch diese<br />

vielfältigen Pfade erfährt der Organismus<br />

bereits beim Gehen unterschiedliche Reize<br />

und Herausforderungen.<br />

Beispiele und Fotos<br />

Die ersten Bilder zeigen die Wasserschlangen<br />

von Weichenried, ein Wasserrinnenspiel<br />

mit Druckspüler als Wasserquelle,<br />

einem Kreuzungspunkt und somit variabler<br />

Wasserführung, Matschtischen und einem<br />

Wasserrad. Es dient als Spielerweiterung<br />

im ansässigen Kindergarten. Das Holz,<br />

welches ich verwendet habe, ist natürlich<br />

gewachsene Robinie, entsplintet und unbehandelt.<br />

Die folgenden Bilder zeigen die Biberburg,<br />

welche in drei Bauabschnitten über drei<br />

Jahre realisiert wurde. Der erste Bauabschnitt<br />

war die Reliefgestaltung mit Kriechtunneln,<br />

Trockenmauern und Holzwegen<br />

und anschließender Rasenansaat. Der zweite<br />

Bauabschnitt beinhaltete den Bau der Biberburg<br />

und der dritte Bauabschnitt diente<br />

dem Ausbau des so genannten Hafens. Im<br />

Vordergrund der Gestaltung des Platzes<br />

stand der Lebensraum des Bibers, da es das<br />

Maskottchen dieser Ganztagesschule ist.<br />

So sind Fluss, See, Biberburg und ein Biberdamm<br />

durch Erdaufschüttungen angedeutet,<br />

welche die Spiellandschaft ausmacht.<br />

Vervollständigt mit Spielgeräten wie Balan-<br />

70 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 71


Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />

cierbalken, in Form der typisch angenagten<br />

und gefällten Bäume der Biber, Balancierseile<br />

und Brücken zum Überqueren des<br />

angedeuteten Flusses, einem Biberdamm,<br />

welcher mit einem Tunnel bestückt ist,<br />

dem Abenteuerschiff, welches gekentert<br />

im See liegt und natürlich der eigentlichen<br />

Biberburg, welche, angelehnt an die Bauweise<br />

des Bibers, in Form eines Hügels aus<br />

Holz mit verschiedenen Klettermöglichkeiten<br />

ausgeführt ist. An einem Abzweig<br />

des Hauptflusses stehend, dient sie des<br />

Weiteren als Spielhütte zum Verstecken,<br />

Ausruhen und Spielen. Baumstämme und<br />

Steine an mehrere Stellen platziert regen<br />

die Phantasie der Kinder an und werden für<br />

sie verschiedenste Spielobjekte und Sitzgelegenheiten,<br />

unter anderem auch für ein<br />

Amphitheater bzw. grünes Klassenzimmer<br />

von Schülern und Lehrern.<br />

Eine weitere Spiellandschaft entstand im<br />

Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen.<br />

Zusammen mit Günter Beltzig, einem namhaften<br />

Designer auf diesem Gebiet, konnte<br />

ich einen Wasserberg, diesmal mit einer so<br />

genannten Wipp-Saug-Pumpe von Richter<br />

Spielgeräte GmbH, und eine Sandtransportanlage<br />

bauen. Der Wasserberg ist mit<br />

wild angeordneten Natursteinen zu einer<br />

Flusslandschaft entstanden, bei der das<br />

Wasser über verschiedene Wege in die<br />

große Sandmulde mündet. Auch Wasserrinnen<br />

aus Holz mit direktem Anschluss zur<br />

Sandtransportanlage kamen zum Einsatz.<br />

Ein wunderbares Sandeln und Matschen<br />

ist an diesem Berg und in den zwei Hütten<br />

möglich. Das Wasser kann nur durch Muskelkraft<br />

gewonnen werden. Damit entstand<br />

ein Lern- und Arbeitsort für die Kinder. Auch<br />

gut zu beobachten, wie die Kinder vom<br />

Kinderheim manchmal stundenlang diesen<br />

Ort als `Ventil` nutzen und selbstvergessen<br />

in der Gruppe oder auch alleine bestimmt<br />

arbeiten und spielen können. Wenn ich<br />

in der Nähe bin, schau ich mir die Kinder<br />

auf ihrer Anlage an und bin immer wieder<br />

überrascht.<br />

Die nächste Spiellandschaft entstand ganz<br />

in der Nähe, nämlich in Hohenwart. Das sind<br />

die Bilder, wo der LKW so riesige Findlinge<br />

ablädt. Eine schöne in sich geschlossene<br />

Landschaft mit Bergen, Tälern, Mulden, Burg,<br />

Kleinstkinderbereich, Seilbahn. Hier durfte<br />

ich mit Anliegerbeteiligung planen und<br />

ausführen. Eine gute Erfahrung. Die Planung<br />

ging über drei Tage an organisierten Nachmittagen<br />

und Abenden. Die Vorstellung des<br />

Resultats geschah vor dem Stadtrat und dieser<br />

willigte noch am selbigen Abend diesem<br />

zu. Die Ausführung an sich geschah völlig<br />

zwanglos, was die Anliegerbeteiligung anbelangte.<br />

Das hatte zur Folge, dass die Anzahl<br />

der aktiven Leute zunahm und ich streckenweise<br />

keine Arbeit mehr hatte.<br />

Weitere Projekte folgten in Rumänien, im<br />

Waldorfkindergarten in Görlitz und jetzt<br />

mit geballtem Wissen von der <strong>Naturgarten</strong>tagung<br />

im Januar in meinem Ort. Wir<br />

sind mit dem Relief und den Ansaaten (insgesamt<br />

10 verschiedene Rasensorten, u.a.<br />

Blumenwiese und drei verschiedene Kräutersäume<br />

von der Rieger Hoffmann GmbH)<br />

diese Woche fertig geworden und starten<br />

im Mai mit den Spielgeräten. Ende Juli wird<br />

Übergabe sein und am 13. August ist Eröffnung.<br />

Bis dahin habe ich noch alle Hände<br />

voll zu tun und freue mich schon darauf,<br />

Euch erste Resultate zu präsentieren. Es ist<br />

ein wunderbarer Ort und auch hier sind die<br />

Kinder einfach nur da und machen mit, wie<br />

es Ihnen beliebt.<br />

David Weise,<br />

02899 Ostritz<br />

Tel./Fax 035 823 77 594<br />

dbd.w@gmx.de<br />

Von der ökumenischen<br />

Wolfgang-Philipp-Gesellschaft zur<br />

<strong>Naturgarten</strong>firma Ahornblatt.<br />

„Ahornblatt? Das sind doch die aus Mainz,<br />

die immer soviel Wert auf „heimisch“ legen<br />

…!“ Stimmt. Und das hat seine Gründe und<br />

Hintergründe und auch seine Geschichte.<br />

Davon soll in diesem Beitrag die Rede sein.<br />

Am Anfang standen ein Pfarrgarten, ein<br />

Buch, ein Film und der Konziliare Prozeß<br />

1974 gründeten Schüler eines Rüsselsheimer<br />

Gymnasiums, u. a. der heutige Ahornblatt-Geschäftsführer<br />

Dr. Norbert Kleinz,<br />

die ökumenische Wolfgang-Philipp-Gesellschaft<br />

(WPG), die sich auf der Grundlage<br />

der Arbeiten des Theologen und Naturwissenschaftlers<br />

Wolfgang Philipp mit dem<br />

Zusammenhang von Denken und Glauben<br />

und mit der Irenik, der alten christlichen<br />

Friedenslehre, beschäftigte.<br />

Als Norbert Kleinz, der immer schon Freude<br />

an Pflanzen hatte, Mitte der achtziger Jahre<br />

Pfarrer in Bingen wurde und dort einen<br />

kleinen Garten zu betreuen hatte, stellte<br />

sich ihm ganz greifbar die Frage der Gestaltung<br />

und Pflege. Auf der Suche nach Ideen<br />

fiel ihm das Buch „Wildsträucher in Natur<br />

und Garten“ von Reinhard Witt in die Hand<br />

(damals in der zweiten Auflage noch konsequent<br />

mit heimischen Pflanzen), und das<br />

„Virus <strong>Naturgarten</strong>“ hatte uns erreicht.<br />

Eine weitere „Initialzündung“ war der legendäre<br />

Film „Grün kaputt“ von Dieter Wieland,<br />

der Mitte der achtziger Jahre erstmals vom<br />

Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde<br />

und bis heute wegen seiner originell-bissigen<br />

Kommentare zu Bildern, denen sich<br />

niemand entziehen kann, unerreicht und<br />

hochaktuell ist.<br />

Etwa parallel riefen die Kirchen den sogenannten<br />

„Konziliaren Prozeß“ aus: Frieden,<br />

Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung<br />

sollten aus christlicher Verantwortung<br />

heraus wirksam vorangebracht werden.<br />

Schnell wurde in diesem Zusammenhang<br />

klar, daß der <strong>Naturgarten</strong>gedanke viel mehr<br />

Bedeutung hatte als „nur“ für den eigenen<br />

Garten und eine ideale Möglichkeit war,<br />

„Bewahrung der Schöpfung“ (= Erhalt der<br />

biologischen Vielfalt) ganz greifbar zu machen,<br />

für jeden in seinem Garten mit wenig<br />

Aufwand machbar. Der Grundgedanke<br />

unserer heutigen <strong>Naturgarten</strong>arbeit war<br />

geboren: Erhalt der biologischen Vielfalt<br />

durch Nutzung in der naturnahen Gartengestaltung!<br />

Der „Ausschuß für naturnahen<br />

Gartenbau“ wird gegründet<br />

Um diesen Gedanken wirksam zu verbreiten,<br />

wurde 1987 innerhalb der WPG der<br />

„Ausschuß für naturnahen Gartenbau“<br />

gegründet (den es auch heute als ehrenamtlichen<br />

Zweig unserer <strong>Naturgarten</strong>arbeit<br />

noch gibt) mit den Arbeitsbereichen<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung (die<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

„Multiplikatorenlehrgänge“ entstanden,<br />

Vorläufer der heutigen Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planerlehrgänge<br />

bei Ahornblatt),<br />

ehrenamtliche Gestaltung naturnaher Privatgärten<br />

und kirchlicher Gelände. Daneben<br />

führten uns erste Exkursionen auch in<br />

entferntere Gefilde und zu immer neuen<br />

Schlüsselerlebnissen. Zwei Beispiele: In<br />

Südafrika etwa lernten wir das Artenschutzkonzept<br />

des Botanischen Gartens bei Kapstadt<br />

kennen, wo seltene heimische Pflanzen<br />

vermehrt und dann an Privatpersonen<br />

für ihre Gärten abgegeben wurden, um diese<br />

Arten wieder zu verbreiten und damit<br />

vor dem Aussterben zu bewahren. Und im<br />

Memelland entdeckten wir in einem Hinterhof<br />

die „Tapetenrose“ (eine Form der<br />

Rosa x francofurtana) wieder, jene Rose,<br />

die an Goethes Gartenlaube im Weimar gewachsen<br />

sein soll, aber seit 100 Jahren bei<br />

uns als verschollen galt. Fast wären wir zu<br />

spät gekommen, denn dieser Rosenstrauch<br />

72 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 73


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

wurde von den Besitzern noch während<br />

unseres Aufenthaltes gerodet, weil der Hof<br />

gepflastert werden sollte. Ein symptomatisches<br />

Erlebnis!<br />

Aufbruch im <strong>Naturgarten</strong>-Verein<br />

1991 lernten wir den noch jungen <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. kennen und wurden schnell<br />

Mitglied. Im Verein war man sich damals einig:<br />

Wir wollen die heimische Pflanzenvielfalt<br />

fördern durch naturnahe Garten- und<br />

Landschaftsgestaltung. Prägend war für<br />

uns dabei, wie konsequent sich Reinhard<br />

Witt damals für die heimischen Pflanzen<br />

eingesetzt hat. Oder die Vorträge von Wolfhard<br />

Lau (Hof Berggarten) auf den ersten<br />

<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n in der Ökologischen<br />

Akademie Linden über die Bedeutung der<br />

Disteln für unsere Schmetterlinge!<br />

Ein eigener <strong>Naturgarten</strong>betrieb<br />

wird nötig<br />

Bei unserer ehrenamtlichen <strong>Naturgarten</strong>gestaltung<br />

stießen wir schnell an ganz<br />

praktische Grenzen: Für jeden Garten mußten<br />

wir die Gehölze und Stauden bei vielen<br />

verschiedenen Betrieben zusammensuchen<br />

und bestellen. In den „normalen“<br />

Baumschulen gab es bestenfalls jeweils immer<br />

nur eine Handvoll heimischer Pflanzen,<br />

und auch die Falschlieferungen waren ein<br />

echtes Problem.<br />

Das damals im Eigenverlag des Bundes<br />

deutscher Baumschulen (BdB) erschienene<br />

„Handbuch Wildgehölze“ von Kirmeier<br />

war die erste Übersicht und Planungshilfe<br />

im konventionellen Gartenbereich zu den<br />

wichtigsten heimischen Gehölzarten, eine<br />

echte Revolution; beigelegt war aber gleich<br />

auch ein Blatt des Verlages mit dem Hinweis,<br />

daß von den vorgestellten Arten nicht<br />

auf das Angebot der BdB-Baumschulen geschlossen<br />

werden könne. Bezeichnend ist<br />

auch, daß dieses wichtige Buch inzwischen<br />

vergriffen ist und auch nicht wieder aufgelegt<br />

wird.<br />

Schnell wurde jedenfalls damals klar: Wenn<br />

der <strong>Naturgarten</strong>gedanke in die Breite wirken<br />

sollte, waren Betriebe nötig, die sich<br />

einerseits ökologisch-konsequent auf das<br />

Angebot einheimischer Pflanzen beschränken,<br />

andererseits aber die ganze heimische<br />

Pflanzenvielfalt aus einer Hand anbieten<br />

können. Nachdem es einen solchen Betrieb<br />

nicht gab, stand der Entschluß fest:<br />

Dann müssen wir das eben selbst machen,<br />

zumindest, was die Gehölze betrifft – der<br />

Startschuß für die Gründung der <strong>Naturgarten</strong>firma<br />

„Ahornblatt GmbH – Dienstleistungen<br />

für Mensch und Umwelt“ im Jahr<br />

1993. Als selbstverwalteter und bankenunabhängiger<br />

Betrieb setzen wir bis heute<br />

ökologisch folgerichtig auf das Angebot<br />

heimischer Gehölze mit Schwerpunkten bei<br />

den heimischen Wildrosen und ihren vielfältigen<br />

Gartenformen und beim Ur-Obst,<br />

das sind urtümliche, aromatische Obstarten<br />

und –sorten, die im Garten behandelt<br />

werden können wie Wildgehölze, also ohne<br />

Schneiden, Düngen, Spritzen und Gießen<br />

auskommen und deshalb ideal für Naturgärten<br />

sind.<br />

Ahornblatt arbeitet anders<br />

Und es gibt noch weitere Besonderheiten<br />

unserer Arbeit: Pflanzen sind für uns nicht<br />

einfach nur „Handelsware“, sondern Lebewesen,<br />

Mitgeschöpfe mit eigener Würde.<br />

Die von Natur aus gut genug „frisiert“ sind<br />

und keinen „regelmäßigen Haarschnitt“<br />

durch (Natur-)Gärtner brauchen. Wenn<br />

Pflanzen im Garten „zu groß“ oder „zu breit“<br />

werden, sind sie schlicht falsch geplant<br />

und eingesetzt. Und damit zusammenhängend:<br />

Naturgärten sind „dynamisch“<br />

und brauchen deshalb eine fachkundige<br />

Betreuung, die natürliche Entwicklungen<br />

einbezieht und zuläßt und nur vorsichtig<br />

und bei echtem Bedarf eingreift und steuert.<br />

Und: bei unseren Planungen gehen wir<br />

immer von dem aus, was wir vorfinden z. B.<br />

an Boden- und Lichtverhältnissen. Wir verzichten<br />

deshalb bewußt etwa auf die künstliche<br />

Veränderung von Standorten (wie z.<br />

B. Abmagerung). Gleichwohl entstehen<br />

auf diese Weise unverwechselbare, an den<br />

Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtete<br />

Naturgärten, in denen Menschen, Pflanzen<br />

und Tiere gleichermaßen echten Lebens-<br />

Raum finden.<br />

In den ersten Jahren haben wir Naturgärten<br />

geplant und gestaltet und heimische<br />

Gehölze auf dem Versandweg verkauft. Da<br />

viele Kunden sich aber ihre Gehölze selbst<br />

vor Ort aussuchen wollten, kam bald der<br />

Natur-Gartenmarkt in Mainz hinzu. Aus den<br />

Erfahrungen unserer Arbeit entstand 1995<br />

das Buch von Norbert Kleinz: Der <strong>Naturgarten</strong><br />

– Planen und gestalten mit heimischen<br />

Pflanzen (erschienen im Naturbuchverlag),<br />

später folgten Beitragsreihen in der Zeitschrift<br />

„Natürlich Gärtnern“ (mit Portraits<br />

heimischer Gehölze) und in den Jahrbüchern<br />

des Vereins deutscher Rosenfreunde<br />

(Vorstellung der wichtigsten heimischen<br />

Wildrosen und ihrer Gartensorten).<br />

Ahornblatt hat seit seinem Bestehen viele<br />

Pflanzenarten und -sorten erst wieder in<br />

den Handel gebracht, so z. B. die Tannenrose<br />

(Rosa abietina), die Apfelrose (Rosa<br />

villosa), die Schwarze Heckenkirsche (Lonicera<br />

nigra), den echten, duftenden Pfeifenstrauch<br />

(Philadelphus coronarius) oder<br />

die echte heimische Felsenbirne (Amelanchier<br />

ovalis). Mit dem Kauf von Pflanzen bei<br />

Ahornblatt kann jeder diese Artenschutzarbeit<br />

(Erhalt durch gärtnerische Nutzung)<br />

ganz praktisch unterstützen!<br />

Arbeitsbereiche neben der<br />

„normalen“ betrieblichen Tätigkeit<br />

Neben dieser „normalen“ betrieblichen Tätigkeit<br />

liegen uns weitere Arbeitsbereiche<br />

und Themenfelder am Herzen, für die sich<br />

die Ahornblatt-Mitarbeiter zumeist ehrenamtlich<br />

in ihrer Freizeit einsetzen:<br />

So wurden die früheren Multiplikatorenlehrgänge<br />

als „Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planerlehrgänge“<br />

wieder aufgenommen (der-<br />

zeit im achten Jahr), um ein überregionales<br />

Netzwerk von Planern zu schaffen, die<br />

das Ahornblatt-<strong>Naturgarten</strong>konzept der<br />

Planung und Gestaltung mit heimischen<br />

Pflanzen kennen und bei sich vor Ort umsetzen<br />

können.<br />

Exkursionen führen uns nach wie vor durch<br />

ganz Europa und andere Teile der Welt, wo<br />

wir die dortige Pflanzenvielfalt kennenlernen,<br />

aber auch spannende mitteleuropäische<br />

Pflanzen wiederfinden (gerade im<br />

östlichen Europa finden sich solche Schätze<br />

immer wieder, die bei uns seit langem<br />

verschwunden sind); wo wir Menschen<br />

und Einrichtungen kennenlernen, die sich<br />

in ihren Gebieten für den Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt einsetzen; wo wir aber<br />

auch immer wieder sehen, was Exoten in<br />

der Landschaft anrichten können (dort oft<br />

solche, die bei uns in Mitteleuropa schöne,<br />

wichtige heimische Wildpflanzen sind).<br />

Seit vielen Jahren bauen wir auf zwei größeren<br />

Geländen in Mainz eine „lebende<br />

Genbank“ auf, in der die Funde seltener<br />

heimischer Pflanzen gesammelt werden,<br />

wo Aussaatversuche und die Sichtung von<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Pflanzen auf ihre Eignung für den <strong>Naturgarten</strong><br />

stattfinden.<br />

Seit Jahren kämpfen wir auch gegen die<br />

Zerstörung von Hecken und Staudenflächen<br />

entlang der Straßen, die bundes- und<br />

europaweit immer groteskere Ausmaße<br />

annimmt und wichtige Lebensräume und<br />

Biotopvernetzungen vernichtet.<br />

Und wir arbeiten aktiv im Arbeitskreis<br />

Naturnahes Grün der Lokalen Agenda 21<br />

Mainz (www.mainz-naturnah.de) mit, der<br />

in den letzen Jahren den „Naturschaugarten<br />

Lindenmühle“ in Mainz-Bretzenheim<br />

angelegt hat und betreut, um den Bürgern<br />

eine lebendige Anschauungsmöglichkeit<br />

und Anregungen für den eigenen naturnahen<br />

Garten zu geben, und in dem viele<br />

umweltpädagogische Projekte mit Kindergärten<br />

und Schulen stattfinden.<br />

Christoph Schallert<br />

Tel. 06131 – 72354<br />

nachricht@ahornblattgarten.de<br />

74 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 75


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Open air Bühne Weidenschneck in Boizenburg Weidensinfonie in Boizenburg Montage der Großbögen<br />

Grüne Kathedralen, Weidenburgen<br />

und Weidenschlösser für eine<br />

sozial-ökologische Gesellschaft<br />

Theoretische und ideelle Grundlagen der Arbeit<br />

der Gruppe Sanfte Strukturen<br />

Das primäre Ziel unserer Weidenbauaktivitäten<br />

war von Beginn an die Verbindung<br />

ökologischer Aspekte mit sozialen<br />

Erfordernissen: die Synthese von sozialen<br />

und ökologischen Notwendigkeiten. Wir<br />

folgten dabei nicht der Theorie der „social<br />

ecology“ des amerikanischen Philosophen<br />

Murray Bookchin aus den 70er Jahren des<br />

letzten Jahrh. ganz einfach darum, weil wir<br />

sie nicht kannten. Heute aber erkennen wir,<br />

dass seine Theorie und seine Definition der<br />

„social ecology“ das besagt und fordert,<br />

was wir seit 20 Jahren mit großem Engagement<br />

vertreten. Wir sind glücklich, nun im<br />

Nachhinein die theoretischen Grundlagen<br />

und einen Fürsprecher für unseren alternativen<br />

und randständigen Ansatz gefunden<br />

zu haben.<br />

(Auch in Deutschland können wir uns neuerdings<br />

auf die Unterstützung durch die neue<br />

Wissenschaft „Soziale Ökologie“ freuen, die<br />

die Interaktion von Mensch, Gesellschaft<br />

und Umwelt zu ihrem Forschungsmittelpunkt<br />

macht. Institut für sozial-ökologische<br />

Forschung ISOE, Frankfurt)<br />

Mit Murray Bookchin teilen wir die Überzeugung,<br />

dass ökologische Verbesserungen<br />

ohne soziale Entsprechung und verbesserte<br />

ökologische Technologien, ohne die<br />

Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen,<br />

keinen Sinn ergeben. Sind<br />

nicht doch die meisten ökologischen Probleme<br />

Folgen sozialer Probleme? „Verfeindeten<br />

Menschen wird auch die Natur zum<br />

Feind“. Die globale, nationale und lokale<br />

Kluft zwischen Arm und Reich und die Ausbeutung<br />

und Plünderung der Natur geht<br />

mit der Ausbeutung und Plünderung der<br />

Menschen und Völker einher. Der Raubbau<br />

an menschlichen Tugenden und Qualitäten<br />

findet seine Entsprechung im Raubbau an<br />

der Natur.<br />

Wie soll die Rettung der Lebensgrundlagen<br />

auf der Erde, das ökologische Ziel einer<br />

nachhaltigen Lebensweise, ohne die Versöhnung<br />

der Menschen und Völker untereinander<br />

möglich sein?<br />

Es ist absehbar, dass sich, ohne diese Versöhnung<br />

und eine harmonische Beziehung<br />

zwischen den Menschen und der Natur, weiterer<br />

Raubbau und Kriege - diese sozialen<br />

und ökologischen Supergaus - die Möglichkeiten<br />

zum Erhalt der Lebensgrundlagen<br />

weiter verschlechtern.<br />

Aufbauend auf sozialem Frieden, Solidarität<br />

und Gemeinschaftssinn können sich nachhaltige<br />

und natürliche Lebensformen entwickeln.<br />

Erst dann werden auch die neuen<br />

Umwelttechnologien zu sinnvollen und erfolgreichen<br />

Werkzeugen zum Aufbau nachhaltiger<br />

menschlicher Lebensformen auf<br />

diesem Planeten.<br />

Die Entwicklung gemeinschaftlicher und<br />

lebensfreudiger Arbeitsformen ist darum<br />

ein grundlegender und unverzichtbarer<br />

Bestandteil unserer „lebenden Bauwerke“.<br />

Naturbaustellen als sozialökologische<br />

Gesellschaftsbauspiele<br />

Die Baukunstgruppe Sanfte Strukturen arbeitet<br />

seit 25 Jahren an der Entwicklung<br />

lebender Bauwerke und ebenso lebendiger<br />

Baustellen.<br />

Gleichzeitig mit der konstruktiven Entwicklung<br />

pflanzlicher Architekturen erprobten<br />

wir auf unseren Naturbaustellen neue Arbeits-<br />

und Herstellungsweisen in Form von<br />

Bauaktionen, Arbeitsfesten und Baufest-<br />

spielen, Baudemonstrationen und Bauspiel-<br />

plätzen für Erwachsene.<br />

Ohne Lärm und Gestank von Baumaschinen<br />

und die damit verbundene freiwillige<br />

Beschränkung auf Handarbeit und Handwerkzeuge<br />

werden die Naturbaustellen<br />

zu entspannenden Festorten, zu Begegnungsstätten<br />

von Jung und Alt. Durch die<br />

Mitarbeiter der Gruppe Sanfte Strukturen<br />

werden die freiwilligen Helfer: Jugendliche<br />

und Rentner, Frauen und Kinder, Behinderte<br />

und sozial Benachteiligte gleichberechtigt<br />

in die Verwirklichung der „großartigen“<br />

Bauwerke miteinbezogen.<br />

Das Angebot an die Freiwilligen, sich selbstbestimmt<br />

und kreativ an allen Arbeiten zu<br />

beteiligen, ohne Konkurrenzdruck, Hierarchien<br />

und Spezialisten, ohne Vorarbeiter<br />

und Handlanger, ohne Leistungs- und Arbeitszeitvorgaben,<br />

in meist sehr heterogenen<br />

Gruppen, macht die Arbeit für die<br />

Beteiligten zu einem außergewöhnlichen<br />

und prägenden Erlebnis. Die bunte Schar<br />

der Arbeitswilligen entfaltet in diesen improvisierten<br />

Bauprozessen mit mehrheitlich<br />

weiblicher Beteiligung schon verloren<br />

geglaubte Tugenden wie Solidarität,<br />

Leistungs- und Hilfsbereitschaft. Dies hat<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

wohl auch mit der Gegenwartsverdrossenheit<br />

vieler Menschen angesichts der unwirtlichen<br />

Lebensverhältnisse zu tun, ebenso<br />

mit unseren Projekten, deren Wurzeln tief<br />

in die Vergangenheit reichen, wie die grünen<br />

Kathedralen, die Weidenburgen und<br />

Weidenschlösser. Sie sind eine Hommage<br />

an die mittelalterliche Bauhütte und sollen<br />

auch wieder der Erbauung der Erbauer dienen<br />

und ebenso weit in den Himmel und in<br />

die Zukunft wachsen, wie ihre mittelalterlichen<br />

Vorbilder. Die lebenden Bauwerke<br />

sind in ihrer architektonischen Gestalt Ergebnis<br />

und Metapher des Wachstums und<br />

der sozialen Entfaltung der Beteiligten.<br />

Die ersten Weidenarchitekturen<br />

erwuchsen in den neuen Bundesländern<br />

Der Auerworldpalast in Auerstedt/Thüringen<br />

wurde als Veranstaltungsraum vom<br />

Weimarer Land anlässlich von Weimar 99,<br />

Kulturhauptstadt Europas in Auftrag gegeben<br />

und gilt heute als Mutter aller Weidenpaläste.<br />

Gepflanzt vor 12 Jahren im<br />

Frühjahr 1998 mit über 300 Freiwilligen<br />

und Schülern aus verschiedenen Ländern<br />

Europas. Mit einer Höhe von 7m und einer<br />

Nutzfläche von 320 m² ist es das weltweit<br />

erste und älteste Weidenbauwerk in<br />

architektonischen Dimensionen.<br />

76 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 77


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Bau des Weidendoms in Rostock Kinder beim Ausflechten des Kletternestes Laboratorium im Nationalpark Gesäuse / Steiermark Kinderkuppel<br />

Der Weidendom zur IGA in Rostock 2003<br />

ist das bisher größte Weidenbauwerk der<br />

Welt. Daran beteiligten sich über 700<br />

Freiwillige aus 12 Ländern und verwirklichten<br />

zusammen mit den Mitarbeitern<br />

der Gruppe Sanfte Strukturen in 8 Wochen<br />

und 10001 Weidenruten den 800<br />

m² großen und 15m hohen Kirchenraum.<br />

(Die Realisierung beider Projekte ist von<br />

K.H. Heilig in dem Film: Zwischen Himmel<br />

und Erde - Die Baukunst der Glücklichen,<br />

Oldenburg dokumentiert.)<br />

Von 1998 bis 2005 verwirklichten wir alljährlich<br />

weitere grüne Architekturen in den<br />

neuen Bundesländern, wie<br />

die Weidenkuppel am FEZ in Berlin-Wuhlheide<br />

die Festhalle in Deutzen, Sachsen-Anhalt<br />

die Arena Salix in Schlepzig/Spreewald,<br />

Brandenburg<br />

die Weidenburg in Burg/Spreewald, Brandenburg<br />

der Weidenschneck in Boizenburg/Elbe,<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

die Weidenkuppel in Kransdorf, Rügen<br />

Diese ersten Großprojekte erwuchsen ausschließlich<br />

in den neuen Bundesländern<br />

aufgrund der geringen Baukosten und<br />

dem kostengünstigen Bauland, dem reichlich<br />

vorhandenen Weidenmaterial vor Ort,<br />

aber auch aufgrund der großen Neugier<br />

und Offenheit der Menschen gegenüber<br />

der neuen, unbekannten und ungewöhnlichen<br />

Bauweise. Weitere positive kulturelle<br />

Eigenheiten, wie das Wiederaufblühen des<br />

noch nicht erloschenen Pioniergeists, aber<br />

auch die Freude an der solidarischen und<br />

ungezwungenen Zusammenarbeit - ohne<br />

Konkurrenz, Kommerz und Hierarchien -<br />

mögen ebenso zu dieser Vorreiterrolle beigetragen<br />

haben, wie auch die vielen vom<br />

Produktionsprozess ausgeschlossenen Jugendlichen,<br />

die die Gelegenheit zu einem<br />

lustvollen Miteinander nutzten, auch wenn<br />

die Veranstalter nur für Kost und Übernachtungen<br />

aufkommen konnten.<br />

Unsere Zielsetzung, die Naturbaustellen als<br />

Mittel zur Kultivierung des Arbeitsalltags zu<br />

nutzen, zur Wiedererweckung von Gemeinschaftssinn<br />

und Solidarität mit dem Angebot<br />

eigenverantwortlicher und kreativer<br />

Betätigung - fiel im Osten Deutschlands auf<br />

fruchtbaren Boden.<br />

Die Pioniere des Grünen Bauens, die überwiegend<br />

kleinen Gemeinden Ostdeutschlands,<br />

haben nun die Touristen verdient,<br />

die in großer Zahl diese ersten und ältesten<br />

Weidenarchitekturen bewundern.<br />

Diese grünen Architekturen haben sich<br />

als nachhaltige Tourismusattraktionen erwiesen.<br />

Nachhaltig, weil viele Besucher<br />

öfters an denselben Ort zurückkehren, um<br />

das Wachstum und den Fortschritt dieser<br />

ständig sich verändernden Baumwerke zu<br />

verfolgen.<br />

Viele Protagonisten und Interessenten der<br />

Lebendbauwerke, die sich von hier aus<br />

über die ganze Welt verbreiten, wird es an<br />

die Ursprünge dieses Bauens führen, denn<br />

auch mit allem Geld der Banker und der<br />

Scheichs lassen sich die Jahresringe der<br />

wachsenden Baumwerke nicht manipulieren<br />

und die ältesten und ersten werden die<br />

ersten bleiben und Vorbilder für alle ihre<br />

Nachkommen - die Weidenbauwerke in<br />

Ostdeutschland.<br />

Die weitere Verbreitung der<br />

Weidenarchitektur<br />

In der Folge dieser ersten in Ostdeutschland<br />

verwirklichten Weidenarchitekturen<br />

entstanden auch größere Weidenwerke in<br />

Westdeutschland wie das Weidenschloss in<br />

Bremerhaven, die Weidenreusse in Gravenhorst,<br />

Weidenkuppeln und Bühnen in Köln,<br />

Hagen, Nalbach, Lörrach, Waiblingen, Weilheim<br />

und auf Fehmarn.<br />

Durch unser Beharren auf Gesetzesfreiheit<br />

und die bis heute in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz nicht amtlich widersprochenen<br />

Behauptungen: „Pflanzungen<br />

brauchen keine Baubewilligung“, „Baumwerke<br />

sind keine Bauwerke“, „das Forstamt<br />

ist kompetenter als das Bauamt“ ist das<br />

Bauen mit Weiden überall als spontane<br />

Bau- und Spielaktion möglich, ohne vorher<br />

behördliche und administrative Strapazen<br />

überwinden zu müssen.<br />

Die laiengerechte und gemeinschaftsorientierte<br />

Ausrichtung des Weidenbaus machte<br />

diesen schnell zu einer breiten sozial-ökologischen<br />

Bewegung, zu einem veritablen<br />

Bauboom mit über 10`000 Baumwerken alleine<br />

in Deutschland, in Kindergärten, Schulhöfen,<br />

privaten und öffentlichen Gärten.<br />

In den letzten Jahren waren wir hauptsächlich<br />

im europäischen Ausland unterwegs<br />

und verwirklichten auch hier in Form von<br />

Bauaktionen und Naturbaustellen mit vielen<br />

Hunderten von Freiwilligen verschiedene<br />

Veranstaltungszentren in: P-Bielawa,<br />

A-Bad Blumau, CH-Huttwil und im Nationalpark<br />

A-Gesäuse, Türme in B-Antwerpen,<br />

F-Strassburg, CH-Genf und Rorschach und<br />

den Victoria-Pavillon zur Bo01 in S-Malmö.<br />

Viele der freiwilligen Mitarbeiter/innen unserer<br />

Bauwerke wurden zu Multiplikatoren<br />

und starteten eigene Initiativen: in Berlin,<br />

Bonn, Leipzig, Dresden, Zittau, Strassburg,<br />

Stuttgart, Malmö, Genf, Wien und Breslau.<br />

Auch viele Landschaftsarchitekten und<br />

Gartenbauer, Korbflechter und Künstler<br />

erschaffen lebende Weidenkuppeln, -lauben<br />

und verschiedene Kunst- und Spielobjekte.<br />

Die für uns grundlegende sozialökologische<br />

Ausrichtung der Projekte mit<br />

dem Schwerpunkt auf der Organisation der<br />

Baustelle und der Beteiligung Freiwilliger<br />

aus allen sozialen Schichten wird jedoch<br />

eher selten nachgeahmt. Es verzichten<br />

auch viele Kindergärten und Schulen auf<br />

die eigentliche Grundlage des sozial-ökologischen<br />

Weidenbaus: das Selberschneiden<br />

der Weidenruten in der Natur und erwerben<br />

stattdessen das Naturprodukt bei Weidenlieferanten<br />

und -unternehmen.<br />

Werden aber die sozialen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven des populären Weidenbaus<br />

nicht genutzt und weiter entwickelt,<br />

so drohen die verheißungsvollen Anfänge<br />

dieser sozialen Naturbaubewegung schon<br />

bald durch akademische Experten, kommerzielle<br />

Vermarkter und standardisierte<br />

Produkte in einer profanen Biobautechnik<br />

auf- bzw. unterzugehen.<br />

So wurde an der Universität Stuttgart unter<br />

dem Fachbegriff „Baubotanik“ der Lebendbau<br />

20 Jahre nach unseren ersten Weidenbauwerken<br />

neu erfunden. Neu dabei ist der völlige<br />

Verzicht auf die sozial-ökologische Ausrichtung<br />

des bisherigen populären Weidenbaus<br />

und der Versuch, diese Naturbauweise in eine<br />

dem Volk enthobene, wirtschaftlich verwertbare<br />

Expertendisziplin zu wandeln.<br />

Die Zusammenarbeit der Stuttgarter Baubotaniker<br />

mit einem großen Weidenanbau-<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

unternehmen und die gemeinsame Vermarktung<br />

ihrer standardisierten Produkte<br />

sind der Anfang für die beschriebene Tendenz<br />

zur Profanisierung und Kommerzialisierung<br />

des populären Bauens mit Weiden.<br />

Wertvoller wäre es, wenn sich Nachahmer,<br />

Initiativgruppen und Universitäten vermehrt<br />

mit unseren Naturbaustellen und<br />

den prozessualen Aspekten des natürlichen<br />

Bauens beschäftigen würden.<br />

Hier ist und bleibt sehr viel zu tun, hier<br />

warten die Menschen auf Antworten, Angebote<br />

und Alternativen, hier wird über<br />

die mögliche Wende der Gesellschaft hin<br />

zu einer sozial-ökologischen Gemeinschaft<br />

entschieden.<br />

Zum Schluss möchte ich gerne wiederholen:<br />

Die Qualität des produktiven und<br />

schöpferischen Miteinanders in einem erbauenden<br />

Aufbauprozess sind aus unserer<br />

Sicht ebenso wichtig wie die technischen,<br />

botanischen und künstlerischen Qualitäten<br />

der daraus resultierenden Naturbauwerke.<br />

Marcel Kalberer,<br />

D- Heggelbach-Herdwangen.<br />

Leiter der Gruppe<br />

Sanfte Strukturen, seit<br />

1977 Arbeit mit Naturmaterialien<br />

und leichter<br />

Naturbauten. Erfinder lebendiger Weidenkonstruktionen,<br />

vielfacher Buchautor.<br />

Tel. 07557 – 1363, marcel.kalberer@t-online.de<br />

78 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 79


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Immer was los in der Mäuseburg.<br />

Ein Pionierprojekt aus dem Erzgebirge<br />

Auszug aus unserer Konzeption:<br />

… Kinder lernen in allen Situationen und<br />

mit allen Sinnen, also ganzheitlich. Vielfältiges<br />

Wahrnehmen, Experimentieren und<br />

Ausprobieren führt zur Aneignung von Wissen<br />

über die gegenständliche Welt …<br />

Was für Räume brauchen Kinder zum Entdecken<br />

aller Sinne? Wie weckt man bei Kindern<br />

die Neugier auf und die Leidenschaft<br />

für die Natur?<br />

Diese und andere Fragen stellten und stellen<br />

wir uns immer wieder – wir, das ist eine<br />

integrative Kindertagesstätte im Erzgebirgskreis,<br />

die z. Z. von 90 Kindern im Alter<br />

von 1 bis 10 Jahren besucht wird. Seit 2002<br />

versuchen wir, nunmehr auch im Einklang<br />

mit dem Sächsischen Bildungsauftrag, der<br />

von uns gewünschten Ausrichtung auf<br />

Naturpädagogik Raum zu geben. 2002 begann<br />

die erfolgreiche Zusammenarbeit von<br />

engagierten Eltern und den Erzieherinnen.<br />

Und immer wieder planen, bauen und pflegen<br />

wir gemeinsam mit den Kindern.<br />

Das Besondere an unserer Geschichte ist<br />

vielleicht die Eigendynamik, die sich unter<br />

den Eltern und Erzieherinnen im Laufe<br />

der Jahre entwickelt hat – ohne einen so<br />

genannten Gartenplaner. Unterstützung<br />

holten wir uns von Mitgliedern des <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. Literatur zu diesem Thema wurde<br />

fortwährend angeschafft und durchgearbeitet.<br />

Als Laien mussten wir uns selbst<br />

um Material kümmern, Arbeiten koordinieren,<br />

Pflanzpläne erstellen, Strategien<br />

entwickeln. Große Impulse gab es durch<br />

die wiederholte Teilnahme an Exkursionen<br />

in Naturerlebnis-Schulhöfe und -Kindergärten<br />

und -Spielplätze, geführt von Reinhard<br />

Witt. Wir wurden auf den <strong>Naturgarten</strong> e. V.<br />

aufmerksam…<br />

Klettermaxe auf Entdeckungstour<br />

Das Besondere ist unser Anfang hinsichtlich<br />

Finanzen – null Euro und die Köpfe voller<br />

„Schmetterlinge“. Wir hatten unsere Visionen<br />

und wollten sie unbedingt verwirklichen.<br />

Finanzielle Unterstützung durch unsere Gemeinde<br />

als Träger der Kita gab es nicht.<br />

2002 begannen wir mit der Planung unseres<br />

Natur-Erlebnis-Kindergartens. Skeptische Eltern<br />

wurden mit an den Tisch gesetzt, um ihre<br />

Bedenken ernst zu nehmen und einzuarbeiten.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Unfallkasse<br />

Sachsen war von Anfang an wichtig. Die<br />

Gemeinderäte mussten überzeugt werden.<br />

Finanzierungsquellen wurden gesucht und<br />

auch immer wieder gefunden – trotz mancher<br />

schlafloser Nächte. Sponsorensuche<br />

war kraft- und zeitaufwändig, Motivation untereinander<br />

vonnöten. 2004 gründeten wir<br />

einen Verein für die Kita, dem Erzieherinnen<br />

und Eltern gleichermaßen angehören.<br />

2004 begann der umfangreiche Umbau<br />

des Geländes zu einem Natur-Erlebnis-<br />

Kindergarten unter aktiver Beteiligung von<br />

Kindern, Eltern, Erzieherinnen und vieler<br />

Freiwilliger. Eine Gartenbaufirma half bei<br />

der Modellierung des hängigen Geländes.<br />

Jedes Jahr kamen neue Elemente hinzu.<br />

Ausschlaggebend dafür waren die Kinder.<br />

Hatten sie 2003 noch selbst Modelle<br />

gebaut, beobachteten ab 2004 die Erzieherinnen<br />

und Eltern ihre Situation im Gelände.<br />

So wollten die Kinder immer wieder<br />

hoch hinaus klettern, nahmen dazu bereits<br />

u. a. die Fichten, so dass darauf reagiert<br />

wurde und ein Kletterparcours geschaffen<br />

wurde. Die alte Schaukel wurde von der<br />

Unfallkasse Sachsen beanstandet… Es gab<br />

auch weiterhin direkte Wünsche der Kinder<br />

– z. B. nach einer Frühstücksterrasse, einem<br />

Backofen… Mittlerweile verlagern sich unsere<br />

Bauambitionen auf die künstlerische<br />

Ebene. So pflasterten wir letztes Jahr mit<br />

den Kindern, versuchten uns an Mosaikarbeiten,<br />

bauten ein Flüstertelefon, konstruierten<br />

Klangelemente.<br />

Erste Schritte im <strong>Naturgarten</strong><br />

Unsere Kindergarten- und Hortkinder können<br />

diese Räume im Außengelände nun in<br />

einem sensiblen Alter nutzen, in dem ihre<br />

Denk- und Handlungsweisen nachhaltig<br />

geprägt werden und wo wichtige Bausteine<br />

für ihre Zukunft, für ihr Umweltbewusstsein<br />

gelegt werden. Unsere Kinder können der<br />

Natur mit allen Sinnen und zu jeder Zeit begegnen.<br />

Durch die reichhaltigen Wildpflanzenflächen<br />

stellt sich ebenso eine reichhaltige<br />

Fauna ein, so dass die Kinder bereits in<br />

frühester Kindheit die Wechselwirkungen<br />

zwischen Fauna und Flora bewusst oder<br />

auch unbewusst erleben. Daraus ergibt sich<br />

die Möglichkeit und Wichtigkeit, diesen<br />

Schatz <strong>Naturgarten</strong> für die tägliche pädagogische<br />

Arbeit zu nutzen. Die Erzieherinnen<br />

suchen immer wieder nach Fortbildungsmöglichkeiten.<br />

Unsere Eltern informieren<br />

sich nach Möglichkeiten, der Umweltbildung<br />

Raum zu geben. Die Teilnahme am<br />

bundesweiten GEO-Tag der Artenvielfalt<br />

bildet inzwischen einen festen Bestandteil<br />

des Kindergartenjahres. Hinsichtlich des<br />

Sächsischen Bildungsplanes für Kindertagesstätten<br />

bietet unser Gelände die besten<br />

Voraussetzungen, um diesen umzusetzen.<br />

Mathematische Fähigkeiten werden genauso<br />

gefördert wie die Grob- und Feinmotorik,<br />

das sinnliche Erleben, die sozialen<br />

Kontakte der Kinder untereinander. Durch<br />

den Gebrauch des Lehmbackofens und die<br />

Nutzung der Kräuter aus der Kräuterterrasse<br />

und das selbst angebaute Gemüse aus<br />

dem Bauerngarten wird der Bezug zu einer<br />

gesunden Ernährung hergestellt.<br />

Unsere Eltern werden jeweils im Frühling<br />

und im Herbst zu Arbeitseinsätzen eingeladen.<br />

Auf diese Weise gelingt es, auch neue<br />

Familien mitzunehmen und für das Thema<br />

<strong>Naturgarten</strong> zu sensibilisieren. Feste und<br />

Feiern, die es natürlich bei uns auch gibt,<br />

sind ebenso wunderbar geeignet, Familien<br />

zusammen zu bringen und sich zwanglos<br />

bestimmten Themen zu nähern.<br />

Hey schaut mal - sooooo viele Hummeln<br />

Abschließend kann man sagen, dass wir alle<br />

– Kinder, Eltern und Erzieherinnen – durch<br />

gemeinsame Planung, gemeinsames Bauen<br />

und gemeinsame Pflege unseres Natur-<br />

Erlebnis-Kindergartens bewusst und unbewusst<br />

ein wunderbares Miteinander-Klima<br />

und ein Umweltbewusstsein geschaffen<br />

haben, dass nicht vor der Kindergartentür<br />

endet. Wir haben uns alle um viele Erfahrungen<br />

„reicher“ gemacht. Es erfolgt durch<br />

Anlagen von Natur-Erlebnis-Bereichen mit<br />

Nutzerbeteiligung eine veränderte Bewusstseinsbildung,<br />

die sich auch auf den<br />

privaten Bereich und künftige Handlungen<br />

erstreckt.<br />

Mittlerweile ist unsere Kita Ansprechpartner<br />

und Ideengeber für eine Reihe von<br />

Kindertagesstätten aus verschiedenen Gegenden<br />

Sachsens geworden. 2008 legten<br />

wir einen kleinen Teil des Schulhofes der<br />

ortsansässigen Grundschule naturhaft an.<br />

Die ersten Ansätze für den Bau eines Natur-<br />

Erlebnis-Schulhofes einer Mittelschule im<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Kinderarbeit macht Spaß<br />

nahen Zschopau sind gelegt und wir erfuhren<br />

bereits positive Resonanz. Wir nutzen<br />

unsere Netzwerke, die während des<br />

Baus entstanden, für weitere Materialbeschaffungen,<br />

Instandsetzungsarbeiten und<br />

Ideenverwirklichungen (Familien, Firmen,<br />

Ämter, Vereine).<br />

Unsere Kita ist seit 2009 Mitglied in der Umweltallianz<br />

Sachsen. Unsere gemeinsame<br />

Ideenumsetzung erfuhr vielfältige Anerkennung<br />

und Prämierung: Chemnitzer Umweltpreis<br />

(Sonderpreis 2005), Sächsischer<br />

Umweltpreis (Sonderpreis 2008) und 1.<br />

Sächsischer Kindergartenwettbewerb<br />

(Hauptpreis 2009).<br />

Für unsere Kita können wir sagen: Unser<br />

Außengelände wird nie fertig. Es verändert<br />

sich ständig und wird durch uns verändert.<br />

Wir haben noch viele Ideen…<br />

Silke Kaden, Vorsitzende<br />

des Kita Mäuseburg<br />

e.V. und Marion Wolf,<br />

Kita-Leiterin der Kindertagesstätte<br />

Mäuseburg<br />

D – Waldkirchen. Planen<br />

und Bauen seit 2003 einen sehenswerten Natur-<br />

Erlebnis-Kindergarten.<br />

Tel. 0 37 294 - 74 83, silke.kaden@satron.de<br />

80 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 81


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Aus der Schule in die Stadt –<br />

naturnahe Gestaltung in Altensteig<br />

Naturerlebnis Schulgelände:<br />

Alles begann vor mehr als 25 Jahren, als einige<br />

naturbegeisterte Schüler zusammen<br />

mit ihrem Lehrer eine kleine Fläche von<br />

1500 m² zu „ihrer“ Biowiese machten. Dort<br />

sollte die Natur gefördert werden, für mehr<br />

Leben und Vielfalt rund um die Schule.<br />

Diese Biowiese war der Grundstein für ein<br />

Projekt, welches 16 Jahre später das Gesicht<br />

unserer Schule, des Christophorus-<br />

Gymnasiums Altensteig, nachhaltig verändern<br />

sollte. Im Zuge einer groß angelegten<br />

Projektwoche wurde das damals sehr triste<br />

Schulgelände komplett neu gestaltet. Mit<br />

Hilfe von Schülern, Eltern, Lehrern und der<br />

Stadt als Schulträger wurden Teiche angelegt,<br />

Kalkschotterbeete geschaffen und<br />

Vogelschutzhecken gepflanzt. So wurde<br />

aus einem gewöhnlichen Schulgelände<br />

ein wertvolles Biotop und ein einzigartiger<br />

Erholungsraum. Ein Ort, der Schülern und<br />

Schülerinnen die Möglichkeit bietet, Natur<br />

aktiv zu erleben, der zum Verweilen und<br />

Entspannen, aber auch zum ausgelassenen<br />

Spielen in den Pausen einlädt. Zudem kann<br />

das Schulgelände aktiv in den Unterricht<br />

mit einbezogen werden und entwickelte<br />

sich damit zu einem unter Schülern und<br />

Lehrern gleichermaßen beliebten grünen<br />

Klassenzimmer.<br />

Die Bio AG – Pflegen,<br />

Forschen, Informieren<br />

Aus der kleinen Gruppe von Schülern, die<br />

damals eine kleine Wiese aufgebaut haben,<br />

ist in der Zwischenzeit eine Arbeitsgemeinschaft<br />

gewachsen, die sich auch heute noch<br />

regem Zulauf erfreut. Nicht nur für die Pflege<br />

und Erforschung des Geländes fühlen<br />

sich die Schüler rund um Lehrer Johannes<br />

Jürjens verantwortlich, sondern auch für intensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und<br />

außerhalb der Schule. Dazu gehören das<br />

Der Teich ist ein wesentlicher Bestandteil des naturnahen Schulgeländes.<br />

jährliche Apfelsaftfest auf dem Pausenhof,<br />

bei dem die Schüler lernen, dass Apfelsaft<br />

nicht nur aus dem Tetrapack kommt, das<br />

beliebte Schulgeländerätsel für die Unterstufe,<br />

bei dem die Kleinen „ihr“ Schulgelände<br />

entdecken können, sowie Besucherführungen<br />

über das Gelände und vieles mehr.<br />

Widerstand motiviert<br />

Doch es gab auch schwierige Zeiten, in<br />

denen die Bio-AG vor allem mit Überzeugungsarbeit<br />

beschäftigt war, da ihr Konzept<br />

ausgerechnet beim Schulträger des Gymnasiums,<br />

dem damaligen Bürgermeister<br />

Altensteigs, auf wenig Gegenliebe stieß.<br />

Um diese Schwierigkeiten zu überwinden,<br />

sollte die Stadtverwaltung wieder mit ins<br />

grüne Boot geholt werden.<br />

Das Ziel war, die Stadtverwaltung zu überzeugen,<br />

darüber hinaus die Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu intensivieren sowie zusätzliche<br />

naturnahe Grünflächen zu schaffen. So<br />

entschieden wir uns den Widerstand als<br />

Herausforderung zu sehen und Naturnähe<br />

nicht nur weiterhin auf das Schulgelände,<br />

sondern auch in die Stadt zu bringen. Das<br />

war sicherlich nicht der einfachste Weg,<br />

aber letztendlich der nachhaltigste.<br />

Wir, das sind Marcel Steeb und Fabian Müller,<br />

langjährige Mitglieder der Bio-AG, die<br />

sich in der Oberstufe entschieden, das Projekt<br />

„Naturnahe Gestaltung kommunaler<br />

Grünflächen“ ins Leben zu rufen, um „ihr“<br />

Schulgelände zu bewahren.<br />

Wie überzeugt man Politiker?<br />

Mit diesem Ziel vor Augen arbeiteten wir einen<br />

Plan aus, wie die Stadt von unserem Projekt<br />

am besten überzeugt werden könnte.<br />

In mehreren Gesprächen mit dem Stadtgärtner<br />

gelang es uns, ihn als wichtigen Partner<br />

für unsere Idee zu gewinnen. Er ermöglichte<br />

uns, das Projekt dem Bau- und Umweltausschuss<br />

der Stadt vorzustellen. Um diesem<br />

Ausschuss unsere Idee schmackhaft zu<br />

machen, mussten wir die Verantwortlichen<br />

sozusagen dort abholen, wo sie standen<br />

und ihnen aufzeigen, dass naturnah gut ist<br />

fürs Image, für die Umwelt und langfristig<br />

auch für den Etat ihrer Stadt.<br />

Zentraler Aspekt der gesamten Präsentationsvorbereitung<br />

war eine Schulung der<br />

rhetorischen Art. Auch wenn wir es vielleicht<br />

dachten, so durfte man uns nicht<br />

anmerken, dass wir die bisherige Haltung<br />

der Stadt in Sachen Grünflächengestaltung<br />

keineswegs teilten. Wir wollten vermitteln,<br />

dass wir nicht gekommen waren, um zu<br />

verbessern oder zu kritisieren, sondern um<br />

zu gestalten und zu verschönern.<br />

Weitere wichtige Eckpfeiler unserer Präsentationsvorbereitung<br />

waren:<br />

Definition „Naturnahe Gestaltung“ anhand<br />

passender Bilder vom Schulgelände<br />

mit Verweis auf den überregionalen<br />

Charakter des Geländes<br />

genaue Formulierung unserer Ziele und<br />

Vorschläge (schriftlich vorgelegt am<br />

Ende der Präsentation)<br />

ungefähre Kostenaufstellung mit Herausarbeitung<br />

der langfristigen Kosteneinsparung<br />

im Vergleich zu konventionellen<br />

Flächen<br />

Vorschlag der Anlage von drei Pilotflächen<br />

in der Stadt und Beteiligung bei<br />

der Begrünung der neu gebauten Umgehungsstraße<br />

(als Ausgangspunkt für<br />

erhoffte weitere Projekte)<br />

Als der Ausschuss unser Projekt nach der<br />

Präsentation schließlich einstimmig genehmigte,<br />

wurden unsere Hoffnungen mehr<br />

als übertroffen.<br />

Blühende Informationsflächen<br />

Nach und nach entstanden mit der Unterstützung<br />

der Stadtgärtnerei vier Wildstaudenbeete,<br />

zwei Wildblumenwiesen, eine<br />

davon auf unserem Schulgelände und<br />

10.000 m² naturnah gestaltete Straßenböschung.<br />

Preisverleihung beim Bundesumweltministerium<br />

Neben der praktischen Anlage der Pilotflächen<br />

bemühten wir uns in der Zwischenzeit<br />

um eine ausgedehntere Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Durch Hinweisschilder an den Pilotflächen<br />

informierten wir die Bürger über<br />

naturnahe Grünflächengestaltung. Doch<br />

der wichtigste Schwerpunkt unserer Öffentlichkeitsarbeit<br />

war eine für die Bio-AG<br />

entworfene Homepage (www.bioag-altensteig.com),<br />

die sowohl über die Aktivitäten<br />

der AG als auch über naturnahe Garten-<br />

und Stadtgestaltung informieren soll. Dort<br />

sind viele Tipps zu finden, wie auch Hobbygärtner<br />

ihren Garten ein Stück naturnaher<br />

gestalten können.<br />

Ein Lob von ganz oben<br />

Belohnt wurde unsere Arbeit schließlich im<br />

September 2009, als wir einen ersten Preis<br />

beim BUW verliehen bekamen. In der Laudatio<br />

heißt es: Die Hauptpreisträger Marcel<br />

Steeb und Fabian Müller zeichnen sich mit<br />

ihrem Wettbewerbsbeitrag durch herausragende<br />

Sachkenntnis und eine hervorragende<br />

Dokumentation, insbesondere in<br />

Form der überaus gelungenen Homepage,<br />

aus. Beeindruckend ist auch ihr besonders<br />

hohes Maß an Engagement und ihre langjährige<br />

Ausdauer. Durch gärtnerische Eigenleistungen,<br />

umfassende Öffentlichkeitsarbeit<br />

und großen Einsatz für die praktische<br />

Umsetzung ihrer Ideen haben die beiden<br />

Schüler für die naturnahe Gestaltung von<br />

Schulgeländen, öffentlicher Grünflächen<br />

und Privatgärten viel erreichtund einen Bewusstseinswandel<br />

bei vielen Beteiligten in<br />

ihrer Region bewirken können.<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Natur kehrt ein, auch am Straßenrand.<br />

Wildstaudenpflanzungen finden Anklang<br />

bei der Bevölkerung<br />

Ob die Stadt angesichts dieses Erfolgs noch<br />

weitere Flächen naturnah gestalten lässt,<br />

wird sich zeigen, denn zu einem Selbstläufer<br />

ist unsere Idee bei den Verantwortlichen<br />

leider noch nicht geworden. Im Moment<br />

fehlt uns aber die Zeit, diesem Thema weiter<br />

Nachdruck zu verleihen. Fest steht aber,<br />

dass sich die Bio-AG weiterhin für die Idee<br />

von einer grüneren Stadt einsetzen wird.<br />

In jedem Fall war dieses mehr als zwei Jahre<br />

andauernde Projekt „Naturnahe Stadtgestaltung“<br />

eine wertvolle Erfahrung, die<br />

uns gelehrt hat, dass man seine Ziele verfolgen<br />

sollte, auch wenn sie zunächst nicht<br />

erreichbar scheinen. Denn wem Natur- und<br />

Artenschutz am Herzen liegt, der sollte<br />

nicht zwangsläufig nur den Weg mit dem<br />

geringsten Widerstand gehen.<br />

Fabian Müller & Marcel Steeb, Gewinner des<br />

Bundesumweltpreises 2008 für die Naturnahe<br />

Gestaltung von Schulgeländen, kommunalen<br />

Grünflächen und Privatgärten. D – Altensteig.<br />

Diese Referenten konnten leider nicht teilnehmen<br />

– der Bericht liegt uns jedoch zur Veröffentlichung<br />

vor. marcel_steeb@online.de<br />

82 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 83


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Der <strong>Naturgarten</strong> in meinem Leben.<br />

Wie es wurde, was es ist.<br />

Ein „persönlicher“ Vortrag<br />

In den letzten Jahren lag unser Focus<br />

sehr oft auf Pflanzen und Tieren in „fertigen“<br />

Naturgärten. Wir arbeiten als<br />

Planer/Gestalter oder wir sind Beobachter.<br />

Seltener verstehen wir uns, die Erwachsenen,<br />

als Teil der Natur.<br />

Ästhetisch anspruchsvoll sollen die heutigen<br />

Naturgärten sein - wir haben sie bis<br />

ins Detail fotografiert. Unser Blick ist „ergebnisorientiert“<br />

- gern bemessen wir naturnahe<br />

Projekte und Pflanzen an ihrem ökologischen<br />

Wert. Firmen und Gärten werden<br />

zertifiziert - naturnahe „Wege“ kontrolliert<br />

und garantiert.<br />

Doch …<br />

welche Menschen stehen hinter den Projekten<br />

und Mitgliedsnummern des <strong>Naturgarten</strong>vereins?<br />

In welcher Beziehung stehen sie zu Naturgärten,<br />

zum <strong>Naturgarten</strong>verein und<br />

zur Natur?<br />

Wie entwickeln/verändern sie sich gemeinsam<br />

im Laufe der Zeit?<br />

Gibt es einen naturnahen Weg zum<br />

Glück?<br />

Zu diesen Fragen habe ich ein Beispiel mitgebracht.<br />

Es ist (m)ein ganz persönlicher<br />

Weg.<br />

Der <strong>Naturgarten</strong> war nicht immer Teil<br />

meines Lebens. Um zu verstehen, wie es<br />

wurde, was es ist, habe ich die Entwicklung<br />

in einer kleinen Zeitreise zusammengestellt.<br />

Angefangen in der Heimat mit der wichtigsten<br />

Kindheitserinnerung ging die Reise<br />

quer durchs Berufs- und Privatleben. Sie<br />

streifte die Stationen:<br />

Berufliche Orientierungsphase, die Suche<br />

beginnt (1982)…<br />

Wohin führt der erste Weg? (1982-1985)<br />

Resümee: Als Gärtnerin auf dem Weg<br />

zum Glück?<br />

Ich gehe wieder meinen Weg (1985-<br />

1990)…<br />

Privatwege (1991- 1999)…<br />

Der <strong>Naturgarten</strong> kreuzt meinen Weg<br />

(2000)…<br />

Vom Hobby zum Beruf (2002)…<br />

Konfuzius: Suche einen Beruf, den du<br />

liebst und du brauchst nie in deinem Leben<br />

zu arbeiten (2002-2009)<br />

Glück gefunden?! Natur – Garten - Selbstverständnis<br />

(2010)<br />

Besonders intensiv widmete ich mich der<br />

Phase, als der <strong>Naturgarten</strong> meinen Weg<br />

kreuzte. Ein neuer Lebensabschnitt begann<br />

mit meinem ersten Privatgarten- und<br />

<strong>Naturgarten</strong>jahr. Ideen, Wünsche und Visionen<br />

fanden ihren Ausdruck zunächst in<br />

der biologischen Gartenpraxis und in der<br />

ehrenamtlichen Regionalgruppenarbeit.<br />

Als das Hobby zum Beruf wurde, liefen sehr<br />

viele Prozesse parallel ab. Es begann mit<br />

der Ausgangssituation in der Heilbronner<br />

Geschäftsstelle, die der Ausgangssituation<br />

im eigenen Garten ähnelte („Altlasten“,<br />

völliger Neuanfang, „Baustelle“). Im Vortrag<br />

versuchte ich, analog zu den äußeren Rahmenbedingungen<br />

meine inneren Gefühle<br />

zu beschreiben, indem ich mich fragte: Was<br />

bewegte mich (in dieser Zeit)?<br />

Der Ausgangssituation folgte 2003-2009<br />

die Aufbauphase in der Geschäftsstelle und<br />

im eigenen Garten, wo ebenfalls vergleichbare<br />

äußere und innere Prozesse abliefen.<br />

Nach achtjähriger Arbeit im <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

und im eigenen <strong>Naturgarten</strong> fällt es<br />

mir sehr leicht die Frage zu beantworten:<br />

Habe ich meinen Weg zum Glück gefunden,<br />

habe ich ihn überhaupt gesucht?<br />

<strong>Naturgarten</strong>mitglied Ralph Eid fragt in seinem<br />

Buch „Naturerkenntnis-Selbsterkenntnis“<br />

nach dem Sinn des Lebens und formuliert<br />

interessante Gedanken, die auch auf<br />

meinen Weg/mich zutreffen:<br />

Vorlieben für Wildpflanzen machen<br />

noch keine Naturschützer aus uns.<br />

Natur hat ihre eigenen Bedürfnisse, die<br />

es besser zu erkennen/ergründen gilt.<br />

Zu Beginn einer Entwicklung laufen<br />

große Veränderungen in relativ kurzer<br />

Zeit ab. Später verlaufen sie langsamer,<br />

streben jedoch nicht einem Ruhezustand<br />

entgegen (Sukzession)<br />

Es ist kein Drama, wenn eine Entwicklung<br />

gebremst wird: In der Natur haben<br />

dadurch andere Arten die Möglichkeit<br />

sich zu entwickeln (ökologische Nischen,<br />

Zeitfaktor, andere an Standorte angepasste<br />

Arten, Entwurzelung von Bäumen<br />

durch Stürme oder Borkenkäfer,)<br />

Das Leben ist Veränderung, Dynamik,<br />

Weiterentwicklung. Nicht der Optimalzustand<br />

einer Pflanze (eines Gartens, des<br />

Vereins), sondern die Veränderungen<br />

sind das Ziel. Die Natur kennt keine Zustände,<br />

die erhalten (eingefroren) werden<br />

müssten (Entwicklungsstillstand =<br />

Ende des Lebens). Lebensprozesse laufen<br />

überall nach dem gleichen Schema<br />

ab (einzelne Pflanze, ganzer Garten, freie<br />

Landschaft), alle Lebewesen durchlaufen<br />

diese Entwicklung: Wachstum, Reife, Alter<br />

und Tod.<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Kein Lebewesen ist für sich allein lebensfähig,<br />

Leben findet in Gemeinschaften<br />

statt<br />

Durch den <strong>Naturgarten</strong> –damit meine ich<br />

den Verein und meinen Privatgarten- hat<br />

sich bei mir ein tieferes Naturverständnis<br />

entwickelt und ich habe den Weg zu mir<br />

selbst gefunden.<br />

Pflanzen sind für mich jetzt Lebewesen,<br />

deren Wert sich nicht nur auf den Blütezeitpunkt<br />

beschränkt. Ich habe jetzt ein verändertes,<br />

persönliches Verhältnis zu Pflanzen:<br />

„Ich mag sie lieber live“, Pflanzen sind keine<br />

(Wegwerf) Ware mehr.<br />

Ich liebe die Natur um ihrer selbst willen,<br />

nehme keine Einteilung in wertvoll – weniger<br />

wertvoll vor. Ich habe Ehrfurcht vor<br />

dem Leben (schon von Albert Schweitzer<br />

formuliert). Auch „unbelebte“ Natur ist für<br />

mich lebendig. Im <strong>Naturgarten</strong> finde ich<br />

Leben.<br />

84 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 85


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Meine persönliche Beziehung zur Natur hat<br />

sich geändert. Früher fand ich sie schön<br />

und schützenswert - habe sie jedoch lieber<br />

in fernen Ländern als in Deutschland gesucht.<br />

Heute erlebe ich Natur in unmittelbarer<br />

Nähe, sie breitet sich mit ihrer Schönheit<br />

direkt vor meinen Augen aus.<br />

Natur und <strong>Naturgarten</strong> sind eingebunden<br />

in Lebens- und Entwicklungsprozesse, ich<br />

darf sie aktiv miterleben, bin ein Teil davon.<br />

Eine hölzerne Weinkiste wurde zum Hummelnistkasten umgebaut<br />

Der Technikglaube in meiner Berufsausbildung<br />

basierte auf Verstandesdenken: nur<br />

glauben, was sichtbar und messbar ist. Es<br />

war auch ein Glaube an die Herrschaft des<br />

Menschen über die Natur. Natur hatte keinen<br />

eigenen Platz, sie war eher Gegner für<br />

uns Gärtner. Heute hat Technik einen anderen,<br />

geringeren Stellenwert für mich.<br />

Ich trage meine Wurzeln in mir, lebe und<br />

arbeite aber gern in Gemeinschaften (geben<br />

und empfangen, Mitmenschen)<br />

Abenteuer <strong>Naturgarten</strong>: ermutigt mich,<br />

Neues auszuprobieren.<br />

Kraftquelle <strong>Naturgarten</strong>: Garten, Verein<br />

und Natur geben mir Energie. Gern übernehme<br />

ich Verantwortung.<br />

<strong>Naturgarten</strong> bringt mir Glück, Freu(n)de,<br />

Frieden und entschleunigt mich. <strong>Naturgarten</strong><br />

bedeutet für mich Lebensqualität<br />

und Freiheit.<br />

<strong>Naturgarten</strong> festigt Vertrauen und Glauben:<br />

ich werde getragen.<br />

Auch die Menschen im <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

spielen eine große Rolle: Ihr unterstützt und<br />

fördert mich, wo immer es geht. Ihr gesteht<br />

mir größtmögliche Freiheiten und maximales<br />

Vertrauen zu. Manchmal sind es nur<br />

flüchtige Begegnungen – manchmal ist es<br />

eine lange, vertraute Zusammenarbeit: Mit<br />

euch hatte ich den Mut, viele unbekannte<br />

Wege zu gehen. Mit dem <strong>Naturgarten</strong> kann<br />

ich mich weiter entwickeln und ich selbst<br />

sein.<br />

Der Vortrag endete mit einer kleinen Makro-Bilderreise<br />

durch die Schönheit der<br />

Natur, eingefangen im eigenen Garten:<br />

Momente…<br />

Literaturtipps:<br />

Eid, Ralph (2008): Naturerkenntnis-Selbsterkenntnis<br />

- auf der Suche nach dem Sinn<br />

des Lebens. 128 S., ISBN: 978-3-8370-0335-2.<br />

Books on Demand GmbH, Norderstedt.<br />

Redfield, James (2007): Die Prophezeiungen<br />

von Celestine. Ullstein TB. ISBN-13:<br />

978-3548744315<br />

Benson, Bernard (1999): Der Weg ins Glück.<br />

ISBN-13: 978-3453157521, Heyne Verlag.<br />

Dipl. Ing. Kerstin<br />

Lüchow. Leiterin des<br />

Bioland-Projektes,<br />

Vorstand und Geschäftstelle<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

D- Heilbronn.<br />

Tel. 07131 – 17 21 33, kerstinluechow@web.de<br />

Die besten naturnahen<br />

Gartenrosen.<br />

Kriterien, Auswahl, Eigenschaften.<br />

Ungefüllte oder nicht<br />

ganz gefüllte Blüte<br />

Die Blütenform hat für die ökologische Bedeutung<br />

großen Einfluss. Ist sie ungefüllt,<br />

so öffnen sich Lebensmöglichkeiten für<br />

Heerscharen von Blütenbesuchern. Das gilt<br />

auch noch für halbgefüllte Sorten und zunehmend<br />

weniger für fast ganz oder völlig<br />

gefüllte. Der Grad von Naturnähe nimmt<br />

also mit der Blütenfüllung ab. Doch ausschlaggebend<br />

ist das nächste Kriterium.<br />

Fruchtbarer<br />

Hagebuttenschmuck<br />

Ein sehr eindeutiges Kennzeichen von Naturnähe<br />

ist die Hagebutte. Nur wenn die Rosenblüte<br />

nicht unfruchtbar gezüchtet wurde, ist<br />

sie in der Lage, von Insekten befruchtet zu<br />

werden. Daraus entstehen Hagebutten. Sie<br />

erweitern nicht nur den ästhetischen Wert<br />

für Menschen, sondern fügen der ökologischen<br />

Wertigkeit ein neues Feld hinzu.<br />

Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

Naturnah kann eine alte und auch eine moderne Gartenrose sein. Neben ehrwürdigen Sorten wie der Apothekerrose (Züchtungsjahr<br />

1310) nimmt sich eine moderne Sorte, etwa eine Moschusrosenhybride ‘Ballerina’ (Züchtungsjahr 1937) sehr<br />

jugendlich aus, doch für Naturgärtner wie für Tiere wertvoll mögen beide sein. Hier die Kriterien für naturnahe Gartenrosen.<br />

Robustheit<br />

Das wiederum ist ein sehr eindeutiges Kriterium<br />

für Naturnähe und vor allem für die<br />

Praxis. Nur wenn sich eine Gartenrose dauerhaft<br />

ohne größere Eingriffe halten kann,<br />

werden wir sie verwenden. Das Herumzupfen<br />

an Blättern und Blüten ist unsere Sache<br />

nicht. Auch in Bezug auf die berüchtigten<br />

Rosenkrankheiten sollten naturnahe Formen<br />

standhaft sein. Entweder bekommen<br />

sie Rosenrost und Mehltau und anderes gar<br />

nicht. Oder es macht ihnen wenig aus und<br />

sie blühen und fruchten trotzdem reichlich.<br />

Pflegeleichtigkeit<br />

Wenn die Giftspritze verpönt ist, ist es auch<br />

die Sisyphusarbeit von herkömmlichen Rosenfreunden,<br />

das ständige Herumschnipseln,<br />

Düngen, Anhäufeln und Vor-dem-<br />

Frost-Schützen der Pfleglinge. Naturnahe<br />

86 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 87<br />

aicha<br />

glory of edzell<br />

rosa rubiginosa Weinrose


Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />

geranium<br />

Auswahl empfehlenswerter<br />

naturnaher Gartenrosen*<br />

Albarosen<br />

Sappho<br />

Suaveolens<br />

Hundsrosen<br />

Hibernica<br />

Kiese<br />

Damaszenerrosen<br />

De Resht<br />

Essigrosen<br />

Aunieri<br />

Complicata<br />

Dupontii<br />

Officinalis<br />

Moschusrosen<br />

Alden Biesen<br />

Ballerina<br />

Mozart<br />

Musquees sans Soucis<br />

Robin Hood<br />

Bibernellrosen<br />

Glory of Edzell<br />

Double White<br />

Fenja<br />

Weinrosen<br />

Herbstfeuer<br />

Apfelrosen<br />

Duplex<br />

Mandarinrosen<br />

Geranium<br />

Eddies Crimson<br />

Kletter- und Ramblerrosen<br />

American Pillar<br />

Bobby James<br />

Kiftsgate<br />

Dortmund<br />

Rambling Rector<br />

*Weitere Sorten im Buch: Naturnahe Rosen.<br />

Garten und Wildformen.<br />

88 Natur & Garten Juni 2010<br />

alden biesen<br />

›››<br />

Rosen sollen all dies nicht brauchen. Wir<br />

wählen bewusst pflegeleichte Sorten. Alle<br />

paar Jahre ein kräftiger Rückschnitt, das<br />

muss reichen. Mehr dürfen wir nicht riskieren,<br />

wenn wir das Wörtchen naturnah in<br />

den Mund zu nehmen pflegen.<br />

Fassen wir zusammen: Es gibt kein glasklares,<br />

kein eindeutiges Kriterium für Naturnähe,<br />

sondern nur gedankliche Annäherungen<br />

an die Natur. Reden wir über<br />

naturnahe Rosen, so meinen wir Arten,<br />

die im Optimalfall noch ziemlich nahe an<br />

den heimischen Wildformen dran stehen,<br />

fruchtbare Blüten tragen, wenig Mühe machen<br />

und sich von selbst lange Zeit halten.<br />

aunieri<br />

aicha<br />

Literatur:<br />

Reinhard Witt: Naturnahe Rosen. Garten-<br />

und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht,<br />

Ökologie. Das etwas<br />

andere Rosenbuch – die besten Sorten.<br />

Verlag <strong>Naturgarten</strong>, Ottenhofen 2010.<br />

364 Seiten, 742 Fotos. € 39,95; SFR 76,-<br />

- Nicht im Buchhandel! Bestellung über<br />

Buchshop: www.reinhard-witt.de<br />

Dr. Reinhard Witt,<br />

Biologe und Journalist,<br />

D-Ottenhofen. Fachbetrieb<br />

für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe<br />

Planung)<br />

Tel. 08121 – 464 83, reinhard@reinhard-witt.de<br />

Lang lebe der <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Bilder aus einem der ältesten Naturgärten.<br />

Ein geborener Gärtner bin ich nicht,<br />

obwohl zu meinem Elternhaus ein<br />

großer Nutz- und Ziergarten gehörte.<br />

Schon als Kind bin ich lieber beobachtend<br />

und fotografierend draußen unterwegs<br />

gewesen. Das sage ich zur Ermutigung all<br />

jener, die meinen, nur umfangreiches Fachwissen<br />

erlaube den Schritt zum <strong>Naturgarten</strong>.<br />

Als meine Frau und ich in den 1960er<br />

Jahren einen aufgelassenen kleinen Bauernhof<br />

in Streulage kauften und bezogen,<br />

begannen wir den Südhang vor dem Haus<br />

Stück für Stück in Gartenland umzuwandeln<br />

- im Anfang mit mehr Idealismus als<br />

gärtnerischen Kenntnissen.<br />

Diese Distanz zur damals gelehrten und geübten<br />

Gartenpraxis mit immer mehr Agrochemikalien<br />

erleichterte entschieden den<br />

Zugang zu naturnahen Methoden. Unsere<br />

Naturliebe führte uns zum Natur- und Biogarten,<br />

als es noch nicht einmal diese Begriffe<br />

gab.<br />

So rodeten und terrassierten, pflanzten<br />

und pflegten wir im Laufe der ersten Jahre<br />

unseren Garten. Meine Frau hatte als Malerin<br />

den sicheren Blick für die Gestaltung<br />

und Einfügung in die ländliche Umgebung.<br />

Bald wurden auch Trockenmauern und<br />

Weiher gebaut, und wir konnten immer<br />

mehr interessante Kleintiere im Garten beobachten.<br />

Heimische Wildpflanzen, die wir<br />

ursprünglich wegen ihrer Schönheit in den<br />

Garten holten, etwa Blut-Storchschnabel<br />

oder Blutweiderich oder die zweijährigen<br />

Blumen Wild-Engelwurz, Natternkopf<br />

und Königskerze lockten besonders viele<br />

blütenbesuchende Insekten an. Je mehr<br />

wir Mulch- und Streumaterial als Verdunstungsschutz<br />

und organischen Dünger auf<br />

Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />

Der 1983 errichtete, inzwischen restaurierte älteste Naturschwimmteich mit einer submersen Barriere.<br />

Herkömmliche Garten- und Wildpflanzen umrahmen ein grünes Wohnzimmer.<br />

Natur & Garten Juni 2010 89


Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />

Am Beet belassene Stauden bieten Schutz<br />

und Nahrung für Winterling und viele andere<br />

Lebewesen.<br />

den Beeten liegen ließen, desto mehr Laufkäfer,<br />

Erdkröten oder Blindschleichen konnten<br />

da Schnecken kurz halten. Quellen und<br />

schattige Steine beherbergen Salamander<br />

und Grasfrösche, südseitige Mauern laden<br />

Eidechsen und Nattern zum Sonnenbad<br />

ein. Uralte Bäume bieten zwar wenig Früchte,<br />

dafür umso mehr Höhlen als Wohnung<br />

für Vögel und Insekten. Mit immer mehr<br />

Standorten und Lebensraumelementen<br />

entfaltete sich eine reichhaltige Lebensgemeinschaft<br />

mit immer neuen Arten. Dabei<br />

sind wir als Gestalter, Pfleger und Nutzer<br />

ein wesentlicher Teil dieses Ökosystems.<br />

Der Naturreichtum zwischen den ebenfalls<br />

reichlich vertretenen Kulturpflanzen macht<br />

den besonderen Reiz und Wert des Natur-<br />

Gartenbücher von W. Gamerith:<br />

<strong>Naturgarten</strong>. Der sanfte Weg zum<br />

Gartenglück. Verlag C. Brandstätter, Wien,<br />

160 Seiten, 25,- €.<br />

Tiere im naturnahen Garten.<br />

avBuch, Wien, 80 Seiten, 10,95 €<br />

Gehölze im naturnahen Garten.<br />

avBuch, Wien, 80 Seiten, 10,95 €<br />

Schönheit, Lebensvielfalt und Geborgenheit<br />

machen unseren <strong>Naturgarten</strong> zum Urlaubsparadies.<br />

gartens aus. In der Balance zwischen Kultur<br />

und Wildnis bleibt genügend Raum für unsere<br />

arteigenen Bedürfnisse. Gartenarbeit<br />

als Ausgleichsbeschäftigung, Magerrasen<br />

zum Liegen oder Spielen, Sitzplätze und ein<br />

Weidenhaus, köstliche Früchte, prächtige<br />

Blumen und schützende Gehölze machen<br />

unseren Garten zum viel genutzten Wohn-<br />

und Erlebnisraum.<br />

Das Leib und Seele erfrischende Einswerden<br />

mit der Natur erfahren wir am unmittelbarsten<br />

beim Baden im Naturschwimmteich.<br />

Wenn wir neben Bildern, Geräuschen<br />

und Düften des Wassergartens die angenehmen<br />

Reize von Sonne, Luft und Wasser<br />

auf unserer Haut wahrnehmen, erleben wir<br />

auch den eigenen Körper bewusster. Wer<br />

sich angewöhnt hat, nackt zu baden, will<br />

diese Befreiung unseres größten Sinnesorganes<br />

nicht mehr missen. Das Element des<br />

Lebens, welches uns trägt und umströmt,<br />

lässt uns symbolhaft als Teil der Natur begreifen.<br />

Prickelnde Kühle oder zärtliche<br />

Wärme erinnern uns gleichzeitig an die<br />

eigene Natur, mit der wir die menschliche<br />

Kultur ebenso ins Gleichgewicht bringen<br />

müssen wie außerhalb des Körpers.<br />

Zwischen Mondviolen und Sternmieren gibt es<br />

auch löchriges Totholz für Mauerbienen und<br />

andere Elemente.<br />

Ein <strong>Naturgarten</strong> spiegelt nicht nur die<br />

Naturverbundenheit seiner Menschen,<br />

sondern öffnet auch heilsame und beglückende<br />

Wege zur Natur in und um uns, zu<br />

ihren Geheimnissen und ihrem Eigensinn.<br />

Im Dialog mit Lebewesen und Lebensgemeinschaften<br />

vor unserer Tür lernen wir<br />

auch Respekt und Achtsamkeit gegenüber<br />

Landschaft und Natur außerhalb des<br />

Zaunes. Und er schenkt uns eine paradiesische<br />

Lebensqualität, die Viele erträumen,<br />

aber kaum für möglich halten.<br />

Ressourcenschonung und Lebensvielfalt,<br />

Gesundheit und Genuss für alle Sinne prädestinieren<br />

den <strong>Naturgarten</strong> zur Methode<br />

der Zukunft. Ästhetisch und funktional<br />

überzeugende Naturgärten - heute noch<br />

eine Minderheit - sind Brücken zu den Gärten<br />

von morgen.<br />

Dipl. Ing. Werner Gamerith,<br />

A-4391 Waldhausen ,<br />

Autor, Naturfotograf, <strong>Naturgarten</strong>pionier,<br />

erster<br />

Schwimmteichbauer und<br />

-besitzer Österreichs.<br />

+43-(0)7260-4116, gamerithwerner@gmail.com<br />

Visionen für Morgen.<br />

Gedanken und Beispiele für eine nachhaltige Zukunft.<br />

Bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n im Jahr 2000<br />

stellte ich folgende 11 Leitgedanken für<br />

die Zukunft vor. Sie haben kaum an Aktualität<br />

eingebüßt, so dass sie im Großen<br />

und Ganzen noch heute gelten.<br />

1. Städtisches Umfeld als<br />

Lebensraum dominiert<br />

Im Jahre 2050 werden 2/3 der Erdbevölkerung<br />

in Ballungsräumen wohnen. Gleichzeitig<br />

nimmt die umgebende naturnahe<br />

Kulturlandschaft durch Flächenverbrauch<br />

weiter drastisch ab. Deshalb braucht es<br />

verstärkt naturnahes Grün im Siedlungsbereich.<br />

Trotz Schutzbemühungen ist global<br />

mit weiterem Artensterben zu rechnen. Die<br />

Aufgabe der <strong>Naturgarten</strong>bewegung ist es,<br />

die Restnatur in der Lebenswelt der Menschen<br />

zu bewahren und zu vergrößern. Naturnahes<br />

Grün kann dies teilweise leisten.<br />

2. Mehr Flexibilität<br />

Planung, Bau und Nutzung von naturnahem<br />

Grün wird sich in Zukunft weniger<br />

auf Tradition gründen können. Altbewährte<br />

Rezepte werden bei sich wandelnden Umweltbedingungen<br />

nutzlos sein. Einschneidende<br />

Entwicklungen wie der klimaverändernde<br />

Treibhauseffekt sorgen zwingend<br />

dafür, dass allein jenes naturnahes Grün Bestand<br />

hat, das diesen Bedingungen anpasst<br />

ist. An die Adresse der Grünprofis heißt das:<br />

mehr Flexibilität in der Sache.<br />

3. Fachkompetenz wird immer wichtiger<br />

Je weniger erdverbunden die Menschen<br />

aufwachsen, umso wichtiger wird die Branche<br />

der-jenigen, die hier Fachkompetenz<br />

aufweisen. Dies gilt für den Umgang mit<br />

Wildpflanzen ebenso wie bei der Anlage<br />

neuer Lebensräume oder ihrer Pflege. Die<br />

europäischen <strong>Naturgarten</strong>organisationen<br />

Visionen im Naturnahen Grün<br />

Ein Prosit auf die Kooperation zwischen Bioland e.V. und <strong>Naturgarten</strong> <strong>eV</strong>. im Sommer 2009<br />

sind mit hochqualifizierten Planern, ausführenden<br />

Betrieben und Wildpflanzenproduzenten<br />

auf einem guten Weg.<br />

4. Dogmen und Scheuklappendenken<br />

nehmen ab<br />

Diese hochkarätig besetzte internationale<br />

Tagung zeigt: Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />

ist stark und professionell geworden. Wir<br />

haben die Position des Außenseiters verlassen<br />

und sind eine anerkannte Richtung<br />

des gestaltenden Grüns. Damit haben wir<br />

auch Luft bekommen, auf andere zuzugehen.<br />

Die nötige Annäherung zwischen<br />

den Extrempositionen <strong>Naturgarten</strong> (mit<br />

heimischen Wildpflanzen) und Ziergarten<br />

(mit nichtheimischen Pflanzen und Zuchtformen)<br />

wird im privaten wie im öffentlichen<br />

Bereich aufgrund oben genannter<br />

Sachzwänge schnell erfolgen. Für die Praxis<br />

heißt das, dass sich die beiden Richtungen<br />

vermischen. Wildpflanzen werden im heute<br />

noch weitgehend vom Exoten geprägten<br />

privaten und öffentlichen Grün des Siedlungsbereichs<br />

eine gewichtige Rolle spielen.<br />

Umgekehrt wird aber auch naturnahes<br />

Grün mit Zierpflanzenanteilen immer mehr<br />

durchsetzt sein dürfen. Für eine Verschmelzung<br />

sprechen die Nachhaltigkeit naturnahen<br />

Grüns, seine günstigeren Ökobilanzen,<br />

der geringere Pflegeaufwand und damit<br />

auch die niedrigeren Kosten. Die Durchmischung<br />

wird sich dabei nicht, wie derzeit<br />

der Fall, auf extensive Randbereiche beschränken,<br />

sondern bis ins urbane Zentrum<br />

vorstoßen.<br />

5. Trend zur Regionalisierung<br />

Der Kerngedanke des naturnahen Grüns,<br />

sich auf die landschaftstypische heimische<br />

Flora zu beziehen, steht im Gegensatz zur<br />

herrschenden Globalisierung. Aus Gründen<br />

90 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 91


Visionen im Naturnahen Grün Visionen im Naturnahen Grün<br />

des Naturschutzes, des Artenschutzes und<br />

der Umwelterziehung wird die sich gegenwärtig<br />

anbahnende Regionalisierung immer<br />

stärker werden. Die Produktion und<br />

Verwendung von landschafts- und regionstypischen<br />

Wildpflanzen werden einen<br />

bedeutenden Marktwert bekommen. Diese<br />

Entwicklung verläuft genauso erfolgreich<br />

wie die Durchsetzung des ökologischen<br />

Landbaues in den vergangenen beiden<br />

Jahrzehnten. Ähnliche Rückorientierungen<br />

wird es im Freizeitbereich geben: Der Markt<br />

der globalen Vergnügungen wird aus verschiedenen<br />

Gründen immer mehr die Region<br />

entdecken, und damit den Wert von<br />

Natur und ihre Natur-Ersatzlebensräume<br />

im Grün.<br />

6. Menschenfreundliche Normen<br />

Der gegenwärtige Trend zur Europäisierung<br />

und Normierung der Dinge und Tätigkeiten<br />

im Alltag wird sich zumindest in Teilen<br />

umkehren. Es wird da Normen geben,<br />

wo sie Sinn machen. Die Verhinderung von<br />

Naturerfahrung, von elementaren Kontakten<br />

mit Pflanzen und Tieren, von Abenteuer<br />

und Erlebnis durch bürokratisch-starre<br />

Auslegung von Einheitswerten (etwa beim<br />

Bau von Freizeitanlagen) wird Platz machen<br />

einer Weitsicht und Weltsicht nach menschlichem<br />

Augenmaß. Dazu wird es Deregulierungsbehörden<br />

geben, die den Menschen<br />

aus dem Zwangskorsett menschenfeindlicher<br />

Techniknormen befreien und hin zu<br />

seiner eigenen Natur führen.<br />

7. Private Beschäftigung mit der<br />

(Garten)Natur immer wichtiger<br />

Trotz jährlich wechselnder Freizeitmoden<br />

bleibt der Garten eines der wichtigsten<br />

Hobbys des Menschen. Mehr noch: Die<br />

Beschäftigung, die Rückbesinnung auf die<br />

Erdkrume wird umso stärker im privaten<br />

Bereich werden, je stärker die Umweltzerstörung<br />

voranschreitet. Naturnahes Grün<br />

steht hier ganz vorne, gibt es doch den<br />

Menschen das Gefühl, wenigstens in ihrer<br />

persönlichen Einflusssphäre etwas Sinnvolles<br />

zu tun.<br />

8. Hin zu stärkerer Benutzerbeteiligung<br />

Die Zeiten, in der an den Bewohnern vorbeigeplant<br />

und –gebaut wird, gehen im<br />

Grünbereich zu Ende. Sinnentleertes Distanzgrün<br />

aus reinen optischen oder gestalterischen<br />

Gründen wird unter dem Druck<br />

kommender Ereignisse keine Chance mehr<br />

haben. Aus ökonomischen, ökologischen,<br />

sozialen und emotionalen Gründen muss<br />

sich die grüne Branche stark an den Bedürfnissen<br />

der Benutzer orientieren. Dies gilt<br />

für Privatgärten geradeso wie für öffentliches<br />

Grün oder die freie Landschaft. Die<br />

Bürgerbeteilung im Rahmen der Agenda<br />

Presseaktion im August 2009 bei der Eröffnung des ersten <strong>Naturgarten</strong>s - empfohlen von Bioland<br />

in Weisel am Rhein<br />

21 an Grünplänen oder Gemeinschaftsprojekte<br />

an Schulen oder Spielplätzen nur als<br />

Beispiel.<br />

9. Lernorte für Umwelterziehung<br />

Der Rückgang an echter Natur führt zu<br />

einem eklatanten Mangel an Naturerlebnissen.<br />

Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung greift<br />

diese Defizite auf und setzt sie kreativ um.<br />

Es ist wichtig, dass überall Natur-Erlebnis-<br />

Lernorte geschaffen werden, die speziell<br />

auf die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

zugeschnitten sind. Hier erfahren die Kinder<br />

nicht nur Natur live, sondern üben auch<br />

elementare motorische und sensomotorische<br />

Fähigkeiten. Damit können die Lernorte<br />

dem Trend zu Stubenhockerkindern<br />

entgegenwirken, die mehr Zeit vorm Bildschirm<br />

in virtueller Umwelt verbringen, als<br />

in echter Natur. Motorische Fähigkeiten<br />

wie Klettern, Springen, Hüpfen oder Laufen<br />

können an solchen Lernorten eingeübt<br />

werden. Auch sensomotorische Fähigkeiten<br />

werden trainiert. Im naturnahem<br />

Gelände wird die große Bedeutung des<br />

engen Zusammenspiels zwischen Sinnen<br />

und Körperorganen deutlich: Ein-Sehen,<br />

Wahr-Nehmen, Ein-Schätzen, Über-Blicken,<br />

Er-Kennen, Be-Riechen, Ver-Stehen, Be-<br />

Greifen, Er-Fassen.<br />

10. Neue Pioniere<br />

Die Vielzahl unklarer und widersprüchlicher<br />

Aufgaben, Anforderungen und Umweltbedingungen<br />

im 21. Jahrhundert braucht<br />

Leitfiguren, die mit Zivilcourage und neuem<br />

Denken althergebrachte Wege verlassen,<br />

um lebbare Perspektiven zu entwickeln. Ein<br />

Blick in die Vergangenheit zeigt uns, wie<br />

weit wir mit solchen unorthodoxen Denkern<br />

und Praktikern gekommen sind, nämlich<br />

genau dahin, wo wir jetzt stehen.<br />

11. Lebensmut und Lebenslust<br />

Wir werden die der Menschheit bevorstehende<br />

schwere Zeit allein dann überwinden<br />

können, wenn wir mit aufrichtigem<br />

Mut, Herzensliebe, Gottvertrauen, Tatkraft<br />

und voller Lust an diesem einen Leben, das<br />

uns geschenkt ist, vorangehen und das tun,<br />

was uns aufgetragen ist zu tun. Das ist der<br />

letzte und allerwichtigste meiner Leitgedanken.<br />

Werbebanner für den <strong>Naturgarten</strong>-Profi-<br />

Lehrgang<br />

Schwächen und Stärken des<br />

Vereins aus heutiger Sicht<br />

Unsere Schwächen<br />

1. Zu viele Herausforderungen. Nicht allen<br />

werden wir gerecht.<br />

2. Zu wenige Aktive im Verein, die mit<br />

gestalten, bewegen und die Idee tragen.<br />

3. Zu viel Ehrenamt für die Aktiven, zu<br />

wenig (anständig) bezahlte Arbeit.<br />

4. Zu wenig Motivation bei vielen Mitgliedsfirmen,<br />

konsequent und wirklich<br />

naturnah zu gestalten.<br />

5. Zu wenige <strong>Naturgarten</strong>-Fachbetriebe.<br />

Zu wenig Nachwuchs.<br />

6. Insgesamt zu wenige Mitglieder. Eine<br />

Zahl von 10.000 ist anzustreben, um<br />

noch effektiver, flächendeckender<br />

und professioneller arbeiten zu können.<br />

Mitglieder weit verstreut, Kontakte<br />

und Austausch schwieriger.<br />

7. Zu geringen Einfluss in politischen<br />

Gremien, in Hochschulen, Aus- und<br />

Fortbildung.<br />

8. Zu geringe Vernetzung mit anderen<br />

(Naturschutz)Organisationen.<br />

9. Pflanzenverwendung.<br />

Der Messestand auf der Galabau 2008 ist wie immer gut besucht. Eine lohnenswerte Investition<br />

in die Öffentlichkeitsarbeit<br />

Unsere Stärken<br />

1. Vorreiter neuer Ideen.<br />

2. Durch Querdenker und Quereinsteiger<br />

oft neue, unkonventionelle Wege.<br />

3. Ökologisch sinnvolle Arbeit.<br />

4. Internationale Einbindung und Ausrichtung<br />

der Arbeit.<br />

5. Konsequentes Dranbleiben und Abarbeiten<br />

von Themen.<br />

6. Ein starkes, gut kommunizierendes Vorstandsteam.<br />

7. Hochprofessionelle Geschäftsstelle.<br />

8. Professionelles Auftreten in der Öffentlichkeit.<br />

9. Starkes belastbares Netzwerk mit unbezahlbar<br />

guten und unerschöpflichen<br />

Wissensquellen.<br />

10. Große Offenheit nach innen und außen.<br />

Querdenken erlaubt.<br />

11. Unglaubliche Vielfalt von Ideen, Themen,<br />

Menschen, Aktionen.<br />

12. Gute Kontakte, nette Menschen, optimistische<br />

und kreative Stimmung. Verbundenheit,<br />

ein Gut-Aufgehobensein-<br />

Gefühl.<br />

13. Ausreichend Geld für alle wichtigen<br />

Ideen und Aktionen.<br />

14. Hohe Umsetzungsrate von Ideen und<br />

Vereinsprojekten.<br />

15. Pflanzenverwendung.<br />

Hohe Umsetzungsrate<br />

Vereinsprojekte aus den vergangenen vier<br />

Jahren<br />

1. - Natur & Wirtschaft<br />

2. + Kooperation mit Bioland<br />

3. + Kooperation mit Naturgucker<br />

4. + Lehrgang zum <strong>Naturgarten</strong>profi<br />

Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />

für Naturnahes<br />

Grün (Naturnahe Planung),<br />

Biologe, Journalist,<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V., D-Ottenhofen<br />

Tel. 08121 – 464 83, reinhard@reinhard-witt.de<br />

92 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 93<br />

= 3 : 1<br />

Die fachgerechte Pflanzenkenntnis und<br />

-verwendung ist unser stärkstes Kapital.<br />

Wissenszuwachs ist berufliches Kapital. Alleinstellungsmerkmal<br />

in Garten- und Landschaftsarchitektur,<br />

Gartenbau und Pflege.<br />

Vor allem, wenn es um einheimische Wildpflanzen<br />

geht: Wir sind die Profis!<br />

Und wenn wir es noch nicht so ganz richtig<br />

sind? Dann wollen wir das ganz schnell<br />

ändern!


Visionen im Naturnahen Grün<br />

Die Zukunft liegt noch vor uns<br />

Ideen und Gedanken für unsere kommende Zeit aus den Niederlanden.<br />

Die Powerpoint-Präsentation, die wir<br />

mitnahmen nach Grünberg, haben<br />

wir im Laufe der fünftägigen <strong>Naturgarten</strong>tagung<br />

noch grundlegend verändert:<br />

zu viel Zukunft war schon wieder<br />

Vergangenheit…<br />

Mit der heutigen digitalen Technik konnten<br />

wir den Zuschauern im Laufe der ersten 8<br />

Bilder schon charakteristische Momente<br />

der Tagung zeigen, Bilder die wir auch gerne<br />

mitnehmen wollten in die Zukunft. Von<br />

lieben Menschen, besonderen Momenten<br />

und ein ‘‘Danke schön! ‘‘<br />

Und dann einige Abstecher in die direkte<br />

Umgebung: Selten eine so phantastische<br />

Schneelandschaft erlebt wie in und um<br />

Grünberg in diesen Tagen. Und das kann<br />

man unmöglich ‘liegen lassen‘! Verschneite<br />

Teilnehmer draußen im Garten, die umringende<br />

hügelige Landschaft – wir sind<br />

nicht wirklich ‘gelandet‘, wenn man die<br />

Umgebung nicht ausgekundschaftet hat.<br />

Und wir lassen die Grünberger Schnee-<br />

Highlights nahtlos überfließen in Texeler<br />

Tundra-Sphären aus den vorherigen Tagen<br />

und Wochen. Für uns und viele unserer Besucher<br />

die Landschaft der Zukunft.<br />

Und dann zurück zum Oase Garten: Was<br />

wird aus dem werden?? Eine Gruppe ehrenamtlicher<br />

Klosterbewohner und Wilde<br />

Weelde-Mitglieder hat zusammen mit uns<br />

die Arbeitsgruppe Freunde des Oasegartens<br />

gegründet. Wir sind vorsichtig optimistisch,<br />

dass der Garten somit eine Zukunft<br />

hat und zeigen Bilder der letzten gemeinsamen<br />

Gartenpflege.<br />

Auch unsere Zeitschrift Oase (der 20. Jahrgang<br />

startet 2010) kennt einen Neustart.<br />

Nach 18 Jahrgängen mit uns beiden als<br />

Endverantwortlichen, ist nun Machteld<br />

Klees aus Dieren (Gelderland) endverantwortlich,<br />

sorgsam umgeben durch einen<br />

kompetenten Redaktionsrat.<br />

Und die verschiedenen Netzwerke werden<br />

auch immer unabhängiger. Manche noch<br />

Teil der Stiftung, Wilde Weelde inzwischen<br />

als selbständiger Verein. Stabil, wachsend.<br />

Und auch hier haben wir internationalen Beispielen<br />

viel zu danken, wie z.B. die Aktionswochen<br />

der BaseG, von der wir ein jüngeres<br />

Projekt in Rösrath bei Köln zeigten. Sie sind<br />

ein bekanntes Vorbild für Zusammenarbeit<br />

in unserem Land (u.a. durch eine Arbeitswoche<br />

auf der Speeldernis in Rotterdam).<br />

Schwerpunkt unserer nahen Zukunftsarbeit<br />

bleibt das Netzwerk Springzaad, mehr<br />

Raum für Natur und Kinder. Wir zeigten eine<br />

Liste unserer Zukunftspläne: viele Exkursionen<br />

im ganzen Land, auch ins Ausland, z.B.<br />

nach Berlin; Studientage und –reisen (auch<br />

nach Gent, Winchester); Zusammenarbeit<br />

in großen, landesweiten Initiativen, wie z.B.<br />

mit einer Landschaftspflege-Organisation<br />

in 6 Pilotprojekten und einer traditionellen<br />

Spielgartenorganisation, die mit uns mehr<br />

Natur wagen will … (beide Projekte bis<br />

2012). Betreuung von kommunalen Initiati-<br />

ven, Workshops und Kurse… Es wird sehr,<br />

sehr viel passieren!<br />

Im Süden unseres Landes wird eine zweite<br />

Ausbildung zum ökologischen Gärtner gestartet<br />

werden; die sehr erfolgreiche ‘alte‘<br />

Ausbildung im Norden wird fortgesetzt<br />

werden.<br />

Und auf der Insel Texel schließen wir sehr<br />

gerne an bei dem allgemein wachsenden<br />

Bedürfnis an Synergie (wir zeigten einige lokale<br />

Initiativen im Natur- und Kulturbereich).<br />

Ganz konkret wird schon im Herbst im Hauptdorf<br />

Den Burg ein landesweites Symposium<br />

“(Schulhaus-)Architektur-Natur-Pädago-<br />

gik“ stattfinden. Und an der Jac.P. Thijsse-<br />

Grundschule hoffen wir noch dieses Jahr<br />

die Träume einer wirklichen ‘Naturschule‘<br />

gestalten zu können! Ein größerer Traum,<br />

aber nicht ganz unrealistisch, ist die Entwicklung<br />

eines fächerübergreifenden, alles<br />

Visionen im Naturnahen Grün<br />

bindenden OASE-ZENTRUMS auf der Insel.<br />

Die Grundschule in unserem Dorf wird massiv<br />

durch Schließung bedroht; wer weiß,<br />

können wir teilweise oder gänzlich hier einen<br />

inspirierenden Ort zum Treffen, Austauschen,<br />

Lernen, Ausruhen… entwickeln?<br />

Alma – die Tochter von Sigrun Lobst - mit<br />

ihrer Pusteblume, verdeutlicht im letzten<br />

Bild die gewünschte entspannte Grundhaltung!<br />

Marianne van Lier und<br />

Willy Leufgen. Gründer<br />

und 20 Jahre lang Leiter<br />

von Oase, der niederländischenSchwesterorganisation.<br />

NL-Den Hoorn.<br />

Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />

info@stichtingoase.nl oder info@springzaad.nl<br />

94 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 95


Visionen im Naturnahen Grün<br />

Wie Naturgärten Menschen verändern?<br />

Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung einer Partnerschaft<br />

Das Fazit aus den Überlegungen zu den<br />

Auswirkungen der Klimaveränderung auf<br />

den <strong>Naturgarten</strong> war 2008 in Grünberg: Die<br />

Klimaveränderung bietet dem <strong>Naturgarten</strong><br />

die Chance, das jetzt nötige Umdenken von<br />

Menschen zu unterstützen und zu beschleunigen.<br />

Dies nicht nur bei Schülerinnen und<br />

Schülern, sondern auch bei Erwachsenen,<br />

und erst noch in einem lernpsychologisch<br />

optimalen Umfeld.<br />

Dieser Gedanke wird im Folgenden vertieft<br />

und präzisiert.<br />

Stagnation<br />

Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung hat sich bis jetzt<br />

über zwei Stufen bewegt.<br />

In der ersten Stufe stand die Natur im Zentrum.<br />

Die Wirkung blieb unter der Erwartung:<br />

Beschränkte Zahl der Naturgärten.<br />

Kein grundsätzliches Umdenken in der<br />

Gartenbranche.<br />

Kaum Beweise für einen positiven Einfluss<br />

auf die Artenvielfalt über Einzelgärten<br />

hinaus.<br />

Mit einer „MacDonaldisierung“ der genetischen<br />

Vielfalt eventuell mehr Schaden<br />

als Nutzen für Biodiversität.<br />

Besonders bedenklich der Umstand, dass<br />

Wildpflanzen zu verfügbarer Handelsware<br />

geworden sind: falsches Signal.<br />

„DER NATURGARTEN DARF ABER KEIN ORT<br />

DES VERGESSENS WERDEN, ER SOLL IM GE-<br />

GENTEIL EIN ORT DES AUFBRUCHS SEIN.“<br />

Andreas Winkler<br />

96 Natur & Garten Juni 2010<br />

In der zweiten Stufe kam der Mensch ins<br />

Spiel, mit Wohlbefinden, Ästhetik, Benutzung<br />

des Gartens, Befriedigen von Bedürfnissen.<br />

Diese neue Botschaft schlug ein.<br />

Die Anhängerschaft des <strong>Naturgarten</strong>s vermehrte<br />

sich beträchtlich.<br />

Dennoch ergibt eine nüchterne Einschätzung<br />

der Lage:<br />

Gemessen an der Gesamtzahl der Gärten<br />

wenige Naturgärten.<br />

Die Vision einer wirklich neuen Gartenphilosophie<br />

wurde nicht konsequent<br />

weiterentwickelt.<br />

Meist wird einfach die konventionelle<br />

Gartenphilosophie mit neuem Pflanzensortiment<br />

weiter gepflegt.<br />

Damit nutzt und vollzieht der <strong>Naturgarten</strong><br />

den jeweiligen gerade aktuellen<br />

Standard grünen Denkens. Er erhebt<br />

aber wenig Anspruch, diesen Standard<br />

mit seinen Impulsen auchgestalten zu<br />

helfen.<br />

Faszination<br />

Es ist Zeit für neue Perspektiven, für eine<br />

dritte Stufe. Ein <strong>Naturgarten</strong>, der das nötige<br />

Umdenken von Menschen unterstützt und<br />

beschleunigt, der einen Beitrag an die Problembewältigung<br />

und positive Veränderung<br />

unseres Gesellschaftssystems leistet:<br />

Natur, Menschen, Kultur! Neues Ziel, neue<br />

Faszination.<br />

NICHT FIXE VORSTELLUNGEN MACHEN DEN NA-<br />

TURGARTEN AUS, SONDERN ENTWICKLUNGEN<br />

GÄRTEN DURCH MENSCHEN GESTALTEN IST<br />

GUT, MENSCHEN DURCH GÄRTEN VERÄNDERN<br />

IST BESSER.<br />

Erfahrungen und Vorstellungen<br />

Ein paar Beispiele für Lernfelder mit dem<br />

<strong>Naturgarten</strong>:<br />

Spielerisch und lustvoll erleben, dass<br />

nicht nur das Unterwerfen der Natur zufrieden<br />

macht: Wertewandel<br />

Eine Partnerschaft, in der die eine Seite<br />

nur dominiert und lenkt und die andere<br />

sich ausschliesslich anpasst und gehorcht,<br />

ist auf die Dauer nicht lebensfähig.<br />

Den Garten als Partner annehmen<br />

und darin Partnerschaft üben!<br />

Lernbereitschaft. Nicht den Naturgärten<br />

mit einseitigen Gestaltungsvorstellungen<br />

das Wort abschneiden, wenn sie uns etwas<br />

sagen wollen. Hören wir auf sie.<br />

Achtsamkeit als Wert rehabilitieren. Der<br />

richtig verstandene <strong>Naturgarten</strong> ist die<br />

Verkörperung davon.<br />

Gärten können gefühllos oder mit Gespür<br />

behandelt werden. In (Natur-)Gärten lässt<br />

sich der Umgang mit Gewalt üben.<br />

Ungeduld ist zerstörerisch. Im <strong>Naturgarten</strong><br />

lässt sich Entschleunigung lernen.<br />

Ästhetik ist lernbar. Natur- und sozialverträgliche<br />

Ästhetik ist lernbar. Im <strong>Naturgarten</strong><br />

erleben und lernen wir das besonders<br />

intensiv.<br />

NATUR<br />

IN GÄRTEN<br />

MENSCHEN IN<br />

NATURGÄRTEN<br />

NATURGÄRTEN<br />

IN MENSCHEN<br />

NICHT PRODUKTE VERKAUFEN, SONDERN<br />

PROZESSE.<br />

ES GEHT NICHT UM DIE BEFRIEDIGUNG UNSERES<br />

TRADITIONELLEN SCHÖNHEITSBEGRIFFES,<br />

SONDERN UM SEINE HINTERFRAGUNG.<br />

ZEIT ...<br />

DYNAMIK ...<br />

ÜBERRASCHUNG ...<br />

GEDULD ...<br />

– DAS SIND DIE ZENTRALEN „PRODUKTIONS-<br />

FAKTOREN“ IM NATURGARTEN.<br />

Wege<br />

Zur Umsetzung der theoretischen Chancen<br />

sind auch ungewohnte Denkansätze nötig.<br />

Acht Stichworte für Handlungsfelder mögen<br />

als Ansätze für Diskussionen dienen:<br />

1. Zieldefinition (in Zweckartikel, Leitlinien,<br />

Richtlinien)<br />

2. Thematisierung (nicht nur unter Gartengestalterinnen<br />

und -gestaltern)<br />

3. Schulung (wer Kundenbetreuung macht:<br />

50 % der Ausbildung in Kommunikations-<br />

und Bildungsfragen)<br />

4. Forschung (zum Thema)<br />

5. Umgang mit Wildstauden (falsches Signal<br />

„unbeschränkte Verfügbarkeit“ vermeiden)<br />

6. Rehabilitierung (Zucht-)Gartenpflanzen<br />

(zur Entlastung der Wildpflanzen)<br />

7. Finanzierbarkeit (Begleitung von Kunden<br />

im Sinne von Bildung muss sich zahlen)<br />

8. Qualitätskontrolle, Zertifizierung (Kundenbetreuung<br />

einbeziehen)<br />

Abb. rechts: Das war eine fiktive Rechnung, um<br />

zu testen, wie die Zuhörer reagieren: Fast alle<br />

Zuhörenden haben den Schwindel erkannt. Was<br />

heute mit Tieren absurd wirkt, ist bei Pflanzen<br />

noch Gang und Gäbe: der Handel mit Wildformen<br />

für Garten und Naturschutz.<br />

KUNDEN BEGLEITEN MUSS SICH EBENSO<br />

ZAHLEN WIE KUNDEN BELIEFERN.<br />

UMGANG MIT KUNDSCHAFT: ZERTIFIZIERTE<br />

KOMPETENZ VON NATURGARTENBETRIEBEN.<br />

ZUM VERWIRKLICHEN GEWOHNTER GARTEN-<br />

BILDER EIGNEN SICH ZIERPFLANZEN BESSER<br />

ALS WILDPFLANZEN.<br />

KUNDEN, GÄRTNERINNEN, NATUR IM GARTEN:<br />

GEMEINSAM AUF DIE REISE OHNE BEKANNTES<br />

„WAS NATURGÄRTEN SCHÖN MACHT,<br />

IST NICHT DAS DESIGN, SONDERN DASS<br />

WIR IN IHNEN DAS LEBEN ERLEBEN.“<br />

Andreas Winkler<br />

ZOHASA<br />

Vermehrung und Versand von Kleintieren<br />

für Garten und Naturschutz (VKK-Zertifiziert)<br />

Fam. H.C. Salzmann<br />

Staudenrainweg 7<br />

4803 Vordemwald<br />

R E C H N U N G<br />

Visionen im Naturnahen Grün<br />

ZIEL, OHNE ENDE ...<br />

GEWALTIG HAT SICH DIE WILDTIERHALTUNG<br />

IM ZOO IN DEN LETZTEN JAHRZEHNTEN<br />

VERÄNDERT. MIT DEN WILDPFLANZEN SIND<br />

WIR NOCH NICHT SO WEIT.<br />

Rechnung vom 10. Mai 2009<br />

Lieferung vom 3. Mai 2009<br />

Konditionen 30 Tage rein netto<br />

Anz. Bezeichnung Stückpreis Fr. Betrag Fr.<br />

12 Feldgrille gem. 1.20 14.40<br />

20 Skabiosen-Furchenbiene -.80 16.00<br />

10 Leuchtkäfer gem. 2.50 25.00<br />

4 Waldmaus (2 Paare) 6.00 24.00<br />

4 Zauneidechsen ad. 24.50 98.00<br />

6 Blindschleichen 11.00 66.00<br />

10 Weinbergschnecke ad. 3.00 30.00<br />

Verpackung & Versand 16.00<br />

Total inkl. 7,6 % MwSt. 289.40<br />

Wir bitten um Überweisung des Betrages innert 30 Tagen auf PC 76-5432-1<br />

Vielen Dank für Ihre geschätzte Bestellung.<br />

Wiesenstrasse 33,<br />

4848 Oberwald<br />

Tel./Fax 062 751 34 41<br />

E-Mail zohasa@bluewin.ch<br />

Postcheck 60-5432-1<br />

MwSt.-Nr. 307.946<br />

Dr. Hans C. Salzmann,<br />

<strong>Naturgarten</strong>pionier aus<br />

der Schweiz, Mitgründer<br />

des VerbandNaturGarten<br />

(VNG), Buchautor,<br />

<strong>Naturgarten</strong>philosoph,<br />

Projekte Beratung Biologie Umweltbildung<br />

CH-4803 Vordemwald, Tel. 41 (0) 62 751 34 41<br />

E-Mail salzmannihc@bluewin.ch<br />

Natur & Garten Juni 2010 97


Internes<br />

Internes<br />

Das Wichtigste aus Vorstandstreffen, Mitgliederversammlung<br />

und Telefonkonferenzen von Januar bis Mai 2010<br />

Mitgliederzeitschrift<br />

in neuen Händen<br />

Viele Mitglieder und auch wir (das Vorstandsteam)<br />

finden, dass sich die Mitgliederzeitschrift<br />

Natur&Garten in den letzten Jahren<br />

durch unser Mitglied Barbara Hackner sehr<br />

stark entwickelt hat und kaum noch verbessert<br />

werden kann. Leider trennen sich jetzt<br />

unsere Wege und Barbara übergibt uns<br />

„ihre Zeitschrift“ nach vier Jahren intensiver<br />

Arbeit. Vielen, vielen Dank an dieser Stelle<br />

für die vielen Stunden und Ideen, die du,<br />

Barbara, hier investiert hast. Wir wünschen<br />

dir alles Gute für die Zukunft.<br />

Dieser <strong>Tagungsband</strong> ist mit unserer neuen<br />

Grafikerin Birgit Oesterle entstanden, die<br />

wir schon seit mehreren Jahren durch unsere<br />

Arbeit am Biolandprojekt kennen. Wir<br />

sind sehr gespannt, wie diese Ausgabe bei<br />

den Lesern ankommt. Vielen Dank an Birgit,<br />

dass sie für und mit uns arbeiten möchte.<br />

Zukünftig wird es kleine Änderungen<br />

geben, die wir hiermit bekannt geben<br />

möchten: Die Redaktion liegt jetzt in der<br />

Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit<br />

Reinhard Witt. Wir bitten alle Autoren, ihre<br />

fertigen Artikel und Fotos für Natur&Garten<br />

zukünftig nur noch an die Geschäftsstelle<br />

zu senden. Beiträge, die unvollständig oder<br />

nach Redaktionsschluss eingehen, können<br />

erst in späteren Ausgaben berücksichtigt<br />

werden.<br />

Das Redaktionsteam behält sich vor, Beiträge<br />

zu kürzen und auch redaktionell zu<br />

ändern. Vorgesehene Beiträge bitte immer<br />

mit der Geschäftsstelle absprechen, denn<br />

ungeeignete Themen und Beiträge können<br />

abgelehnt werden.<br />

Bitte beachten: Durch den Jubiläumsband<br />

zum 20jährigen Bestehen des <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. hat sich der Rhythmus unserer Mitgliederzeitschrift<br />

Natur&Garten dieses Jahr<br />

verschoben. Es wird außer dieser Ausgabe<br />

noch ein Heft im Oktober geben. Zusammen<br />

mit der Sonderausgabe erhalten Sie bis<br />

Jahresende die gewohnten vier Rundbriefe.<br />

Bitte schicken Sie uns Ihre Artikel und Fotos<br />

für die Oktoberausgabe rechtzeitig bis Redaktionsschluss<br />

am 1. Juli 2010 zu.<br />

Lilli sucht Nachfolgerin für<br />

die Kinderseite<br />

Liebe Kinder und liebe Eltern:<br />

Die Autorin der Kinderseite<br />

und Zeichnerin<br />

von Lilli hat leider nicht<br />

mehr so viel Zeit (in einem<br />

Jahr macht sie Abitur) und<br />

sucht eine junge Nachfolgerin. Wer hat Zeit<br />

und Lust, sich Spiele, Geschichten, Rätsel<br />

oder andere Dinge auszudenken, die für <strong>Naturgarten</strong>kinder<br />

interessant sein könnten?<br />

Bitte meldet euch in der Geschäftsstelle.<br />

Verkauf gestartet:<br />

Sonderheft /Jubiläumsausgabe<br />

20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Auch ohne Werbung läuft<br />

der Verkauf bisher sehr<br />

gut an und viele Hefte sind<br />

bereits bestellt worden.<br />

Da die Druckkosten sehr<br />

hoch waren, möchten<br />

wir einen Teil der Ausgaben<br />

refinanzieren und bieten die Broschüre<br />

zum Preis von 6 Euro je Einzelheft oder ab<br />

10 Exemplaren zum Preis von 4 Euro je Heft<br />

(zuzüglich Porto) an.<br />

1.400 Exemplare unserer Jubiläumsausgabe<br />

warten jetzt noch darauf, an Nachbarn,<br />

Freunde, <strong>Naturgarten</strong>interessenten oder<br />

(Neu)Kunden weiter gegeben zu werden.<br />

Bestellen Sie jetzt telefonisch, per Email<br />

oder schicken Sie den Vordruck per Fax<br />

oder Brief an die Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V.<br />

Das Protokoll von<br />

Mitgliederversammlung<br />

und Vorstandstreffen<br />

inklusive aller Anlagen (Tätigkeitsberichte,<br />

Haushalt und Jahresabschluss etc.) stehen<br />

jetzt auf der Vereinshomepage und können<br />

im Mitgliederbereich nachgelesen werden:<br />

http://www.naturgarten.org/derverein/<br />

mitgliederbereich/<br />

http://www.naturgarten.org/derverein/<br />

mitgliederbereich/vorstandstreffen/<br />

Neue Satzung und<br />

Geschäftsordnung<br />

Die Mitgliederversammlung hat am 29. Januar<br />

2010 dem Antrag auf Satzungsänderung<br />

zugestimmt. Die aktuelle Satzung ist<br />

jetzt öffentlich auf der <strong>Naturgarten</strong>homepage<br />

einsehbar unter http://www.naturgarten.org/derverein/mitgliederbereich/<br />

satzung/ oder kann auf Anfrage zugeschickt<br />

werden. Die neue Geschäftsordnung<br />

ist ebenfalls abgestimmt worden und<br />

jetzt nicht mehr Bestandteil der Satzung.<br />

Die Geschäftsordnung regelt den Ablauf<br />

von Mitgliederversammlungen.<br />

Das neue Vereins-Logo jetzt in Farbe<br />

Nachdem die Mitglieder letztes Jahr unser<br />

neues Logo gewählt haben, hat der<br />

Vorstand nun gemäß Beschluss der Mitgliederversammlung<br />

2010 die Farben<br />

festgelegt.<br />

Das Logo ist in Lila (der Blütenfarbe der<br />

Karde) gehalten, der Schriftzug NaturGarten<br />

e.V. hebt sich in Grün ab. Als Besonderheit<br />

haben wir das Grün im Farbton<br />

an das Bioland Logo „– empfohlen von<br />

Bioland“ angepasst, damit die beiden Logos<br />

gut miteinander harmonieren. Wenn<br />

diese Farben nicht ins Layout passen, besteht<br />

die Möglichkeit, das Logo (mit unterschiedlichen<br />

Schriftzusätzen, siehe unten)<br />

auch in schwarz, grün oder weiß (für<br />

die Fachbetriebe auch die Zusatzvariante<br />

grün-schwarz) einzusetzen.<br />

Das <strong>Naturgarten</strong>logo und das Biolandlogo<br />

ersetzen ab sofort das alte Vereinslogo<br />

und das Gütesiegel-Logo. Beide Logos<br />

werden wir in unseren Medien nach und<br />

nach ersetzen.<br />

Ehrenamtsregelungen<br />

Die Ehrenamtsregelungen wurden auf dem<br />

erweiterten Vorstandstreffen in Grünberg<br />

lebhaft diskutiert. Sie sind im letzten Jahr<br />

vom Vorstand aufgestellt worden, da es<br />

immer wieder vorkommt, dass Aktive nachträglich<br />

nicht besprochene (meistens finanzielle)<br />

Forderungen an den <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

stellen. Auch gab und gibt es Mitglieder,<br />

die den Verein nach außen vertreten und<br />

Verpflichtungen auslösen/ankündigen,<br />

ohne es vorher angekündigt und mit dem<br />

Vorstand geklärt zu haben. Aktive Naturgar-<br />

Unsere Aktiven haben bereits das neue<br />

Logo erhalten. Alle Mitglieder, die auf ihrer<br />

Homepage oder in Firmenkatalogen und<br />

Flyern Werbung für den <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

machen möchten, können das Logo ab<br />

sofort in der Geschäftsstelle anfordern.Wir<br />

bitten unsere Mitglieder, nur diese offiziellen<br />

Varianten zu verwenden und keine eigenen<br />

Farbexperimente auszuprobieren.<br />

Oder mit den Schriftzusätzen:<br />

tenarbeit und Ehrenamt begrüßen wir sehr.<br />

Doch die o.g. „Fälle“ führten zu schwierigen<br />

Situationen, die wir zukünftig vermeiden<br />

möchten. Ein paar Regeln können sicherlich<br />

helfen, die Zusammenarbeit zu verbessern.<br />

Nach einer Vorlage aus dem Vorstandskreis<br />

wurde deshalb von einem Regionalgruppenmitglied<br />

ein neues, freundliches Begrüßungs-<br />

und Infoschreiben aufgesetzt,<br />

das an alle Aktiven verschickt wird und im<br />

Internet abrufbar ist:<br />

http://www.naturgarten.org/derverein/<br />

mitgliederbereich/vorstandstreffen/<br />

Privatverkäufe an Infoständen<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Gemeinnützige Vereine müssen oft keine<br />

Messestandgebühren bezahlen. Daher sind<br />

manche gewerblichen Aussteller verärgert,<br />

wenn unter dem <strong>Naturgarten</strong>-Banner<br />

auf eigene Rechnung verkauft wird. Auch<br />

sind die Vereinsziele deutlicher erkennbar,<br />

98 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 99<br />

Vo rstand<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Regionalgruppe<br />

Internes<br />

Fachbetrieb für Naturnahes Grün -<br />

empfohlen von Bioland<br />

wenn am Infostand Privatverkauf/Firmenwerbung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit für den<br />

Verein getrennt werden. Deshalb können<br />

an Infoständen des Vereins zukünftig nur<br />

Produkte verkauft werden, wenn<br />

der Verkauf vorher mit der Geschäftsstelle<br />

abgestimmt wird<br />

der Erlös dem Verein zukommt<br />

und die Einnahmen/Ausgaben im Kassenbuch<br />

geführt werden. Ein Kassenbuch-<br />

Vordruck ist jederzeit in der Geschäftsstelle<br />

erhältlich (Vorstandsbeschluss Februar<br />

2010).<br />

Der Privatverkauf von Produkten oder<br />

Dienstleistungen kann zukünftig nur noch<br />

an eigenen Messeständen und nicht an Infoständen<br />

des Vereins erfolgen. Bitte denkt<br />

daran, in diesem Fall die Messestandgebühren<br />

mit dem Veranstalter abzuklären.<br />

Natürlich freuen wir uns, wenn ihr auch an<br />

euren eigenen Ständen Werbung für den<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V. macht.


Internes<br />

Der <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

fördert auch 2010<br />

wieder naturnahes<br />

Engagement<br />

der Mitglieder:<br />

Bewerbungsfrist läuft bis August<br />

Oft ist die Begeisterung groß, das Budget<br />

dafür eher klein.<br />

Deshalb wollen wir als <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

einen kleinen Beitrag zu Ihrem großen<br />

Traum beisteuern. Stellen Sie uns Ihr<br />

Projekt vor: Lassen Sie uns wissen wie<br />

Sie große und kleine Mitbürger beteiligen<br />

wollen, schicken Sie uns Pläne und<br />

Pflanzlisten damit wir beurteilen können,<br />

wie naturnah Sie arbeiten wollen. Eine<br />

fünfköpfige Jury wird über Ihre Anträge<br />

entscheiden.<br />

Bewerbungsbedingungen<br />

Mitgliedschaft im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Fördersumme: 500 Euro, für 1-2 Projekte,<br />

nach Entscheidung der Jury<br />

Infostände<br />

Herzlichen Dank an unsere Mitglieder, die<br />

auch dieses Jahr wieder ein paar Infostände<br />

betreuen. Der <strong>Naturgarten</strong> e.V. ist vertreten<br />

vom 23.-25. April auf den Lindauer Gartentagen,<br />

vom 1.-2. Mai in Nettetal (Jubiläum<br />

Naturschutzhof), vom 11.-12. September<br />

auf der Illertisser Gartenlust, vom 11.-12.<br />

September beim Fest des neuen Kooperationspartners<br />

naturgucker.de in Kemnade<br />

und einige mehr. Wer möchte den <strong>Naturgarten</strong><br />

noch auf einer regionalen Veranstaltung<br />

repräsentieren? Anmeldungen und<br />

Vorschläge für 2011 bitte an die Geschäftsstelle<br />

senden. Bitte die Termine nur melden,<br />

wenn sich Betreuer dafür finden. Die Infostände<br />

sind ab 2010 auch auf der <strong>Naturgarten</strong>homepage<br />

unter Veranstaltungstipps<br />

zu finden: http://www.naturgarten.org/<br />

aktuell/veranstaltungen/<br />

Danksagung für die Preise beim<br />

Quiz der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />

An dieser Stelle möchten wir (auch im<br />

Namen der Gewinner) allen Sponsoren<br />

Das Projekt sollte folgende<br />

Bedingungen erfüllen:<br />

Durchführung in 2010<br />

Mitmach-Bürgerprojekt, was zur Nachahmung<br />

anregt<br />

Schaffung eines Natur-Erlebnis-Raumes<br />

für Mensch-Wildpflanzen-heimische<br />

Tiere:<br />

Bericht über das Projekt für den<br />

Mitglieder-Rundbrief<br />

Bewerbung muss einen Plan und<br />

komplette Pflanzlisten beinhalten und<br />

in Form eines doc- oder pdf-Dokumentes<br />

eingereicht werden (die Jury ist<br />

deutschlandweit verteilt)<br />

Bewerbung bitte per Mail an: Dorothee.<br />

Dernbach@naturgarten.org<br />

Für Rückfragen 06049-950733<br />

Bewerbungsschluss für die nächste<br />

Etappe ist der 31. August 2010<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen,<br />

melden Sie sich möglichst bald!!!<br />

Dorothee Dernbach,<br />

Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

recht herzlich für die schönen, gespendeten<br />

Preise fürs <strong>Naturgarten</strong>quiz danken:<br />

Freitag&Sohn (Weidenart), Wolfgang Hertling<br />

vom pala-Verlag, Robert Thöle (NA-<br />

TURgarten & BadeTEICH) und Micha Peute<br />

(Vivara).<br />

Einzugsermächtigungen jetzt<br />

auch für Auslandsmitglieder<br />

Immer mehr Banken (auch die Post) nehmen<br />

jetzt am SEPA-Verfahren teil (Single<br />

Euro Payments Area für alle Länder der EU<br />

und die Schweiz). Bitte erkundigen Sie sich<br />

bei Ihrer Bank nach dem entsprechendem<br />

Überweisungsformular (Aufdruck: SEPA,<br />

auch online), tragen Sie BIC und IBAN ein<br />

und überweisen Sie Ihren Mitgliedsbeitrag<br />

ohne zusätzliche Bankgebühren.<br />

Neu für Auslandsmitglieder: ab sofort<br />

können Sie uns eine Einzugsermächtigung<br />

erteilen und Ihren Beitrag 2011 kostenlos<br />

per Lastschrift durch uns einziehen lassen.<br />

Bitte erleichtern Sie uns die Arbeit und teilen<br />

Sie uns (jetzt schon) Ihre Daten inklusive<br />

BIC und IBAN mit.<br />

Erfahrungsaustausch<br />

<strong>Naturgarten</strong>mitglieder<br />

Der Wunsch nach Austausch und Vernetzung<br />

untereinander ist immens und<br />

wird immer größer. Deshalb gibt es jetzt<br />

eine neue vereinsinterne Liste, in der alle<br />

Mitglieder aufgeführt werden, die sich<br />

„zwanglos“ kennen lernen oder einfach nur<br />

austauschen möchten. Sie ist im passwortgeschützten<br />

Mitgliederbereich zu finden:<br />

http://www.naturgarten.org/derverein/<br />

mitgliederbereich/<br />

Wer möchte noch mitmachen? Bitte eine<br />

kurze Info an die Geschäftsstelle.<br />

Zahlungserinnerungen<br />

und Mahnungen<br />

Seit Februar laufen sie wieder – die Einzüge<br />

der Mitgliedsbeiträge. Wir möchten alle<br />

Selbstzahler freundlichst daran erinnern,<br />

ihren offenen Beitrag 2010 umgehend zu<br />

überweisen (falls noch nicht geschehen).<br />

Für das Jahr 2009 gibt es nur noch wenige<br />

Außenstände. Bitte beachten Sie: Im April<br />

2010 haben wir die dritte und letzte Mahnung<br />

an die säumigen Mitglieder 2009<br />

verschickt. In persönlichen Notfällen ist auf<br />

Antrag eine Ratenzahlung möglich.<br />

Doch dann wird es ernst: Wer sich nach unserer<br />

dritten und letzten Zahlungsaufforderung<br />

nicht meldet und seinen Beitrag nicht<br />

überweist, wird unserem Anwalt übergeben<br />

und trägt sämtliche Folgekosten. Das<br />

gilt auch für die Mahnungen der Beiträge<br />

2010, die ab April verschickt werden.<br />

Passwortschutz im Mitgliederbereich<br />

auf www.naturgarten.org<br />

Benutzername: mitglied<br />

Kennwort: wildekarde<br />

Kontaktdaten Geschäftsstelle:<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Gabriele Esch & Kerstin Lüchow<br />

Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn<br />

Tel. 07131 – 64 9999 6<br />

Fax: 07131 – 64 9999 7<br />

Email:geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />

Kerstin Lüchow<br />

100 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 101<br />

✂<br />

Antwort an:<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Gabi Esch und Kerstin Lüchow<br />

Kernerstr. 64<br />

74076 Heilbronn<br />

Bestellung Sonderheft /<br />

Jubiläumsausgabe<br />

20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Ja, ich möchte die Jubiläumsausgabe bestellen:<br />

_____ Exemplare 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Preise:<br />

Einzelbroschüre: 6 Euro zzgl. 1 Euro Porto<br />

Ab 10 Broschüren: 4 Euro/Exemplar zzgl. Paketgebühr<br />

Mitgliedsnummer, falls bekannt:<br />

Name<br />

Adresse<br />

Datum, Unterschrift<br />

Oder:<br />

E-mail geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />

Fax 07131-64 99 99 7<br />

Bitte buchen Sie den Rechnungsbetrag<br />

von meinem Konto ab:<br />

Konto / IBAN<br />

Bank<br />

BLZ / BIC<br />

Kontoinhaber<br />

Ich überweise nach Erhalt der Rechnung<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V. – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung<br />

Vorstand: Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz, Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister, Reinhard Witt, Vereinsregister: München Nr. 13281<br />

KSK Heilbronn, BLZ 620 500 00, Kto-Nr. 100 696 22<br />

Adresse: Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn, Tel. 07131 / 64 9999 6, Fax 07131 / 64 9999 7<br />

Internes


Internes<br />

Antwort an:<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Mitgliederverwaltung<br />

Kernerstr. 64<br />

74076 Heilbronn<br />

Liebes Mitglied,<br />

die Mitgliederverwaltung verursacht Kosten, die wir als<br />

Verein so niedrig wie möglich halten möchten.<br />

Am kostengünstigsten ist es, Ihren Beitrag per Lastschriftauftrag<br />

einzuziehen.<br />

Die Abbuchung per Lastschrift bietet folgende Vorteile:<br />

weniger Verwaltungsaufwand<br />

weniger Portokosten, da der Verwendungszweck auf<br />

dem Kontoauszug<br />

als Spendenquittung für das Finanzamt ausreicht.<br />

Genehmigung zum Lastschrifteinzug<br />

NEU: Auch unsere ausländischen Mitglieder können ab<br />

sofort ihren Beitrag (ohne Verwaltungsgebühren)<br />

per Lastschrift abbuchen lassen.<br />

Wir würden uns freuen, wenn wir auch Ihren Beitrag<br />

zukünftig abbuchen dürfen.<br />

Bitte senden Sie uns hierzu die unterschriebene Genehmigung<br />

zum Lastschrifteinzug zurück.<br />

Ich möchte meinen Jahresbeitrag einfach und bequem per Lastschrifteinzug bezahlen und ermächtige den <strong>Naturgarten</strong><br />

e.V. ab sofort bzw. (wenn abweichender Beginn gewünscht, bitte hier angeben) ab ___________________________<br />

bis auf Widerruf, den Betrag von meinem Konto einzuziehen. Die Einzugsermächtigung erlischt automatisch, falls<br />

ich meine Mitgliedschaft kündige.<br />

Name<br />

Adresse<br />

Mitgliedsnummer, falls bekannt:<br />

Datum, Unterschrift<br />

Oder:<br />

E-mail geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />

Fax 07131-64 99 99 7<br />

Meine Bankverbindung lautet:<br />

Konto / IBAN<br />

Bank<br />

BLZ / BIC<br />

Kontoinhaber<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V. – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung<br />

Vorstand: Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz, Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister, Reinhard Witt, Vereinsregister: München Nr. 13281<br />

KSK Heilbronn, BLZ 620 500 00, Kto-Nr. 100 696 22<br />

Adresse: Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn, Tel. 07131 / 64 9999 6, Fax 07131 / 64 9999 7<br />

Saatgutbörse<br />

Die neue Pflanzenliste ist erschienen und<br />

lädt ein, sich um neue schöne Pflanzenarten<br />

in Ihren Gärten zu bemühen. Gerne erfülle<br />

ich Wünsche aus der aktuellen Pflanzenliste<br />

und erwarte die Anforderungen. Die komplette<br />

Liste kann bei Dorothea Schulte bestellt<br />

oder im Internet abgerufen werden:<br />

http://www.naturgarten.org/adressen/<br />

saatgutboerse/<br />

Bitte gefütterte Warensendungsumschläge<br />

mit Rückporto an: Dorothea Schulte, Breitestr.<br />

16, 58452 Witten<br />

Bitte schon jetzt an das Sammeln des neuen<br />

Saatgutes von den Frühjahrsblühern<br />

denken!<br />

Dorothea Schulte<br />

STAuDEN uND KRäuTER<br />

Botanischer Pflanzenname Deutscher Name<br />

Agrimonia eupatoria, alt Odermenning X<br />

Agrimonia procera Wohlriechender<br />

(Großer) Odermennig<br />

Agrostemma githago Kornrade X<br />

Alliaria petiolata Knoblauchsrauke<br />

Alisma plantago - aquatica Gemeiner Froschlöffel<br />

Allium sphaerocephalon Kopflauch, Kugellauch<br />

Althaea officinalis Echter Eibisch<br />

Althaea rosea Gewöhnliche Stockrose<br />

Althaea bunt Stockrose,<br />

bunte Mischung<br />

Anthemis tinctoria Färberkamille<br />

Anthriscus cerefolium Kerbel<br />

Antirrhinum majus Großes Löwenmaul<br />

Aquilegia atrata Schwarzviolette Akelei<br />

Aquilegia vulgaris Gewöhnliche Akelei<br />

Aquilegia bunt Akelei, bunt<br />

Armeria maritima Gewöhnliche Grasnelke<br />

Arnoseris minima Lämmersalat<br />

Aster amellus Bergaster<br />

Astrantia major Große Sterndolde<br />

Briza medium Mittleres Zittergras<br />

Bupleurum rotundifolium Rundblättriges Hasenohr<br />

Calendula officinalis Gartenringelblume,<br />

orange<br />

Campanula glomerata Knäulglockenblume<br />

Campanula persicifolia Pfirsichblättrige Glockenblume,<br />

gemischt<br />

(Campanula trachelium ) Nesselblättrige Glocken-<br />

wenig, alt<br />

blume, alle<br />

Centaurea valesiaca Walliser Rispen-Flockenblume<br />

Centaurea pseudophrygia Perückenflockenblume<br />

(Chelidonium majus )<br />

wenig,alt<br />

Schöllkraut<br />

(Chenopodium bonus -<br />

heuricus ) wenig,alt<br />

Guter Heinrich<br />

Chrysanthemum leucanthemum<br />

siehe Leucanthemum<br />

Wiesenmargerite<br />

Cladium mariscus Binsen-Schneide<br />

Coluthea arborescens Blasenstrauch<br />

Comarum palustre Sumpfblutauge<br />

Consolida ambigua<br />

(siehe Delphinium ajacis)<br />

Gartenrittersporn<br />

Coringia orientalis, alt Ackerkohl<br />

(Cuicus benedictus )<br />

wenig, alt<br />

Benedikten - Distel<br />

Cytisus ratisbonensis Regensburger Geißklee<br />

Dactylorhiza-Incarnata- Fleischfarbenes Knaben-<br />

Hybride<br />

kraut<br />

Datura stramonium, alt Stechapfel<br />

Daucus carota Wilde Möhre<br />

(Delphinium ajacis)<br />

wenig, alt<br />

Gartenrittersporn<br />

Dianthus armeria Büschelnelke, Raue Nelke<br />

Dianthus carthusianorum Karthäusernelke<br />

Digitalis lutea Gelber Fingerhut<br />

Digitalis purpurea Weißer Fingerhut<br />

Digitalis purpurea Roter Fingerhut<br />

Digitalis purpurea Fingerhut rot und weiß<br />

gemischt<br />

Dipsacus fullonum<br />

(silvestris)<br />

Wilde Karde<br />

(Doronicum austriacum)<br />

wenig, alt<br />

Östereicher Gemswurz<br />

Echinops sphaerocephalus Kugeldistel<br />

Echium vulgare Natternkopf<br />

Epilobium dodonaei Rosmarinbl. Weidenröschen<br />

Eryngium planum Edeldistel<br />

Erysimum rhaeticum Schweizer Schöterich,<br />

Goldlack<br />

Euonymus europaeus Pfaffenhütchen<br />

Eupatorium cannabium Gewöhnlicher Wasserdost<br />

Filipendula ulmaria Echtes Mädesüß<br />

Genista sagittalis Flügelginster<br />

Gentiana ciliata Gewöhnlicher Fransenenzian<br />

Gentiana cruciata Kreuzenzian<br />

Geranium pratense Wiesen-Storchschnabel<br />

Geum rivale Bach-Nelkenwurz<br />

Gladiolus palustris Sumpfgladiole<br />

Helianthemum apenninum Apenninen-Sonnenröschen<br />

Heracleum spondylium Wiesenbärenklau<br />

Hesperis matronalis Nachtviole<br />

Hieracium aurantiacum Orangerotes Habichtkraut<br />

Hieracium sylvaticum Wald-Habichtskraut<br />

Hieracium umbellatum Doldiges Habichtkraut<br />

Hypericum androssaenum Blut Johanniskraut<br />

(Mannsblut)<br />

Hypericum perforatum Tüpfeljohanniskraut<br />

Iberis amara Bittere Schleifenblume<br />

Iberis umbellata Doldige Schleifenblume<br />

(Inula hirta) wenig, alt Rauhaariger Alant<br />

Iris graminea (Form von<br />

Hof Berggarten)<br />

Pflaumenduft-Iris<br />

(Iris pseudocorus) wenig,<br />

alt<br />

Sumpf-Schwertlilie<br />

Iris sibirica Sibirische Schwertlilie<br />

Juncus effusus spiralis Korkenzieher-Binse<br />

Knautia drymeia Ungarnische Witwenblume<br />

Knautia sylvatica Wald-Witwenblume<br />

Laserpitium latifolium Breitblättriges Laserkraut<br />

Laserpitium siler Berg-Laserkraut<br />

Lathyrus vernus Frühlingsplatterbse<br />

Lavendula angustifolia Lavendel<br />

Leucanthemum vulgare Wiesenmargerite<br />

Leontodon incanus Grauer Löwenzahn<br />

Leonurus cardiaca Echtes Herzgespann<br />

Lilium martagon, wenig alt Türkenbundlilie<br />

Linaria purpurea Purpur-Leinkraut<br />

Linum austriacum Österr. Lein<br />

Lithospermum officinale Echter Steinsame<br />

Lunaria annua Judas Silberblatt<br />

Lunaria rediva Wildes Silberblatt<br />

Lychnis flos - jovis Jupiter Lichtnelke<br />

Lychnis viscaria Pechnelke<br />

Lythrum salicaria Blutweiderich<br />

Malva moschata Moschus-Malve<br />

102 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 103<br />

✂<br />

✂<br />

Internes<br />

Melandrium rubrum<br />

siehe Silene dioica<br />

Rote Lichtnelke<br />

Melica ciliata Wimpernperlgras<br />

Mimulus guttatus, alt<br />

(eingebürgert)<br />

Gauklerblume<br />

Muscari botryoides, alt Kleine Traubenhyazinthe<br />

Myrrhis odorata Süßdolde<br />

?????, alt Negerbrotgras, alt<br />

Nigella damascena Jungfer im Grünen<br />

Nuphar lutea, alt Gelbe Teichros-Mummel<br />

Oenothera biennis Nachtkerze<br />

Ononis repens Kriechende Hauhechel<br />

Ononis spinosa Dornige Hauhechel<br />

Orlaya grandiflora Großblütige Strahlendolde<br />

Papaver rhoeas, alt Klatsch-Mohn<br />

Petrorhagia prolifera Sprossende Felsennelke<br />

Peucedanum oreselinum Berg-Haarstrang<br />

Phytolacca, alt Kermesbeere<br />

Polemonium caeruleum, Jakobsleiter<br />

alt<br />

(Blaue Himmelsleiter )<br />

Potentilla erecta, alt Blutwurz<br />

Primula elatior, alt Hohe Schlüsselblume<br />

Primula elatior und veris Hohe Schl. s.o.+ Wiesen-<br />

gemischt<br />

schlüsselblume:<br />

Pulsatilla vulgaris Gewöhnliche Küchenschelle<br />

Rhinanthus alectorolophus Zottiger Klappertopf<br />

Rhinanthus glacialis Begrannter Klappertopf<br />

?????, alt Riesenbinse<br />

Salvia pratensis Wiesensalbei<br />

Salvia sclarea Muskatellersalbei<br />

Salvia glutinosa Klebrige Salbei<br />

Salvia verticillata Quirlblütiger Salbei<br />

Sanguisorba officinales Großer Wiesenknopf<br />

Saponaria officinalis Gemeines Seifenkraut<br />

Scabiosa columbaria Taubenkopfskabiose<br />

Scabiosa ochroleuca Gelbe Skabiose<br />

Scabiosa triandra Südliche Skabiose<br />

Scrophularia nodosa Knotige Braunwurz<br />

Silene armeria Nelken-Leimkraut<br />

Silene coronaria Alba Kronenlichtnelke,<br />

Vexiernelke<br />

Silene dioica<br />

Silene flos-jovis<br />

(siehe Lychnis flos-jovis)<br />

Rote Lichtnelke<br />

Silene otites Öhrchen-Leimkraut<br />

Silybum marianum,<br />

wenig, alt<br />

Mariendistel<br />

Sparganium erectum Ästiger Igelkolben<br />

Succisa pratensis Gewöhnlicher<br />

Teufelsabbiss<br />

Tanacethum<br />

parthenifolium<br />

Staubige Margerite<br />

Teucrium botrys Traubengamander<br />

Thalictrum galioides Labkraut-Wiesenraute<br />

Tragopogon orientalis Großer Wiesen-Bocksbart<br />

Tragopogon pratensis Wiesenbocksbart<br />

Trifolium pratense Roter Wiesenklee<br />

Tussilago farfara Huflattich<br />

Verbascum lychnites Mehlige Königskerze<br />

Verbascum nigrum Schwarze Königskerze<br />

Verbascum speciosum Prachtkönigskerze


Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

<strong>Naturgarten</strong>-Profi<br />

Mit Landschaftsarchitekt Heiner Luz über das Münchner Buga-Gelände von 2005 zu gehen, ist wie<br />

einem zu lauschen, der 100 Hektar Blumenwiesen angelegt hat. Fachwissen life...<br />

Teilnehmer aus 3 Ländern<br />

In von Reinhard Witt geplanten Privatgärten<br />

werden Pflanzen entdeckt, die es nirgendwo<br />

sonst im Handel gibt. Bitte mal kurz weggucken,<br />

wir nehmen ein oder zwei (?) Ableger...<br />

Referent Robert Schmidt, eine Koryphäe in Holz<br />

und Seilbau, erklärt anhand der von den Profis<br />

gebauten Modelle die sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen.<br />

Bodenprobenentnahme mit Ulrike Aufderheide<br />

Wie geht´s überhaupt dem <strong>Naturgarten</strong>-Profi,<br />

jenem zweijährigen<br />

Lehrgang zur Fort- und Ausbildung,<br />

der in einer Prüfung zum neuen Fachbetrieb<br />

für Naturnahes Grün – empfohlen<br />

von Bioland münden kann? Zwei dicht mit<br />

Stoff gepackte Kurswochenenden liegen<br />

bereits hinter den ersten 16 zukünftigen<br />

Profis. Betrachten wir das zunächst mit den<br />

Augen einer Lehrenden. Wie sagte Ulrike<br />

Aufderheide als überaus kompetente Referentin<br />

für di e schwierigen Bereiche Naturnahe<br />

Planung und Bautechnik doch gleich:<br />

„Ich bin unglaublich stolz, dass ich diesen<br />

hoch motivierten Leuten mein Wissen weiter<br />

geben darf. Da wächst dem Verein etwas<br />

ganz Besonders heran. Es ist so schade,<br />

dass ich diesen Kurs nicht weiter begleite.“<br />

Oder Johannes Burri, weitgereister und -<br />

mag sein -weltbester Blumenwiesen-Spezialist<br />

aus Schweizer Gefilden: „ Diese Leute<br />

sind unglaublich. So klar, so strukturiert.<br />

Die stellen schon so viele punktgenaue Fragen“.<br />

Und Robert Schmitt, zuständig für Sicherheit<br />

und Holz- Seilbautechnik in Natur-<br />

Erlebnis-Räumen: „So ein Mist. Ich würde<br />

diesen Lehrgang so gerne selber machen,<br />

aber ich habe einfach keine Zeit dafür.“ Für-<br />

Modellbau nach Dillinger Weg ist ein zentraler Lerninhalt. Doch wie wertet man die in diesem Fall von<br />

den <strong>Naturgarten</strong>-Profis selbstgebauten Modelle aus? Das wird eingeübt, dazu gibt es Kniff und Tricks.<br />

wahr, es gibt wohl keine besser motivierte<br />

Truppe, die so offen ist und so viel Power<br />

hat wie die 16 Neuen des 1. Lehrgangs.<br />

Und aus Sicht der Teilnehmer? Zwei aus<br />

der Schweiz, zwei aus Luxemburg, der<br />

Rest aus ganz Deutschland, vom Staudengärner-Lehrling<br />

über hochkarätige Naturschutz-Verwaltung,<br />

praktizierende Landschaftsarchitekten<br />

bis hin zur erfolgreichen<br />

Spielraum-Planer-Crew oder führenden<br />

Galabau-Unternehmen ist alles dabei. Ein<br />

kunterbunter Haufen. Wer diese schon nach<br />

kurzer Zeit zur spürbaren Einheit gewachsenen<br />

Menschen begegnet, muss sich auf<br />

hartes Training vorbereiten: Bauchmuskeln!<br />

Ja, eigentlich Nebeneffekt, ist Bauchmuskeltraining<br />

doch ungemein wichtig geworden.<br />

Denn es wird wohl nirgends so herzlich<br />

und so viel gelacht wie hier. Die Teilnehmer<br />

schätzen am Kurs die kompetenten Referenten,<br />

eine immer ansprechbare Kursleitung<br />

und vor allem seine Offenheit. Angstfreies<br />

gemeinschaftliches Lernen ohne<br />

Dogmata und Scheuklappen ist vielleicht<br />

das Hauptkennzeichen des Kurses.<br />

Ein Beispiel: Beim Thema Blumenwiesen<br />

bekamen die zukünftigen <strong>Naturgarten</strong>-Pro-<br />

fis gleich drei gängige Methoden praxisnah<br />

serviert: Die berüchtigte Witt-Methode mit<br />

Kiesorgien und Kompost, dafür jederzeit<br />

einsatzbereit. Das Burri-Verfahren aus der<br />

Schweiz, mit dem man auf nahezu jedem<br />

Boden ohne Veränderung erfolgreich ist.<br />

Und zum Schluss alle Verfahren der oberbodenlosen<br />

Begrünung von der erstklassigen<br />

Anita Kirmer, Referentin der Fachhochschule<br />

Sachsen-Anhalt. Von Spontanbegrünung,<br />

ihren Vor- und Nachteilen, über erstklassige<br />

Wildblumen-Mischungen bis hin zu ganz<br />

gezielten Einzelansaaten reichte das Spektrum.<br />

Und das, so einer der Teilnehmer,<br />

„wertfrei und neutral serviert, so dass sich<br />

jeder ein eigenes Bild machen kann.“<br />

Zur Zeit rollt die große Praktikawelle durch<br />

Deutschlands Fachbetriebe für naturnahes<br />

Grün – empfohlen von Bioland. Denn<br />

20 Tage Praktikum müssen erst einmal<br />

gefunden und bewältigt werden. Bei Kerstin<br />

Gruber, Ulrike Aufderheide, Dorothee<br />

Dernbach und Reinhard Witt haben schon<br />

etliche Praktikanten Praxisluft geschnuppert.<br />

Das geht so weiter. Und weiter gehts<br />

dann auch im Mai mit realen Naturgärten,<br />

im Juli mit der Wildpflanzen-Bestimm- und<br />

Verwende-Einheit, etc.<br />

Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

Und das sagen die Teilnehmer<br />

aus dem laufenden Kurs:<br />

„…schon nach den ersten beiden Einheiten<br />

sind wir voll Mut und Zuversicht<br />

in unsere Gemeinde gegangen. Das Interesse<br />

war so groß, dass wir sogar Aufträge<br />

ablehnen mussten. Wir sind gut vorbereitet<br />

– dank Eurem tollen Lehrgang!“<br />

Ä. Erpelding, L-Mertzig<br />

„…für diesen Kurs ist mir kein Weg zu<br />

weit… so was Professionelles, Praxisnahes<br />

habe ich noch nie erlebt…“<br />

D. Hubacher, CH-Bern<br />

„…so viel gelacht habe ich noch nirgends<br />

anders. Wir sind alle hochmotiviert und<br />

trotz der Freude am Miteinandersein lernen<br />

wir unglaublich intensiv in der kurzen<br />

Zeit…“ B. Amon, D- Meinhard<br />

Im November 2010 startet der <strong>Naturgarten</strong>verein<br />

den nächsten zweijährigen<br />

be rufs begleitenden Lehrgang<br />

zum Na tur garten-Profi. Weitere Informationen<br />

fin den Sie im Internet unter:<br />

http://www.naturgarten-fachbe triebe.<br />

de/naturgartenprofi/index_0.1html.<br />

oder können in der Geschäftsstelle des<br />

<strong>Naturgarten</strong>vereins angefordert werden.<br />

Wer sich einen Platz sichern will,<br />

sollte sich bald anmelden, die Plätze<br />

sind begrenzt. Rückfragen unter:<br />

Dorothee.Dernbach@naturgarten.org<br />

Man hätte die Antwort auf die Frage, wie es<br />

dem Profi geht, auch sehr viel kürzer halten<br />

können: „Gut. Sehr gut sogar. „ Und während<br />

der erste Lehrgang sich bravourös<br />

schlägt, rollt schon der zweite auf uns zu.<br />

Ab November läuft Profi 2. Vielleicht hat jemand<br />

von den Firmen im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />

Lust? Mehr Qualifizierung in kürzerer Zeit<br />

für weniger Geld geht kaum.<br />

Dorothee Dernbach<br />

104 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 105


Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

Veranstaltungen<br />

von Juni bis September 2010<br />

Dieses Jahr wurden wieder sehr viele interessante Veranstaltungen gemeldet.<br />

Herzlichen Dank an alle, die ihren Termin auf der <strong>Naturgarten</strong>-Homepage eingetragen<br />

haben. Diese Veranstaltungen lagen uns bei Redaktionsschluss vor:<br />

Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />

Sonntag,<br />

13. Juni bis<br />

Mittwoch,<br />

16. Juni<br />

ab 9.00 Uhr<br />

Freitag,<br />

18. Juni<br />

13:00 - 17:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

19. Juni<br />

9:45 - 17:00 Uhr<br />

Sonntag,<br />

20. Juni<br />

11:00 - 18:00 Uhr<br />

Freitag,<br />

25. Juni bis<br />

Samstag,<br />

26. Juni<br />

14:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

26. Juni<br />

14.00 - 19.00 Uhr<br />

Samstag,<br />

26. Juni<br />

10.00 - 16.00 Uhr<br />

Samstag,<br />

26. Juni<br />

11:00 - 13:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

26. Juni<br />

13:00 - 17:00 Uhr<br />

Sonntag,<br />

27. Juni<br />

10:15 -17:00 Uhr<br />

Exkursion: Naturnah Unterwegs in Deutschland.<br />

Suchen Sie Beispiele für Ihre eigene Gartengestaltung<br />

oder Anregungen für Ihre berufliche Weiterentwicklung?<br />

<strong>Naturgarten</strong>mitglieder zeigen uns ihre Projekte, wir<br />

lernen regionaltypische und individuelle Unterschiede<br />

kennen. Für Mitglieder und Nichtmitglieder.<br />

Kräuterseminar mit Markus Bruderhofer. Zubereitung<br />

und Verkostung von verschiedenen kalten und warmen<br />

Kräutergerichten.<br />

Lebensräume für Schmetterlinge: fördern und<br />

bewahren. Frühlingszeit heißt Schmetterlingszeit.<br />

Doch die grazilen Flugkünstler sind bedroht. Intensive<br />

Landwirtschaft, Umweltgifte und Bauboom schränken<br />

ihren Lebensraum immer weiter ein. Dieser Entwicklung<br />

möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)<br />

Landesverband Baden-Württemberg mit seinem mehrjährigen<br />

Naturschutzschwerpunkt -Schmetterlingsland<br />

Baden-Württemberg- entgegen wirken.<br />

Gartentraumsonntag. Informationen zu Gartendesign<br />

und Bepflanzungsplanung, Barrierefreies Gärtnern<br />

und Gartentherapie; Kräuterspaziergänge, Gartentees<br />

(Verkostung und Abgabe gegen Spende), Pflanzentauschbörse,<br />

Gartenbeleuchtung am Vorabend...<br />

Einführungsveranstaltung des fachdidaktischen Qualifikationslehrgangs<br />

der Pädagogischen Hochschule<br />

Karlsruhe. NaDiQuAk ist ein neues anwendungsorientiertes,<br />

fachdidaktisches Weiterbildungsangebot der<br />

Pädagogischen Hochschule Karlsruhe für Berufs(wieder)<br />

einsteigerInnen der Studienrichtung Biologie und angrenzender<br />

Disziplinen. Der Lehrgang qualifiziert besonders<br />

für die Natur- und Umweltbildung an schulischen<br />

und außerschulischen Bildungseinrichtungen.<br />

Schwimmteichexkursion. Die Gartenreise führt Sie<br />

in kleine Gärten mit Mini-Badeteichen und grösseren<br />

Anlagen. Allesamt individuell gestaltet und ganz auf die<br />

Bedürfnisse der jeweiligen Benutzenden abgestimmt.<br />

Eine Erlebnisexkursion, die auch für Kinder geeignet ist.<br />

Am Schluss lockt ein Apéro am Naturpool und wer Lust<br />

hat, kann ein erfrischendes Bad nehmen.<br />

Tag der offenen Gartentür: Natur-Schau-Garten der<br />

Familie Witt. Natursteinterrasse, junge und alte Naturteiche,<br />

Wildrosen, einheimische Wildpflanzen und vieles<br />

mehr erwartet die Besucher.<br />

Seltene Wildstaudengesellschaften. Wildstaudenkunde<br />

und -pflege: Wir verschönern für den Tag des Botanischen<br />

Gartens unsere Wildstaudenbeete und sammeln<br />

Blumenwiesensträuße zur Tischdekoration<br />

Leichte Kräuterküche. Kräuter sind für produktive<br />

Köche die Seele der Kochkunst. Lassen Sie sich deshalb<br />

einmal von den Multitalenten der Kräuter und Ihrer<br />

Blüten mitsamt ihrer Würze, ihren Düften und ihren<br />

wertvollen Inhaltsstoffen verwöhnen. Nach einleitenden<br />

Worten wollen wir mit Ihnen vollwertige Gerichte unter<br />

anderem aus dem Orient und dem Mittelmeer, sowie<br />

süße Speisen kochen.<br />

Tag des Botanischen Gartens. Auch dieses Jahr<br />

erwartet Sie wieder ein bunter Programmmix aus Musik,<br />

bildenden Künstlern, Kulinarisches, Gartenführungen<br />

und vielen Informationen rund ums Grün.<br />

37181<br />

verschiedene Orte:<br />

Hardegsen-Bielefeld-<br />

Bersenbrück-Bremen-<br />

Hamburg<br />

D 78247<br />

Hilzingen-Binningen<br />

D 70191 Stuttgart<br />

D 49565 Bramsche<br />

OT Kloster Malgarten<br />

D 76133 Karlsruhe<br />

CH 9545 Wängi<br />

Anmeldungen und Auskünfte:<br />

Kerstin Lüchow, Tel. 07131-27 99 302 oder<br />

E-mail: kerstinluechow@web.de,<br />

Kosten: 160 Euro (135 Euro reduziert,<br />

195 Euro Nichtmitglieder)<br />

Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />

Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />

Anmeldung erforderlich!, Kosten: € 20<br />

BUND Landesgeschäftsstelle, Tel.: 0711 6206-0,<br />

anmeldung.bund.bawue@bund.net,<br />

Wir freuen uns auf Ihre zahlreiche Teilnahme.<br />

Ihr BUND-Team Baden-Württemberg,<br />

Kosten: kostenlos<br />

Kosten: 3,00<br />

Sekretariat Frau Hermann 9:00 -12:00, Tel. 0721/9254265,<br />

Email: NaDiQuAk@ph-karlsruhe.de,<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

Kosten: ab 110 Euro<br />

Frauenfelderstrasse 27 - CH-9545 Wängi,<br />

Telefon 0041 52-378 2184, Telefax 0041 52-378 2186,<br />

info@gartenland.ch - www.gartenland.ch,<br />

Kosten: Fr. 80.-<br />

D 85570 Ottenhofen Dr. Reinhard Witt, Quellenweg 20, 85570 Ottenhofen,<br />

Ortsteil Herdweg, Tel.: 08121/46483 oder 6828, www.<br />

reinhard-witt.de<br />

D 41464 Neuss Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />

Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />

Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />

Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />

im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />

unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />

D 78247<br />

Hilzingen-Binningen<br />

D 41464 Neuss<br />

Termin: 26.06.2010, 13.00 – 17.00 Uhr,<br />

Maximal 20 Personen,<br />

Anmeldung erforderlich!, Kosten: € 28<br />

Ausrichter: Freunde und Förderer des Botanischen<br />

Gartens Neuss. Der Botanische Garten befindet zwischen<br />

Körner- und Bergheimer Straße inmitten von Neuss.<br />

Kosten: kostenlos<br />

Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />

Samstag,<br />

Planung und Bau eines Kräuterbeetes. Von der<br />

D 55232 Alzey<br />

Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei Strickler,<br />

3. Juli<br />

Planung bis zur Ernte. Planung und Bau eines Kräuter-<br />

Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de,<br />

9:00 - 15:00 Uhr beetes, Infos zu Pflege und Ernte.<br />

www.gaertnerei-strickler.de, Kosten: 30,00 €<br />

106 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 107<br />

Donnerstag,<br />

15. Juli bis<br />

Sonntag, 18. Juli<br />

14:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

17. Juli<br />

14:00 - 17:00 Uhr<br />

Freitag,<br />

23.Juli bis<br />

Samstag,<br />

24.Juli<br />

Samstag,<br />

24. Juli<br />

11:00-13:00 Uhr<br />

Sonntag,<br />

15. August<br />

10:00 - 18:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

21. August<br />

11:00-13:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

21. August<br />

14:00 - 17:00 Uhr<br />

Freitag,<br />

27. August<br />

18:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

28. August<br />

9:30 - 16:00 Uhr<br />

Samstag,<br />

28. August<br />

09:00 - 15:00 Uhr<br />

Freitag,<br />

3. September bis<br />

Samstag,<br />

4. September<br />

14:00 - 18:00 Uhr<br />

Sommer - Workshop. Insekten – im Wasser, an Land, im<br />

Boden und in der Luft<br />

Herstellung von Essigen und Ölen, mit Wildkräutern,<br />

Blüten und Gewürzen angereichert. Essige und Öle<br />

anreichern mit Wild und Gartenkräuter–Gewürzkombinationen,<br />

Verwendung von ätherischen Öle, Herstellung<br />

eines Gemüse-Grilldressings für Sommergemüse,<br />

Verschiedene Rezepte und Anregungen<br />

Chemie im Alltag. Farben des Regenbogens im<br />

Reagenzglas erforschen und experimentieren<br />

Die Stauden des Lärchen- und des Buchenwaldes.<br />

Wir pflegen gemeinsam die Staudenbeete unserer<br />

Lärchen- und Buchenwaldgesellschaft, getreu unserm<br />

Motto: Jäten, schauen, kennenlernen<br />

Tomaten für alle Sinne – zu Gast im Kulturhof<br />

Eckelsheim. Über 40 Tomatensorten aus Bioanbau zum<br />

Anschauen und Probieren, Gemüse, Bio-Saatgut, Kräutermarkt,<br />

Speiseöle, Bio-Honig, Bücher, Kunst aus Ton u.a.<br />

sowie kulinarische Genüsse rund um die Tomate aus der<br />

Kulturhof-Küche.<br />

Wiesenkunde: Wiesentypen und -pflanzen. Wir mähen<br />

unsere Wiesen - Wiesenkunde und Mahd mit Abräumen.<br />

Wer will, nimmt sich einen schönen duftenden Wiesenblumenstrauß<br />

mit nach Hause<br />

Herstellung von un-Kräutersalz und Kräutermischungen.<br />

Seminar mit Ute Frommherz<br />

Spätsommerführung im Na Schau!. Lassen Sie sich von<br />

uns durch die Anlage führen und lauschen Sie unseren<br />

Ausführungen und dem Zirpen der Grillen.<br />

Lust auf Kräuter - Verwendung in der Küche.<br />

Bei einer kleinen Wanderung werden wir wilde Kräuter<br />

erkennen, bestimmen und erfahren wofür sie nützlich<br />

sind. Dazu sammeln wir einige, um sie später einem sättigenden<br />

Gericht zu verarbeiten und dieses gemeinsam<br />

zu genießen.<br />

Praxis-Seminar -Kiesgartenbeet- Planung, Anlage<br />

und Pflege. Einen Lebensraum für seltene Pflanzen und<br />

Tiere schaffen.<br />

Heuschrecken - sprunghafte Musikanten unter<br />

den Insekten. Bestimmung anhand optischer und<br />

akustischer Merkmale, unterschiedliche Lauterzeugungs-<br />

und Hörorgane, Farbvarianten und Tarnung<br />

sowie unterschiedliche Ausbreitungspotentiale sollen<br />

Gegenstand dieses Moduls sein. Workshop im Rahmen<br />

des fachdidaktischen Qualifikationslehrgangs der<br />

PH-Karlsruhe NaDiQuAk<br />

D 76133 Karlsruhe Sekretariat Evelyn Herrmann, fon 0721/925-4265,<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

Kosten: 315 €<br />

D 78247<br />

Hilzingen-Binningen<br />

D 76133 Karlsruhe<br />

D 41464 Neuss<br />

D 55599<br />

Eckelsheim/Rhh.<br />

D 41464 Neuss<br />

D 78247<br />

Hilzingen-Binningen<br />

D 55128<br />

Mainz Bretzenheim<br />

D 49434<br />

Neuen kirchen-Vörden<br />

D 55232 Alzey<br />

Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />

Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />

Kosten € 25 inkl. Material, Anmeldung erforderlich!<br />

Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />

Tel. 0721/925-4265,<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

Kosten: 110 Euro<br />

Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />

Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />

Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />

Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />

im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />

unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />

Ort: Kulturhof, Kirchstr. 5, 55599 Eckelsheim/Rhh.,<br />

Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzen gärtnerei Strickler,<br />

Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de,<br />

www.gaertnerei-strickler.de,<br />

Kosten: kostenlos<br />

Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />

Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />

Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />

Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />

im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />

unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />

Syringa - Duftpflanzen und Kräuter. Tel. 07739 - 1452<br />

u. info@syringa-samen.de. Kosten: € 20,- pro Person inkl.<br />

Material, Anmeldung erforderlich!<br />

Infos: www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis Naturnahes<br />

Grün, Lokale AGENDA 21, Tel. 06131 35967. Na Schau!<br />

der Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz Bretzenheim,<br />

Mühlweg, Straßenbahn 52, Haltestelle Lindenmühle/Naturschaugarten,<br />

Kosten: kostenlos, über Spenden<br />

freuen wir uns!<br />

Treffpunkt: Wenstrup 19, Neuenkirchen-Vörden,<br />

Wegbeschreibung wird bei Anmeldung erstellt,<br />

Gebühr: 60,00 Euro p. P., Referentinnen: Silke Bicker,<br />

Gisela Mustermann-Fiedler (Bäuerin), Kosten: 60,00<br />

Ort: Gärtnerei & Kräuterhof Strickler, an der B271<br />

(= gegenüber Wormser Str. 78), 55232 Alzey, Preis inkl.<br />

Mittagsimbiss und Getränke, Anmeldung bis 18.08.10,<br />

max. 20 Teilnehmer, Mitzubringen: festes Schuhwerk,<br />

Arbeitshandschuhe, ggf. Sonnenschutz, Kontakt: Kräuter-<br />

und Wildpflanzengärtnerei Strickler, Tel.: 06731/3831,<br />

E-Mail: strickler@t-online.de, www.gaertnerei-strickler.de,<br />

Kosten: 30,00 Euro/Person<br />

D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat Evelyn Herrmann,<br />

fon 0721/925-4265,<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

Kosten: 110 €


Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />

Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />

Freitag,<br />

Rosengewächse und Rauhblattgewächse.<br />

D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />

3. September bis Workshop im Rahmen des fachdidaktischen Qualifi-<br />

fon 0721/925-4265,<br />

Samstag,<br />

kationslehrgangs der PH-Karlsruhe NaDiQuAk<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

4. September<br />

14:00 - 18:00 Uhr<br />

Kosten: 110 €<br />

Freitag,<br />

Fotoprojektionen im Naturschaugarten. Auf eine D 55128<br />

Infos: www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis<br />

10. September Leinwand werden wir die schönsten Bilder des Fotowett- Mainz Bretzenheim Naturnahes Grün, Lokale AGENDA 21, Tel. 06131 35967,<br />

20 Uhr<br />

bewerbs zum Naturschaugarten zeigen. Nehmen Sie<br />

Na Schau! - der Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz<br />

eine Decke mit, vielleicht ein Teelichtchen und Lust und<br />

Bretzenheim, Mühlweg, Straßenbahn 52,<br />

Laune auf wunderschöne heimische Pflanzen, die mit<br />

Haltestelle Lindenmühle/Naturschaugarten.<br />

dieser Bildershow gewürdigt werden.<br />

Kosten: kostenlos<br />

Freitag,<br />

Muscheln und Schnecken - Tiere sammeln leicht D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />

10. September bis gemacht. Vorgehensweisen des Sammelns sowie die<br />

fon 0721/925-4265,<br />

Samstag,<br />

Ökologie der Mollusken sollen Inhalt dieses Moduls sein.<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

11. September<br />

14:00 - 18:00 Uhr<br />

Kosten: 110 €<br />

Samstag,<br />

Herbstfest bei Syringa. Wir laden Sie herzlich ein, zu uns D 78247<br />

Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />

11. September in die Gärtnerei, unseren Vorträgen zu lauschen und ein Hilzingen-Binningen Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />

10:00 - 18:00 Uhr paar tolle Anregungen und Tipps mitzunehmen.<br />

Kosten: Eintritt frei!<br />

Mittwoch,<br />

Herbstführung im Naturschaugarten. Wir möchten D 55128<br />

www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis Naturnahes Grün,<br />

15. September Ihnen viel Spannendes zu den heimischen Pflanzen in Mainz Bretzenheim Lokale, AGENDA 21, Tel. 06131 35967, Na Schau! - der<br />

17 Uhr<br />

der Anlage erzählen. Nehmen Sie sich frei und kommen<br />

Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz Bretzenheim,<br />

mal vorbei!<br />

Mühlweg, Straßenbahn 52, Haltestelle Lindenmühle/<br />

Naturschaugarten, Kosten: kostenlos<br />

Freitag,<br />

Einführungsveranstaltung des fachdidaktischen Qua- D 76133 Karlsruhe Sekretariat Frau Hermann 9:00 -12:00 ,Tel. 0721/9254265,<br />

17. September bis lifikationslehrgangs NaDiQuAk der Pädagogischen<br />

Email: NaDiQuAk@ph-karlsruhe.de,<br />

Samstag,<br />

Hochschule Karlsruhe. NaDiQuAk - der neue Qualifi-<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />

18. September kationslehrgang Umweltbildung der Pädagogischen<br />

Kosten: ab 110 Euro<br />

14:00 Uhr<br />

Hochschule Karlsruhe.<br />

Samstag,<br />

Wildpflanzen am Naturstandort. Mit dem Niederr- D 40000 Düsseldorf Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Bota-<br />

18. September heinRANGER unterwegs: Die Herbst-Zeitlosen in der<br />

nischer Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />

14:30-17:30 Uhr Urdenbacher Kämpe<br />

Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />

Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Biologische Station<br />

Haus Bürgel, Kosten: kostenlos<br />

Samstag,<br />

Die Stauden des Lärchen- und des Buchenwaldes. D 41464 Neuss Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Bota-<br />

18. September Und ewig lockt der Lärchenwald - kennen Sie schon<br />

nischer Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />

11:00-13:00 Uhr unsere einheimischen Rhododendren?<br />

Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />

Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />

im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />

unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />

Sonntag,<br />

SonntagSpaziergang. D 49076 Osnabrück Treffpunkt: Parkplatz an der Sedanstraße (hinten am Wald),<br />

19. September<br />

Osnabrück, Kosten: 9,00 Euro p. P., Kinder 4,50 Euro.<br />

10:00 – 11:30 Uhr<br />

Bitte vor Ort passend bar entrichten, Informationen<br />

unter: www.naturerlebnisbuero-bicker.de!<br />

Samstag,<br />

Geh wohin Dein Herz dich trägt. Sich eine Auszeit D 49074 Osnabrück Bitte mitbringen: bequeme, wetterfeste Schuhe und<br />

25. September nehmen, neue Energie sammeln für neue Aufgaben,<br />

Kleidung, 1 Handtuch, etwas zu trinken, Teebecher,<br />

10:30 - 17:00 Uhr Situationen klären... Im Sinne der Medizinwanderung,<br />

Treffpunkt: wird nach der Anmeldung mitgeteilt, Teil-<br />

mit wenig Verpflegung und ohne zerstreuende Ablennehmeranzahl:<br />

3 - 5 Personen, Gebühr: 99,00 Euro inkl.<br />

kung gibt es Möglichkeiten Fragen zu klären und sich<br />

Ver pflegung, Leitung: Silke Bicker (Naturerlebnispäda-<br />

auf die kommende Zeit einmal anders vorzubereiten.<br />

gogin), Anmeldung bis 06.09.2010<br />

Samstag,<br />

Fortbildung: Sinnesschulung für Erwachsene. Auf D 49565 Bramsche Mitzubringen: warme Socken, Decke für draußen, feste<br />

25. September ungewöhnliche Art wird einprägsam auf jeden Sinn<br />

Schuhe, Wetterschutzkleidung, Schreibzeug,<br />

12:00 - 18:00 Uhr einzeln eingegangen. Dabei probieren wir verschiedene<br />

Ort: Kloster Malgarten bei Bramsche, Treffpunkt wird bei<br />

Übungen und kleine Spiele aus, um jeden Sinn auf eige-<br />

Anmeldung bekannt gegeben. Kursgebühr: 35,00 Euro<br />

ne Weise zu erfahren und (neu) zu entdecken<br />

p. P., Referentin: Silke Bicker<br />

Samstag,<br />

Praxis-Seminar -Obst aus dem eigenen Garten von D 55232 Alzey/Rhh. Ort: Gärtnerei & Kräuterhof Strickler, an der B271<br />

25. September Mai bis Oktober. Planung und Anlage eines Obstgar-<br />

(= gegenüber Wormser Str. 78), 55232 Alzey, Preis inkl.<br />

09:00 - 15:00 Uhr tens. Pflege und Verwendung.<br />

Mittagsimbiss und Getränke, Anmeldung bis 15.09.10,<br />

max. 20 Teilnehmer, Mitzubringen: festes Schuhwerk,<br />

Arbeitshandschuhe, ggf. Sonnenschutz.<br />

Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei Strickler,<br />

Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de, Internet:<br />

www.gaertnerei-strickler.de, Kosten: 30,00 Euro p. P.<br />

Donnerstag,<br />

Herbst - Workshop. Spuren von Wirbeltieren im Lebens- D 76133 Karlsruhe Workshop im Rahmen des fachdidaktischen Qualifikati-<br />

30. September bis raum Aue erkunden-Gewässer mit Gummistiefel und<br />

onslehrgangs der PH-Karlsruhe NaDiQuAk, Anmeldung:<br />

Sonntag, 3. Oktober Küchensieb erforschen – Methoden der Gewässerunter-<br />

Sekretariat Evelyn Herrmann, fon 0721/925-4265,<br />

14:00 Uhr<br />

suchung<br />

www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/, Kosten: 315 Euro<br />

Literaturtipps<br />

Norbert Novak: Heimische Orchideen in Wort und Bild<br />

ISBN 978-3-7020-1261-8, 2., kompl. überarb. Auflage, 112 Seiten, über 150 Farbabbildungen, 14,8 x 21 cm, brosch. Preis: € 14,90<br />

Kennen Sie den Keuschständel,<br />

Widerbart oder Dingel? Welche<br />

Pflanzenfamilie schafft es, so<br />

viele Naturliebhaber zu begeistern?<br />

Wer lässt sich (fast) nicht<br />

kultivieren, überrascht durch<br />

ungewöhnliche Blütenökolo-<br />

gie und reagiert empfindlich<br />

auf Umweltstörungen?<br />

Die Antwort ist leicht: es ist die<br />

Familie der Orchideen, genauer<br />

gesagt: unserer einheimischen<br />

Orchideen. Egal ob auf Exkursionen,<br />

Spaziergängen oder im<br />

eigenen Garten - sobald wir sie<br />

entdecken, werden Kameras<br />

gezückt und die Frage aller Fragen<br />

gestellt: wer wächst denn<br />

da vor unseren Füßen? Mit diesem<br />

Buch ist die Bestimmung<br />

der einheimischen Orchideen<br />

nun auch für Anfänger sehr gut<br />

möglich.<br />

In der Einleitung wird der Leser<br />

mit den wichtigsten botanischen<br />

Grundkenntnissen,<br />

einem Bestimmungsschlüssel<br />

und den Thema Gefährdung<br />

In diesen Tagen werden die ersten<br />

wieder erblühen. Die Weiden.<br />

Und damit kommt das Buch<br />

gerade zur rechten Zeit. Denn<br />

Weiden gehören nach Eichen<br />

zu den wichtigsten heimischen<br />

Gehölzen weit und breit. Dieses<br />

Buch legt Zeugnis davon ab. Es<br />

ist eine ungeheure Fleißarbeit<br />

aus der Feder der bekannten<br />

Insektenautoren Helmut und<br />

Margrit Hintermeier. Die beiden<br />

haben sich der für viele unattraktiven<br />

und außerhalb der<br />

Blütezeit auch unauffälligen<br />

Weiden angenommen. Mit der<br />

und Schutz der Orchideen<br />

vertraut gemacht. Anschließend<br />

werden rund 75 Orchideenarten<br />

aus Österreich,<br />

Deutschland und der Schweiz<br />

vorgestellt. Jede Art wird mit<br />

den wesentlichen Merkmalen,<br />

einem Steckbrief und meistens<br />

vier wunderschönen Fotos charakterisiert.<br />

Von der Übersichtsaufnahme<br />

(häufig Pflanzengesellschaften)<br />

bis zur Detail- und<br />

Makroaufnahme der Blüte werden<br />

die schönsten Momente<br />

im Leben der jeweiligen Art<br />

gezeigt.<br />

Sehr interessant ist auch der<br />

Hinweis auf das 2005 gegründete<br />

Österreichische Orchideenschutz-Netzwerk<br />

ÖON: Dieser<br />

Verein möchte mit Hilfe von<br />

ihnen gegebenen außergewöhnlichen<br />

Sorgfalt haben sie<br />

alles an ökologischem Wissen<br />

über die vielen verschiedenen<br />

unserer Weiden zusammengetragen.<br />

Wir beschäftigen uns<br />

folglich zunächst ein wenig mit<br />

der Botanik der Weiden. Auf 129<br />

Seiten folgt danach ihre Tierwelt:<br />

Das ist eine Fundgrube<br />

für ökologische Interessierte.<br />

Welche Schmetterlinge finden<br />

sich ein, welche ihrer Raupen?<br />

Und wie viele Wildbienen wurden<br />

hier gesichtet? Wie steht es<br />

mit Hornissen auf Weiden, mit<br />

ehrenamtlichen Experten und<br />

motivierten Laien die Entwicklung<br />

von Orchideenpopulationen<br />

beobachten und kartieren,<br />

Einflüsse des Klimawandels<br />

untersuchen und sich für den<br />

Orchideenschutz einsetzen:<br />

www.austrianorchids.org<br />

Die Beschreibung der einzelnen<br />

Arten hätte vielleicht etwas<br />

ausführlicher sein können,<br />

v.a. unterschiedliche Fortpflanzungsmechanismen<br />

und andere<br />

arteigene Besonderheiten<br />

würden so manchen Leser<br />

interessieren. Aber so bleibt<br />

den Orchideen vielleicht auch<br />

zukünftig ihre geheimnisvolle<br />

Ausstrahlung erhalten?<br />

108 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 109<br />

Kerstin Lüchow<br />

Helmut und Margrit Hintermeier: Die Weide. Baum und Strauch für Tier und Mensch.<br />

200 Seiten, 201 Farbfotos, 37 Bildtafeln.<br />

Bezug: Helmut Hintermeier, Ringstr. 2, 91605 Gallmersgarten. Tel. 09843/97803. Email: helmut_hintermeier@web.de<br />

Buchbesprechungen<br />

Blattwespen oder der Weidenjungfer<br />

- einer Libellenart? Das<br />

ist das Hauptwerk. Ergänzt wird<br />

es durch ein kürzeres Kapitel<br />

der Verwendung von Weiden<br />

in der Landschaft, der Vermehrung,<br />

etwas vom Flechten und<br />

Mythologie. Doch wie gesagt:<br />

Der Hauptgewinn steckt in seinen<br />

ökologischen Daten. Für<br />

Menschen, die mehr über die<br />

Tiere an ihren Weiden wissen<br />

möchten und Weiden bewusst<br />

pflanzen, ist das Buch geschrieben.<br />

Reinhard Witt


Buchbesprechungen<br />

Reinhard Witt: Naturnahe Rosen.<br />

Garten- und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie.<br />

Das etwas andere Rosenbuch - die besten Sorten. 364 Seiten, 742 Fotos. Großformat 23,5 x 28,5 cm, gebunden. Verlag <strong>Naturgarten</strong>,<br />

Ottenhofen 2010. ISBN 978-3-00-027547-0, € 39,95. Nicht im Buchhandel! Erhältlich über Buchshop: www.reinhard-witt.de.<br />

Reinhard Witt hat mit seinem<br />

neuen Buch den unendlichen<br />

Weiten der Rosenliteratur ein<br />

weiteres Werk hinzugefügt.<br />

Und was für eins! Auf 364 Seiten<br />

breitet sich vor dem Leser ein<br />

ungeheuerlicher Wissensschatz<br />

über einheimische Wildrosen<br />

und vom Autor als naturnah<br />

eingestufte Gartenformen aus.<br />

Alle Wild- und Gartenformen<br />

werden mit Portraits, Fototabellen<br />

zum direkten Vergleich<br />

von Blüten und Früchten sowie<br />

zahllosen Diagrammen eingehend<br />

vorgestellt. Die Informationsdichte<br />

ist beeindruckend<br />

und aus erster Hand: Reinhard<br />

Witts Ergebnisse und Erkenntnisse<br />

aus 25 Jahren intensiver<br />

Arbeit mit naturnahen Rosen<br />

im Garten und im öffentlichen<br />

Grün werden dem Leser verfügbar<br />

gemacht. Aus jahrelangen<br />

eigenen Erhebungen stammen<br />

Fakten über Blütenfülle und<br />

-dauer sowie Hagebuttentracht<br />

in Punkto Anzahl, Haltbarkeit<br />

und ökologischem Nutzen.<br />

Damit bringt der Autor völlig<br />

neue und gut belegte Aspekte<br />

in Hinsicht auf die Verknüpfung<br />

von Gartenwert und Naturnähe.<br />

In der Fachwelt hat dieses<br />

etwas andere Rosenbuch schon<br />

begeisterte Resonanz hervorgerufen<br />

„Der Preis ist egal - Das<br />

Buch ist der Hammer!“ Als Naturgärtner<br />

sind wir ja fürs kritische<br />

Querdenken bekannt:<br />

Können wir uns also ungeniert<br />

anschließen?<br />

Im ersten Teil des Buches kennt<br />

man sich noch bestens aus:<br />

Hier werden einheimische<br />

Wildrosen beschrieben. Bei<br />

diesen Arten brummt, summt<br />

und zwitschert es zuverlässig,<br />

für ganz viele Tierarten sind die<br />

Wildrosen wahre Motoren des<br />

Lebens - schlicht unverzichtbar.<br />

Mit Blühdauer, Fruchtschmuck,<br />

Blütenfülle und -farbe bringt<br />

der Autor selbst auf diesem Gebiet<br />

völlig neue Erkenntnisse<br />

für den Leser. Erstaunlich.<br />

Der weitaus größere und brandneue<br />

Teil des Werkes (rund 300<br />

Seiten) beschäftigt sich mit<br />

naturnahen Gartenrosen. Das<br />

sind Sorten, die das Wildrosenspektrum<br />

des naturnahen Gartens<br />

in Bezug auf Blütendauer,<br />

-farbe, Wuchsformen, etc. ergänzen<br />

können. Die also keine<br />

einheimischen Wildpflanzen,<br />

sondern naturnahe Gartenformen<br />

sind. Sie haben wir als<br />

Naturgärtner immer schon eingesetzt:<br />

bspw. Gartenformen<br />

der Essigrose wie Apothekerrose<br />

(Gallica officinalis), oder<br />

jene ganz früh blühende Sorte<br />

der Bibernellrose Glory of Edzell.<br />

Bisher beschränkte sich<br />

das meistens auf die Auswahl<br />

der Wildpflanzenproduzenten<br />

im <strong>Naturgarten</strong> e.V. Doch nach<br />

welchen Kriterien wird eigentlich<br />

ausgewählt?<br />

Dazu stellt der Autor viele Überlegungen<br />

an: Was ist überhaupt<br />

naturnah, wie können wir Gartenrosen<br />

in ihrem <strong>Naturgarten</strong>potenzial<br />

einschätzen? Wie<br />

viel heimische Verwandtschaft<br />

steckt in den verschiedenen<br />

Zuchtformen? Und ganz speziell:<br />

Welche Rosen tragen Ha-<br />

gebutten, sind also fruchtbar<br />

und lebendig? Und da gibt es<br />

unendlich viel zu lernen, verschiedenste<br />

Rosensorten können<br />

in ganz neuem Licht betrachtet<br />

werden und scheinbar<br />

naturnahe Formen werden als<br />

unfruchtbare Kreuzungen erkannt.<br />

Hier kann jetzt ein jeder<br />

selber nachlesen und auswählen,<br />

welche Eigenschaften ihm<br />

oder ihr bei einer naturnahen<br />

Gartenrose besonders wichtig<br />

sind. Nun noch einmal zurück<br />

zu unserer Frage: Kann das Buch<br />

auch Naturgärtner begeistern?<br />

Da kann ich nur eine ganz persönliche<br />

Antwort finden: Für<br />

meine Praxis als Fachbetrieb für<br />

naturnahes Grün ist das Buch<br />

eine unendliche Fundgrube,<br />

um genauer mit dem Thema<br />

naturnahe Gartenrosen umzugehen,<br />

eine Quelle der Inspiration<br />

und eine willkommene<br />

Ergänzung meiner Liebe zu den<br />

heimischen Wildrosen.<br />

„Naturnahe Rosen“ erhielt im April 2010 den Deutschen Gartenbuchpreis in Schloss Dennenlohe.<br />

Dorothee Dernbach<br />

Autorenverzeichnis<br />

Autorenverzeichnis<br />

Nachfolgend finden Sie die Adressen der Referenten und Autoren in alphabetischer Reihenfolge. Bitte setzen Sie sich bei Interesse<br />

(Vortrag, Veröffentlichung, Produkte) bitte direkt mit ihnen in Verbindung.<br />

BÖHMER, Karin<br />

Tel. +43 - (0) 2873 – 7306<br />

info@wildblumensaatgut.at<br />

BuRRI, Johannes<br />

Tel. +41 – (0) 52 – 264 24 34<br />

johannes.burri@fenaco.com<br />

DAVID, Werner<br />

Tel. 08122 – 22 88 189<br />

wernerinweb@web.de<br />

DERNBACH, Dorothee<br />

Tel. 06049 – 950733<br />

dernbach@naturnah-planen.de<br />

ENGELHARDT, Joe<br />

Tel. 0 87 22 - 940-20<br />

info@engelhardt-oekologie.de<br />

ESSEN, Heribert von<br />

Tel. 02228 - 7712<br />

oder 02228 - 911 057<br />

herivonessen@web.de<br />

FISCHER, Christa<br />

Tel. 0451 – 793115<br />

FROESE-GENz, Renate<br />

Tel. 0331 – 58 38 111<br />

info@naturgarten-potsdam.de<br />

GAMERITH, Werner<br />

Tel. +43 – (0) 7260 – 4116<br />

gamerithwerner@gmail.com<br />

GEHRuNG, Elke<br />

Tel. 09174/712<br />

kiga@lbv.de<br />

HEINISCH, Dipl. Ing. Rolf<br />

Tel. +41 (0) 41 921 80 30<br />

heinisch@ecovia.ch<br />

HüNERFELD, Ursula<br />

Tel. 08022 – 7942<br />

KADEN, Silke<br />

Tel. 0 37 294 - 74 83<br />

silke.kaden@satron.de<br />

KALBERER, Marcel<br />

Tel. 07557 – 1363<br />

marcel.kalberer@t-online.de<br />

Kulpe, Dr. Ernst<br />

Tel. 03647 – 413938<br />

LEuFGEN, Willy<br />

Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />

info@stichtingoase.nl<br />

oder info@springzaad.nl<br />

LOBST, Sigrun<br />

Tel. +31 - (0)10 – 4372278<br />

sigrunlobst@hetnet.nl<br />

LüCHOW, Kerstin<br />

Tel. 07131 – 17 21 33<br />

kerstinluechow@web.de<br />

MANN, Christina<br />

Tel. 06703 – 12 94<br />

info@kraeuterhexe-eckelsheim.de<br />

oder info@weingutmann.de<br />

MuNzINGER, Stefan<br />

info@naturgucker.de<br />

OBERHOLzER, Alex<br />

Tel. +41 - (0) 32 -623 21 34<br />

mail@oberholzerlaesser.ch<br />

PAPPLER, Manfred<br />

Tel. 09831 - 508-800<br />

pap@grundschulesuedgunzenhausen.de<br />

PECHER, Thomas<br />

Tel. 08638 - 20 99 240<br />

info@pecher-naturgarten.de<br />

POLAK, Paula<br />

Tel. +43 - (0) 699 - 122 82 750<br />

office@paulapolak.com<br />

SALzMANN, Hans C.<br />

Tel. +41 – (0) 62 751 - 3441<br />

salzmannihc@bluewin.ch<br />

SCHALLERT, Christoph<br />

Tel. 06131 – 72354<br />

nachricht@ahornblatt-garten.de<br />

SCHOLz, Anke<br />

Tel. 06342- 919 577<br />

Mobil 0151- 5361 4871<br />

artisjoktheater@t-online.de<br />

SCHWAB, Uli<br />

Tel. 089 - 6385 8616<br />

SCHWABERSBERGER, Antje<br />

Tel. 030 - 4244210<br />

antje.schwabersberger@web.de<br />

STEEB, Marcel<br />

marcel_steeb@online.de<br />

VÖLKER, Ingrid<br />

Tel. 08841 – 672655<br />

ingrid@nyxos.de<br />

WEGNER, Christof<br />

Tel. 08336 – 9380<br />

NaturGestaltung-Wegner@t-online.de<br />

WEISE, David<br />

Tel. 035 823 77 594<br />

dbd.w@gmx.de<br />

WITT, Dr. Reinhard<br />

Tel. 08121 – 464 83<br />

reinhard@reinhard-witt.de<br />

110 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 111


Leitfaden für unsere Text- und Bildautoren<br />

Liebe Mitglieder,<br />

Sie haben es sicherlich schon gelesen: Es<br />

gibt einen Personalwechsel in der Redaktion<br />

und beim Layout von Natur&Garten.<br />

Deshalb möchten wir Sie ganz herzlich<br />

bitten, Ihre Beiträge und Fotos zukünftig<br />

nur noch an die Geschäftsstelle<br />

<strong>Naturgarten</strong> e.V., geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />

oder per CD an die Postadresse<br />

zu schicken.<br />

Dieser <strong>Tagungsband</strong> hat es gezeigt: die<br />

meiste Arbeit fließt in die Zusammenstellung<br />

der Artikel und vor allem in die<br />

Nachfrage nach den vollständigen Unterlagen.<br />

Auch war uns nicht bewusst, dass<br />

es so viele verschiedene Möglichkeiten<br />

gibt, digitale Fotos zu versenden.<br />

Damit wir es zukünftig etwas leichter<br />

haben, möchten wir einen kleinen Leitfaden<br />

für Ihren nächsten Beitrag herausgeben.<br />

Es wäre schön, wenn wir dadurch<br />

etwas Zeit sparen könnten. Das wäre unser<br />

Wunsch an alle Autoren:<br />

Bitte…<br />

den Text als Word-Dokument<br />

(und nicht als pdf) zusenden.<br />

den Text mit Haupt-Überschriften<br />

versehen, 5-7 Worte sind ausreichend<br />

längere Texte in Absätze untergliedern<br />

und mit Unter-Überschriften<br />

versehen. (bessere Lesbarkeit).<br />

die Fotos als .jpg, .tif oder .psd<br />

schicken (keine screenshots, powerpoints<br />

u.ä.)<br />

eine Vorauswahl der Fotos treffen:<br />

pro DINA4 Seite nicht mehr als 3<br />

Fotos zusenden.<br />

die Fotos mit Bildunterschriften und<br />

Namen der Bildautoren versehen<br />

die Fotos in 300 dpi und möglichst in<br />

einer Auflösung von ca. 2500 x 1800<br />

Pixeln, mindestens aber 700 x 400<br />

Pixeln bei 300 dpi zusenden. Kleinere<br />

Bildauflösungen sind für den Druck<br />

leider nicht geeignet<br />

Wörter und/oder Zeichen Ihres Textes<br />

zählen und Wünsche (Prioritäten)<br />

angeben:<br />

– eine textlastige Seite mit 1-2 kleinen<br />

Fotos kann mit 650 Wörtern, bzw. 4.000<br />

Zeichen (ohne Leerzeichen) im Rundbrief<br />

veröffentlicht werden.<br />

– eine bildlastige Seite mit 1-5 Fotos<br />

(halbe Seite Fotos) kann mit<br />

250 Wörtern, bzw. 1.500 Zeichen<br />

veröffentlicht werden.<br />

Hinweise für die Grafikerin in ROT in<br />

den Text integrieren<br />

Ihre Kontaktdaten in der E-Mail mit<br />

angeben – so können wir Sie schnell<br />

erreichen, wenn wir Fragen haben<br />

Vielen Dank fürs Mitmachen, wir<br />

freuen uns schon jetzt auf neue<br />

Beiträge für die nächste Ausgabe von<br />

Natur&Garten.<br />

Herausgeber: <strong>Naturgarten</strong> – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle: Kernerstraße 64, 74076 Heilbronn / Telefon: +49 (0)7131 – 64 9999 6 / Fax: +49 (0)7131 – 64 9999 7 /<br />

E-Mail: geschaeftsstelle@naturgarten.org / Internet: www.naturgarten.org / Internet Fachbetriebe: www.naturgarten-fachbetriebe.de<br />

Auflage: 2.250<br />

Redaktion: Kerstin Lüchow, Reinhard Witt<br />

Layout: Birgit Oesterle<br />

Lektorat: Norbert Steininger, Kerstin Lüchow<br />

Druck: Druckerei Lokay e.K., Reinheim. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier mit umweltfreundlichen Farben<br />

Kerstin Lüchow<br />

Redaktionsschluss: nächste Ausgabe 1. Juli 2010<br />

Voraussichtliches Erscheinungsdatum nächste Ausgabe: Oktober 2010<br />

Hinweise: Für den Inhalt der Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bei Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung (Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong> e.V.)<br />

Natur & Garten wird an Mitglieder des <strong>Naturgarten</strong> e.V. verschickt und ist im jährlichen Mitgliedsbeitrag enthalten. Auf Anfrage und gegen Spende können gern weitere Exemplare<br />

älterer Ausgaben für Werbezwecke bestellt werden. Über Spenden, auch für bestimmte Projekte, freuen wir uns sehr. Alle Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar,<br />

da der Verein gemeinnützig ist. Bankverbindung: KSK Heilbronn, BLZ: 620 500 00, Konto Nr. 100 69 622, BIC: HEISDE66, IBAN: DE15 6205 0000 0010 0696 22

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