Tagungsband Naturgartentage - Naturgarten eV
Tagungsband Naturgartentage - Naturgarten eV
Tagungsband Naturgartentage - Naturgarten eV
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Juni 2010 Mitgliederzeitschrift <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Natur &<br />
<strong>Tagungsband</strong><br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />
Heft 2/2010<br />
6.00 €<br />
Garten<br />
Die Mitgliederzeitschrift des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Fest-Veranstaltung zum<br />
20-jährigen Jubiläum<br />
des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
27. – 31. Januar 2010
Inhalt<br />
Vorwort<br />
4 Natur & Garten und wie es weitergeht…<br />
4 Birgit Oesterle – die neue Grafikerin von<br />
Natur & Garten – stellt sich vor<br />
Bilderreise<br />
5 Kleine Bilderreise durch einen <strong>Naturgarten</strong><br />
am rheinischen Rand der Eifel<br />
Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />
7 Begrüßung der TeilnehmerInnen<br />
8 <strong>Naturgarten</strong>lied „Willy und Fritz“<br />
9 Eine Idee macht ihren Weg.<br />
Rückblick auf 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
11 Die Schweizer <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />
25 Jahre Geschichte<br />
Pioniere unterwegs - zwischen gestern und morgen<br />
14 20 Jahre Stiftung Oase.<br />
Eine assoziative Bildergeschichte<br />
18 „Naturnahes Österreich?“<br />
Die letzten 20 Jahre im Zeitraffer<br />
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
20 Die Geschichte der Blumenwiesen in der Schweiz:<br />
30 Jahre dazugelernt und noch lange nicht am Ziel!<br />
22 Blumenwiesensaatgut in Österreich: Ein langer Weg<br />
zu Qualität und Regionalität<br />
23 Naturnahe Blumenwiesen:<br />
Von Quadratmetern und Hektaren …<br />
Abendprogramm<br />
28 Alles Käse oder was?<br />
31 Wildkräuterbuffet mit Biowein<br />
32 Wildkräuterrezepte <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />
33 Flora Primelwurz:<br />
Ein Kindertheaterstück zum Thema Natur und Umwelt<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
34 Naturspielräume – von der ersten Idee bis heute<br />
36 Von Anfang an demokratisch handeln.<br />
Der Dillinger Weg der Benutzerbeteiligung<br />
38 Ein Pionier hat’s nicht immer leicht.<br />
Der Natur-Lehr-Garten in Ranis<br />
40 Natur-Erlebnis-Räume in den Niederlanden<br />
42 Leben gestalten lernen – von neuen alten Werten<br />
Abendprogramm<br />
45 Das ist gar nicht lustig! <strong>Naturgarten</strong>-Kabarett<br />
47 Feuergarten mit Christof Wegner im Außengelände<br />
Pausen und Markt der Möglichkeiten<br />
48 Nebenschauplätze:<br />
Pausen, Bayernstube und Markt der Möglichkeiten<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. –<br />
Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
49 „Empfohlen von Bioland“.<br />
Naturgärten der zertifizierten Fachbetriebe für<br />
Naturnahes Grün<br />
54 Behindert, aber nicht blöd!<br />
Ein Schulhof der Extra-Klasse<br />
55 Campingplatz am Ellenbogensee.<br />
Naturerlebnis, Spiel, wilde Ecken und manches mehr<br />
56 Freuden und Tücken des Schwimmteichbaus<br />
… in den märkischen Sand gesetzt?<br />
11 Schweizer <strong>Naturgarten</strong>bewegung 38 Der Naturlehrgarten in Ranis<br />
42 Leben gestalten lernen<br />
57 Die wertvollsten heimischen Wildrosen<br />
für Naturgärten<br />
Offene Bühne –<br />
was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
60 Wegwartenblau – Wegwartenbraun<br />
im Lübecker Stadtbild<br />
63 Mein Garten im Wandel<br />
64 Exkursionsrückblick 2009<br />
66 Beobachtungen aus dem <strong>Naturgarten</strong><br />
67 Arten- und Biotopschutz in München<br />
69 In der Natur zu Hause –<br />
von Generation zu Generation<br />
70 Holzgestalten –<br />
Spiellandschaften und alternatives Bauen<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
73 Von der ökumenischen Wolfgang-Philipp-Gesellschaft<br />
zur <strong>Naturgarten</strong>firma Ahornblatt<br />
76 Grüne Kathedralen, Weidenburgen und Weidenschlösser<br />
für eine sozial-ökologische Gesellschaft<br />
80 Immer was los in der Mäuseburg.<br />
Ein Pionierprojekt aus dem Erzgebirge<br />
82 Aus der Schule in die Stadt –<br />
naturnahe Gestaltung in Altensteig<br />
84 Der <strong>Naturgarten</strong> in meinem Leben.<br />
Wie es wurde, was es ist.<br />
87 Die besten naturnahen Gartenrosen.<br />
Kriterien, Auswahl, Eigenschaften<br />
Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />
89 Lang lebe der <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Bilder aus einem der ältesten Naturgärten<br />
54 Ein Schulhof der Extraklasse<br />
Visionen im Naturnahen Grün<br />
91 Visionen für Morgen.<br />
Gedanken und Beispiele für eine nachhaltige<br />
Zukunft<br />
94 Die Zukunft liegt noch vor uns<br />
Ideen und Gedanken für unsere kommende Zeit<br />
aus den Niederlanden<br />
96 Wie Naturgärten Menschen verändern?<br />
Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
einer Partnerschaft<br />
Internes<br />
98 Internes von Januar bis Mai 2010<br />
99 Vereins-Logo<br />
100 Förderprojekt Mitmachbaustellen<br />
101 Bestellformular Jubiläumsausgabe<br />
102 Vordruck „Lastschrifteinzug“<br />
103 Saatgutbörse und aktuelle Bestellliste<br />
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
104 <strong>Naturgarten</strong>-Profi<br />
106 Veranstaltungen von Juni bis September 2010<br />
Buchbesprechungen - Literaturtipps<br />
109 Norbert Novak: Heimische Orchideen<br />
in Wort und Bild<br />
109 Helmut und Margrit Hintermeier: Die Weide.<br />
Baum und Strauch für Tier und Mensch<br />
110 Reinhard Witt: Naturnahe Rosen<br />
111 Autorenverzeichnis<br />
112 Leitfaden für Text- und Bildautoren<br />
76 Grüne Kathedralen 87 Die besten Gartenrosen
Natur & Garten und wie es weitergeht…<br />
Mit dieser Ausgabe lassen wir 20 Jahre Vergangenheit<br />
hinter uns. Großartige, beindruckende,<br />
vorwärts gegangene, durchlebte,<br />
ja manchmal auch durchlittene Vergangenheit.<br />
Die Vergangenheit hat ihre Zeit gehabt,<br />
jetzt ist jetzt und morgen kommt bald.<br />
Zur Vergangenheit gehört ab dem Moment,<br />
in dem Sie diese Zeilen Lesen, auch die Heftmacherin,<br />
Gestalterin, Ideengeberin, unsere<br />
Kreativitätsquelle in Sachen Layout.<br />
Ja, Sie wissen schon, wer das ist, bzw. war:<br />
Barbara Hackner. Sie war das mit den schönen<br />
Postkarten, dem <strong>Naturgarten</strong>-Kalender,<br />
der Jubiläumsausgabe...und seit 2007<br />
vor allem mit diesem Heft.<br />
Barbara hat es vor einigen Jahren von der<br />
Mediengestalterin Susie Bahn übernommen<br />
und es im naturnahen Sinne weiter geführt,<br />
geleitet und entwickelt zu dem, was<br />
es heute ist. Das war der Weg vom damals<br />
noch so genannten Mitglieder-Rundbrief<br />
hin zu einem zeitschriftenähnlichen Outfit,<br />
dass sich in ihrer Zeit umbenannt hat in Natur<br />
& Garten. Barbara Hackner war so untrennbar<br />
mit der Professionalisierung von<br />
Natur & Garten verbunden, dass sich keiner<br />
von uns je vorstellen konnte (oder mochte),<br />
dass das einmal anders sein würde.<br />
Jetzt aber ist es so. Barbara Hackner wollte<br />
neue Wege beschreiten, privat wie beruflich<br />
und sich dafür Luft, Freiheit und bessere finanzielle<br />
Grundlagen schaffen. Wir haben<br />
Sie ungern gehen lassen, aber es musste<br />
sein. Wir alle danken Dir, Barbara, im Namen<br />
aller Mitglieder für das Stück dieses<br />
gemeinsamen Weges und wünschen Dir<br />
beruflich und auch privat alles Glück dieser<br />
Erde! Mach es gut. Dass Du unserer Idee<br />
treu bleibst, als Mensch, als Planerin und<br />
auch als Mitglied, freut uns sehr.<br />
Die „Neue“ heißt Birgit Oesterle und wir<br />
sind mit Ihnen, liebe Leser, sehr gespannt,<br />
auf ihre Materialisierung. Dieses Heft ist<br />
Ausdruck davon. Wir wünschen ihr einen<br />
guten Neustart. Möge die Übung gelingen.<br />
Als professionelle Grafikerin wird es ihr sicher<br />
mühelos gelingen.<br />
Natur & Garten, das ist auch das Thema für<br />
die nächsten 20 Jahre. Und dabei haben<br />
wir einen sehr zentralen Wunsch: Wir alle<br />
vom Vorstand, der Geschäftsstelle, in den<br />
Regionalgruppen und Arbeitsgruppen wie<br />
Messe oder Bioland und den Fachbetrieben<br />
arbeiten kräftig an dem gemeinsamen Werk<br />
dieses Vereins: eine lebenswerte Zukunft mit<br />
einheimischen Wildpflanzen in Gärten, in denen<br />
sich Tiere, Kinder und andere Menschen<br />
Liebe <strong>Naturgarten</strong>-Mitglieder,<br />
der neue <strong>Naturgarten</strong>-Rundbrief liegt nun<br />
vor Ihnen und ich freue mich, dass ich den<br />
Auftrag für die grafische Gestaltung dieser<br />
Ausgabe erhalten habe. Auch wenn der<br />
Einstieg mit diesem <strong>Tagungsband</strong> recht<br />
umfangreich war, hat es mir sehr viel Spaß<br />
gemacht, die vielen Fotos und Texte „in<br />
Form zu bringen“. Gerne arbeite ich auch<br />
zukünftig für den <strong>Naturgarten</strong> e.V. und<br />
hoffe, damit Ihre wertvolle Arbeit und<br />
das Netzwerk ein wenig unterstützen zu<br />
können. Mein Interesse an Öko logie und<br />
Naturschutz sehe ich dabei als hilfreich an.<br />
Zu meiner Person in Kürze: Aufgewachsen<br />
bin ich im Schwarzwald-Baar-Kreis und<br />
wohne mittlerweile seit 16 Jahren in Augsburg,<br />
wo ich auch mein Grafik-Design-Stu-<br />
wohlfühlen dürfen. Sie als Mitglied, Sie tun<br />
das auch - auf ihre Weise und in besondere<br />
Art durch ihr Engagement für die Idee, den<br />
Garten, den Balkon oder wie auch immer.<br />
Und vor allem durch ihre Mitgliedschaft.<br />
Es reicht aber immer nur ganz knapp. Jedenfalls<br />
finanziell. Für die nächste Zeit müssen<br />
wir sehr viel mehr werden, um die finanziellen<br />
Aufgaben der Gegenwart und erst recht<br />
der Zukunft tragen zu können. Sie wissen<br />
schon, wie sie helfen können. Bitte werben<br />
Sie ein neues Mitglied. Oder verschenken<br />
Gast-Mitgliedschaften für ein Jahr. Die gibt<br />
es einzeln oder im 5er-Pack in der Geschäftsstelle.<br />
Natürlich können Sie auch ihren Mitgliedsbeitrag<br />
um eine jährliche Spende aufstocken<br />
und Förderer werden...<br />
Wir meinen das richtig ernst, knapp 1300<br />
Mitglieder sind viel zu wenig für das weite<br />
Feld, was noch vor uns liegt. Also jetzt sind<br />
Sie mal dran, wir freuen uns sehr von Ihnen<br />
zu hören!<br />
Einen blütenreichen Frühling und Sommer<br />
wünscht Ihr Vorstand<br />
Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz,<br />
Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister und<br />
Reinhard Witt<br />
dium absolviert habe. Auf Anstellungen in<br />
verschiedenen Werbeagenturen und einem<br />
Zeitschriftenverlag folgte vor 6 Jahren die<br />
Selbständigkeit. Seither bin ich vor allem<br />
für einen Bioverband und nachhaltig orientierte<br />
Unternehmen und Freiberufler tätig.<br />
Der persönliche Bezug zur Arbeit meiner<br />
Kunden und ihren Zielen ist mir sehr wichtig.<br />
Nur so kann Kommunikation meines<br />
Erachtens das sein, was sie sein sollte – ein<br />
Mittel zu mehr Verständnis untereinander.<br />
In diesem Sinne freue ich mich auf eine<br />
fruchtbare und ereignisreiche Zeit mit Ihnen.<br />
Herzlichst Ihre Birgit Oesterle<br />
(www.kopf-hand-herz.de)<br />
4 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 5<br />
1<br />
2<br />
2<br />
Bilderreise<br />
Kleine Bilderreise durch einen<br />
<strong>Naturgarten</strong> am rheinischen Rand der Eifel<br />
Hier ein paar Fotos aus den letzten<br />
Wochen in meinem Garten, der<br />
durch literarische Werke von Reinhard<br />
Witt (und meine urtümliche Sehnsucht<br />
nach dem Wildnisparadies in unserer Heimat,<br />
unterstützt von Frau Aufderheide) das<br />
ist, was er ist: eine artenreiche, dynamische,<br />
eher wildnisnahe als gärtnerisch geordnete<br />
Landschaft mit vielen verschiedenen<br />
3<br />
3 3<br />
Standortbedingungen, vielfach stark abgemagert<br />
(„...mager macht schön...“)<br />
1 Fotografieren ist eine innige Beschäftigung<br />
mit dem Naturobjekt, oder besser:<br />
eine Pflanze, ein Standortaspekt, ein tierischer<br />
Besucher, ein Wolkenhimmel über<br />
dem Garten ruft, lockt: komm, beschäftige<br />
Dich mit mir, mache Bilder von mir, damit<br />
Du mich besser verstehst...<br />
2 So fing es an, die tapferen Schneeglöckchen<br />
und Elfenkrokusse, noch ernst und<br />
verschlossen, und dann riefen die wunderbaren<br />
Kraniche eine wärmere Zeit aus.<br />
3 ... und dann fingen sie an, zu lächeln, die<br />
Arme zum blauen Himmel auszustrecken,<br />
Besuch zu empfangen, Krokus, Schneeglöckchen<br />
und später die anderen...
4<br />
5<br />
Bilderreise<br />
Dieses Pfauenauge hatte in meiner Gartenküche<br />
den Winter verschlafen (und ist auch<br />
nicht von den Küchendüften wach geworden),<br />
jetzt wärmt es sich auf dem Kies am<br />
Teich...<br />
4<br />
5 5<br />
4 ... und auch im Teich ist ordentlich was<br />
los, so schön hatte ich die Laichschnüre der<br />
Kröte noch nie gesehen (welch geheimnisvolles<br />
Muster)<br />
5...ein „Tipi“, dessen Baumaterial von einer<br />
winterlichen Fällung einer Fichte am Haus<br />
stammt, für mich eine kleine Waldkapelle,<br />
neben der jetzt blühenden Kornelkirsche ...<br />
Heribert von Essen<br />
Tel. 02228 - 7712 oder<br />
02228 - 911 057<br />
herivonessen@web.de<br />
Begrüßung der TeilnehmerInnen<br />
Ansprache von Dr. Reinhard Witt<br />
Wir werden erwachsen. Mit 20 Jahren darf<br />
man das schon von sich behaupten. Anno<br />
1990 gründeten sieben Tapfere den Verein<br />
in der Hoffnung, dass er auflebe, wachse<br />
und werde. Das hat er getan, dank unaussprechbar<br />
vieler begeisterter Unterstützer<br />
und Helfer, dank einer nimmermüden Geschäftsstelle<br />
und immer müden Vorständen<br />
(wenigstens bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n!).<br />
Unsere Idee setzte sich fort und fest, in den<br />
Köpfen und besser noch: in den Herzen von<br />
Menschen. Sie wird inzwischen getragen<br />
von breiten (und schmalen) Schultern überall<br />
und sowieso. Wir finden Naturgärtner in<br />
ganz Europa, und jeder tut es auf seine Art.<br />
Naturnah ist eine Lebenseinstellung, das<br />
bewusste Ja zum Leben und zum Leben<br />
lassen.<br />
Das möchten wir feiern. Dazu haben wir die<br />
Pioniere der <strong>Naturgarten</strong>bewegung gebeten<br />
zu kommen. Herzlich Willkommen.<br />
Prosecco für alle – das große Anstoßen und<br />
Beginn einer fünftägigen Feier mit allen, die<br />
Rang, Namen oder einfach nur Lust haben.<br />
Ein naturnahes Tröpfchen, biologisch gut<br />
und der 20 Jahre würdig. Auch alloholfrei<br />
erhältlich.<br />
Das <strong>Naturgarten</strong>lied – mit etwas Allohol<br />
ging es flüssiger zu singen. Von und mit<br />
Monika Gründer, Michael Schick, Gerold<br />
Kröhnke und dem <strong>Naturgarten</strong>chor. <br />
Lecker: alkoholfreier Bio-Sekt<br />
Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />
Trotz Winterwetter sind die ersten TeilnehmerInnen rechtzeitig angekommen<br />
20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V. in Deutschland - ein Grund zum Feiern<br />
6 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 7
Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />
<strong>Naturgarten</strong>lied<br />
„Willi und Fritz”<br />
REFRAIN:<br />
Wir leben in Gärten in Städten und Dörfern und wollen ein Lied für euch singen,<br />
wir erzählen von allerhand was wir erleben, von hässlichen und schönen Dingen,<br />
die meisten Gärten sind tot gepflegt, mit schier unendlichen Fleiße,<br />
das finden wir ehrlich gesagt, das finden wir ehrlich gesagt, la la la la<br />
1. Willi der Gartenzwerg (Maulwurf)<br />
und der Maulwurf(Igel) Fritz<br />
schauen sich im Garten um und<br />
halten’s für nen Witz<br />
der Gärtner spritzt die Raupe stirbt<br />
die andern stehen stumm<br />
der Maulwurf sagt ist das dumm,<br />
komm wir ziehn um<br />
2. Willi sagt Fritz schnell komm mit,<br />
du kannst mir vertraun,<br />
wir gehn zum Nachbarn Wittgenstein,<br />
der wohnt gleich hinterm Zaun<br />
der Mann schläft fest, die Raupe frisst,<br />
hier geht es allen gut,<br />
oh wie gut das tut,<br />
das macht uns Mut.<br />
Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />
und Dörfern und wollen ein Lied...<br />
3. Im Nachbargarten finden sie,<br />
es ist fast nicht zu glauben,<br />
der Gärtner in der Hängematt<br />
frisst ungespritzte Trauben<br />
die Vögel fressen fleißig mit,<br />
gesund sind Mensch und Tier,<br />
Fritz ruft welch ein Pläsier,<br />
wir bleiben hier<br />
4. Ein Vogel sitzt im Weißdornstrauch<br />
und singt mal laut mal leise,<br />
das ist ein junger Meiserich,<br />
der hätt gern eine Meise,<br />
der Frosch quakt eine Fröschin an,<br />
der Weißling fliegt zum Kohl<br />
selbst der seltne Pirol,<br />
fühlt sich hier wohl<br />
Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />
und Dörfern und wollen ein Lied...<br />
5. Vor der Hecke in den Beeten<br />
und der Blumenwiese<br />
Stehen viele wilde Kräuter,<br />
Insekten lieben Diese<br />
Die Karde blüht die Nessel wächst,<br />
der Käfer frisst sich satt,<br />
weil er auf manchem Blatt,<br />
noch Blattläuse hat<br />
6. Im Teich und in der Trockenmauer,<br />
lebt ganz viel Getier,<br />
den Bitter- und den Schmetterling,<br />
noch viel mehr gibt es hier,<br />
selbst auf dem Hausdach ist es bunt,<br />
da wachsen Blumen pur<br />
die Leute staunen nur,<br />
DAS IST NATUR<br />
Refrain: Wir leben in Gärten in Städten<br />
und Dörfern und wollen ein Lied...<br />
Eine Idee macht ihren Weg.<br />
Rückblick auf 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Beim Rückblick zeigt sich vieles klarer. Die<br />
<strong>Naturgarten</strong>geschichte und die des 1990<br />
gegründeten Vereins- für naturnahe Garten-<br />
und Landschaftsgestaltung sind untrennbar.<br />
Beide beeinflussten sich gegenseitig.<br />
Und: Ohne die Intentionen aus dem<br />
Ausland, vor allem aus der Schweiz und<br />
den Niederlanden, wäre der Verein nicht<br />
das, was er heute darstellt. Von dort kamen<br />
wichtige Impulse für die fachliche Arbeit<br />
und Ausrichtung.<br />
Folgendes klärt sich: Es sind und waren immer<br />
wenige Personen, die diese Geschichte<br />
vorangetragen haben. Es gab und gibt<br />
zu allen Vereinszeiten herzensbegeisterte<br />
Menschen, die diesen Verein tragen woll(t)<br />
en, auch wenn das für manche sehr schwer<br />
war.<br />
Diese Personen wechseln, so als ob die<br />
Lebensinteressen und Energie eines Menschen<br />
nicht lange genug hielte für all die<br />
Wege und Irrwege des <strong>Naturgarten</strong>s. Doch<br />
jeder dieser Menschen war und ist ein nicht<br />
wegzulassender Mosaikstein, ohne den es<br />
kein Bild gegeben hätte. Von den einstigen<br />
Gründern, die im Sommer 1990 gemeinsam<br />
in München vor dem Notar standen, ist<br />
heute nur noch Reinhard Witt dabei. Den<br />
Rest hat es in alle Winde und sogar die Welt<br />
verschlagen.<br />
Zufälle bestimm(t)en Werden und Weg des<br />
Vereins. Hätte es nicht anfangs Menschen<br />
wie Günther Dallmayr und Walter Brumbauer<br />
(Vereinsmitgründer) gegeben, später<br />
dann Regina Kogler ab 1995 als Geschäftsstellenleiterin<br />
und Karin Stottmeister als<br />
sichere Finanzchefin, der Verein wäre in<br />
der Sturm- und Drangzeit untergegangen.<br />
Ohne den Visionsworkshop Dezember<br />
2001 im oberbayerischen Linden kein Um-<br />
Opening – Pioniere unterwegs in die Zukunft<br />
Joe Engelhardt bei der Aussaat<br />
von einheimischen Wildpflanzen<br />
8 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 9
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Naturnahes Grün hält Einzug in Privatgärten,<br />
Spielräumen, Medien und öffentlichem Grün<br />
zug nach Heilbronn, ohne Kerstin Lüchow<br />
keine ab dann funktionierende Geschäftsstelle.<br />
Ohne vielfältige Pressearbeit, Bücher,<br />
Messen, Führungen, Exkursionen nicht die<br />
nötige mediale Aufmerksamkeit.<br />
Die Idee wandelt sich und passt sich den<br />
Zeitströmen an.<br />
Vor 1990: Gegenbewegung<br />
Zunächst war die Bewegung eine Protestkampagne.<br />
Es gab harten Kampf gegen<br />
das Establishment der Gartenkultur. Gegen<br />
Exoten, gegen Gift, gegen konventionelle<br />
Pflege. Und für mehr Natur, für das Leben.<br />
Für Tiere. Für Freiheit von Zwängen.<br />
1990-2000:<br />
Aufbau und Etablierung<br />
Dann kam die Aufbauphase. Es gab keine<br />
Wildpflanzen, kaum gutes Saatgut, wenige,<br />
oft unbekannte Einzelkämpfer. In den 90er<br />
Jahren war der Verein schwer beschäftigt,<br />
Wildpflanzen in Versandaktionen bekannt<br />
zu machen und zu verbreiten. Viele Produzenten,<br />
Planer, ausführende Betriebe<br />
gründeten sich, das Netzwerk wuchs. Es<br />
gab aber nicht nur kaum Bezugsquellen,<br />
sondern auch nahezu keine Naturgärten.<br />
Und da wiederum fehlte oft das nötige<br />
fachliche Knowhow. Wie baut man eine<br />
Trockenmauer? Wie entsteht ein Schwimmteich?<br />
Aus der immer professionelleren Arbeit<br />
entwickelten sich im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Fachfirmen, 1999 wurden die ersten fünf<br />
Fachbetriebe für Naturnahe Grün geprüft,<br />
vier davon existieren noch heute.<br />
2000-2010:<br />
Experimentelles Forschen<br />
Diese kommenden Jahre leiteten in die<br />
Ausprobier-Phase ein. Nun besaß man zwar<br />
Wildstauden; Saatgut und heimische Gehölze,<br />
aber wie damit erfolgreich arbeiten?<br />
Das Prinzip Nachhaltigkeit begann in die<br />
Idee stärker zu wirken. Was muss ich tun,<br />
um bei Bauten, Pflanzungen und Ansaaten<br />
langfristig die gewünschten Ergebnisse zu<br />
erzielen.<br />
Ab 2010: Öffnungsphase<br />
Inzwischen wissen wir schon sehr viel besser,<br />
was wir tun. War die Idee am Anfang angreifbar<br />
und auf wackeligen Füßen, so ist sie<br />
heute überall akzeptiert und integriert. <strong>Naturgarten</strong><br />
ist kein Fremdwort mehr, sondern<br />
gehört zum Alltag. Mit steigendem Selbstbewusstsein,<br />
der Nachfrage nach naturnahem<br />
Grün wächst auch die Offenheit gegenüber<br />
anderen Dingen. Der Verein suchte sich Kooperationspartner<br />
wie Bioland oder Naturgucker<br />
- und die Fachleute erweiterten ihre<br />
Arbeitsfelder. Alles Grün kann naturnah sein,<br />
wie die Praxisbeispiele der Fachbetriebe für<br />
naturnahes Grün belegen.<br />
Der Verein als Mitte eines<br />
immer stabileren Netzwerkes<br />
Der Verein hat dieses alles mit entstehen<br />
lassen und vernetzt. Es braucht Visionen,<br />
um einen derart langen Weg zu gehen,<br />
dazu Kraft, Mut, Geschick und Glück. All das<br />
hat der Verein gehabt und noch heute.<br />
Da ich der einzige noch Aktive aus der<br />
Gründerzeit bin, möchte ich allen, aber<br />
auch wirklich allen, die diesen Verein möglich<br />
gemacht haben, ihn geleitet, geführt,<br />
assistiert und unterstützt haben - auf die ihnen<br />
eigene Weise - von Herzen danken. Inzwischen<br />
ist der Verein stark genug, dass er<br />
nicht mehr an den Fäden einzelner hängt.<br />
Ich versichere Ihnen allen: Das Netzwerk ist<br />
stark, tragfähig und belastbar. Wir machen<br />
weiter so lange wir irgend können.<br />
Infos<br />
www.naturgarten.org<br />
www.naturgarten-fachbetriebe.de<br />
Im Internet gibt es eine ausführliche Vereinsgeschichte<br />
unter: http://www.naturgarten.org/derverein/naturgarteneuropa/<br />
Dr. Reinhard Witt,<br />
Biologe und Journalist,<br />
D-Ottenhofen. Fachbetrieb<br />
für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung),<br />
seit 1990 Vorstand<br />
des <strong>Naturgarten</strong> e.V., Tel. 08121 – 464 83<br />
reinhard@reinhard-witt.de<br />
Grüne Einöden – grüne Spinner<br />
In Wirklichkeit verlief die Rückkehr von<br />
„mehr Natur im Siedlungsraum“ vor etwa<br />
drei Jahrzehnten in der Schweiz etwas weniger<br />
spektakulär. Eine Handvoll Pioniere oder<br />
„grüne Spinner“, wie man sie damals gern<br />
nannte, hatte die Einöde satt, die sich dank<br />
viel Chemie, Kunstdünger und exotischen<br />
Pflanzen im Siedlungsbrei je länger je mehr<br />
festsetzte. Einer von ihnen, der Biologe Urs<br />
Die Schweizer<br />
<strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />
25 Jahre Geschichte<br />
Auf der Antenne des Nachbarhauses sitzt eines Tages ein Steinadler. Wenige Wochen später<br />
sind es zwei, die an einer geschützten Stelle am Kamin ihren Horst bauen und Junge aufziehen,<br />
denn Ratten und anderes Kleingetier gibt es genug in der Stadt Zürich. Kaum hat man sich<br />
etwas an sie gewöhnt, weiden hunderte von Hirschen das Stadtgrün ab und auf leisen Pfoten<br />
folgt der Wolf … „Die Rückeroberung“ heisst das Buch des schweizer Kabarettisten und Schriftstellers<br />
Franz Hohler, worin er dramatisch schildert, wie Natur in die Stadt Zürich zurückkehrt.<br />
Schwarz aus Solothurn, erinnerte sich an seine<br />
Jugendzeit, wo er als Förstersohn im Garten<br />
seiner Eltern die ersten Pflanzversuche<br />
gewagt hatte. Er erinnerte sich daran, wie es<br />
um ihn herum einst summte und brummte,<br />
wie das Grundstück voller Leben war.<br />
Etwas musste er tun gegen den drastischen<br />
Rückgang der Artenvielfalt von Flora und<br />
Fauna – die Idee von Ausgleichsflächen im<br />
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Siedlungsraum war geboren. „Das Schweizerische<br />
Mittelland z. B. ist arm an ökologischen<br />
Ausgleichsflächen. Man sollte wenigstens<br />
im Siedlungsraum vermehrt solche<br />
Flächen schaffen“ und „Rasen und Kunstrasen<br />
zeigen wenig Leben. Mit Dauerwiesen<br />
gelingt es uns, viele Pflanzen und Tiere in<br />
den Siedlungsraum zurückzugewinnen“,<br />
schrieb er in seinem 1980 erschienenen pionierhaften<br />
Buch „Der <strong>Naturgarten</strong>“. 1)<br />
Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />
Andreas Winkler aus Wängi bei Frauenfeld<br />
befasste sich in seinen Studien mit<br />
Umweltwahrnehmung und Landschaftsbewertung.<br />
Er gründete ein Landschaftsarchitekturbüro,<br />
welchem er später eine<br />
Wildstaudengärtnerei angliederte. Seine<br />
10 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 11
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
rege Kurs- und Vortragstätigkeit versetzte<br />
Menschen in Begeisterung, welche sich<br />
fortan für mehr Natur im Siedlungsraum<br />
engagierten. Noch heute tragen viele von<br />
ihnen die <strong>Naturgarten</strong>bewegung weiter.<br />
Zusammen mit Hans C. Salzmann, einem<br />
umweltsensibilisierten Wildbiologen, gab<br />
er 1986 das „<strong>Naturgarten</strong>handbuch für<br />
Praktiker“ heraus, das Standardwerk für<br />
Naturgärtner über viele Jahre hinweg. 2)<br />
Er schilderte darin die Wege zum naturnahen<br />
Garten und wurde oft recht deutlich.<br />
Sein Ansatz galt nun nicht mehr allein der<br />
Erhaltung und Förderung von Flora und<br />
Fauna, sondern dem Menschen selbst. Der<br />
Gifteinsatz von Spritzmitteln, Düngern und<br />
behandelten Materialien beunruhigte den<br />
ursprünglichen Chemielaboranten zutiefst.<br />
Zahlreiche Unfälle mit schweren Verletzungen<br />
oder sogar Todesfolgen von Kindern<br />
und Erwachsenen durch Schneckenvertilgungsmittel,<br />
Herbizide, Ameisengifte,<br />
Insektizide und Holzschutzmittel ließen ihn<br />
12 Natur & Garten Juni 2010<br />
am Nutzen und Wert von Gärten zweifeln. Er<br />
begann eine „Gartenkultur“ zu entwickeln,<br />
welche nicht auf vollendeter Architektur,<br />
sondern auf Werten wie ökologischer und<br />
sozialer Funktion beruhte. Gartenkultur<br />
im Sinne von Nutzen und Benutzen, von<br />
Spielen, Werken, Leben, Pflanzen, Säen,<br />
Ernten. Die auf den rund 20›000 Hektaren<br />
Zierrasenflächen der Schweiz verbrauchten<br />
Chemikalien nannte er „ …eine wahre Hexenküche<br />
von Pflanzenschutzmitteln. “Ausserdem<br />
wachse aus Sicht der Insekten in<br />
herkömmlichen Ziergärten nichts als Unkraut.<br />
Zwar böten die Exoten im Sommer<br />
einigen Nektar an, doch die Kinderstube<br />
der Insekten, die einheimischen Wirtspflanzen<br />
der Larven, fehlten. Alex Oberholzer<br />
und Lore Lässer befassten sich eingehend<br />
mit dem Einfluss von Naturgärten und naturnahen<br />
Spielplätzen auf die psychische<br />
und körperliche Entwicklung von Kindern<br />
und publizierten ihre Erfahrungen im Buch<br />
„Gärten für Kinder“.<br />
Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung machte auch<br />
vor dem BUWAL, dem Schweizerischen<br />
Bundesamt für Umweltschutz, nicht halt.<br />
Das Amt gab Mitte der Achtzigerjahre eine<br />
Studie über Umweltbelastungen durch<br />
Ziergärten und „stinkende und dröhnende<br />
Rasenmäher“ heraus. Dies rief nun wiederum<br />
einen Parlamentarier auf den Plan; er<br />
fragte den Bundesrat an, ob dem Schweizer<br />
nun auch noch sein sauberer Garten verboten<br />
werden solle: „Hält es der Bundesrat für<br />
richtig, dass in einseitiger ökologischer Betrachtungsweise<br />
der Freiraum des Bürgers<br />
durch staatliche Umwelterziehung noch<br />
mehr eingeengt wird?“<br />
Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />
organisiert sich<br />
Am 2. Februar 1985 gründeten Biologen,<br />
<strong>Naturgarten</strong>fachleute und weitere Interessierte<br />
unter der Patenschaft der Umweltverbände<br />
WWF Schweiz und Pro Natura<br />
Schweiz den „Verein für naturnahe<br />
Garten- und Landschaftsgestaltung VNG“.<br />
Der Zweck des Vereins wurde umschrieben<br />
mit „Vertretung der <strong>Naturgarten</strong>idee als<br />
Beitrag zur Erhaltung der einheimischen<br />
Fauna und Flora und ihrer Lebensräume;<br />
die Förderung der naturnahen Garten- und<br />
Landschaftsgestaltung; die Einhaltung ökologischer<br />
Arbeitsweisen in der Garten- und<br />
Landschaftsgestaltung (Planung, Bau- und<br />
Pflegearbeiten, Baumschulen und Staudenbetriebe).“<br />
Von Anfang an wurde auch<br />
Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
gross geschrieben, denn die Idee sollte sich<br />
möglichst rasch verbreiten.<br />
Weiterentwicklung der Idee<br />
In den letzten 25 Jahren ist die Entwicklung<br />
auch im <strong>Naturgarten</strong>bereich fortgeschritten.<br />
Die gestalterischen Ansprüche haben<br />
mehr Stellenwert, das Wissen um Wildpflanzen<br />
und ihre Verwendungsmöglichkeiten<br />
sowie ihre Standortansprüche ist gestiegen.<br />
Neue, ökologisch vertretbare Materialien<br />
(PVC-freie Teichfolien und Flachdachabdeckungen,<br />
gewisse Metalle, Glas, unbehandeltes<br />
Holz) geben mehr Spielraum. Ak-<br />
tuelles Wissen und neue Erkenntnisse hat<br />
VNG-Fachmann Peter Richard in seinem<br />
Buch „lebendige Naturgärten“ zusammengetragen<br />
und der breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. 5)<br />
Zusammenschluss VNG mit bioterra<br />
2004 Jahr beschlossen die Mitglieder an<br />
der Delegiertenversammlung, dem Kürzel<br />
VNG eine neue Bedeutung zu geben und<br />
aus dem etwas komplizierten „Verein für<br />
naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung“<br />
einen zukunftstauglichen „Verband<br />
Natur Garten“ entstehen zu lassen. Der<br />
VNG bestand damals aus ca. 1200 Mitgliedern.<br />
2008 schloss sich der VNG mit den Biogärtnereien<br />
und bioterra zusammen und<br />
die <strong>Naturgarten</strong>bewegung tritt nun neu<br />
unter dem Label „bioterra“ auf. Bioterra ist<br />
ein Verein mit über 12 000 Mitgliedern, der<br />
seine Ursprünge in der Biolandwirtschaft<br />
hat. Inhaltlich sind sich die beiden Organisationen<br />
in den letzten Jahren deutlich<br />
näher gekommen, die Kernanliegen<br />
überschneiden sich in vielen Dingen. Folgende<br />
Aspekte motivierten uns zu diesem<br />
Schritt:<br />
„Wenn wir heute anfingen, würden wir<br />
vermutlich von Anfang an gemeinsam<br />
marschieren...“<br />
Gemeinsam gewinnt man mehr (politische)<br />
Macht.<br />
Gemeinsam kann die Effizienz wesentlich<br />
gesteigert werden.<br />
Gemeinsam ist das Wachstumspotential<br />
größer.<br />
Gemeinsam ist eine Expansion in die Suisse<br />
Romande möglich.<br />
Gemeinsam ist die Kooperation mit den<br />
„großen“ Verbänden WWF und Pro Natura<br />
weniger ungleichlastig.<br />
Der Kunde hat alle Aspekte rund um Ökologie<br />
im Garten in einem Verband vertreten<br />
Anbieter (Fachbetriebe naturnaher Gartenbau,<br />
Wildpflanzen-Gärtnereien, Kursleiter)<br />
und Kunden sind zusammen in einer Organisation<br />
Fachbetriebe bioterra<br />
Die ehemaligen VNG Fachbetriebe arbeiten<br />
nach wie vor unter den strengen ökologischen<br />
Richtlinien jedoch neu unter dem<br />
Label „bioterra“. Es sind dies 42 Betriebe die<br />
zusammen ca. 200 Mitarbeitende und 37<br />
Lehrlinge beschäftigen. Pro Jahr legen sie<br />
gegen 100 neue naturnahe Anlagen an, ändern<br />
rund 450 konventionelle in naturnahe<br />
ab und pflegen über 1›500 Grünanlagen.<br />
Im Winter 08/09 wurde von diesen Betrieben<br />
in über 2.000 Stunden Fronarbeit der<br />
grösste öffentliche Naturschaugarten der<br />
Schweiz erstellt. In Uffikon ist an prominenter<br />
Lage mit Weitsicht in die Berge ein<br />
Ort entstanden, der durch seine magische<br />
Kraft zu einem Anziehungspunkt für Kunst-<br />
und Naturinteressierte geworden ist (Infos:<br />
www.tempelhof-uffikon.ch)<br />
Weitere Infos zu bioterra finden Sie unter<br />
www.bioterra.ch<br />
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Buchhinweise:<br />
1) Der <strong>Naturgarten</strong>; Urs Schwarz, Wolfgang<br />
Krüger-Verlag 1980 (vergriffen)<br />
2) Das <strong>Naturgarten</strong>handbuch für Praktiker;<br />
Andreas Winkler, Hans C. Salzmann,<br />
AT-Verlag 1986 und 1991 (vergriffen)<br />
3) Ein Garten für Tiere; Alex Oberholzer<br />
und Lore Lässer, Ulmer Verlag 1997<br />
4) Gärten für Kinder; Alex Oberholzer<br />
und Lore Lässer, Ulmer Verlag 1995,<br />
neu überarbeitet und gestaltet 2003<br />
5) Lebendige Naturgärten planen,<br />
gestalten, pflegen; Peter Richard,<br />
AT Verlag 2002<br />
Rolf Heinisch, Dipl. Ing.<br />
Landschaftsarchitektur,<br />
naturnaher Planer<br />
bei ecovia. Ehemaliger<br />
Präsident Verband Natur<br />
Garten und heutiger<br />
Vizepräsident bioterra, CH- Geuensee. Seit 20<br />
Jahren mit naturnahem Grün beschäftigt.<br />
Tel: +41 (0)41 921 80 30, heinisch@ecovia.ch<br />
Natur & Garten Juni 2010 13
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
20 Jahre Stiftung Oase<br />
Eine assoziative Bildergeschichte<br />
Menschen, Projekte, Emotionen<br />
und Träume der holländischen<br />
<strong>Naturgarten</strong>bewegung erwachen<br />
in diesen Bildern zum<br />
Leben.<br />
Unsere Geschichte fängt an mit einem Bild<br />
des Mosaiks im organisch-geschwungenen<br />
Lehmpavillon in Beuningen (in der Nähe<br />
von Nimwegen, dort wo sich 16 Jahre die<br />
Geschäftsstelle der Stiftung befand). Dutzende<br />
Scherben, gefunden im Hauptpfad<br />
des Oasegartens, in dem sich der Pavillon<br />
befindet.<br />
Scherben des Hausrates (Teller, Tassen, Fliesen…),<br />
den man im Recyclingbruch findet.<br />
Wiederentdeckt und gesammelt durch den<br />
Künstler und Freund Henk Hage, Mitbewohner<br />
im ehemaligen Kloster in Beuningen,<br />
unweit des Stromes, der hier Waal heißt,<br />
vielen aber bekannter ist als der Rhein.<br />
Verarbeitet zu einem schönen, fließenden,<br />
offenen Mosaik, “Steinbach“ – Steenbeek<br />
genannt. Schönheit aus Schutt.<br />
Symbol auch für die Vielfalt, die Offenheit<br />
und den Farbreichtum freisinniger Leute<br />
und Ideen innerhalb der Oasebewegung,<br />
den ’Freunden naturreicher Parks, Gärten<br />
und Grünanlagen‘ ( mehr als 1000 Leute in<br />
den Niederlanden).<br />
Es folgt ein Bild des durch Wildblumen umsäumten<br />
Hauptweges im 3000 m² großen<br />
Garten, und dann eine Fotocollage mit Bildern<br />
des Vorgängers, einem verwahrlosten<br />
Skulpturengarten (bis 1992) und Fotos der<br />
ersten Modellierung bzw. Bepflanzung des<br />
jungen Oasegartens (1994/1995).<br />
Aquarellzeichnungen unseres Irakischen<br />
Freundes Karim zeigen den Gartenplan<br />
und zwei Gartenimpressionen.<br />
Ein Abstecher zur vorigen Arbeit: In den<br />
‘80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts arbeiteten<br />
wir in einem großen öffentlichen<br />
<strong>Naturgarten</strong> (6 ha.) in Muntendam, Provinz<br />
Groningen. Eine Luftaufnahme zeigt die<br />
heutigen Erweiterungen auf 50 ha. angeregt<br />
durch uns, ausgeführt durch unseren<br />
Staatsforstbetrieb. Wie eine kleine Oase<br />
zum Naturschutzgebiet in einer Kartoffelwüste<br />
wachsen kann. Ein wichtiger Schritt,<br />
ein Zeichen für wachsenden Optimismus<br />
(nicht nur) in unserem eigenen Lebenslauf!<br />
Eine Fotocollage mit 8 kleinen Fotos von<br />
sehr unterschiedlichen öffentlichen Naturgärten<br />
und –Parks in den Niederlanden<br />
zeigt eine Tradition, die nun schon 85 Jahre<br />
währt! Und eine “Quellen-Collage“ mit Portraits<br />
von einigen unserer sehr geschätzten<br />
Wildsamen- und Pflanzenzüchter, u.a. unseres<br />
lieben Freundes Rob Leopold, 2005 viel<br />
zu früh gestorben.<br />
Als Ehrbeweis an diese Züchter dann eine<br />
Serie schöner Gartenimpressionen mit<br />
Blumenwiesen, Feuchtufern voller wilder<br />
Orchideen und einem Foto des Schmetterlingshügels<br />
im Oasegarten (25 Tonnen Bauschutt,<br />
verarbeitet zu einem einzigartigen<br />
Gartenteil mit schmalen Pfaden, Treppen,<br />
Plätzchen etc. und 100 Arten Wildpflanzen<br />
fur Insekten).<br />
Eine Kopie aus einer englischen Gartenzeitschrift<br />
zeigt das internationale Interesse<br />
für unseren Garten ab Ende der ’90 Jahre<br />
des vorigen Jahrhunderts. Artistic ecology<br />
nannten die Englander unseren Gartenstil.<br />
Hochsommerliche Bilder eines Gartenfestes<br />
(10 Jahre Stiftung Oase) und dem Besuch<br />
einer Gruppe Schüler aus Schijndel, Nord-<br />
Brabant, symbolisieren die Vielfalt der Besucher,<br />
aber auch die Folgen manchen Gartenbesuches:<br />
die Schüler, und vor allem ihr<br />
Lehrer Anton Hellings, filmten den Garten<br />
als Beispiel für Schulhofträume im eigenen<br />
Dorf (mit Erfolg!).<br />
Es folgen Fotos von Anton in einer Schulblumenwiese<br />
in Dietenhofen (Exkursion<br />
unter Leitung von Reinhard Witt) und ein<br />
erster Eindruck seines eigenen Schmetterlingshügels<br />
(Ikarushügel). Zwei Bilder eines<br />
eindrucksvollen Schutthügels in dem Garten<br />
eines Naturzentrums in Utrecht, gebaut<br />
von einem ehemaligen Mitarbeiter des Oase<br />
Gartens bzw. des schönen Steinfußbodens<br />
aus Abfallsteinen im Oase Pavillon zeigen<br />
noch eindrucksvoller den Einfluss des niederländischen<br />
Künstlers, Philosophen und<br />
Baumeisters mit Recyclingmaterial, Louis<br />
Le Roy (Foto in seiner Öko-Kathedrale in<br />
Mildam). Alles hängt mit allem zusammen.<br />
Auch im farbreichen und üppigen Vorgarten<br />
des Oase-Informationsladens ist viel Le<br />
Roy-Einfluss sichtbar, aber auch die Hilfe<br />
von vielen niederländischen ökologischen<br />
Gärtnern des aus der Stiftung Oase gewachsenen<br />
Vereins Wilde Weelde, in dem<br />
die niederländischen Naturgärtner, Wildsamen-<br />
und Pflanzenzüchter, <strong>Naturgarten</strong>planer<br />
und –Berater usw. seit 1994 organisiert<br />
sind (momentan 168 Betriebe).<br />
Mit einem Foto unseres Vorstandes im Hintergrund<br />
erzählen wir mehr über die Arbeitsweise<br />
dieser Gruppe von 7 Freunden,<br />
alle Spezialisten in einer der Fachdisziplinen<br />
unserer Arbeit. Den guten Zusammenhalt,<br />
die fließenden Bewegungen in unserer<br />
Arbeit symbolisiert nach unserer Meinung<br />
kaum etwas besser als die Waal, 800 m entfernt<br />
von unserem Garten bzw. Wohn- und<br />
Arbeitsraum. „Man kann nicht zweimal in<br />
denselben Fluss treten, denn es ist immer<br />
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
wieder neues Wasser, das einem entgegen<br />
strömt.” (Heraclitus)<br />
Vier Fotocollagen verschaffen einen ersten<br />
Eindruck der Arbeit, Exkursionsziele<br />
etc. der 3 Oase-Netzwerke Wilde Weelde<br />
(Fachgruppe Naturreiche Umgebung), der<br />
Fachgruppe <strong>Naturgarten</strong>pflege (öffentliche<br />
Parks) und Springzaad (mehr Raum für Natur<br />
und Kinder).<br />
Anhand der Spielmöglichkeiten in der ‘echten<br />
Natur‘ entlang des Flusses versuchen<br />
wir die Naturentfremdung zu vieler Kinder<br />
zu verdeutlichen: Kinder wandern bei uns<br />
fast nur noch mit Eltern und Betreuern in<br />
Natur – und auch das immer weniger. Obwohl<br />
es da so viel zu erleben, spielen und<br />
bewegen gibt!<br />
14 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 15
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Eine Fotocollage von Schulhöfen im Dorf<br />
zeigt die Öde der Räume erschütternd. Aber<br />
es gab auch schon in den ‘70-er Jahren des<br />
vorigen Jahrhunderts Ausnahmen, Pioniere<br />
der Naturerlebnisräume in z.B. Zwolle und<br />
Haarlem.<br />
Und dann folgt eine Fotocollage der in Holland<br />
weltberühmten Speeldernis in Rotterdam.<br />
Abenteuerlich, naturreich, spannend<br />
und lehrreich! Ein Foto eines Abenteuerspielplatzes<br />
am Käthe Kollwitz Platz in Berlin<br />
zeigt die Verwandtschaft mit früheren<br />
´alternativen´ Spielräumen, wie z.B. Abenteuerspielplätze.<br />
Ein Sprung zu unseren internationalen Begegnungen,<br />
die soviel Einfluss auf unsere<br />
Arbeit und die vieler Kollegen hatte und<br />
hat: ein Bild der Umschläge des kleinen<br />
Büchleins von Alex Oberholzer & Lore Lässer,<br />
``<strong>Naturgarten</strong>``, ein Besuch in Solothurn<br />
und Umgebung, auf den Spuren der<br />
Oberholzer -Kreationen. Und der Wittschen<br />
Blumenseen in bayrischen Schuloasen.<br />
Ein Blick auf einen halben Meter deutschsprachige<br />
<strong>Naturgarten</strong>literatur als Hinweis<br />
auf den Einfluss. Und der Einfluss auf die<br />
gewünschten Eigenschaften gut eingerichteter<br />
Schulräume (Vielseitige Bewe-<br />
gung, Ruhe und Geborgenheit, Kreativität<br />
/ schöpferische Gestaltung und Naturerlebnisse,<br />
Manfred Pappler).<br />
Immer auf der Suche nach internationalen<br />
Einfluss-Sphären – lehrreiche Reisen nach<br />
Berlin, Freiburg, Süd-England, Marokko,<br />
Finnland – und auch immer wieder überrascht<br />
durch Schulgrün und Erlebnisräume.<br />
Ein Foto mit einem bronzenen Star als Intermezzo:<br />
Den Preis bekamen wir 2006<br />
als Anerkennung unserer jahrelangen Oasearbeit<br />
verliehen. Der Jac. P. Thijssepreis,<br />
eine passendere Anerkennung können<br />
wir uns immer noch nicht vorstellen. Eine<br />
große Ehre! Es sorgte auch für breitere<br />
Anerkennung im Land und von unserem<br />
Landwirtschaftsministerium, das ein Buch<br />
und schöne Fotocollagen mitfinanzierte,<br />
aber auch die nötigen Reisen dafür bezahlte.<br />
Und einen Tag stellten sie uns auch ihr<br />
Repräsentationsgebäude in Baarn, Schloss<br />
Groeneveld zur Verfügung. Es wurde ein<br />
unvergesslicher Springzaad -Tag! Es folgen<br />
Impressionen des Buches, der (Herstellung<br />
der) Fotocollagen etc.<br />
Und die Fotocollagen, die Schautafeln sind<br />
unheimlich wichtig beim Vermitteln von<br />
neuen, anderen Bildern. Zu vielen Menschen<br />
fehlen heutzutage – in der rasend<br />
schnell zunehmenden Verstädterung -<br />
schon die einfachsten, selbstverständlichsten<br />
Naturbilder und –Erfahrungen.<br />
Als abschreckendes Beispiel zeigen wir<br />
eine gänzlich leere, kahle Spielfläche<br />
(Oberstock) einer supermodernen Kindertagesstatte<br />
im Stadtviertel Leidsche Rijn<br />
bei Utrecht. Direkt danach, zur Besänftigung,<br />
eine vergleichbare Situation in Den<br />
Haag-Scheveningen, wo man den Spielraum<br />
auf dem Dach grün und phantasievoll<br />
eingerichtet hat. Und gleich drei weitere<br />
sehr unterschiedliche Spielsituationen in<br />
grün-abenteuerlicher Atmosphäre bzw. als<br />
Intermezzo ein Aktionsbild: Baumstämme<br />
schleppende Springzaad-Aktivisten während<br />
eines Workshops mit Stefan Wrobel<br />
auf einem Schulhof in Maastricht. Internationale<br />
Zusammenarbeit!<br />
Holland spezifische Impressionen zeigen<br />
wir am Beispiel eines Naturerfahrungsgeländes<br />
im Uferbereich eines ehemaligen<br />
Gezeitenflusses in Süd-Holland (Rotterdam-Hoogvliet).<br />
Kurz nach der naturtechnisch<br />
hochentwickelten Realisation bzw.<br />
schon abenteuerlich grün nach nur einem<br />
Jahr (Weiden!).<br />
Und noch ein Novum: 2009 wurde in den<br />
Niederlanden im Rahmen der Entente Florale<br />
ein Wettbewerb für die schönste Spielnatur<br />
ausgeschrieben. Zur Überraschung fast<br />
aller Beteiligten wurde ein Naturspielplatz<br />
im fernen Nord-Groningen, Harkstede, mit<br />
dem ersten Preis belohnt. Wir zeigen 3 Bilder<br />
aus derselben Perspektive: entdeckende,<br />
spielende Kinder direkt nach der Realisation,<br />
alles noch kahl, im ersten grünen<br />
Sommer und im letzten Winter mit vielen<br />
Kindern, die endlich mal wieder Schlitten<br />
fahren können.<br />
Dieselbe Gemeinde Slochteren ist übrigens<br />
‘still und heimlich‘ mit einer konsequent<br />
anderen, ökologischen Grün- und Spielpolitik<br />
aktiv. Der Einfluss unserer Ausbildung<br />
zum ökologischen Gärtner (die verantwortlichen<br />
Leute haben 2007-2008 teilgenommen<br />
an dieser Ausbildung)?<br />
In den nächsten Bildern schneiden wir Ausbildungs-<br />
und Exkursionsthemen an, aber<br />
auch die Gründungsversammlung einer<br />
Flämischen Abteilung unseres Netzwerkes<br />
Springzaad! (30.5.2009) Ein Eindruck der<br />
Angenehmen Wildnis in Gent (ein großer<br />
Stadtviertelpark mit schönem Naturspielgrün)<br />
dient als Vorbild für die belgischen<br />
Entwicklungen.<br />
Mit Impressionen unserer sehr erfolgreichen<br />
Ausbildung “Elyseum“ (zum ökologischen<br />
Gartner), die momentan schon zum<br />
dritten Male stattfindet und ab 2010 auch<br />
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Leben ist Vielfalt und Schönheit. Das bewusste<br />
Erleben der Natur kann ein Schlüssel zum<br />
Naturverständnis und zu uns selbst sein.<br />
einen südlichen Ableger in Maastricht haben<br />
wird, schließen wir die Präsentation<br />
fast ab.<br />
Es folgen noch Bilder des Umzuges der Oase-Geschäftsstelle<br />
von Beuningen (Gelderland,<br />
bei Nimwegen) ins 222 km weiter<br />
nordwestlich gelegene Den Hoorn auf der<br />
Insel Texel. Natürlich konnten wir es nicht<br />
lassen, Euch zu zeigen, wie herrlich große<br />
Teile unserer Insel sind, und dass wir uns<br />
innerhalb eines Jahres auch schon wieder<br />
umschauen nach neuen Projekt-Perspektiven<br />
auf ‘unserer‘ Insel.<br />
Willy Leufgen &<br />
Marianne van Lier.<br />
Gründer und 20 Jahre<br />
lang Leiter von Oase,<br />
der niederländischen<br />
Partnerorganisation.<br />
NL- Den Hoorn, Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />
info@stichtingoase.nl oder info@springzaad.nl<br />
16 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 17
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Seele und Beine baumeln<br />
lassen am Naturteich<br />
„Naturnahes Österreich?“<br />
Die letzten 20 Jahre im Zeitraffer.<br />
Die wirklich wichtigen Dinge kommen immer<br />
aus Österreich: der Walzer, Sachertorte<br />
und Falko. Trifft das auch auf die naturnahe<br />
Freiraumgestaltung zu?<br />
Eines spricht für uns Österreicher, wir sind<br />
ein bissl schlampig, nicht so genau wie die<br />
Deutschen, g’mütlicher, das lässt vermuten,<br />
dass wir nicht jedem „Unkraut“ den Garaus<br />
machen und weniger Chemie in unsere<br />
Freiräume verbringen. Letzteres stimmt<br />
nicht wirklich:<br />
Wir kippen 0,04 to/km²/Jahr in die<br />
Landschaft. Ihr bringt es auf 0,1 to/km²/<br />
Jahr! Tja, die deutsche Gründlichkeit!<br />
Etwa 10% der „Pflanzenschutzmittel“<br />
werden von privaten Händen verstreut.<br />
In Österreich wird 14% der gesamten<br />
landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
biologisch bewirtschaftet<br />
In Deutschland 5%<br />
EU-weit 3,2%<br />
Ok, darauf dürfen wir jetzt stolz sein!<br />
©Polak<br />
Daraus irgendwelche quantitativen Schlüsse<br />
auf naturnahe Freiraumgestaltung zu<br />
ziehen wäre ein Syllogismus. (Ihr wisst<br />
schon: ein Hund hat 4 Beine, eine Katze hat<br />
4 Beine, also ist mein Hund eine Katze)<br />
Also versuche ich mich mit Hilfe persönlicher<br />
Erfahrung an das Thema anzuschleichen.<br />
1980 _ existierte das Wort „<strong>Naturgarten</strong>“<br />
noch nicht, es gab nur einige EinzelkämpferInnen<br />
wie Werner Gamerith. Dann<br />
noch Naturschutzaktionen, z.B. gegen<br />
Zersiedung der Landschaft, Hundertwassers<br />
Veitchii-Aktion, die Tümpelbroschüre<br />
und Guerilla-Gardening der Naturschutzjugend<br />
(Teiche in unschuldige öffentliche<br />
Parkanlagen graben) und schließlich mein<br />
persönlicher „Erstkontakt“: ich hielt als<br />
frischg`fangtes und ahnungsloses Erstsemester<br />
einen <strong>Naturgarten</strong> - Vortrag an der<br />
Universität für Bodenkultur. Blieb nicht<br />
ganz unwidersprochen.<br />
1984 _ Hainburg und Co, Besetzungen<br />
waren die events der frühen 80er, clubbings<br />
quasi, und schufen doch eine gewisse<br />
positive Grundhaltung zu unserer schönen<br />
heimischen Natur<br />
1985 _ wurde der selbstverwaltete Betrieb<br />
„Biotop“ gegründet mit dem Slogan<br />
„Wir machen aus Gärten Lebensräume“. Die<br />
Königsidee, der Schwimmteich, die der Firma<br />
zum rasanten Aufstieg verhalf, stammt,<br />
muss ich leider, leider zugeben, aus dem<br />
Jahr 1983 und von einer Schulklasse aus<br />
dem platten Norddeutschland.<br />
1990 _Weitere EinzelkämpferInnen wie<br />
Miriam Wiegele und Marlies Ortner, die Arche<br />
Noah; dann: Gründung der Firma „<strong>Naturgarten</strong>“,<br />
jetzt ist Weihrauch angesagt.<br />
Immerhin waren wir, wie das berühmte<br />
gallische Dorf fast Jahrzehnte lang die einzigen,<br />
die Wildpflanzen in Bioqualität produzierten<br />
und die gesamte Palette der naturnahen<br />
Gartengestaltung anboten<br />
1999 _ die Natur-im-Garten-Aktion der<br />
Niederösterreichischen Landesregierung<br />
sprang auf den Zug auf. Mit dem Geld des<br />
Umwelt- und Finanzlandesrates wurde eine<br />
Informationsmaschine aus dem Boden gestampft:<br />
Alles in allem eine tolle Aktion,<br />
wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern<br />
2000 _ wurde im Rahmen des ÖISS der<br />
Arbeitskreis Schulfreiräume gegründet, der<br />
auf allen Ebenen die Implementierung naturnaher<br />
Schulgärten vorantreibt.<br />
2002 _ nahm sich das Land Oberösterreich<br />
des Themas an: Die Aktion „Wege zur<br />
Natur im Garten“ der Naturschutzabteilung<br />
der Landesregierung, Ausführung DI<br />
Kumpfmüller, fördert naturnahe Privatgärten,<br />
Schulhöfe und – bisher einmalig in Österreich<br />
– Betriebsflächen.<br />
2009 _ schlossen sich die wesentlichen<br />
<strong>Naturgarten</strong> – ProponentInnen zum<br />
„Netzwerk <strong>Naturgarten</strong>“ zusammen, im<br />
Moment mit den Schwerpunktregionen<br />
Ober- und Niederösterreich, aber mit dem<br />
Ziel, ganz Österreich mit Naturgärten zu<br />
überschwemmen.<br />
Soweit zur Historie,<br />
nun noch zu ein paar Themen:<br />
Wildpflanzen: die niederösterreichische<br />
Natur-im-Garten-Aktion hat zahlreiche<br />
Partnerbetriebe, die tatsächlich<br />
Wildarten anbieten. Die reale Verfügbarkeit<br />
ist nicht klar, auch ob es sich um Arten oder<br />
Auslesen, bzw. Formen wie „compactum“<br />
handelt, und wo Saatgut bzw. Mutterpflanzen<br />
herkommen. Zum Drüberstreuen eine<br />
Umfrage der OÖ Landesregierung, was die<br />
Bevölkerung so unter heimischen Pflanzen<br />
versteht: Obst, Rosen, Flieder. In Oberösterreich<br />
entstand im Vorjahr die Broschüre<br />
„heimische Wildpflanzen für unsere Gärten“,<br />
in der wir über 200 Arten aufgelistet haben,<br />
die für die meisten Standorte verwendet<br />
werden können. Einige Betriebe produzieren<br />
bereits nach diesen Listen.<br />
Pioniere unterwegs – zwischen gestern und morgen<br />
Es gibt bis dato keine gültige Klassifizierung<br />
von heimischen Pflanzen und regionaler<br />
Herkunft. Für Saatgut ist das gerade in Arbeit,<br />
siehe Referat Karin Böhmer.<br />
Gestaltung: die „gefühlte“ Nachfrage<br />
nach Naturgärten ist im Steigen,<br />
Teiche und Schwimmteiche: Von<br />
den Anfängen des Teichbaus bis zu den<br />
technisierten Schwimmteichen der 10er<br />
Jahre des 21. Jahrhunderts war ein weiter<br />
Weg. Stammte die Ursprungsidee zwar aus<br />
Deutschland, so wurde das Produkt doch<br />
in Österreich marktfähig gemacht und<br />
deutsche Firmen erwarben Lizenzen bei<br />
österreichischen. Renommierte SchwimmteichbauerInnen<br />
schlossen sich zu einem<br />
Verband zusammen. Eine ÖNORM ist fast<br />
fertig, sie definiert die verschiedenen 5 Arten<br />
von Schwimmteichen.<br />
Wenn man die Begriffe „Schwimmteich &<br />
Österreich“ googelt, erhält man rund 26<br />
000 Treffer, für Deutschland 38 000. Aus<br />
dem Studium dieser websites und einer<br />
Zählung eigener Projekte komme ich zu<br />
dem Schluss, dass es in Österreich etwa<br />
7000 Schwimmteiche geben wird, die<br />
„Grauzone“ der SelberbauerInnen nicht berücksichtigt.<br />
Generell sind die Begriffe „<strong>Naturgarten</strong>“<br />
und „Schwimmteich“, wenn auch mit Interpretationsspielräumen,<br />
gut kommuniziert;<br />
was in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
noch mühsame Erklärungsarbeit<br />
war, versteht sich jetzt von selbst.<br />
Dipl. Ing. Paula Polak,<br />
<strong>Naturgarten</strong>planerin und<br />
Schwimmteichexpertin<br />
aus A - Mauerbach, seit<br />
1987 mit Naturgärten<br />
beschäftigt.<br />
Tel: 0043 699 122 82 750<br />
www.paulapolak.com<br />
office@paulapolak.com<br />
18 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 19
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
Die Geschichte der Blumenwiesen<br />
in der Schweiz:<br />
30 Jahre dazugelernt<br />
und noch lange nicht<br />
am Ziel!<br />
Seit 30 Jahren werden in der Schweiz in größerem<br />
Umfang Blumenwiesen angelegt.<br />
1980:<br />
Der Urknall<br />
Anfangen hat alles anlässlich der Bundesgartenschau<br />
„Grün 80“ in Basel. Bunte<br />
Blumenfelder, durchsetzt von feuerrotem<br />
Klatschmohn und tiefblauen Kornblumen,<br />
zogen tausende von Besuchern in ihren<br />
Bann. Jedermann wollte jetzt auch so eine<br />
Blumenwiese in seinem Garten haben. In<br />
den folgenden Jahren wurden ungezählte<br />
Blumenwiesen in Gärten und in Parkanlagen<br />
angesät. Die Mischungen verdienten<br />
aber den Namen „Wildblumenwiesen“<br />
noch keineswegs. Es waren Kompositionen<br />
aus landwirtschaftlichen Gräsern, aus<br />
Gartenpflanzen, Pionierpflanzen und aus<br />
einjährigen Ackerblumen. Die Anlagetechnik<br />
und die Pflege der Wiesen waren noch<br />
unbekannt. Die Blumenwiesen konnten die<br />
großen Erwartungen nicht erfüllen und die<br />
Enttäuschung der Kundschaft war groß.<br />
1984:<br />
Eigene Saatgutvermehrung<br />
Auf dem internationalen Markt waren<br />
Wildblumensamen sehr rar. Man erhielt<br />
eine schlechte Qualität, falsche Unterarten<br />
und Zuchtformen. Deshalb begannen die<br />
großen Samen-Handelsfirmen eine eigene<br />
Saatgutproduktion aufzubauen. Der Weg<br />
war lang und steinig und erst Mitte Neunziger<br />
war genügend CH-Saatgut der wichtigsten<br />
Wiesenblumenarten verfügbar.<br />
Unsere Vergleichstests zeigten, dass das<br />
einheimische Wildsaatgut der internationalen<br />
Handelsware in jeder Hinsicht überlegen<br />
war.<br />
1987:<br />
Erste (fast) „richtige“ Wiesenmischung<br />
Mit der „Wildblumenwiese Original“ brachte<br />
UFA-Samen die erste gute Samenmischung<br />
auf den Markt. Sie enthielt ausschließlich<br />
ausdauernde Wiesenblumen<br />
und Wiesengräser. Die Mischung entsprach<br />
dem Vorbild der natürlichen Fromentalwiese<br />
(Glatthaferwiese). Diese Mischung<br />
konnte auf jedem Boden im Mittelland<br />
ausgesät werden. Vorbei waren die Zeiten<br />
der Ausmauerungs-Übungen. Die Mischung<br />
wurde zu einem Verkaufserfolg,<br />
trotz zwei gravierender Schönheitsfehler:<br />
1. Das Saatgut für die Mischung wurde<br />
noch immer auf dem internationalen<br />
Saatgutmarkt eingekauft.<br />
2. Die Mischung enthielt, aus lauter Respekt<br />
vor hoch wachsenden Gräsern,<br />
noch kein Fromental (Glatthafer).<br />
1991:<br />
Erste Wildblumenwiese, bestehend aus<br />
100% einheimischen Wiesenblumen<br />
Dank riesiger Anstrengungen in der eigenen<br />
Saatgutproduktion konnte UFA-Samen<br />
1991 die erste Wildblumenwiese anbieten,<br />
die zu 100 % aus einheimischen Wiesenblumen<br />
bestand. Die Gräser waren aber noch<br />
Echt einheimisch: Saatgutgewinnung auf großen<br />
Vermehrungsflächen<br />
immer Zuchtsorten aus dem Handel. Dennoch<br />
schaffte diese Mischung den Durchbruch.<br />
Der gesamte Saatguthandel fühlte<br />
sich gezwungen, ebenfalls CH-Mischungen<br />
anzubieten und eigenes Saatgut produzieren<br />
zu lassen.<br />
1992:<br />
Direktzahlungsverordnung, amtliche Feldkontrolle<br />
und AGFF-Gütezeichen<br />
Die Produkte-unabhängigen Direktzahlungen<br />
des Bundes machten artenreiche<br />
Heuwiesen auch für die Landwirtschaft attraktiv.<br />
Um die Qualität der Neuansaaten<br />
sicher zu stellen, wurde für die Wildblumensaatgut-Produktion<br />
eine amtliche Feldkontrolle<br />
eingeführt. Nur wer die entsprechenden<br />
Vermehrungsflächen vorzeigen<br />
konnte und die hohen Qualitätsanforderungen<br />
erfüllte, erhielt das AGFF- Gütezeichen<br />
und wurde berechtigt, Ökowiesen-<br />
Saatgut anzubieten.<br />
Bestimmungsübungen in artenreichen Wildblumenwiesen<br />
2005:<br />
Erste Wiesenblumenmischung bestehend<br />
aus 100 % einheimischen Wildblumen<br />
und Wildgräsern („G“- Mischung)<br />
Die ersten „G“- Mischungen waren nicht<br />
ganz billig (sie sind es bis heute nicht).<br />
Doch die öffentliche Hand und die führenden<br />
Gartenbauer ließen sich von der Idee<br />
überzeugen. Immer öfter fand man solche<br />
Top-Blumenwiesen-Mischungen in wichtigen<br />
Ausschreibungen. Und wieder war es<br />
ähnlich wie in den Jahren1985 und 1991.<br />
Nur wer den Trend zu gesamtheitlich guten<br />
Mischungen mitmachte, blieb am Markt.<br />
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
20 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 21<br />
2010:<br />
Stand heute<br />
Standortgerechte, richtige Wiesenblumenwiesen<br />
sind im Gala-Bau, in Naturschutzgebieten<br />
und in der Landwirtschaft ein<br />
fester Bestandteil. Der Trend zu guten Mischungen<br />
mit regionalem Charakter (Spezialmischungen)<br />
hält an.<br />
Das Ziel, ausschließlich gute Wiesen anzulegen,<br />
ist aber noch lange nicht erreicht. Es<br />
braucht noch viel Forschungsaufwand zu<br />
den Themen Pflanzensoziologie, Anbautechnik<br />
und Pflege. Viele wichtige Wildblumen-<br />
und Wildgräserarten können noch zu<br />
wenig rationell vermehrt werden. Von vielen<br />
wichtigen Arten fehlen die regionalen<br />
Herkünfte. Und die ganze Dokumentation<br />
und Überwachung der einheimischen Saatgutproduktion<br />
stellt den Schweizer Samenhandel<br />
vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Fazit<br />
Der Start zu guten artenreichen Wiesen ist<br />
geglückt. Wir bleiben dran…<br />
Dipl. Ing. Johannes Burri.<br />
Versuchsleiter bei UFA-Samen<br />
in CH - 8401 Winterthur.<br />
Seit 1981 mit Blumenwiesen<br />
beschäftigt.<br />
Tel. +41 – (0) 52 – 264 24 34<br />
johannes.burri@fenaco.com
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
Blumenwiesensaatgut in Österreich<br />
Ein langer Weg zu Qualität<br />
und Regionalität<br />
Die Ausgangslage ist in ganz Mitteleuropa<br />
ähnlich. Die vielfältigen Lebensräume in<br />
unseren Kulturlandschaften, wie Blumenwiesen,<br />
liegen kleinflächig und verinselt<br />
inmitten großer eintöniger und artenarmer<br />
Flächen. Auch in den großflächigen, eintönigen<br />
Landschaften gibt es viele Standorte,<br />
wo Blumenwiesen gut hinpassen und<br />
für den Menschen viel Nutzen bringen<br />
könnten. Das sind die Verkehrsbegleitflächen<br />
ebenso wie Hausgärten, Gewerberandflächen<br />
und Blühstreifen in Ackergebieten.<br />
Durch die Beerntung und den Verkauf<br />
des Blumenwiesensaatgutes werden bestehende<br />
Wiesen erhalten und deren Vielfalt<br />
verbreitet.<br />
Die Herausforderung dabei ist die Förderung<br />
größtmöglicher Vielfalt. Jede bestehende<br />
Blumenwiese erhält ihr einzigartiges<br />
Aussehen durch die vielfachen Wechselwirkungen<br />
zwischen Pflanzen, Tieren und<br />
Menschen. Die neu geschaffenen Standorte<br />
werden wiederum von natürlichen<br />
und menschlichen Einflüssen geprägt. Eine<br />
Übertragung des Saatgutes einer Blumenwiese<br />
auf die gesamten Zielflächen der<br />
Umgebung ist daher nur ein Teil der optimalen<br />
Lösung, die zusätzliche Aufbringung<br />
weiterer Wildpflanzenarten ist notwendig.<br />
Die Lösung besteht in einer regionalen<br />
Beerntung von Blumenwiesenmischungen<br />
(Heudrusch, Wiesendrusch), einer zusätzlichen<br />
Kultivierung und Beerntung von<br />
Wiesenpflanzen, die sich nicht oder nicht<br />
in genügender Menge in der Mischung befinden<br />
und in der Beerntung weiterer Wildpflanzen,<br />
die für die Entwicklung einer neu<br />
angelegten Blumenwiese notwendig sind,<br />
zum Beispiel Ackerwildkräuter und Pionierpflanzen.<br />
Jeder zu begrünende Standort bekommt<br />
eine individuell abgestimmte Samenmischung<br />
aus diesen drei Komponenten, wobei<br />
auf maximalen Artenreichtum geachtet<br />
wird, natürlich nur innerhalb der geografischen<br />
Verbreitung der jeweiligen Pflanzenarten.<br />
Die praktische Umsetzung in Österreich<br />
sieht derzeit so aus, dass sich die Samengewinner<br />
(alles Landwirte) zu einer Arbeits-<br />
gruppe REWISA = Regionale Wildpflanzen<br />
und -samen, zusammengeschlossen haben.<br />
Sowohl Blumenwiesenmischungen,<br />
als auch kultivierte Wildpflanzen und handgesammelte<br />
Arten werden auf ihre Herkunft<br />
von ökologisch wertvollen Flächen<br />
hin untersucht und die Mengenflüsse bis<br />
zum Endkunden zertifiziert. Die Landwirte<br />
sind auf vier verschiedene Bundesländer<br />
und sieben Großregionen verteilt. Darüber<br />
hinaus hat jeder Betrieb seine eigene<br />
Arbeitsweise und Artengarnitur. Daher<br />
überwiegen die Synergieeffekte, und es<br />
herrscht mehr Zusammenarbeit als Konkurrenz<br />
vor. Natürlich ist das innerhalb der<br />
kleinen Gruppe von sieben Leuten auch<br />
noch nicht schwer.<br />
Neben den Samengewinnern gibt es in<br />
der Arbeitsgruppe auch Baumschulen<br />
und Gärtnereien, die sich mit der Anzucht<br />
krautiger Wildpflanzen und Wildgehölze<br />
beschäftigen. Auch hier wird jede verkaufsfertige<br />
Pflanze bis auf ihre Wildherkunftsfläche<br />
hin überprüft. Die Pflanzen und Samen<br />
werden unter der eingetragenen Marke Rewisa®<br />
verkauft.<br />
Dipl. Ing. Karin Böhmer,<br />
Regionale Wildblumensamengewinnung,<br />
A - Voitsau.<br />
Seit 1986 mit Wildblumensamen<br />
aktiv.<br />
Tel. +43 - (0) 2873 - 7306<br />
info@wildblumensaatgut.at<br />
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
Naturnahe Blumenwiesen<br />
Von Quadratmetern und Hektaren, Entwicklung des Themas<br />
„Naturnahe Blumenwiesen“ während der <strong>Naturgarten</strong> e.V.- Zeit<br />
Jedes Jubiläum ist ein guter Anlass,<br />
auf das Erreichte zurückzuschauen<br />
und daraus Mut, Kraft und auch<br />
Ideen für die nächsten, eigenartigerweise<br />
nie enden wollenden Herausforderungen<br />
zu schöpfen. So bietet auch das Jubiläum<br />
des <strong>Naturgarten</strong> e.V. einen willkommenen<br />
Anlass, auf die durchlaufene Entwicklung<br />
in einem Kernthema zu betrachten: Naturnahe<br />
Blumenwiesen.<br />
Wer immer sich für eine naturnahe Blumenwiese<br />
entscheidet, er/ sie hat dafür<br />
Gründe. Und so eindeutig wie das Instrument<br />
„Naturnahe Blumenwiese“ zu klingen<br />
scheint, so unterschiedlich sind die<br />
Gründe, warum sich die jeweils aktiven<br />
Menschen dafür entschieden haben. Und<br />
so unterschiedlich kann auch das Ergebnis<br />
sein, mit dem sich der jeweilige Blumenwiesenanleger<br />
zufrieden gibt.<br />
Bei der Betrachtung der unterschiedlichen<br />
Argumente lassen sich im Wesentlichen<br />
drei „Lager“ feststellen. Mit „Lager“<br />
ist damit gemeint, wo beim Einzelnen die<br />
Prioritäten gesetzt werden.<br />
Die Schönheit: Die naturnahe Blumenwiese<br />
als gestalterisches Element mit<br />
möglichst vielen Arten, die über einen<br />
langen Zeitraum des Jahres ein buntes,<br />
schönes Bild bieten.<br />
Die Funktion: Die naturnahe Blumenwiese<br />
mit standortgerechten Arten, die<br />
mit ihrem vielfältigen Wurzelbild Erosionsschutz<br />
an Stellen leisten, an denen<br />
z.B. reine Gräsermischungen versagen.<br />
Der Naturschutz: Die naturnahe Blumenwiese<br />
als Lebensraum für viele<br />
Tiere und Pflanzen und als Instrument<br />
des Artenschutzes und der Erhaltung<br />
der innerartlichen Vielfalt.<br />
Egal aus welchem Beweggrund nun eine Blumenwiese<br />
angelegt wurde, wahrscheinlich<br />
dachte jeder „Diese drei Fliegen sind doch<br />
mit einer Klappe zu schlagen“ oder „Naturnahe<br />
Blumenwiese – und alles ist gut“.<br />
Die vergangenen beiden Jahrzehnte waren<br />
bei diesem Thema geprägt von vielen<br />
Diskussionen um das richtige Ziel und den<br />
richtigen Weg. Es wurden viele Blumenwiesen<br />
angelegt, es wurde einiges richtig<br />
gemacht, es wurde auch viel falsch gemacht,<br />
wobei das „richtig“ und das „falsch“<br />
natürlich eine Frage der Perspektive und<br />
des Kenntnis- und Bekenntnisstandes des<br />
Betrachters ist. Und trotzdem ist es gut, das<br />
dies alles gemacht wurde, denn sonst hätte<br />
niemand eine Chance gehabt, eine tolle<br />
Blumenwiese anzulegen, niemand hätte<br />
aus seinen Fehlern und/oder den Diskussionen<br />
lernen können und niemand hätte<br />
genau durch diese Fehler seinen Weg und<br />
sein Ziel finden und erreichen können.<br />
Wie solche Zielkonflikte zur Weiterentwicklung<br />
des ganzen Themas aber auch<br />
zur Weiterbildung der Akteure beigetragen<br />
haben, sei an einigen, z.T. heftig diskutierten<br />
Fragen dargestellt. Die Beispiele<br />
beschränken sich hier der Einfachheit halber<br />
auf die „Zielkonflikte der Lager Schönheit<br />
gegen Naturschutz“.<br />
Frage 1) Warum ist schön (einheits-) bunt<br />
nicht naturnah, bzw. nicht gleich Naturschutz?<br />
Eine bunte Mischung aus Saatgut vieler<br />
bunter Arten kann eine schöne Wildblumenwiese<br />
ergeben. Aber dies ist nicht<br />
zwangsläufig ein Beitrag zum Naturschutz.<br />
Denn in der Natur hat jede Landschaft,<br />
jede Region ihre eigenen, ganz<br />
speziellen Wiesen. Sie sind unverwechselbar<br />
und nicht austauschbar.<br />
Selbst wenn in verschiedenen Landschaften<br />
die Wiesen aus den selben Arten<br />
bestehen (würden), so sind doch Verteilung,<br />
Wuchs- und Blühverhalten so un-<br />
Kantenlauch (Allium angulosum)<br />
22 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 23
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
terschiedlich, dass die Wiesen jeder Landschaft<br />
zu jeder Jahreszeit (außer natürlich<br />
bei geschlossener Schneedecke) von allen<br />
anderen Wiesen anderer Landschaften<br />
unterscheidbar sind. Dem Naturschützer<br />
geht es hier um die floristische Identität<br />
der Landschaft. Schönheit und Eigenart<br />
der Landschaft sind ein Schutzziel im Naturschutzgesetz.<br />
Dem Gestalter mehr um<br />
die farblichen Aspekte, die Bindung der<br />
Arten an die Landschaft ist ihm nicht so<br />
wichtig. Dies ist nicht schlimm, es hat nur<br />
nichts mit Naturschutz zu tun und daher<br />
in der Natur nichts zu suchen.<br />
Frage 2) Warum kann das Ausbringen<br />
einer heimischen Art eine Gefährdung<br />
darstellen oder nicht im Sinne des Naturschutzes<br />
sein?<br />
Eines der Ziele des Naturschutzes ist der<br />
Schutz der biologischen Vielfalt. Damit ist<br />
die Vielfalt der Lebensräume, die Vielfalt<br />
der Arten und die (genetische) Vielfalt innerhalb<br />
der Arten gemeint. Wenn wir an<br />
Artenvielfalt und Biodiversität denken,<br />
dann fällt uns spontan oft die Artenfülle<br />
der tropischen Regenwälder ein, wo z.B.<br />
auf einem einzigen Baum mehr Ameisenarten<br />
vorkommen als in ganz Mitteleuropa<br />
zu finden sind. Die Kernkompetenz der<br />
Biodiversität / der biologischen Vielfalt in<br />
Mitteleuropa ist nicht die Vielfalt an Arten,<br />
sondern die Vielfalt innerhalb der Arten.<br />
Viele der bei uns heimischen Arten haben<br />
sehr viele Unterarten, Varietäten und nur<br />
sehr lokal verbreitete Rassen gebildet oder<br />
bilden sie gerade. Evolution ist nicht Vergangenheit,<br />
wir sind ständig mittendrin.<br />
Bringen wir nun eine heimische Pflanze, die<br />
in der Natur viele Kleinarten gebildet hat,<br />
aus, und ist diese Pflanze aus einer anderen<br />
Region oder Population, so stellen diese<br />
ausgebrachten Pflanzen eine Gefährdung<br />
für die im Umgriff der Ausbringungsstelle<br />
heimischen Populationen dar. Sie können<br />
sich mit diesen heimischen Pflanzen<br />
kreuzen und die Population insgesamt so<br />
verfälschen, dass die gerade stattfindende<br />
evolutionäre Entwicklung hinfällig ist. Damit<br />
können Eigenschaften, die vielleicht<br />
für das Überleben der Art wichtig sind,<br />
verloren gehen. Dieses Risiko ist umso<br />
größer, je ausgeräumter die Landschaft ist<br />
und je kleiner die noch vorhandenen Populationsreste<br />
heimischer Pflanzen sind.<br />
Beispiele für solche kleinartenreichen Gattungen<br />
sind Schafgarbe, Flockenblume,<br />
Wiesen- Schaumkraut, Seggen, Augentrost,<br />
Labkraut, Habichtskraut, Johanniskraut,<br />
Hahnenfuß, Klappertopf, und viele andere.<br />
Also auch bei Arten, die auf den ersten<br />
Blick überall vorkommen, steht man meist<br />
vor einer Population, die oft nur sehr lokal<br />
verbreitet ist und deren Vielfalt und Eigenart<br />
sich erst auf dem vierten oder fünften<br />
Blick unter Zuhilfenahme entsprechender<br />
Literatur, Lupen oder sonstiger geeigneter<br />
Hilfsmittel erschließt.<br />
Für den mit Blumenwiesen Gestaltenden<br />
sind diese Feinheiten belanglos, für den<br />
Naturschützer existenziell. Und so kann es<br />
leicht passieren, dass eine vom Gestalter<br />
gut gemeinte Ansaat insbesondere in der<br />
freien Landschaft für den Naturschützer das<br />
Gegenteil von Gut ist. Hinzu kommt, dass<br />
auch bei vielen Naturschützern die Thematik<br />
der innerartlichen Vielfalt bisher nicht<br />
besonders bekannt ist und war. Dadurch<br />
waren auch viele Naturschützer mit gut<br />
gemeinten Ansaaten kontraproduktiv, was<br />
nicht gerade zu Erfolgserlebnissen führt.<br />
Aber viele, eigentlich sehr viele haben gerade<br />
aus diesen Diskussionen sehr viel an<br />
Erkenntnissen und Erfahrungen gewonnen<br />
und tragen nun dazu bei, Naturschutz auf<br />
einer qualitativ wesentlich höheren Ebene<br />
umzusetzen und voran zu bringen.<br />
Frage 3) Warum kann man auch bei der<br />
Ausbringung von heimischen Pflanzen eine<br />
Florenverfälschung verursachen?<br />
Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Staudenlein (Linum perenne) Knabenkraut<br />
(Dactylorhiza incarnata ssp. hyphaematodes)<br />
Nicht alle in Deutschland heimischen<br />
Pflanzenarten kommen überall in Deutschland<br />
vor. Manche sind an bestimmte landschaftstypische<br />
Gegebenheiten gebunden<br />
und kommen nur dort vor. So werden<br />
durch das Vorkommen von Pflanzen, aber<br />
auch durch das Fehlen dieser Pflanzen<br />
Landschaftsausschnitte beschrieben und<br />
unterscheidbar. Sie sind Bioindikatoren für<br />
die Wirksamkeit einer Vielzahl an Faktoren,<br />
die in der Landschaft ihre Spuren hinterlassen<br />
und in der bloßen Momentaufnahme<br />
nicht sicht- oder wahrnehmbar sind.<br />
Die Erhaltung dieser Areale ist daher ein<br />
Schutzziel des Naturschutzes. Bringt man<br />
nun eine heimische Pflanzenart außerhalb<br />
dieses Areals aus, stellt dies eine Florenverfälschung<br />
dar, die Aussagekraft des Bioindikators<br />
schwindet oder ist hinfällig.<br />
Für den Gestalter kann es mitunter erstrebenswert<br />
sein, eine Pflanze auch außerhalb<br />
ihres angestammten Areals zu verwenden.<br />
Im Garten mag dies auch seine Berechtigung<br />
haben. Für den Naturschützer ist dies<br />
in der freien Landschaft nicht akzeptabel.<br />
Diese wenigen Fragen zeigen, dass die Ansprüche<br />
des Naturschutzes nicht einfach<br />
zu erfüllen sind. Im Garten mag dies nicht<br />
so wichtig sein, in der freien Landschaft<br />
Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium).<br />
Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus)<br />
hat dies oberste Priorität. Es werden hohe<br />
Anforderungen an die Akteure gestellt und<br />
nicht jeder will oder kann sich entsprechend<br />
tief in die Materie einarbeiten.<br />
Aber wenn es darum geht, eine naturnahe<br />
Blumenwiese anzulegen, dann sollte<br />
sie auch nah an der Natur sein und damit<br />
den Anforderungen des Naturschutzes entsprechen.<br />
In der freien Landschaft ist dies<br />
sogar Pflicht. Bis 2020 ist sicherzustellen,<br />
dass in der freien Landschaft nur Pflanzen<br />
ausgebracht werden, die denselben Populationen<br />
entsprechen, die im Umfeld der<br />
Ausbringungsfläche vorkommen.<br />
Daher stellt sich die Frage, welche Strukturen<br />
sind erforderlich, um ein richtungssicheres<br />
und fehlerarmes Handeln –ganz<br />
fehlerfrei werden wir Menschen nie – zu ermöglichen.<br />
Das heißt, was ist erforderlich,<br />
damit wir eine Blumenwiese anlegen können<br />
und wissen, es ist wirklich ein Beitrag<br />
zum Naturschutz, ohne vorher das gesamte<br />
Universum erforscht haben zu müssen.<br />
Hier ist in den letzten Jahren sehr viel geschehen.<br />
Auf breiter Basis hat sich das Wissen<br />
um die Problematik vergrößert. Auch<br />
wenn die Standpunkte und Strategien<br />
vielfach unterschiedlich sind, dies ist stets<br />
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
Teil des Prozesses einer gesellschaftlichen<br />
Weiterentwicklung. Schritt für Schritt passen<br />
die beteiligten Akteure ihre Arbeit dem<br />
fachlichen Kenntnisstand an.<br />
Die wesentliche Strategie zur Erhaltung der<br />
biologischen Vielfalt nicht nur bei uns in<br />
Deutschland ist die Verwendung von autochthonem/<br />
gebietsheimischem Saat- und<br />
Pflanzgut. Saat- und Pflanzgut, welches<br />
aus denselben Populationen gewonnen<br />
wurde, die im Umgriff des Einsatzortes vorkommen,<br />
birgt nur sehr geringe Risiken<br />
der Florenverfälschung. Dies bedeutet den<br />
Erhalt der vielen verschiedenen lokalen<br />
Rassen der heimischen Pflanzenwelt, vieler<br />
verschiedener Populationen und damit<br />
den Erhalt der innerartlichen Vielfalt und<br />
den weitgehend ungestörten Fortgang der<br />
evolutionären Entwicklung.<br />
Anfangs wurde das Thema von administrativer<br />
Seite nur in Bayern geführt. Später<br />
weitete sich die Diskussion auf andere<br />
Länder und auch auf engagierte Akteure<br />
mit aus. Schließlich wurde das Thema<br />
auch auf Bundesebene aufgegriffen. Unter<br />
der Federführung des Bundesamtes<br />
für Naturschutz (BfN) und der finanziellen<br />
Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) erarbeiteten führende<br />
Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris)<br />
24 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 25
Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne Blumenwiesen – Schönheit für alle Sinne<br />
Fachleute (Prof. Dr. Prasse, Dr. Kunzmann,<br />
Dr. Zahlheimer u.a.) im wesentlichen eine<br />
Einteilung Deutschlands in 22 Wuchsgebiete<br />
und eine (Positiv-) Liste der in jedem<br />
Wuchsgebiet uneingeschränkt verwendbaren<br />
Arten. Es handelt sich hier um Arten,<br />
die in dem jeweiligen Wuchsgebiet flächendeckend<br />
vorkommen und innerhalb dieses<br />
Wuchsgebietes genetisch einer Population<br />
zuzuordnen sind. Diese Arten können dann<br />
innerhalb des jeweiligen Wuchsgebietes<br />
gesammelt, produziert und ausgebracht<br />
werden. Alle anderen Arten sollen direkt<br />
übertragen werden, um die Vielfalt der lokalen<br />
Rassen vor Ort zu erhalten. Die Ergebnisse<br />
dieses Projektes stehen kurz vor dem<br />
Abschluss und werden nach Fertigstellung<br />
veröffentlicht.<br />
Auch die beteiligten Saatgutproduzenten<br />
haben gründlich daran gearbeitet, Sammlung<br />
und Produktion transparent zu gestalten,<br />
so dass für den Kunden die Herkunft<br />
nachvollziehbar wird. Hierfür bieten sie<br />
eine externe Zertifizierung des produzierten<br />
Saatgutes an.<br />
Wenn für die einzelnen angebotenen Arten<br />
die richtige Herkunft bestätigt werden<br />
kann, ist vor allem bei den Arten der Posi-<br />
Schafgarbe (Achillea millefolium agg.<br />
Kölner Bucht)<br />
tivliste bereits eine hohe Herkunftssicherheit<br />
vorhanden. Anwendungseinschränkungen,<br />
die in der Positivliste vermerkt<br />
sind, sind natürlich zu beachten. Arten, bei<br />
denen in der Positivliste Gebiets-Einschränkungen<br />
vermerkt sind, sollten nicht fester<br />
Bestandteil einer Mischung sein, da sonst<br />
für die gesamte Mischung die Gebietseinschränkung<br />
gilt.<br />
Arten, die in den jeweiligen Wuchsgebieten<br />
nicht auf der Positivliste aufgeführt sind,<br />
sollten nur verwendet werden, wenn das<br />
Saatgut in derselben Gemeinde und im selben<br />
Naturraum gewonnen wurde.<br />
Schafgarbe (Achillea millefolium agg. Isartal)<br />
Wenn hier nur in wenigen Sätzen die inhaltliche<br />
Entwicklung der beiden letzten<br />
Jahrzehnte beschrieben wird, so soll dies<br />
auf keinen Fall den Respekt für die geleistete<br />
Arbeit und die Weiterentwicklung<br />
aller Akteure schmälern. Im Gegenteil: Vor<br />
20 Jahren ist dieser heutige Stand für viele<br />
Fachleute nicht vorstellbar gewesen.<br />
Vor diesem Hintergrund erfüllt es mich mit<br />
Stolz, dass das von mir und meinen Mitarbeitern<br />
entwickelte Heudrusch®- Verfahren<br />
bereits von Anfang an alle Anforderungen<br />
des Naturschutzes erfüllte und auch heute<br />
noch unerreicht ist. Zu diesem Ergebnis<br />
kommen auch – unangemeldete - externe<br />
Untersuchungen.<br />
Die Entfernung zwischen Erntefläche und<br />
Ausbringungsfläche beträgt meist unter<br />
5 km, selten einmal 20 km. Heudrusch®<br />
ist der mechanische Biotopverbund.<br />
Erntefläche und Begrünungsfläche liegen<br />
immer im selben Naturraum und meist<br />
sogar in derselben Gemeinde.<br />
Als Ernteflächen wählen wir die besten<br />
Biotope und Naturschutzgebiete und<br />
multiplizieren so die artenreichsten Flächen<br />
der jeweiligen Umgebung.<br />
Unsere Dokumentation aller Arbeitsschritte<br />
von der Auswahl bis zur Ansaat<br />
erfüllt auch wissenschaftliche Standards<br />
und ermöglicht auch anspruchsvollere<br />
Monitoringvorhaben.<br />
Bei jeder Charge wird eine Keimfähigkeitsprüfung<br />
durchgeführt und macht so<br />
das Ansaatergebnis prognostizierbar.<br />
Unsere Technik und Struktur ermöglichen<br />
es, diese enge Herkunftsbindung<br />
bundesweit umzusetzen; egal wo ange-<br />
sät wird, wir sind zum Ernten immer ganz<br />
nah vor Ort.<br />
Wir übertragen auch seltene Arten und<br />
lokale Rassen.<br />
Daneben übertragen wir auch Orchideen,<br />
Moose, Pilze, Kleinlebewesen, Bodenorganismen<br />
usw.<br />
Heudrusch® ist mehr als Ansaat. Heudrusch®<br />
ist der Start einer Biozönose.<br />
Obwohl wir preislich der Mercedes unter den<br />
Ansaatmethoden sind, begrünen wir jährlich<br />
mehr Flächen. Vor 20 Jahren waren dies wenige<br />
Hektar. Aber bereits hier waren unsere<br />
Flächen ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung<br />
des Biotopverbunds und der Ausstattung<br />
der Landschaft mit naturschutzfachlich<br />
wertgebenden Lebensräumen. Heute begrünen<br />
wir über 100 Hektar jährlich.<br />
In der Regel erreichen bei allen angesäten<br />
Flächen große Teile innerhalb von nur 5<br />
Jahren eine Qualität, die den Kriterien der<br />
amtlichen Biotopkartierung entspricht.<br />
Allen, die nun befürchten, dass wir mit<br />
unserem Heudrusch®-Verfahren ganz<br />
Bergwiese Hunsrück Bergwiese Eifel<br />
Bergwiese Schwarzwald mit Teufelskralle<br />
Deutsch land in ein Naturschutzgebiet verwandeln,<br />
können beruhigt sein.<br />
Ich schätze unseren Marktanteil bei Begrünungen<br />
in der freien Landschaft, bei denen<br />
ein gesteigertes Interesse an einer hohen<br />
naturschutzfachlichen Qualität zumindest<br />
angegeben wird, auf etwa 3 %. Bei den Projekten,<br />
die nach etwa fünf bis zehn Jahren<br />
aufgrund der floristischen Ausstattung einen<br />
naturschutzrechtlichen Schutzstatus<br />
verdienen, beträgt unser Marktanteil mindestens<br />
50 %.<br />
Dipl. Ing. Joe Engelhardt,<br />
Geschäftsführer<br />
von Engelhardt-Ökologie.<br />
D – Gangkofen.<br />
Seit 1987 Anwendung<br />
von Heudrusch-Ansaaten.<br />
Joe Engelhardt<br />
konnte leider nicht als<br />
Referent an den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n teilnehmen,<br />
hat uns jedoch seinen Text für den <strong>Tagungsband</strong><br />
zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.<br />
Tel. 0 87 22 - 940-20,<br />
info@engelhardt-oekologie.de<br />
26 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 27
Abendprogramm<br />
Alles Käse oder was?<br />
Käse aus blumenreichen Bergwiesen.<br />
Käseprobe mit echtem Wiesen-Bergkäse.<br />
Käsegeschichten und Käseführung<br />
Alles Käse … Käsefüße<br />
… Der sieht aber käsig<br />
aus … Dreikäsehoch –<br />
und sonst noch?<br />
Nach dem Abendessen mit Wildkräuterkostproben<br />
von Friedhelm Strickler und Tina<br />
Mann gab es eine Käseverkostung, bei der<br />
signifikante Geschmacksunterschiede erwartet,<br />
aber aus unerklärlichen Gründen<br />
nicht bestätigt wurden.<br />
Einführung<br />
Mami, ich mag keinen Käse mit Löchern.“<br />
„Gut, iss den Käse und lass die Löcher liegen!“<br />
Woher stammt der Spitzname „Käsekopf“?<br />
Holländer, verwendeten im Mittelalter hölzerne<br />
Käseformen als Helme.<br />
Frage: Hat ein Doppelrahm-Frischkäse mit<br />
60 % Fett i. Tr. weniger oder mehr Fett als ein<br />
Schnittkäse mit 45 % Fett i. Tr.? (weniger)<br />
Frage: Was ist der Unterschied zwischen<br />
Männern und Käse? Käse reift!<br />
Frage: Zur Herstellung von 1kg Hartkäse werden<br />
wie viel Liter Milch benötigt? (10-12 l)<br />
Kurzgeschichte<br />
Die Urform des Käses ist vermutlich seit der<br />
Steinzeit bekannt: Jäger entdeckten im Magen<br />
gesäugter Wiederkäuer-Jungtiere weiße,<br />
gallertartige Klumpen (fermentierter<br />
Labquark). Sicher ab etwa 5000 v. Chr.:<br />
Käsen war in Mesopotamien, im Schwarzmeerraum,<br />
in Kleinasien, Ägypten und Nordafrika<br />
bekannt. Weltweit gibt es heute bis<br />
zu 5.000 verschiedene Käsesorten mit größter<br />
Käseproduktion in den USA, D, F, NL.<br />
Grundkenntnisse:<br />
Von der Milch zum Käse<br />
Die festen Inhaltsstoffe der Milch werden<br />
von flüssigen Bestandteilen (Molke) getrennt.<br />
Die Dicklegung erfolgt durch zwei<br />
Herstellungsverfahren:<br />
Sauermilchkäse: Verwendung spezieller<br />
Milchsäurebakterien zur Dicklegung (nur<br />
wenige Käsesorten).<br />
Labkäse: Die Gerinnung von Milcheiweiß<br />
wird gezielt angeregt, indem ihr zu<br />
Beginn des Käsens Lab zugesetzt wird.<br />
Dieses Enzym wurde früher ausschließlich<br />
aus dem Magen von Kälbern gewonnen<br />
(enthält Begleitstoffe, die dem reifen Käse<br />
Geschmacksnoten verleihen). Seit etwa<br />
30 Jahren gibt es auch Lab, das mikrobiell<br />
aus Schimmelpilzen gewonnen wird.<br />
Mikrobielles Lab wird oft von Vegetariern<br />
bevorzugt, die Kälberlab aus ethischen<br />
und/oder religiösen Gründen ablehnen.<br />
Der Begriff „mikrobielles Lab“ ist streng genommen<br />
nicht korrekt, denn Lab darf ein<br />
Gerinnungsmittel nur dann heißen, wenn<br />
es aus Wiederkäuermägen stammt. Mikrobielles<br />
Lab (Labaustauschstoff) ist billiger<br />
als Kälberlab und wird zunehmend eingesetzt.<br />
Nach anfänglichen Problemen kann<br />
man mit Labaustauschstoff heute nicht nur<br />
Frisch- und Weichkäse, sondern auch län-<br />
ger reifende Schnittkäse und sogar Bergkäse<br />
fertigen. „Vegetarischer Käse“ ist ein<br />
unglücklicher Begriff (Mikroorganismen,<br />
Milch).<br />
Der Lab-Wirkstoff Chymosin wird auch gentechnisch<br />
hergestellt. Das Gen-Lab ist in<br />
den USA und Großbritannien weit verbreitet.<br />
Es ist in Deutschland zwar zugelassen<br />
(keine Kennzeichnungspflicht, laboranalytisch<br />
noch nicht eindeutig identifizierbar),<br />
für Bio-Käse jedoch tabu.<br />
Zurzeit gibt es noch keine Pflanzen, die<br />
ausreichend Enzyme besitzen, um Milch<br />
für Schnittkäse gerinnen zu lassen (Quark<br />
+ Frischkäse geht). Feigen, Labkraut, Korbblütler,<br />
Artischocken, Klee werden erforscht.<br />
Bergkäse<br />
Bergkäse werden aus roher Milch hergestellt.<br />
Die durch Lab dickgelegte Milch wird<br />
mit der Käseharfe zum „Bruch“ zerschnitten,<br />
damit sich die Molke vom Milcheiweiß<br />
und den darin eingeschlossenen Fettanteilen<br />
trennt. Dann wird der Bruch in großen<br />
Kesseln in der Molke noch einmal erwärmt<br />
(„gebrannt“), um die Käsemasse fester und<br />
trockener zu machen. In den Alpkäsereien<br />
wurde früher (teils noch heute) die Käsemasse<br />
mit einem Tuch aus dem Kessel geschöpft<br />
(der Inhalt des Kessels bestimmte<br />
die Größe des Käses), in den Großkäsereien<br />
läuft die Masse auf große Stahlsiebe, die jeweils<br />
einen Käse fassen. Nach dem Ablaufen<br />
der Molke kommt er unter die Presse,<br />
wird mehrmals gewendet<br />
und schließlich in<br />
ein Salzbad gelegt.<br />
Danach müssen sie abtrocknen,<br />
evtl. im Keller<br />
gären und anschließend im kühlen Lagerkeller<br />
reifen. Während der ganzen Zeit müssen<br />
sie regelmäßig gewendet, gewaschen<br />
und gesalzen werden, zuerst täglich, später<br />
zweimal in der Woche. Die Reifezeit beträgt<br />
mindestens drei Monate, optimal sind<br />
sechs Monate.<br />
Hartkäse ist besonders leicht verdaulich,<br />
da einige Eiweißbestandteile durch den<br />
langen Fermentationsprozess bereits aufgeschlossen<br />
wurden. Er hat die längste<br />
Reifezeit aller Käsesorten, sie liegt, je nach<br />
Sorte, bei bis zu drei Jahren. Daher hat<br />
Hartkäse einen kräftigen Geschmack und<br />
sein Aroma ist sehr intensiv. Beim Alter, bei<br />
der Härte und bei den Kocheigenschaften<br />
enden die Gemeinsamkeiten von verschiedenen<br />
Hartkäsesorten. Jeder ist ein Typ für<br />
sich, mit eigener Geschichte, Herstellung<br />
und charakteristischem Geschmack.<br />
Bergkäse wurde früher direkt auf der Alp<br />
hergestellt, wo die Kühe den Sommer über<br />
auf den Bergwiesen weideten und erst im<br />
Herbst in die heimatlichen Ställe zurückkehrten.<br />
Sie werden nach ursprünglichem<br />
Verfahren hergestellt und sind unterschiedlich<br />
in Größe, Rinde und Geschmack (würzig<br />
pikant). Meist nur in der näheren Umgebung<br />
des Herstellungsortes erhältlich.<br />
Einteilung von Käse<br />
Die meisten bekannten Namen sagen wenig<br />
über die Herkunft aus. Ein Emmentaler<br />
kommt meistens nicht aus der Schweiz.<br />
Der Name ist (wie Gouda, Camembert u.a.)<br />
eine so genannte Standardsorte aus der<br />
Käseverordnung. Letztere legt jeweils Fettgehalt,<br />
Reifezeit und andere Eigenschaften<br />
fest, die ein Käse erfüllen muss, damit er<br />
sich mit dem Sortennamen schmücken<br />
darf. Bei allen anderen Produkten müssen<br />
Name, Herkunftsland und Käsegruppe angegeben<br />
werden.<br />
EU-weit gibt es für Lebensmittel geschützte<br />
Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützte<br />
geographische Angaben (g.g.A),<br />
die neben der Herkunft auch bestimmte<br />
Herstellungsmethoden festlegen und den<br />
Markennamen schützen. Etwa „Parmigiano<br />
Reggiano“ (echter Parmesan). Über 160<br />
Käsesorten sind EU- weit geschützt, davon<br />
stammen nur vier aus Deutschland: Allgäuer<br />
Emmentaler, Allgäuer Bergkäse, Altenburger<br />
Ziegenkäse und Odenwälder Frühstückskäse.<br />
Als Kunstkäse, Analogkäse, Käseersatz oder<br />
Käseimitat bezeichnet man Imitate von<br />
Abendprogramm<br />
Käse, die nicht oder nur anteilig aus Milch<br />
oder Milchprodukten hergestellt werden.<br />
(Vorreiter USA, kostengünstiger, da keine<br />
Reifezeit, kontrollierbare Eigenschaften<br />
wie Schmelzverhalten, Hitzebeständigkeit).<br />
Dabei werden Milchfett und Milcheiweiß<br />
durch andere tierische oder pflanzliche<br />
Fette/Eiweiße ersetzt: Rindertalg, Wasser,<br />
Milch-, Soja-, Bakterieneiweiß, Palmöl, Stärke,<br />
Emulgatoren, Aromen, Farbstoffe, Salz,<br />
Geschmacksverstärker…Verwendung in D<br />
hauptsächlich für Gastronomie und Bäckereien<br />
(100.00 t/a, ungenügend deklariert).<br />
Alternativkäse für Veganer. Es gibt hier<br />
keine spezielle Kennzeichnungspflicht. Gemäß<br />
europäischer Lebensmittel VO ist die<br />
Bezeichnung „Käse“ jedoch nicht gestattet,<br />
wenn Milchfett gegen pflanzliches Fett ausgetauscht<br />
wurde.<br />
Fettgehaltsstufen in % von der<br />
Trockenmasse (nicht vom Gesamtgewicht):<br />
Käse verliert während der Lagerung an<br />
Feuchtigkeit und damit an Gewicht. Das<br />
Verhältnis von Fettmenge zu Trockenmasse<br />
in einem Stück Käse bleibt während der<br />
gesamten Zeit gleich. Fettgehalt in der Trockenmasse:<br />
Magerstufe < 10 % Fett i. Tr. Fettstufe 40 % Fett i. Tr.<br />
Viertelfettstufe 10 % Fett i. Tr. Vollfettstufe 45 % Fett i. Tr.<br />
Halbfettstufe 20 % Fett i. Tr. Rahmstufe 50 % Fett i. Tr.<br />
Dreiviertelfettstufe 30 % Fett i. Tr. Doppelrahmstufe 60–87 % Fett i. Tr.<br />
28 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 29
Abendprogramm<br />
Enthält ein Käse mehr<br />
Wasser, hat er weniger<br />
Trockenmasse,<br />
somit auch weniger<br />
Fett und umgekehrt.<br />
Der Fettgehalt der Frischmasse ergibt sich,<br />
wenn man den Fettanteil der Trockenmasse<br />
mit folgenden Faktoren multipliziert:<br />
Frischkäse x 0,3 – Schnittkäse x 0,6 – Weichkäse<br />
x 0,5 – Hartkäse x 0,7.<br />
Verkostung der Bergkäse unter schiedlicher<br />
Käsereien in vier Durchgängen:<br />
3 Monate alter Mönchkopf<br />
(ÖMA – nicht Bio)<br />
3 - 4 Monate alter Baldauf Bergkäse<br />
(www.baldauf-kaese.de)<br />
4 - 6 Monate alter Baldauf Wildblumenkäse<br />
– Toggenburger Blumenkäse (ÖMA)<br />
6 - 16 Monate alter Baldauf Bergkäse<br />
von der Hochalpe – 6 Monate alter<br />
Inntaler Bergkäse<br />
(www.kaeserei-lerchenmueller.de)<br />
The winner is??? Leider nicht empirisch zu<br />
ermitteln.<br />
Alles Käse oder was? Warum<br />
Biokäse gesünder ist…<br />
Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs<br />
bei Biokäse vorzugsweise aus ökologischer<br />
Erzeugung. Sie unterliegen den jeweiligen<br />
Verbandsrichtlinien (bezügl. Milchprodukte,<br />
Kräuter, Nüsse…) d.h. artgerechte<br />
Tierhaltung (Auslauf, Weide) und ökologisch<br />
angebautes Futter. Importierte Futtermittel<br />
sind tabu, keine Dioxine oder Gensoja,<br />
keine Antibiotika, Anabolika und andere<br />
künstliche Zusätze. Bei Krankheit der Tiere:<br />
Naturheilverfahren, Homöopathie<br />
Verarbeitung Biokäse: Nicht zugelassen<br />
sind: Sterilisation, indirekte Verfahren der<br />
Hoch- und Ultrahocherhitzung, technische<br />
Säuerung. Keine gentechnischen Verfahren,<br />
keine Mikrowellen, ionisierenden Strahlen<br />
und mikrobioziden Gase. Keine Verwendung<br />
von Aromen zur Imitierung von Rohstoffen<br />
oder zur Behebung von Qualitätsmängeln,<br />
Salz ohne Rieselhilfen.<br />
Käseherstellung: Bio-Käsereien verzichten<br />
auf problematische Zusatzstoffe wie Natriumnitrat<br />
(Schnittkäse), das Antibiotikum<br />
Natamycin oder das Enzym Lysozym (aus<br />
Hühnereiern oder gentechnisch erzeugt).<br />
Diese Stoffe helfen konventionellen Betrieben,<br />
Qualitätsprobleme bei der Milch oder<br />
in der Verarbeitung zu umgehen (verhindern,<br />
dass Buttersäurebakterien, die durch<br />
die Verfütterung von vergärtem Gras oder<br />
Mais (Silage) in die Milch gelangen, den<br />
Schnittkäse ungenießbar machen). Um keine<br />
Probleme mit Buttersäurebakterien zu<br />
bekommen, verzichten viele Bio-Betriebe<br />
auf Milch aus Silage-Fütterung.<br />
Enzyme Biokäse: Lab und Labaustauschstoffe<br />
ohne Konservierungsstoffe, keine<br />
weiteren Enzyme (z.B. Lysozym), kein Gen-<br />
Chymosin. Im konventionellen Bereich werden<br />
Gen-Enzyme erforscht, die die Reifezeit<br />
verkürzen.<br />
Unbedenkliche Lebensmittelzusatzstoffe<br />
bei Biokäse wie z.B. Pflanzenkohle, Rauch<br />
aus naturbelassenen Hölzern (keine Räucheraromen)<br />
Verarbeitungshilfsstoffe: Konventionelle<br />
Käserinde (Hart- und Schnittkäse) enthält<br />
das Fußpilz-Medikament Natamycin (Antibiotikum)<br />
gegen Schimmel und Nisin<br />
(Antibiotikum) zur Konservierung. Für den<br />
goldenen Farbton von Gouda und Tilsiter<br />
sorgen Farbstoffe wie das allergisierend<br />
wirkende Bixin.<br />
Bei Biokäse sind nur Überzüge basierend<br />
auf pflanzlichen Ölen, Essig, Bienenwachs,<br />
natürlichen Hartparaffinen, mikrokristallinen<br />
Wachsen (ungefärbt, ohne weitere<br />
Zusätze) erlaubt. Die Oberflächenbehandlung<br />
von (halbfestem) Schnittkäse erfolgt<br />
Erwartungsvolle Stimmung vor dem<br />
nächsten Käsegang<br />
nur mit Dispersionen ohne PVC, Konservierungsstoffe<br />
mit antibiotischer Wirkung<br />
(Kaliumsorbat, Natamycin, Nisin) und ohne<br />
künstliche Farbstoffe. Reifungsfolien sind<br />
nur bedingt zulässig (deklarationspflichtig).<br />
Die im konventionellen Bereich üblichen<br />
Phosphate (Schmelz- und Kochkäse) sind<br />
im Biobereich nicht zugelassen<br />
Volldeklaration bei Biokäse: keine Klassenbezeichnung<br />
bei Zusatzstoffen.<br />
Bio-Schafs- oder Ziegenkäse stammt zu<br />
100% aus Milch von der jeweiligen Tierart.<br />
Bei konventionellem Käse genügen schon<br />
15 Prozent der jeweiligen Milch.<br />
Weblinks<br />
http://www.schrotundkorn.de/2008/<br />
200811a01.html<br />
http://www.naturkost.de/basics/p11201.htm<br />
http://www.naturkost.de/basics/kaese.htm<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4se<br />
http://www.shop.hessenkaese.de/start.<br />
htm?kuhmilchkaese_2.htm<br />
http://www.exquisine.de/net/mk/<br />
emmentaler.htm<br />
Mit Käseführerin Dipl.-Ing.<br />
agr. Kerstin Lüchow,<br />
arbeitete lange in der<br />
Biobranche.<br />
Tel. 07131 – 17 21 33<br />
kerstinluechow@web.de<br />
Wildkräuterbuffet mit Biowein<br />
Wildkräuter kulinarisch im Januar? Der aufmerksame Leser runzelt leicht verwirrt<br />
die Stirn und hält das Ganze schon mal gleich für einen fake. Denn: woher sollten<br />
sie schon kommen, die wilden Kräuter mitten im Januar und – mal ganz abgesehen<br />
von etlichen Zentimetern Schnee.<br />
Doch, bei näherem Hinsehen, stellt sich heraus,<br />
die Sache ist von langer Hand geplant<br />
und deswegen gibt es vorbereitete Wildkräuter,<br />
die schlicht und einfach eingefroren<br />
waren.<br />
Dadurch ist allerdings die Auswahl begrenzt,<br />
denn nicht jedes Wildkraut eignet<br />
sich gleichermaßen für die Tiefkühltruhe.<br />
Die Wildkräuterexpertin Christina Mann<br />
Kräuterhof Mann in Eckelsheim und (der<br />
allseits bekannte und beliebte) Friedhelm<br />
Strickler, Wildpflanzengärtner aus Alzey,<br />
haben ihren Fundus durchgesehen und die<br />
relevanten wilden Pflanzen zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Knoblauchsrauke, Gundermann, Pfeilkresse,<br />
Taubnessel, Schafgarbe, Labkraut und<br />
natürlich die Brennnessel waren mit dabei.<br />
Alles bekannte und in der Küche außerordentlich<br />
beliebte Wildkräuter, die man unbedenklich<br />
auch einmal in größeren Mengen<br />
verzehren kann.<br />
Knoblauchsrauke z. B., das schlichte Pendant<br />
zum Bärlauch, wenn auch nicht weniger<br />
inhaltsreich (Senfölglycoside, Knoblauchöl,<br />
Vit. A, B1 und C) aber eben etwas weniger<br />
intensiv im aromatischen Ausdruck.<br />
Oder Gundermann, während des Mittelalters<br />
eine geschätzte Heilpflanze (Bitterstoffe<br />
und Gerbstoffe, ätherische Öle, etwas<br />
Vitamin C, Kalium), für allerlei Hauterkrankungen<br />
und Magenwehwehchen. Wegen<br />
seiner intensiven und aromatischen Öle<br />
aber auch in der Küche gerne gesehen und<br />
auch sehr bekannt als wichtiges Zauberkraut.<br />
Die Pfeilkresse, einer der Neophyten unserer<br />
Tage, in Mitteleuropa inzwischen recht<br />
verbreitet. Die noch nicht geöffneten Blütenknospen<br />
sind kresseähnlich lecker und<br />
zum Würzen von Suppen, Saucen, Salaten<br />
etc. sehr gut geeignet. Auch die getrockneten<br />
Samen, die allerdings ziemlich scharf<br />
sind, lassen sich als Würzstoff einsetzen.<br />
Taubnesseln sind dagegen schon lange<br />
bei uns heimisch, und schon als Kind<br />
weiß man um die süßen Inhalte der Blüten.<br />
Taubnesselblätter sind aber auch essbar<br />
und schmecken gar nicht so schlecht. Die<br />
Schulmedizin verwendet die Taubnessel<br />
hauptsächlich bei Katarrhen der oberen<br />
Luftwege und bei Magen- und Darmproblemen,<br />
ist aber insgesamt eher zögerlich<br />
bei der Verwendung und mischt oft mit anderen<br />
Kräutern.<br />
Leere Weingläser und kräutergefüllte Biobäuche<br />
Abendprogramm<br />
Schafgarbe ist eine klassische Heilpflanze<br />
(Ätherische Öle mit den Hauptbestandteilen<br />
Campfer, Cineol, Eukalyptol, Thujon außerdem<br />
Bitterstoffe (Achillein), Gerbstoffe,<br />
Flavonoide, Vitamine C und K, recht viel<br />
Kalium, Harze und Säuren ), die auch heute<br />
noch durchaus im Einsatz ist, vor allem<br />
bei Leiden im Magen –Darm-Bereich. Aber<br />
auch in der Küche ist sie mit ganz leichten<br />
Bitterstoffen sehr beliebt. Beispielsweise<br />
gehört ein Butterbrot mit klein geschnittener<br />
Knoblauchsrauke und Schafgarbe zu<br />
den lukullischen Highligths des Frühlings<br />
(jedenfalls des meinen).<br />
Labkraut, das Kraut für die Unsterblichkeit<br />
der Seele. Galium verum enthält so viel<br />
von dem Stoff, der dem Labferment des<br />
Kälbermagens ähnelt, dass man mit den<br />
Blüten Käse aus Milch herstellen kann. Als<br />
kühlendes Kraut hilft es bei Fiebererkrankungen<br />
und ist vor allem für Kinder geeignet,<br />
da es kaum Nebenwirkungen hat. In<br />
der Frühlingsküche ist das Wiesen-labkraut<br />
(gallium mollugo) beliebt, weil es kaum Bitterstoffe<br />
enthält.<br />
30 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 31
Abendprogramm<br />
Wildkräuterrezepte <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />
Wildkräuter-Spundekäse<br />
(5 – 6 Personen)<br />
500g Quark<br />
125g Frischkäse<br />
0,25 l Schmand<br />
80 g weiche Butter<br />
gut miteinander verrühren.<br />
Mit vielen gemischten Wildkräutern, Salz<br />
und Paprika würzen<br />
Schinken-Kräuter-Brot<br />
500 g Mehl<br />
300 ml Milch<br />
150 g geschmolzene Butter<br />
1 Würfel Hefe<br />
1 Ei<br />
1 TL Salz<br />
Aus diesen Zutaten einen Hefeteig herstellen.<br />
Auf das Doppelte gehen lassen.<br />
Anschließend folgendes zugeben und<br />
leicht unterkneten:<br />
3 EL. gehackte Walnüsse<br />
200 - 250 g gebratene Schinken- oder<br />
Dörrfleischwürfel (abgekühlt)<br />
4 EL frische gehackte Wildkräuter<br />
(Schafgarbe, Löwenzahn, Knoblauchsrauke,<br />
Dost, Quendel etc.)<br />
Denn Teig in eine Form geben und erneut<br />
20 Min. gehen lassen. Bei guter<br />
Mittelhitze (180 – 200° C) 45 bis 50 Min.<br />
backen<br />
Kräuter-Quiche<br />
(4 – 6 Personen)<br />
Zutaten Teig:<br />
200g Mehl<br />
125 g Butter<br />
1 Ei<br />
1 Prise Zucker<br />
1 Prise Salz<br />
2 El. Wasser<br />
Oder Blätterteig verwenden<br />
Belag:<br />
200 g gekochter Schinken oder geräucherten<br />
oder frischen Lachs<br />
150 g Schmand nach Geschmack mit<br />
Meerrettich gewürzt<br />
100 – 150 g frische Wildkräuter oder<br />
auch von einer einzelnen Pflanze<br />
Sauce:<br />
2 Eier<br />
1 El. Mehl<br />
125 g saure Sahne<br />
125 g Sahne<br />
Pfeffer und Salz<br />
Evtl. Käse für oben drüber (nicht bei<br />
Lachs!)<br />
Aus den Teigzutaten einen Knetteig herstellen<br />
und auf ein mittleres Pizzablech<br />
geben. Mehrmals einstechen und mit<br />
Sauerrahm bestreichen. Anschließend<br />
den Schinken oder Lachs verteilen. Die<br />
klein geschnittenen Kräuter in die Eiermilch<br />
einrühren, würzen und auf dem<br />
Schinken / Lachs verteilen.<br />
Im vorgeheizten Ofen bei 225 Grad ca.<br />
25 – 30 Min. backen. Am besten die ersten<br />
10 Min. auf der unteren Rille<br />
Wein- oder Salatblätter<br />
Wurst und Quark und saure Sahne vorsichtig<br />
aber gründlich miteinander verrühren.<br />
Die anderen klein geschnittenen<br />
Zutaten und Gewürze untermengen, mit<br />
dem Eisportionierer auf die Blätter verteilen<br />
und mit dunklem Brot servieren.<br />
Landhaus Streichwurst<br />
(Für 5 Personen)<br />
200g Hausmacher Leberwurst grob<br />
50 g feine Kalbsleberwurst<br />
50 g Magerquark<br />
25 g Saure Sahne<br />
½ TL mittelscharfer Senf<br />
Salz, Pfeffer<br />
¼ gelbe oder orange Paprika<br />
½ Handvoll klein geschnittene Brunnenkresse<br />
oder Pfeilkresse oder Knoblauchsrauke<br />
oder Gundermann<br />
½ Zwiebel sehr fein gewürfelt oder 1<br />
Frühlingszwiebel<br />
1 mittelgroße Gewürzgurke<br />
fein gewürfelt.<br />
Kräuter-Käse-Creme<br />
(Für 6 Personen)<br />
25 - 50g Butter<br />
300 g Schmand<br />
100g Süße Sahne<br />
½ EL Knoblauchpulver oder ½ Zehe<br />
½ Bund wilde Rauke<br />
1 Topf Kresse<br />
Grün von ½ Bund Lauchzwiebeln<br />
50g schwarze Oliven gehackt<br />
50 g Parmesan gerieben oder stattdessen<br />
150-200 g geriebener Gouda, wenn<br />
es milder sein soll. (Mit Parmesan nicht so<br />
gut vorzubereiten, weil der Geschmack<br />
durchzieht). Paprika, Kräutersalz.<br />
Butter leicht verflüssigen und mit<br />
Schmand und Käse verrühren, süße Sahne<br />
unterrühren und die klein gehackten<br />
Kräuter und Oliven. Dann kurz!!! Pürieren,<br />
mit Salz und Paprika oder Pfeffer<br />
abschmecken.<br />
Kann gut 1 Tag vorher zubereitet werden<br />
(ggf. ohne Käse).<br />
Als Dipp mit Laugenbrezel oder zu Pellkartoffeln<br />
oder auf Graubrot<br />
In „wein“erlicher Stimmung<br />
Und – last but not least – die Brennnessel,<br />
über die man so viel erzählen könnte, dass<br />
es ein Tagesseminar und mehr füllen würde.<br />
In der Heilkunde schon seit Urzeiten beliebt,<br />
findet es sich auch heute, wie schon früher<br />
in der Küche wieder. Allein die 330 mg Vita-<br />
Flora Primelwurz<br />
min C in 100 g Blattmasse sind eben kaum<br />
zu toppen. Brennnessel, Pucvush genannt,<br />
ist die Schutzpflanze der ‚kleinen Leute’,<br />
und die kennt ja jeder Gärtner, schließlich<br />
gehören die Garten-Zwerge auch dazu.<br />
Bevor es aber ans Essen ging, gab es Wildkräuter<br />
in Wein. Ein echter, nach mittelalterlichem<br />
Rezept produzierter „Kräuterwein<br />
Artemisia“ machte als köstlicher Aperitifwein<br />
den Anfang und sorgte so für einen<br />
freudig aufnahmebereiten Magen und natürlich<br />
auch gleich für die angemessene<br />
Verdauung.<br />
Wilder Beifuß mit Dornfelder und Honig<br />
gemeinsam vergoren reifen zu einem honigzarten,<br />
fruchtigfülligen Aperitifwein, der<br />
Nase und Gaumen gemeinsam mit Freude<br />
Ein Kindertheaterstück zum Thema Natur und Umwelt<br />
Projektbeschreibung<br />
Beim Treffen der deutschen Naturgärtner<br />
im Januar 2009 entstand die Idee, anlässlich<br />
des 20jährigen Bestehens des <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. 2010 ein „Gärtner- und Naturstück“ zu<br />
inszenieren, welches unbedingt Open-Air<br />
tauglich und mobil sein muss, damit es auch<br />
im Freien aufgeführt werden kann. Auf der<br />
Suche nach einem kompetenten Regisseur<br />
kam Herr Mixsa ins Spiel. Bei diesem Theaterstück<br />
für Kinder- und Familienpublikum<br />
können Frau Scholz und Herr Mixsa ihre<br />
früheren Gärtner- und jetzige Puppenspielprofessionen<br />
miteinander verbinden und<br />
ihre Fachkompetenzen ausspielen.<br />
Die Stückidee<br />
Flora Primelwurz liebt ihren Garten aus<br />
vollem Herzen. Jeden Tag entdeckt Sie<br />
Neues darin: ein Blatt, eine Blüte, Ameisen,<br />
Regenwürmer, ein schön gewachsener Ast,<br />
ein glatter Stein. Sie hegt und pflegt ihn,<br />
wie man es nur aus tiefster Liebe heraus<br />
macht. Doch eines Morgens kann die kaum<br />
glauben, was sie sieht: abgerissene Blumen,<br />
zertrampeltes Gras, abgeknickte Äste,<br />
Löcher in den Beeten... Wer war das? Wer<br />
ist so gemein und zerstört ihr kleines Paradies?!<br />
Wer schmatzt und rülpst unter dem<br />
Strauch ungeniert vor sich hin? Wie kriegt<br />
Flora diesen Eindringling wieder aus ihrem<br />
Garten hinaus? Ökologisch korrekt oder mit<br />
der Giftspritze...? Oder hilft hier der Grüne<br />
Daumen?!<br />
Das Stück ist für alle ab 4 Jahre geeignet.<br />
Gespielt wird mit Materialien aus der Natur<br />
– also Erde, Holz, Steinen, Wasser und<br />
Früchten – und Gartengeräten. Alles entsteht<br />
und vergeht auf einer mobilen Schubkarrenbühne<br />
und ist für Auftritte im Freien<br />
und in Sälen geeignet. Und natürlich für<br />
Gartenfeste aller Art!<br />
Das Artisjok Theater<br />
Im Januar 2008 gründete die Hohnsteinerin<br />
Anke SCHOLZ, seit 1994 freischaffende<br />
professionelle Puppenspielerin, ihr eigenes<br />
Tourneetheater mit Sitz in Schweighofen/<br />
Pfalz.<br />
In den vergangenen Jahren kontinuierlicher<br />
freier und professioneller Theaterarbeit<br />
beim ChausséeTheater entwickelte<br />
Abendprogramm<br />
erfüllt. Ganz wie schon Paracelsus, dem<br />
das Rezept zu verdanken ist, wusste, als er<br />
meinte, dass ein auf dem ‚Trotten vergorener<br />
Kräuterwein’ nicht nur wirksam sondern<br />
vor allem auch wohlschmeckend sei.<br />
Kein Wunder, dass von dem wunderbaren<br />
Buffet wie auch von dem wohlschmeckenden<br />
Wein nicht viel übrig geblieben<br />
ist…<br />
Christina Mann<br />
Weingut & Kräuterhof<br />
Mann<br />
Tel. 06703 – 12 94<br />
info@kraeuterhexeeckelsheim.de<br />
oder<br />
info@weingutmann.de<br />
sich in zahlreichen Projekten ein eigener<br />
Stil, welcher mit Einladungen zu Gastspielen<br />
im In- und Ausland (z.B.: Belgien,<br />
Dänemark, Italien, Frankreich, Niederlande,<br />
Polen, Schweiz, Slowenien) honoriert<br />
wurde. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit sind<br />
internationale und mehrsprachige Theaterprojekte,<br />
Verbindung von Figurentheater<br />
und Schauspiel, Sprachspielereien und Einsatz<br />
von Lautmalerei sowie Programme mit<br />
Livemusik und szenisch gestalteten Texten.<br />
Ausstattung und Spiel:<br />
Anke Scholz, 76889 Schweighofen<br />
Text und Regie:<br />
Jan Mixsa, Berlin<br />
Eine Produktion vom:<br />
ArtisjokTheater<br />
Ein Kindertheaterstück auf einer mobilen<br />
Schubkarrenbühne zum Thema Natur &<br />
Umwelt. Die Idee zum Stück entstand spontan<br />
beim Besuch der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2009<br />
32 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 33
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Naturspielräume –<br />
von der ersten Idee bis heute<br />
1970 trat ich als junger Biologe die Stelle<br />
als Biologielehrer am kantonalen Kindergärtnerinnen-<br />
und Lehrerseminar (heute<br />
pädagogische Hochschule) in Solothurn<br />
an. Was für eine Herausforderung zukünftige<br />
Unterrichtende am Kindergarten und<br />
an der Volksschule auszubilden! Meine<br />
StudentInnen sollten praxisbezogen unterrichtet<br />
werden, wenn möglich an lebenden<br />
Pflanzen und Tieren arbeiten und so auch<br />
eine Beziehung zur Natur aufbauen. Aber<br />
wo nehme ich mitten in der Stadt einheimische<br />
Pflanzen und Tiere her? Ich hatte<br />
Glück: In zwei Jahren sollte die neue Seminaranlage<br />
bezugsbereit sein. Die Aussenanlagen<br />
waren noch nicht geplant. Da kam<br />
die <strong>Naturgarten</strong>idee von Urs Schwarz gerade<br />
recht. Das war`s! Verschiedene Biotope<br />
wie Hecken, Blumenwiesen, Trockenstandorte<br />
und Weiher sollen das Gebäude umgeben<br />
und Unterrichtsmaterial liefern.<br />
Es grenzt an ein Wunder, dass die Behörden<br />
das Projekt unterstützten und die Außenanlagen<br />
nach meinen Plänen bepflanzt und<br />
gestaltet wurden. Von 1972 bis zu meinem<br />
Rücktritt aus dem Schuldienst 1998 war ich<br />
für den Unterhalt und die Pflege verantwortlich.<br />
Mich interessierten aber auch Kinder: Wie<br />
spielen sie, was tun sie im Schulhof, im Garten,<br />
im Wald, an einem Bächlein, wenn sie<br />
sich unbeobachtet fühlen, keine Spielgeräte<br />
und kein Spielzeug vorhanden sind?<br />
Ich beobachtete und beobachtete und<br />
staunte immer wieder, wie intensiv Kinder<br />
allein oder mit andern zusammen in und<br />
mit Natur spielten, ohne zu streiten, ohne<br />
Aggressionen. 1979 rief mich eine Kindergärtnerin<br />
an und bat, ihre Kindergartenanlage<br />
ähnlich dem Seminargarten umzugestalten.<br />
Der Garten bestand aus der<br />
üblichen Rasenfläche, war nach allen Seiten<br />
offen, Sichtschutz und Schatten fehlten. So<br />
ging´s los. Die Umgestaltung war bescheiden:<br />
Eine Hecke aus heimischen Gehölzen,<br />
bunt gemischt, rund um die Rasenfläche als<br />
Schattenspender und Sichtschutz gegen<br />
die Straße. Sie entwickelte sich prächtig<br />
und war bald beliebtestes ‚Spielgerät’, bot<br />
aber auch eine Menge Anschauungsmate-<br />
rial- und Beobachtungsmöglichkeiten. Die<br />
Kindergärtnerin war begeistert. Nun tropfte<br />
eine Anfrage nach der anderen herein. Kindergarten-<br />
und Schulanlagen erhielten ein<br />
neues Gesicht. Oft fanden Umgestaltungen<br />
mit SeminaristInnen im Rahmen von Projektwochen<br />
statt. Auch wurden die Anlagen<br />
anspruchsvoller. Zur Hecke gesellten sich<br />
grosszügige Sandanlagen, Hügel, Wälle,<br />
Strauchhäuser und –gänge und natürlich<br />
ein Weiher. Immer stand die Frage im Vordergrund,<br />
was soll die Anlage ermöglichen,<br />
um die vielfältigen Bedürfnisse der Kinder<br />
zu stillen.<br />
1991 folgte ein weiterer, wichtiger Schritt.<br />
Zusammen mit meiner Frau, Lore Lässer,<br />
entstand das Buch ‚Gärten für Kinder’. Das<br />
Echo war gross, und ermöglichte mir nicht<br />
nur Vorträge im ganzen deutschen Sprachraum,<br />
sondern brachte auch Aufträge, Kindergarten-,<br />
Schulanlagen und Spielplätze<br />
umzugestalten.<br />
Auch heute nach über 30 Jahren Beschäftigung<br />
mit naturnahen, kindgerechten Spiel-<br />
Die 9-14 jährigen genießen den naturnahen<br />
Pausenplatz mit verschiedenen Nischen und<br />
Räumen. Aggressionen bleiben fast ganz aus.<br />
Michael Pacher Schule, Brixen.<br />
räumen beobachte ich immer noch Kinder<br />
und merke, dass sich ihre Bedürfnisse nicht<br />
geändert haben. Sie bestärken mich immer<br />
wieder darin, dass die Antworten auf die<br />
Fragen ‚Was sollen Außenanlagen ermöglichen’<br />
und ‚Welche Elemente erfüllen diese<br />
Forderungen’ richtig sind.<br />
Was sollen Außenanlagen<br />
ermöglichen?<br />
Sie sollen den Kindern ermöglichen, Pausen<br />
und Freizeit in vielfältiger Natur zu verbringen,<br />
wo sie ihren Bewegungsdrang uneingeschränkt<br />
ausleben können: rennen, klettern,<br />
springen, rutschen. So lernen sie<br />
auch, die Bewegungen zu koordinieren<br />
und erwerben motorische Fähigkeiten,<br />
die sich positiv auf die kognitive Entwicklung<br />
auswirken.<br />
wo sie die Jahreszeiten, das Wetter und<br />
deren Auswirkungen auf die Natur unmittelbar<br />
erleben und mit Leib und Seele<br />
erfahren.<br />
wo sie oft in Gruppen spielen und lernen,<br />
einander zu respektieren.<br />
wo die Natur auch Spielmaterial liefert,<br />
das die Fantasie der Kinder anregt und<br />
fördert.<br />
wo sie Pflanzen kennen lernen, Tiere beobachten<br />
und so spielerisch eine Beziehung<br />
zur Natur aufbauen können.<br />
Welche Elemente erfüllen<br />
diese Forderungen?<br />
Das wichtigste Element ist eine Hecke aus<br />
heimischen Gehölzen, die zum Verstecken,<br />
Klettern, Schaukeln, Hüttenbauen, zu Rollenspielen<br />
und geheimen Besprechungen<br />
auffordert und Naturerlebnisse ermöglicht.<br />
Sie spendet auch Schatten, bietet Sichtschutz<br />
und eignet sich, Räume zu formen.<br />
Aus einheimischen Sträuchern lassen sich<br />
auch problemlos Strauchhäuser und<br />
-gänge ‚bauen’, die wie die Hecke sowohl<br />
Spieleinrichtungen als auch Biotope sind.<br />
Soll eine Hartfläche aus Asphalt oder anderem<br />
Material vielseitiger bespielbar<br />
gemacht werden, eignen sich verschieden<br />
grosse Steinblöcke, die entweder zu<br />
einem Kletterberg aufeinander getürmt<br />
oder einfach aneinander gereiht werden.<br />
Kinder und Jugendliche nutzen sie nach ihren<br />
Bedürfnissen: Hinaufklettern, Sprünge<br />
von einem Block zum andern, Balancieren<br />
oder schlicht darauf sitzen.<br />
Große Wandkiesflächen, die bei jedem<br />
Wetter bespielt werden können, ermöglichen,<br />
kreativ mit Steinen verschiedenster<br />
Größen, Formen und Farben umzugehen,<br />
zu lochen und graben. In einer Sandanlage<br />
in einer Mulde, wenn möglich verbunden<br />
mit einer Wasserspielanlage, erproben<br />
zukünftige Baumeister ihr Können: Staumauern<br />
und Seen entstehen, werden zerstört<br />
und wieder neu gebaut.<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Bewegliches Material wie Äste, Holzprügel<br />
und Bretter darf ebenfalls nicht fehlen.<br />
Aus Ästen entstehen Hütten, Astsofas, Asttrampolin.<br />
Holzprügel dienen als Hocker,<br />
wird ein Brett darüber gelegt, werden sie<br />
zur Schaukel.<br />
Hügel verbunden mit Erdwällen locken,<br />
darüber zu rennen, zu spazieren oder zu biken,<br />
von oben hinunter zu blicken, hinunter<br />
zu springen oder zu rutschen. Gleichzeitig<br />
unterteilen sie das Gelände in verschiedene<br />
Räume. Wo Wälle und Hügel nicht begangen<br />
werden, wachsen Gras, Kräuter und<br />
je nach Untergrund sogar Blumen.<br />
Ein Weiher – der Minizoo in der Anlage – ist<br />
d a s Freilandlabor für junge Forscher. Auch<br />
ohne Amphibien ist er ein spannender<br />
Lebensraum, weil dort in jeder Jahreszeit<br />
wirbellose Tiere gefischt und beobachtet<br />
werden können.<br />
Literatur:<br />
Alex Oberholzer, Lore Lässer: Gärten für<br />
Kinder, Ulmerverlag Stuttgart 2003<br />
Dr. Alex Oberholzer,<br />
CH – Solothurn. Wegbereiter<br />
der Idee in der Schweiz,<br />
Biologe und <strong>Naturgarten</strong>gestalter,<br />
Buchautor,<br />
Planer vieler Spielräume.<br />
Tel. 0041 32 623 21 34<br />
mail@oberholzerlaesser.ch<br />
34 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 35
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Von Anfang an<br />
demokratisch handeln<br />
Der Dillinger Weg<br />
der Benutzerbeteiligung<br />
Manfred Pappler liest aus<br />
bewegenden Schülerbriefen<br />
„Baue Kindern eine Hütte, und sie werden<br />
Bretter daraus machen. Gib Kindern<br />
Bretter, Hammer und Nägel, und<br />
sie werden eine Hütte daraus bauen!“<br />
Wer sich Gedanken über die Gestaltung<br />
eines Schulhofes, eines Spielplatzes oder<br />
eines Natur Erlebnis Raumes für Kinder<br />
macht, dessen Blicke lenkt diese Weisheit<br />
eines unbekannten Autors auf das Wesentliche:<br />
Die nachwachsende Generation<br />
will gestalten. Ignorieren wir Erwachsenen<br />
dieses in der kindlichen Seele tiefverwurzelte<br />
Urbedürfnis, verurteilen wir Kinder<br />
und Jugendliche zum Abbauen, zum Zerstören.<br />
„Die Zukunft gehört allen. Doch wo sind die<br />
Gelegenheiten, bei denen alle, die es wollen,<br />
ihre Wünsche, Hoffnungen, Ideen und<br />
Vorschläge so deutlich und unüberhörbar<br />
kundtun können, dass sie sich als einflussreiche<br />
Mitgestalter einer Welt fühlen können,<br />
in der sie und ihre Kinder leben werden?“<br />
1<br />
Es ist allerhöchste Zeit, sich auf ein neues,<br />
konstruktiv-kreatives Miteinander mit<br />
der nachwachsenden Generation einzulassen.<br />
Es ist Zeit, Wünsche, Hoffnungen,<br />
Ideen und Vorschläge von Kindern und<br />
Jugendlichen aufzunehmen, wenn es um<br />
die Wahrnehmung ihrer Belange geht. Der<br />
einzige Weg, zukunftsfähige Konzepte zur<br />
Gestaltung von Schule und Schulhöfen zu<br />
entwickeln, besteht darin, die Betroffenen<br />
zu Beteiligten zu machen. Wir brauchen Beteiligungsmodelle<br />
für Kinder und Jugendliche.<br />
, fragte der Zukunftsforscher Robert<br />
Jungk in seinem Buch „Zukunftswerkstät-<br />
ten – Mit Phantasie gegen Routine und Resignation“.<br />
Wo erleben Kinder heute noch<br />
Möglichkeiten zur Mitgestaltung ihres<br />
Lebensraumes? Wohin unser Blick fällt,<br />
beobachten wir Erwachsene, die Kindern –<br />
wohl aus falsch verstandener Zuneigung –<br />
Fertiges präsentieren. Der kindliche und vor<br />
allem jugendliche Wunsch, sich selbst zu<br />
beweisen und anderen zu zeigen, dass man<br />
etwas kann, kollidiert in unserer modernen<br />
Welt zu häufig mit einer erlebten Realität, in<br />
der Kinder als Gestalter nicht mehr gefragt<br />
sind. Der Hang zu perfekt geplanten, oft naturfernen<br />
Gestaltungslösungen drängt Kinder<br />
selbst in ihren Lebensräumen zu häufig<br />
in die Rolle von Statisten. Sogar Plätze, an<br />
denen Kinder einen Großteil ihrer Zeit verbringen,<br />
werden in der Regel von Erwachsenen<br />
geplant und gebaut: Spielplätze, Kindergärten<br />
und Schulhöfe.<br />
Der „Dillinger Weg der<br />
Benutzerbeteiligung“<br />
Im Jahr 1993 begann die Bayerische Akademie<br />
für Lehrerfortbildung und Personalführung<br />
in Dillingen (ALP) damit, sich<br />
der bedenklichen pädagogischen und<br />
planerischen Situation an schulischen Außenanlagen<br />
zu widmen. Unter meiner Federführung<br />
wurde in Zusammenarbeit mit<br />
ausgewählten Schulen und deren jeweiligem<br />
Sachaufwandsträger über mehrere<br />
Jahre hinweg ein didaktisches Modell für einen<br />
Schulentwicklungsprozess der Benutzerbeteiligung<br />
Schritt für Schritt entworfen,<br />
in der Praxis vor Ort erprobt, ausgewertet<br />
und didaktisch weiterentwickelt.<br />
Ein wertvoller Kooperationspartner wurde<br />
in all dieser Zeit der „<strong>Naturgarten</strong> e.V.“ mit<br />
seinem Bundesvorsitzenden Dr. Reinhard<br />
Witt, der mit seinem Konzept der standortgerechten<br />
heimischen Pflanzenauswahl<br />
die Grundlage für unzählige kindliche Naturerlebnisse<br />
legt. Die Modellprojekte in<br />
Lauingen (Schwaben), Schwabach (Mittelfranken),<br />
Gessertshausen (Schwaben),<br />
Abensberg (Niederbayern) und an der<br />
Grundschule Süd in Gunzenhausen (Mittelfranken)<br />
bildeten die Erfahrungsgrundlage<br />
für die wissenschaftliche Evaluation<br />
des didaktischen Modells. Auf der Basis<br />
dieses „Dillinger Modells der Benutzerbeteiligung“<br />
startete die Bayerische Staatsregierung<br />
im Mai 2000 das „100-Schulhöfe-<br />
Förderprogramm“: In diesem staatlichen<br />
Förderprogramm wurden die folgenden<br />
pädagogischen Leitlinien des Dillinger Modells<br />
als Förderkriterien integriert:<br />
Beteiligung aller Schulklassen und Lehrkräfte<br />
einer Schule<br />
Kontinuierliche und intensive Benutzerbeteiligung<br />
bei Planung, Bau und Pflege<br />
eines naturnahen und kindgemäßen<br />
Schulgeländes<br />
Nachhaltige Schulentwicklungsarbeit im<br />
Rahmen einer rund fünfjährigen Projektlaufzeit<br />
Ergriffene Zuhörer lauschen den Worten ehrlicher Schülerbriefe<br />
Einrichtung einer Steuergruppe mit Vertretern<br />
aller am Projekt beteiligten Personengruppen<br />
(Schule – Träger – Kooperationspartner)<br />
Projektbegleitende schulinterne Fortbildungsveranstaltungen<br />
Erarbeitung und kontinuierliche Umsetzung<br />
von pädagogischen Nutzungskonzepten<br />
für praktisches Lernen im Schulgelände<br />
Öffnung des Schulgeländes in unterrichtsfreien<br />
Zeiten<br />
Im Rahmen eines solchen Schulprojektes<br />
können Kinder und Jugendliche aktiv erleben,<br />
dass eine Gemeinschaft von der Verantwortung<br />
jedes einzelnen lebt. Es wurde<br />
ja auch Zeit, dass die nachwachsende Generation<br />
am erlebten Beispiel BEGREIFEN<br />
kann, WIE man Verantwortung in der Gemeinschaft<br />
gestaltet. Das Zusammenwirken<br />
aller Beteiligten bei der Entwicklung<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
eines Natur Erlebnis Schulhofes ist eine<br />
wertvolle Chance für die Gestaltung unserer<br />
gesellschaftlichen Zukunft.<br />
1 Robert Jungk/Norbert Müllert: Zukunftswerkstätten<br />
– Mit Phantasie gegen Routine und Resignation.<br />
München, 1993, Seite 13.<br />
Manfred Pappler, Erfinder<br />
des Dillinger Weges,<br />
mit Schülern, Erwachsenen,<br />
Lehren, Eltern<br />
u.a. zusammen planen,<br />
bauen und pflegen.<br />
D – Gunzenhausen. Jahrelanger Referent für<br />
Umwelterziehung der Akademie für Lehrerfortbildung<br />
und Personalführung in Dillingen und<br />
heutiger Grundschuldirektor der Grundschule<br />
Süd, Tel. 09831 - 508-800<br />
pap@grundschulesuedgunzenhausen. de<br />
36 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 37
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Ein Pionier hat’s nicht immer leicht.<br />
Der Natur-Lehr-Garten in Ranis<br />
Der Garten befindet sich am südwestlichen<br />
Stadtrand der über 1000jährigen Burgstadt<br />
Ranis in Ostthüringen. Es ist ein Natur-Lehr-<br />
Garten mit integriertem Schulgarten in<br />
einer Gesamtgröße von 2000 m² (1500 m²<br />
+ 500 m²). Die Fläche wurde uns von der<br />
Stadt Ranis über den BUND-Kreisverband<br />
Saale-Orla durch einen Nutzungsvertrag<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Höhenunterschiede im Gelände ermöglichten<br />
eine Terrassierung für einzelne Strauch-<br />
und Staudenbiotope, Wildhecken und Naturteiche.<br />
Insgesamt beinhaltet der Garten<br />
etwa 25 verschiedene Biotope mit 65 Wildsträucher-,<br />
18 Wildrosen-, 3 Karden-Arten<br />
sowie 285 Wildstauden-Arten (ein-, zwei-,<br />
mehrjährig).<br />
Damit sind geeignete Lebensräume sowie<br />
Nahrungsquellen für eine artenreiche Tierwelt<br />
wie z.B. Schmetterlinge (ca. 70), Käfer,<br />
allein 18 Singvogelarten, Insekten, Hasel-<br />
und Spitzmäuse sowie eine Anzahl Wirbelloser<br />
geschaffen. Natürlich fehlen Nisthilfen<br />
für Vögel, Fledermäuse und Insekten<br />
(besonders Wildbienen) nicht. Ergänzend<br />
in gleicher Weise wirken Trockenmauern,<br />
Benjeshecken, Totholz- und Reisighaufen.<br />
Auch Lesesteinhaufen und Bauschutthügel<br />
sind vorhanden.<br />
Alle durch den Garten führende Wege bestehen<br />
aus Naturmaterialien, d.h. Holzhäcksel,<br />
Holzpflaster, Ziegelpflaster, Rindenmulch,<br />
Grasmulch, Sand sowie Schotterrasen<br />
bzw. Naturstein.<br />
Dies alles wurde seit 1990 in ehrenamtlicher<br />
Arbeit geschaffen. Unterstützung erhielten<br />
wir über wenige Jahre durch ABM-<br />
bzw. Ein-Euro-Kräfte. Deren Qualifizierung<br />
war unterschiedlich; entlohnt wurden sie<br />
über das zuständige Arbeitsamt. Die Finanzierung<br />
der anfallenden Sachkosten (einschließlich<br />
Telefon) erfolgte ausschließlich<br />
auf Spendenbasis. So in den Jahren 1995<br />
– 2001 vermehrt über die Haus- und Straßensammlung<br />
der Deutschen Umwelthilfe;<br />
ansonsten durch Spenden der 800 – 1000<br />
Besucher pro Jahr.<br />
Eine der weiteren Schwierigkeiten war, dass<br />
es in den neuen Bundesländern keine Wildstrauch-<br />
und Wildstauden-Gärtnereien gab.<br />
So waren uns die persönlichen Kontakte<br />
über unseren „<strong>Naturgarten</strong> e.V.“: die Versand-Gärtnereien<br />
„Ahornblatt“, Mainz; Hof<br />
Berggarten, Herrischried; Rieger-Hofmann,<br />
Raboldshausen; Strickler, Alzey-Heimersheim;<br />
Syringa-Samen, Hitzingen-Binningen<br />
eine große Hilfe. Weitere Unterstützung<br />
erhielten wir auch vom Landschaftspflege-<br />
Verband (Thüringer Schiefergebirge/ Obere<br />
Saale) sowie dem Thüringer Artenschutz-<br />
Zentrum, beide mit Sitz in Ranis.<br />
Nun zur „wilden Vielfalt“ unseres Gartens.<br />
Die Erfahrung lehrte uns, dass man einen<br />
derartigen Garten nicht innerhalb von zwei<br />
bis drei Jahren „nach Plan“ anlegen kann.<br />
Man muss sich Zeit lassen bzw. Geduld<br />
haben! Und so kamen viele Vorschläge,<br />
Hinweise und Ideen; nicht zuletzt von manchem<br />
interessierten Fach-Besucher.<br />
Bei den einzelnen Biotopen haben wir uns<br />
auf „Leitpflanzen“ und deren Nachbarn<br />
konzentriert. Nach Möglichkeit wurden dabei<br />
auch seltene, sehr seltene bzw. unter<br />
Schutz stehende Pflanzen berücksichtigt.<br />
So z.B. auf der Blumenwiese: Doldenmilchstern<br />
und Wiesenskabiose; am Sumpfgraben:<br />
Sibirische Iris, Prachtnelke, Gelbe<br />
Wiesenraute, Sumpfgladiole und Zungenhahnen<br />
fuß; an sonstigen Biotopen: Lor-<br />
beer-Seidelbast, Rosmarin-Seidelbast, Feuer<br />
lilie, Große Stern dolde, Immenblatt und<br />
Diptam.<br />
Erwähnen möchte ich noch die sogenannten<br />
„Spontanansiedler“ (durch Wind, Vögel<br />
bzw. auch durch Ameisen verbreitete). In<br />
unserem Garten u.a. Hufeisenklee, Knotige<br />
Braunwurz, Goldnessel, Moschus-Malve,<br />
Nesselblätterige Glockenblume und Kleinblütiges<br />
Springkraut. Für den Zuzug diverser<br />
Schmetterlingsarten sorgten Weiden,<br />
Pappeln, Nachtkerzen, Wolfsmilcharten,<br />
Brenn- und Taubnesseln.<br />
Noch einige Hinweise zu unserer Öffentlichkeitsarbeit:<br />
Fest integriert sind jährlich<br />
das Wildrosen-Fest (Mai), die Verkaufsausstellung<br />
„Kunst und Natur“ (Juni), Lavendel-<br />
und Kräutertag (Juli) sowie das „Spätsommer-Fest“<br />
(September). Hinzu kommen<br />
etwa 8 bis 10 Sonderveranstaltungen über<br />
Wildpflanzen und deren Verwendung.<br />
Abschließend sei auf die sehr gute Zusammenarbeit<br />
mit der regionalen Presse („Ostthüringer<br />
Zeitung“) hingewiesen: 20-30<br />
Beiträge mit entsprechendem Bildmaterial!<br />
Zusätzliche Notizen in unserem „Natur &<br />
Garten“ und „kraut und rüben“ machen unseren<br />
Garten auch über Thüringer Landesgrenzen<br />
hinaus bekannt.<br />
Dr. agr. Ernst Kulpe.<br />
Gründer und Leiter des<br />
ersten Natur-Schau-<br />
Gartens in den neuen<br />
Bundesländern. D - Ranis.<br />
Tel. 03647/ 413938<br />
BUND/ Naturlehrgarten<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
<strong>Naturgarten</strong>vielfalt auf 2000 m2 Fläche.<br />
Der Schaugarten in Ranis lockt jährlich circa<br />
1000 Besucher an.<br />
38 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 39
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Natur-Erlebnis-Räume in den Niederlanden.<br />
Beispiele, Entwicklungen und Tendenzen.<br />
Wie man Spielraumqualität bewerten kann.<br />
0-Position von Spielnatur<br />
in den Niederlanden heute<br />
Nach jahrelanger Beharrlichkeit einiger Pädagogen,<br />
Biologen, Planer und Natur-& Umweltdozenten<br />
hat sich in den Niederlanden<br />
nun ein fruchtbares Klima für Speelnatuur<br />
= Spielnatur entwickelt. Einige durch das<br />
Landwirtschaftsministerium 1 geförderte<br />
Buch projekte und deren gezielte Verbreitung<br />
haben hierzu entscheidend beigetragen2.<br />
Auch Politiker und Entscheidungsträger<br />
haben das Wählerpotenzial des Themas<br />
erkannt und profilieren sich gern mit ambitionierten<br />
Projekten. Bestimmende Ausgangspunkte<br />
der Entwicklungen im stark<br />
urbanisierten Land sind unter anderem:<br />
Hohe Bevölkerungsdichte mit knappen<br />
und obendrein sehr teuren Freiräumen;<br />
fortschreitende Verdichtung in den Zentren<br />
und Suburbanisierung der Rand-<br />
und Zwischengebiete<br />
Eine weit verbreitete Entfremdung von<br />
der Natur, nicht nur innerhalb einer<br />
großen Gruppe von Einwanderern mit<br />
geringer Verbundenheit mit (Niederländischer)<br />
Natur<br />
Hoher Grad der Institutionalisierung des<br />
Kinderalltags und (über)ambitionierte Eltern<br />
mit hohen Erwartungen<br />
Der neu entdeckte Markt zieht besonders<br />
in Krisenzeiten nun auch größere und teils<br />
fachfremde ausführende Betriebe an. Naturspielen<br />
ist ganz und gar ‘in’ und es sind<br />
teils beträchtliche Budgets verfügbar.<br />
1. Warum ein Versuch der<br />
Bewertung der Qualität<br />
von Spielnatur?<br />
Da wo ein lukrativer Markt ist, entstehen<br />
Konkurrenz und Wettbewerb. Seit die Anwesenheit<br />
von Spielnatur ein Wettbewerbsinstrument<br />
von Gemeinden, Schulen,<br />
KITAs, Freizeitparks und anderer geworden<br />
ist, kann die Nachfrage nicht mehr durch<br />
die kleine, idealistische Gruppe von Pionieren<br />
erfüllt werden.<br />
Auftraggeber sind oft interessiert am<br />
schnell sichtbaren, kalkulierbaren Erfolg<br />
ohne große Risiken. “Turn key”-Angebote<br />
verheißen die Ausführung eines Projektes<br />
in kurzer Zeit, nach klar definiertem Fahrplan,<br />
mit wenigen Unsicherheitsfaktoren.<br />
Einige Entwurfs- und Ausführungsbetriebe<br />
arbeiten mit zertifizierten Standardobjekten,<br />
um so auch den heiklen Sicherheitsaspekt<br />
beherrschbar zu machen. Soweit<br />
so gut, wäre es nicht, dass die realisierten<br />
Projekte oft abweichen von den Basisideen<br />
und Zielen von Spielnatur.<br />
“Spielnatur trägt zur gesunden Entwicklung<br />
von Kindern bei und liefert einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Bewahrung von<br />
Naturverbundenheit und Umweltverständnis<br />
künftiger Generationen, als Voraussetzung<br />
für eine nachhaltige Gesellschaft.”<br />
Spielnatur, die diesem hohen Anspruch<br />
gerecht werden will, muss meiner Meinung<br />
nach einige Basisqualitäten aufweisen. Eine<br />
Schaukel von Robinienholz umringt von<br />
Kirschlorbeer und Bambusbüschen auf einer<br />
großen Rasenfläche ist besser als kein<br />
Spielplatz oder als eine Federwippe auf<br />
Kunstgras, aber ist noch keine Spielnatur.<br />
Wie finden suchende Auftraggeber und Interessierte,<br />
was ihren Ansprüchen gerecht<br />
wird? Woran können planende und ausführende<br />
Betriebe ihre Arbeit orientieren? Wie<br />
erkennen Eltern und Erzieher, welche Umgebung<br />
für ihre Kinder die gesündeste, die<br />
herausforderndste, die angenehmste, kurz<br />
die richtige ist? Wer kann diese Fragen beantworten?<br />
Wer zieht die Grenzen?<br />
2. Aufgestellte<br />
Bewertungskriterien<br />
Qualitätskriterien auf zu stellen, kann meiner<br />
Meinung nach nur ein Angebot sein. Sie<br />
müssen Raum bieten für eigene Einsichten<br />
und Interpretation.<br />
Die hier genannten Kriterien sind das Produkt<br />
von vielen Jahren Beobachtungen,<br />
Gesprächen, Literatur/Websitestudium und<br />
eigener Entwurfs- und Ausführungsarbeit.<br />
Ich benutze sie für meine eigene Arbeit und<br />
im Erfahrungsaustausch mit Kollegen und<br />
Auftraggebern.<br />
Kernpunkte beim Entwurf:<br />
Räumliche Verwobenheit, Biologischer<br />
Reichtum, Freiheit/ Unbestimmtheit/<br />
Veränderbarkeit, Identität/ Erkennbarkeit<br />
Spiel/pädagogisch:<br />
regt das freie (selbstinitiierte und<br />
-organisierte) Spiel an<br />
Raum für selbstständiges Entscheiden,<br />
individuelle Sinngebung und Handeln<br />
aus eigenem Antrieb<br />
Raum für Entdeckungen und Eroberungen,<br />
Aneignung und Interpretation<br />
Ausstattung<br />
abwechslungsreich, naturnah, spannend<br />
& sicher, pflegeleicht<br />
unmittelbar, sinnlich und veränderlich<br />
min. 20% frei gestaltbar durch Benutzer<br />
max. 20% mit Geräten, Möbeln, Einrichtungsgegenständen<br />
Materialgebrauch<br />
kindgerecht, sparsam, umweltschonend,<br />
multifunktional<br />
Grün<br />
divers, bespielbar, pflegeleicht, naturnah,<br />
überwiegend heimisch<br />
Pflege<br />
Artenvielfalt und Selbstregulierung als<br />
Pflegeziel<br />
Beteiligung der Benutzer an den<br />
Arbeiten<br />
Spielwert und Sicherheitsaspekte<br />
haben Priorität<br />
nach ökologischen Prinzipien, geschlossene<br />
Kreisläufe, etc<br />
lieber keine, falls nötig Einsatz biologischer<br />
Dünge- und Pflanzenschutzmittel<br />
Sicherheit<br />
Gleichgewicht von Sicherheit und<br />
Herausforderung<br />
Gefahren sollten auch für Kinder angemessen,<br />
fühlbar, überschaubar und<br />
kalkulierbar sein<br />
“nachhaltig, natürlich sicher” als Prinzip:<br />
Kinder lernen und üben in einer geschützten,<br />
kindgerechten Umgebung<br />
den Umgang mit den Gefahren und<br />
Herausforderungen, die eigen sind an<br />
Natur und Umwelt<br />
Sicherheitsfördernde Fähigkeiten werden<br />
stimuliert und trainiert (Aufmerksamkeit,<br />
Reaktionsgeschwindigkeit,<br />
Be händigkeit, Kraft und Ausdauer,<br />
Verantwortungsbewusstsein, Naturkenntnis,<br />
etc)<br />
3. Ein Wettbewerb und<br />
sein Preisträger<br />
Ein weiterer Versuch die Qualität von Spielnatur<br />
zu diskutieren und sichtbar zu machen<br />
ist dieser:<br />
Im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs um die<br />
grünste Gemeinde der Niederlande wurde<br />
mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums1<br />
durch die gleiche Organisation<br />
ein Wettbewerb um den grünsten Spielplatz<br />
der Niederlande ausgelobt. Hierfür<br />
wurde ein breites, interdisziplinäres Gremium<br />
einberufen zur Aufstellung von Bewertungskriterien<br />
und als Jury.<br />
49 Entwürfe haben teilgenommen. Tendenzen,<br />
die hierbei sichtbar wurden waren u. a:<br />
oft werden Naturspielplätze am Rand der<br />
Bebauung und auf Restflächen (unter<br />
Hochspannungsleitungen, neben großen<br />
Straßen etc.) untergebracht<br />
die Flächen sind oft klein und die Einrichtung<br />
intensiv<br />
Schulhöfe spielen eine wichtige Rolle,<br />
sind aber oft sehr klein und es ist fragwürdig,<br />
inwiefern die Projekte den Spieldruck<br />
überstehen<br />
Gewonnen hat ein eher unspektakuläres<br />
Projekt, das überzeugte durch:<br />
Lage: grenzt unmittelbar an ein Wohngebiet<br />
und eine Schule<br />
Multifunktionalität: der Entwurf berücksichtigt<br />
die örtlichen Umstände und er-<br />
hebt diese zum Thema: „Von Wasserlast<br />
zur Wasserlust“ und löst damit ein Wasserproblem,<br />
bietet der Schule ein Lernangebot,<br />
den Bewohnern einen interessanten<br />
Freiraum und den Kindern jede<br />
Menge Spaß<br />
Beteiligung: Schule und Bewohner sind<br />
in allen Phasen beteiligt gewesen<br />
Gestaltung: die Ausstattung besteht vor<br />
allem aus landschaftlichen und räumlichen,<br />
naturnahen Elementen<br />
Eine Überraschung für viele war die Autorin<br />
des Entwurfs: Heilien Tonckens, die einige<br />
<strong>Naturgarten</strong>mitglieder sicher noch kennen<br />
als Betreiberin des Wildstaudenbetriebes<br />
‚De Heliant’, den wir im Rahmen der NL-<br />
Exkursion 2004 besuchten.<br />
Die 10.000 Euro Preisgeld kommen dem<br />
Projekt zugute.<br />
Durch den großen Erfolg des Wettbewerbs<br />
hat sich das Ministerium entschieden, ihn<br />
noch minimal 2 Jahre lang fortzusetzen.<br />
Der „grünste Spielplatz der Niederlande“<br />
4. Häufig vorkommende<br />
Spielnatur-Typen in<br />
den Niederlanden<br />
Spielwälder und Spiel-Naturgebiete<br />
In Naturgebieten werden bestimmte Flächen<br />
angewiesen und gestaltet, um das<br />
Spiel von Kindern dort zu konzentrieren;<br />
damit werden Kinder stimuliert, in der<br />
Natur zu spielen und gleichzeitig sollen<br />
Konflikte mit anderen Nutzern und dem<br />
Naturschutz vermieden werden.<br />
Betreute Natur/Abenteuer/Bauspielplätze<br />
Freiflächen von Spielplatzvereinen oder<br />
Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit<br />
haben den Vorteil der Abgeschlossenheit<br />
und Betreuung, hier kann oft intensiver<br />
gestaltet und gepflegt werden.<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Öffentliche NaturSpielräume<br />
bieten Kindern die meiste Freiheit, werden<br />
allerdings oft wegen befürchtetem<br />
Vandalismus eher grob und übersichtlich<br />
angelegt.<br />
Naturreiche Freiräume von<br />
Kindertagesstätten und Schulen<br />
sind die meist genutzten Flächen; Kinder<br />
verbringen hier täglich immer mehr Zeit;<br />
Platznot und Spieldruck beschränken allerdings<br />
oft die Naturnähe.<br />
5. Beispielhafte<br />
Spielnaturprojekte<br />
Spielwälder und Spiel-Naturgebiete<br />
Spielwald Mastbos, Breda<br />
Spielwald Balaaijbos, Zoetermeer<br />
Betreute Natur/Abenteuer/Bauspielplätze<br />
Naturbauspielplatz De Ruige Plaat,<br />
Hoogvliet<br />
Jugendzentrum Plan West, Amsterdam<br />
Öffentliche Naturspielräume<br />
Stellenbosch, Rotterdam<br />
de Jungle, Deventer<br />
Hammerpoort, Delft<br />
Naturreiche Freiräume von<br />
Kindertagesstätten und Schulen<br />
Schulhof OBS de Totempaal, Arnhem<br />
KITA 2aan2, Den Haag<br />
Dachgarten KITA 2 Zeesterren,<br />
Den Haag<br />
Struin, ein ‚herumstreunender’ Hort<br />
ohne eigenes Gelände, Nijmegen<br />
1 in den Niederlanden gibt es kein Umweltministerium.<br />
Natur und Umweltthemen sind bei verschieden<br />
Ministerien, u.a. dem Ministerium für Landwirtschaft,<br />
Natur und Nahrung untergebracht.<br />
2 Übersetzung ins Niederländische der Bücher:<br />
1. ‘Last child in the Woods’ von Richard Louv<br />
2. ‘Playing outdoors’ von Helen Tovey<br />
und die Niederländischen Publikationen:<br />
3. ‘Vrij spel voor natuur en kinderen’ von<br />
Marianne van Lier & Willy Leufgen<br />
4. ‘Speelnatuur in de stad’ von J. vd Boogart,<br />
L. Vaandrager, S. Lobst u.a.<br />
Landschaftsarchitektin<br />
Sigrun Lobst, NL Rotterdam.<br />
Naturnahe Planerin,<br />
Pionierin auf dem Gebiet<br />
der Natur-Erlebnis-Räume<br />
in den Niederlanden, Netzwerk<br />
Springzaad, etc.<br />
Tel. +31 - (0)10 – 4372278, sigrunlobst@hetnet.nl<br />
40 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 41
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Leben gestalten lernen –<br />
von neuen alten Werten<br />
1992 fand in Rio de Janeiro<br />
eine Weltkonferenz für<br />
Umwelt und Entwicklung<br />
statt. Das Abschlussdokument<br />
wurde von rund<br />
180 Staaten dieser Welt unterzeichnet und<br />
nannte sich Agenda 21. Im Kapitel 36 der<br />
Agenda geht es um die Bedeutung von<br />
Bildung im Prozess der nachhaltigen Entwicklung.<br />
Ohne Bewusstseinsbildung und<br />
ohne eine weltweite Bildungsinitiative sei<br />
eine nachhaltige Entwicklung nicht zu gewährleisten,<br />
heißt es dort (UNESCO heute,<br />
2006, S. 4).<br />
Die Vereinten Nationen riefen für die Jahre<br />
2005 – 2014 eine Weltdekade „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) aus.<br />
Die UNESCO wurde international mit der<br />
Durchführung der Dekade beauftragt.<br />
Die globale Vision der Weltdekade „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ sei es, allen<br />
Menschen Bildungschancen zu eröffnen,<br />
die es ermöglichen, sich Wissen und Werte<br />
an zu eignen sowie Verhaltensweisen und<br />
Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte<br />
Zukunft und eine positive gesellschaftliche<br />
Veränderung erforderlich sind<br />
(vgl. UNESCO 2004, S. 4). Das bedeutet:<br />
„Nicht hier auf Kosten von anderswo und<br />
nicht heute auf Kosten von morgen leben“<br />
Der Deutsche Bundestag beschloss, als Bestandteil<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie der<br />
Bundesregierung einen Aktionsplan zur<br />
Dekade BNE auf den Weg zu bringen.<br />
In Bayern entstand in Zusammenarbeit von<br />
dem Arbeitskreis „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ und des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Umwelt und Gesundheit<br />
ein Landes- Aktionsplan, der Abbild sein soll<br />
von den derzeitigen Aktivitäten auf dem<br />
Gebiet der Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
in Bayern. Darin steht: „Die derzeitige<br />
Lebens- und Wirtschaftweise gerade der Industrienationen<br />
ist nicht zukunftsfähig und<br />
kann deshalb nicht als Vorbild für Entwicklungen<br />
in den Ländern der sog. dritten Welt<br />
gelten. Es bedarf vielmehr eines grundlegenden<br />
Wandels hin zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung, die zugleich ökologische<br />
Tragfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und<br />
ökonomische Effizienz anstrebt… Heute<br />
wie Morgen, bei uns ebenso wie in den sog.<br />
Entwicklungsländern. Eine entscheidende<br />
Grundlage dafür ist der Erwerb von Wissen.<br />
Doch Wissen allein führt nicht zum Tun.<br />
Verhaltensänderungen gelingen nur, wenn<br />
tiefere Schichten der menschlichen Persönlichkeit<br />
angesprochen werden. Aus ihnen<br />
kommen die eigentlichen Antriebskräfte<br />
der Veränderung. Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung muss sich also an Werthaltungen<br />
orientieren und sie vermitteln. Der<br />
Aktionsplan sieht die Kardinaltugenden der<br />
christlich-abendländischen Tradition (Klugheit/Weisheit,<br />
Tapferkeit/Mut, Gerechtigkeit,<br />
das rechte Maß) als wichtige Impulse<br />
für das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung,<br />
die für unsere heutigen Verhältnisse<br />
ausgelegt sind. (Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung in Bayern, Ausgabe März 2009,<br />
Seite 8/9)<br />
Der Landesbund für Vogelschutz, Verband<br />
für Arten- und Biotopschutz in Bayern e.V.,<br />
hat seit vielen Jahren als einen konzeptionellen<br />
Schwerpunkt die Umweltbildung.<br />
Darüber hinaus betreibt er seit 1996 einen<br />
eigenen Kindergarten mit einem naturnahen<br />
Konzept. Nichts lag näher, als sich intensiv<br />
mit der Weltdekade BNE zu beschäftigen<br />
und sie mit Themen der Agenda 21 zu<br />
verknüpfen.<br />
Aus diesem Projekt entstand mit Unterstützung<br />
des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
eine Agenda für den Elementarbereich:<br />
„leben gestalten lernen“.<br />
Grundlage ist ein Standardwerk, das Spiel-<br />
und Aktionsvorschläge für alle Jahreszeiten<br />
und Aktivitäten im Haus sowie im Außengeländer<br />
am Lernort Natur enthält. Die<br />
Aktionsvorschläge helfen, Anlagen und Fähigkeiten<br />
der Kinder optimal zu entwickeln.<br />
Sieben Schlüsselkompetenzen des Lebens<br />
werden dabei besonders angesprochen<br />
und gefördert:<br />
positive Identifikation mit sich selber - kommunikative<br />
Kompetenz - grob- und feinmotorische<br />
Fähigkeiten - achtsamer Umgang<br />
mit sich selbst und anderen Lebewesen -<br />
emotionale Kompetenz - Sozialkompetenz<br />
und Gestaltungskompetenz.<br />
Für pädagogische Einrichtungen, die ein<br />
nachhaltiges Profil entwickeln wollen, gibt<br />
es eine Fortbildungsreihe. Zuzüglich werden<br />
Multiplikatorenschulungen zum Thema<br />
Bildung zur nachhaltigen Entwicklung<br />
im Elementarbereich gehalten.<br />
Bezogen auf den bayerischen Aktionsplan<br />
begann der LBV 2008 mit Unterstützung<br />
des Bayerischen Staatsministeriums für<br />
Umwelt und Gesundheit ein neues Projekt,<br />
das die Werte eines Menschen mit dem<br />
Hintergrund der Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung anspricht und fördern lässt.<br />
Das Projekt hat den Titel „Werte erleben“.<br />
In Zusammenarbeit mit den Kindern und<br />
den Erzieherinnen des arche noah Kindergartens<br />
entwickelte das Referat „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung und Freizeit“<br />
verschiedene Spiel- und Aktionsvorschläge,<br />
bei denen sieben wichtige Werte des<br />
Lebens gefördert werden:<br />
Die Lebensfreude dient als Basis für all die<br />
anderen Werte. Die Grundhaltung, das Leben<br />
mit positiven Blickwinkeln zu besetzen<br />
sowie Nuancen in seinem Umfeld bewusst<br />
wahrzunehmen, ermöglichen einem Kind,<br />
positive Erfahrungen zu sammeln und sich<br />
motiviert und kraftvoll zu entwickeln.<br />
Achtung und Respekt: Das Kind erkennt<br />
seinen eigenen Wert als Mensch an und in<br />
gleichem Maße die Eigenschaften seiner<br />
Mitmenschen. Dies gilt darüber hinaus für<br />
alles Lebendige um das Kind herum und<br />
hilft ihm, sich als Teil der Natur zu erkennen.<br />
Verantwortungsbewusstsein: Sein eigenes<br />
Wirken zu erkennen und es zum eigenen<br />
Wohl sowie zum Wohl der anderen<br />
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
einzusetzen, ist die Kunst des Verantwortungsbewusstseins.<br />
Dazu braucht das<br />
Kind viele Möglichkeiten, dies zu erproben<br />
(Blumen gießen, Taschentuch zum Trost<br />
bringen...).Dies schafft Wertschätzung und<br />
stärkt das Selbstbewusstsein sowie das Bewusstsein<br />
für die Gruppe.<br />
Wir-Gefühl: Im Kindergarten lernt das Kind,<br />
sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen<br />
und mit für deren Wohl zu sorgen, ohne<br />
immer nur den eigenen Vorteil zu suchen.<br />
Jedes Kind kann seine individuellen Fähigkeiten<br />
und Stärken in die Gruppe einbringen<br />
und so zum Erfolg dieser beitragen.<br />
Offenheit: Neugierde ist angeboren. Zu Offenheit<br />
gehört auch die Bereitschaft, Neues<br />
zu lernen und dabei andere Meinungen zu<br />
akzeptieren und anzunehmen. Im Kindergarten<br />
bekommen die Kinder die nötige Zeit<br />
und den nötigen Raum, um sich Dinge an zu<br />
eignen. Voraussetzung hierfür bietet eine<br />
vorbereitete Umgebung und geschaffene<br />
Anreize, die zum Entdecken ermutigen.<br />
Vertrauen: Kinder haben grundsätzlich<br />
Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen<br />
– immerhin begeben sie sich vom<br />
Junge Forscher entdecken die<br />
Faszination Natur<br />
42 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 43
Unterwegs in die Zukunft – Natur-Erlebnis-Räume<br />
Elternhaus hinaus in andere Netzwerke<br />
wie dem Kindergarten oder zu anderen<br />
Familien, Vereinen usw. Kinder lernen, sich<br />
anderen anzuvertrauen und gleichzeitig<br />
Zutrauen zu sich selbst zu finden. Wer vertraut,<br />
findet Geborgenheit.<br />
Mut: Kinder wollen Neues wagen, auch<br />
wenn sie nicht wissen, ob sie damit Erfolg<br />
haben werden. Sie überwinden sich und<br />
können dann stolz auf sich sein; der Selbstwert<br />
und inneres Wachstum werden dadurch<br />
gefördert. Kinder staunen über das,<br />
was sie sich schon alles trauen. Jeder Tag<br />
ist angereichert mit dem Spannungsbogen<br />
von Wollen und Selbstbeherrschung,<br />
von Ausprobieren und Entspannung, und<br />
manchmal gelingt es sogar, selbst gesteckte<br />
Grenzen zu überschreiten – das ist mutig!<br />
Die Aktionen zu diesen Werten wurden in<br />
Zusammenhang mit verschiedenen Themen<br />
der Agenda 21 (z.B. Mobilität, Energie,<br />
Erde, Wasser etc) gestellt und mit den Kindern<br />
des Kindergartens ausprobiert.<br />
Zurück zu unseren Wurzeln<br />
Hier wurde das Medium Schlamm erfolgreich „begriffen“!<br />
Aktionen wie „Der Ruf der Trommel“ (mit<br />
verbundenen Augen wird den Klängen einer<br />
Trommel gelauscht und der Weg zu ihr<br />
gefunden) oder „Matsch-Gorilla“ (Kinder<br />
reiben sich gegenseitig mit nasser Erde ein<br />
und spielen dann Gorillas) sprechen oben<br />
genannte Werte wie Vertrauen, Mut und<br />
vor allem die Lebensfreude an und motivieren<br />
die Kinder, diese Werte an sich selbst<br />
wahrzunehmen und weiter zu entwickeln.<br />
Damit können sie hineinwachsen in eine<br />
Welt, die eine lebenswerte Zukunft hat und<br />
sind sich der Aussage „Hier nicht auf Kosten<br />
von anderswo und heute nicht auf Kosten<br />
von morgen“ bewusst.<br />
Ende 2010 wird das Standardwerk „Werte<br />
erleben“ als Sammelordner erscheinen.<br />
Literaturhinweis:<br />
UNESCO heute, Zeitschrift der deutschen<br />
UNESCO-Kommission, 2004<br />
UNESCO heute, Zeitschrift der deutschen<br />
UNESCO-Kommission, 2006<br />
Nationaler Aktionsplan für Deutschland,<br />
Stand Oktober 2005 (www.dekade.org)<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern,<br />
Aktionsplan im Rahmen der UN-Dekade<br />
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“,<br />
Stand März 2009<br />
Elke Gehrung LBV Kindergarten<br />
arche noah<br />
in 91161 Hilpoltstein<br />
Tel. 09174/712<br />
kiga@lbv.de<br />
Das ist gar nicht lustig!<br />
<strong>Naturgarten</strong>-Kabarett<br />
Grünbergimpressionen 2010<br />
Das letzte Frühstück nach fünf Tagen<br />
Grünberg. Die immensen geistigen<br />
und verdauungstechnischen Anstrengungen<br />
haben ihren Tribut gefordert.<br />
Zerknitterte Gestalten wanken mit der Anmut<br />
einer rheumakranken Stabheuschrecke<br />
in Richtung der lebensspendenden<br />
Kaffeekannen. Erst zwei Stunden vorher<br />
haben sich die letzten unermüdlichen<br />
„Weinschwärmer“ endlich zur Ruhe begeben,<br />
in den Leberzellen schreit die überforderte<br />
Alkoholdehydrogenase verzweifelt<br />
nach Verstärkung. Survival of the fittest! Bei<br />
genauerer Betrachtung dominieren glücklicherweise<br />
die nüchternen Exemplare der<br />
Spezies Naturgärtner. Allerdings gerät auch<br />
bei ihnen der normale Tag-Nacht-Rhythmus<br />
etwas ins Schleudern. Nach meiner Ankunft<br />
daheim werde ich traditionsgemäß als erstes<br />
das Display meiner Waage überkleben,<br />
die lange Trennung scheint sie jedes Jahr<br />
völlig zu verwirren.<br />
Glücklicherweise waren heuer wieder viele<br />
Grünberg-„Frischlinge“ mit von der Partie.<br />
Ähnlich wie Dracula braucht ja auch ein<br />
Verein regelmäßige Frischblutinjektionen,<br />
um sich zu verjüngen. Ohne unseren hoffnungsvollen<br />
Nachwuchs wären die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong><br />
irgendwann nur noch ein Treffen<br />
greiser Grünberg-Grufties, die sich im<br />
Foyer Ben-Hur-Wagenrennen mit ihren Rollatoren<br />
liefern. Wer will das schon? Die anfängliche<br />
Unsicherheit der Neulinge weicht<br />
jedes Jahr rasch einem Gefühl der Vertrautheit.<br />
Es ist wirklich schwierig, sich in Grünberg<br />
nicht wohl zu fühlen. Es sei denn man<br />
möchte abnehmen! Bedrohliche Urängste<br />
vor einem steifen Kongress werden von<br />
der Überraschung über das quirlige Treiben<br />
eines Pfadfinderlagers ersetzt.<br />
20 lange Jahre Vereinsgeschichte liegen<br />
hinter uns, Zeit für nostalgische Rückblicke<br />
und ein umfassendes Resümee. 20 Jahre<br />
<strong>Naturgarten</strong>! Wie ist das möglich? Wo um<br />
alles in der Welt ist die Zeit geblieben. War<br />
es denn nicht erst gestern, als ich im strömenden<br />
Regen den Sand in mein erstes<br />
Sandbeet schaufelte, und mich dabei eher<br />
auf einer Wattwanderung als in einem <strong>Naturgarten</strong><br />
wähnte? War es denn nicht erst<br />
letztes Jahr, in dem ich als von Reinhard Witt<br />
liebevoll genötigter Referent meine ersten<br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> in Grünberg besuchte?<br />
Höchste Zeit für eine ganz persönliche<br />
Rückschau von den sagenumwobenen Nebeln<br />
witt´scher <strong>Naturgarten</strong>dinosaurier bis<br />
hin zur Gegenwart. Viele der in Ehren ergrauten,<br />
legendären Größen der Gründerzeit<br />
tummelten sich diesmal auf der Tagung.<br />
Leibhaftig! Wenn es nicht so peinlich wäre,<br />
hätte man doch gerne das eine oder andere<br />
Autogramm dieser Gründungsgrößen abgestaubt.<br />
Ihre Bücher zieren seit vielen Jahren<br />
die Regale daheim, jetzt erwachen die<br />
Legenden plötzlich zum Leben. Es gibt sie<br />
Abendprogramm<br />
tatsächlich! Die Jahrzehnte haben zwar ihre<br />
körperlichen Spuren hinterlassen, Begeisterung<br />
und Freude sind dagegen unverändert<br />
jung geblieben. Originale sind es, „Spinner“<br />
und Visionäre, die vielen ihrer Träume Gestalt<br />
verliehen haben, Eckpfeiler, auf denen<br />
das <strong>Naturgarten</strong>gebäude nun ruht.<br />
Der Begriff „Spinner“ sollte hier nicht missverstanden<br />
werden, es ist eines der höchsten<br />
Komplimente überhaupt! Spinner sind<br />
phantasievolle, kreative Menschen, die sich<br />
dickköpfig weigern immer mit dem Strom<br />
zu schwimmen, nur weil „man“ es eben so<br />
macht und schon immer so gemacht hat.<br />
Spinner hinterfragen klassische Verhaltensmuster<br />
und suchen nach neuen Wegen,<br />
und häufig besitzen sie die Hartnäckigkeit<br />
und Energie, ihre Träume auch praktisch<br />
umzusetzen. Spinner sind aus Sicht des<br />
DIN-genormten Bürgers völlig unberechenbar<br />
und damit beängstigend, schließ-<br />
44 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 45
Abendprogramm<br />
Auch für Humorvolles ist immer genügend Zeit.<br />
lich weiß man ja nie in welche Richtung ihr<br />
kreatives Potential als nächstes explodiert.<br />
Versammelt man viele Spinner auf einem<br />
Fleck wie in Grünberg, entsteht rasch eine<br />
kritische Masse. Ihre Entladung führt dann<br />
immer wieder zu faszinierenden Gedanken<br />
und Projekten. Einige geniale Ideen in der<br />
Bayernstube sind traditionsgemäß lediglich<br />
alkoholinduziert und verflüchtigten<br />
sich daher prompt im nüchternen Zustand.<br />
Andere werden in Form von Gärten Gestalt<br />
annehmen und die <strong>Naturgarten</strong>idee weiter<br />
verbreiten.<br />
Ich persönlich verdanke dem <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
viel, ohne ihn wäre mein<br />
Lebensweg in den letzten zehn Jahren<br />
sicher anders verlaufen. Nach einer ebenso<br />
kurzen wie grauenvollen „Karriere“ als<br />
Lehrer warf ich noch vor Ende der Referendarzeit<br />
verzweifelt das Handtuch. Menschen<br />
mit dem Aggressionspotential eines<br />
Gänseblümchens sollten diesen Beruf einfach<br />
nicht ergreifen. Auch die Aufschrift an<br />
meiner Kehle „Bitte hier einschneiden“ war<br />
wohl nicht hilfreich. Irgendwann war dann<br />
schlagartig Feierabend, die Luft war raus.<br />
Rien ne va plus! Frustrierter Abgang und rasche<br />
Flucht folgten. In den folgenden Monaten<br />
verlor die Biologie im Zuge der Traumabewältigung<br />
ihre Präsenz in meinem Leben<br />
und trat zunehmend in den Hintergrund.<br />
Ausgelöst durch einen Besuch am Tag der<br />
offenen Tür im <strong>Naturgarten</strong> von Reinhard<br />
Witt hat sie sich in den letzten Jahren wieder<br />
wacker in den Vordergrund gedrängt<br />
und steht nun erneut im Mittelpunkt<br />
meines Lebens. Erst im Nachhinein wird mir<br />
bewusst, wie sehr sie mir gefehlt hat. Der<br />
Kontakt mit dem <strong>Naturgarten</strong>verein hat zu<br />
einer intensiven Beschäftigung mit der Natur<br />
geführt. Ich habe zahllose Stunden vor<br />
meinem Sandbeet verbracht, und nie war<br />
es verlorene Zeit. Ich habe die Fähigkeit<br />
wiederentdeckt, Schönheit zu entdecken,<br />
zu genießen und als ein kostbares Geschenk<br />
zu erleben. Viele meiner Artikel sind<br />
aus diesen Beobachtungen entstanden:<br />
Wegwespe, Schnirkelschnecken, Wildbienen<br />
und Zebraspringspinne. Der Spaß am<br />
Schreiben hat sich wieder eingestellt und<br />
wurde durch positive Rückmeldung aus<br />
den Reihen der Naturgärtner zunehmend<br />
verstärkt. Ich kann auf diese Weise andere<br />
Menschen mit meinem Staunen, meiner Bewunderung<br />
und meiner Freude „infizieren“,<br />
ein schönes und ungemein befriedigendes<br />
Gefühl. Und als Krönung des Ganzen hat<br />
sich – entgegen jeder statistischen Wahrscheinlichkeit<br />
– ein alter Traum von mir<br />
erfüllt: Ein Buch mit Artenporträts aus dem<br />
<strong>Naturgarten</strong>. Herz was willst du mehr? 20<br />
Jahre <strong>Naturgarten</strong> sind ein langer Weg.<br />
Aber er ist noch nicht zu Ende, und ich bin<br />
gespannt, wohin er mich noch führen wird.<br />
Ein aus tiefem Herzen kommendes „Danke“<br />
an alle, die mich bisher auf diesem Weg begleitet<br />
haben! Irgendwie seid ihr schon ein<br />
Klasse Haufen!<br />
Der <strong>Naturgarten</strong> im Rückspiegel<br />
der Zeit. Kabarett,<br />
Musik und Texte von und<br />
mit Werner David<br />
Tel. 08122 – 22 88 189<br />
wernerinweb@web.de<br />
Feuergarten mit<br />
Christof Wegner im<br />
Außengelände<br />
Vorträge müssen nicht ausschließlich im<br />
beheizten Tagungsraum der Bildungsstätte<br />
stattfinden. Nach heftigen Schneefällen<br />
bot das winterlich-romantisch verschneite<br />
Außengelände eine reizvolle Abwechslung.<br />
Durch Feuerschalen und Kerzen erwachte<br />
die uralte Magie des Feuers zum Leben. Die<br />
Gegenpole Kälte und Hitze, Licht und Wärme<br />
schufen einen stimmungsvollen Rahmen<br />
für die Erzählungen von Christof über<br />
Feuer, Gott und die Welt und den Rest des<br />
Universums. Becher mit heißem Glühwein<br />
wärmten die Glieder und erhöhten die<br />
emotionale Verbundenheit der Zuhörer.<br />
1 Glühweinbäckchen<br />
2 Philosophieren am Feuerkorb<br />
3 Warm eingepackte TagungsteilnehmerInnen<br />
4 Winterstimmung: Feuer im Schnee<br />
5 Kleine Feuermagie<br />
Abendprogramm<br />
Christof Wegner<br />
Tel. 08336 – 9380<br />
NaturGestaltung-<br />
Wegner@t-online.de<br />
46 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 47<br />
3<br />
1<br />
2<br />
4 5
Pausen und Markt der Möglichkeiten Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Nebenschauplätze:<br />
Pausen, Bayernstube<br />
und Markt der<br />
Möglichkeiten<br />
Die <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> in Grünberg leben<br />
ganz stark durch die Pausen zwischen den<br />
Vorträgen. Der „Markt der Möglichkeiten“,<br />
für den jedes Jahr ein eigener Raum zur<br />
Verfügung steht, bietet Firmen und Privatleuten<br />
die Möglichkeit ihre Produkte vorzustellen<br />
und zu verkaufen. Außerdem kommt<br />
es hier permanent zu Initialzündungen für<br />
spannende Gespräche und man trifft immer<br />
wieder nette Leute. Hier findet sich auch jedes<br />
Jahr das von Kerstin liebevoll gestaltete<br />
<strong>Naturgarten</strong>quiz, an das sich meistens nur<br />
wenige unerschrockene Teilnehmer wagen.<br />
Im Foyer konnte diesmal ein historischer<br />
Rückblick bewundert werden, die Entwicklung<br />
unserer verschiedenen Medien von<br />
der vereinsgeschichtlichen Steinzeit bis<br />
heute. Die Evolution des Rundbriefs von<br />
einer besseren Schülerzeitung bis hin zu einer<br />
professionell gestalteten Zeitschrift ist<br />
schon beeindruckend.<br />
Am Abend und in den Kaffeepausen übt<br />
die Bayernstube eine magische Anziehungskraft<br />
auf die Teilnehmer aus. Praktische<br />
Experimente im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit<br />
der Alkoholdehydrogenase<br />
und eine schier unendliche Vielzahl von<br />
Gesprächen stehen im Vordergrund. Der<br />
fachliche Tiefgang des Austausches verliert<br />
sich allerdings mit fortschreitender Stunde<br />
zunehmend. Man sieht sich, man ratscht,<br />
man mag sich! Hartgesottene und jung gebliebene<br />
Grünbergveteranen verlassen die<br />
Bayernstube weit nach Mitternacht aber<br />
rechtzeitig zum Frühstück. Zum Ausschlafen<br />
gibt es ja die Vorträge!<br />
Werner David<br />
„Empfohlen von Bioland“.<br />
Naturgärten der zertifizierten Fachbetriebe<br />
für Naturnahes Grün.<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Beispiele, Erfolge.<br />
Naturgärten der Fachbetriebe<br />
bestehen aus mehr als<br />
nur schönen Fotos…<br />
Der Ausgangsgedanke: Privatgärten, öffentliches<br />
Grün und Spielräume sollen biologisch<br />
und naturnah geplant und gestaltet<br />
werden können. Da es bisher keine einheitlichen<br />
Vorgaben für die Planung und<br />
Anlage von Naturnahem Grün gab, hatten<br />
sich Bioland e.V. und <strong>Naturgarten</strong> e.V. 2006<br />
entschlossen, ihre Erfahrungen gemeinsam<br />
in eine Kooperation einzubringen. Nach<br />
dreijähriger, intensiver Projektarbeit ist es<br />
gelungen, die Visionen in Worte zu fassen<br />
und verbindliche Richtlinien zu entwickeln.<br />
Die Projektarbeit wurde regelmäßig in der<br />
Mitgliederzeitschrift Natur&Garten, auf den<br />
Mitgliederversammlungen 2007-2009 sowie<br />
auf der Vereinshomepage vorgestellt.<br />
Mit der Kooperation übernehmen Bioland<br />
e.V. und <strong>Naturgarten</strong> e.V. eine ökologische<br />
Vorreiterrolle im naturnahen Garten- und<br />
Landschaftsbau und in der Wildpflanzenproduktion.<br />
Die Entwicklung von naturnahem<br />
Grün leistet dabei einen wichtigen<br />
Beitrag zum Erhalt der biologischen Artenvielfalt<br />
und zur Minimierung des Ressourcenverbrauches.<br />
Durch strenge Richtlinien,<br />
unabhängige Kontrollen und eine eigene<br />
Marke grenzen sich die teilnehmenden<br />
Fachbetriebe für Naturnahes Grün gegenüber<br />
dem konventionellen Garten- und<br />
Landschaftsbau klar ab. Die Fachbetriebe<br />
garantieren eine hohe ökologische Qualität<br />
im Dienstleistungsbereich und bei der biologischen<br />
Wildpflanzenproduktion – sicher-<br />
gestellt durch glaubwürdige Zertifikate.<br />
Leistungen im naturnahen Grün werden<br />
transparent, prüfbar und vergleichbar.<br />
Am 6. August 2009 wurde im Rahmen<br />
eines Pressetermins die Kooperation im<br />
ersten <strong>Naturgarten</strong> – empfohlen von Bioland<br />
bekannt gegeben. Bis dahin mussten<br />
viele Aufgaben bewältigt werden, z.B. der<br />
inhaltliche Abschluss der Richtlinienarbeit,<br />
die Vorbereitung der Verträge, juristische<br />
Prüfungen, Layout und Druck der Pressemappe<br />
und Schautafeln, die Erstellung<br />
eines Presseverteilers und der Versand der<br />
Einladungen sowie der gesamte logistische<br />
Ablauf des Pressetermins.<br />
17 Fachbetriebe für Naturnahes Grün –<br />
empfohlen von Bioland bieten seitdem<br />
Leistungen nach gemeinsam entwickelten<br />
Richtlinien an. Sie sind spezialisiert in den<br />
drei Kategorien Naturnahe Planung, Naturnahe<br />
Gestaltung/Ausführung und Naturnahe<br />
Wildpflanzen- und Wildsamenproduktion.<br />
Mit der Zertifizierung erwerben die<br />
Fachbetriebe eine zusätzliche Qualifikation,<br />
d.h. sie können weiterhin nebenbei nach<br />
ihren bisherigen Firmenzielen arbeiten<br />
und naturnahes Grün planen und anlegen.<br />
Kernstück der Zusammenarbeit und Grundlage<br />
der Fachbetriebs-Arbeit sind gemeinsam<br />
entwickelte Richtlinien, die in der Geschäftsstelle<br />
des <strong>Naturgarten</strong> e.V. kostenlos<br />
angefordert werden können. Neben vielen<br />
„Kann-Kriterien“ (Empfehlungen) enthalten<br />
die Richtlinien „Muss-Kriterien“, die alle eingehalten<br />
werden müssen, damit der Fachbetrieb<br />
anerkannt werden kann. Dazu zählt<br />
beispielsweise die Verwendung von mindestens<br />
60% biologisch erzeugten, einheimischen<br />
Wildpflanzen. Konventionell-nicht<br />
einheimische Pflanzen, problematische,<br />
invasive Pflanzenarten oder gentechnisch<br />
verändertes Saat- und Pflanzgut dürfen<br />
nicht eingesetzt werden. Es dürfen nur<br />
Pflanzenbehandlungsmittel, Dünger und<br />
Bodenverbesserungsmittel entsprechend<br />
den aktuellen Bioland-Positivlisten verwendet<br />
werden. Steine aus Übersee, Tropenhölzer,<br />
Holzschutzmittel oder kesseldruckimprägnierte<br />
Hölzer sind tabu, es werden<br />
Natursteine und Hölzer aus Mitteleuropa<br />
verbaut. PVC-haltige Neumaterialien sind<br />
nur erlaubt, wenn keine umweltfreundlicheren<br />
Baumaterialien auf dem Markt verfügbar<br />
sind.<br />
Diese Grundsätze und Vieles mehr sind in<br />
Deutschlands erstem „<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen<br />
von Bioland“ der Familie Knecht in<br />
Weisel im mittleren Rheintal berücksichtigt<br />
worden.<br />
Auch weitere Projekte der Fachbetriebe für<br />
Naturnahes Grün erfüllen die Kriterien der<br />
Richtlinien. Sie sind zurzeit noch nicht zertifiziert,<br />
könnten jedoch zur Prüfung und Kontrolle<br />
angemeldet werden. Die Projekte sind<br />
in der Pressemappe, im Jubiläumsheft 20<br />
Jahre <strong>Naturgarten</strong> und auf der Fachbetriebs-<br />
und Vereinshomepage abrufbar unter<br />
http://www.naturgarten.org/online_<br />
naturgartenfuehrer/<br />
Aus Zeitgründen konnten leider nur ausgewählte<br />
Beispiele der Fachbetriebe vorgestellt<br />
werden.<br />
48 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 49
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen-von-Bioland-<br />
(Planung-und-Ausführung-Robert-Thöle)<br />
Ein-Vorgarten-in-Möglingen-(Planung-<br />
und-Ausführung-natur-art-GmbH)<br />
Ein-<strong>Naturgarten</strong>-und-NaturErlebnisSpielplatzfür-viele-(Planung-u.-Ausführung-Reinhard-Witt)<br />
<strong>Naturgarten</strong> – empfohlen von Bioland.<br />
Idylle an eigenen Ufern und<br />
steinreichen Trockenmauern in Weisel<br />
Struktur- und artenreicher <strong>Naturgarten</strong><br />
mit geschwungenen Wegen, Teichen und<br />
Natursteinmauern. Berücksichtigung von<br />
landschaftstypischen Elementen des Rheins<br />
samt Weinbergen mit charakteristischen<br />
Trockenmauern.<br />
Das Wichtigste in Kürze: Sechswöchige<br />
Bauzeit im Frühjahr 2007, Fläche: 900m²,<br />
nährstoffarme Schotterflächen als Basis<br />
für Wildpflanzenbeete (Trockenstandorte),<br />
ca. 250 einheimische Bioland-Wildpflanzenarten,<br />
Natursteine aus der Region<br />
<strong>Naturgarten</strong> – Vorgarten in Möglingen<br />
2004 wurde das Unmögliche gewagt und<br />
ein für die frühen 70er Jahre typischer Vorgarten<br />
eines Flachdachbungalows in einen<br />
naturnahen Vorgarten umgestaltet.<br />
Das Wichtigste in Kürze: 2 ½ wöchige Bauzeit<br />
2004, Fläche: 80 m², offener Blick in den<br />
Vorgarten, doppelhäuptige Trockenmauer<br />
(Kräuterspirale), Sonderanfertigungen Einfriedungselemente<br />
und Eingangstor, Trockenstandorte,<br />
Natursteine aus der Region<br />
(Lettenkeuper-Hauptsandstein), Naturholz-<br />
(Grauwacke und Basaltpflaster aus Straßenaufbruch),<br />
zwei naturnahe Teiche mit<br />
verbindendem Bachlauf, EPDM-Kautschuk-<br />
Folie als Teichabdichtung, Regenwasserspeicher,<br />
Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />
(Frankreich), kunstvoll gepflasterte<br />
Sitzplätze, verspielte Kunstobjekte.<br />
Planung und Bau: NATURgarten & Bade-<br />
TEICH Robert Thöle, seit 1999 spezialisiert<br />
auf Planung und Ausführung von anspruchsvollen<br />
Naturgärten sowie Planung<br />
und Bau von <strong>Naturgarten</strong>-Badeteich®.<br />
Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Gestaltung)<br />
zaun (Lärche), Schüttgüter aus Muschelkalk,<br />
37 Wildpflanzenarten und Wärmeliebender<br />
Saum, wassergebundene Wege.<br />
Planung und Bau: natur art GmbH – Hansjörg<br />
Bärtschi, Marc Wiesemann, Frieder<br />
Weigand. Die natur art GmbH baut seit<br />
1999 naturnahe Gärten und ist seit 2001<br />
Fachbetrieb für naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Gestaltung). Ihr Schwerpunkt liegt in der<br />
Gestaltung von Hausgärten nach eigenem<br />
Planungs- und Ausführungskonzept.<br />
Gewerbe-Biohotel und Tafernwirtschaft Hohenbercha<br />
Ein <strong>Naturgarten</strong> und<br />
NaturErlebnisSpielplatz für viele<br />
Mit der essbaren Landschaft in Form eines<br />
<strong>Naturgarten</strong>s vor der Küche gehen die<br />
Wirtsleute Martina und Andreas Hörger<br />
mutig neue Wege. Entstanden ist eine<br />
einmalige Anlage, mühevoll nach alter<br />
Handwerkskunst gebaut und gleichzeitig<br />
versehen mit ausgesuchter Flora aus<br />
dem Wildpflanzenreich.<br />
Das Wichtigste in Kürze: 2003, Fläche 580<br />
m², Kosten: 40 Euro/m², Duftgarten am<br />
Wasser, Wasserlauf, Rosenbeete, Holzdeck<br />
am Naturteich, Apfelhain, Sitzgarten über<br />
dem Wasser, Raum zum Spielen, Wildblumenhügel.<br />
Planung und Bau: Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Planung) seit 1999. Sein Spezialgebiet ist<br />
die Planung und Projektbegleitung aller<br />
möglichen Natur-Erlebnis-Räume wie<br />
Schulhöfe, Kindergärten, Spielplätze, Verkehrsgrün,<br />
Gewerbe, Privatgärten…<br />
Ein-Garten-für-Zwei-(Planung und<br />
Erstberatung Ulrike-Aufderheide)<br />
Abenteuerspielplatz-in-Kefenrod-(Planungund-Ausführung-Dorothee-Dernbach)<br />
Kräuter- und-Wildpflanzengärtnerei-Strickler-<br />
(Planung-und-Ausführung-Friedhelm-Strickler)<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Naturerlebnisgarten in Königswinter – Ein Garten für zwei<br />
Ein <strong>Naturgarten</strong> mit vielen Besonderheiten,<br />
als Low-Budget-Projekt mit professioneller<br />
Begleitung und viel Eigenleistung. Aus anfangs<br />
unbekannten Nachbarn entstand<br />
durch die gemeinsame Planungs- und Bauphase<br />
eine Freundschaft, die (noch heute)<br />
verbindet.<br />
Das Wichtigste in Kürze: Neugestaltung<br />
2004, Fläche: 360m² beide Gärten zusammen<br />
inkl. Vorgarten, „untypische“, offene<br />
Gartengrenzen, gemeinsamer Hausbaum<br />
und Totholzstamm zwischen den beiden<br />
Einfahrten, versickerungsoffene Wegeflächen,<br />
doppelhäuptige Trockenmauer<br />
als durchlässige und überschaubare, aber<br />
trotzdem deutliche Grundstücksabgren-<br />
zung, frei wachsende Naturhecke als Sichtschutz,<br />
Spielgrube, 75 Wildpflanzenarten<br />
und 50 Arten in Einsaaten, Terrassen aus<br />
Naturstein Polygonalplatten (Grauwacke)<br />
mit eingesäten Fugen, Trockenmauern,<br />
Nisthilfen.<br />
Planung: CALLUNA – Ulrike Aufderheide,<br />
seit 2000 Fachbetrieb für Naturnahes Grün<br />
(Naturnahe Planung). Neben landschaftsökologischen<br />
Arbeiten plant CALLUNA ausschließlich<br />
naturnahe Gärten und Freiflächen,<br />
besonders gerne zusammen mit den<br />
Nutzern (nach dem Dillinger Modell). Hochwertige<br />
Gestaltung und professionelle Planung<br />
und Baubegleitung sind Leitlinien der<br />
Arbeit.<br />
Natur-Erlebnis-Räume – Abenteuerspielplatz in Kefenrod<br />
Gemeinde, Dorferneuerung und viele tatkräftige<br />
Bürger ließen den Kinder-Traum<br />
von einem abenteuerlichen und erlebnisreichen<br />
Spielplatz in einer der kinderreichsten<br />
Gemeinden Hessens Wirklichkeit<br />
werden.<br />
Das Wichtigste in Kürze: 2005, Fläche:<br />
2.900 m², Berg und Tal, Wasserspiel, Tipidorf,<br />
Heckendschungel, Holz&Seil-Kletterlandschaft,<br />
Weidenschaukel, Fantasiewesen als<br />
Wildpflanzenproduktion –<br />
Kräuter- und Wildpflanzen gärtnerei Strickler<br />
Seit Anfang der 90er-Jahre wurde auf der<br />
2 ha großen Fläche der Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei<br />
Strickler beispielhaft ein<br />
naturnahes und lebendiges Grundstück<br />
geschaffen, das einem Produktionsbetrieb<br />
Platz bietet.<br />
Das Wichtigste in Kürze: Pflanzensortiment<br />
von über 1700 Pflanzenarten für den<br />
Tunnelwächter, bekletterbare Natursteine...<br />
und natürlich Wildpflanzen.<br />
Planung und Bau: Dipl. Ing. Dorothee<br />
Dernbach ist Umweltschutzingenieurin<br />
und Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Planung) seit 2008. Ihre Spezialität:<br />
Mitmachbaustellen, Abenteuerspielplätze,<br />
Dorferneuerung, Natur-Erlebnisschulhöfe,<br />
Naturerlebniskindergärten und Naturerlebnisgärten.<br />
<strong>Naturgarten</strong>, Kultur in torffreiem Substrat<br />
nach Bioland-Standard .<br />
Gestaltung des Geländes und Wildpflanzenproduktion:<br />
Friedhelm Strickler, seit<br />
1998 anerkannter Bioland-Betrieb und seit<br />
1999 Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Wildpflanzen- und Wildsamenproduktion).<br />
50 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 51
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Erlebnis- und Lebensraum-für-kleine-undgroße-Menschen,-Pflanzen-und-Tiere<br />
Von-der-Pflasteröde-zum-Natur-Erlebnis-<br />
Schulhof (Planung und Projektbegleitung<br />
Kerstin Gruber)<br />
<strong>Naturgarten</strong>-mit-Schwimmteich-(Planungund-Ausführung-Renate-Froese-Genz)<br />
NER–Grundschule Rangauschule in Egersdorf<br />
Erlebnis- und Lebensraum für kleine<br />
und große Menschen, Pflanzen und Tiere<br />
Unterstützt von Radlader und Bagger haben<br />
Kinder, Eltern und Schulpersonal diesen<br />
Natur-Erlebnis-Schulhof gebaut. Ergebnis<br />
ist ein Erlebnis- und Lebensraum für<br />
kleine und große Menschen, für Pflanzen<br />
und Tiere.<br />
Das Wichtigste in Kürze: drei Projektwochen<br />
in 2001/2002, Neuanlage, Fläche:<br />
5.000 m², Kosten ca. 35 Euro/m², Hügel-<br />
landschaft, Trockenmauern, Wasserspielgelände,<br />
Amphitheater, großer Weidenbogen,<br />
Sträucherlabyrinth, Blumenwiese mit alten<br />
Obstsorten,Teich mit Feuchtwiese, Weiden,<br />
ca. 250 Wildpflanzenarten.<br />
Planung und Bau: Norbert Steininger,<br />
Fachbetrieb für Naturnahes Grün (Naturnahe<br />
Planung) seit 2003. Planung und Projektbegleitung<br />
von Natur-Erlebnis-Räumen<br />
in Schulen und Kindergärten und von Naturgärten.<br />
Natur-Erlebnis-Räume – Gymnasium Herzogenaurach<br />
Von der Pflasteröde zum<br />
Natur-Erlebnis-Schulhof<br />
Aus einem langweiligen Betonverbundpflasterhof<br />
mit Betonpalisaden als Eingrenzung<br />
von eintönigen Gehölzflächen<br />
wurden verschiedene Erlebnisräume für<br />
Menschen, Pflanzen und Tiere geschaffen.<br />
Die Schule musste zunächst die Finanzierung<br />
nahezu komplett aus eigenen<br />
bzw. Sponsorenmitteln erbringen<br />
– deshalb gab es drei Bauabschnitte.<br />
Das Wichtigste in Kürze: 2005 bis 2007,<br />
Fläche: zusammen 3.000 m², Kosten: 28 bis<br />
34 Euro/m², Jurakalkstein für Trockenmau-<br />
<strong>Naturgarten</strong> – Schwimmteich Potsdam-Golm<br />
Natürliches Badevergnügen<br />
Kleiner, aber feiner Naturschwimmteich,<br />
nach dem Patent der Fa. <strong>Naturgarten</strong> in<br />
Wien gebaut.<br />
Das Wichtigste in Kürze: 2001, Fläche:<br />
Schwimmteich 40 m², Grundstück: 519 m²,<br />
Lärchenholz im Schwimmteich, Kautschukfolie<br />
, 3 x 5 m großer Schwimmbereich,<br />
vielfältiger, pflegeleichter <strong>Naturgarten</strong> mit<br />
Wildpflanzen, Kräuterspirale, Kiesbeet, Wild -<br />
blumenwiese, Blumenrasen.<br />
ern und Sitzblöcke, recycelte Betonteile,<br />
Sitzquader, Trockenmauern, Kletterhügel,<br />
Duftpflanzen, Kletterpflanzen, Robinienholz<br />
für Sitzatrium und Einbauten (Pergola,<br />
Lümmelnetz, Torpfosten), Trinkbrunnen,<br />
Bereiche für Ballspiele, 350 Wildpflanzenarten.<br />
Planung: Kerstin Gruber – Landschaftsarchitektin,<br />
Fachbetrieb für Naturnahes Grün<br />
(Naturnahe Planung) seit 2000. Ihr Spezialgebiet<br />
sind Planung und Projektbegleitung<br />
von Natur-Erlebnis-Räumen wie Schulhöfen<br />
und Kindergärten.<br />
Erlebnis<br />
Planung und Bau: Renate Froese-Genz,<br />
Landschaftsarchitektin und Fachbetrieb für<br />
Naturnahes Grün (Naturnahe Planung) seit<br />
2007. Sie verwirklicht sowohl im privaten<br />
als auch im öffentlichen Raum Naturgärten<br />
und Naturerlebnisräume in Kooperation<br />
mit den Benutzern: Spezialgebiet: Planung<br />
und Projektbegleitung beim Bau von Naturschwimmteichen.<br />
Natur-Spiel-Wäldchen-am-Campingplatz-<br />
Ellbogensee-(Planung-und-Ausführung-Antje-<br />
Schwabersberger)<br />
Ein-Refugium-für-Menschen,-Pflanzen-und-<br />
Tiere-(Planung und Ausführung Sabine-Hinkel)<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Natur-Erlebnis-Räume –<br />
„Natur-Spiel-Wäldchen“ am Campingplatz Ellbogensee<br />
Den Betreibern des Platzes ist es bei der Gestaltung<br />
wichtig gewesen, dass sich Kinder<br />
und Erwachsene gleichermaßen von dem<br />
Spielgelände angezogen fühlen. Vor allem<br />
sollen aber Kinder, die sich nicht von allein<br />
in die Natur trauen, dazu wieder ermuntert<br />
und ihre Neugierde geweckt werden.<br />
Das Wichtigste in Kürze: Bauzeit: 2009, Fläche:<br />
1.500 m², Seil-Parcours an vorhandenen<br />
Kiefern, Nestschaukel, Robinienstamm als<br />
Wasserspeier, „Sandsee“ mit Einfassung aus<br />
großen Findlingen, Baumstämmen und<br />
„Schlangen“ aus Gehwegplatten, Wasserlauf<br />
aus Altmaterialien, Raum bildende<br />
Baumwurzeln, Stämme-Mikado, Sitznische,<br />
„Wellensteg“ und Podeste, „Bananenliege“,<br />
Spielbereiche im bestehenden Kiefernwäldchen.<br />
Planung und Bau: Antje Schwabersberger<br />
und Hendrik Hübner, seit 2008 Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün (Naturnahe Planung).<br />
Beratung, Planung, Bauleitung, Projekt-<br />
Betreuung und Pflege naturnah gestalteter<br />
Freiräume zusammen mit den Nutzern im<br />
jeweils möglichen und gewünschten Rahmen.<br />
Im Vordergrund ihrer Arbeit stehen<br />
die kreative Wiederverwendung bereits<br />
vorhandener Altmaterialien und des Bodens<br />
sowie der Einsatz von einheimischen<br />
Wildpflanzen. Ein Netzwerk von Fachleuten<br />
(Modellierungsarbeiten, Wegebau, Spielgeräte,<br />
kreativer Holzbau, Wassertechnik u.a.)<br />
unterstützt diese Arbeit.<br />
Naturgärten – Refugium für Menschen, Pflanzen und Tiere<br />
Privater <strong>Naturgarten</strong> von Sabine Hinkel<br />
Der Wunsch nach Erdung und Verbindung,<br />
nach heiler Welt war und ist bei Sabine Hinkel<br />
immens. Dieses flirrende, fieberhafte<br />
Gefühl von Hingabe beim Gestalten und<br />
Bauen, Pflanzen und Beobachten lässt sie<br />
nicht los.<br />
Das Wichtigste in Kürze: Bauzeit: 1994,<br />
Fläche: ca. 1.000 m², Trockenstandorte,<br />
Trockenmauern aus 30 t Taunusquarzit,<br />
Naturteich und Sumpfgraben von Fallrohren<br />
gespeist, wassergebundene Wege<br />
aus Schotter + Kies, gepflasterte und geschotterte<br />
Sitzplätze, alte Gartenrosen und<br />
Duftstauden, Pavillon, Wildbienenhaus,<br />
Hochbeet mit mediterranen Halbgehölzen,<br />
Stauden und Zwiebeln, Dachbegrünung,<br />
Kletterpflanzen an Totholzbäumen und<br />
Weidenbündeln, Kräuterspirale, Ruderalflächen,<br />
Kompost- und Totholzhaufen,<br />
Spindelbäume, Beerensträucher und Gemüsebeete,<br />
mindestens 500 Pflanzenarten,<br />
Kunst, Wildholzmöbel.<br />
Planung und Bau: Sabine Hinkel, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün in den Kategorien<br />
Naturnahe Gestaltung seit 1997 und<br />
Naturnahe Planung seit 2003. Sie plant und<br />
baut Naturgärten und Schwimmteiche, naturnahe<br />
Schulhöfe und Kindergärten. Naturnahe<br />
Pflanzungen, Trockenmauern und<br />
Natursteinpflaster sind ihre Spezialgebiete.<br />
Mitarbeit ist willkommen!<br />
Dipl. Ing. Kerstin Lüchow.<br />
Leiterin des Bioland-<br />
Projektes, Vorstand und<br />
Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. D- Heilbronn.<br />
Tel. 07131 – 17 21 33<br />
kerstinluechow@web.de<br />
52 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 53
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Behindert, aber nicht blöd!<br />
Ein Schulhof der Extra-Klasse<br />
Ein Schulhof der Extraklasse – für Kinder der<br />
Extraklasse am Sonderpädagogischen Förderzentrum<br />
im oberbayrischen Hausham.<br />
Und ein wunderbares Beteiligungs-Projekt,<br />
um exemplarisch zu zeigen, was die Arbeit<br />
der Fachbetriebe für Naturnahes Grün auszeichnet.<br />
Erstens, und ganz wichtig für unsere Arbeit:<br />
Die Projekte können so gut werden,<br />
wie die Nutzergemeinschaft, die dahinter<br />
steht. Hier war es eine starke Schulgemeinschaft<br />
und ein verschworenes Team von 6<br />
Lehrern, die alles am Laufen hielt und hält.<br />
Zweitens: In diesem Projekt stimmte auch<br />
der Finanzhintergrund um wirklich alle von<br />
den Kindern entworfenen Elemente des<br />
Traum-Naturschulhofes in die Tat umzusetzen.<br />
Eine ideale Situation.<br />
Drittens: Auch wir sind im Team stärker!<br />
Für dieses Projekt haben zwei Fachbetriebe<br />
ihre Stärken zusammengelegt und gemeinsam<br />
geplant und gebaut.<br />
Last not least: Der Spaßfaktor. Gemeinsam<br />
mit den Nutzern betreten wir Neuland: Ein<br />
Natur-Erlebnis-Schulhof ist aufregend anders<br />
und prall voll Leben. Je höher die Faszination<br />
und der Spaß am gemeinschaftlichen<br />
Werk, umso mehr Geld und Hilfe<br />
wird das Projekt anziehen. Auch das ist ein<br />
Teil unserer Arbeit.<br />
Über den Verlauf dieses Projektes könnte<br />
man wirklich seitenweise schöne Geschichten<br />
erzählen. Allein die Kinderbeteiligung<br />
war ein so spannender Prozess. Im<br />
Förderzentrum gibt es nur ganz besondere<br />
Kinder: Geistig- und Körperbehinderte und<br />
gleichzeitig bewegungshungrige, lernbehinderte<br />
Förderschüler. Und alle haben<br />
eines gemeinsam: Sie sind überhaupt nicht<br />
blöd. Beim Bauen und Auswerten der Modelle,<br />
auf der Mitmachbaustelle und auch<br />
schon während der Pflege waren alle dabei<br />
– jeder mit seinen besonderen Fähigkeiten.<br />
Und nicht nur Kinder, Lehrer, Eltern<br />
tummelten sich auf der Baustelle, auch das<br />
THW, die Bundeswehr, die Firmgruppe, der<br />
Gartenverein, 2 Bauhöfe…unglaublich, wer<br />
alles zum Helfen bereit war. Das brauchte<br />
es auch, denn die Herausforderung, einen<br />
echten Natur-Erlebnis-Schulhof zu bauen<br />
und trotzdem sicher und rollstuhlgerecht<br />
Wilde Spiele und wilde Pflanzen passen gut zusammen<br />
zu arbeiten, war keine kleine. In Hausham<br />
ist der Spagat gelungen. Jede Gruppe findet<br />
ihre Räume, Plätze, Angebote und Abenteuer.<br />
So ist der nun durch den Schulhof<br />
umgeleitete Bachlauf an vier Stellen überquerbar.<br />
Von einfach nach schwierig geht<br />
es hinüber: Rolli-Brücke, Rolli-Furt, Wackelbrücke<br />
und Balancierstamm. Den Burgberg<br />
kann man per Fuß über verschiedene Wege<br />
erklimmen oder in Rollis hochkurven... Wegen<br />
teils unkontrollierbarer Schüler mussten<br />
bestimmte Elemente wie Bachlauf oder<br />
Kletterfelsenwand abgetrennt werden. Sie<br />
sind nur zu bestimmten Zeiten und für bestimmt<br />
Schüler offen.<br />
Rollstuhl und Naturerlebnis – kein Problem!<br />
Insgesamt ein mutiges, großes Projekt mit<br />
vielen, sehr vielen wunderschönen Details.<br />
Nicht zu vergessen die zahllosen Sponsoren<br />
und Förderer des Projektes, die auf ihre Weise<br />
zum großen Ganzen beitrugen. Nur, wo<br />
so viele Menschen zusammen Hand anlegen,<br />
kann es so schön und perfekt wachsen<br />
wie in Hausham.<br />
Dorothee Dernbach,<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.,<br />
D-Büdingen, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün<br />
(Naturnahe Planung)<br />
Tel. 06049 – 950733<br />
E-Mail: dernbach@naturnah-planen.de<br />
Eine Familie aus den Niederlanden wollte<br />
neue Wege gehen und begann im März<br />
2007 ein neues Leben auf einem Natur-<br />
Campingplatz in Mecklenburg. Vieles entstand<br />
aus eigener Kraft, doch es wurde auch<br />
Unterstützung von „außen“ gebraucht,<br />
denn sie hatten sich viel vorgenommen<br />
…So kam dann im Dezember 2007 der<br />
Kontakt zu mir als Freiraumplanerin zustande.<br />
Angeregt durch Natur-Spiel-Räume, die<br />
Sigrun Lobst in Rotterdam gestaltet hat,<br />
wollten sie auch in Mecklenburg dafür sorgen,<br />
dass große und kleine Menschen wieder<br />
Lust aufs Spielen in der Natur bekommen.<br />
Erwachsene haben oft vergessen, wie<br />
und wo sie als Kind am Liebsten gespielt<br />
haben, und die Kleinen trauen sich meist<br />
gar nicht mehr in die „Wildnis“. Marianna<br />
von Schmidt und Familie wollten deshalb<br />
ein Spielgelände auf ihrem Campingplatz<br />
entstehen lassen, das alle Altersklassen<br />
neugierig macht, vor allem den Kleinen<br />
Lust auf Abenteuer in der „echten“ Natur.<br />
Und so haben wir so behutsam wie möglich<br />
mit faszinierenden, großen Wurzeln,<br />
viel Altmaterial, wunderschönen Findlingen<br />
und Robinienholz in ein vorhandenes<br />
Kiefernwäldchen mit Unterwuchs hineingebaut.<br />
Es gibt einen bunt gepflasterten „Wasserlauf“,<br />
der in einen „Sandsee“ führt, kleine<br />
Podeste und Stege, jede Menge Klettermöglichkeiten<br />
über Hüpfpalisaden, Stelzen-Parcours,<br />
Stämme-Mikado, vielfältige<br />
Seilkonstruktionen an und unter Bäumen,<br />
schaukeln im „Nest“ mit Blick in hohe Wipfel<br />
oder den wunderbaren Sternenhimmel<br />
… klingt spannend und entspannend? Ist<br />
es auch, also auf nach Wesenberg, ausprobieren<br />
und genießen! ;-)<br />
Rechts: Große Wurzeln, wie wunderbar,<br />
vor allem für so kleine Kletterer.<br />
Teenies im Spielfieber<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
Campingplatz am Ellenbogensee.<br />
Naturerlebnis, Spiel, wilde Ecken und manches mehr<br />
Gepflasterter Wasserlauf nach der Fertigstellung<br />
„Äffchen“ unter Bäumen<br />
Kleiner „Nestling“<br />
Antje Schwabersberger,<br />
D-Berlin, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün<br />
(Naturnahe Planung)<br />
Tel. 030 - 4244210<br />
antje.schwabersberger@<br />
web.de<br />
54 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 55
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
In den märkischen Sand gesetzt?<br />
Freuden und Tücken des Schwimmteichbaus …<br />
Ein humorvoller überblick zum Teichbau im märkischen Sand.<br />
Das Haus am See<br />
Vor dem Badevergnügen droht das Chaos:<br />
große Bagger wühlen den Garten um.<br />
Wenn man Glück hat, trifft man auf feinsten<br />
märkischen Sand in tieferen Schichten<br />
– gute Sandkiste.<br />
Wenn man Muckis hat, gräbt man einen<br />
Winter lang oder trifft beim Baggern nur<br />
auf große Steine.<br />
Wenn man etwas Pech hat, landet man in<br />
einer märkischen Sandwüste, alles rieselt,<br />
und nur durch umfängliche Stützmaßnahmen<br />
verhindert man den Einsturz.<br />
Wenn man viel Pech hat, findet man<br />
Grund wasser, mit ganz viel Pech muss eine<br />
Drainage unter dem zukünftigen Teich verlegt<br />
werden.<br />
Doch durch beherzten Einsatz kommt der<br />
Naturgärtner trotzdem ans Ziel, bald ist die<br />
Grube „angezogen“ und das nächste Problem<br />
die Kautschukfolie, schwer wie ein<br />
PKW, wird nach Mobilisierung der Nachbarschaft<br />
und junger Zehnkämpfer ausgebreitet<br />
…und der Einbau des Patent Holzrahmens<br />
der Fa. <strong>Naturgarten</strong> Wien beginnt.<br />
Das Einbringen von 6 Tonnen Pflanzsubstrat<br />
und Kies in Eimern: alle Kinder der Teichbauer<br />
schaffen das! Auch die Bioland-Wasserpflanzen<br />
werden gemeinsam gepflanzt,<br />
dann endlich anbaden. Gute Freunde wie<br />
Frösche und Wasserflöhe ziehen ein, Kinder<br />
erobern den Teich, auch hier sind Masseninvasionen<br />
möglich.<br />
Die Erwachsenen lieben es gemütlich und<br />
genießen die Ruhe und Schönheit.<br />
Hilfe, der Bagger kommt. Hier entsteht ein<br />
naturnaher Schwimmteich.<br />
Gemeinsam sind wir stark. Auslegung<br />
der Teichfolie<br />
Kurz vor Fertigstellung, es ist alles nach Plan<br />
gelaufen<br />
Renate Froese-Genz,<br />
D-Potsdam, Vorstand<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V., Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün<br />
(Naturnahe Planung)<br />
Tel. 0331 – 58 38 111<br />
E-Mail: info@naturgarten-potsdam.de<br />
Die wertvollsten heimischen<br />
Wildrosen für Naturgärten<br />
Nach dem Deutschen Arbeitskreis Wildrosen gibt es derzeit 27 ursprünglich<br />
heimische Wildrosen und eine eingebürgerte Wildart, die Kartoffelrose.<br />
HEIMISCHE WILDROSEN IN MITTELEUROPA<br />
Art<br />
Verbreitungsraum<br />
Blütenfarbe Blütemonat<br />
URSPRüNGLICH HEIMISCHE WILDROSE<br />
Abietina<br />
Tannenrose<br />
alpin<br />
Agrestis<br />
Ackerrose<br />
europäisch<br />
Arvensis<br />
Kriechrose<br />
europäisch<br />
Brilonensis<br />
Briloner Rose<br />
europäisch<br />
Caesia<br />
Lederrose<br />
europäisch<br />
Canina<br />
Hundsrose<br />
eurasiatisch<br />
Corymbifera<br />
Heckenrose<br />
europäisch<br />
Dumalis<br />
Vogesenrose<br />
eurasiatisch<br />
Elliptica<br />
Keilblättrige Rose<br />
europäisch<br />
Gallica<br />
Essigrose<br />
südeuropäisch<br />
Glauca<br />
Rotblättrige Rose<br />
mittel- und südeuropäisch<br />
Inodora<br />
Duftarme Rose<br />
Jundzillii<br />
Raublättrige Rose<br />
europäisch<br />
Majalis<br />
Zimtrose<br />
eurosibirisch<br />
Micrantha<br />
Kleinblütige Rose<br />
europäisch-mediterran<br />
Mollis<br />
Weiche Rose<br />
west- und nordeuropäisch<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
56 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 57<br />
Höhe in cm<br />
Wuchsform<br />
rosa 6 100<br />
aufrecht<br />
weiß 6-7 100-250<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß 6-7 50-400 kriechend,<br />
kletternd,<br />
keine Ausläufer<br />
rosa 6-7 200-300<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa 6 100-200<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa, weiß 5-6 200-400<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa, weiß 6 100-250<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß, hellrosa 5-6 100-400<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa 6-7 100-200 aufrecht,<br />
wenig Ausläufer<br />
dunkelrosa 6-7 50-100<br />
buschig,<br />
wenig Ausläufer<br />
dunkelrosa<br />
mit weißer<br />
Mitte<br />
6-7 100-300<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa 6 100-200<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa 6-7 100-200<br />
überhängend,<br />
wenig Ausläufer<br />
rosa 5 50-150<br />
aufrecht,<br />
viele Ausläufer<br />
hellrosa 6-7 200-300<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa 6-7 50-150<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
Im Garten als Merkmale<br />
Verfügbarkeit<br />
Hecke ähnlich Stumpfblättriger Rose,<br />
kaum im Handel<br />
Gruppe, Hecke nach Apfel duftende Blätter,<br />
nicht im Handel<br />
Solitär,<br />
Kletterstrauch<br />
herausstehender Griffel bei<br />
Hagebutte, überall erhältlich<br />
Hecke ähnlich Falscher Heckenrose,<br />
nicht im Handel<br />
Hecke ähnlich Hundsrose,<br />
nicht im Handel<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
drüsenlose Frucht und Fruchtstiele,<br />
überall erhältlich<br />
Hecke ähnlich Hundsrose,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Hecke ähnlich Hundsrose,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Hecke nach Apfel duftende Blätter,<br />
kaum im Handel<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
feinstachelig, überall erhältlich<br />
ungefiederte Kelchblätter,<br />
überall erhältlich<br />
Hecke ähnlich Keilblättriger Rose,<br />
nicht im Handel<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
raue Blätter,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
ungefiederte Kelchblätter,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
nach Apfel duftende Blätter,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />
bei Spezialisten erhältlich
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
URSPRüNGLICH HEIMISCHE WILDROSE<br />
Pendulina<br />
Alpenrose<br />
mittel- u. südeuropäisch<br />
Pseudoscabriuscula<br />
Kratzrose<br />
europäisch<br />
Spinosissima<br />
Bibernellrose<br />
eurasiatisch<br />
Rubiginosa<br />
Weinrose<br />
eurasiatisch<br />
Sherardii<br />
Samtrose<br />
europäisch<br />
Stylosa<br />
Griffelrose<br />
westeuropäisch<br />
Subcanina<br />
Falsche Hundsrose<br />
eurasiatisch<br />
Subcollina<br />
Falsche Heckenrose<br />
europäisch<br />
Tomentosa<br />
Filzrose<br />
europäisch<br />
Tomentella<br />
Stumpfblättrige Rose<br />
europäisch<br />
Villosa<br />
Apfelrose<br />
mittel- u. südeuropäisch<br />
EINGEBüRGERTE WILDROSE<br />
Rugosa<br />
Kartoffelrose<br />
ostasiatisch<br />
rosa, purpur 5-6 100-150<br />
aufrecht,<br />
wenig Ausläufer<br />
hellrosa 6 100-200<br />
gedrungen,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß 5 50-150<br />
aufrecht,<br />
viele Ausläufer<br />
rosa mit<br />
weißer Mitte<br />
6-7 200-300<br />
überhängend,<br />
keine Ausläufer<br />
dunkelrosa 6-7 100-200<br />
gedrungen,<br />
keine Ausläufer<br />
hellrosa, weiß 6-7 100-300<br />
überhängend<br />
keine Ausläufer<br />
weiß, rosa 5-6 100-300<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß, rosa 5-6 200-300<br />
aufrecht,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß 6 100-200<br />
gedrungen,<br />
keine Ausläufer<br />
weiß 5-6 150-200<br />
aufrecht,<br />
wenig Ausläufer<br />
dunkelrosa<br />
mit weißer<br />
Mitte<br />
5-6 100-200<br />
aufrecht,<br />
wenig Ausläufer<br />
dunkelrosa 5-6 100-150<br />
aufrecht<br />
viele Ausläufer<br />
Gruppe, Hecke ungefiederte Kelchblätter,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
ähnlich Filzrose, nicht im Handel<br />
ungefiederte Kelchblätter,<br />
überall erhältlich<br />
nach Apfel duftende Blätter,<br />
überall erhältlich<br />
filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Hecke ähnlich Hundsrose,<br />
nicht im Handel<br />
Hecke ähnlich Hundsrose,<br />
nicht im Handel<br />
Hecke ähnlich Heckenrose,<br />
nicht im Handel<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Hecke Blattstiel flaumig behaart,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Solitär, Gruppe,<br />
Hecke<br />
Filzige Blätter, harziger Blattduft,<br />
bei Spezialisten erhältlich<br />
Gruppe, Hecke ungefiederte Kelchblätter,<br />
überall erhältlich<br />
Rosa arvensis Kriechrose Rosa gallica Essigrose Rosa canina Hundsrose<br />
Blütenfarben<br />
Von weiß (R. spinossisima) bis dunkelrosarot<br />
(R. gallica). Am Beispiel der Bibernellrose<br />
wird gezeigt, dass die reine Wildform nicht<br />
immer gut sein muss, sondern manchmal<br />
Gartenformen einen höheren Wert besitzen.<br />
Blütendauer<br />
Sie ist bei einheimischen Wildrosen mit je<br />
nach Art 13-28 Tagen kurz, im Durchschnitt<br />
sind es 3 Wochen.<br />
Blütenwochen<br />
Wildrosen blühen insgesamt 6-7 Wochen<br />
lang, zwischen Mai und Juli.<br />
Früchte<br />
sind von der 32. Kalenderwoche bis zum<br />
Jahresende zu finden.<br />
Gartenwert<br />
Von den 28 Arten wurden drei mit besonders<br />
empfehlenswert bewertet, acht waren<br />
empfehlenswert, auf elf kann man im Garten<br />
verzichten.<br />
GARTENWERT UNSERER WILDROSEN<br />
Fachbetriebe im <strong>Naturgarten</strong> e.V. – Unsere Traumgärten, unsere Visionen<br />
58 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 59<br />
Art<br />
Ökologie Verfügbarkeit Wuchsform<br />
Schatten-<br />
verträglich<br />
Blüten-<br />
wirkung<br />
Frucht-<br />
schmuck<br />
Abietina Tannenrose ••••• • • ••• • • -<br />
Agrestis Ackerrose ••••• • • • • ••• -<br />
Arvenis Kriechrose ••••• •••• ••••• ••• ••••• ••••• +++<br />
Brilonensis Briloner Rose ••••• • •• • •• ••• -<br />
Caesia Lederrose ••••• •• •• • • •• -<br />
Canina Hundsrose ••••• ••••• •• • •• ••••• ++<br />
Corymbifera Heckenrose ••••• •• •• • •• ••• +<br />
Dumalis Vogesenrose ••••• •• •• • • ••• -<br />
Elliptica Keilblättrige Rose ••••• •• •• • • ••• -<br />
Gallica Essigrose ••••• •••• ••••• ••• ••••• ••• +++<br />
Glauca Rotblättrige Rose ••••• ••••• •••• • •• ••• ++<br />
Inodora Duftarme Rose ••••• • •• • •• •• -<br />
Jundzillii Raublättrige Rose ••••• ••• ••• • ••• ••• +<br />
Majalis Zimtrose ••••• •••• ••••• ••• ••• •• ++<br />
Micrantha Kleinblütige Rose ••••• •• ••• • •• ••• +<br />
Mollis Weiche Rose ••••• •• ••••• • • •• +<br />
Pendulina Alpenrose ••••• ••• ••••• ••• • ••• ++<br />
Pseudoscabriuscula Kratzr. ••••• • ••• • •• •• -<br />
Spinosissima Bibernellrose ••••• ••••• •• •• •••• •• ++<br />
Rubiginosa Weinrose ••••• ••••• •••• • ••• ••••• ++<br />
Rugosa Kartoffelrose • ••••• •• •• ••• ••••• +<br />
Sherardii Samtrose ••••• •• ••••• • ••• ••• +<br />
Stylosa Griffelrose ••••• • •• • •• •• -<br />
Subcanina Falsche Hundsr. ••••• • •• • •• •••• -<br />
Subcollina Falsche Heckenr. ••••• • •• • •• ••• -<br />
Tomentosa Filzrose ••••• •• •••• • ••• •••• ++<br />
Tomentella Stumpfbl. Rose ••••• •• ••• • •• ••• +<br />
Villosa Apfelrose ••••• ••• ••••• ••• •••• •••• ++<br />
Punkteskala • gering •• mittel ••• hoch •••• sehr hoch ••••• überdurchschnittlich<br />
Bewertungsschlüssel - verzichtbar , + geeignet , ++ empfehlenswert, +++ sehr empfehlenswert<br />
Literatur<br />
Reinhard Witt: Naturnahe Rosen. Garten- und Wildformen –<br />
Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie. Das etwas andere Rosenbuch -<br />
die besten Sorten. Verlag <strong>Naturgarten</strong>, Ottenhofen 2010.<br />
364 Seiten, 742 Fotos. € 39,95; SFR 76,--<br />
Nicht im Buchhandel! Bestellung über Buchshop: www.reinhard-witt.de<br />
Urteil<br />
Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung),<br />
Biologe, Journalist,<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.,<br />
D-Ottenhofen<br />
Tel. 08121 – 464 83<br />
reinhard@reinhard-witt.de
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Wegwartenblau – Wegwartenbraun<br />
im Lübecker Stadtbild<br />
Sperlinge bei der Wegwartensamen-Mahlzeit<br />
und festliche Ehrungen der Wegwarte<br />
als „Blume des Jahres 2009“<br />
Winterliche Wildblumensamenstände auf<br />
einer europäischen Innenstadinsel? Also<br />
direkt im Zentrum der alten Hansestadt<br />
Lübeck, welche sich seit Ende des 19. Jhts.<br />
weitflächig über dei Stadtmauern hinaus<br />
ausdehnen durfte, so im Norden das Ostseebad<br />
Travemünde einschließend?<br />
2009 war besonders in Lübeck ein Jahr der<br />
Ehrungen unserer blauen Blume, der Wegwarte.<br />
Begeisterte Mitglieder der „Initiative für<br />
Wildblumen in Lübeck“ stellten gern ihr<br />
vielfältiges Fotomaterial von leuchtend<br />
blauen Wegwartenflächen an Straßenrändern<br />
und in Blumenwiesen für das 20. Jubiläum<br />
des <strong>Naturgarten</strong>-Vereins zur Verfügung.<br />
Einem Amateurfilmer war es sogar<br />
bei strömendem Novemberregen gelungen,<br />
25 Sperlinge an der verkehrsreichen<br />
Kanalstraße mit der Videokamera bei der<br />
Mittagsmalzeit in Wegwartensamenständen<br />
zu beobachten. Braun in braun! Frage:<br />
wie kam es dazu, dass diese verdorrten,<br />
scheinbar unansehnlichen Pflanzenstängel<br />
nicht von städtischen Reinigungskolonnen<br />
abgemäht wurden, ja, dass sie selbst<br />
noch im Januarschnee zur Freude bunter<br />
Stieglitze dort stehen dürfen? Aha, an der<br />
benachbarten eingezäunten Wiese mit vielen<br />
botanischen Informationstafeln werden<br />
interessierte Passanten über „Blumenwiesen<br />
als Überwinterungsort für Marienkäfer<br />
und Distelfinken ...“ aufgeklärt. Informationsschilder<br />
sind demnach wichtig für den<br />
Erfolg der Initiative.<br />
Während der Naturtagung 2003 in Grünberg<br />
hatte ich erstmals das Glück über<br />
unkonventionelle Maßnahmen dieser Lübecker<br />
Bürgerinitiative zu berichten: Wild-<br />
blumenschutz durch Flatterband, Begonien<br />
und einen beschilderten mobilen Bauzaun.<br />
Mit meinem Beitritt zum <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
informierte der Mitgliederrundbrief bereits<br />
im Herbst 2000 durch einen Artikel des<br />
Umweltjournalisten Dr. Michael Hollinde<br />
aus den Lübecker Nachrichten über erste<br />
sichtbare Erfolge unseres Bürgeranliegens:<br />
„Bunt ist die Vielfalt!“<br />
Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit<br />
mit unterschiedlichen Vertretern der Verwaltung<br />
trotz Geldmangels und Personalreduktion<br />
so konstruktiv entwickelt, dass<br />
die ursprünglich ellenlange Bezeichnung<br />
„Bürgerinitiative für Wildblumen am Wegesrand<br />
in Lübeck“ getrost auf „Initiative<br />
für Wildblumen in Lübeck“ reduziert werden<br />
konnte. Ich erinnere mich mit Freuden<br />
an den Tag, als wegen dringender Kanalisationsarbeiten<br />
nach zwei Jahren drohender<br />
Schautafeln informieren die Passanten Naturschutzverbände, Loki-Schmidt-Stiftung, und Grünflächenamt würdigen die Arbeit von<br />
Christa Fischer (Bildmitte mit Schild)<br />
Vernichtung unserer artenreichsten Referenzfläche<br />
an der Fußgängerbrücke unsere<br />
Lokalzeitungen endlich verkünden konnten:<br />
„Wildblumenwiese darf bleiben – Abwasser<br />
muss weichen!“<br />
In Kooperation mit dem Bereich „Stadtgrün<br />
und Friedhöfe“ sind mehrere Wiesen neu<br />
angelegt, bzw. durch bewusste Pflegemaßnahmen,<br />
gezielte Einsaat in Kahlstellen<br />
und Initialpflanzung blütenreich entwickelt<br />
worden. Die gute Zusammenarbeit mit Verwaltungsbereichen,<br />
welche Senatoren verschiedener<br />
Parteien unterstellt sind, wurde<br />
deutlich wahrgenommen von Dr. Johannes<br />
Martens, dem Leiter der Loki-Schmidt-Stiftung,<br />
der „Stiftung zum Schutz gefährdeter<br />
Pflanzen“. Dr. Martens überbrachte uns am<br />
5. Juli 2009 aus Anlass der Aufstellung von<br />
Informationsschildern über den Wert der<br />
Wegwarte die besten Wünsche seiner Chefin,<br />
der 90jährigen Loki Schmidt, welche<br />
diese Pflanze im Herbst zuvor als Blume des<br />
Jahres 2009 gekürt hatte. Hätte sie nicht an<br />
diesem Morgen ihren herzkranken Mann,<br />
unseren Altbundeskanzler Helmut Schmidt,<br />
in der Klinik besuchen müssen, wäre sie gerne<br />
mitgekommen, um nach monatelanger<br />
Bettlägerigkeit kaum genesen, den Anblick<br />
der Lübecker blauen Pracht zu genießen. Als<br />
Treffpunkt war die ungewöhnlich wegwartenreiche<br />
Fläche an der Kanalstraße gewählt<br />
worden. Hier war nach Beendigung der Kanalisationsarbeiten<br />
Wegwartenmähdrusch<br />
gegen Vogelfraß über einer Einsaat aus<br />
norddeutscher Herkunft ausgebracht worden.<br />
Alles natürlich auf gedämpftem Pflanzsand,<br />
dank Reinhard Witts Empfehlung!<br />
An diesem heißen Julimorgen waren<br />
pünktlich um 10 Uhr (wegen der kurzen<br />
Blühdauer) beim Empfang von Dr. Mar-<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Der erste Schritt: Neuanlage einer Wildblumenwiese<br />
tens nicht nur der Lübecker Umwelt- und<br />
Innensenator mit der Leiterin des Bereichs<br />
Naturschutz erschienen, sondern auch<br />
parteiübergreifend der dem Bausenator<br />
unterstellte Leiter der Abteilung für Grünflächenpflege<br />
mit der zuständigen Gartenmeisterin,<br />
außerdem Vertreter mehrerer<br />
Naturschutzverbände, geeint in der Freude<br />
über die vormittägliche Blütenpracht. Der<br />
Leiter des Museums für Natur und Umwelt<br />
verlas eine eigens für diesen Anlass erstellte<br />
Festschrift, welche Ethik und Etiketten-<br />
Ortsbesichtigung: Wegwartenpracht am Wegrand<br />
schwindel von Herbizidwerbung aufs Korn<br />
nahm. Zunächst mussten allerdings nach<br />
einem turbulenten Wassersport-Wochenende<br />
mehrere Bahnen Flatterband durch<br />
den Umweltsenator zerschnitten werden.<br />
Wegwartenschild und -pflanzen waren damit<br />
für die Bevölkerung zugänglich – auch<br />
zur späteren Samenernte. Die Flatterbänder<br />
hatten erfolgreich ca. 30.000 Besucher<br />
des 8. Lübecker Drachenbootfestivals vom<br />
Zertrampeln unserer Blumenwiesen abhalten<br />
können.<br />
60 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 61
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Die Künstlerin Christa Fischer und ihre gemalten Werke<br />
Warum aber war Dr. Martens an diesem<br />
Morgen extra aus Hamburg angereist? Um<br />
endlich einmal dem Lübecker Umweltsenator<br />
und dem Museumsleiter Dr. Eckloff<br />
persönlich zu begegnen? Nein, die Loki-<br />
Schmidt-Stiftung in Hamburg hatte Kenntnis<br />
erhalten, dass in Lübeck seit Gründung<br />
der Initiative wohl die meisten Wegwarten<br />
aus regionaler Herkunft im Zentrum einer<br />
europäischen Großstadt vermehrt worden<br />
waren. Niemand von den Grünberger Tagungsteilnehmern<br />
vermochte dieser Behauptung<br />
zu widersprechen in Anbetracht<br />
des gezeigten Fotomaterials, das ich als<br />
Dokumentation unseres strahlend blauen<br />
Blüherfolgs zeigen konnte – radwegbegleitend,<br />
mehrere Kilometer weit erfahrbar!<br />
Größtenteils nach Tiefbauarbeiten auf kahlen<br />
Sandflächen ausgesät, stets in Absprache<br />
mit der Verwaltung! Mitunter aber auch<br />
durch riesige Stahlbürsten beauftragter Reinigungsfirmen<br />
als Samen weitergetragen<br />
und so unbeabsichtigt nachhaltig tief in<br />
Pflasterritzen von Verkehrsinseln hineingeschrubbt!<br />
Also völlig kontraproduktiv zum<br />
mühsam finanzierten Säuberungsauftrag<br />
gegen verkehrswidrigen Bewuchs: Zauberhaft<br />
blühende Stauden!<br />
Vorsorglich waren daher im Frühsommer<br />
2009, unseres „Jahres der Wegwarte“, die<br />
Vorgesetzten der wegrandpflegenden Organisationen<br />
über schützenswerte Stra-<br />
ßenzüge informiert worden – durch handschriftliche<br />
persönliche Briefe – heutzutage<br />
eine auffallende Rarität im Verwaltungsalltag,<br />
ergänzt durch Informationskarten, welche<br />
das Kieler Umweltministerium durch<br />
Gisela Twenhöven mit Hingabe gestalten<br />
ließ. Sie klärten über den Wert der Wegwarte<br />
auf, winzige Samentütchen aus Lübeck<br />
waren ihnen beigefügt und seitens des<br />
Landesnaturschutzamtes im ganzen Lande<br />
verbreitet worden. Zwei Jahre zuvor hatte<br />
der Landfrauenverband zu unserer großen<br />
Freude 60 gefährdete Wildpflanzen in mehr<br />
als 70 schleswig-holsteinischen Dörfern<br />
ausgebracht und dabei die Wegwarte als<br />
Sympathieträger genutzt. Ein hoffnungsvolles,<br />
groß angelegtes Nachfolgeprojekt,<br />
bei dem ich mit zunehmendem Alter Erleichterung<br />
empfinde!<br />
Der Respekt Straßengrün pflegender Organisationen<br />
gegenüber der Blume des Jahres<br />
2009 wurde im Laufe der Monate immer<br />
mehr durch anerkennende Zeitungs- und<br />
Radioberichte gesteigert. So wurde unnötige<br />
Mahd zur unrechten Zeit vermieden. Die<br />
Serie der Medienberichte begann im März<br />
mit einem Kommentar über die Kunstausstellung<br />
„Komplementär“ im Kulturforum<br />
Burgkloster zu Lübeck, in der ich unter<br />
anderem mit akribischen Blei- und Farbstiftstudien<br />
über die Schönheit maroder<br />
herbstlicher Pflanzenstängel als Lebensräu-<br />
Lübecks Straßenränder blühen auf<br />
me für unsere Mitgeschöpfe informierte,<br />
kombiniert mit einer Bodeninstallation der<br />
entsprechenden Originalpflanzen, gesteckt<br />
in einen riesigen Sandhügel – eine Kombination<br />
von großem ästhetischen Reiz! Es<br />
wurden dort übrigens nicht nur Wegwartenstängel<br />
gezeigt.<br />
Auch unsere Wegränder und speziell unsere<br />
Wiesen weisen auf engstem Raum bis zu<br />
150 verschiedene Pflanzenarten und entsprechende<br />
nektarsuchende Insekten auf.<br />
Eine ideale Draufsicht bietet sich schon<br />
2000 von der Fußgängerbrücke an der Kanalstraße<br />
auf das Kulturprojekt „Wildblumen<br />
in der Stadt“ und nun auch noch auf<br />
die Wegwarten-Buntbrache – durch Dr.<br />
Martens als „Eines von mehr als 90 Loki-<br />
Schmidt-Beeten“ ausgezeichnet. Kommen<br />
Sie doch mal schauen!<br />
Zeichnerin und Installationskünstlerin<br />
Christa<br />
Fischer aus D-Lübeck,<br />
1998 Mitgründerin der<br />
Bürgerinitiative „Für<br />
Wildblumen am<br />
Wegesrand in Lübeck“, seit 2000 Leiterin des<br />
Kulturprojekts „Wildblumen in der Stadt“. Tel.<br />
0451 – 793115<br />
Mein Garten im Wandel<br />
„Mein Garten kommt mit mir in die Jahre<br />
und macht sich selbstständig“ oder<br />
„die Toleranz und die Gelassenheit, die<br />
man im Alter lernen sollte“<br />
Die Freude an der Natur hat sich bei mir<br />
schon in der Kindheit im Umgang mit<br />
Pflanzen und Tieren gezeigt. In der Schule<br />
erwarb ich meine ersten botanischen<br />
Kenntnisse bei den Beobachtungen für den<br />
Deutschen Reichs-Wetterdienst. Von meinen<br />
Eltern lernte ich, das Leben in meiner<br />
Umwelt zu verstehen und zu achten.<br />
Aus diesen Erfahrungen heraus versuchte<br />
ich, in meinem Beruf als Lehrerin auch Kindern<br />
nahe zu bringen, dass die Natur um<br />
uns und mit uns ein faszinierendes Erlebnis<br />
bedeutet. Da ich in dieser Zeit schon in<br />
meinem Garten mit ersten Wildstaudenpflanzungen<br />
experimentierte, hatte ich gute<br />
Möglichkeiten, die Kinder zu beobachten.<br />
Ich selbst war immer auf der Suche nach Interessenten<br />
und Fachleuten für Wildpflan-<br />
Auch Erdbeeren haben ihren Platz im <strong>Naturgarten</strong><br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
zen im Garten. Ein einschneidendes Erlebnis<br />
bedeutete für mich der erste Besuch im<br />
neu gestalteten <strong>Naturgarten</strong> von Reinhard<br />
Witt. Zugleich wurde mir auch der <strong>Naturgarten</strong><br />
– Verein nahe gebracht. Nun kamen<br />
mir natürlich viele Visionen für meinen Flecken<br />
Erde in den Sinn.<br />
Doch die Umsetzung dieser Ideen für einen<br />
alten Garten erforderte viel Erfahrung,<br />
die mir noch fehlte. Auf den Grünberger<br />
Tagungen gewann ich durch Vorträge und<br />
viele interessante Gespräche mit hilfsbereiten<br />
Fachleuten Erkenntnisse für die bewusste<br />
Gestaltung des Gartens in verschiedene<br />
Bereiche: Die Wiederanlage einer<br />
Wiese, Belebung der schattigen Standorte<br />
und natürlich einen Magerstandort nach<br />
Witt’schem Vorbild. Eine Böschung nach<br />
Süden bot sich an für Treppen und kleine<br />
Terrassen. Pflanzen und Samen konnten<br />
selbstverständlich von Wildpflanzen – Betrieben<br />
bezogen werden. Meine Böschung<br />
wurde ein Garten für sich, ein schönes Bild<br />
und besucht von allerlei Insekten.<br />
Aber mit der Zeit entwickelten sich einige<br />
Pflanzen zu einer üppigen Flora, aus der<br />
angrenzenden Wiese wanderten unerwünschte<br />
Gäste ein. Mein Schaustück erforderte<br />
plötzlich intensive Pflege. Der Fehler<br />
war: Zu viel nährstoffhaltige Erde!<br />
Nun kam eine Zeit, in der meine Arbeitskraft<br />
im Garten weitestgehend ausfiel. Das<br />
Haus musste saniert werden. Überall lag<br />
Bau- und Aushubmaterial. Zu meiner Überraschung<br />
beeinträchtigten den Garten<br />
diese Maßnahmen nicht, im Gegenteil, er<br />
verselbstständigte sich! Auf den Lagerplätzen<br />
entwickelte er eine vielfältige, herrliche<br />
Pflanzenpracht, so, wie ich sie selbst kaum<br />
hätte gestalten können. Disteln, Königskerzen<br />
und Leinkraut besiedelten einen<br />
Lehm-Kieshaufen. Das Naturstein Lager<br />
eroberten Schwarze Flockenblume, Rainfarn,<br />
Moschusmalve und Natternkopf - ein<br />
<strong>Naturgarten</strong>erlebnis!<br />
Und so erfreut mich mein Garten immer<br />
wieder, auch wenn er nicht mehr meinen<br />
ursprünglichen Plänen entspricht.<br />
Ich danke allen im <strong>Naturgarten</strong>verein, die<br />
mir mit Rat und Tat geholfen haben, meine<br />
Wünsche zu verwirklichen. Mich freut, dass<br />
mein „anderer Garten“ vielen Menschen<br />
und besonders Kindern die Lebendigkeit<br />
der Natur zeigt und sie zum Schauen und<br />
Staunen bringt.<br />
Ursula Hünerfeld, Gmund<br />
Tel. 0 80 22/ 79 42<br />
62 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 63
1<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Exkursionen im <strong>Naturgarten</strong> e.V. sind<br />
nicht nur für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen,<br />
sondern auch für die Organisatoren<br />
immer wieder spannend. Es gibt viele<br />
Gründe, mindestens einmal jährlich irgendwo<br />
mitzufahren:<br />
1. Wir sehen die wunderschönen Naturgärten,<br />
die wir von den Veröffentlichungen<br />
her kennen<br />
2. Egal ob Neumitglied oder jahrelanges<br />
<strong>Naturgarten</strong>mitglied: hier lernen wir<br />
voneinander<br />
3. Wir vertiefen unsere Pflanzenkenntnisse<br />
4. Es ist immer genügend Zeit für eigene Naturbeobachtungen<br />
5. Jeder Ort, jeder Referent zeigt uns Neues<br />
6. Wir fotografieren, damit wir die <strong>Naturgarten</strong>idee<br />
mit unseren Bildern verbreiten<br />
können<br />
7. Hier finden wir Erwachsene, die gern<br />
noch spielen<br />
8. Wir freuen uns am Netzwerk <strong>Naturgarten</strong><br />
Wer fährt das nächste Mal mit? Es sind noch<br />
Plätze frei, z.B. bei der mehrtägigen Exkursion<br />
im Juni::<br />
13.-16. Juni 2010:<br />
Naturnah Unterwegs in Deutschland<br />
(Kerstin Lüchow, Tel. 07131 – 17 21 33)<br />
… und bei vielen eintägigen Führungen<br />
und Vorträgen unter: http://www.naturgarten.org/aktuell/veranstaltungen/<br />
Kerstin Lüchow<br />
Tel. 07131 – 17 21 33, kerstinluechow@web.de<br />
Exkursionsrückblick 2009<br />
1 2<br />
2<br />
3<br />
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Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
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6<br />
8<br />
7<br />
8
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Beobachtungen aus dem <strong>Naturgarten</strong><br />
Beim naturgucker neu eingerichtet: www.(natur)gartengucker.de<br />
Ein Blick auf die Website von www.(natur)gartengucker.de<br />
naturgucker ist 2008 angetreten, die unzähligen<br />
unzugänglichen Naturbeobachtungen<br />
tausender Beobachter in Deutschland<br />
zu bündeln. Einerseits, um sie dem<br />
Naturschutz zugänglich zu machen, anderseits<br />
vor allem aber auch, um über einen<br />
solchen Kristallisationspunkt die Naturbeobachterszene<br />
zum Wachsen zu bringen.<br />
Jede Naturbeobachtung ist schließlich eine<br />
gute Nachricht aus der Natur und kann deshalb<br />
andere für das fantastische Hobby Naturbeobachtung<br />
begeistern.<br />
Jede nicht veröffentlichte Beobachtung<br />
schadet zudem schon alleine deshalb dem<br />
Naturschutz, weil sie nicht das maximal<br />
Mögliche bewirkt!<br />
Und aus diesen Gründen nutzen bereits<br />
die NABU Landesverbände Hessen, NRW,<br />
Rheinland-Pfalz sowie der LBV in Bayern (zusammen<br />
über 200.000 Mitglieder) und zukünftig<br />
auch der GEO-Tag der Artenvielfalt<br />
den naturgucker, den alle als „ihr“ System in<br />
eigenem Layout kostenfrei einsetzen.<br />
15.000 verschiedene Menschen pro Monat<br />
auf den Internetseiten und bis zu 40.000<br />
Naturbeobachtungen pro 14 Tage machen<br />
die breite Akzeptanz deutlich. Mehr dazu<br />
in unserem 2-Jahresrückblick, den es hier<br />
gibt: http://www.naturgucker.de/?magazin<br />
=1090213962&spk=2&spi=11046<br />
Nachwuchs ist allenthalben ein Thema. Und<br />
genau da punktet naturgucker.de mit vielen<br />
Vorteilen: Die Einstieghürde ist gering,<br />
es kostet nichts, man kann jederzeit einfach<br />
wieder aufhören und man findet bei Fragen<br />
sehr schnell Rat von vielen Gleichgesinnten.<br />
Die Folge dieser Kombination ist, dass auch<br />
viele Nur-mal-so-Beobachter bei naturgucker.de<br />
aktiv werden.<br />
Dass in der Folge der ein oder andere Beobachtungspatzer<br />
passierte und auch sicherlich<br />
zukünftig noch passieren wird, ist völlig<br />
logisch. Schlimm? Überhaupt nicht! Das<br />
Schöne an diesen neuen, öffentlichen Systemen<br />
ist doch gerade, dass die Gemeinschaft<br />
der Nutzer ganz schnell für entsprechende<br />
Korrekturen sorgt. Das zeigt seit Jahren<br />
Wikipedia ... Und außerdem gibt es für solche<br />
Fälle seit kurzer Zeit auch einen Fachbeirat<br />
(fachbeirat@naturgucker.de), der<br />
zusätzlich zu allen Nutzern nochmals ein<br />
gezieltes Auge auf möglicherweise kritische<br />
Beobachtungen wirft.<br />
Und was hat das nun alles mit <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. zu tun? Ganz einfach: Um einen erfolg-<br />
reichen „Job“ als Naturgärtner machen zu<br />
können, ist die Beobachtung der Natur die<br />
grundlegende Voraussetzung. Und zudem<br />
sind Naturgärten in der heutigen Landschaft<br />
oftmals ein Rückzugsgebiet für viele<br />
Tierarten, selbst Rote Listen Arten tauchen<br />
ab und an auf. Was liegt also näher, als auch<br />
diese Naturbeobachtungen umfassend festzuhalten<br />
und in den großen Datenbestand<br />
von naturgucker.de einfließen zu lassen?<br />
Gedacht, getan: Als erstes gemeinsames<br />
Projekt werden <strong>Naturgarten</strong> e.V. und naturgucker.de<br />
in der Vegetationsperiode die<br />
Erfassung von eingeschleppten, invasiven<br />
Pflanzenarten (Neophyten) beginnen. Gerade<br />
hier können alle Naturgärtner ihre<br />
Pflanzenkompetenz voll einbringen.<br />
Dazu wurde die Beobachtungsplattform<br />
gartengucker.de geschaffen, die <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. zur Verfügung steht. Sie zeigt nur<br />
Beobachtungsgebiete an, die Gärten sind.<br />
Per Klick kann sie aber jederzeit auf den Gesamtbestand<br />
von naturgucker.de erweitert<br />
werden.<br />
Wie funktioniert das Ganze nun?<br />
Surfen Sie einfach mal vorbei: www.gartengucker.de<br />
und schauen sich um. Unter<br />
„beobachtungen“ sehen sie die aktuellen<br />
Beobachtungen, unter „gebiete“ können Sie<br />
herausfinden, wo die Gärten liegen, aus denen<br />
die Beobachtungen alle stammen. Wenn<br />
Sie sich für eine bestimmte Art interessieren,<br />
gibt es oben links ein Artsuchfeld, das Sie<br />
direkt zum Profil der gesuchten Art bringt.<br />
Auch ohne Anmeldung können Sie alle Daten<br />
im gartengucker frei recherchieren.<br />
Wenn Sie aktiv werden wollen, ist der erste<br />
Schritt die Anmeldung bei www.gartengucker.de<br />
Das ist für Sie selbstverständlich<br />
kostenfrei, alle Rechte der erfassten Beobachtungsdaten<br />
und Bilder bleiben bei<br />
Ihnen, gartengucker erhält nur das Recht<br />
die Daten anzuzeigen und ggf. gemeinnützigen<br />
Naturschutzorganisationen für deren<br />
Arbeit zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug<br />
erhalten Sie ein persönliches Datenzentrum,<br />
in dem Sie alle Ihre Beobachtungen<br />
und Naturbilder zu Ihrem <strong>Naturgarten</strong>,<br />
der umliegenden Region, aber auch aus<br />
Ihrem Urlaub, zusammenfassen und<br />
verwalten können.<br />
Nach der Anmeldung können Sie loslegen:<br />
Wenn es noch kein passendes Gebiet<br />
im gartengucker für Ihre Beobachtungen<br />
und Bilder gibt, müssen Sie ein<br />
solches anlegen. Einfach auf „gebiet“<br />
klicken, dann dort den weißen Link<br />
„>neues gebiet“ im Farbbalken auswählen<br />
und los geht’s.<br />
Für die Eingabe von Beobachtungen<br />
und Bildern wählen Sie das passende<br />
Gebiet aus. Dazu einfach auf „gebiete“<br />
und den für Ihr Bundesland passenden<br />
Beobachtungsturm klicken. Dann das<br />
gewünschte Gebiet auswählen und auf<br />
den weißen Link „>neue beobachtung“<br />
im Farbbalken klicken. Dann können Sie<br />
loslegen …<br />
Mit den Bildern geht es genauso einfach:<br />
gebiet wählen und dann auf den<br />
weißen Link „>neues bild“ im Farbbalken<br />
klicken.<br />
Für Einsteiger gibt es Kurzhinweise<br />
(www.gartengucker.de/files/downloads/<br />
Erste_Schritte.html) zu den Grundfunktionen<br />
von gartengucker.de. Darüber<br />
hinaus finden sich in den „tipps & tricks“<br />
im Menü „naturgucker“ zahlreiche<br />
Schritt-für-Schritt-Rezepte und Erklärungen.<br />
Und wenn alles nichts hilft oder<br />
irgendetwas gar nicht funktionieren<br />
will, gibt es einen eMail-Support (info@<br />
naturgucker.de).<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V. und naturgucker.de<br />
wünschen viel Spaß!<br />
Stefan Munzinger<br />
info@naturgucker.de<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Arten- und Biotopschutz<br />
in München<br />
Beispiele für eine Regeneration hochwertiger<br />
Biotopflächen mit begleitender Öffentlich keitsarbeit<br />
im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts<br />
Auf artenreichen Offenlandbiotopen im<br />
Stadtgebiet von München habe ich naturkundliche<br />
Führungen seit 1998 in Kooperation<br />
mit dem Landesbund für Vogelschutz<br />
(LBV) durchgeführt. Auf diese Weise sollen<br />
interessierten Bürgern die Artenvielfalt an<br />
Gefäßpflanzen und Tagschmetterlingen<br />
damals zu einem Großteil brachliegender<br />
Magerrasen-Lebensräume gezeigt werde.<br />
Auf dem Bild ist eine Führung auf der Langwieder<br />
Haide im Mai 2002 zu sehen.<br />
Nach einem Stadtratsbeschluss von 2001<br />
konnte das Projekt „ Biotoppflege ausgewählter<br />
Haiden und Streuwiesen“ in die<br />
Wege geleitet werden, deren Durchführung<br />
der Kreisgruppe München des LBV übertragen<br />
wurde. Ab 2002 erfolgten floristische<br />
und entomologische Bestandsaufnahmen<br />
von zunächst ca. 10 besonders naturschutzbedeutsamen,<br />
durch langjährige Brache<br />
aber degradierten und teilweise zuge-<br />
Brillenschötchen (Biscutella)<br />
wachsenen Haideflächen und Streuwiesen,<br />
welche überwiegend im westlichen Stadtrandbereich<br />
Münchens gelegen sind. Parallel<br />
dazu wurde mit den vordringlichsten<br />
Pflegemaßnahmen begonnen: Ab dem<br />
Sommer aufwändige Erstpflege-Mahd der<br />
oft bultig gewordenen noch weitgehend<br />
offenen Bereiche mit Freischneider, im<br />
Winter umfangreiche Entbuschungsmaßnahmen.<br />
Als besonders effizient haben sich<br />
Pflegetermine an einigen Samstagen im<br />
Jahr erwiesen, wenn durchschnittlich 10,<br />
manchmal bis zu 30 ehrenamtliche Helfer<br />
das Gehölzschnittgut aus der Haidefläche<br />
heraustragen.<br />
Inzwischen hat sich die Anzahl der in Pflege<br />
genommenen Biotop-Teilflächen sukzessive<br />
auf 35 erhöht. Deren Flächengröße liegt<br />
zwischen 1000 m2 und über 5 ha. Alljährlich<br />
wird auf allen Flächen eine Erfolgskontrolle<br />
mit Dokumentation der Bestandesverände-<br />
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1<br />
3<br />
4<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
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2<br />
rungen ausgewählter naturschutzbedeutsamer<br />
Gefäßpflanzen-, Tagschmetterlings-<br />
und Heuschreckenarten durchgeführt und<br />
die auf allen Flächen in unterschiedlichem<br />
Maß vorhandenen Störzeiger erhoben.<br />
Daraus werden Pflegeplanskizzen für die<br />
Sommermahd, Herbstmahd und bei Bedarf<br />
für Entbuschungsmaßnahmen im Winter<br />
angefertigt. Zusätzlich zu den „Standard-<br />
Pflegeflächen“ werden alljährlich über spezielle<br />
Artenhilfsmaßnahmen bayernweit<br />
stark bedrohte Arten mit Schwerpunkt-<br />
Vorkommen im Raum München gefördert.<br />
In den letzten drei Jahren handelte es sich<br />
dabei um die Labkraut-Wiesenraute und<br />
die Wechselkröte.<br />
Mit ehrenamtlicher Unterstützung kann z.B.<br />
1 Uli Schwab gibt sein Wissen gern auf<br />
Exkursionen weiter<br />
das Ausrechen von Streufilz oder die Übertragung<br />
von samenhaltigem Mähgut auf<br />
entbuschte, noch artenarme Teilbereiche<br />
wesentlich gründlicher durchgeführt wer-<br />
In der Natur zu Hause –<br />
von Generation zu Generation<br />
2 Hundswurz (Anacamptis)<br />
den, als wenn die Flächen von öffentlichen<br />
3 Mehlprimel (Primula farinosa)<br />
Stellen gepflegt würden. Dementspre-<br />
4 Wiesenraute (Thalictrum) chende Erfolge sind bei der Zunahme von<br />
Die erste große Liebe zur wilden, ursprüng- vier Pferden, mit denen wir zum Teil die<br />
Arten der Roten Liste zu verzeichnen - trotz<br />
lichen Natur durfte ich bereits in meiner Felder bewirtschafteten.<br />
mancher lokaler Beeinträchtigungen, z.B.<br />
frühen Kindheit ausleben: in einem kleinen<br />
durch Erholungssuchende. Über 30 in der<br />
Bauernhof in Rottal erschütterten meine El- Heute lebe ich mit meiner Familie in Mur-<br />
letzten Biotopkartierung von 1998 auf den<br />
tern die Festen der konventionellen Landnau und versuche, meinen Kindern die Be-<br />
entsprechenden Flächen nicht mehr nachwirtschaft<br />
und spielten ihre Narrenfreiheit geisterung und Verantwortung für unsere<br />
gewiesene oder im gesamten Stadtgebiet<br />
als „zuazogne Stoaderer“ (zugezogene Natur weiterzugeben.<br />
als „verschollen“ angegebene Gefäßpflan-<br />
Städterer) voll aus.<br />
zenarten wurden bereits in den ersten fünf<br />
An unserer Grundschule in Murnau plante<br />
Jahren nach Pflegebeginn wieder regis-<br />
Der Verzicht auf das Ausbringen von Kunst- Reinhard Witt vor drei Jahren einen Erlebtriert;<br />
z.B. Mehl-Primel, Niedrige Schwarzdünger<br />
und Pestiziden brachte bereits eininis-Pausenhof und wir waren natürlich sowurzel,<br />
Natternzunge, Hain-Augentrost,<br />
ge Lacher ein, doch als wir begannen, alle fort Feuer und Flamme.<br />
Purpur-Klee. Der Flächenanteil an Mager-<br />
unsere Felder zum Schutz des Wildes und<br />
rasen- und Niedermoorlebensräumen hat<br />
als Lebensraum für Insekten, Vögel, Hasen Ob beim Bauen von Trockenmauern, Schlep-<br />
auf den regelmäßig gepflegten Flächen er-<br />
usw. durch breite Hecken zu umranden, pen vom Lehm zum Abdichten des Teichs,<br />
kennbar zugenommen. Somit wird auf ca.<br />
wurden wir vollkommen für verrückt abge- Bepflanzen der Gabionen, ... überall konnte<br />
50 ha im Stadtgebiet Münchens ein bemerstempelt.<br />
mit angepackt werden. Voll Stolz genießen<br />
kenswerter Beitrag zum Jahr der Biodiversi-<br />
wir jetzt das Ergebnis, und lassen uns jedes<br />
tät 2010 geleistet.<br />
Jahr aufs neue Überraschen von den spannenden<br />
Wandlungen eines <strong>Naturgarten</strong>s.<br />
Ulrich Schwab,<br />
Dipl.-Ing. Landespflege,<br />
81377 München<br />
Tel. und Fax<br />
(089) 6385 8616<br />
Die Artenvielfalt unserer Pflanzen spiegelte<br />
sich auch an unseren Tieren wieder. Und so<br />
gab es auf unserem Hof einen Hund, zwei<br />
Katzen, das Schwein Elsa mit seinen 13 Ferkeln,<br />
Foline - die Kuh mit ihrem Kalb Elvine,<br />
ein paar Enten, Hühner mit Hahn (welcher<br />
am liebsten auf dem Dach der Schweinehütte<br />
nächtigte), einer wilden Truthenne<br />
(die mit ihren Jungen frei umherzog) und<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Natürlich versuchte ich sofort, im eigenen<br />
Garten die Ideen weiter zu spinnen, und<br />
Schritt für Schritt einen <strong>Naturgarten</strong> ins Leben<br />
zu rufen. Doch einmal gepackt von der<br />
Idee des <strong>Naturgarten</strong>s, lässt es mich nicht<br />
mehr los.<br />
Hier in Murnau hat es in den letzten zwei<br />
Jahren einige große Straßenbaumaßnahmen<br />
gegeben, und all die frei liegenden<br />
Schotterflächen an den neuen Straßenrändern<br />
schreien förmlich nach Bepflanzung<br />
durch einheimische mager- und wärmeliebende<br />
Wildpflanzen. Durch eine Projektgruppe<br />
habe ich die Möglichkeit, mich ein<br />
wenig in der Planung der Begrünung durch<br />
das Bauamt einzubringen. Allerdings zerplatzte<br />
recht bald mein Traum der vielen<br />
Hektar Magerwiesen, da die Flächen alle<br />
durch Maschinen des Straßenbauamts gemulcht<br />
werden müssen. Immerhin konnte<br />
ich die Pflanzliste um die eine oder andere<br />
einheimische Wildpflanze ergänzen.<br />
So fühle ich mich nicht vollständig entmutigt,<br />
und nachdem es ja bereits erfolgreiche<br />
Beispiele der Begrünung von Verkehrsinseln<br />
gibt, wird das wohl mein nächstes Ziel<br />
in Murnau sein.<br />
Ingrid Völker, 82418 Murnau,<br />
Tel: 08841 / 672655, ingrid@nyxos.de<br />
Natur & Garten Juni 2010 69
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Holzgestalten –<br />
Spiellandschaften und alternatives Bauen<br />
Ein Vortrag von David Weise, erst seit<br />
Januar 2010 Mitglied im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Firmenexposé (2005)<br />
Während meines Studium erwarb ich fundierte<br />
Kenntnisse in den Bereichen Konstruktion<br />
und Statik und im klassischen<br />
Bau. Durch meine berufliche Tätigkeit in<br />
den letzten Jahren entwickelte ich eine<br />
besondere Beziehung zum ökologischen<br />
Bauen, insbesondere zum Werkstoff Holz.<br />
Meine besondere Aufmerksamkeit gilt Architektur,<br />
Bau, Sanierung und Renovierung<br />
individueller Holzbauten, der betreuten<br />
Spielplatzprojektierung und dem kreativen<br />
Holzhandwerk.<br />
Der Gedanke einer Selbständigkeit ergab<br />
sich erstmals aus der Möglichkeit, einen<br />
Auftrag im Bereich Spielplatzprojektierung<br />
auszuführen. Infolgedessen setzte ich mich<br />
mit meiner Unternehmensgründung ausei-<br />
nander und stellte viele Möglichkeiten für<br />
meine berufliche und schöpferische Entfaltung<br />
fest, wobei die nicht ausgeschlossenen<br />
Risiken überschaubar blieben.<br />
„Holzgestalten“ bietet Projektentwicklung<br />
und –ausführung in den Bereichen Spiellandschaften<br />
und alternatives Bauen an.<br />
Der Grundgedanke von „Holzgestalten“ ist,<br />
die Kunst, das Handwerk und das gesunde<br />
Bauen im Interesse der Auftraggeber und<br />
der Allgemeinheit zu vereinen und damit<br />
die Menschen zu bereichern. Weiterhin ist<br />
der fachliche Beistand in einer immer komplexeren<br />
und damit unüberschaubaren<br />
Lebenswirklichkeit Gegenstand der Firma.<br />
Insbesondere in den Bereichen Spielplatzprojekte<br />
und kreatives Holzhandwerk wird<br />
weitgehend mit Unikaten gearbeitet.<br />
Spielplatzkonzept<br />
Meine Arbeitsweise schließt von Anfang an<br />
Kinder und Jugendliche sowie Eltern und<br />
Anlieger in die Entwicklung eines solchen<br />
Projektes ein. Alle eingebrachten Ideen und<br />
Vorschläge aber auch Einwände und eventuelle<br />
Sorgen betrachte ich genauer und<br />
versuche damit eine Planung auszuarbeiten,<br />
welche am Ende die Mehrheit befürwortet.<br />
So sollen sich die Leute besser mit<br />
Ihrem neuen Spielplatz identifizieren.<br />
Kinder erleben und begreifen sich und die<br />
Welt vor allem über ihre Sinne. Deshalb<br />
brauchen wir Spielräume, die Wahrnehmungsfähigkeit,<br />
Ausdrucksbedürfnisse<br />
und Neugierde der Kinder herausfordern.<br />
Orte, wo `Kinder Kind sein dürfen`, fördern<br />
sinnvoll das Verständnis für komplexe ökologische<br />
Zusammenhänge.<br />
Kinder haben ein Recht auf Wildnis, gerade<br />
im Spielgelände. Dort feiert das Schlichte<br />
und Natürliche seinen Triumph. Es lebt mit<br />
den Kindern, ist inspirierender Ort, welcher<br />
in seiner stillen Ausstrahlungskraft den Menschen<br />
verwöhnt. Ein Betreten jener Orte,<br />
die Düfte, Geschmack, Farben, Formen und<br />
kleinste Lebewesen beherbergen, ist erwünscht<br />
und das Verweilen heißt Spielen.<br />
Was bedeutet naturnaher<br />
Spielplatz?<br />
Zum einen die Wahl der Materialien für die<br />
Gestaltung, mit der Möglichkeit, das Bild<br />
dieses Platzes immer wieder zu verändern,<br />
zum anderen die Gestaltung der Jahreszeiten<br />
zuzulassen. Dadurch natürliche Prozesse<br />
wie das Wachsen und Gedeihen sowie<br />
das Verdorren und das Absterben erleben -<br />
am Werden und Gehen der Natur teilhaben.<br />
Die Kinder erfahren in solch einem Gelände<br />
nicht nur Wesentliches über die Natur, sondern<br />
auch etwas über sich und das Leben.<br />
Noch nie hatten Kinder so viele Möglichkeiten<br />
zum Spielen wie heute. Doch was<br />
ihnen zum `wirklichen` Spielen fehlt, ist<br />
häufig nicht nur die frei verfügbare Zeit,<br />
sondern auch der Raum. Ein Spielraum,<br />
indem sie nicht nur Fertiges konsumieren,<br />
sondern auf dem sie etwas erleben und gestalten<br />
können.<br />
Naturnahe Spielangebote sind entwicklungsfähige<br />
Räume, in denen die Kinder<br />
Natur mit allen Sinnen erleben, sich auf<br />
vielfältige Art erproben, kreativ sind, Freiheit<br />
und Abenteuer aber auch natürliche<br />
Grenzen erfahren können.<br />
Sie benötigen kleinräumige Rückzugsbereiche,<br />
wo sich die Spielenden auch mal dem<br />
Blick der Erwachsenen entziehen können.<br />
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
Natur als Normalität erleben, ein Gefühl<br />
dafür aufbauen und schätzen lernen.<br />
Hüpfen, Springen, Klettern, Rutschen, Kullern,<br />
Kriechen, Schleichen, Rennen, Verstecken<br />
und Ausspähen benötigen oft nicht<br />
mehr als ein bewegtes Gelände.<br />
Im Vordergrund der Platzgestaltung zeigt<br />
sich eine Reliefentstehung durch Erdaufschüttungen<br />
und –aushebungen, welche<br />
einer Miniaturlandschaft für die Kinder<br />
gleichkommt. Es entstehen verschiedene<br />
Spielbereiche und kleinräumige Rückzugsorte<br />
rund um verschiedene `Sandmeere`,<br />
große und kleine Sandmulden. Diese können<br />
allein, in der Kleingruppe oder in der<br />
Gesamtgruppe erlebt werden. Ein Kleinstkinderbereich<br />
sollte dabei wichtiger Bestandteil<br />
dieser Spiellandschaft werden.<br />
Eine sensible Erdmodellierung mit Hügeln<br />
und Tälern ist ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
des Spielgeländes. Sie strukturiert, fordert<br />
Bewegung heraus und bereitet somit<br />
die wahrnehmungsfördernde Grundlage für<br />
das Spiel der Kinder. Durch verspielte Wegeführung<br />
entsteht eine abwechslungsreiche<br />
Spiellandschaft. Tobeplätze, Rückzugsorte/<br />
kleine Verstecke, Klettern auf Steinen und<br />
Holzwegen oder einfach nur ruhiges, verträumtes<br />
Verhalten im versteckten Tal oder<br />
das Sitzen und Beobachten auf der Hügelkrone….für<br />
jedes Alter und für jede Stimmung<br />
den entsprechenden Platz finden.<br />
Eine robuste Bepflanzung mit wild wuchernden<br />
Weiden, Haselsträuchern, Hainbuchen<br />
und Holundersträuchern ergänzen<br />
den naturnahen Spielraum zum beobachten,<br />
ernten, flechten, verstecken, ruhen,<br />
treffen…. Alle Sträucher auf dem Spielplatz<br />
sollten strapazierfähig sein. Sträucher, die es<br />
vertragen, das man etwas abreißt, rausreißt<br />
oder abbricht. Auch das gehört zum Naturerlebnis<br />
und Erfahrungsschatz, den man<br />
braucht während des Heranwachsens. Zusätzlich<br />
stabilisieren solche Anpflanzungen<br />
die Hänge und vertragen sowohl Schleichwege<br />
als auch Trampelpfade. Durch diese<br />
vielfältigen Pfade erfährt der Organismus<br />
bereits beim Gehen unterschiedliche Reize<br />
und Herausforderungen.<br />
Beispiele und Fotos<br />
Die ersten Bilder zeigen die Wasserschlangen<br />
von Weichenried, ein Wasserrinnenspiel<br />
mit Druckspüler als Wasserquelle,<br />
einem Kreuzungspunkt und somit variabler<br />
Wasserführung, Matschtischen und einem<br />
Wasserrad. Es dient als Spielerweiterung<br />
im ansässigen Kindergarten. Das Holz,<br />
welches ich verwendet habe, ist natürlich<br />
gewachsene Robinie, entsplintet und unbehandelt.<br />
Die folgenden Bilder zeigen die Biberburg,<br />
welche in drei Bauabschnitten über drei<br />
Jahre realisiert wurde. Der erste Bauabschnitt<br />
war die Reliefgestaltung mit Kriechtunneln,<br />
Trockenmauern und Holzwegen<br />
und anschließender Rasenansaat. Der zweite<br />
Bauabschnitt beinhaltete den Bau der Biberburg<br />
und der dritte Bauabschnitt diente<br />
dem Ausbau des so genannten Hafens. Im<br />
Vordergrund der Gestaltung des Platzes<br />
stand der Lebensraum des Bibers, da es das<br />
Maskottchen dieser Ganztagesschule ist.<br />
So sind Fluss, See, Biberburg und ein Biberdamm<br />
durch Erdaufschüttungen angedeutet,<br />
welche die Spiellandschaft ausmacht.<br />
Vervollständigt mit Spielgeräten wie Balan-<br />
70 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 71
Offene Bühne – was ich schon immer mal sagen (schenken) wollte<br />
cierbalken, in Form der typisch angenagten<br />
und gefällten Bäume der Biber, Balancierseile<br />
und Brücken zum Überqueren des<br />
angedeuteten Flusses, einem Biberdamm,<br />
welcher mit einem Tunnel bestückt ist,<br />
dem Abenteuerschiff, welches gekentert<br />
im See liegt und natürlich der eigentlichen<br />
Biberburg, welche, angelehnt an die Bauweise<br />
des Bibers, in Form eines Hügels aus<br />
Holz mit verschiedenen Klettermöglichkeiten<br />
ausgeführt ist. An einem Abzweig<br />
des Hauptflusses stehend, dient sie des<br />
Weiteren als Spielhütte zum Verstecken,<br />
Ausruhen und Spielen. Baumstämme und<br />
Steine an mehrere Stellen platziert regen<br />
die Phantasie der Kinder an und werden für<br />
sie verschiedenste Spielobjekte und Sitzgelegenheiten,<br />
unter anderem auch für ein<br />
Amphitheater bzw. grünes Klassenzimmer<br />
von Schülern und Lehrern.<br />
Eine weitere Spiellandschaft entstand im<br />
Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen.<br />
Zusammen mit Günter Beltzig, einem namhaften<br />
Designer auf diesem Gebiet, konnte<br />
ich einen Wasserberg, diesmal mit einer so<br />
genannten Wipp-Saug-Pumpe von Richter<br />
Spielgeräte GmbH, und eine Sandtransportanlage<br />
bauen. Der Wasserberg ist mit<br />
wild angeordneten Natursteinen zu einer<br />
Flusslandschaft entstanden, bei der das<br />
Wasser über verschiedene Wege in die<br />
große Sandmulde mündet. Auch Wasserrinnen<br />
aus Holz mit direktem Anschluss zur<br />
Sandtransportanlage kamen zum Einsatz.<br />
Ein wunderbares Sandeln und Matschen<br />
ist an diesem Berg und in den zwei Hütten<br />
möglich. Das Wasser kann nur durch Muskelkraft<br />
gewonnen werden. Damit entstand<br />
ein Lern- und Arbeitsort für die Kinder. Auch<br />
gut zu beobachten, wie die Kinder vom<br />
Kinderheim manchmal stundenlang diesen<br />
Ort als `Ventil` nutzen und selbstvergessen<br />
in der Gruppe oder auch alleine bestimmt<br />
arbeiten und spielen können. Wenn ich<br />
in der Nähe bin, schau ich mir die Kinder<br />
auf ihrer Anlage an und bin immer wieder<br />
überrascht.<br />
Die nächste Spiellandschaft entstand ganz<br />
in der Nähe, nämlich in Hohenwart. Das sind<br />
die Bilder, wo der LKW so riesige Findlinge<br />
ablädt. Eine schöne in sich geschlossene<br />
Landschaft mit Bergen, Tälern, Mulden, Burg,<br />
Kleinstkinderbereich, Seilbahn. Hier durfte<br />
ich mit Anliegerbeteiligung planen und<br />
ausführen. Eine gute Erfahrung. Die Planung<br />
ging über drei Tage an organisierten Nachmittagen<br />
und Abenden. Die Vorstellung des<br />
Resultats geschah vor dem Stadtrat und dieser<br />
willigte noch am selbigen Abend diesem<br />
zu. Die Ausführung an sich geschah völlig<br />
zwanglos, was die Anliegerbeteiligung anbelangte.<br />
Das hatte zur Folge, dass die Anzahl<br />
der aktiven Leute zunahm und ich streckenweise<br />
keine Arbeit mehr hatte.<br />
Weitere Projekte folgten in Rumänien, im<br />
Waldorfkindergarten in Görlitz und jetzt<br />
mit geballtem Wissen von der <strong>Naturgarten</strong>tagung<br />
im Januar in meinem Ort. Wir<br />
sind mit dem Relief und den Ansaaten (insgesamt<br />
10 verschiedene Rasensorten, u.a.<br />
Blumenwiese und drei verschiedene Kräutersäume<br />
von der Rieger Hoffmann GmbH)<br />
diese Woche fertig geworden und starten<br />
im Mai mit den Spielgeräten. Ende Juli wird<br />
Übergabe sein und am 13. August ist Eröffnung.<br />
Bis dahin habe ich noch alle Hände<br />
voll zu tun und freue mich schon darauf,<br />
Euch erste Resultate zu präsentieren. Es ist<br />
ein wunderbarer Ort und auch hier sind die<br />
Kinder einfach nur da und machen mit, wie<br />
es Ihnen beliebt.<br />
David Weise,<br />
02899 Ostritz<br />
Tel./Fax 035 823 77 594<br />
dbd.w@gmx.de<br />
Von der ökumenischen<br />
Wolfgang-Philipp-Gesellschaft zur<br />
<strong>Naturgarten</strong>firma Ahornblatt.<br />
„Ahornblatt? Das sind doch die aus Mainz,<br />
die immer soviel Wert auf „heimisch“ legen<br />
…!“ Stimmt. Und das hat seine Gründe und<br />
Hintergründe und auch seine Geschichte.<br />
Davon soll in diesem Beitrag die Rede sein.<br />
Am Anfang standen ein Pfarrgarten, ein<br />
Buch, ein Film und der Konziliare Prozeß<br />
1974 gründeten Schüler eines Rüsselsheimer<br />
Gymnasiums, u. a. der heutige Ahornblatt-Geschäftsführer<br />
Dr. Norbert Kleinz,<br />
die ökumenische Wolfgang-Philipp-Gesellschaft<br />
(WPG), die sich auf der Grundlage<br />
der Arbeiten des Theologen und Naturwissenschaftlers<br />
Wolfgang Philipp mit dem<br />
Zusammenhang von Denken und Glauben<br />
und mit der Irenik, der alten christlichen<br />
Friedenslehre, beschäftigte.<br />
Als Norbert Kleinz, der immer schon Freude<br />
an Pflanzen hatte, Mitte der achtziger Jahre<br />
Pfarrer in Bingen wurde und dort einen<br />
kleinen Garten zu betreuen hatte, stellte<br />
sich ihm ganz greifbar die Frage der Gestaltung<br />
und Pflege. Auf der Suche nach Ideen<br />
fiel ihm das Buch „Wildsträucher in Natur<br />
und Garten“ von Reinhard Witt in die Hand<br />
(damals in der zweiten Auflage noch konsequent<br />
mit heimischen Pflanzen), und das<br />
„Virus <strong>Naturgarten</strong>“ hatte uns erreicht.<br />
Eine weitere „Initialzündung“ war der legendäre<br />
Film „Grün kaputt“ von Dieter Wieland,<br />
der Mitte der achtziger Jahre erstmals vom<br />
Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde<br />
und bis heute wegen seiner originell-bissigen<br />
Kommentare zu Bildern, denen sich<br />
niemand entziehen kann, unerreicht und<br />
hochaktuell ist.<br />
Etwa parallel riefen die Kirchen den sogenannten<br />
„Konziliaren Prozeß“ aus: Frieden,<br />
Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung<br />
sollten aus christlicher Verantwortung<br />
heraus wirksam vorangebracht werden.<br />
Schnell wurde in diesem Zusammenhang<br />
klar, daß der <strong>Naturgarten</strong>gedanke viel mehr<br />
Bedeutung hatte als „nur“ für den eigenen<br />
Garten und eine ideale Möglichkeit war,<br />
„Bewahrung der Schöpfung“ (= Erhalt der<br />
biologischen Vielfalt) ganz greifbar zu machen,<br />
für jeden in seinem Garten mit wenig<br />
Aufwand machbar. Der Grundgedanke<br />
unserer heutigen <strong>Naturgarten</strong>arbeit war<br />
geboren: Erhalt der biologischen Vielfalt<br />
durch Nutzung in der naturnahen Gartengestaltung!<br />
Der „Ausschuß für naturnahen<br />
Gartenbau“ wird gegründet<br />
Um diesen Gedanken wirksam zu verbreiten,<br />
wurde 1987 innerhalb der WPG der<br />
„Ausschuß für naturnahen Gartenbau“<br />
gegründet (den es auch heute als ehrenamtlichen<br />
Zweig unserer <strong>Naturgarten</strong>arbeit<br />
noch gibt) mit den Arbeitsbereichen<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung (die<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
„Multiplikatorenlehrgänge“ entstanden,<br />
Vorläufer der heutigen Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planerlehrgänge<br />
bei Ahornblatt),<br />
ehrenamtliche Gestaltung naturnaher Privatgärten<br />
und kirchlicher Gelände. Daneben<br />
führten uns erste Exkursionen auch in<br />
entferntere Gefilde und zu immer neuen<br />
Schlüsselerlebnissen. Zwei Beispiele: In<br />
Südafrika etwa lernten wir das Artenschutzkonzept<br />
des Botanischen Gartens bei Kapstadt<br />
kennen, wo seltene heimische Pflanzen<br />
vermehrt und dann an Privatpersonen<br />
für ihre Gärten abgegeben wurden, um diese<br />
Arten wieder zu verbreiten und damit<br />
vor dem Aussterben zu bewahren. Und im<br />
Memelland entdeckten wir in einem Hinterhof<br />
die „Tapetenrose“ (eine Form der<br />
Rosa x francofurtana) wieder, jene Rose,<br />
die an Goethes Gartenlaube im Weimar gewachsen<br />
sein soll, aber seit 100 Jahren bei<br />
uns als verschollen galt. Fast wären wir zu<br />
spät gekommen, denn dieser Rosenstrauch<br />
72 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 73
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
wurde von den Besitzern noch während<br />
unseres Aufenthaltes gerodet, weil der Hof<br />
gepflastert werden sollte. Ein symptomatisches<br />
Erlebnis!<br />
Aufbruch im <strong>Naturgarten</strong>-Verein<br />
1991 lernten wir den noch jungen <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. kennen und wurden schnell<br />
Mitglied. Im Verein war man sich damals einig:<br />
Wir wollen die heimische Pflanzenvielfalt<br />
fördern durch naturnahe Garten- und<br />
Landschaftsgestaltung. Prägend war für<br />
uns dabei, wie konsequent sich Reinhard<br />
Witt damals für die heimischen Pflanzen<br />
eingesetzt hat. Oder die Vorträge von Wolfhard<br />
Lau (Hof Berggarten) auf den ersten<br />
<strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n in der Ökologischen<br />
Akademie Linden über die Bedeutung der<br />
Disteln für unsere Schmetterlinge!<br />
Ein eigener <strong>Naturgarten</strong>betrieb<br />
wird nötig<br />
Bei unserer ehrenamtlichen <strong>Naturgarten</strong>gestaltung<br />
stießen wir schnell an ganz<br />
praktische Grenzen: Für jeden Garten mußten<br />
wir die Gehölze und Stauden bei vielen<br />
verschiedenen Betrieben zusammensuchen<br />
und bestellen. In den „normalen“<br />
Baumschulen gab es bestenfalls jeweils immer<br />
nur eine Handvoll heimischer Pflanzen,<br />
und auch die Falschlieferungen waren ein<br />
echtes Problem.<br />
Das damals im Eigenverlag des Bundes<br />
deutscher Baumschulen (BdB) erschienene<br />
„Handbuch Wildgehölze“ von Kirmeier<br />
war die erste Übersicht und Planungshilfe<br />
im konventionellen Gartenbereich zu den<br />
wichtigsten heimischen Gehölzarten, eine<br />
echte Revolution; beigelegt war aber gleich<br />
auch ein Blatt des Verlages mit dem Hinweis,<br />
daß von den vorgestellten Arten nicht<br />
auf das Angebot der BdB-Baumschulen geschlossen<br />
werden könne. Bezeichnend ist<br />
auch, daß dieses wichtige Buch inzwischen<br />
vergriffen ist und auch nicht wieder aufgelegt<br />
wird.<br />
Schnell wurde jedenfalls damals klar: Wenn<br />
der <strong>Naturgarten</strong>gedanke in die Breite wirken<br />
sollte, waren Betriebe nötig, die sich<br />
einerseits ökologisch-konsequent auf das<br />
Angebot einheimischer Pflanzen beschränken,<br />
andererseits aber die ganze heimische<br />
Pflanzenvielfalt aus einer Hand anbieten<br />
können. Nachdem es einen solchen Betrieb<br />
nicht gab, stand der Entschluß fest:<br />
Dann müssen wir das eben selbst machen,<br />
zumindest, was die Gehölze betrifft – der<br />
Startschuß für die Gründung der <strong>Naturgarten</strong>firma<br />
„Ahornblatt GmbH – Dienstleistungen<br />
für Mensch und Umwelt“ im Jahr<br />
1993. Als selbstverwalteter und bankenunabhängiger<br />
Betrieb setzen wir bis heute<br />
ökologisch folgerichtig auf das Angebot<br />
heimischer Gehölze mit Schwerpunkten bei<br />
den heimischen Wildrosen und ihren vielfältigen<br />
Gartenformen und beim Ur-Obst,<br />
das sind urtümliche, aromatische Obstarten<br />
und –sorten, die im Garten behandelt<br />
werden können wie Wildgehölze, also ohne<br />
Schneiden, Düngen, Spritzen und Gießen<br />
auskommen und deshalb ideal für Naturgärten<br />
sind.<br />
Ahornblatt arbeitet anders<br />
Und es gibt noch weitere Besonderheiten<br />
unserer Arbeit: Pflanzen sind für uns nicht<br />
einfach nur „Handelsware“, sondern Lebewesen,<br />
Mitgeschöpfe mit eigener Würde.<br />
Die von Natur aus gut genug „frisiert“ sind<br />
und keinen „regelmäßigen Haarschnitt“<br />
durch (Natur-)Gärtner brauchen. Wenn<br />
Pflanzen im Garten „zu groß“ oder „zu breit“<br />
werden, sind sie schlicht falsch geplant<br />
und eingesetzt. Und damit zusammenhängend:<br />
Naturgärten sind „dynamisch“<br />
und brauchen deshalb eine fachkundige<br />
Betreuung, die natürliche Entwicklungen<br />
einbezieht und zuläßt und nur vorsichtig<br />
und bei echtem Bedarf eingreift und steuert.<br />
Und: bei unseren Planungen gehen wir<br />
immer von dem aus, was wir vorfinden z. B.<br />
an Boden- und Lichtverhältnissen. Wir verzichten<br />
deshalb bewußt etwa auf die künstliche<br />
Veränderung von Standorten (wie z.<br />
B. Abmagerung). Gleichwohl entstehen<br />
auf diese Weise unverwechselbare, an den<br />
Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtete<br />
Naturgärten, in denen Menschen, Pflanzen<br />
und Tiere gleichermaßen echten Lebens-<br />
Raum finden.<br />
In den ersten Jahren haben wir Naturgärten<br />
geplant und gestaltet und heimische<br />
Gehölze auf dem Versandweg verkauft. Da<br />
viele Kunden sich aber ihre Gehölze selbst<br />
vor Ort aussuchen wollten, kam bald der<br />
Natur-Gartenmarkt in Mainz hinzu. Aus den<br />
Erfahrungen unserer Arbeit entstand 1995<br />
das Buch von Norbert Kleinz: Der <strong>Naturgarten</strong><br />
– Planen und gestalten mit heimischen<br />
Pflanzen (erschienen im Naturbuchverlag),<br />
später folgten Beitragsreihen in der Zeitschrift<br />
„Natürlich Gärtnern“ (mit Portraits<br />
heimischer Gehölze) und in den Jahrbüchern<br />
des Vereins deutscher Rosenfreunde<br />
(Vorstellung der wichtigsten heimischen<br />
Wildrosen und ihrer Gartensorten).<br />
Ahornblatt hat seit seinem Bestehen viele<br />
Pflanzenarten und -sorten erst wieder in<br />
den Handel gebracht, so z. B. die Tannenrose<br />
(Rosa abietina), die Apfelrose (Rosa<br />
villosa), die Schwarze Heckenkirsche (Lonicera<br />
nigra), den echten, duftenden Pfeifenstrauch<br />
(Philadelphus coronarius) oder<br />
die echte heimische Felsenbirne (Amelanchier<br />
ovalis). Mit dem Kauf von Pflanzen bei<br />
Ahornblatt kann jeder diese Artenschutzarbeit<br />
(Erhalt durch gärtnerische Nutzung)<br />
ganz praktisch unterstützen!<br />
Arbeitsbereiche neben der<br />
„normalen“ betrieblichen Tätigkeit<br />
Neben dieser „normalen“ betrieblichen Tätigkeit<br />
liegen uns weitere Arbeitsbereiche<br />
und Themenfelder am Herzen, für die sich<br />
die Ahornblatt-Mitarbeiter zumeist ehrenamtlich<br />
in ihrer Freizeit einsetzen:<br />
So wurden die früheren Multiplikatorenlehrgänge<br />
als „Mainzer <strong>Naturgarten</strong>-Planerlehrgänge“<br />
wieder aufgenommen (der-<br />
zeit im achten Jahr), um ein überregionales<br />
Netzwerk von Planern zu schaffen, die<br />
das Ahornblatt-<strong>Naturgarten</strong>konzept der<br />
Planung und Gestaltung mit heimischen<br />
Pflanzen kennen und bei sich vor Ort umsetzen<br />
können.<br />
Exkursionen führen uns nach wie vor durch<br />
ganz Europa und andere Teile der Welt, wo<br />
wir die dortige Pflanzenvielfalt kennenlernen,<br />
aber auch spannende mitteleuropäische<br />
Pflanzen wiederfinden (gerade im<br />
östlichen Europa finden sich solche Schätze<br />
immer wieder, die bei uns seit langem<br />
verschwunden sind); wo wir Menschen<br />
und Einrichtungen kennenlernen, die sich<br />
in ihren Gebieten für den Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt einsetzen; wo wir aber<br />
auch immer wieder sehen, was Exoten in<br />
der Landschaft anrichten können (dort oft<br />
solche, die bei uns in Mitteleuropa schöne,<br />
wichtige heimische Wildpflanzen sind).<br />
Seit vielen Jahren bauen wir auf zwei größeren<br />
Geländen in Mainz eine „lebende<br />
Genbank“ auf, in der die Funde seltener<br />
heimischer Pflanzen gesammelt werden,<br />
wo Aussaatversuche und die Sichtung von<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Pflanzen auf ihre Eignung für den <strong>Naturgarten</strong><br />
stattfinden.<br />
Seit Jahren kämpfen wir auch gegen die<br />
Zerstörung von Hecken und Staudenflächen<br />
entlang der Straßen, die bundes- und<br />
europaweit immer groteskere Ausmaße<br />
annimmt und wichtige Lebensräume und<br />
Biotopvernetzungen vernichtet.<br />
Und wir arbeiten aktiv im Arbeitskreis<br />
Naturnahes Grün der Lokalen Agenda 21<br />
Mainz (www.mainz-naturnah.de) mit, der<br />
in den letzen Jahren den „Naturschaugarten<br />
Lindenmühle“ in Mainz-Bretzenheim<br />
angelegt hat und betreut, um den Bürgern<br />
eine lebendige Anschauungsmöglichkeit<br />
und Anregungen für den eigenen naturnahen<br />
Garten zu geben, und in dem viele<br />
umweltpädagogische Projekte mit Kindergärten<br />
und Schulen stattfinden.<br />
Christoph Schallert<br />
Tel. 06131 – 72354<br />
nachricht@ahornblattgarten.de<br />
74 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 75
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Open air Bühne Weidenschneck in Boizenburg Weidensinfonie in Boizenburg Montage der Großbögen<br />
Grüne Kathedralen, Weidenburgen<br />
und Weidenschlösser für eine<br />
sozial-ökologische Gesellschaft<br />
Theoretische und ideelle Grundlagen der Arbeit<br />
der Gruppe Sanfte Strukturen<br />
Das primäre Ziel unserer Weidenbauaktivitäten<br />
war von Beginn an die Verbindung<br />
ökologischer Aspekte mit sozialen<br />
Erfordernissen: die Synthese von sozialen<br />
und ökologischen Notwendigkeiten. Wir<br />
folgten dabei nicht der Theorie der „social<br />
ecology“ des amerikanischen Philosophen<br />
Murray Bookchin aus den 70er Jahren des<br />
letzten Jahrh. ganz einfach darum, weil wir<br />
sie nicht kannten. Heute aber erkennen wir,<br />
dass seine Theorie und seine Definition der<br />
„social ecology“ das besagt und fordert,<br />
was wir seit 20 Jahren mit großem Engagement<br />
vertreten. Wir sind glücklich, nun im<br />
Nachhinein die theoretischen Grundlagen<br />
und einen Fürsprecher für unseren alternativen<br />
und randständigen Ansatz gefunden<br />
zu haben.<br />
(Auch in Deutschland können wir uns neuerdings<br />
auf die Unterstützung durch die neue<br />
Wissenschaft „Soziale Ökologie“ freuen, die<br />
die Interaktion von Mensch, Gesellschaft<br />
und Umwelt zu ihrem Forschungsmittelpunkt<br />
macht. Institut für sozial-ökologische<br />
Forschung ISOE, Frankfurt)<br />
Mit Murray Bookchin teilen wir die Überzeugung,<br />
dass ökologische Verbesserungen<br />
ohne soziale Entsprechung und verbesserte<br />
ökologische Technologien, ohne die<br />
Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen,<br />
keinen Sinn ergeben. Sind<br />
nicht doch die meisten ökologischen Probleme<br />
Folgen sozialer Probleme? „Verfeindeten<br />
Menschen wird auch die Natur zum<br />
Feind“. Die globale, nationale und lokale<br />
Kluft zwischen Arm und Reich und die Ausbeutung<br />
und Plünderung der Natur geht<br />
mit der Ausbeutung und Plünderung der<br />
Menschen und Völker einher. Der Raubbau<br />
an menschlichen Tugenden und Qualitäten<br />
findet seine Entsprechung im Raubbau an<br />
der Natur.<br />
Wie soll die Rettung der Lebensgrundlagen<br />
auf der Erde, das ökologische Ziel einer<br />
nachhaltigen Lebensweise, ohne die Versöhnung<br />
der Menschen und Völker untereinander<br />
möglich sein?<br />
Es ist absehbar, dass sich, ohne diese Versöhnung<br />
und eine harmonische Beziehung<br />
zwischen den Menschen und der Natur, weiterer<br />
Raubbau und Kriege - diese sozialen<br />
und ökologischen Supergaus - die Möglichkeiten<br />
zum Erhalt der Lebensgrundlagen<br />
weiter verschlechtern.<br />
Aufbauend auf sozialem Frieden, Solidarität<br />
und Gemeinschaftssinn können sich nachhaltige<br />
und natürliche Lebensformen entwickeln.<br />
Erst dann werden auch die neuen<br />
Umwelttechnologien zu sinnvollen und erfolgreichen<br />
Werkzeugen zum Aufbau nachhaltiger<br />
menschlicher Lebensformen auf<br />
diesem Planeten.<br />
Die Entwicklung gemeinschaftlicher und<br />
lebensfreudiger Arbeitsformen ist darum<br />
ein grundlegender und unverzichtbarer<br />
Bestandteil unserer „lebenden Bauwerke“.<br />
Naturbaustellen als sozialökologische<br />
Gesellschaftsbauspiele<br />
Die Baukunstgruppe Sanfte Strukturen arbeitet<br />
seit 25 Jahren an der Entwicklung<br />
lebender Bauwerke und ebenso lebendiger<br />
Baustellen.<br />
Gleichzeitig mit der konstruktiven Entwicklung<br />
pflanzlicher Architekturen erprobten<br />
wir auf unseren Naturbaustellen neue Arbeits-<br />
und Herstellungsweisen in Form von<br />
Bauaktionen, Arbeitsfesten und Baufest-<br />
spielen, Baudemonstrationen und Bauspiel-<br />
plätzen für Erwachsene.<br />
Ohne Lärm und Gestank von Baumaschinen<br />
und die damit verbundene freiwillige<br />
Beschränkung auf Handarbeit und Handwerkzeuge<br />
werden die Naturbaustellen<br />
zu entspannenden Festorten, zu Begegnungsstätten<br />
von Jung und Alt. Durch die<br />
Mitarbeiter der Gruppe Sanfte Strukturen<br />
werden die freiwilligen Helfer: Jugendliche<br />
und Rentner, Frauen und Kinder, Behinderte<br />
und sozial Benachteiligte gleichberechtigt<br />
in die Verwirklichung der „großartigen“<br />
Bauwerke miteinbezogen.<br />
Das Angebot an die Freiwilligen, sich selbstbestimmt<br />
und kreativ an allen Arbeiten zu<br />
beteiligen, ohne Konkurrenzdruck, Hierarchien<br />
und Spezialisten, ohne Vorarbeiter<br />
und Handlanger, ohne Leistungs- und Arbeitszeitvorgaben,<br />
in meist sehr heterogenen<br />
Gruppen, macht die Arbeit für die<br />
Beteiligten zu einem außergewöhnlichen<br />
und prägenden Erlebnis. Die bunte Schar<br />
der Arbeitswilligen entfaltet in diesen improvisierten<br />
Bauprozessen mit mehrheitlich<br />
weiblicher Beteiligung schon verloren<br />
geglaubte Tugenden wie Solidarität,<br />
Leistungs- und Hilfsbereitschaft. Dies hat<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
wohl auch mit der Gegenwartsverdrossenheit<br />
vieler Menschen angesichts der unwirtlichen<br />
Lebensverhältnisse zu tun, ebenso<br />
mit unseren Projekten, deren Wurzeln tief<br />
in die Vergangenheit reichen, wie die grünen<br />
Kathedralen, die Weidenburgen und<br />
Weidenschlösser. Sie sind eine Hommage<br />
an die mittelalterliche Bauhütte und sollen<br />
auch wieder der Erbauung der Erbauer dienen<br />
und ebenso weit in den Himmel und in<br />
die Zukunft wachsen, wie ihre mittelalterlichen<br />
Vorbilder. Die lebenden Bauwerke<br />
sind in ihrer architektonischen Gestalt Ergebnis<br />
und Metapher des Wachstums und<br />
der sozialen Entfaltung der Beteiligten.<br />
Die ersten Weidenarchitekturen<br />
erwuchsen in den neuen Bundesländern<br />
Der Auerworldpalast in Auerstedt/Thüringen<br />
wurde als Veranstaltungsraum vom<br />
Weimarer Land anlässlich von Weimar 99,<br />
Kulturhauptstadt Europas in Auftrag gegeben<br />
und gilt heute als Mutter aller Weidenpaläste.<br />
Gepflanzt vor 12 Jahren im<br />
Frühjahr 1998 mit über 300 Freiwilligen<br />
und Schülern aus verschiedenen Ländern<br />
Europas. Mit einer Höhe von 7m und einer<br />
Nutzfläche von 320 m² ist es das weltweit<br />
erste und älteste Weidenbauwerk in<br />
architektonischen Dimensionen.<br />
76 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 77
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Bau des Weidendoms in Rostock Kinder beim Ausflechten des Kletternestes Laboratorium im Nationalpark Gesäuse / Steiermark Kinderkuppel<br />
Der Weidendom zur IGA in Rostock 2003<br />
ist das bisher größte Weidenbauwerk der<br />
Welt. Daran beteiligten sich über 700<br />
Freiwillige aus 12 Ländern und verwirklichten<br />
zusammen mit den Mitarbeitern<br />
der Gruppe Sanfte Strukturen in 8 Wochen<br />
und 10001 Weidenruten den 800<br />
m² großen und 15m hohen Kirchenraum.<br />
(Die Realisierung beider Projekte ist von<br />
K.H. Heilig in dem Film: Zwischen Himmel<br />
und Erde - Die Baukunst der Glücklichen,<br />
Oldenburg dokumentiert.)<br />
Von 1998 bis 2005 verwirklichten wir alljährlich<br />
weitere grüne Architekturen in den<br />
neuen Bundesländern, wie<br />
die Weidenkuppel am FEZ in Berlin-Wuhlheide<br />
die Festhalle in Deutzen, Sachsen-Anhalt<br />
die Arena Salix in Schlepzig/Spreewald,<br />
Brandenburg<br />
die Weidenburg in Burg/Spreewald, Brandenburg<br />
der Weidenschneck in Boizenburg/Elbe,<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Weidenkuppel in Kransdorf, Rügen<br />
Diese ersten Großprojekte erwuchsen ausschließlich<br />
in den neuen Bundesländern<br />
aufgrund der geringen Baukosten und<br />
dem kostengünstigen Bauland, dem reichlich<br />
vorhandenen Weidenmaterial vor Ort,<br />
aber auch aufgrund der großen Neugier<br />
und Offenheit der Menschen gegenüber<br />
der neuen, unbekannten und ungewöhnlichen<br />
Bauweise. Weitere positive kulturelle<br />
Eigenheiten, wie das Wiederaufblühen des<br />
noch nicht erloschenen Pioniergeists, aber<br />
auch die Freude an der solidarischen und<br />
ungezwungenen Zusammenarbeit - ohne<br />
Konkurrenz, Kommerz und Hierarchien -<br />
mögen ebenso zu dieser Vorreiterrolle beigetragen<br />
haben, wie auch die vielen vom<br />
Produktionsprozess ausgeschlossenen Jugendlichen,<br />
die die Gelegenheit zu einem<br />
lustvollen Miteinander nutzten, auch wenn<br />
die Veranstalter nur für Kost und Übernachtungen<br />
aufkommen konnten.<br />
Unsere Zielsetzung, die Naturbaustellen als<br />
Mittel zur Kultivierung des Arbeitsalltags zu<br />
nutzen, zur Wiedererweckung von Gemeinschaftssinn<br />
und Solidarität mit dem Angebot<br />
eigenverantwortlicher und kreativer<br />
Betätigung - fiel im Osten Deutschlands auf<br />
fruchtbaren Boden.<br />
Die Pioniere des Grünen Bauens, die überwiegend<br />
kleinen Gemeinden Ostdeutschlands,<br />
haben nun die Touristen verdient,<br />
die in großer Zahl diese ersten und ältesten<br />
Weidenarchitekturen bewundern.<br />
Diese grünen Architekturen haben sich<br />
als nachhaltige Tourismusattraktionen erwiesen.<br />
Nachhaltig, weil viele Besucher<br />
öfters an denselben Ort zurückkehren, um<br />
das Wachstum und den Fortschritt dieser<br />
ständig sich verändernden Baumwerke zu<br />
verfolgen.<br />
Viele Protagonisten und Interessenten der<br />
Lebendbauwerke, die sich von hier aus<br />
über die ganze Welt verbreiten, wird es an<br />
die Ursprünge dieses Bauens führen, denn<br />
auch mit allem Geld der Banker und der<br />
Scheichs lassen sich die Jahresringe der<br />
wachsenden Baumwerke nicht manipulieren<br />
und die ältesten und ersten werden die<br />
ersten bleiben und Vorbilder für alle ihre<br />
Nachkommen - die Weidenbauwerke in<br />
Ostdeutschland.<br />
Die weitere Verbreitung der<br />
Weidenarchitektur<br />
In der Folge dieser ersten in Ostdeutschland<br />
verwirklichten Weidenarchitekturen<br />
entstanden auch größere Weidenwerke in<br />
Westdeutschland wie das Weidenschloss in<br />
Bremerhaven, die Weidenreusse in Gravenhorst,<br />
Weidenkuppeln und Bühnen in Köln,<br />
Hagen, Nalbach, Lörrach, Waiblingen, Weilheim<br />
und auf Fehmarn.<br />
Durch unser Beharren auf Gesetzesfreiheit<br />
und die bis heute in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz nicht amtlich widersprochenen<br />
Behauptungen: „Pflanzungen<br />
brauchen keine Baubewilligung“, „Baumwerke<br />
sind keine Bauwerke“, „das Forstamt<br />
ist kompetenter als das Bauamt“ ist das<br />
Bauen mit Weiden überall als spontane<br />
Bau- und Spielaktion möglich, ohne vorher<br />
behördliche und administrative Strapazen<br />
überwinden zu müssen.<br />
Die laiengerechte und gemeinschaftsorientierte<br />
Ausrichtung des Weidenbaus machte<br />
diesen schnell zu einer breiten sozial-ökologischen<br />
Bewegung, zu einem veritablen<br />
Bauboom mit über 10`000 Baumwerken alleine<br />
in Deutschland, in Kindergärten, Schulhöfen,<br />
privaten und öffentlichen Gärten.<br />
In den letzten Jahren waren wir hauptsächlich<br />
im europäischen Ausland unterwegs<br />
und verwirklichten auch hier in Form von<br />
Bauaktionen und Naturbaustellen mit vielen<br />
Hunderten von Freiwilligen verschiedene<br />
Veranstaltungszentren in: P-Bielawa,<br />
A-Bad Blumau, CH-Huttwil und im Nationalpark<br />
A-Gesäuse, Türme in B-Antwerpen,<br />
F-Strassburg, CH-Genf und Rorschach und<br />
den Victoria-Pavillon zur Bo01 in S-Malmö.<br />
Viele der freiwilligen Mitarbeiter/innen unserer<br />
Bauwerke wurden zu Multiplikatoren<br />
und starteten eigene Initiativen: in Berlin,<br />
Bonn, Leipzig, Dresden, Zittau, Strassburg,<br />
Stuttgart, Malmö, Genf, Wien und Breslau.<br />
Auch viele Landschaftsarchitekten und<br />
Gartenbauer, Korbflechter und Künstler<br />
erschaffen lebende Weidenkuppeln, -lauben<br />
und verschiedene Kunst- und Spielobjekte.<br />
Die für uns grundlegende sozialökologische<br />
Ausrichtung der Projekte mit<br />
dem Schwerpunkt auf der Organisation der<br />
Baustelle und der Beteiligung Freiwilliger<br />
aus allen sozialen Schichten wird jedoch<br />
eher selten nachgeahmt. Es verzichten<br />
auch viele Kindergärten und Schulen auf<br />
die eigentliche Grundlage des sozial-ökologischen<br />
Weidenbaus: das Selberschneiden<br />
der Weidenruten in der Natur und erwerben<br />
stattdessen das Naturprodukt bei Weidenlieferanten<br />
und -unternehmen.<br />
Werden aber die sozialen Möglichkeiten<br />
und Perspektiven des populären Weidenbaus<br />
nicht genutzt und weiter entwickelt,<br />
so drohen die verheißungsvollen Anfänge<br />
dieser sozialen Naturbaubewegung schon<br />
bald durch akademische Experten, kommerzielle<br />
Vermarkter und standardisierte<br />
Produkte in einer profanen Biobautechnik<br />
auf- bzw. unterzugehen.<br />
So wurde an der Universität Stuttgart unter<br />
dem Fachbegriff „Baubotanik“ der Lebendbau<br />
20 Jahre nach unseren ersten Weidenbauwerken<br />
neu erfunden. Neu dabei ist der völlige<br />
Verzicht auf die sozial-ökologische Ausrichtung<br />
des bisherigen populären Weidenbaus<br />
und der Versuch, diese Naturbauweise in eine<br />
dem Volk enthobene, wirtschaftlich verwertbare<br />
Expertendisziplin zu wandeln.<br />
Die Zusammenarbeit der Stuttgarter Baubotaniker<br />
mit einem großen Weidenanbau-<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
unternehmen und die gemeinsame Vermarktung<br />
ihrer standardisierten Produkte<br />
sind der Anfang für die beschriebene Tendenz<br />
zur Profanisierung und Kommerzialisierung<br />
des populären Bauens mit Weiden.<br />
Wertvoller wäre es, wenn sich Nachahmer,<br />
Initiativgruppen und Universitäten vermehrt<br />
mit unseren Naturbaustellen und<br />
den prozessualen Aspekten des natürlichen<br />
Bauens beschäftigen würden.<br />
Hier ist und bleibt sehr viel zu tun, hier<br />
warten die Menschen auf Antworten, Angebote<br />
und Alternativen, hier wird über<br />
die mögliche Wende der Gesellschaft hin<br />
zu einer sozial-ökologischen Gemeinschaft<br />
entschieden.<br />
Zum Schluss möchte ich gerne wiederholen:<br />
Die Qualität des produktiven und<br />
schöpferischen Miteinanders in einem erbauenden<br />
Aufbauprozess sind aus unserer<br />
Sicht ebenso wichtig wie die technischen,<br />
botanischen und künstlerischen Qualitäten<br />
der daraus resultierenden Naturbauwerke.<br />
Marcel Kalberer,<br />
D- Heggelbach-Herdwangen.<br />
Leiter der Gruppe<br />
Sanfte Strukturen, seit<br />
1977 Arbeit mit Naturmaterialien<br />
und leichter<br />
Naturbauten. Erfinder lebendiger Weidenkonstruktionen,<br />
vielfacher Buchautor.<br />
Tel. 07557 – 1363, marcel.kalberer@t-online.de<br />
78 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 79
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Immer was los in der Mäuseburg.<br />
Ein Pionierprojekt aus dem Erzgebirge<br />
Auszug aus unserer Konzeption:<br />
… Kinder lernen in allen Situationen und<br />
mit allen Sinnen, also ganzheitlich. Vielfältiges<br />
Wahrnehmen, Experimentieren und<br />
Ausprobieren führt zur Aneignung von Wissen<br />
über die gegenständliche Welt …<br />
Was für Räume brauchen Kinder zum Entdecken<br />
aller Sinne? Wie weckt man bei Kindern<br />
die Neugier auf und die Leidenschaft<br />
für die Natur?<br />
Diese und andere Fragen stellten und stellen<br />
wir uns immer wieder – wir, das ist eine<br />
integrative Kindertagesstätte im Erzgebirgskreis,<br />
die z. Z. von 90 Kindern im Alter<br />
von 1 bis 10 Jahren besucht wird. Seit 2002<br />
versuchen wir, nunmehr auch im Einklang<br />
mit dem Sächsischen Bildungsauftrag, der<br />
von uns gewünschten Ausrichtung auf<br />
Naturpädagogik Raum zu geben. 2002 begann<br />
die erfolgreiche Zusammenarbeit von<br />
engagierten Eltern und den Erzieherinnen.<br />
Und immer wieder planen, bauen und pflegen<br />
wir gemeinsam mit den Kindern.<br />
Das Besondere an unserer Geschichte ist<br />
vielleicht die Eigendynamik, die sich unter<br />
den Eltern und Erzieherinnen im Laufe<br />
der Jahre entwickelt hat – ohne einen so<br />
genannten Gartenplaner. Unterstützung<br />
holten wir uns von Mitgliedern des <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. Literatur zu diesem Thema wurde<br />
fortwährend angeschafft und durchgearbeitet.<br />
Als Laien mussten wir uns selbst<br />
um Material kümmern, Arbeiten koordinieren,<br />
Pflanzpläne erstellen, Strategien<br />
entwickeln. Große Impulse gab es durch<br />
die wiederholte Teilnahme an Exkursionen<br />
in Naturerlebnis-Schulhöfe und -Kindergärten<br />
und -Spielplätze, geführt von Reinhard<br />
Witt. Wir wurden auf den <strong>Naturgarten</strong> e. V.<br />
aufmerksam…<br />
Klettermaxe auf Entdeckungstour<br />
Das Besondere ist unser Anfang hinsichtlich<br />
Finanzen – null Euro und die Köpfe voller<br />
„Schmetterlinge“. Wir hatten unsere Visionen<br />
und wollten sie unbedingt verwirklichen.<br />
Finanzielle Unterstützung durch unsere Gemeinde<br />
als Träger der Kita gab es nicht.<br />
2002 begannen wir mit der Planung unseres<br />
Natur-Erlebnis-Kindergartens. Skeptische Eltern<br />
wurden mit an den Tisch gesetzt, um ihre<br />
Bedenken ernst zu nehmen und einzuarbeiten.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Unfallkasse<br />
Sachsen war von Anfang an wichtig. Die<br />
Gemeinderäte mussten überzeugt werden.<br />
Finanzierungsquellen wurden gesucht und<br />
auch immer wieder gefunden – trotz mancher<br />
schlafloser Nächte. Sponsorensuche<br />
war kraft- und zeitaufwändig, Motivation untereinander<br />
vonnöten. 2004 gründeten wir<br />
einen Verein für die Kita, dem Erzieherinnen<br />
und Eltern gleichermaßen angehören.<br />
2004 begann der umfangreiche Umbau<br />
des Geländes zu einem Natur-Erlebnis-<br />
Kindergarten unter aktiver Beteiligung von<br />
Kindern, Eltern, Erzieherinnen und vieler<br />
Freiwilliger. Eine Gartenbaufirma half bei<br />
der Modellierung des hängigen Geländes.<br />
Jedes Jahr kamen neue Elemente hinzu.<br />
Ausschlaggebend dafür waren die Kinder.<br />
Hatten sie 2003 noch selbst Modelle<br />
gebaut, beobachteten ab 2004 die Erzieherinnen<br />
und Eltern ihre Situation im Gelände.<br />
So wollten die Kinder immer wieder<br />
hoch hinaus klettern, nahmen dazu bereits<br />
u. a. die Fichten, so dass darauf reagiert<br />
wurde und ein Kletterparcours geschaffen<br />
wurde. Die alte Schaukel wurde von der<br />
Unfallkasse Sachsen beanstandet… Es gab<br />
auch weiterhin direkte Wünsche der Kinder<br />
– z. B. nach einer Frühstücksterrasse, einem<br />
Backofen… Mittlerweile verlagern sich unsere<br />
Bauambitionen auf die künstlerische<br />
Ebene. So pflasterten wir letztes Jahr mit<br />
den Kindern, versuchten uns an Mosaikarbeiten,<br />
bauten ein Flüstertelefon, konstruierten<br />
Klangelemente.<br />
Erste Schritte im <strong>Naturgarten</strong><br />
Unsere Kindergarten- und Hortkinder können<br />
diese Räume im Außengelände nun in<br />
einem sensiblen Alter nutzen, in dem ihre<br />
Denk- und Handlungsweisen nachhaltig<br />
geprägt werden und wo wichtige Bausteine<br />
für ihre Zukunft, für ihr Umweltbewusstsein<br />
gelegt werden. Unsere Kinder können der<br />
Natur mit allen Sinnen und zu jeder Zeit begegnen.<br />
Durch die reichhaltigen Wildpflanzenflächen<br />
stellt sich ebenso eine reichhaltige<br />
Fauna ein, so dass die Kinder bereits in<br />
frühester Kindheit die Wechselwirkungen<br />
zwischen Fauna und Flora bewusst oder<br />
auch unbewusst erleben. Daraus ergibt sich<br />
die Möglichkeit und Wichtigkeit, diesen<br />
Schatz <strong>Naturgarten</strong> für die tägliche pädagogische<br />
Arbeit zu nutzen. Die Erzieherinnen<br />
suchen immer wieder nach Fortbildungsmöglichkeiten.<br />
Unsere Eltern informieren<br />
sich nach Möglichkeiten, der Umweltbildung<br />
Raum zu geben. Die Teilnahme am<br />
bundesweiten GEO-Tag der Artenvielfalt<br />
bildet inzwischen einen festen Bestandteil<br />
des Kindergartenjahres. Hinsichtlich des<br />
Sächsischen Bildungsplanes für Kindertagesstätten<br />
bietet unser Gelände die besten<br />
Voraussetzungen, um diesen umzusetzen.<br />
Mathematische Fähigkeiten werden genauso<br />
gefördert wie die Grob- und Feinmotorik,<br />
das sinnliche Erleben, die sozialen<br />
Kontakte der Kinder untereinander. Durch<br />
den Gebrauch des Lehmbackofens und die<br />
Nutzung der Kräuter aus der Kräuterterrasse<br />
und das selbst angebaute Gemüse aus<br />
dem Bauerngarten wird der Bezug zu einer<br />
gesunden Ernährung hergestellt.<br />
Unsere Eltern werden jeweils im Frühling<br />
und im Herbst zu Arbeitseinsätzen eingeladen.<br />
Auf diese Weise gelingt es, auch neue<br />
Familien mitzunehmen und für das Thema<br />
<strong>Naturgarten</strong> zu sensibilisieren. Feste und<br />
Feiern, die es natürlich bei uns auch gibt,<br />
sind ebenso wunderbar geeignet, Familien<br />
zusammen zu bringen und sich zwanglos<br />
bestimmten Themen zu nähern.<br />
Hey schaut mal - sooooo viele Hummeln<br />
Abschließend kann man sagen, dass wir alle<br />
– Kinder, Eltern und Erzieherinnen – durch<br />
gemeinsame Planung, gemeinsames Bauen<br />
und gemeinsame Pflege unseres Natur-<br />
Erlebnis-Kindergartens bewusst und unbewusst<br />
ein wunderbares Miteinander-Klima<br />
und ein Umweltbewusstsein geschaffen<br />
haben, dass nicht vor der Kindergartentür<br />
endet. Wir haben uns alle um viele Erfahrungen<br />
„reicher“ gemacht. Es erfolgt durch<br />
Anlagen von Natur-Erlebnis-Bereichen mit<br />
Nutzerbeteiligung eine veränderte Bewusstseinsbildung,<br />
die sich auch auf den<br />
privaten Bereich und künftige Handlungen<br />
erstreckt.<br />
Mittlerweile ist unsere Kita Ansprechpartner<br />
und Ideengeber für eine Reihe von<br />
Kindertagesstätten aus verschiedenen Gegenden<br />
Sachsens geworden. 2008 legten<br />
wir einen kleinen Teil des Schulhofes der<br />
ortsansässigen Grundschule naturhaft an.<br />
Die ersten Ansätze für den Bau eines Natur-<br />
Erlebnis-Schulhofes einer Mittelschule im<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Kinderarbeit macht Spaß<br />
nahen Zschopau sind gelegt und wir erfuhren<br />
bereits positive Resonanz. Wir nutzen<br />
unsere Netzwerke, die während des<br />
Baus entstanden, für weitere Materialbeschaffungen,<br />
Instandsetzungsarbeiten und<br />
Ideenverwirklichungen (Familien, Firmen,<br />
Ämter, Vereine).<br />
Unsere Kita ist seit 2009 Mitglied in der Umweltallianz<br />
Sachsen. Unsere gemeinsame<br />
Ideenumsetzung erfuhr vielfältige Anerkennung<br />
und Prämierung: Chemnitzer Umweltpreis<br />
(Sonderpreis 2005), Sächsischer<br />
Umweltpreis (Sonderpreis 2008) und 1.<br />
Sächsischer Kindergartenwettbewerb<br />
(Hauptpreis 2009).<br />
Für unsere Kita können wir sagen: Unser<br />
Außengelände wird nie fertig. Es verändert<br />
sich ständig und wird durch uns verändert.<br />
Wir haben noch viele Ideen…<br />
Silke Kaden, Vorsitzende<br />
des Kita Mäuseburg<br />
e.V. und Marion Wolf,<br />
Kita-Leiterin der Kindertagesstätte<br />
Mäuseburg<br />
D – Waldkirchen. Planen<br />
und Bauen seit 2003 einen sehenswerten Natur-<br />
Erlebnis-Kindergarten.<br />
Tel. 0 37 294 - 74 83, silke.kaden@satron.de<br />
80 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 81
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Aus der Schule in die Stadt –<br />
naturnahe Gestaltung in Altensteig<br />
Naturerlebnis Schulgelände:<br />
Alles begann vor mehr als 25 Jahren, als einige<br />
naturbegeisterte Schüler zusammen<br />
mit ihrem Lehrer eine kleine Fläche von<br />
1500 m² zu „ihrer“ Biowiese machten. Dort<br />
sollte die Natur gefördert werden, für mehr<br />
Leben und Vielfalt rund um die Schule.<br />
Diese Biowiese war der Grundstein für ein<br />
Projekt, welches 16 Jahre später das Gesicht<br />
unserer Schule, des Christophorus-<br />
Gymnasiums Altensteig, nachhaltig verändern<br />
sollte. Im Zuge einer groß angelegten<br />
Projektwoche wurde das damals sehr triste<br />
Schulgelände komplett neu gestaltet. Mit<br />
Hilfe von Schülern, Eltern, Lehrern und der<br />
Stadt als Schulträger wurden Teiche angelegt,<br />
Kalkschotterbeete geschaffen und<br />
Vogelschutzhecken gepflanzt. So wurde<br />
aus einem gewöhnlichen Schulgelände<br />
ein wertvolles Biotop und ein einzigartiger<br />
Erholungsraum. Ein Ort, der Schülern und<br />
Schülerinnen die Möglichkeit bietet, Natur<br />
aktiv zu erleben, der zum Verweilen und<br />
Entspannen, aber auch zum ausgelassenen<br />
Spielen in den Pausen einlädt. Zudem kann<br />
das Schulgelände aktiv in den Unterricht<br />
mit einbezogen werden und entwickelte<br />
sich damit zu einem unter Schülern und<br />
Lehrern gleichermaßen beliebten grünen<br />
Klassenzimmer.<br />
Die Bio AG – Pflegen,<br />
Forschen, Informieren<br />
Aus der kleinen Gruppe von Schülern, die<br />
damals eine kleine Wiese aufgebaut haben,<br />
ist in der Zwischenzeit eine Arbeitsgemeinschaft<br />
gewachsen, die sich auch heute noch<br />
regem Zulauf erfreut. Nicht nur für die Pflege<br />
und Erforschung des Geländes fühlen<br />
sich die Schüler rund um Lehrer Johannes<br />
Jürjens verantwortlich, sondern auch für intensive<br />
Öffentlichkeitsarbeit innerhalb und<br />
außerhalb der Schule. Dazu gehören das<br />
Der Teich ist ein wesentlicher Bestandteil des naturnahen Schulgeländes.<br />
jährliche Apfelsaftfest auf dem Pausenhof,<br />
bei dem die Schüler lernen, dass Apfelsaft<br />
nicht nur aus dem Tetrapack kommt, das<br />
beliebte Schulgeländerätsel für die Unterstufe,<br />
bei dem die Kleinen „ihr“ Schulgelände<br />
entdecken können, sowie Besucherführungen<br />
über das Gelände und vieles mehr.<br />
Widerstand motiviert<br />
Doch es gab auch schwierige Zeiten, in<br />
denen die Bio-AG vor allem mit Überzeugungsarbeit<br />
beschäftigt war, da ihr Konzept<br />
ausgerechnet beim Schulträger des Gymnasiums,<br />
dem damaligen Bürgermeister<br />
Altensteigs, auf wenig Gegenliebe stieß.<br />
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden,<br />
sollte die Stadtverwaltung wieder mit ins<br />
grüne Boot geholt werden.<br />
Das Ziel war, die Stadtverwaltung zu überzeugen,<br />
darüber hinaus die Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu intensivieren sowie zusätzliche<br />
naturnahe Grünflächen zu schaffen. So<br />
entschieden wir uns den Widerstand als<br />
Herausforderung zu sehen und Naturnähe<br />
nicht nur weiterhin auf das Schulgelände,<br />
sondern auch in die Stadt zu bringen. Das<br />
war sicherlich nicht der einfachste Weg,<br />
aber letztendlich der nachhaltigste.<br />
Wir, das sind Marcel Steeb und Fabian Müller,<br />
langjährige Mitglieder der Bio-AG, die<br />
sich in der Oberstufe entschieden, das Projekt<br />
„Naturnahe Gestaltung kommunaler<br />
Grünflächen“ ins Leben zu rufen, um „ihr“<br />
Schulgelände zu bewahren.<br />
Wie überzeugt man Politiker?<br />
Mit diesem Ziel vor Augen arbeiteten wir einen<br />
Plan aus, wie die Stadt von unserem Projekt<br />
am besten überzeugt werden könnte.<br />
In mehreren Gesprächen mit dem Stadtgärtner<br />
gelang es uns, ihn als wichtigen Partner<br />
für unsere Idee zu gewinnen. Er ermöglichte<br />
uns, das Projekt dem Bau- und Umweltausschuss<br />
der Stadt vorzustellen. Um diesem<br />
Ausschuss unsere Idee schmackhaft zu<br />
machen, mussten wir die Verantwortlichen<br />
sozusagen dort abholen, wo sie standen<br />
und ihnen aufzeigen, dass naturnah gut ist<br />
fürs Image, für die Umwelt und langfristig<br />
auch für den Etat ihrer Stadt.<br />
Zentraler Aspekt der gesamten Präsentationsvorbereitung<br />
war eine Schulung der<br />
rhetorischen Art. Auch wenn wir es vielleicht<br />
dachten, so durfte man uns nicht<br />
anmerken, dass wir die bisherige Haltung<br />
der Stadt in Sachen Grünflächengestaltung<br />
keineswegs teilten. Wir wollten vermitteln,<br />
dass wir nicht gekommen waren, um zu<br />
verbessern oder zu kritisieren, sondern um<br />
zu gestalten und zu verschönern.<br />
Weitere wichtige Eckpfeiler unserer Präsentationsvorbereitung<br />
waren:<br />
Definition „Naturnahe Gestaltung“ anhand<br />
passender Bilder vom Schulgelände<br />
mit Verweis auf den überregionalen<br />
Charakter des Geländes<br />
genaue Formulierung unserer Ziele und<br />
Vorschläge (schriftlich vorgelegt am<br />
Ende der Präsentation)<br />
ungefähre Kostenaufstellung mit Herausarbeitung<br />
der langfristigen Kosteneinsparung<br />
im Vergleich zu konventionellen<br />
Flächen<br />
Vorschlag der Anlage von drei Pilotflächen<br />
in der Stadt und Beteiligung bei<br />
der Begrünung der neu gebauten Umgehungsstraße<br />
(als Ausgangspunkt für<br />
erhoffte weitere Projekte)<br />
Als der Ausschuss unser Projekt nach der<br />
Präsentation schließlich einstimmig genehmigte,<br />
wurden unsere Hoffnungen mehr<br />
als übertroffen.<br />
Blühende Informationsflächen<br />
Nach und nach entstanden mit der Unterstützung<br />
der Stadtgärtnerei vier Wildstaudenbeete,<br />
zwei Wildblumenwiesen, eine<br />
davon auf unserem Schulgelände und<br />
10.000 m² naturnah gestaltete Straßenböschung.<br />
Preisverleihung beim Bundesumweltministerium<br />
Neben der praktischen Anlage der Pilotflächen<br />
bemühten wir uns in der Zwischenzeit<br />
um eine ausgedehntere Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Durch Hinweisschilder an den Pilotflächen<br />
informierten wir die Bürger über<br />
naturnahe Grünflächengestaltung. Doch<br />
der wichtigste Schwerpunkt unserer Öffentlichkeitsarbeit<br />
war eine für die Bio-AG<br />
entworfene Homepage (www.bioag-altensteig.com),<br />
die sowohl über die Aktivitäten<br />
der AG als auch über naturnahe Garten-<br />
und Stadtgestaltung informieren soll. Dort<br />
sind viele Tipps zu finden, wie auch Hobbygärtner<br />
ihren Garten ein Stück naturnaher<br />
gestalten können.<br />
Ein Lob von ganz oben<br />
Belohnt wurde unsere Arbeit schließlich im<br />
September 2009, als wir einen ersten Preis<br />
beim BUW verliehen bekamen. In der Laudatio<br />
heißt es: Die Hauptpreisträger Marcel<br />
Steeb und Fabian Müller zeichnen sich mit<br />
ihrem Wettbewerbsbeitrag durch herausragende<br />
Sachkenntnis und eine hervorragende<br />
Dokumentation, insbesondere in<br />
Form der überaus gelungenen Homepage,<br />
aus. Beeindruckend ist auch ihr besonders<br />
hohes Maß an Engagement und ihre langjährige<br />
Ausdauer. Durch gärtnerische Eigenleistungen,<br />
umfassende Öffentlichkeitsarbeit<br />
und großen Einsatz für die praktische<br />
Umsetzung ihrer Ideen haben die beiden<br />
Schüler für die naturnahe Gestaltung von<br />
Schulgeländen, öffentlicher Grünflächen<br />
und Privatgärten viel erreichtund einen Bewusstseinswandel<br />
bei vielen Beteiligten in<br />
ihrer Region bewirken können.<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Natur kehrt ein, auch am Straßenrand.<br />
Wildstaudenpflanzungen finden Anklang<br />
bei der Bevölkerung<br />
Ob die Stadt angesichts dieses Erfolgs noch<br />
weitere Flächen naturnah gestalten lässt,<br />
wird sich zeigen, denn zu einem Selbstläufer<br />
ist unsere Idee bei den Verantwortlichen<br />
leider noch nicht geworden. Im Moment<br />
fehlt uns aber die Zeit, diesem Thema weiter<br />
Nachdruck zu verleihen. Fest steht aber,<br />
dass sich die Bio-AG weiterhin für die Idee<br />
von einer grüneren Stadt einsetzen wird.<br />
In jedem Fall war dieses mehr als zwei Jahre<br />
andauernde Projekt „Naturnahe Stadtgestaltung“<br />
eine wertvolle Erfahrung, die<br />
uns gelehrt hat, dass man seine Ziele verfolgen<br />
sollte, auch wenn sie zunächst nicht<br />
erreichbar scheinen. Denn wem Natur- und<br />
Artenschutz am Herzen liegt, der sollte<br />
nicht zwangsläufig nur den Weg mit dem<br />
geringsten Widerstand gehen.<br />
Fabian Müller & Marcel Steeb, Gewinner des<br />
Bundesumweltpreises 2008 für die Naturnahe<br />
Gestaltung von Schulgeländen, kommunalen<br />
Grünflächen und Privatgärten. D – Altensteig.<br />
Diese Referenten konnten leider nicht teilnehmen<br />
– der Bericht liegt uns jedoch zur Veröffentlichung<br />
vor. marcel_steeb@online.de<br />
82 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 83
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Der <strong>Naturgarten</strong> in meinem Leben.<br />
Wie es wurde, was es ist.<br />
Ein „persönlicher“ Vortrag<br />
In den letzten Jahren lag unser Focus<br />
sehr oft auf Pflanzen und Tieren in „fertigen“<br />
Naturgärten. Wir arbeiten als<br />
Planer/Gestalter oder wir sind Beobachter.<br />
Seltener verstehen wir uns, die Erwachsenen,<br />
als Teil der Natur.<br />
Ästhetisch anspruchsvoll sollen die heutigen<br />
Naturgärten sein - wir haben sie bis<br />
ins Detail fotografiert. Unser Blick ist „ergebnisorientiert“<br />
- gern bemessen wir naturnahe<br />
Projekte und Pflanzen an ihrem ökologischen<br />
Wert. Firmen und Gärten werden<br />
zertifiziert - naturnahe „Wege“ kontrolliert<br />
und garantiert.<br />
Doch …<br />
welche Menschen stehen hinter den Projekten<br />
und Mitgliedsnummern des <strong>Naturgarten</strong>vereins?<br />
In welcher Beziehung stehen sie zu Naturgärten,<br />
zum <strong>Naturgarten</strong>verein und<br />
zur Natur?<br />
Wie entwickeln/verändern sie sich gemeinsam<br />
im Laufe der Zeit?<br />
Gibt es einen naturnahen Weg zum<br />
Glück?<br />
Zu diesen Fragen habe ich ein Beispiel mitgebracht.<br />
Es ist (m)ein ganz persönlicher<br />
Weg.<br />
Der <strong>Naturgarten</strong> war nicht immer Teil<br />
meines Lebens. Um zu verstehen, wie es<br />
wurde, was es ist, habe ich die Entwicklung<br />
in einer kleinen Zeitreise zusammengestellt.<br />
Angefangen in der Heimat mit der wichtigsten<br />
Kindheitserinnerung ging die Reise<br />
quer durchs Berufs- und Privatleben. Sie<br />
streifte die Stationen:<br />
Berufliche Orientierungsphase, die Suche<br />
beginnt (1982)…<br />
Wohin führt der erste Weg? (1982-1985)<br />
Resümee: Als Gärtnerin auf dem Weg<br />
zum Glück?<br />
Ich gehe wieder meinen Weg (1985-<br />
1990)…<br />
Privatwege (1991- 1999)…<br />
Der <strong>Naturgarten</strong> kreuzt meinen Weg<br />
(2000)…<br />
Vom Hobby zum Beruf (2002)…<br />
Konfuzius: Suche einen Beruf, den du<br />
liebst und du brauchst nie in deinem Leben<br />
zu arbeiten (2002-2009)<br />
Glück gefunden?! Natur – Garten - Selbstverständnis<br />
(2010)<br />
Besonders intensiv widmete ich mich der<br />
Phase, als der <strong>Naturgarten</strong> meinen Weg<br />
kreuzte. Ein neuer Lebensabschnitt begann<br />
mit meinem ersten Privatgarten- und<br />
<strong>Naturgarten</strong>jahr. Ideen, Wünsche und Visionen<br />
fanden ihren Ausdruck zunächst in<br />
der biologischen Gartenpraxis und in der<br />
ehrenamtlichen Regionalgruppenarbeit.<br />
Als das Hobby zum Beruf wurde, liefen sehr<br />
viele Prozesse parallel ab. Es begann mit<br />
der Ausgangssituation in der Heilbronner<br />
Geschäftsstelle, die der Ausgangssituation<br />
im eigenen Garten ähnelte („Altlasten“,<br />
völliger Neuanfang, „Baustelle“). Im Vortrag<br />
versuchte ich, analog zu den äußeren Rahmenbedingungen<br />
meine inneren Gefühle<br />
zu beschreiben, indem ich mich fragte: Was<br />
bewegte mich (in dieser Zeit)?<br />
Der Ausgangssituation folgte 2003-2009<br />
die Aufbauphase in der Geschäftsstelle und<br />
im eigenen Garten, wo ebenfalls vergleichbare<br />
äußere und innere Prozesse abliefen.<br />
Nach achtjähriger Arbeit im <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
und im eigenen <strong>Naturgarten</strong> fällt es<br />
mir sehr leicht die Frage zu beantworten:<br />
Habe ich meinen Weg zum Glück gefunden,<br />
habe ich ihn überhaupt gesucht?<br />
<strong>Naturgarten</strong>mitglied Ralph Eid fragt in seinem<br />
Buch „Naturerkenntnis-Selbsterkenntnis“<br />
nach dem Sinn des Lebens und formuliert<br />
interessante Gedanken, die auch auf<br />
meinen Weg/mich zutreffen:<br />
Vorlieben für Wildpflanzen machen<br />
noch keine Naturschützer aus uns.<br />
Natur hat ihre eigenen Bedürfnisse, die<br />
es besser zu erkennen/ergründen gilt.<br />
Zu Beginn einer Entwicklung laufen<br />
große Veränderungen in relativ kurzer<br />
Zeit ab. Später verlaufen sie langsamer,<br />
streben jedoch nicht einem Ruhezustand<br />
entgegen (Sukzession)<br />
Es ist kein Drama, wenn eine Entwicklung<br />
gebremst wird: In der Natur haben<br />
dadurch andere Arten die Möglichkeit<br />
sich zu entwickeln (ökologische Nischen,<br />
Zeitfaktor, andere an Standorte angepasste<br />
Arten, Entwurzelung von Bäumen<br />
durch Stürme oder Borkenkäfer,)<br />
Das Leben ist Veränderung, Dynamik,<br />
Weiterentwicklung. Nicht der Optimalzustand<br />
einer Pflanze (eines Gartens, des<br />
Vereins), sondern die Veränderungen<br />
sind das Ziel. Die Natur kennt keine Zustände,<br />
die erhalten (eingefroren) werden<br />
müssten (Entwicklungsstillstand =<br />
Ende des Lebens). Lebensprozesse laufen<br />
überall nach dem gleichen Schema<br />
ab (einzelne Pflanze, ganzer Garten, freie<br />
Landschaft), alle Lebewesen durchlaufen<br />
diese Entwicklung: Wachstum, Reife, Alter<br />
und Tod.<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Kein Lebewesen ist für sich allein lebensfähig,<br />
Leben findet in Gemeinschaften<br />
statt<br />
Durch den <strong>Naturgarten</strong> –damit meine ich<br />
den Verein und meinen Privatgarten- hat<br />
sich bei mir ein tieferes Naturverständnis<br />
entwickelt und ich habe den Weg zu mir<br />
selbst gefunden.<br />
Pflanzen sind für mich jetzt Lebewesen,<br />
deren Wert sich nicht nur auf den Blütezeitpunkt<br />
beschränkt. Ich habe jetzt ein verändertes,<br />
persönliches Verhältnis zu Pflanzen:<br />
„Ich mag sie lieber live“, Pflanzen sind keine<br />
(Wegwerf) Ware mehr.<br />
Ich liebe die Natur um ihrer selbst willen,<br />
nehme keine Einteilung in wertvoll – weniger<br />
wertvoll vor. Ich habe Ehrfurcht vor<br />
dem Leben (schon von Albert Schweitzer<br />
formuliert). Auch „unbelebte“ Natur ist für<br />
mich lebendig. Im <strong>Naturgarten</strong> finde ich<br />
Leben.<br />
84 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 85
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Meine persönliche Beziehung zur Natur hat<br />
sich geändert. Früher fand ich sie schön<br />
und schützenswert - habe sie jedoch lieber<br />
in fernen Ländern als in Deutschland gesucht.<br />
Heute erlebe ich Natur in unmittelbarer<br />
Nähe, sie breitet sich mit ihrer Schönheit<br />
direkt vor meinen Augen aus.<br />
Natur und <strong>Naturgarten</strong> sind eingebunden<br />
in Lebens- und Entwicklungsprozesse, ich<br />
darf sie aktiv miterleben, bin ein Teil davon.<br />
Eine hölzerne Weinkiste wurde zum Hummelnistkasten umgebaut<br />
Der Technikglaube in meiner Berufsausbildung<br />
basierte auf Verstandesdenken: nur<br />
glauben, was sichtbar und messbar ist. Es<br />
war auch ein Glaube an die Herrschaft des<br />
Menschen über die Natur. Natur hatte keinen<br />
eigenen Platz, sie war eher Gegner für<br />
uns Gärtner. Heute hat Technik einen anderen,<br />
geringeren Stellenwert für mich.<br />
Ich trage meine Wurzeln in mir, lebe und<br />
arbeite aber gern in Gemeinschaften (geben<br />
und empfangen, Mitmenschen)<br />
Abenteuer <strong>Naturgarten</strong>: ermutigt mich,<br />
Neues auszuprobieren.<br />
Kraftquelle <strong>Naturgarten</strong>: Garten, Verein<br />
und Natur geben mir Energie. Gern übernehme<br />
ich Verantwortung.<br />
<strong>Naturgarten</strong> bringt mir Glück, Freu(n)de,<br />
Frieden und entschleunigt mich. <strong>Naturgarten</strong><br />
bedeutet für mich Lebensqualität<br />
und Freiheit.<br />
<strong>Naturgarten</strong> festigt Vertrauen und Glauben:<br />
ich werde getragen.<br />
Auch die Menschen im <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
spielen eine große Rolle: Ihr unterstützt und<br />
fördert mich, wo immer es geht. Ihr gesteht<br />
mir größtmögliche Freiheiten und maximales<br />
Vertrauen zu. Manchmal sind es nur<br />
flüchtige Begegnungen – manchmal ist es<br />
eine lange, vertraute Zusammenarbeit: Mit<br />
euch hatte ich den Mut, viele unbekannte<br />
Wege zu gehen. Mit dem <strong>Naturgarten</strong> kann<br />
ich mich weiter entwickeln und ich selbst<br />
sein.<br />
Der Vortrag endete mit einer kleinen Makro-Bilderreise<br />
durch die Schönheit der<br />
Natur, eingefangen im eigenen Garten:<br />
Momente…<br />
Literaturtipps:<br />
Eid, Ralph (2008): Naturerkenntnis-Selbsterkenntnis<br />
- auf der Suche nach dem Sinn<br />
des Lebens. 128 S., ISBN: 978-3-8370-0335-2.<br />
Books on Demand GmbH, Norderstedt.<br />
Redfield, James (2007): Die Prophezeiungen<br />
von Celestine. Ullstein TB. ISBN-13:<br />
978-3548744315<br />
Benson, Bernard (1999): Der Weg ins Glück.<br />
ISBN-13: 978-3453157521, Heyne Verlag.<br />
Dipl. Ing. Kerstin<br />
Lüchow. Leiterin des<br />
Bioland-Projektes,<br />
Vorstand und Geschäftstelle<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
D- Heilbronn.<br />
Tel. 07131 – 17 21 33, kerstinluechow@web.de<br />
Die besten naturnahen<br />
Gartenrosen.<br />
Kriterien, Auswahl, Eigenschaften.<br />
Ungefüllte oder nicht<br />
ganz gefüllte Blüte<br />
Die Blütenform hat für die ökologische Bedeutung<br />
großen Einfluss. Ist sie ungefüllt,<br />
so öffnen sich Lebensmöglichkeiten für<br />
Heerscharen von Blütenbesuchern. Das gilt<br />
auch noch für halbgefüllte Sorten und zunehmend<br />
weniger für fast ganz oder völlig<br />
gefüllte. Der Grad von Naturnähe nimmt<br />
also mit der Blütenfüllung ab. Doch ausschlaggebend<br />
ist das nächste Kriterium.<br />
Fruchtbarer<br />
Hagebuttenschmuck<br />
Ein sehr eindeutiges Kennzeichen von Naturnähe<br />
ist die Hagebutte. Nur wenn die Rosenblüte<br />
nicht unfruchtbar gezüchtet wurde, ist<br />
sie in der Lage, von Insekten befruchtet zu<br />
werden. Daraus entstehen Hagebutten. Sie<br />
erweitern nicht nur den ästhetischen Wert<br />
für Menschen, sondern fügen der ökologischen<br />
Wertigkeit ein neues Feld hinzu.<br />
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
Naturnah kann eine alte und auch eine moderne Gartenrose sein. Neben ehrwürdigen Sorten wie der Apothekerrose (Züchtungsjahr<br />
1310) nimmt sich eine moderne Sorte, etwa eine Moschusrosenhybride ‘Ballerina’ (Züchtungsjahr 1937) sehr<br />
jugendlich aus, doch für Naturgärtner wie für Tiere wertvoll mögen beide sein. Hier die Kriterien für naturnahe Gartenrosen.<br />
Robustheit<br />
Das wiederum ist ein sehr eindeutiges Kriterium<br />
für Naturnähe und vor allem für die<br />
Praxis. Nur wenn sich eine Gartenrose dauerhaft<br />
ohne größere Eingriffe halten kann,<br />
werden wir sie verwenden. Das Herumzupfen<br />
an Blättern und Blüten ist unsere Sache<br />
nicht. Auch in Bezug auf die berüchtigten<br />
Rosenkrankheiten sollten naturnahe Formen<br />
standhaft sein. Entweder bekommen<br />
sie Rosenrost und Mehltau und anderes gar<br />
nicht. Oder es macht ihnen wenig aus und<br />
sie blühen und fruchten trotzdem reichlich.<br />
Pflegeleichtigkeit<br />
Wenn die Giftspritze verpönt ist, ist es auch<br />
die Sisyphusarbeit von herkömmlichen Rosenfreunden,<br />
das ständige Herumschnipseln,<br />
Düngen, Anhäufeln und Vor-dem-<br />
Frost-Schützen der Pfleglinge. Naturnahe<br />
86 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 87<br />
aicha<br />
glory of edzell<br />
rosa rubiginosa Weinrose
Menschen im <strong>Naturgarten</strong><br />
geranium<br />
Auswahl empfehlenswerter<br />
naturnaher Gartenrosen*<br />
Albarosen<br />
Sappho<br />
Suaveolens<br />
Hundsrosen<br />
Hibernica<br />
Kiese<br />
Damaszenerrosen<br />
De Resht<br />
Essigrosen<br />
Aunieri<br />
Complicata<br />
Dupontii<br />
Officinalis<br />
Moschusrosen<br />
Alden Biesen<br />
Ballerina<br />
Mozart<br />
Musquees sans Soucis<br />
Robin Hood<br />
Bibernellrosen<br />
Glory of Edzell<br />
Double White<br />
Fenja<br />
Weinrosen<br />
Herbstfeuer<br />
Apfelrosen<br />
Duplex<br />
Mandarinrosen<br />
Geranium<br />
Eddies Crimson<br />
Kletter- und Ramblerrosen<br />
American Pillar<br />
Bobby James<br />
Kiftsgate<br />
Dortmund<br />
Rambling Rector<br />
*Weitere Sorten im Buch: Naturnahe Rosen.<br />
Garten und Wildformen.<br />
88 Natur & Garten Juni 2010<br />
alden biesen<br />
›››<br />
Rosen sollen all dies nicht brauchen. Wir<br />
wählen bewusst pflegeleichte Sorten. Alle<br />
paar Jahre ein kräftiger Rückschnitt, das<br />
muss reichen. Mehr dürfen wir nicht riskieren,<br />
wenn wir das Wörtchen naturnah in<br />
den Mund zu nehmen pflegen.<br />
Fassen wir zusammen: Es gibt kein glasklares,<br />
kein eindeutiges Kriterium für Naturnähe,<br />
sondern nur gedankliche Annäherungen<br />
an die Natur. Reden wir über<br />
naturnahe Rosen, so meinen wir Arten,<br />
die im Optimalfall noch ziemlich nahe an<br />
den heimischen Wildformen dran stehen,<br />
fruchtbare Blüten tragen, wenig Mühe machen<br />
und sich von selbst lange Zeit halten.<br />
aunieri<br />
aicha<br />
Literatur:<br />
Reinhard Witt: Naturnahe Rosen. Garten-<br />
und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht,<br />
Ökologie. Das etwas<br />
andere Rosenbuch – die besten Sorten.<br />
Verlag <strong>Naturgarten</strong>, Ottenhofen 2010.<br />
364 Seiten, 742 Fotos. € 39,95; SFR 76,-<br />
- Nicht im Buchhandel! Bestellung über<br />
Buchshop: www.reinhard-witt.de<br />
Dr. Reinhard Witt,<br />
Biologe und Journalist,<br />
D-Ottenhofen. Fachbetrieb<br />
für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe<br />
Planung)<br />
Tel. 08121 – 464 83, reinhard@reinhard-witt.de<br />
Lang lebe der <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Bilder aus einem der ältesten Naturgärten.<br />
Ein geborener Gärtner bin ich nicht,<br />
obwohl zu meinem Elternhaus ein<br />
großer Nutz- und Ziergarten gehörte.<br />
Schon als Kind bin ich lieber beobachtend<br />
und fotografierend draußen unterwegs<br />
gewesen. Das sage ich zur Ermutigung all<br />
jener, die meinen, nur umfangreiches Fachwissen<br />
erlaube den Schritt zum <strong>Naturgarten</strong>.<br />
Als meine Frau und ich in den 1960er<br />
Jahren einen aufgelassenen kleinen Bauernhof<br />
in Streulage kauften und bezogen,<br />
begannen wir den Südhang vor dem Haus<br />
Stück für Stück in Gartenland umzuwandeln<br />
- im Anfang mit mehr Idealismus als<br />
gärtnerischen Kenntnissen.<br />
Diese Distanz zur damals gelehrten und geübten<br />
Gartenpraxis mit immer mehr Agrochemikalien<br />
erleichterte entschieden den<br />
Zugang zu naturnahen Methoden. Unsere<br />
Naturliebe führte uns zum Natur- und Biogarten,<br />
als es noch nicht einmal diese Begriffe<br />
gab.<br />
So rodeten und terrassierten, pflanzten<br />
und pflegten wir im Laufe der ersten Jahre<br />
unseren Garten. Meine Frau hatte als Malerin<br />
den sicheren Blick für die Gestaltung<br />
und Einfügung in die ländliche Umgebung.<br />
Bald wurden auch Trockenmauern und<br />
Weiher gebaut, und wir konnten immer<br />
mehr interessante Kleintiere im Garten beobachten.<br />
Heimische Wildpflanzen, die wir<br />
ursprünglich wegen ihrer Schönheit in den<br />
Garten holten, etwa Blut-Storchschnabel<br />
oder Blutweiderich oder die zweijährigen<br />
Blumen Wild-Engelwurz, Natternkopf<br />
und Königskerze lockten besonders viele<br />
blütenbesuchende Insekten an. Je mehr<br />
wir Mulch- und Streumaterial als Verdunstungsschutz<br />
und organischen Dünger auf<br />
Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />
Der 1983 errichtete, inzwischen restaurierte älteste Naturschwimmteich mit einer submersen Barriere.<br />
Herkömmliche Garten- und Wildpflanzen umrahmen ein grünes Wohnzimmer.<br />
Natur & Garten Juni 2010 89
Schönheit und Ästhetik von Naturgärten<br />
Am Beet belassene Stauden bieten Schutz<br />
und Nahrung für Winterling und viele andere<br />
Lebewesen.<br />
den Beeten liegen ließen, desto mehr Laufkäfer,<br />
Erdkröten oder Blindschleichen konnten<br />
da Schnecken kurz halten. Quellen und<br />
schattige Steine beherbergen Salamander<br />
und Grasfrösche, südseitige Mauern laden<br />
Eidechsen und Nattern zum Sonnenbad<br />
ein. Uralte Bäume bieten zwar wenig Früchte,<br />
dafür umso mehr Höhlen als Wohnung<br />
für Vögel und Insekten. Mit immer mehr<br />
Standorten und Lebensraumelementen<br />
entfaltete sich eine reichhaltige Lebensgemeinschaft<br />
mit immer neuen Arten. Dabei<br />
sind wir als Gestalter, Pfleger und Nutzer<br />
ein wesentlicher Teil dieses Ökosystems.<br />
Der Naturreichtum zwischen den ebenfalls<br />
reichlich vertretenen Kulturpflanzen macht<br />
den besonderen Reiz und Wert des Natur-<br />
Gartenbücher von W. Gamerith:<br />
<strong>Naturgarten</strong>. Der sanfte Weg zum<br />
Gartenglück. Verlag C. Brandstätter, Wien,<br />
160 Seiten, 25,- €.<br />
Tiere im naturnahen Garten.<br />
avBuch, Wien, 80 Seiten, 10,95 €<br />
Gehölze im naturnahen Garten.<br />
avBuch, Wien, 80 Seiten, 10,95 €<br />
Schönheit, Lebensvielfalt und Geborgenheit<br />
machen unseren <strong>Naturgarten</strong> zum Urlaubsparadies.<br />
gartens aus. In der Balance zwischen Kultur<br />
und Wildnis bleibt genügend Raum für unsere<br />
arteigenen Bedürfnisse. Gartenarbeit<br />
als Ausgleichsbeschäftigung, Magerrasen<br />
zum Liegen oder Spielen, Sitzplätze und ein<br />
Weidenhaus, köstliche Früchte, prächtige<br />
Blumen und schützende Gehölze machen<br />
unseren Garten zum viel genutzten Wohn-<br />
und Erlebnisraum.<br />
Das Leib und Seele erfrischende Einswerden<br />
mit der Natur erfahren wir am unmittelbarsten<br />
beim Baden im Naturschwimmteich.<br />
Wenn wir neben Bildern, Geräuschen<br />
und Düften des Wassergartens die angenehmen<br />
Reize von Sonne, Luft und Wasser<br />
auf unserer Haut wahrnehmen, erleben wir<br />
auch den eigenen Körper bewusster. Wer<br />
sich angewöhnt hat, nackt zu baden, will<br />
diese Befreiung unseres größten Sinnesorganes<br />
nicht mehr missen. Das Element des<br />
Lebens, welches uns trägt und umströmt,<br />
lässt uns symbolhaft als Teil der Natur begreifen.<br />
Prickelnde Kühle oder zärtliche<br />
Wärme erinnern uns gleichzeitig an die<br />
eigene Natur, mit der wir die menschliche<br />
Kultur ebenso ins Gleichgewicht bringen<br />
müssen wie außerhalb des Körpers.<br />
Zwischen Mondviolen und Sternmieren gibt es<br />
auch löchriges Totholz für Mauerbienen und<br />
andere Elemente.<br />
Ein <strong>Naturgarten</strong> spiegelt nicht nur die<br />
Naturverbundenheit seiner Menschen,<br />
sondern öffnet auch heilsame und beglückende<br />
Wege zur Natur in und um uns, zu<br />
ihren Geheimnissen und ihrem Eigensinn.<br />
Im Dialog mit Lebewesen und Lebensgemeinschaften<br />
vor unserer Tür lernen wir<br />
auch Respekt und Achtsamkeit gegenüber<br />
Landschaft und Natur außerhalb des<br />
Zaunes. Und er schenkt uns eine paradiesische<br />
Lebensqualität, die Viele erträumen,<br />
aber kaum für möglich halten.<br />
Ressourcenschonung und Lebensvielfalt,<br />
Gesundheit und Genuss für alle Sinne prädestinieren<br />
den <strong>Naturgarten</strong> zur Methode<br />
der Zukunft. Ästhetisch und funktional<br />
überzeugende Naturgärten - heute noch<br />
eine Minderheit - sind Brücken zu den Gärten<br />
von morgen.<br />
Dipl. Ing. Werner Gamerith,<br />
A-4391 Waldhausen ,<br />
Autor, Naturfotograf, <strong>Naturgarten</strong>pionier,<br />
erster<br />
Schwimmteichbauer und<br />
-besitzer Österreichs.<br />
+43-(0)7260-4116, gamerithwerner@gmail.com<br />
Visionen für Morgen.<br />
Gedanken und Beispiele für eine nachhaltige Zukunft.<br />
Bei den <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong>n im Jahr 2000<br />
stellte ich folgende 11 Leitgedanken für<br />
die Zukunft vor. Sie haben kaum an Aktualität<br />
eingebüßt, so dass sie im Großen<br />
und Ganzen noch heute gelten.<br />
1. Städtisches Umfeld als<br />
Lebensraum dominiert<br />
Im Jahre 2050 werden 2/3 der Erdbevölkerung<br />
in Ballungsräumen wohnen. Gleichzeitig<br />
nimmt die umgebende naturnahe<br />
Kulturlandschaft durch Flächenverbrauch<br />
weiter drastisch ab. Deshalb braucht es<br />
verstärkt naturnahes Grün im Siedlungsbereich.<br />
Trotz Schutzbemühungen ist global<br />
mit weiterem Artensterben zu rechnen. Die<br />
Aufgabe der <strong>Naturgarten</strong>bewegung ist es,<br />
die Restnatur in der Lebenswelt der Menschen<br />
zu bewahren und zu vergrößern. Naturnahes<br />
Grün kann dies teilweise leisten.<br />
2. Mehr Flexibilität<br />
Planung, Bau und Nutzung von naturnahem<br />
Grün wird sich in Zukunft weniger<br />
auf Tradition gründen können. Altbewährte<br />
Rezepte werden bei sich wandelnden Umweltbedingungen<br />
nutzlos sein. Einschneidende<br />
Entwicklungen wie der klimaverändernde<br />
Treibhauseffekt sorgen zwingend<br />
dafür, dass allein jenes naturnahes Grün Bestand<br />
hat, das diesen Bedingungen anpasst<br />
ist. An die Adresse der Grünprofis heißt das:<br />
mehr Flexibilität in der Sache.<br />
3. Fachkompetenz wird immer wichtiger<br />
Je weniger erdverbunden die Menschen<br />
aufwachsen, umso wichtiger wird die Branche<br />
der-jenigen, die hier Fachkompetenz<br />
aufweisen. Dies gilt für den Umgang mit<br />
Wildpflanzen ebenso wie bei der Anlage<br />
neuer Lebensräume oder ihrer Pflege. Die<br />
europäischen <strong>Naturgarten</strong>organisationen<br />
Visionen im Naturnahen Grün<br />
Ein Prosit auf die Kooperation zwischen Bioland e.V. und <strong>Naturgarten</strong> <strong>eV</strong>. im Sommer 2009<br />
sind mit hochqualifizierten Planern, ausführenden<br />
Betrieben und Wildpflanzenproduzenten<br />
auf einem guten Weg.<br />
4. Dogmen und Scheuklappendenken<br />
nehmen ab<br />
Diese hochkarätig besetzte internationale<br />
Tagung zeigt: Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung<br />
ist stark und professionell geworden. Wir<br />
haben die Position des Außenseiters verlassen<br />
und sind eine anerkannte Richtung<br />
des gestaltenden Grüns. Damit haben wir<br />
auch Luft bekommen, auf andere zuzugehen.<br />
Die nötige Annäherung zwischen<br />
den Extrempositionen <strong>Naturgarten</strong> (mit<br />
heimischen Wildpflanzen) und Ziergarten<br />
(mit nichtheimischen Pflanzen und Zuchtformen)<br />
wird im privaten wie im öffentlichen<br />
Bereich aufgrund oben genannter<br />
Sachzwänge schnell erfolgen. Für die Praxis<br />
heißt das, dass sich die beiden Richtungen<br />
vermischen. Wildpflanzen werden im heute<br />
noch weitgehend vom Exoten geprägten<br />
privaten und öffentlichen Grün des Siedlungsbereichs<br />
eine gewichtige Rolle spielen.<br />
Umgekehrt wird aber auch naturnahes<br />
Grün mit Zierpflanzenanteilen immer mehr<br />
durchsetzt sein dürfen. Für eine Verschmelzung<br />
sprechen die Nachhaltigkeit naturnahen<br />
Grüns, seine günstigeren Ökobilanzen,<br />
der geringere Pflegeaufwand und damit<br />
auch die niedrigeren Kosten. Die Durchmischung<br />
wird sich dabei nicht, wie derzeit<br />
der Fall, auf extensive Randbereiche beschränken,<br />
sondern bis ins urbane Zentrum<br />
vorstoßen.<br />
5. Trend zur Regionalisierung<br />
Der Kerngedanke des naturnahen Grüns,<br />
sich auf die landschaftstypische heimische<br />
Flora zu beziehen, steht im Gegensatz zur<br />
herrschenden Globalisierung. Aus Gründen<br />
90 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 91
Visionen im Naturnahen Grün Visionen im Naturnahen Grün<br />
des Naturschutzes, des Artenschutzes und<br />
der Umwelterziehung wird die sich gegenwärtig<br />
anbahnende Regionalisierung immer<br />
stärker werden. Die Produktion und<br />
Verwendung von landschafts- und regionstypischen<br />
Wildpflanzen werden einen<br />
bedeutenden Marktwert bekommen. Diese<br />
Entwicklung verläuft genauso erfolgreich<br />
wie die Durchsetzung des ökologischen<br />
Landbaues in den vergangenen beiden<br />
Jahrzehnten. Ähnliche Rückorientierungen<br />
wird es im Freizeitbereich geben: Der Markt<br />
der globalen Vergnügungen wird aus verschiedenen<br />
Gründen immer mehr die Region<br />
entdecken, und damit den Wert von<br />
Natur und ihre Natur-Ersatzlebensräume<br />
im Grün.<br />
6. Menschenfreundliche Normen<br />
Der gegenwärtige Trend zur Europäisierung<br />
und Normierung der Dinge und Tätigkeiten<br />
im Alltag wird sich zumindest in Teilen<br />
umkehren. Es wird da Normen geben,<br />
wo sie Sinn machen. Die Verhinderung von<br />
Naturerfahrung, von elementaren Kontakten<br />
mit Pflanzen und Tieren, von Abenteuer<br />
und Erlebnis durch bürokratisch-starre<br />
Auslegung von Einheitswerten (etwa beim<br />
Bau von Freizeitanlagen) wird Platz machen<br />
einer Weitsicht und Weltsicht nach menschlichem<br />
Augenmaß. Dazu wird es Deregulierungsbehörden<br />
geben, die den Menschen<br />
aus dem Zwangskorsett menschenfeindlicher<br />
Techniknormen befreien und hin zu<br />
seiner eigenen Natur führen.<br />
7. Private Beschäftigung mit der<br />
(Garten)Natur immer wichtiger<br />
Trotz jährlich wechselnder Freizeitmoden<br />
bleibt der Garten eines der wichtigsten<br />
Hobbys des Menschen. Mehr noch: Die<br />
Beschäftigung, die Rückbesinnung auf die<br />
Erdkrume wird umso stärker im privaten<br />
Bereich werden, je stärker die Umweltzerstörung<br />
voranschreitet. Naturnahes Grün<br />
steht hier ganz vorne, gibt es doch den<br />
Menschen das Gefühl, wenigstens in ihrer<br />
persönlichen Einflusssphäre etwas Sinnvolles<br />
zu tun.<br />
8. Hin zu stärkerer Benutzerbeteiligung<br />
Die Zeiten, in der an den Bewohnern vorbeigeplant<br />
und –gebaut wird, gehen im<br />
Grünbereich zu Ende. Sinnentleertes Distanzgrün<br />
aus reinen optischen oder gestalterischen<br />
Gründen wird unter dem Druck<br />
kommender Ereignisse keine Chance mehr<br />
haben. Aus ökonomischen, ökologischen,<br />
sozialen und emotionalen Gründen muss<br />
sich die grüne Branche stark an den Bedürfnissen<br />
der Benutzer orientieren. Dies gilt<br />
für Privatgärten geradeso wie für öffentliches<br />
Grün oder die freie Landschaft. Die<br />
Bürgerbeteilung im Rahmen der Agenda<br />
Presseaktion im August 2009 bei der Eröffnung des ersten <strong>Naturgarten</strong>s - empfohlen von Bioland<br />
in Weisel am Rhein<br />
21 an Grünplänen oder Gemeinschaftsprojekte<br />
an Schulen oder Spielplätzen nur als<br />
Beispiel.<br />
9. Lernorte für Umwelterziehung<br />
Der Rückgang an echter Natur führt zu<br />
einem eklatanten Mangel an Naturerlebnissen.<br />
Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung greift<br />
diese Defizite auf und setzt sie kreativ um.<br />
Es ist wichtig, dass überall Natur-Erlebnis-<br />
Lernorte geschaffen werden, die speziell<br />
auf die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
zugeschnitten sind. Hier erfahren die Kinder<br />
nicht nur Natur live, sondern üben auch<br />
elementare motorische und sensomotorische<br />
Fähigkeiten. Damit können die Lernorte<br />
dem Trend zu Stubenhockerkindern<br />
entgegenwirken, die mehr Zeit vorm Bildschirm<br />
in virtueller Umwelt verbringen, als<br />
in echter Natur. Motorische Fähigkeiten<br />
wie Klettern, Springen, Hüpfen oder Laufen<br />
können an solchen Lernorten eingeübt<br />
werden. Auch sensomotorische Fähigkeiten<br />
werden trainiert. Im naturnahem<br />
Gelände wird die große Bedeutung des<br />
engen Zusammenspiels zwischen Sinnen<br />
und Körperorganen deutlich: Ein-Sehen,<br />
Wahr-Nehmen, Ein-Schätzen, Über-Blicken,<br />
Er-Kennen, Be-Riechen, Ver-Stehen, Be-<br />
Greifen, Er-Fassen.<br />
10. Neue Pioniere<br />
Die Vielzahl unklarer und widersprüchlicher<br />
Aufgaben, Anforderungen und Umweltbedingungen<br />
im 21. Jahrhundert braucht<br />
Leitfiguren, die mit Zivilcourage und neuem<br />
Denken althergebrachte Wege verlassen,<br />
um lebbare Perspektiven zu entwickeln. Ein<br />
Blick in die Vergangenheit zeigt uns, wie<br />
weit wir mit solchen unorthodoxen Denkern<br />
und Praktikern gekommen sind, nämlich<br />
genau dahin, wo wir jetzt stehen.<br />
11. Lebensmut und Lebenslust<br />
Wir werden die der Menschheit bevorstehende<br />
schwere Zeit allein dann überwinden<br />
können, wenn wir mit aufrichtigem<br />
Mut, Herzensliebe, Gottvertrauen, Tatkraft<br />
und voller Lust an diesem einen Leben, das<br />
uns geschenkt ist, vorangehen und das tun,<br />
was uns aufgetragen ist zu tun. Das ist der<br />
letzte und allerwichtigste meiner Leitgedanken.<br />
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Lehrgang<br />
Schwächen und Stärken des<br />
Vereins aus heutiger Sicht<br />
Unsere Schwächen<br />
1. Zu viele Herausforderungen. Nicht allen<br />
werden wir gerecht.<br />
2. Zu wenige Aktive im Verein, die mit<br />
gestalten, bewegen und die Idee tragen.<br />
3. Zu viel Ehrenamt für die Aktiven, zu<br />
wenig (anständig) bezahlte Arbeit.<br />
4. Zu wenig Motivation bei vielen Mitgliedsfirmen,<br />
konsequent und wirklich<br />
naturnah zu gestalten.<br />
5. Zu wenige <strong>Naturgarten</strong>-Fachbetriebe.<br />
Zu wenig Nachwuchs.<br />
6. Insgesamt zu wenige Mitglieder. Eine<br />
Zahl von 10.000 ist anzustreben, um<br />
noch effektiver, flächendeckender<br />
und professioneller arbeiten zu können.<br />
Mitglieder weit verstreut, Kontakte<br />
und Austausch schwieriger.<br />
7. Zu geringen Einfluss in politischen<br />
Gremien, in Hochschulen, Aus- und<br />
Fortbildung.<br />
8. Zu geringe Vernetzung mit anderen<br />
(Naturschutz)Organisationen.<br />
9. Pflanzenverwendung.<br />
Der Messestand auf der Galabau 2008 ist wie immer gut besucht. Eine lohnenswerte Investition<br />
in die Öffentlichkeitsarbeit<br />
Unsere Stärken<br />
1. Vorreiter neuer Ideen.<br />
2. Durch Querdenker und Quereinsteiger<br />
oft neue, unkonventionelle Wege.<br />
3. Ökologisch sinnvolle Arbeit.<br />
4. Internationale Einbindung und Ausrichtung<br />
der Arbeit.<br />
5. Konsequentes Dranbleiben und Abarbeiten<br />
von Themen.<br />
6. Ein starkes, gut kommunizierendes Vorstandsteam.<br />
7. Hochprofessionelle Geschäftsstelle.<br />
8. Professionelles Auftreten in der Öffentlichkeit.<br />
9. Starkes belastbares Netzwerk mit unbezahlbar<br />
guten und unerschöpflichen<br />
Wissensquellen.<br />
10. Große Offenheit nach innen und außen.<br />
Querdenken erlaubt.<br />
11. Unglaubliche Vielfalt von Ideen, Themen,<br />
Menschen, Aktionen.<br />
12. Gute Kontakte, nette Menschen, optimistische<br />
und kreative Stimmung. Verbundenheit,<br />
ein Gut-Aufgehobensein-<br />
Gefühl.<br />
13. Ausreichend Geld für alle wichtigen<br />
Ideen und Aktionen.<br />
14. Hohe Umsetzungsrate von Ideen und<br />
Vereinsprojekten.<br />
15. Pflanzenverwendung.<br />
Hohe Umsetzungsrate<br />
Vereinsprojekte aus den vergangenen vier<br />
Jahren<br />
1. - Natur & Wirtschaft<br />
2. + Kooperation mit Bioland<br />
3. + Kooperation mit Naturgucker<br />
4. + Lehrgang zum <strong>Naturgarten</strong>profi<br />
Dr. Reinhard Witt, Fachbetrieb<br />
für Naturnahes<br />
Grün (Naturnahe Planung),<br />
Biologe, Journalist,<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V., D-Ottenhofen<br />
Tel. 08121 – 464 83, reinhard@reinhard-witt.de<br />
92 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 93<br />
= 3 : 1<br />
Die fachgerechte Pflanzenkenntnis und<br />
-verwendung ist unser stärkstes Kapital.<br />
Wissenszuwachs ist berufliches Kapital. Alleinstellungsmerkmal<br />
in Garten- und Landschaftsarchitektur,<br />
Gartenbau und Pflege.<br />
Vor allem, wenn es um einheimische Wildpflanzen<br />
geht: Wir sind die Profis!<br />
Und wenn wir es noch nicht so ganz richtig<br />
sind? Dann wollen wir das ganz schnell<br />
ändern!
Visionen im Naturnahen Grün<br />
Die Zukunft liegt noch vor uns<br />
Ideen und Gedanken für unsere kommende Zeit aus den Niederlanden.<br />
Die Powerpoint-Präsentation, die wir<br />
mitnahmen nach Grünberg, haben<br />
wir im Laufe der fünftägigen <strong>Naturgarten</strong>tagung<br />
noch grundlegend verändert:<br />
zu viel Zukunft war schon wieder<br />
Vergangenheit…<br />
Mit der heutigen digitalen Technik konnten<br />
wir den Zuschauern im Laufe der ersten 8<br />
Bilder schon charakteristische Momente<br />
der Tagung zeigen, Bilder die wir auch gerne<br />
mitnehmen wollten in die Zukunft. Von<br />
lieben Menschen, besonderen Momenten<br />
und ein ‘‘Danke schön! ‘‘<br />
Und dann einige Abstecher in die direkte<br />
Umgebung: Selten eine so phantastische<br />
Schneelandschaft erlebt wie in und um<br />
Grünberg in diesen Tagen. Und das kann<br />
man unmöglich ‘liegen lassen‘! Verschneite<br />
Teilnehmer draußen im Garten, die umringende<br />
hügelige Landschaft – wir sind<br />
nicht wirklich ‘gelandet‘, wenn man die<br />
Umgebung nicht ausgekundschaftet hat.<br />
Und wir lassen die Grünberger Schnee-<br />
Highlights nahtlos überfließen in Texeler<br />
Tundra-Sphären aus den vorherigen Tagen<br />
und Wochen. Für uns und viele unserer Besucher<br />
die Landschaft der Zukunft.<br />
Und dann zurück zum Oase Garten: Was<br />
wird aus dem werden?? Eine Gruppe ehrenamtlicher<br />
Klosterbewohner und Wilde<br />
Weelde-Mitglieder hat zusammen mit uns<br />
die Arbeitsgruppe Freunde des Oasegartens<br />
gegründet. Wir sind vorsichtig optimistisch,<br />
dass der Garten somit eine Zukunft<br />
hat und zeigen Bilder der letzten gemeinsamen<br />
Gartenpflege.<br />
Auch unsere Zeitschrift Oase (der 20. Jahrgang<br />
startet 2010) kennt einen Neustart.<br />
Nach 18 Jahrgängen mit uns beiden als<br />
Endverantwortlichen, ist nun Machteld<br />
Klees aus Dieren (Gelderland) endverantwortlich,<br />
sorgsam umgeben durch einen<br />
kompetenten Redaktionsrat.<br />
Und die verschiedenen Netzwerke werden<br />
auch immer unabhängiger. Manche noch<br />
Teil der Stiftung, Wilde Weelde inzwischen<br />
als selbständiger Verein. Stabil, wachsend.<br />
Und auch hier haben wir internationalen Beispielen<br />
viel zu danken, wie z.B. die Aktionswochen<br />
der BaseG, von der wir ein jüngeres<br />
Projekt in Rösrath bei Köln zeigten. Sie sind<br />
ein bekanntes Vorbild für Zusammenarbeit<br />
in unserem Land (u.a. durch eine Arbeitswoche<br />
auf der Speeldernis in Rotterdam).<br />
Schwerpunkt unserer nahen Zukunftsarbeit<br />
bleibt das Netzwerk Springzaad, mehr<br />
Raum für Natur und Kinder. Wir zeigten eine<br />
Liste unserer Zukunftspläne: viele Exkursionen<br />
im ganzen Land, auch ins Ausland, z.B.<br />
nach Berlin; Studientage und –reisen (auch<br />
nach Gent, Winchester); Zusammenarbeit<br />
in großen, landesweiten Initiativen, wie z.B.<br />
mit einer Landschaftspflege-Organisation<br />
in 6 Pilotprojekten und einer traditionellen<br />
Spielgartenorganisation, die mit uns mehr<br />
Natur wagen will … (beide Projekte bis<br />
2012). Betreuung von kommunalen Initiati-<br />
ven, Workshops und Kurse… Es wird sehr,<br />
sehr viel passieren!<br />
Im Süden unseres Landes wird eine zweite<br />
Ausbildung zum ökologischen Gärtner gestartet<br />
werden; die sehr erfolgreiche ‘alte‘<br />
Ausbildung im Norden wird fortgesetzt<br />
werden.<br />
Und auf der Insel Texel schließen wir sehr<br />
gerne an bei dem allgemein wachsenden<br />
Bedürfnis an Synergie (wir zeigten einige lokale<br />
Initiativen im Natur- und Kulturbereich).<br />
Ganz konkret wird schon im Herbst im Hauptdorf<br />
Den Burg ein landesweites Symposium<br />
“(Schulhaus-)Architektur-Natur-Pädago-<br />
gik“ stattfinden. Und an der Jac.P. Thijsse-<br />
Grundschule hoffen wir noch dieses Jahr<br />
die Träume einer wirklichen ‘Naturschule‘<br />
gestalten zu können! Ein größerer Traum,<br />
aber nicht ganz unrealistisch, ist die Entwicklung<br />
eines fächerübergreifenden, alles<br />
Visionen im Naturnahen Grün<br />
bindenden OASE-ZENTRUMS auf der Insel.<br />
Die Grundschule in unserem Dorf wird massiv<br />
durch Schließung bedroht; wer weiß,<br />
können wir teilweise oder gänzlich hier einen<br />
inspirierenden Ort zum Treffen, Austauschen,<br />
Lernen, Ausruhen… entwickeln?<br />
Alma – die Tochter von Sigrun Lobst - mit<br />
ihrer Pusteblume, verdeutlicht im letzten<br />
Bild die gewünschte entspannte Grundhaltung!<br />
Marianne van Lier und<br />
Willy Leufgen. Gründer<br />
und 20 Jahre lang Leiter<br />
von Oase, der niederländischenSchwesterorganisation.<br />
NL-Den Hoorn.<br />
Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />
info@stichtingoase.nl oder info@springzaad.nl<br />
94 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 95
Visionen im Naturnahen Grün<br />
Wie Naturgärten Menschen verändern?<br />
Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung einer Partnerschaft<br />
Das Fazit aus den Überlegungen zu den<br />
Auswirkungen der Klimaveränderung auf<br />
den <strong>Naturgarten</strong> war 2008 in Grünberg: Die<br />
Klimaveränderung bietet dem <strong>Naturgarten</strong><br />
die Chance, das jetzt nötige Umdenken von<br />
Menschen zu unterstützen und zu beschleunigen.<br />
Dies nicht nur bei Schülerinnen und<br />
Schülern, sondern auch bei Erwachsenen,<br />
und erst noch in einem lernpsychologisch<br />
optimalen Umfeld.<br />
Dieser Gedanke wird im Folgenden vertieft<br />
und präzisiert.<br />
Stagnation<br />
Die <strong>Naturgarten</strong>bewegung hat sich bis jetzt<br />
über zwei Stufen bewegt.<br />
In der ersten Stufe stand die Natur im Zentrum.<br />
Die Wirkung blieb unter der Erwartung:<br />
Beschränkte Zahl der Naturgärten.<br />
Kein grundsätzliches Umdenken in der<br />
Gartenbranche.<br />
Kaum Beweise für einen positiven Einfluss<br />
auf die Artenvielfalt über Einzelgärten<br />
hinaus.<br />
Mit einer „MacDonaldisierung“ der genetischen<br />
Vielfalt eventuell mehr Schaden<br />
als Nutzen für Biodiversität.<br />
Besonders bedenklich der Umstand, dass<br />
Wildpflanzen zu verfügbarer Handelsware<br />
geworden sind: falsches Signal.<br />
„DER NATURGARTEN DARF ABER KEIN ORT<br />
DES VERGESSENS WERDEN, ER SOLL IM GE-<br />
GENTEIL EIN ORT DES AUFBRUCHS SEIN.“<br />
Andreas Winkler<br />
96 Natur & Garten Juni 2010<br />
In der zweiten Stufe kam der Mensch ins<br />
Spiel, mit Wohlbefinden, Ästhetik, Benutzung<br />
des Gartens, Befriedigen von Bedürfnissen.<br />
Diese neue Botschaft schlug ein.<br />
Die Anhängerschaft des <strong>Naturgarten</strong>s vermehrte<br />
sich beträchtlich.<br />
Dennoch ergibt eine nüchterne Einschätzung<br />
der Lage:<br />
Gemessen an der Gesamtzahl der Gärten<br />
wenige Naturgärten.<br />
Die Vision einer wirklich neuen Gartenphilosophie<br />
wurde nicht konsequent<br />
weiterentwickelt.<br />
Meist wird einfach die konventionelle<br />
Gartenphilosophie mit neuem Pflanzensortiment<br />
weiter gepflegt.<br />
Damit nutzt und vollzieht der <strong>Naturgarten</strong><br />
den jeweiligen gerade aktuellen<br />
Standard grünen Denkens. Er erhebt<br />
aber wenig Anspruch, diesen Standard<br />
mit seinen Impulsen auchgestalten zu<br />
helfen.<br />
Faszination<br />
Es ist Zeit für neue Perspektiven, für eine<br />
dritte Stufe. Ein <strong>Naturgarten</strong>, der das nötige<br />
Umdenken von Menschen unterstützt und<br />
beschleunigt, der einen Beitrag an die Problembewältigung<br />
und positive Veränderung<br />
unseres Gesellschaftssystems leistet:<br />
Natur, Menschen, Kultur! Neues Ziel, neue<br />
Faszination.<br />
NICHT FIXE VORSTELLUNGEN MACHEN DEN NA-<br />
TURGARTEN AUS, SONDERN ENTWICKLUNGEN<br />
GÄRTEN DURCH MENSCHEN GESTALTEN IST<br />
GUT, MENSCHEN DURCH GÄRTEN VERÄNDERN<br />
IST BESSER.<br />
Erfahrungen und Vorstellungen<br />
Ein paar Beispiele für Lernfelder mit dem<br />
<strong>Naturgarten</strong>:<br />
Spielerisch und lustvoll erleben, dass<br />
nicht nur das Unterwerfen der Natur zufrieden<br />
macht: Wertewandel<br />
Eine Partnerschaft, in der die eine Seite<br />
nur dominiert und lenkt und die andere<br />
sich ausschliesslich anpasst und gehorcht,<br />
ist auf die Dauer nicht lebensfähig.<br />
Den Garten als Partner annehmen<br />
und darin Partnerschaft üben!<br />
Lernbereitschaft. Nicht den Naturgärten<br />
mit einseitigen Gestaltungsvorstellungen<br />
das Wort abschneiden, wenn sie uns etwas<br />
sagen wollen. Hören wir auf sie.<br />
Achtsamkeit als Wert rehabilitieren. Der<br />
richtig verstandene <strong>Naturgarten</strong> ist die<br />
Verkörperung davon.<br />
Gärten können gefühllos oder mit Gespür<br />
behandelt werden. In (Natur-)Gärten lässt<br />
sich der Umgang mit Gewalt üben.<br />
Ungeduld ist zerstörerisch. Im <strong>Naturgarten</strong><br />
lässt sich Entschleunigung lernen.<br />
Ästhetik ist lernbar. Natur- und sozialverträgliche<br />
Ästhetik ist lernbar. Im <strong>Naturgarten</strong><br />
erleben und lernen wir das besonders<br />
intensiv.<br />
NATUR<br />
IN GÄRTEN<br />
MENSCHEN IN<br />
NATURGÄRTEN<br />
NATURGÄRTEN<br />
IN MENSCHEN<br />
NICHT PRODUKTE VERKAUFEN, SONDERN<br />
PROZESSE.<br />
ES GEHT NICHT UM DIE BEFRIEDIGUNG UNSERES<br />
TRADITIONELLEN SCHÖNHEITSBEGRIFFES,<br />
SONDERN UM SEINE HINTERFRAGUNG.<br />
ZEIT ...<br />
DYNAMIK ...<br />
ÜBERRASCHUNG ...<br />
GEDULD ...<br />
– DAS SIND DIE ZENTRALEN „PRODUKTIONS-<br />
FAKTOREN“ IM NATURGARTEN.<br />
Wege<br />
Zur Umsetzung der theoretischen Chancen<br />
sind auch ungewohnte Denkansätze nötig.<br />
Acht Stichworte für Handlungsfelder mögen<br />
als Ansätze für Diskussionen dienen:<br />
1. Zieldefinition (in Zweckartikel, Leitlinien,<br />
Richtlinien)<br />
2. Thematisierung (nicht nur unter Gartengestalterinnen<br />
und -gestaltern)<br />
3. Schulung (wer Kundenbetreuung macht:<br />
50 % der Ausbildung in Kommunikations-<br />
und Bildungsfragen)<br />
4. Forschung (zum Thema)<br />
5. Umgang mit Wildstauden (falsches Signal<br />
„unbeschränkte Verfügbarkeit“ vermeiden)<br />
6. Rehabilitierung (Zucht-)Gartenpflanzen<br />
(zur Entlastung der Wildpflanzen)<br />
7. Finanzierbarkeit (Begleitung von Kunden<br />
im Sinne von Bildung muss sich zahlen)<br />
8. Qualitätskontrolle, Zertifizierung (Kundenbetreuung<br />
einbeziehen)<br />
Abb. rechts: Das war eine fiktive Rechnung, um<br />
zu testen, wie die Zuhörer reagieren: Fast alle<br />
Zuhörenden haben den Schwindel erkannt. Was<br />
heute mit Tieren absurd wirkt, ist bei Pflanzen<br />
noch Gang und Gäbe: der Handel mit Wildformen<br />
für Garten und Naturschutz.<br />
KUNDEN BEGLEITEN MUSS SICH EBENSO<br />
ZAHLEN WIE KUNDEN BELIEFERN.<br />
UMGANG MIT KUNDSCHAFT: ZERTIFIZIERTE<br />
KOMPETENZ VON NATURGARTENBETRIEBEN.<br />
ZUM VERWIRKLICHEN GEWOHNTER GARTEN-<br />
BILDER EIGNEN SICH ZIERPFLANZEN BESSER<br />
ALS WILDPFLANZEN.<br />
KUNDEN, GÄRTNERINNEN, NATUR IM GARTEN:<br />
GEMEINSAM AUF DIE REISE OHNE BEKANNTES<br />
„WAS NATURGÄRTEN SCHÖN MACHT,<br />
IST NICHT DAS DESIGN, SONDERN DASS<br />
WIR IN IHNEN DAS LEBEN ERLEBEN.“<br />
Andreas Winkler<br />
ZOHASA<br />
Vermehrung und Versand von Kleintieren<br />
für Garten und Naturschutz (VKK-Zertifiziert)<br />
Fam. H.C. Salzmann<br />
Staudenrainweg 7<br />
4803 Vordemwald<br />
R E C H N U N G<br />
Visionen im Naturnahen Grün<br />
ZIEL, OHNE ENDE ...<br />
GEWALTIG HAT SICH DIE WILDTIERHALTUNG<br />
IM ZOO IN DEN LETZTEN JAHRZEHNTEN<br />
VERÄNDERT. MIT DEN WILDPFLANZEN SIND<br />
WIR NOCH NICHT SO WEIT.<br />
Rechnung vom 10. Mai 2009<br />
Lieferung vom 3. Mai 2009<br />
Konditionen 30 Tage rein netto<br />
Anz. Bezeichnung Stückpreis Fr. Betrag Fr.<br />
12 Feldgrille gem. 1.20 14.40<br />
20 Skabiosen-Furchenbiene -.80 16.00<br />
10 Leuchtkäfer gem. 2.50 25.00<br />
4 Waldmaus (2 Paare) 6.00 24.00<br />
4 Zauneidechsen ad. 24.50 98.00<br />
6 Blindschleichen 11.00 66.00<br />
10 Weinbergschnecke ad. 3.00 30.00<br />
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4848 Oberwald<br />
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MwSt.-Nr. 307.946<br />
Dr. Hans C. Salzmann,<br />
<strong>Naturgarten</strong>pionier aus<br />
der Schweiz, Mitgründer<br />
des VerbandNaturGarten<br />
(VNG), Buchautor,<br />
<strong>Naturgarten</strong>philosoph,<br />
Projekte Beratung Biologie Umweltbildung<br />
CH-4803 Vordemwald, Tel. 41 (0) 62 751 34 41<br />
E-Mail salzmannihc@bluewin.ch<br />
Natur & Garten Juni 2010 97
Internes<br />
Internes<br />
Das Wichtigste aus Vorstandstreffen, Mitgliederversammlung<br />
und Telefonkonferenzen von Januar bis Mai 2010<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
in neuen Händen<br />
Viele Mitglieder und auch wir (das Vorstandsteam)<br />
finden, dass sich die Mitgliederzeitschrift<br />
Natur&Garten in den letzten Jahren<br />
durch unser Mitglied Barbara Hackner sehr<br />
stark entwickelt hat und kaum noch verbessert<br />
werden kann. Leider trennen sich jetzt<br />
unsere Wege und Barbara übergibt uns<br />
„ihre Zeitschrift“ nach vier Jahren intensiver<br />
Arbeit. Vielen, vielen Dank an dieser Stelle<br />
für die vielen Stunden und Ideen, die du,<br />
Barbara, hier investiert hast. Wir wünschen<br />
dir alles Gute für die Zukunft.<br />
Dieser <strong>Tagungsband</strong> ist mit unserer neuen<br />
Grafikerin Birgit Oesterle entstanden, die<br />
wir schon seit mehreren Jahren durch unsere<br />
Arbeit am Biolandprojekt kennen. Wir<br />
sind sehr gespannt, wie diese Ausgabe bei<br />
den Lesern ankommt. Vielen Dank an Birgit,<br />
dass sie für und mit uns arbeiten möchte.<br />
Zukünftig wird es kleine Änderungen<br />
geben, die wir hiermit bekannt geben<br />
möchten: Die Redaktion liegt jetzt in der<br />
Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit<br />
Reinhard Witt. Wir bitten alle Autoren, ihre<br />
fertigen Artikel und Fotos für Natur&Garten<br />
zukünftig nur noch an die Geschäftsstelle<br />
zu senden. Beiträge, die unvollständig oder<br />
nach Redaktionsschluss eingehen, können<br />
erst in späteren Ausgaben berücksichtigt<br />
werden.<br />
Das Redaktionsteam behält sich vor, Beiträge<br />
zu kürzen und auch redaktionell zu<br />
ändern. Vorgesehene Beiträge bitte immer<br />
mit der Geschäftsstelle absprechen, denn<br />
ungeeignete Themen und Beiträge können<br />
abgelehnt werden.<br />
Bitte beachten: Durch den Jubiläumsband<br />
zum 20jährigen Bestehen des <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. hat sich der Rhythmus unserer Mitgliederzeitschrift<br />
Natur&Garten dieses Jahr<br />
verschoben. Es wird außer dieser Ausgabe<br />
noch ein Heft im Oktober geben. Zusammen<br />
mit der Sonderausgabe erhalten Sie bis<br />
Jahresende die gewohnten vier Rundbriefe.<br />
Bitte schicken Sie uns Ihre Artikel und Fotos<br />
für die Oktoberausgabe rechtzeitig bis Redaktionsschluss<br />
am 1. Juli 2010 zu.<br />
Lilli sucht Nachfolgerin für<br />
die Kinderseite<br />
Liebe Kinder und liebe Eltern:<br />
Die Autorin der Kinderseite<br />
und Zeichnerin<br />
von Lilli hat leider nicht<br />
mehr so viel Zeit (in einem<br />
Jahr macht sie Abitur) und<br />
sucht eine junge Nachfolgerin. Wer hat Zeit<br />
und Lust, sich Spiele, Geschichten, Rätsel<br />
oder andere Dinge auszudenken, die für <strong>Naturgarten</strong>kinder<br />
interessant sein könnten?<br />
Bitte meldet euch in der Geschäftsstelle.<br />
Verkauf gestartet:<br />
Sonderheft /Jubiläumsausgabe<br />
20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Auch ohne Werbung läuft<br />
der Verkauf bisher sehr<br />
gut an und viele Hefte sind<br />
bereits bestellt worden.<br />
Da die Druckkosten sehr<br />
hoch waren, möchten<br />
wir einen Teil der Ausgaben<br />
refinanzieren und bieten die Broschüre<br />
zum Preis von 6 Euro je Einzelheft oder ab<br />
10 Exemplaren zum Preis von 4 Euro je Heft<br />
(zuzüglich Porto) an.<br />
1.400 Exemplare unserer Jubiläumsausgabe<br />
warten jetzt noch darauf, an Nachbarn,<br />
Freunde, <strong>Naturgarten</strong>interessenten oder<br />
(Neu)Kunden weiter gegeben zu werden.<br />
Bestellen Sie jetzt telefonisch, per Email<br />
oder schicken Sie den Vordruck per Fax<br />
oder Brief an die Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V.<br />
Das Protokoll von<br />
Mitgliederversammlung<br />
und Vorstandstreffen<br />
inklusive aller Anlagen (Tätigkeitsberichte,<br />
Haushalt und Jahresabschluss etc.) stehen<br />
jetzt auf der Vereinshomepage und können<br />
im Mitgliederbereich nachgelesen werden:<br />
http://www.naturgarten.org/derverein/<br />
mitgliederbereich/<br />
http://www.naturgarten.org/derverein/<br />
mitgliederbereich/vorstandstreffen/<br />
Neue Satzung und<br />
Geschäftsordnung<br />
Die Mitgliederversammlung hat am 29. Januar<br />
2010 dem Antrag auf Satzungsänderung<br />
zugestimmt. Die aktuelle Satzung ist<br />
jetzt öffentlich auf der <strong>Naturgarten</strong>homepage<br />
einsehbar unter http://www.naturgarten.org/derverein/mitgliederbereich/<br />
satzung/ oder kann auf Anfrage zugeschickt<br />
werden. Die neue Geschäftsordnung<br />
ist ebenfalls abgestimmt worden und<br />
jetzt nicht mehr Bestandteil der Satzung.<br />
Die Geschäftsordnung regelt den Ablauf<br />
von Mitgliederversammlungen.<br />
Das neue Vereins-Logo jetzt in Farbe<br />
Nachdem die Mitglieder letztes Jahr unser<br />
neues Logo gewählt haben, hat der<br />
Vorstand nun gemäß Beschluss der Mitgliederversammlung<br />
2010 die Farben<br />
festgelegt.<br />
Das Logo ist in Lila (der Blütenfarbe der<br />
Karde) gehalten, der Schriftzug NaturGarten<br />
e.V. hebt sich in Grün ab. Als Besonderheit<br />
haben wir das Grün im Farbton<br />
an das Bioland Logo „– empfohlen von<br />
Bioland“ angepasst, damit die beiden Logos<br />
gut miteinander harmonieren. Wenn<br />
diese Farben nicht ins Layout passen, besteht<br />
die Möglichkeit, das Logo (mit unterschiedlichen<br />
Schriftzusätzen, siehe unten)<br />
auch in schwarz, grün oder weiß (für<br />
die Fachbetriebe auch die Zusatzvariante<br />
grün-schwarz) einzusetzen.<br />
Das <strong>Naturgarten</strong>logo und das Biolandlogo<br />
ersetzen ab sofort das alte Vereinslogo<br />
und das Gütesiegel-Logo. Beide Logos<br />
werden wir in unseren Medien nach und<br />
nach ersetzen.<br />
Ehrenamtsregelungen<br />
Die Ehrenamtsregelungen wurden auf dem<br />
erweiterten Vorstandstreffen in Grünberg<br />
lebhaft diskutiert. Sie sind im letzten Jahr<br />
vom Vorstand aufgestellt worden, da es<br />
immer wieder vorkommt, dass Aktive nachträglich<br />
nicht besprochene (meistens finanzielle)<br />
Forderungen an den <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
stellen. Auch gab und gibt es Mitglieder,<br />
die den Verein nach außen vertreten und<br />
Verpflichtungen auslösen/ankündigen,<br />
ohne es vorher angekündigt und mit dem<br />
Vorstand geklärt zu haben. Aktive Naturgar-<br />
Unsere Aktiven haben bereits das neue<br />
Logo erhalten. Alle Mitglieder, die auf ihrer<br />
Homepage oder in Firmenkatalogen und<br />
Flyern Werbung für den <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
machen möchten, können das Logo ab<br />
sofort in der Geschäftsstelle anfordern.Wir<br />
bitten unsere Mitglieder, nur diese offiziellen<br />
Varianten zu verwenden und keine eigenen<br />
Farbexperimente auszuprobieren.<br />
Oder mit den Schriftzusätzen:<br />
tenarbeit und Ehrenamt begrüßen wir sehr.<br />
Doch die o.g. „Fälle“ führten zu schwierigen<br />
Situationen, die wir zukünftig vermeiden<br />
möchten. Ein paar Regeln können sicherlich<br />
helfen, die Zusammenarbeit zu verbessern.<br />
Nach einer Vorlage aus dem Vorstandskreis<br />
wurde deshalb von einem Regionalgruppenmitglied<br />
ein neues, freundliches Begrüßungs-<br />
und Infoschreiben aufgesetzt,<br />
das an alle Aktiven verschickt wird und im<br />
Internet abrufbar ist:<br />
http://www.naturgarten.org/derverein/<br />
mitgliederbereich/vorstandstreffen/<br />
Privatverkäufe an Infoständen<br />
des <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Gemeinnützige Vereine müssen oft keine<br />
Messestandgebühren bezahlen. Daher sind<br />
manche gewerblichen Aussteller verärgert,<br />
wenn unter dem <strong>Naturgarten</strong>-Banner<br />
auf eigene Rechnung verkauft wird. Auch<br />
sind die Vereinsziele deutlicher erkennbar,<br />
98 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 99<br />
Vo rstand<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Regionalgruppe<br />
Internes<br />
Fachbetrieb für Naturnahes Grün -<br />
empfohlen von Bioland<br />
wenn am Infostand Privatverkauf/Firmenwerbung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit für den<br />
Verein getrennt werden. Deshalb können<br />
an Infoständen des Vereins zukünftig nur<br />
Produkte verkauft werden, wenn<br />
der Verkauf vorher mit der Geschäftsstelle<br />
abgestimmt wird<br />
der Erlös dem Verein zukommt<br />
und die Einnahmen/Ausgaben im Kassenbuch<br />
geführt werden. Ein Kassenbuch-<br />
Vordruck ist jederzeit in der Geschäftsstelle<br />
erhältlich (Vorstandsbeschluss Februar<br />
2010).<br />
Der Privatverkauf von Produkten oder<br />
Dienstleistungen kann zukünftig nur noch<br />
an eigenen Messeständen und nicht an Infoständen<br />
des Vereins erfolgen. Bitte denkt<br />
daran, in diesem Fall die Messestandgebühren<br />
mit dem Veranstalter abzuklären.<br />
Natürlich freuen wir uns, wenn ihr auch an<br />
euren eigenen Ständen Werbung für den<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V. macht.
Internes<br />
Der <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
fördert auch 2010<br />
wieder naturnahes<br />
Engagement<br />
der Mitglieder:<br />
Bewerbungsfrist läuft bis August<br />
Oft ist die Begeisterung groß, das Budget<br />
dafür eher klein.<br />
Deshalb wollen wir als <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
einen kleinen Beitrag zu Ihrem großen<br />
Traum beisteuern. Stellen Sie uns Ihr<br />
Projekt vor: Lassen Sie uns wissen wie<br />
Sie große und kleine Mitbürger beteiligen<br />
wollen, schicken Sie uns Pläne und<br />
Pflanzlisten damit wir beurteilen können,<br />
wie naturnah Sie arbeiten wollen. Eine<br />
fünfköpfige Jury wird über Ihre Anträge<br />
entscheiden.<br />
Bewerbungsbedingungen<br />
Mitgliedschaft im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Fördersumme: 500 Euro, für 1-2 Projekte,<br />
nach Entscheidung der Jury<br />
Infostände<br />
Herzlichen Dank an unsere Mitglieder, die<br />
auch dieses Jahr wieder ein paar Infostände<br />
betreuen. Der <strong>Naturgarten</strong> e.V. ist vertreten<br />
vom 23.-25. April auf den Lindauer Gartentagen,<br />
vom 1.-2. Mai in Nettetal (Jubiläum<br />
Naturschutzhof), vom 11.-12. September<br />
auf der Illertisser Gartenlust, vom 11.-12.<br />
September beim Fest des neuen Kooperationspartners<br />
naturgucker.de in Kemnade<br />
und einige mehr. Wer möchte den <strong>Naturgarten</strong><br />
noch auf einer regionalen Veranstaltung<br />
repräsentieren? Anmeldungen und<br />
Vorschläge für 2011 bitte an die Geschäftsstelle<br />
senden. Bitte die Termine nur melden,<br />
wenn sich Betreuer dafür finden. Die Infostände<br />
sind ab 2010 auch auf der <strong>Naturgarten</strong>homepage<br />
unter Veranstaltungstipps<br />
zu finden: http://www.naturgarten.org/<br />
aktuell/veranstaltungen/<br />
Danksagung für die Preise beim<br />
Quiz der <strong><strong>Naturgarten</strong>tage</strong> 2010<br />
An dieser Stelle möchten wir (auch im<br />
Namen der Gewinner) allen Sponsoren<br />
Das Projekt sollte folgende<br />
Bedingungen erfüllen:<br />
Durchführung in 2010<br />
Mitmach-Bürgerprojekt, was zur Nachahmung<br />
anregt<br />
Schaffung eines Natur-Erlebnis-Raumes<br />
für Mensch-Wildpflanzen-heimische<br />
Tiere:<br />
Bericht über das Projekt für den<br />
Mitglieder-Rundbrief<br />
Bewerbung muss einen Plan und<br />
komplette Pflanzlisten beinhalten und<br />
in Form eines doc- oder pdf-Dokumentes<br />
eingereicht werden (die Jury ist<br />
deutschlandweit verteilt)<br />
Bewerbung bitte per Mail an: Dorothee.<br />
Dernbach@naturgarten.org<br />
Für Rückfragen 06049-950733<br />
Bewerbungsschluss für die nächste<br />
Etappe ist der 31. August 2010<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen,<br />
melden Sie sich möglichst bald!!!<br />
Dorothee Dernbach,<br />
Vorstand <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
recht herzlich für die schönen, gespendeten<br />
Preise fürs <strong>Naturgarten</strong>quiz danken:<br />
Freitag&Sohn (Weidenart), Wolfgang Hertling<br />
vom pala-Verlag, Robert Thöle (NA-<br />
TURgarten & BadeTEICH) und Micha Peute<br />
(Vivara).<br />
Einzugsermächtigungen jetzt<br />
auch für Auslandsmitglieder<br />
Immer mehr Banken (auch die Post) nehmen<br />
jetzt am SEPA-Verfahren teil (Single<br />
Euro Payments Area für alle Länder der EU<br />
und die Schweiz). Bitte erkundigen Sie sich<br />
bei Ihrer Bank nach dem entsprechendem<br />
Überweisungsformular (Aufdruck: SEPA,<br />
auch online), tragen Sie BIC und IBAN ein<br />
und überweisen Sie Ihren Mitgliedsbeitrag<br />
ohne zusätzliche Bankgebühren.<br />
Neu für Auslandsmitglieder: ab sofort<br />
können Sie uns eine Einzugsermächtigung<br />
erteilen und Ihren Beitrag 2011 kostenlos<br />
per Lastschrift durch uns einziehen lassen.<br />
Bitte erleichtern Sie uns die Arbeit und teilen<br />
Sie uns (jetzt schon) Ihre Daten inklusive<br />
BIC und IBAN mit.<br />
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Naturgarten</strong>mitglieder<br />
Der Wunsch nach Austausch und Vernetzung<br />
untereinander ist immens und<br />
wird immer größer. Deshalb gibt es jetzt<br />
eine neue vereinsinterne Liste, in der alle<br />
Mitglieder aufgeführt werden, die sich<br />
„zwanglos“ kennen lernen oder einfach nur<br />
austauschen möchten. Sie ist im passwortgeschützten<br />
Mitgliederbereich zu finden:<br />
http://www.naturgarten.org/derverein/<br />
mitgliederbereich/<br />
Wer möchte noch mitmachen? Bitte eine<br />
kurze Info an die Geschäftsstelle.<br />
Zahlungserinnerungen<br />
und Mahnungen<br />
Seit Februar laufen sie wieder – die Einzüge<br />
der Mitgliedsbeiträge. Wir möchten alle<br />
Selbstzahler freundlichst daran erinnern,<br />
ihren offenen Beitrag 2010 umgehend zu<br />
überweisen (falls noch nicht geschehen).<br />
Für das Jahr 2009 gibt es nur noch wenige<br />
Außenstände. Bitte beachten Sie: Im April<br />
2010 haben wir die dritte und letzte Mahnung<br />
an die säumigen Mitglieder 2009<br />
verschickt. In persönlichen Notfällen ist auf<br />
Antrag eine Ratenzahlung möglich.<br />
Doch dann wird es ernst: Wer sich nach unserer<br />
dritten und letzten Zahlungsaufforderung<br />
nicht meldet und seinen Beitrag nicht<br />
überweist, wird unserem Anwalt übergeben<br />
und trägt sämtliche Folgekosten. Das<br />
gilt auch für die Mahnungen der Beiträge<br />
2010, die ab April verschickt werden.<br />
Passwortschutz im Mitgliederbereich<br />
auf www.naturgarten.org<br />
Benutzername: mitglied<br />
Kennwort: wildekarde<br />
Kontaktdaten Geschäftsstelle:<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Gabriele Esch & Kerstin Lüchow<br />
Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn<br />
Tel. 07131 – 64 9999 6<br />
Fax: 07131 – 64 9999 7<br />
Email:geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />
Kerstin Lüchow<br />
100 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 101<br />
✂<br />
Antwort an:<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Gabi Esch und Kerstin Lüchow<br />
Kernerstr. 64<br />
74076 Heilbronn<br />
Bestellung Sonderheft /<br />
Jubiläumsausgabe<br />
20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Ja, ich möchte die Jubiläumsausgabe bestellen:<br />
_____ Exemplare 20 Jahre <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Preise:<br />
Einzelbroschüre: 6 Euro zzgl. 1 Euro Porto<br />
Ab 10 Broschüren: 4 Euro/Exemplar zzgl. Paketgebühr<br />
Mitgliedsnummer, falls bekannt:<br />
Name<br />
Adresse<br />
Datum, Unterschrift<br />
Oder:<br />
E-mail geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />
Fax 07131-64 99 99 7<br />
Bitte buchen Sie den Rechnungsbetrag<br />
von meinem Konto ab:<br />
Konto / IBAN<br />
Bank<br />
BLZ / BIC<br />
Kontoinhaber<br />
Ich überweise nach Erhalt der Rechnung<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V. – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung<br />
Vorstand: Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz, Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister, Reinhard Witt, Vereinsregister: München Nr. 13281<br />
KSK Heilbronn, BLZ 620 500 00, Kto-Nr. 100 696 22<br />
Adresse: Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn, Tel. 07131 / 64 9999 6, Fax 07131 / 64 9999 7<br />
Internes
Internes<br />
Antwort an:<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Mitgliederverwaltung<br />
Kernerstr. 64<br />
74076 Heilbronn<br />
Liebes Mitglied,<br />
die Mitgliederverwaltung verursacht Kosten, die wir als<br />
Verein so niedrig wie möglich halten möchten.<br />
Am kostengünstigsten ist es, Ihren Beitrag per Lastschriftauftrag<br />
einzuziehen.<br />
Die Abbuchung per Lastschrift bietet folgende Vorteile:<br />
weniger Verwaltungsaufwand<br />
weniger Portokosten, da der Verwendungszweck auf<br />
dem Kontoauszug<br />
als Spendenquittung für das Finanzamt ausreicht.<br />
Genehmigung zum Lastschrifteinzug<br />
NEU: Auch unsere ausländischen Mitglieder können ab<br />
sofort ihren Beitrag (ohne Verwaltungsgebühren)<br />
per Lastschrift abbuchen lassen.<br />
Wir würden uns freuen, wenn wir auch Ihren Beitrag<br />
zukünftig abbuchen dürfen.<br />
Bitte senden Sie uns hierzu die unterschriebene Genehmigung<br />
zum Lastschrifteinzug zurück.<br />
Ich möchte meinen Jahresbeitrag einfach und bequem per Lastschrifteinzug bezahlen und ermächtige den <strong>Naturgarten</strong><br />
e.V. ab sofort bzw. (wenn abweichender Beginn gewünscht, bitte hier angeben) ab ___________________________<br />
bis auf Widerruf, den Betrag von meinem Konto einzuziehen. Die Einzugsermächtigung erlischt automatisch, falls<br />
ich meine Mitgliedschaft kündige.<br />
Name<br />
Adresse<br />
Mitgliedsnummer, falls bekannt:<br />
Datum, Unterschrift<br />
Oder:<br />
E-mail geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />
Fax 07131-64 99 99 7<br />
Meine Bankverbindung lautet:<br />
Konto / IBAN<br />
Bank<br />
BLZ / BIC<br />
Kontoinhaber<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V. – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung<br />
Vorstand: Dorothee Dernbach, Renate Froese-Genz, Kerstin Lüchow, Karin Stottmeister, Reinhard Witt, Vereinsregister: München Nr. 13281<br />
KSK Heilbronn, BLZ 620 500 00, Kto-Nr. 100 696 22<br />
Adresse: Kernerstr. 64, 74076 Heilbronn, Tel. 07131 / 64 9999 6, Fax 07131 / 64 9999 7<br />
Saatgutbörse<br />
Die neue Pflanzenliste ist erschienen und<br />
lädt ein, sich um neue schöne Pflanzenarten<br />
in Ihren Gärten zu bemühen. Gerne erfülle<br />
ich Wünsche aus der aktuellen Pflanzenliste<br />
und erwarte die Anforderungen. Die komplette<br />
Liste kann bei Dorothea Schulte bestellt<br />
oder im Internet abgerufen werden:<br />
http://www.naturgarten.org/adressen/<br />
saatgutboerse/<br />
Bitte gefütterte Warensendungsumschläge<br />
mit Rückporto an: Dorothea Schulte, Breitestr.<br />
16, 58452 Witten<br />
Bitte schon jetzt an das Sammeln des neuen<br />
Saatgutes von den Frühjahrsblühern<br />
denken!<br />
Dorothea Schulte<br />
STAuDEN uND KRäuTER<br />
Botanischer Pflanzenname Deutscher Name<br />
Agrimonia eupatoria, alt Odermenning X<br />
Agrimonia procera Wohlriechender<br />
(Großer) Odermennig<br />
Agrostemma githago Kornrade X<br />
Alliaria petiolata Knoblauchsrauke<br />
Alisma plantago - aquatica Gemeiner Froschlöffel<br />
Allium sphaerocephalon Kopflauch, Kugellauch<br />
Althaea officinalis Echter Eibisch<br />
Althaea rosea Gewöhnliche Stockrose<br />
Althaea bunt Stockrose,<br />
bunte Mischung<br />
Anthemis tinctoria Färberkamille<br />
Anthriscus cerefolium Kerbel<br />
Antirrhinum majus Großes Löwenmaul<br />
Aquilegia atrata Schwarzviolette Akelei<br />
Aquilegia vulgaris Gewöhnliche Akelei<br />
Aquilegia bunt Akelei, bunt<br />
Armeria maritima Gewöhnliche Grasnelke<br />
Arnoseris minima Lämmersalat<br />
Aster amellus Bergaster<br />
Astrantia major Große Sterndolde<br />
Briza medium Mittleres Zittergras<br />
Bupleurum rotundifolium Rundblättriges Hasenohr<br />
Calendula officinalis Gartenringelblume,<br />
orange<br />
Campanula glomerata Knäulglockenblume<br />
Campanula persicifolia Pfirsichblättrige Glockenblume,<br />
gemischt<br />
(Campanula trachelium ) Nesselblättrige Glocken-<br />
wenig, alt<br />
blume, alle<br />
Centaurea valesiaca Walliser Rispen-Flockenblume<br />
Centaurea pseudophrygia Perückenflockenblume<br />
(Chelidonium majus )<br />
wenig,alt<br />
Schöllkraut<br />
(Chenopodium bonus -<br />
heuricus ) wenig,alt<br />
Guter Heinrich<br />
Chrysanthemum leucanthemum<br />
siehe Leucanthemum<br />
Wiesenmargerite<br />
Cladium mariscus Binsen-Schneide<br />
Coluthea arborescens Blasenstrauch<br />
Comarum palustre Sumpfblutauge<br />
Consolida ambigua<br />
(siehe Delphinium ajacis)<br />
Gartenrittersporn<br />
Coringia orientalis, alt Ackerkohl<br />
(Cuicus benedictus )<br />
wenig, alt<br />
Benedikten - Distel<br />
Cytisus ratisbonensis Regensburger Geißklee<br />
Dactylorhiza-Incarnata- Fleischfarbenes Knaben-<br />
Hybride<br />
kraut<br />
Datura stramonium, alt Stechapfel<br />
Daucus carota Wilde Möhre<br />
(Delphinium ajacis)<br />
wenig, alt<br />
Gartenrittersporn<br />
Dianthus armeria Büschelnelke, Raue Nelke<br />
Dianthus carthusianorum Karthäusernelke<br />
Digitalis lutea Gelber Fingerhut<br />
Digitalis purpurea Weißer Fingerhut<br />
Digitalis purpurea Roter Fingerhut<br />
Digitalis purpurea Fingerhut rot und weiß<br />
gemischt<br />
Dipsacus fullonum<br />
(silvestris)<br />
Wilde Karde<br />
(Doronicum austriacum)<br />
wenig, alt<br />
Östereicher Gemswurz<br />
Echinops sphaerocephalus Kugeldistel<br />
Echium vulgare Natternkopf<br />
Epilobium dodonaei Rosmarinbl. Weidenröschen<br />
Eryngium planum Edeldistel<br />
Erysimum rhaeticum Schweizer Schöterich,<br />
Goldlack<br />
Euonymus europaeus Pfaffenhütchen<br />
Eupatorium cannabium Gewöhnlicher Wasserdost<br />
Filipendula ulmaria Echtes Mädesüß<br />
Genista sagittalis Flügelginster<br />
Gentiana ciliata Gewöhnlicher Fransenenzian<br />
Gentiana cruciata Kreuzenzian<br />
Geranium pratense Wiesen-Storchschnabel<br />
Geum rivale Bach-Nelkenwurz<br />
Gladiolus palustris Sumpfgladiole<br />
Helianthemum apenninum Apenninen-Sonnenröschen<br />
Heracleum spondylium Wiesenbärenklau<br />
Hesperis matronalis Nachtviole<br />
Hieracium aurantiacum Orangerotes Habichtkraut<br />
Hieracium sylvaticum Wald-Habichtskraut<br />
Hieracium umbellatum Doldiges Habichtkraut<br />
Hypericum androssaenum Blut Johanniskraut<br />
(Mannsblut)<br />
Hypericum perforatum Tüpfeljohanniskraut<br />
Iberis amara Bittere Schleifenblume<br />
Iberis umbellata Doldige Schleifenblume<br />
(Inula hirta) wenig, alt Rauhaariger Alant<br />
Iris graminea (Form von<br />
Hof Berggarten)<br />
Pflaumenduft-Iris<br />
(Iris pseudocorus) wenig,<br />
alt<br />
Sumpf-Schwertlilie<br />
Iris sibirica Sibirische Schwertlilie<br />
Juncus effusus spiralis Korkenzieher-Binse<br />
Knautia drymeia Ungarnische Witwenblume<br />
Knautia sylvatica Wald-Witwenblume<br />
Laserpitium latifolium Breitblättriges Laserkraut<br />
Laserpitium siler Berg-Laserkraut<br />
Lathyrus vernus Frühlingsplatterbse<br />
Lavendula angustifolia Lavendel<br />
Leucanthemum vulgare Wiesenmargerite<br />
Leontodon incanus Grauer Löwenzahn<br />
Leonurus cardiaca Echtes Herzgespann<br />
Lilium martagon, wenig alt Türkenbundlilie<br />
Linaria purpurea Purpur-Leinkraut<br />
Linum austriacum Österr. Lein<br />
Lithospermum officinale Echter Steinsame<br />
Lunaria annua Judas Silberblatt<br />
Lunaria rediva Wildes Silberblatt<br />
Lychnis flos - jovis Jupiter Lichtnelke<br />
Lychnis viscaria Pechnelke<br />
Lythrum salicaria Blutweiderich<br />
Malva moschata Moschus-Malve<br />
102 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 103<br />
✂<br />
✂<br />
Internes<br />
Melandrium rubrum<br />
siehe Silene dioica<br />
Rote Lichtnelke<br />
Melica ciliata Wimpernperlgras<br />
Mimulus guttatus, alt<br />
(eingebürgert)<br />
Gauklerblume<br />
Muscari botryoides, alt Kleine Traubenhyazinthe<br />
Myrrhis odorata Süßdolde<br />
?????, alt Negerbrotgras, alt<br />
Nigella damascena Jungfer im Grünen<br />
Nuphar lutea, alt Gelbe Teichros-Mummel<br />
Oenothera biennis Nachtkerze<br />
Ononis repens Kriechende Hauhechel<br />
Ononis spinosa Dornige Hauhechel<br />
Orlaya grandiflora Großblütige Strahlendolde<br />
Papaver rhoeas, alt Klatsch-Mohn<br />
Petrorhagia prolifera Sprossende Felsennelke<br />
Peucedanum oreselinum Berg-Haarstrang<br />
Phytolacca, alt Kermesbeere<br />
Polemonium caeruleum, Jakobsleiter<br />
alt<br />
(Blaue Himmelsleiter )<br />
Potentilla erecta, alt Blutwurz<br />
Primula elatior, alt Hohe Schlüsselblume<br />
Primula elatior und veris Hohe Schl. s.o.+ Wiesen-<br />
gemischt<br />
schlüsselblume:<br />
Pulsatilla vulgaris Gewöhnliche Küchenschelle<br />
Rhinanthus alectorolophus Zottiger Klappertopf<br />
Rhinanthus glacialis Begrannter Klappertopf<br />
?????, alt Riesenbinse<br />
Salvia pratensis Wiesensalbei<br />
Salvia sclarea Muskatellersalbei<br />
Salvia glutinosa Klebrige Salbei<br />
Salvia verticillata Quirlblütiger Salbei<br />
Sanguisorba officinales Großer Wiesenknopf<br />
Saponaria officinalis Gemeines Seifenkraut<br />
Scabiosa columbaria Taubenkopfskabiose<br />
Scabiosa ochroleuca Gelbe Skabiose<br />
Scabiosa triandra Südliche Skabiose<br />
Scrophularia nodosa Knotige Braunwurz<br />
Silene armeria Nelken-Leimkraut<br />
Silene coronaria Alba Kronenlichtnelke,<br />
Vexiernelke<br />
Silene dioica<br />
Silene flos-jovis<br />
(siehe Lychnis flos-jovis)<br />
Rote Lichtnelke<br />
Silene otites Öhrchen-Leimkraut<br />
Silybum marianum,<br />
wenig, alt<br />
Mariendistel<br />
Sparganium erectum Ästiger Igelkolben<br />
Succisa pratensis Gewöhnlicher<br />
Teufelsabbiss<br />
Tanacethum<br />
parthenifolium<br />
Staubige Margerite<br />
Teucrium botrys Traubengamander<br />
Thalictrum galioides Labkraut-Wiesenraute<br />
Tragopogon orientalis Großer Wiesen-Bocksbart<br />
Tragopogon pratensis Wiesenbocksbart<br />
Trifolium pratense Roter Wiesenklee<br />
Tussilago farfara Huflattich<br />
Verbascum lychnites Mehlige Königskerze<br />
Verbascum nigrum Schwarze Königskerze<br />
Verbascum speciosum Prachtkönigskerze
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
<strong>Naturgarten</strong>-Profi<br />
Mit Landschaftsarchitekt Heiner Luz über das Münchner Buga-Gelände von 2005 zu gehen, ist wie<br />
einem zu lauschen, der 100 Hektar Blumenwiesen angelegt hat. Fachwissen life...<br />
Teilnehmer aus 3 Ländern<br />
In von Reinhard Witt geplanten Privatgärten<br />
werden Pflanzen entdeckt, die es nirgendwo<br />
sonst im Handel gibt. Bitte mal kurz weggucken,<br />
wir nehmen ein oder zwei (?) Ableger...<br />
Referent Robert Schmidt, eine Koryphäe in Holz<br />
und Seilbau, erklärt anhand der von den Profis<br />
gebauten Modelle die sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen.<br />
Bodenprobenentnahme mit Ulrike Aufderheide<br />
Wie geht´s überhaupt dem <strong>Naturgarten</strong>-Profi,<br />
jenem zweijährigen<br />
Lehrgang zur Fort- und Ausbildung,<br />
der in einer Prüfung zum neuen Fachbetrieb<br />
für Naturnahes Grün – empfohlen<br />
von Bioland münden kann? Zwei dicht mit<br />
Stoff gepackte Kurswochenenden liegen<br />
bereits hinter den ersten 16 zukünftigen<br />
Profis. Betrachten wir das zunächst mit den<br />
Augen einer Lehrenden. Wie sagte Ulrike<br />
Aufderheide als überaus kompetente Referentin<br />
für di e schwierigen Bereiche Naturnahe<br />
Planung und Bautechnik doch gleich:<br />
„Ich bin unglaublich stolz, dass ich diesen<br />
hoch motivierten Leuten mein Wissen weiter<br />
geben darf. Da wächst dem Verein etwas<br />
ganz Besonders heran. Es ist so schade,<br />
dass ich diesen Kurs nicht weiter begleite.“<br />
Oder Johannes Burri, weitgereister und -<br />
mag sein -weltbester Blumenwiesen-Spezialist<br />
aus Schweizer Gefilden: „ Diese Leute<br />
sind unglaublich. So klar, so strukturiert.<br />
Die stellen schon so viele punktgenaue Fragen“.<br />
Und Robert Schmitt, zuständig für Sicherheit<br />
und Holz- Seilbautechnik in Natur-<br />
Erlebnis-Räumen: „So ein Mist. Ich würde<br />
diesen Lehrgang so gerne selber machen,<br />
aber ich habe einfach keine Zeit dafür.“ Für-<br />
Modellbau nach Dillinger Weg ist ein zentraler Lerninhalt. Doch wie wertet man die in diesem Fall von<br />
den <strong>Naturgarten</strong>-Profis selbstgebauten Modelle aus? Das wird eingeübt, dazu gibt es Kniff und Tricks.<br />
wahr, es gibt wohl keine besser motivierte<br />
Truppe, die so offen ist und so viel Power<br />
hat wie die 16 Neuen des 1. Lehrgangs.<br />
Und aus Sicht der Teilnehmer? Zwei aus<br />
der Schweiz, zwei aus Luxemburg, der<br />
Rest aus ganz Deutschland, vom Staudengärner-Lehrling<br />
über hochkarätige Naturschutz-Verwaltung,<br />
praktizierende Landschaftsarchitekten<br />
bis hin zur erfolgreichen<br />
Spielraum-Planer-Crew oder führenden<br />
Galabau-Unternehmen ist alles dabei. Ein<br />
kunterbunter Haufen. Wer diese schon nach<br />
kurzer Zeit zur spürbaren Einheit gewachsenen<br />
Menschen begegnet, muss sich auf<br />
hartes Training vorbereiten: Bauchmuskeln!<br />
Ja, eigentlich Nebeneffekt, ist Bauchmuskeltraining<br />
doch ungemein wichtig geworden.<br />
Denn es wird wohl nirgends so herzlich<br />
und so viel gelacht wie hier. Die Teilnehmer<br />
schätzen am Kurs die kompetenten Referenten,<br />
eine immer ansprechbare Kursleitung<br />
und vor allem seine Offenheit. Angstfreies<br />
gemeinschaftliches Lernen ohne<br />
Dogmata und Scheuklappen ist vielleicht<br />
das Hauptkennzeichen des Kurses.<br />
Ein Beispiel: Beim Thema Blumenwiesen<br />
bekamen die zukünftigen <strong>Naturgarten</strong>-Pro-<br />
fis gleich drei gängige Methoden praxisnah<br />
serviert: Die berüchtigte Witt-Methode mit<br />
Kiesorgien und Kompost, dafür jederzeit<br />
einsatzbereit. Das Burri-Verfahren aus der<br />
Schweiz, mit dem man auf nahezu jedem<br />
Boden ohne Veränderung erfolgreich ist.<br />
Und zum Schluss alle Verfahren der oberbodenlosen<br />
Begrünung von der erstklassigen<br />
Anita Kirmer, Referentin der Fachhochschule<br />
Sachsen-Anhalt. Von Spontanbegrünung,<br />
ihren Vor- und Nachteilen, über erstklassige<br />
Wildblumen-Mischungen bis hin zu ganz<br />
gezielten Einzelansaaten reichte das Spektrum.<br />
Und das, so einer der Teilnehmer,<br />
„wertfrei und neutral serviert, so dass sich<br />
jeder ein eigenes Bild machen kann.“<br />
Zur Zeit rollt die große Praktikawelle durch<br />
Deutschlands Fachbetriebe für naturnahes<br />
Grün – empfohlen von Bioland. Denn<br />
20 Tage Praktikum müssen erst einmal<br />
gefunden und bewältigt werden. Bei Kerstin<br />
Gruber, Ulrike Aufderheide, Dorothee<br />
Dernbach und Reinhard Witt haben schon<br />
etliche Praktikanten Praxisluft geschnuppert.<br />
Das geht so weiter. Und weiter gehts<br />
dann auch im Mai mit realen Naturgärten,<br />
im Juli mit der Wildpflanzen-Bestimm- und<br />
Verwende-Einheit, etc.<br />
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
Und das sagen die Teilnehmer<br />
aus dem laufenden Kurs:<br />
„…schon nach den ersten beiden Einheiten<br />
sind wir voll Mut und Zuversicht<br />
in unsere Gemeinde gegangen. Das Interesse<br />
war so groß, dass wir sogar Aufträge<br />
ablehnen mussten. Wir sind gut vorbereitet<br />
– dank Eurem tollen Lehrgang!“<br />
Ä. Erpelding, L-Mertzig<br />
„…für diesen Kurs ist mir kein Weg zu<br />
weit… so was Professionelles, Praxisnahes<br />
habe ich noch nie erlebt…“<br />
D. Hubacher, CH-Bern<br />
„…so viel gelacht habe ich noch nirgends<br />
anders. Wir sind alle hochmotiviert und<br />
trotz der Freude am Miteinandersein lernen<br />
wir unglaublich intensiv in der kurzen<br />
Zeit…“ B. Amon, D- Meinhard<br />
Im November 2010 startet der <strong>Naturgarten</strong>verein<br />
den nächsten zweijährigen<br />
be rufs begleitenden Lehrgang<br />
zum Na tur garten-Profi. Weitere Informationen<br />
fin den Sie im Internet unter:<br />
http://www.naturgarten-fachbe triebe.<br />
de/naturgartenprofi/index_0.1html.<br />
oder können in der Geschäftsstelle des<br />
<strong>Naturgarten</strong>vereins angefordert werden.<br />
Wer sich einen Platz sichern will,<br />
sollte sich bald anmelden, die Plätze<br />
sind begrenzt. Rückfragen unter:<br />
Dorothee.Dernbach@naturgarten.org<br />
Man hätte die Antwort auf die Frage, wie es<br />
dem Profi geht, auch sehr viel kürzer halten<br />
können: „Gut. Sehr gut sogar. „ Und während<br />
der erste Lehrgang sich bravourös<br />
schlägt, rollt schon der zweite auf uns zu.<br />
Ab November läuft Profi 2. Vielleicht hat jemand<br />
von den Firmen im <strong>Naturgarten</strong> e.V.<br />
Lust? Mehr Qualifizierung in kürzerer Zeit<br />
für weniger Geld geht kaum.<br />
Dorothee Dernbach<br />
104 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 105
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
Veranstaltungen<br />
von Juni bis September 2010<br />
Dieses Jahr wurden wieder sehr viele interessante Veranstaltungen gemeldet.<br />
Herzlichen Dank an alle, die ihren Termin auf der <strong>Naturgarten</strong>-Homepage eingetragen<br />
haben. Diese Veranstaltungen lagen uns bei Redaktionsschluss vor:<br />
Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />
Sonntag,<br />
13. Juni bis<br />
Mittwoch,<br />
16. Juni<br />
ab 9.00 Uhr<br />
Freitag,<br />
18. Juni<br />
13:00 - 17:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
19. Juni<br />
9:45 - 17:00 Uhr<br />
Sonntag,<br />
20. Juni<br />
11:00 - 18:00 Uhr<br />
Freitag,<br />
25. Juni bis<br />
Samstag,<br />
26. Juni<br />
14:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
26. Juni<br />
14.00 - 19.00 Uhr<br />
Samstag,<br />
26. Juni<br />
10.00 - 16.00 Uhr<br />
Samstag,<br />
26. Juni<br />
11:00 - 13:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
26. Juni<br />
13:00 - 17:00 Uhr<br />
Sonntag,<br />
27. Juni<br />
10:15 -17:00 Uhr<br />
Exkursion: Naturnah Unterwegs in Deutschland.<br />
Suchen Sie Beispiele für Ihre eigene Gartengestaltung<br />
oder Anregungen für Ihre berufliche Weiterentwicklung?<br />
<strong>Naturgarten</strong>mitglieder zeigen uns ihre Projekte, wir<br />
lernen regionaltypische und individuelle Unterschiede<br />
kennen. Für Mitglieder und Nichtmitglieder.<br />
Kräuterseminar mit Markus Bruderhofer. Zubereitung<br />
und Verkostung von verschiedenen kalten und warmen<br />
Kräutergerichten.<br />
Lebensräume für Schmetterlinge: fördern und<br />
bewahren. Frühlingszeit heißt Schmetterlingszeit.<br />
Doch die grazilen Flugkünstler sind bedroht. Intensive<br />
Landwirtschaft, Umweltgifte und Bauboom schränken<br />
ihren Lebensraum immer weiter ein. Dieser Entwicklung<br />
möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)<br />
Landesverband Baden-Württemberg mit seinem mehrjährigen<br />
Naturschutzschwerpunkt -Schmetterlingsland<br />
Baden-Württemberg- entgegen wirken.<br />
Gartentraumsonntag. Informationen zu Gartendesign<br />
und Bepflanzungsplanung, Barrierefreies Gärtnern<br />
und Gartentherapie; Kräuterspaziergänge, Gartentees<br />
(Verkostung und Abgabe gegen Spende), Pflanzentauschbörse,<br />
Gartenbeleuchtung am Vorabend...<br />
Einführungsveranstaltung des fachdidaktischen Qualifikationslehrgangs<br />
der Pädagogischen Hochschule<br />
Karlsruhe. NaDiQuAk ist ein neues anwendungsorientiertes,<br />
fachdidaktisches Weiterbildungsangebot der<br />
Pädagogischen Hochschule Karlsruhe für Berufs(wieder)<br />
einsteigerInnen der Studienrichtung Biologie und angrenzender<br />
Disziplinen. Der Lehrgang qualifiziert besonders<br />
für die Natur- und Umweltbildung an schulischen<br />
und außerschulischen Bildungseinrichtungen.<br />
Schwimmteichexkursion. Die Gartenreise führt Sie<br />
in kleine Gärten mit Mini-Badeteichen und grösseren<br />
Anlagen. Allesamt individuell gestaltet und ganz auf die<br />
Bedürfnisse der jeweiligen Benutzenden abgestimmt.<br />
Eine Erlebnisexkursion, die auch für Kinder geeignet ist.<br />
Am Schluss lockt ein Apéro am Naturpool und wer Lust<br />
hat, kann ein erfrischendes Bad nehmen.<br />
Tag der offenen Gartentür: Natur-Schau-Garten der<br />
Familie Witt. Natursteinterrasse, junge und alte Naturteiche,<br />
Wildrosen, einheimische Wildpflanzen und vieles<br />
mehr erwartet die Besucher.<br />
Seltene Wildstaudengesellschaften. Wildstaudenkunde<br />
und -pflege: Wir verschönern für den Tag des Botanischen<br />
Gartens unsere Wildstaudenbeete und sammeln<br />
Blumenwiesensträuße zur Tischdekoration<br />
Leichte Kräuterküche. Kräuter sind für produktive<br />
Köche die Seele der Kochkunst. Lassen Sie sich deshalb<br />
einmal von den Multitalenten der Kräuter und Ihrer<br />
Blüten mitsamt ihrer Würze, ihren Düften und ihren<br />
wertvollen Inhaltsstoffen verwöhnen. Nach einleitenden<br />
Worten wollen wir mit Ihnen vollwertige Gerichte unter<br />
anderem aus dem Orient und dem Mittelmeer, sowie<br />
süße Speisen kochen.<br />
Tag des Botanischen Gartens. Auch dieses Jahr<br />
erwartet Sie wieder ein bunter Programmmix aus Musik,<br />
bildenden Künstlern, Kulinarisches, Gartenführungen<br />
und vielen Informationen rund ums Grün.<br />
37181<br />
verschiedene Orte:<br />
Hardegsen-Bielefeld-<br />
Bersenbrück-Bremen-<br />
Hamburg<br />
D 78247<br />
Hilzingen-Binningen<br />
D 70191 Stuttgart<br />
D 49565 Bramsche<br />
OT Kloster Malgarten<br />
D 76133 Karlsruhe<br />
CH 9545 Wängi<br />
Anmeldungen und Auskünfte:<br />
Kerstin Lüchow, Tel. 07131-27 99 302 oder<br />
E-mail: kerstinluechow@web.de,<br />
Kosten: 160 Euro (135 Euro reduziert,<br />
195 Euro Nichtmitglieder)<br />
Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />
Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />
Anmeldung erforderlich!, Kosten: € 20<br />
BUND Landesgeschäftsstelle, Tel.: 0711 6206-0,<br />
anmeldung.bund.bawue@bund.net,<br />
Wir freuen uns auf Ihre zahlreiche Teilnahme.<br />
Ihr BUND-Team Baden-Württemberg,<br />
Kosten: kostenlos<br />
Kosten: 3,00<br />
Sekretariat Frau Hermann 9:00 -12:00, Tel. 0721/9254265,<br />
Email: NaDiQuAk@ph-karlsruhe.de,<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
Kosten: ab 110 Euro<br />
Frauenfelderstrasse 27 - CH-9545 Wängi,<br />
Telefon 0041 52-378 2184, Telefax 0041 52-378 2186,<br />
info@gartenland.ch - www.gartenland.ch,<br />
Kosten: Fr. 80.-<br />
D 85570 Ottenhofen Dr. Reinhard Witt, Quellenweg 20, 85570 Ottenhofen,<br />
Ortsteil Herdweg, Tel.: 08121/46483 oder 6828, www.<br />
reinhard-witt.de<br />
D 41464 Neuss Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />
Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />
Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />
Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />
im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />
unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />
D 78247<br />
Hilzingen-Binningen<br />
D 41464 Neuss<br />
Termin: 26.06.2010, 13.00 – 17.00 Uhr,<br />
Maximal 20 Personen,<br />
Anmeldung erforderlich!, Kosten: € 28<br />
Ausrichter: Freunde und Förderer des Botanischen<br />
Gartens Neuss. Der Botanische Garten befindet zwischen<br />
Körner- und Bergheimer Straße inmitten von Neuss.<br />
Kosten: kostenlos<br />
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />
Samstag,<br />
Planung und Bau eines Kräuterbeetes. Von der<br />
D 55232 Alzey<br />
Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei Strickler,<br />
3. Juli<br />
Planung bis zur Ernte. Planung und Bau eines Kräuter-<br />
Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de,<br />
9:00 - 15:00 Uhr beetes, Infos zu Pflege und Ernte.<br />
www.gaertnerei-strickler.de, Kosten: 30,00 €<br />
106 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 107<br />
Donnerstag,<br />
15. Juli bis<br />
Sonntag, 18. Juli<br />
14:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
17. Juli<br />
14:00 - 17:00 Uhr<br />
Freitag,<br />
23.Juli bis<br />
Samstag,<br />
24.Juli<br />
Samstag,<br />
24. Juli<br />
11:00-13:00 Uhr<br />
Sonntag,<br />
15. August<br />
10:00 - 18:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
21. August<br />
11:00-13:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
21. August<br />
14:00 - 17:00 Uhr<br />
Freitag,<br />
27. August<br />
18:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
28. August<br />
9:30 - 16:00 Uhr<br />
Samstag,<br />
28. August<br />
09:00 - 15:00 Uhr<br />
Freitag,<br />
3. September bis<br />
Samstag,<br />
4. September<br />
14:00 - 18:00 Uhr<br />
Sommer - Workshop. Insekten – im Wasser, an Land, im<br />
Boden und in der Luft<br />
Herstellung von Essigen und Ölen, mit Wildkräutern,<br />
Blüten und Gewürzen angereichert. Essige und Öle<br />
anreichern mit Wild und Gartenkräuter–Gewürzkombinationen,<br />
Verwendung von ätherischen Öle, Herstellung<br />
eines Gemüse-Grilldressings für Sommergemüse,<br />
Verschiedene Rezepte und Anregungen<br />
Chemie im Alltag. Farben des Regenbogens im<br />
Reagenzglas erforschen und experimentieren<br />
Die Stauden des Lärchen- und des Buchenwaldes.<br />
Wir pflegen gemeinsam die Staudenbeete unserer<br />
Lärchen- und Buchenwaldgesellschaft, getreu unserm<br />
Motto: Jäten, schauen, kennenlernen<br />
Tomaten für alle Sinne – zu Gast im Kulturhof<br />
Eckelsheim. Über 40 Tomatensorten aus Bioanbau zum<br />
Anschauen und Probieren, Gemüse, Bio-Saatgut, Kräutermarkt,<br />
Speiseöle, Bio-Honig, Bücher, Kunst aus Ton u.a.<br />
sowie kulinarische Genüsse rund um die Tomate aus der<br />
Kulturhof-Küche.<br />
Wiesenkunde: Wiesentypen und -pflanzen. Wir mähen<br />
unsere Wiesen - Wiesenkunde und Mahd mit Abräumen.<br />
Wer will, nimmt sich einen schönen duftenden Wiesenblumenstrauß<br />
mit nach Hause<br />
Herstellung von un-Kräutersalz und Kräutermischungen.<br />
Seminar mit Ute Frommherz<br />
Spätsommerführung im Na Schau!. Lassen Sie sich von<br />
uns durch die Anlage führen und lauschen Sie unseren<br />
Ausführungen und dem Zirpen der Grillen.<br />
Lust auf Kräuter - Verwendung in der Küche.<br />
Bei einer kleinen Wanderung werden wir wilde Kräuter<br />
erkennen, bestimmen und erfahren wofür sie nützlich<br />
sind. Dazu sammeln wir einige, um sie später einem sättigenden<br />
Gericht zu verarbeiten und dieses gemeinsam<br />
zu genießen.<br />
Praxis-Seminar -Kiesgartenbeet- Planung, Anlage<br />
und Pflege. Einen Lebensraum für seltene Pflanzen und<br />
Tiere schaffen.<br />
Heuschrecken - sprunghafte Musikanten unter<br />
den Insekten. Bestimmung anhand optischer und<br />
akustischer Merkmale, unterschiedliche Lauterzeugungs-<br />
und Hörorgane, Farbvarianten und Tarnung<br />
sowie unterschiedliche Ausbreitungspotentiale sollen<br />
Gegenstand dieses Moduls sein. Workshop im Rahmen<br />
des fachdidaktischen Qualifikationslehrgangs der<br />
PH-Karlsruhe NaDiQuAk<br />
D 76133 Karlsruhe Sekretariat Evelyn Herrmann, fon 0721/925-4265,<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
Kosten: 315 €<br />
D 78247<br />
Hilzingen-Binningen<br />
D 76133 Karlsruhe<br />
D 41464 Neuss<br />
D 55599<br />
Eckelsheim/Rhh.<br />
D 41464 Neuss<br />
D 78247<br />
Hilzingen-Binningen<br />
D 55128<br />
Mainz Bretzenheim<br />
D 49434<br />
Neuen kirchen-Vörden<br />
D 55232 Alzey<br />
Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />
Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />
Kosten € 25 inkl. Material, Anmeldung erforderlich!<br />
Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />
Tel. 0721/925-4265,<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
Kosten: 110 Euro<br />
Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />
Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />
Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />
Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />
im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />
unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />
Ort: Kulturhof, Kirchstr. 5, 55599 Eckelsheim/Rhh.,<br />
Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzen gärtnerei Strickler,<br />
Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de,<br />
www.gaertnerei-strickler.de,<br />
Kosten: kostenlos<br />
Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Botanischer<br />
Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />
Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />
Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />
im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />
unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />
Syringa - Duftpflanzen und Kräuter. Tel. 07739 - 1452<br />
u. info@syringa-samen.de. Kosten: € 20,- pro Person inkl.<br />
Material, Anmeldung erforderlich!<br />
Infos: www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis Naturnahes<br />
Grün, Lokale AGENDA 21, Tel. 06131 35967. Na Schau!<br />
der Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz Bretzenheim,<br />
Mühlweg, Straßenbahn 52, Haltestelle Lindenmühle/Naturschaugarten,<br />
Kosten: kostenlos, über Spenden<br />
freuen wir uns!<br />
Treffpunkt: Wenstrup 19, Neuenkirchen-Vörden,<br />
Wegbeschreibung wird bei Anmeldung erstellt,<br />
Gebühr: 60,00 Euro p. P., Referentinnen: Silke Bicker,<br />
Gisela Mustermann-Fiedler (Bäuerin), Kosten: 60,00<br />
Ort: Gärtnerei & Kräuterhof Strickler, an der B271<br />
(= gegenüber Wormser Str. 78), 55232 Alzey, Preis inkl.<br />
Mittagsimbiss und Getränke, Anmeldung bis 18.08.10,<br />
max. 20 Teilnehmer, Mitzubringen: festes Schuhwerk,<br />
Arbeitshandschuhe, ggf. Sonnenschutz, Kontakt: Kräuter-<br />
und Wildpflanzengärtnerei Strickler, Tel.: 06731/3831,<br />
E-Mail: strickler@t-online.de, www.gaertnerei-strickler.de,<br />
Kosten: 30,00 Euro/Person<br />
D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat Evelyn Herrmann,<br />
fon 0721/925-4265,<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
Kosten: 110 €
Wissenschaft, Forschung und Weiterbildung<br />
Termin Thema Ort Kontakt + Infos<br />
Freitag,<br />
Rosengewächse und Rauhblattgewächse.<br />
D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />
3. September bis Workshop im Rahmen des fachdidaktischen Qualifi-<br />
fon 0721/925-4265,<br />
Samstag,<br />
kationslehrgangs der PH-Karlsruhe NaDiQuAk<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
4. September<br />
14:00 - 18:00 Uhr<br />
Kosten: 110 €<br />
Freitag,<br />
Fotoprojektionen im Naturschaugarten. Auf eine D 55128<br />
Infos: www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis<br />
10. September Leinwand werden wir die schönsten Bilder des Fotowett- Mainz Bretzenheim Naturnahes Grün, Lokale AGENDA 21, Tel. 06131 35967,<br />
20 Uhr<br />
bewerbs zum Naturschaugarten zeigen. Nehmen Sie<br />
Na Schau! - der Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz<br />
eine Decke mit, vielleicht ein Teelichtchen und Lust und<br />
Bretzenheim, Mühlweg, Straßenbahn 52,<br />
Laune auf wunderschöne heimische Pflanzen, die mit<br />
Haltestelle Lindenmühle/Naturschaugarten.<br />
dieser Bildershow gewürdigt werden.<br />
Kosten: kostenlos<br />
Freitag,<br />
Muscheln und Schnecken - Tiere sammeln leicht D 76133 Karlsruhe Anmeldung: Sekretariat, Evelyn Herrmann,<br />
10. September bis gemacht. Vorgehensweisen des Sammelns sowie die<br />
fon 0721/925-4265,<br />
Samstag,<br />
Ökologie der Mollusken sollen Inhalt dieses Moduls sein.<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
11. September<br />
14:00 - 18:00 Uhr<br />
Kosten: 110 €<br />
Samstag,<br />
Herbstfest bei Syringa. Wir laden Sie herzlich ein, zu uns D 78247<br />
Syringa - Duftpflanzen und Kräuter.<br />
11. September in die Gärtnerei, unseren Vorträgen zu lauschen und ein Hilzingen-Binningen Tel. 07739 - 1452 und info@syringa-samen.de.<br />
10:00 - 18:00 Uhr paar tolle Anregungen und Tipps mitzunehmen.<br />
Kosten: Eintritt frei!<br />
Mittwoch,<br />
Herbstführung im Naturschaugarten. Wir möchten D 55128<br />
www.mainz-naturnah.de, Arbeitskreis Naturnahes Grün,<br />
15. September Ihnen viel Spannendes zu den heimischen Pflanzen in Mainz Bretzenheim Lokale, AGENDA 21, Tel. 06131 35967, Na Schau! - der<br />
17 Uhr<br />
der Anlage erzählen. Nehmen Sie sich frei und kommen<br />
Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz Bretzenheim,<br />
mal vorbei!<br />
Mühlweg, Straßenbahn 52, Haltestelle Lindenmühle/<br />
Naturschaugarten, Kosten: kostenlos<br />
Freitag,<br />
Einführungsveranstaltung des fachdidaktischen Qua- D 76133 Karlsruhe Sekretariat Frau Hermann 9:00 -12:00 ,Tel. 0721/9254265,<br />
17. September bis lifikationslehrgangs NaDiQuAk der Pädagogischen<br />
Email: NaDiQuAk@ph-karlsruhe.de,<br />
Samstag,<br />
Hochschule Karlsruhe. NaDiQuAk - der neue Qualifi-<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/<br />
18. September kationslehrgang Umweltbildung der Pädagogischen<br />
Kosten: ab 110 Euro<br />
14:00 Uhr<br />
Hochschule Karlsruhe.<br />
Samstag,<br />
Wildpflanzen am Naturstandort. Mit dem Niederr- D 40000 Düsseldorf Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Bota-<br />
18. September heinRANGER unterwegs: Die Herbst-Zeitlosen in der<br />
nischer Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />
14:30-17:30 Uhr Urdenbacher Kämpe<br />
Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />
Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Biologische Station<br />
Haus Bürgel, Kosten: kostenlos<br />
Samstag,<br />
Die Stauden des Lärchen- und des Buchenwaldes. D 41464 Neuss Veranstalter: Botanik-Freunde im Förderverein Bota-<br />
18. September Und ewig lockt der Lärchenwald - kennen Sie schon<br />
nischer Garten Neuss, Leitung: Frank Willemsen,<br />
11:00-13:00 Uhr unsere einheimischen Rhododendren?<br />
Fa. NiederrheinRANGER Naturgärten Willemsen,<br />
Kontakt: 0176 - 93117186, Treffpunkt: Zentraler Schulgarten<br />
im Botanischen Garten Neuss, Bergheimer Str. 67,<br />
unter der alten Blauzeder, Kosten: kostenlos<br />
Sonntag,<br />
SonntagSpaziergang. D 49076 Osnabrück Treffpunkt: Parkplatz an der Sedanstraße (hinten am Wald),<br />
19. September<br />
Osnabrück, Kosten: 9,00 Euro p. P., Kinder 4,50 Euro.<br />
10:00 – 11:30 Uhr<br />
Bitte vor Ort passend bar entrichten, Informationen<br />
unter: www.naturerlebnisbuero-bicker.de!<br />
Samstag,<br />
Geh wohin Dein Herz dich trägt. Sich eine Auszeit D 49074 Osnabrück Bitte mitbringen: bequeme, wetterfeste Schuhe und<br />
25. September nehmen, neue Energie sammeln für neue Aufgaben,<br />
Kleidung, 1 Handtuch, etwas zu trinken, Teebecher,<br />
10:30 - 17:00 Uhr Situationen klären... Im Sinne der Medizinwanderung,<br />
Treffpunkt: wird nach der Anmeldung mitgeteilt, Teil-<br />
mit wenig Verpflegung und ohne zerstreuende Ablennehmeranzahl:<br />
3 - 5 Personen, Gebühr: 99,00 Euro inkl.<br />
kung gibt es Möglichkeiten Fragen zu klären und sich<br />
Ver pflegung, Leitung: Silke Bicker (Naturerlebnispäda-<br />
auf die kommende Zeit einmal anders vorzubereiten.<br />
gogin), Anmeldung bis 06.09.2010<br />
Samstag,<br />
Fortbildung: Sinnesschulung für Erwachsene. Auf D 49565 Bramsche Mitzubringen: warme Socken, Decke für draußen, feste<br />
25. September ungewöhnliche Art wird einprägsam auf jeden Sinn<br />
Schuhe, Wetterschutzkleidung, Schreibzeug,<br />
12:00 - 18:00 Uhr einzeln eingegangen. Dabei probieren wir verschiedene<br />
Ort: Kloster Malgarten bei Bramsche, Treffpunkt wird bei<br />
Übungen und kleine Spiele aus, um jeden Sinn auf eige-<br />
Anmeldung bekannt gegeben. Kursgebühr: 35,00 Euro<br />
ne Weise zu erfahren und (neu) zu entdecken<br />
p. P., Referentin: Silke Bicker<br />
Samstag,<br />
Praxis-Seminar -Obst aus dem eigenen Garten von D 55232 Alzey/Rhh. Ort: Gärtnerei & Kräuterhof Strickler, an der B271<br />
25. September Mai bis Oktober. Planung und Anlage eines Obstgar-<br />
(= gegenüber Wormser Str. 78), 55232 Alzey, Preis inkl.<br />
09:00 - 15:00 Uhr tens. Pflege und Verwendung.<br />
Mittagsimbiss und Getränke, Anmeldung bis 15.09.10,<br />
max. 20 Teilnehmer, Mitzubringen: festes Schuhwerk,<br />
Arbeitshandschuhe, ggf. Sonnenschutz.<br />
Kontakt: Kräuter- und Wildpflanzengärtnerei Strickler,<br />
Tel.: 06731/3831, E-Mail: strickler@t-online.de, Internet:<br />
www.gaertnerei-strickler.de, Kosten: 30,00 Euro p. P.<br />
Donnerstag,<br />
Herbst - Workshop. Spuren von Wirbeltieren im Lebens- D 76133 Karlsruhe Workshop im Rahmen des fachdidaktischen Qualifikati-<br />
30. September bis raum Aue erkunden-Gewässer mit Gummistiefel und<br />
onslehrgangs der PH-Karlsruhe NaDiQuAk, Anmeldung:<br />
Sonntag, 3. Oktober Küchensieb erforschen – Methoden der Gewässerunter-<br />
Sekretariat Evelyn Herrmann, fon 0721/925-4265,<br />
14:00 Uhr<br />
suchung<br />
www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak/, Kosten: 315 Euro<br />
Literaturtipps<br />
Norbert Novak: Heimische Orchideen in Wort und Bild<br />
ISBN 978-3-7020-1261-8, 2., kompl. überarb. Auflage, 112 Seiten, über 150 Farbabbildungen, 14,8 x 21 cm, brosch. Preis: € 14,90<br />
Kennen Sie den Keuschständel,<br />
Widerbart oder Dingel? Welche<br />
Pflanzenfamilie schafft es, so<br />
viele Naturliebhaber zu begeistern?<br />
Wer lässt sich (fast) nicht<br />
kultivieren, überrascht durch<br />
ungewöhnliche Blütenökolo-<br />
gie und reagiert empfindlich<br />
auf Umweltstörungen?<br />
Die Antwort ist leicht: es ist die<br />
Familie der Orchideen, genauer<br />
gesagt: unserer einheimischen<br />
Orchideen. Egal ob auf Exkursionen,<br />
Spaziergängen oder im<br />
eigenen Garten - sobald wir sie<br />
entdecken, werden Kameras<br />
gezückt und die Frage aller Fragen<br />
gestellt: wer wächst denn<br />
da vor unseren Füßen? Mit diesem<br />
Buch ist die Bestimmung<br />
der einheimischen Orchideen<br />
nun auch für Anfänger sehr gut<br />
möglich.<br />
In der Einleitung wird der Leser<br />
mit den wichtigsten botanischen<br />
Grundkenntnissen,<br />
einem Bestimmungsschlüssel<br />
und den Thema Gefährdung<br />
In diesen Tagen werden die ersten<br />
wieder erblühen. Die Weiden.<br />
Und damit kommt das Buch<br />
gerade zur rechten Zeit. Denn<br />
Weiden gehören nach Eichen<br />
zu den wichtigsten heimischen<br />
Gehölzen weit und breit. Dieses<br />
Buch legt Zeugnis davon ab. Es<br />
ist eine ungeheure Fleißarbeit<br />
aus der Feder der bekannten<br />
Insektenautoren Helmut und<br />
Margrit Hintermeier. Die beiden<br />
haben sich der für viele unattraktiven<br />
und außerhalb der<br />
Blütezeit auch unauffälligen<br />
Weiden angenommen. Mit der<br />
und Schutz der Orchideen<br />
vertraut gemacht. Anschließend<br />
werden rund 75 Orchideenarten<br />
aus Österreich,<br />
Deutschland und der Schweiz<br />
vorgestellt. Jede Art wird mit<br />
den wesentlichen Merkmalen,<br />
einem Steckbrief und meistens<br />
vier wunderschönen Fotos charakterisiert.<br />
Von der Übersichtsaufnahme<br />
(häufig Pflanzengesellschaften)<br />
bis zur Detail- und<br />
Makroaufnahme der Blüte werden<br />
die schönsten Momente<br />
im Leben der jeweiligen Art<br />
gezeigt.<br />
Sehr interessant ist auch der<br />
Hinweis auf das 2005 gegründete<br />
Österreichische Orchideenschutz-Netzwerk<br />
ÖON: Dieser<br />
Verein möchte mit Hilfe von<br />
ihnen gegebenen außergewöhnlichen<br />
Sorgfalt haben sie<br />
alles an ökologischem Wissen<br />
über die vielen verschiedenen<br />
unserer Weiden zusammengetragen.<br />
Wir beschäftigen uns<br />
folglich zunächst ein wenig mit<br />
der Botanik der Weiden. Auf 129<br />
Seiten folgt danach ihre Tierwelt:<br />
Das ist eine Fundgrube<br />
für ökologische Interessierte.<br />
Welche Schmetterlinge finden<br />
sich ein, welche ihrer Raupen?<br />
Und wie viele Wildbienen wurden<br />
hier gesichtet? Wie steht es<br />
mit Hornissen auf Weiden, mit<br />
ehrenamtlichen Experten und<br />
motivierten Laien die Entwicklung<br />
von Orchideenpopulationen<br />
beobachten und kartieren,<br />
Einflüsse des Klimawandels<br />
untersuchen und sich für den<br />
Orchideenschutz einsetzen:<br />
www.austrianorchids.org<br />
Die Beschreibung der einzelnen<br />
Arten hätte vielleicht etwas<br />
ausführlicher sein können,<br />
v.a. unterschiedliche Fortpflanzungsmechanismen<br />
und andere<br />
arteigene Besonderheiten<br />
würden so manchen Leser<br />
interessieren. Aber so bleibt<br />
den Orchideen vielleicht auch<br />
zukünftig ihre geheimnisvolle<br />
Ausstrahlung erhalten?<br />
108 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 109<br />
Kerstin Lüchow<br />
Helmut und Margrit Hintermeier: Die Weide. Baum und Strauch für Tier und Mensch.<br />
200 Seiten, 201 Farbfotos, 37 Bildtafeln.<br />
Bezug: Helmut Hintermeier, Ringstr. 2, 91605 Gallmersgarten. Tel. 09843/97803. Email: helmut_hintermeier@web.de<br />
Buchbesprechungen<br />
Blattwespen oder der Weidenjungfer<br />
- einer Libellenart? Das<br />
ist das Hauptwerk. Ergänzt wird<br />
es durch ein kürzeres Kapitel<br />
der Verwendung von Weiden<br />
in der Landschaft, der Vermehrung,<br />
etwas vom Flechten und<br />
Mythologie. Doch wie gesagt:<br />
Der Hauptgewinn steckt in seinen<br />
ökologischen Daten. Für<br />
Menschen, die mehr über die<br />
Tiere an ihren Weiden wissen<br />
möchten und Weiden bewusst<br />
pflanzen, ist das Buch geschrieben.<br />
Reinhard Witt
Buchbesprechungen<br />
Reinhard Witt: Naturnahe Rosen.<br />
Garten- und Wildformen – Blütenfülle, Hagebuttenpracht, Ökologie.<br />
Das etwas andere Rosenbuch - die besten Sorten. 364 Seiten, 742 Fotos. Großformat 23,5 x 28,5 cm, gebunden. Verlag <strong>Naturgarten</strong>,<br />
Ottenhofen 2010. ISBN 978-3-00-027547-0, € 39,95. Nicht im Buchhandel! Erhältlich über Buchshop: www.reinhard-witt.de.<br />
Reinhard Witt hat mit seinem<br />
neuen Buch den unendlichen<br />
Weiten der Rosenliteratur ein<br />
weiteres Werk hinzugefügt.<br />
Und was für eins! Auf 364 Seiten<br />
breitet sich vor dem Leser ein<br />
ungeheuerlicher Wissensschatz<br />
über einheimische Wildrosen<br />
und vom Autor als naturnah<br />
eingestufte Gartenformen aus.<br />
Alle Wild- und Gartenformen<br />
werden mit Portraits, Fototabellen<br />
zum direkten Vergleich<br />
von Blüten und Früchten sowie<br />
zahllosen Diagrammen eingehend<br />
vorgestellt. Die Informationsdichte<br />
ist beeindruckend<br />
und aus erster Hand: Reinhard<br />
Witts Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
aus 25 Jahren intensiver<br />
Arbeit mit naturnahen Rosen<br />
im Garten und im öffentlichen<br />
Grün werden dem Leser verfügbar<br />
gemacht. Aus jahrelangen<br />
eigenen Erhebungen stammen<br />
Fakten über Blütenfülle und<br />
-dauer sowie Hagebuttentracht<br />
in Punkto Anzahl, Haltbarkeit<br />
und ökologischem Nutzen.<br />
Damit bringt der Autor völlig<br />
neue und gut belegte Aspekte<br />
in Hinsicht auf die Verknüpfung<br />
von Gartenwert und Naturnähe.<br />
In der Fachwelt hat dieses<br />
etwas andere Rosenbuch schon<br />
begeisterte Resonanz hervorgerufen<br />
„Der Preis ist egal - Das<br />
Buch ist der Hammer!“ Als Naturgärtner<br />
sind wir ja fürs kritische<br />
Querdenken bekannt:<br />
Können wir uns also ungeniert<br />
anschließen?<br />
Im ersten Teil des Buches kennt<br />
man sich noch bestens aus:<br />
Hier werden einheimische<br />
Wildrosen beschrieben. Bei<br />
diesen Arten brummt, summt<br />
und zwitschert es zuverlässig,<br />
für ganz viele Tierarten sind die<br />
Wildrosen wahre Motoren des<br />
Lebens - schlicht unverzichtbar.<br />
Mit Blühdauer, Fruchtschmuck,<br />
Blütenfülle und -farbe bringt<br />
der Autor selbst auf diesem Gebiet<br />
völlig neue Erkenntnisse<br />
für den Leser. Erstaunlich.<br />
Der weitaus größere und brandneue<br />
Teil des Werkes (rund 300<br />
Seiten) beschäftigt sich mit<br />
naturnahen Gartenrosen. Das<br />
sind Sorten, die das Wildrosenspektrum<br />
des naturnahen Gartens<br />
in Bezug auf Blütendauer,<br />
-farbe, Wuchsformen, etc. ergänzen<br />
können. Die also keine<br />
einheimischen Wildpflanzen,<br />
sondern naturnahe Gartenformen<br />
sind. Sie haben wir als<br />
Naturgärtner immer schon eingesetzt:<br />
bspw. Gartenformen<br />
der Essigrose wie Apothekerrose<br />
(Gallica officinalis), oder<br />
jene ganz früh blühende Sorte<br />
der Bibernellrose Glory of Edzell.<br />
Bisher beschränkte sich<br />
das meistens auf die Auswahl<br />
der Wildpflanzenproduzenten<br />
im <strong>Naturgarten</strong> e.V. Doch nach<br />
welchen Kriterien wird eigentlich<br />
ausgewählt?<br />
Dazu stellt der Autor viele Überlegungen<br />
an: Was ist überhaupt<br />
naturnah, wie können wir Gartenrosen<br />
in ihrem <strong>Naturgarten</strong>potenzial<br />
einschätzen? Wie<br />
viel heimische Verwandtschaft<br />
steckt in den verschiedenen<br />
Zuchtformen? Und ganz speziell:<br />
Welche Rosen tragen Ha-<br />
gebutten, sind also fruchtbar<br />
und lebendig? Und da gibt es<br />
unendlich viel zu lernen, verschiedenste<br />
Rosensorten können<br />
in ganz neuem Licht betrachtet<br />
werden und scheinbar<br />
naturnahe Formen werden als<br />
unfruchtbare Kreuzungen erkannt.<br />
Hier kann jetzt ein jeder<br />
selber nachlesen und auswählen,<br />
welche Eigenschaften ihm<br />
oder ihr bei einer naturnahen<br />
Gartenrose besonders wichtig<br />
sind. Nun noch einmal zurück<br />
zu unserer Frage: Kann das Buch<br />
auch Naturgärtner begeistern?<br />
Da kann ich nur eine ganz persönliche<br />
Antwort finden: Für<br />
meine Praxis als Fachbetrieb für<br />
naturnahes Grün ist das Buch<br />
eine unendliche Fundgrube,<br />
um genauer mit dem Thema<br />
naturnahe Gartenrosen umzugehen,<br />
eine Quelle der Inspiration<br />
und eine willkommene<br />
Ergänzung meiner Liebe zu den<br />
heimischen Wildrosen.<br />
„Naturnahe Rosen“ erhielt im April 2010 den Deutschen Gartenbuchpreis in Schloss Dennenlohe.<br />
Dorothee Dernbach<br />
Autorenverzeichnis<br />
Autorenverzeichnis<br />
Nachfolgend finden Sie die Adressen der Referenten und Autoren in alphabetischer Reihenfolge. Bitte setzen Sie sich bei Interesse<br />
(Vortrag, Veröffentlichung, Produkte) bitte direkt mit ihnen in Verbindung.<br />
BÖHMER, Karin<br />
Tel. +43 - (0) 2873 – 7306<br />
info@wildblumensaatgut.at<br />
BuRRI, Johannes<br />
Tel. +41 – (0) 52 – 264 24 34<br />
johannes.burri@fenaco.com<br />
DAVID, Werner<br />
Tel. 08122 – 22 88 189<br />
wernerinweb@web.de<br />
DERNBACH, Dorothee<br />
Tel. 06049 – 950733<br />
dernbach@naturnah-planen.de<br />
ENGELHARDT, Joe<br />
Tel. 0 87 22 - 940-20<br />
info@engelhardt-oekologie.de<br />
ESSEN, Heribert von<br />
Tel. 02228 - 7712<br />
oder 02228 - 911 057<br />
herivonessen@web.de<br />
FISCHER, Christa<br />
Tel. 0451 – 793115<br />
FROESE-GENz, Renate<br />
Tel. 0331 – 58 38 111<br />
info@naturgarten-potsdam.de<br />
GAMERITH, Werner<br />
Tel. +43 – (0) 7260 – 4116<br />
gamerithwerner@gmail.com<br />
GEHRuNG, Elke<br />
Tel. 09174/712<br />
kiga@lbv.de<br />
HEINISCH, Dipl. Ing. Rolf<br />
Tel. +41 (0) 41 921 80 30<br />
heinisch@ecovia.ch<br />
HüNERFELD, Ursula<br />
Tel. 08022 – 7942<br />
KADEN, Silke<br />
Tel. 0 37 294 - 74 83<br />
silke.kaden@satron.de<br />
KALBERER, Marcel<br />
Tel. 07557 – 1363<br />
marcel.kalberer@t-online.de<br />
Kulpe, Dr. Ernst<br />
Tel. 03647 – 413938<br />
LEuFGEN, Willy<br />
Tel. +31 (0) 222 – 31 94 70<br />
info@stichtingoase.nl<br />
oder info@springzaad.nl<br />
LOBST, Sigrun<br />
Tel. +31 - (0)10 – 4372278<br />
sigrunlobst@hetnet.nl<br />
LüCHOW, Kerstin<br />
Tel. 07131 – 17 21 33<br />
kerstinluechow@web.de<br />
MANN, Christina<br />
Tel. 06703 – 12 94<br />
info@kraeuterhexe-eckelsheim.de<br />
oder info@weingutmann.de<br />
MuNzINGER, Stefan<br />
info@naturgucker.de<br />
OBERHOLzER, Alex<br />
Tel. +41 - (0) 32 -623 21 34<br />
mail@oberholzerlaesser.ch<br />
PAPPLER, Manfred<br />
Tel. 09831 - 508-800<br />
pap@grundschulesuedgunzenhausen.de<br />
PECHER, Thomas<br />
Tel. 08638 - 20 99 240<br />
info@pecher-naturgarten.de<br />
POLAK, Paula<br />
Tel. +43 - (0) 699 - 122 82 750<br />
office@paulapolak.com<br />
SALzMANN, Hans C.<br />
Tel. +41 – (0) 62 751 - 3441<br />
salzmannihc@bluewin.ch<br />
SCHALLERT, Christoph<br />
Tel. 06131 – 72354<br />
nachricht@ahornblatt-garten.de<br />
SCHOLz, Anke<br />
Tel. 06342- 919 577<br />
Mobil 0151- 5361 4871<br />
artisjoktheater@t-online.de<br />
SCHWAB, Uli<br />
Tel. 089 - 6385 8616<br />
SCHWABERSBERGER, Antje<br />
Tel. 030 - 4244210<br />
antje.schwabersberger@web.de<br />
STEEB, Marcel<br />
marcel_steeb@online.de<br />
VÖLKER, Ingrid<br />
Tel. 08841 – 672655<br />
ingrid@nyxos.de<br />
WEGNER, Christof<br />
Tel. 08336 – 9380<br />
NaturGestaltung-Wegner@t-online.de<br />
WEISE, David<br />
Tel. 035 823 77 594<br />
dbd.w@gmx.de<br />
WITT, Dr. Reinhard<br />
Tel. 08121 – 464 83<br />
reinhard@reinhard-witt.de<br />
110 Natur & Garten Juni 2010 Natur & Garten Juni 2010 111
Leitfaden für unsere Text- und Bildautoren<br />
Liebe Mitglieder,<br />
Sie haben es sicherlich schon gelesen: Es<br />
gibt einen Personalwechsel in der Redaktion<br />
und beim Layout von Natur&Garten.<br />
Deshalb möchten wir Sie ganz herzlich<br />
bitten, Ihre Beiträge und Fotos zukünftig<br />
nur noch an die Geschäftsstelle<br />
<strong>Naturgarten</strong> e.V., geschaeftsstelle@naturgarten.org<br />
oder per CD an die Postadresse<br />
zu schicken.<br />
Dieser <strong>Tagungsband</strong> hat es gezeigt: die<br />
meiste Arbeit fließt in die Zusammenstellung<br />
der Artikel und vor allem in die<br />
Nachfrage nach den vollständigen Unterlagen.<br />
Auch war uns nicht bewusst, dass<br />
es so viele verschiedene Möglichkeiten<br />
gibt, digitale Fotos zu versenden.<br />
Damit wir es zukünftig etwas leichter<br />
haben, möchten wir einen kleinen Leitfaden<br />
für Ihren nächsten Beitrag herausgeben.<br />
Es wäre schön, wenn wir dadurch<br />
etwas Zeit sparen könnten. Das wäre unser<br />
Wunsch an alle Autoren:<br />
Bitte…<br />
den Text als Word-Dokument<br />
(und nicht als pdf) zusenden.<br />
den Text mit Haupt-Überschriften<br />
versehen, 5-7 Worte sind ausreichend<br />
längere Texte in Absätze untergliedern<br />
und mit Unter-Überschriften<br />
versehen. (bessere Lesbarkeit).<br />
die Fotos als .jpg, .tif oder .psd<br />
schicken (keine screenshots, powerpoints<br />
u.ä.)<br />
eine Vorauswahl der Fotos treffen:<br />
pro DINA4 Seite nicht mehr als 3<br />
Fotos zusenden.<br />
die Fotos mit Bildunterschriften und<br />
Namen der Bildautoren versehen<br />
die Fotos in 300 dpi und möglichst in<br />
einer Auflösung von ca. 2500 x 1800<br />
Pixeln, mindestens aber 700 x 400<br />
Pixeln bei 300 dpi zusenden. Kleinere<br />
Bildauflösungen sind für den Druck<br />
leider nicht geeignet<br />
Wörter und/oder Zeichen Ihres Textes<br />
zählen und Wünsche (Prioritäten)<br />
angeben:<br />
– eine textlastige Seite mit 1-2 kleinen<br />
Fotos kann mit 650 Wörtern, bzw. 4.000<br />
Zeichen (ohne Leerzeichen) im Rundbrief<br />
veröffentlicht werden.<br />
– eine bildlastige Seite mit 1-5 Fotos<br />
(halbe Seite Fotos) kann mit<br />
250 Wörtern, bzw. 1.500 Zeichen<br />
veröffentlicht werden.<br />
Hinweise für die Grafikerin in ROT in<br />
den Text integrieren<br />
Ihre Kontaktdaten in der E-Mail mit<br />
angeben – so können wir Sie schnell<br />
erreichen, wenn wir Fragen haben<br />
Vielen Dank fürs Mitmachen, wir<br />
freuen uns schon jetzt auf neue<br />
Beiträge für die nächste Ausgabe von<br />
Natur&Garten.<br />
Herausgeber: <strong>Naturgarten</strong> – Verein für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle: Kernerstraße 64, 74076 Heilbronn / Telefon: +49 (0)7131 – 64 9999 6 / Fax: +49 (0)7131 – 64 9999 7 /<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@naturgarten.org / Internet: www.naturgarten.org / Internet Fachbetriebe: www.naturgarten-fachbetriebe.de<br />
Auflage: 2.250<br />
Redaktion: Kerstin Lüchow, Reinhard Witt<br />
Layout: Birgit Oesterle<br />
Lektorat: Norbert Steininger, Kerstin Lüchow<br />
Druck: Druckerei Lokay e.K., Reinheim. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier mit umweltfreundlichen Farben<br />
Kerstin Lüchow<br />
Redaktionsschluss: nächste Ausgabe 1. Juli 2010<br />
Voraussichtliches Erscheinungsdatum nächste Ausgabe: Oktober 2010<br />
Hinweise: Für den Inhalt der Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bei Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung (Geschäftsstelle <strong>Naturgarten</strong> e.V.)<br />
Natur & Garten wird an Mitglieder des <strong>Naturgarten</strong> e.V. verschickt und ist im jährlichen Mitgliedsbeitrag enthalten. Auf Anfrage und gegen Spende können gern weitere Exemplare<br />
älterer Ausgaben für Werbezwecke bestellt werden. Über Spenden, auch für bestimmte Projekte, freuen wir uns sehr. Alle Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar,<br />
da der Verein gemeinnützig ist. Bankverbindung: KSK Heilbronn, BLZ: 620 500 00, Konto Nr. 100 69 622, BIC: HEISDE66, IBAN: DE15 6205 0000 0010 0696 22