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Zwei Jahre nach der Explosion werden immer noch Scheiben erneuert. Auch der Bürgerkrieg<br />
hat bis heute Spuren hinterlassen.<br />
von Beirut aus den gesamten Nahen Osten<br />
bedient, nimmt die Nachrichtenfrau<br />
jede aktuelle Entwicklung im Land genau<br />
unter die Lupe. Sie sitzt in ihrem Büro<br />
oben an den Hängen über Beirut und erklärt,<br />
als wieder einmal Strom und damit<br />
Licht und Klimaanlage für ein paar Minuten<br />
ausfallen. Sfeir lächelt spöttisch:<br />
„Wir Libanesen denken gerade nur noch<br />
daran, wie wir unser tägliches Brot organisieren.<br />
Da bleibt nur wenig Raum für<br />
revolutionäre Kraft. Das kommt der altgedienten<br />
Politikerriege sehr gelegen“.<br />
Auch sie reihte sich im Oktober 2019 ein,<br />
als die Massen zum Platz Al Burj zogen<br />
und mehr Gerechtigkeit, mehr Demokratie<br />
forderten. „Damals hatten wir noch<br />
keine Ahnung, was durch die Explosion<br />
noch auf uns zukommen sollte“, sagt sie<br />
nachdenklich. „Viele von uns sind entmutigt,<br />
und ja, wir sind es so leid! Aber<br />
die Antwort kann nicht sein, dass alle das<br />
Land verlassen. Wir müssen reden!“<br />
Das tut die 53-Jährige mit ihrem Team<br />
sieben Tage die Woche vor den Kameras<br />
der SAT-7-Studios. An die 25 Millionen<br />
Menschen erreicht der Fernsehsender<br />
weit über den Libanon hinaus, darunter<br />
Millionen Kinder und Jugendliche. Für<br />
eine seiner Kinderserien, die ein Team im<br />
Lockdown konzipiert hatte, um die<br />
Jüngsten aus ihrer Isolation herauszuholen,<br />
war SAT-7 kürzlich für den von den<br />
Vereinten Nationen geförderten Prix Jeu-<br />
Der ökumenische Sender SAT-7 will ausgleichen, wo die Politik versagt.<br />
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| <strong>missio</strong> 6/<strong>2022</strong>