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können die Treffs für Familien, die Jugend-Workshops<br />
oder die therapeutischen<br />
Angebote im psychosozialen Zentrum<br />
wieder stattfinden. Firas Lutfi, der<br />
eigentlich Syrer ist und während des Krieges<br />
in seiner Heimat den Menschen in<br />
Aleppo zur Seite stand, ist es gewohnt,<br />
aus wenig viel zu machen. Dennoch sorgt<br />
er sich: „Normalerweise konzentrieren<br />
wir einen großen Teil unserer Hilfe auf<br />
die vielen geflüchteten Familien aus Syrien,<br />
dem Irak oder anderen Ländern, die<br />
nur wenig haben. Mit der laufenden Nothilfe<br />
unterstützen wir gerade aber fast zu<br />
100 Prozent libanesische Haushalte. Und<br />
jeden Tag suchen mehr Menschen unsere<br />
Hilfe. Es ist ernst!“ Dabei würde Lutfi<br />
gerne langfristig denken. Viele Ideen haben<br />
sich bei ihm und seinem Team angesammelt:<br />
„Wir wollen die Menschen dabei<br />
unterstützen, für sich hier im Libanon<br />
gute Perspektiven aufzutun anstatt abzuwandern.<br />
Zum Beispiel mit Coaching für<br />
junge Leute, die Arbeit suchen. Vielleicht<br />
sogar eine Jobbörse über die Franziskaner“,<br />
erzählt er von seinen Plänen für eine<br />
Zeit nach der Nothilfe.<br />
Shaghik Ishkhanian wird davon nicht<br />
mehr profitieren. Die 21-Jährige sitzt mit<br />
ihren Freunden im „Kalei“, einer trendigen<br />
Bar im Ausgehviertel Mar Mikhael,<br />
die es in besseren Zeiten auf die Liste des<br />
beliebten Reiseführers Lonely Planet geschafft<br />
hat. Seit heute Morgen hat Shaghik<br />
ihr Krankenpflege-Examen in der Tasche.<br />
Das muss gefeiert werden – aber mit<br />
nur einem Getränk und ohne Snacks. Viel<br />
zu teuer, längst auch für die junge und<br />
gut gebildete libanesische Mittelschicht,<br />
die gerade die heftigste Inflation in der<br />
Geschichte des Landes erlebt. Der Zettel<br />
mit dem wlan-Passwort klebt auf dem<br />
Tisch, alle tippen in ihre Handys ein:<br />
„liveitdaybyday“ – lebe Tag für Tag.<br />
Nichts für Shaghik. Sie macht lieber<br />
Pläne, denn ihre ersten Bewerbungen hat<br />
sie schon geschrieben. „Klar wird meine<br />
Arbeit hier gebraucht – aber Libanesische<br />
Pfund sind doch nichts mehr wert. Jetzt<br />
zählen nur noch frische Dollar!“ Nächste<br />
Woche hat sie die Möglichkeit, an einem<br />
Workshop in den USA teilzunehmen.<br />
„Vielleicht gehe ich dann auch bald ganz<br />
dorthin“, sagt sie schulterzuckend.<br />
20 | <strong>missio</strong> 6/<strong>2022</strong><br />
Märtyrerplatz Al Burj – einst prächtiger Park, heute Sinnbild für Wut und Frustration der Beiruter.